TM -W* . ' rv i> ,< ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom Deutschen Apotheker-Verei« unter Redaktion von E. Schmidt und H. ßeckurts. Band 249. LIBRARY NEW YORK BOTAMCAL. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1911. >fL4tf> ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom Deutschen Apotheker -Verein unter Redaktion von E. Schmidt und H. Becknrts. Band 249. Heft 1. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1911. Ausgegeben den 17. Februar 1911, INHALT. Seite E. Buschmann, Ueber die basischen Bestandteile von Helianthus annuus L 1 E. Feist, Nachweis einer Schädigung von Fichten durch Röstgase 7 N. Strueff, Zur Frage der Differentialdiagnostik der Bäume, welche die verschiedenen Benzoesorten liefern 10 G. Kaßner, Ueber die Oxydation des Bleioxyds unter dem Ein- fluß des Lichtes und der Luft 22 J. Gadamcr, Ueber Corydalisalkaloide (Corycavidin, ein neues Alkaloid der Corycavinreihe) 30 Derselbe, Notiz über die Alkaloide perennierender Papaveraceen (Papaver Orientale, P. lateritium) 39 A. Heiduschka und H. Riffart, Ueber Bixin .......... 43 G. 0. Gaebel, Das Salvarsan beim gerichtlichen Arsennachweis . 49 E. Rupp, Ueber Phenolphthaleinderivate und deren Indikator- eigenschaften 56 Chr. Ulrich, Beiträge zur Kenntnis des Fischfleisches 68 Eingegangene Beiträge. H. Solereder, Zur mikroskopischen Pulveranalyse der Folia Salviae. E. Eriksson, Bestimmung des Glycyrrhizin-; und der Zuckerarten im Süßholzpulver und Süßholzextrakt. J. Trocger und H. Runne, Beiträge zur Erforschung der Angostura- alkaloide. Kneip, Ney und Reimers, Quantitative Bestimmung des Cantharidins in Canthariden und Cantharidentinktur. J. Flieringa, Ueber das Saponin aus den Blättern von Trevesia sundaica. A. W. K. de Jon?, Wertbestimmung der Cocablätter. (Geschlossen den 10. II. 1911.) Nährmittel für Säuglinge als Danernahiung in den Fällen, in denen die natürliche Ernährung nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kiuder und Erwachsene während und nach zehrenden Krankheiten. Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in Pulverform in Dosen von y 2 kg Inhalt zu M. 1,50. Nährzucker-Kakao in Dosen von y 2 kg Inhalt zu M. 1,80. Eisen-Näi rzucker mit 0,7% ferrum glycerin-phosphoric. die Dose von y 2 kg Inhalt M. 1,80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit 10'ji, ferrum jxydat. saccharat. sol. l'h. IV. die Dose von V 2 kg Inhalt M. 2, — . [Leicht verdauliche Eisenpräparate klinisch b-wähitbei Atrophie und Anämie. Den H. H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenfrei. Nährmittplfahrik Miinc en G. m b H in Pas'urj bei Mttnrb«n. A n zeigen. Vi Seite zum PreiBe von M 50.— ; y s Seite zum Preise von M 80.—; 1 l i Seite zum Preise von M 20 — ; »/» Seite zum Preise von M 10.—. Die Grnndschrirt ist Petit. Beila«e-- Antheren sind zweifächerig und springen mit zwei Längsspalten auf. Das oberständige Gynäceum ist freistehend. Der rothraune zylindrische Griffe] endigt mit einer kopfförmigen Narbe. Die Länge der Blüte beträgt, nach Ticbomirow, 1 — l 1 .. cm. Die Frucht ist oben ab- geplattet, kugelförmig, gerunzelt und holzig, von dunkelbrauner Farbe, mir Haaren bedeckt. Die Pflanze ist häufig charakteristischen pathologischen Ver- änderungen unterworfen, die zuerst von Tschirch beschrieben worden Bind- Derselbe beobachtete während eines Aufenthalts auf der Insel Java auf vielen Bäumen von Styrax Benzoin besondere GaHenbildungen. Die Einheimischen nennen diese Bildungen Sakit und halten sie- ganz richtig für eine Krankheit des Baumes. Es ist Professor T schi r c h gelungen, festzustellen, daß diese Gecidienbüsohel, wie er sie nennt. das Resultat der Lebenstätigkeit eines besonderen Insekts, einer Laus, vorstellen, welche nach dem von Tschirch gesammelten Material von Dr. Kar seh unter dem Namen Astegopterix beschrieben wurde 1 ). Was die Gewinnung der Siam-Benzoe anbetrifft, so teilt T ta o r e 1 l 2 ) mit, daß die Eingeborenen in den Bergen zwischen Tongkin und Laos gewöhnlich im Januar, nach anderen Autoren im April und Mai. wenn die Blätter verwelkt sind, unten am Stamm von unten nach oben Einschnitte machen, aus denen nunmehr das Harz herausfließt. Die Ausscheidung dauert 2 Monate; gegen das Ende wird die Benzoe mitsamt der Rinde genommen. Cap. Hicks berichtete an .1 amie ( 1883) 3 ). daß in Suang-rubang (Laos) im April und Mai. wenn die Blätter zu vertrocknen beginnen. Einschnitte gemacht werden und ein Teil des Harzes auf den Boden tropft. Die Auskünfte, die Rordorf 1910 erhielt 4 ), gehen dahin, daß in der kleinen Ansiedelung Ursiamesen im Quellgebiet des Flusses Meping in Xord-Siam, dem einzigen Ort. der jetzt Siam-Benzoe sammelt, die Rinde in großen Stücken (von Halbhand- bis Vierhandgröße) abgerissen und das innen aufsitzende Harz mit der Hand abgelöst wird. 1 ) Tschirch, Ueber durch Astegopteryx. eine neue Aphiden- gattung, erzeugte Zoocecidien auf Styrax Benzoin Dr. Berichte der deutsch. Bot. Gesell. 1890. Bd. VIII, H. 2. -) Garnier, Voyage d'exploration en Indo-Chine, II, 1873; T h o r e 1 1, Agric. et Hortic. de PIndo-Chine; citiert in A. Tschirch, und Harzbehälter. 3 ) Bei Holines, Pharm. Journ. 14 (1883), 3.34. Die Auskunft, die Schomburgk 1861 erhielt, ist unsicher. Er war selbst nicht in der Gegend (Pharm. Journ. 1861. 126). 4 ) Schweiz. Wochenselir. 1910. 12 X. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. Um die Sumatra-Benzoe zu gewinnen, werden, nach M ique l 1 ). bis zum Holz gehende gerade oder schräge Einschnitte in die Rinde gemacht; nach einiger Zeit sammelt man das Harz. Das Einschneiden der Rinde wird viermal im Jahre vorgenommen. Von Längsschnitten berichtet auch K i ß 1 i n g an T s c h i r c h 1905 bei der Palenibang-Benzoe (vergl. die Photographie in T s c h i r c h. Harze und Harzbehälter S. 196). Styrax Benzoin wächst sehr rasch, und in 6 — 7 Jahren können die Bäume schon die beste Sorte Harz liefern. Das am Anfang gew'onnene bildet das wertvollste Produkt, die erste Sorte; es ist weiß, flüssig, erhärtet rasch und führt in der Sprache der Eingeborenen die charakteristische Benennung „Kopf". Mit den Jahren nimmt das Harz an Güte und Menge ab. wird braun und erhält nun als Ware von den Malaien die Benennung ,. Bauch", ^egen das 20. Jahr hört der Baum ganz auf. Harz zu produzieren: dann wird er abgehauen, in Stücke gehauen und das zurückgebliebene Harz wird abgeschabt. Dies ist die niedrigste Sorte, die von den Eingeborenen ..Fuß" genannt wird. 2 ) Die auf solche Weise gewonnene Benzoe wird in Gestalt einzelner Stücke oder Laibe (Tampang) in .Matten gewickelt in die Hafenstädte von Sumatra gebracht und von dort nach anderweitiger Verpackung verschifft. Die über Singapore transportierte Menge Benzoe beträgt ungefähr 250 000 kg jährlich. Siam-Benzoe wird gegen 25 000 kg jährlich gewonnen. Die Bildung der Benzoe in der Pflanze ist durch T s c h i v c h und S v e n d s e n festgestellt worden. Ersterer zeigte 3 ), zum Teil mit Lud y 4 ), daß die un verwundete Pflanze weder Benzoe noch einen Bestandteil des Harzes, ja überhaupt keine Harzbebälter besitzt, und daß sieh das Harz erst infolge von Verwundungen bildet. Als dann auf Tschirch's Veranlassung im botanischen Garten in Buitenzorg durch Treub Styrax Benzoin auf ver- schiedene Weise verwundet und die abgeschnittenen Zweige in Bern durch S v e n d s e n untersucht wurden 5 ), zeigte sich, daß auch der Benzoebaum dem von Tschirch aufgestellten . G esetze des Harzflusses' folgt, d. h., daß auch bei ihm infolge der Verwundung im Xeuholz Harzkanäle auftreten. *) M i q u e 1, Sumatra. Vergl. auch die älteren Angaben in Mars den, History of Sumatra. London 1811. Deutsch-Leipzig 1785. 2 ) Vergl. in Flückiger-Hanbury, Pharmacographia , bei Marden u. and. 8 ) Ber. d. d. Bot. Ges. 1890, S. 48, sowie Harze und Harz- behälter S. 1199. *) Tschirch und L ü d y, Arch. d. Pharm. 1893. 5 ) Svendsen, Harzfluß bei den Dicotylen, Dissertation Bern 1905 und Tschirch, Harze und Harzbehälter S. 1199. X. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. 13 und daß diese es sind, die die Benzoe produzieren. Dadurch wurden zugleich die seit Schoraburgk 1 ) oft wiederkehrenden Angaben daß die Benzoe ..zwischen Holz und Rinde'' entstehe, aufgeklärt. 'Auch Rordort's Material bestätigte die obigen Angaben. T.) Ueber die Stammpflanze der Sumatra-Benzoe sind wir orientiert. Wir wissen, daß es Styrax Benzoin Dryander ist 2 ), ebenso wie der Baum, der in Java vorkommt und von dem I— chirch 188s .Material zu sammeln Gelegenheit hatte. Und auch der Baum, der Palembang-Benzoe liefert, ist. wie Treub zeigte 3 ), Styrax Benzoin Dryander. Immerhin wirft doch schon M i 4 u et die Frage auf 4 ), ob nicht eine andere Art, nämlich Styrax -ubdenticulata Miq. 8 ), die in Penang gesammelte Benzoe (Storax- Benzoe) liefern könne und Holmes pflichtet dem (1890) bei. Nur bezüglich der Pflanze, welche die Sianibenzoe produziert, ist eine Einigung noch nicht erzielt, da, gestützt auf die nicht weg- zuleugnende Tatsache, daß das Harz der Sianibenzoe eine andere Zusammensetzung besitzt — es enthält n u r Benzoesäure und keine Zimmtsäure — . immer von neuem betont wurde 6 ), es müsse wohl eine andere Art vorliegen. Holmes"), der auch neuerdings (1910) wieder für die Verschiedenheit der Pflanzen eintritt imd auch für die Penangbenzoe eine andere Stammpflanze anzunehmen geneigt ist (s. oben) — also drei verschiedene — stützt sich darauf, daß J a m i e in Singapore von Cap. H i c k s aus den Laosstaaten erhaltene Pflanzen (1883) neben St. Benzoin kultivierte und beide für verschieden hielt (Jamie ist aber nicht Botaniker), daß die von J a m i e an Kew Gardens gesandten Siam- Pflanzen von St. Benzoin verschieden zu sein scheinen (freilich: ..nearly allied"). daß durch Shent on mikroskopisch untersuchte Blätter (der Jamie'schen Pflanze?) Verschiedenheiten zeigten i welche ist nicht angegeben) und eine Zeichnung von Pierre (in der Sammlung der Pharmac. Society) nach einem Exemplar 1 ) Pharm. Journ. 3 (1861), 126. 2 ) T s c h i r c h, Harze und Harzbehälter 8. 197. 3 ) In einem Aufsatze von Holmes, Pharm. Journ. (3), 21. <1890) 519. 4 ) ,,An etiani benzoiferum'". Flückiger-Hanbury, Pharmacographia S. 407. 5 ) Perkins schreibt : subdenticulatus : Holmes (Pharm. Journ. 1910): subdenticulatum ! 6 ) Z. B. von Hanbury. Jamie, Holmes u. a. Buchners Repert. 19, (1870) 313. '•) Pharm. Journ. (3) 14 (1883) 354, 21 (1890), 519 und (1910) 515. 14 N. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. von Styrax aus den Laosstaaten das Ovarium elliptisch — nicht rund — darstellt, daß Greenish 1910 die EpidermiszeHen bei der Siampflanze breiter und länger und die Cuticula dicker fand als bed Styr. Benzoin, sowie endlich darauf, daß die Siambenzoe nach Vanillin, die Penangbenzoe nach Storax, die Sumatrabenzoe nach keinem von beiden riecht. T s c h i r c h vertrat demgegenüber die Ansicht, daß es sich hier wahrscheinlich nicht um zwei oder drei verschiedene Alien, sondern um physiologische Varietäten — - wie er botanisch-systematisch übereinstimmende, aber chemisch ver- schiedene Produkte liefernde Pflanzen nannte 1 ) — handeln werde. Er sagt 2 ): „Ich habe vor einiger Zeit den Gedanken ausgesprochen, daß die Art, welche die Siambenzoe liefert, eine physiologische Varietät der Art sei, von welcher die Sumatrabenzoe kommt, beide aber zu Styrax Benzoin Dryander gehören. Diese Anschauung erschien so- lange als etwas gewagt, als es nicht gelungen war, auf Sumatra, wo erwiesenermaßen Styrax Benzoin geharzt wird, eine zimnitsäurefreie Benzoe aufzufinden. Die Lücke ist nun ausgefüllt. Wir haben in der Palembangbenzoe von der Ostküste Sumatras eine Benzoe kennen gelernt, die, wie die Siambenzoe, nur Benzoesäure und gar keine Zimmtsäure enthält 3 ). Und da nun auch die aus der Siambenzoe ausgelesenen Pflanzenreste, besonders Rinde und Holz anatomisch mit ganz korrespondierenden Geweben sicher bestimmter Styrax Benzoin übereinstimmen, so stehe ich nicht an, die beiden Pflanzen, welche Siam- und Sumatrabenzoe liefern, in der Tat für physiologische Varietäten einer und derselben Art anzusehen/' Immerhin blieb es im höchsten Grade wünschenswert von der Siampflanze weiteres authentisches Material zu erhalten. Ganz unerwartet gelangte nun vor kurzem solches nach Europa. 1 ) Flora 1904, Heft 3 und Harze und Harzbehälter 8. 198. Holmes spricht fälschlich von „geographischen" Varietäten — das ist aber etwas anderes. 2 ) Harze und Harzbehälter 8. 198. 8 ) Nach den vergleichenden Untersuchungen von Tsehireb und L ü d y (Areh. d. Pharm. 1893) enthält die Siam-Benzoe und die Palem bang- Benzoe n u r Benzoesäure und keine Zimmtsäure, die Sumatrabenzoe neben viel gebundener und freier Zimmtsäure auch etwas weniger Benzoesäure. Die Penang- (oder Storax-) Benzoe ver- hält sich verschieden. Die eine untersuchte Sorte enthielt viel Benzoe- säure neben einer geringen Spur Zimmtsäure, eine andere nur Zimmt- säure und die dritte viel Zimmtsäure neben wenig Benzoesäure. N. Struotf: Differentialdiagnostik der Benzoebäumei l"> Durch seinen Schwager Fr. Domela X i c u u e n ti u i b, holländischen .Minister in Siam kam nämlich der Baseler Apotheker Rardorf im Juni 1!>1(> in Besitz von beblätterten Zweigen. Rinde lind Hai/ der echten Siambenzoepflanze und erhielt auch Nachrichten über die Gewinnung dvs Harzes 1 ). Die Beschaffung des Materials w&\ mit größier Mühe und Gefahr verknüpft gewesen: Neun lv\ peditionen wurden seit l!n>7 abgeschickt, alle kehrten erfolglos zurück, erst die zehnte (Kerbst 1909 bis April 1910) brachte däfi versprochene Material. Von diesem sandte nun Herr Rordorf Proben nach Bern an Prof. T s e h i r c h, der sie mit seinem aus Indien mitgebrachten Material von Styrax Beuzoin verglich und als im wesentlichen identisch damit fand 2 ). Leider war das Material noch nicht ganz vollständig: es fehlten Blüten und Früchte, so daß also das allerletzte Wort in der Sache noch nicht gesprochen ist. Im Monsungebiete Südasiens kommen von der artenreichen Gattung Styrax, von der sich viele Arten in Südamerika finden, außer Styrax Benzoin noch vor: Styrax agrestis (Lour.) G. Don. St. Warburgii Perk.. St. for- tnosanus Matsum. St. Henryi Perk., St. Matsumuraii Perk.. St. virgatus Wall., St. Finlaysonianus Wall., St. serrulatus Koxb.. St. paralleloneurus Perk., St. crotonoides Glarke, St. suberifol. Hook, et Arn., St. Ridleyanus Perk.. St. subpaniculatus Jungk, et de Vriese, St. Hookeri Clark, St. caudatus (Wall.) Perk., St. grandi- florus Griff, St. Porterianus Wall.. St. rugosus Kurt'.. St. subdenti- culatus Miq. Aber ein genauer Vergleich des aus Siam eingesendeten Materials hat den besten Kenner der Styracaceae und Bearbeiter der Familie in Englers Pflanzenreich (Regni vegetabilis conspectus) J. P e r k i n s zu dem Resultate geführt, daß die Rordorf "sehe Siampflanze mit Styrax Benzoin Dryander identisch ist. Perkins schreibt 3 ) : ,,N ach dem vorliegenden Material habe ich keinen Zweifel darüber, daß die Pflanze die echte Styrax Benzoin Dryander ist." Ein zunächst hervortretender Unterschied, den Rordorf*) betont, daß nämlich die Blätter bei der Siampflanze völlig ganz- *) Rordorf, Mitteilungen über Siambenzoe. Schweizerische Wochenschrift 1910, No. 36. 2 ) Ebenda. 3 ) Schweiz. Wochenschr. 1910, No. 36. 4 ) Mitteilungen über Siambenzoe. Schweiz. Wochenschr. 1910, Xo. 36. 16 N. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. randig sind, während sie bei den Abbildungen von Styrax Benzoin in der Literatur mehr oder weniger gezähnt erscheinen, kommt nicht in Betracht. Schon der Vergleich der Abbildungen zeigt, daß die Zähnelung sehr ungleich stark ist. In der Abbildung in Pabst-Köhler's Medizinalpflanzen (t. 113) tritt sie ziemlich stark hervor, und Pabst sagt im Text: „unregelmäßig aus- geschweift gezähnt", in der Abbildung in B e r g - S c h m i d t's Atlas (t. 42) tritt sie schon weniger hervor und Schumann bemerkt im Text: ,,in der oberen Hälfte unregelmäßig gezähnt", am wenigsten ist sie bei der Abbildung in Bentley-Trimen (t. 169) sichtbar, die bei den Blättern bemerken: „irregulary denticulate or nearly intire". In der Abbildung bei N e e s von Esenbeck (t. 211) endlich sind die Blätter nahezu ganzrandig und bei Dryander völlig ganzrandig 1 ). Bei dem Materiale aus dem T s c h i r c h'schen Herbar aus Java und Sumatra war die Zähnelung bald deutlich, bald trat sie so sehr zurück, daß sie fast gar nicht sichtbar war oder fehlte ganz — ganz wie es Bentley und T r i m e n angeben. Auch die Diagnose der Art in der oben erwähnten Bearbeitung der Styracaceae von J. Perkins sagt: ,,integra vel minutissime irregulariter denticulata und die Abbildung (Fig. 7 auf S. 59) trägt dem Rechnung. Aehnliche Verhältnisse finden wir auch bei anderen Styrax- arten. Auch bei St. agrestis (in Cochinchina) und St. formosanus (auf Formosa) heißt es: ,,folia integra vel indistincte subdenti- culata" und ähnlich bei St. Henryi (auf Formosa). Deutlich gezähnt sind dagegen z. B. die Blätter von St. virgatus (Trop. Himalaya) und St. subdenticulatus Miq. (Sumatra). Ein anderer Unterschied scheint schwerer ins Gewicht zu fallen. Rordorf bemerkt ganz richtig, daß bei dem Siam- ! ) Die erste Abbildung von Styrax Benzoin, die Dryander. der die Art aufstellte, in Philosoph. Transact. 77 (1787) gibt, ist nach einem, jetzt im British Museum liegenden Exemplar gezeichnet, das Marsde n in Sumatra gesammelt hatte. Er sagt: ,,Folia integerrima" . Die Abbildung in Bentley and T r i m e n, Media plants, ist ge- zeichnet nach einem Exemplar des British Museums, das Zollinger auf Java gesammelt hat, die Frucht nach einem Specimen aus der Sammlung Hanburys; die Abbildung in Berg-Schmidt Altas nach einem von Blume ebenfalls auf Java gesammelten Zweige. Gleichfalls nach einem Blum e' sehen Exemplar aus Java ist die Abbildung bei Nees von Esenbeck gezeichnet. Bei der Abbildung in Pabst-Köhler ist die Vorlage nicht angegeben. naoi Tinn Querschnitt durch das Blatt 1. Styrax Benzoin aus Siam. 2. Styrax Benzoin aus Sumatra. 3. Styrax Benzoin aus Java. Fig. l. Fig. 2. Haare der Blattunterseite von 1. Styrax Benzoin aus Siam. 2. Styrax Benzoin aus Sumatra. 3. Styrax Benzoin aus Java. Die Figuren stellen die extremsten Fälle dar. Der Durchschnitt zeigt keinen Unterschied zwischen den drei Arten. cä > cö 1 *-» § cd .3 o =- CD W M fl eö o > fc -»j co r/2 1— 1 CD bD 00 CD -1-3 OQ , cö BD - CD T3 cd CD .9 02 rt 2 CD cd =0 3 Ö o N c CD T3 w -+3 cd 1 CO 7J BD 5) . d t jedenfalls, daß auch hei dem Siam-Materia] Gallenbildongen vorkommen, die. soweit sich dies nach den allein erhaltenen Basen beurteilen läßt, nach der Bestimmung von Tsehireh. auch von einer Astegopteryx (s. oben) herzu- rühren seheinen. Meine Aufgabe war es nun. die drei Specimina miteinander anatomisch zu vergleichen: das aus Siam staimnende Blatt- und Zweigmaterial, das Herr R o r d o r f aus der nordwestlichen Provinz Kiang-mai. nördlich von Kiang-ngai. aus dem Quellgebiete des Flusses Rfeping erharten hatte — das von Professor Tsehireh in reiohlicher Menge ans Java mitgebrachte Herbarmaterial von sicher bestimmtem Styrax Benzoin Drvander — und das von Herin Professor K i ßling in der Residentschaft Palembang in Sumatra gesammelte und Professor Tsehireh überwiesene Material. bestehend in einem in Formol konservierten Zweige des sumatranischen Benzoebaumes. I. Styrax Benzoin aus Siam. Blätter (Herbarmaterial von R o r d o r f) erhalten, groß, von zart hellgrüner Farbe, am Stiel abgerundet, am entgegen- gesetzten Ende al< ziemlich langgestreckter Fortsatz zugespitzt (Träufelspitze). Breite 5.*i cm. Länge 13,6 cm. Die obere Blattfläche UH glatt: die untere hellgraue ins ferünliehe spielende ist mit Härchen besetzt. Am Querschnitt durch ein Blatt (Fig. 1) sieht man oben ein großes Würfelepithel, dessen Zellen etwas niedriger sind als bei dem Material aus Java und Sumatra, und unmittelbar unter demselben stößt man auf sehr große, Kürystalle von Calcium- Oxalat enthaltende Zellen. Die großen Würfelzellen, welche die obere Blattfläche bedecken, biegen sieh um tue Zellen, in denen sich die Krvstalle befinden, wobei sie über denselben kleiner werden. Die krystallophoren Zellen werden nur einzeln, niemals zu zwei. Arch. d. Pharm. ( CXXXXVIX. Bds. 1 Heft. - 18 N. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. angetroffen; sie enthalten den Oxalsäuren Kalk in Drusen und sind etwas größer als die ähnlichen Zellen bei Styrax Benzoin aus Sumatra und Java. Weiter unten folgt eine Palissadenschicht. Die untere Blattfläche ist von einer Schicht feinen Würfelepithels gebildet. Die auf der unteren Blattfläche sitzenden Härchen bilden Sterne mit 6 — 12 Strahlen (Fig. 2). Dieselben sind oft etwas länger als bei Styrax aus Java und Sumatra. Die mittlere Länge ist == 0,1665. die mittlere Dicke = 0,009. Bei der Betrachtung des Prä- parates in der Gegend des Hauptnervs sieht man an der Ober- fläche des Schnittes näher zur unteren Blattfläche in der Gegend des Schwammparenchyms sowohl einzelne Drusen von Calcium- oxalat enthaltende Zellen, als auch Gruppen von 2 — 3 solcher Zellen, wobei im letzteren Falle die Krystalle größer sind und eine rhomboedrische Form haben. Zuweilen sind die Zellen, welche solche Krystalle enthalten, von Zellen umgeben, welche Drusen von Calciumoxalat in sich schließen. Näher zur oberen Blattfläche stößt man auch auf krystallophore Zellen, doch nur auf sehr wenige (1 — 2), die teils Drusen, teils Krystalle kleesauren Kalks von •rhomboedrischer Form einschließen. Auf krystallophore Zellen stößt man fast immer in der Gegend des vasculären Teils des Nerven. Die untere Blattfläche trägt auch Stomata. Der 5 mm dicke Stengel ist von graubrauner Farbe und hat eine ziemlich glatte Oberfläche; der Bruch ist rosa, das Mark deutlich sichtbar. Am Querschnitt des Präparates gewahrt man im Holz die Mark- strahlen, die aus einer oder zwei Reihen Zellen bestehen; die Fort- setzung dieser Strahlen ist auch in der Rinde deutlich zu sehen. Zahlreiche große Gefäßbündel sind strahlenförmig angeordnet. In der Rinde befinden sich viele Skiereiden. Bei der Betrachtung eines Längsschnittes gewahrt man zahl- reiche Skiereiden. Diese liegen nicht wie bei St. Benzoin aus Java und Sumatra näher zur Oberfläche, sondern werden öfters in der ganzen Rinde zerstreut gefunden (Fig. 3). Diese Zellen haben auch bisweilen dickere Wände als die analogen Zellen bei dem Material aus Java und Sumatra ; oft übertreffen sie auch 1 y 2 — 2 mal an Länge diejenigen bei dem Material aus Java und Sumatra. 2. Styrax Benzoin aus Java. Das Blatt (Material aus dem T s c h i r c h'schen Herbar) eiförmig, mit einer weniger langen Träufelspitze als bei Styrax Benzoin aus Siam; Länge 10 cm, Breite 3,6 cm. Die obere Blatt- fläche dunkel, die untere hell, mit Härchen besetzt. Die An- ordnung der Nerven wie bei Styrax Benzoin aus Siam. N. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. 19 Im Querschnitt des Blattes (Fig. 1) sieht man näher zur oberen Blattfläche Drusen von kleesaurem Kalk enthaltende Zellen. Diese krystallophoren Zellen sind zahlreicher und kleiner als bei Styrax Benzoin aus Siam. Als charakteristische Eigentümlichkeit er- scheint der Umstand, daß diese Zellen oft paarweise vorkommen, w.is bei Styrax Benzoin aus Siam niemals beobachtet wurde Das Blatt ist etwas dicker als bei Styrax aus Siam und die die untere Blattfläche bedeckenden Härchen etwas kürzer und dicker als bei diesem. Die mittlere Dicke der Härchen ist bei Styrax Benzoin aus Java — 0,0108 mm, die mittlere Länge = 0,11970. Dieselben sind sternförmig zu je 8 — 12 Stück angeordnet (Fig. 2). Betrachtet man den Querschnitt des Hauptnerven näher zur unteren Blattfläche in der Gegend des Schwammparenchyms, so gewahrt man eine große Menge krystallophorer Zellen, die meist in Gruppen reihenweise liegen und teils Drusen, teils einzelne Krystalle von regelmäßig rhomboedrischer Form enthalten. In der Gegend des Gefäßbündels trifft man auch einige Zellen, welche Drusen ent- halten. Näher zur oberen Blattfläche, in der Gegend des Schwamm- parenchyms sieht man auch krystallophore Zellen, aber in geringer Menge, eine oder zwei Gruppen von Zellen, die meist regelmäßige rhomboedrische Krystalle enthalten. Ein der oberen Blattfläche parallel geführter Schnitt zeigt dasselbe Bild wie bei Styrax aus Siam. Das Präparat eines Blattstiels von Styrax Benzoin aus Java hatte 4 mm Durchmesser; er war von schmutzig grauer Farbe, hatte eine leichtgerunzelte Oberfläche und sah im Bruch rosa aus. Das mikroskopische Bild des Querschnitts des Blattstiels bietet nichts Charakteristisches. Die Markstrahlen des Stengels hegen ziemlich eng aneinander und bestehen aus einer oder zwei Reihen Zellen. In der Rinde macht sich die Fortsetzung der Markstrahlen bemerkbar, wobei die Zeilen hier meist in einer Reihe hegen. Die Rinde enthält viele Skiereiden. Dabei sieht man am Längsschnitt, daß die Sklere'iden oft etwas kleiner als bei Styrax Benzoin aus Siam sind und der Oberfläche näher liegen (Fig. 3). 3. Styrax Benzoin aus Palembang (Sumatra). Die Blätter (das Präparat in Formahn aus der T s c h i r c h- schen Sammlung) sind auf beiden Seiten braun. Das äußere Ende der ganzrandigen Blätter ist weniger zugespitzt als bei St. Benzoin aus Siam; das Blatt ist im Querschnitt dicker als bei St. Benzoin aus Siam. Am Querschnitt des Blattes (Fig. 1) trifft man unmittel- bar unter einem großen Würfelepithel stellenweise Zellen, welche 2* 20 X. Strueff: Differentialdiagnostik der Benzoebäume. Drusen von Calciumoxalatkrystallen enthalten. Weiter unten folgt eine Palissadenschicht, von welcher die krystallophoren Zellen um- geben sind. Diese liegen einzeln; zwei oder mehr Zellen beieinander sind nicht beobachtet worden. Die Größe derselben ist ungefähr dieselbe wie bei Styrax Benzoin aus Java. Die untere Blattfläche ist mit Härchen bedeckt, welche 0,12010 mm lang sind und meist 6 bis 9 strahlige Sterne bilden (Fig. 2). Die mittlere Dicke ist gleich 0,01568 mm. Am Querschnitt durch den Hauptnerven sieht man näher zur Blattfläche viele krystallophore Zellen, die in Gruppen reihen- weise die Breite fast des ganzen Schwammparenrhyms einnehmen. Dieselben enthalten meist Drusen von Calciumoxalatkrystallen. obgleich auch Zellen mit Krystallen von regelmäßig rhomboedrischer Form angetroffen werden. In dem vasculären Teil des Gefäli- bündels sind auch krystallophore Zellen zu sehen; näher zur oberen Blattfläche liegen mehr einzelne solcher Zellen. Der Stengel von Styrax Benzoin aus Sumatra war 3 mm dick, von schmutzig brauner Farbe mit ziemlich glatter Oberfläche. Die Oberfläche eines Bruches in die Quere ist auch braun. Ein Querschnitt durch den Stengel zeigt Markstrahlen, die aus 1 — 2—3 Reihen stärkehaltiger Zellen bestehen. Eine Fortsetzung derselben bemerkt man in der Rinde. Man sieht die Lumina größerer und kleinerer, radial gelegener Gefäße. In der Rinde be- obachtet man Skiereiden. Ein Längsschnitt durch die Rinde zeigt ebenfalls Skiereiden (Fig. 3). Diese Zellen sind weniger zahlreich als bei Styrax Benzoin aus Siam und Java und sie liegen mehr im äußeren Teil des Stengels. Die Zellwände sind dünner und die Zellen selbst kürzer wie bei St. Benzoin aus Java. Die erhaltenen Resultate der mikroskopischen Untersuchung der Blätter und Stengel der Pflanzen, welche die Siam-Benzoe. Java-Benzoe und Sumatra-Benzoe liefern, miteinander vergleichend, gelangen wir zu dem Schluß, daß es auch auf mikroskopischem Wege nicht gelungen ist, einen w e s e n t 1 i c h e n Unterschied zwischen den drei Bäumen festzustellen. In den Blättern von Styrax Benzoin aus Java trifft man nicht nur einzelne, sondern häufig auch paarweise gelegene krystallophore Zellen, was bei Styrax Benzoin aus Siam und Sumatra bislang nicht beobachtet worden ist; dabei sind bei Styrax Benzoin Siam diese Zellen größer und weniger zahlreich, ragen auch weniger hoch in die Epidermis hinein. \. Slriittt: Differentialdiagnostik der Benzoebüunie. -\ Diese Eigentümlichkeit des Styrax Benzoin aus .Java ist aber nicht groß genug, um darauf etwa eine neue Art zu gründen. Bei St. Benzoin aus Java und Sumatra sind die Epideimiszelleii etwas höher als bei St. Benzoin aus Siam. Der Unterschied in der Größe und Anordnung der die untere Blattfläche bei den drei Arten Styrax bedeckenden Härchen ist, wie aus den oben angeführten vergleichenden Zahlen ersiehtlieh ist. unbedeutend und kann ebenfalls nicht als wesentliches Unter- s< heidungsmerkmal dieser Bäume dienen. Zu den Eigentümlichkeiten des mikroskopischen Baues des Stengels von Styrax Benzoin aus Siam gehört, daß die Skiereiden Länget sind und oft dickere Wände haben als die ähnlichen Zellen bei Styrax aus Java und Sumatra; außerdem hegen bei letzteren diese Zellen gewöhnlich der Oberfläche der Rinde näher, während man sie bei Styrax Benzoin aus Siam auch an vielen anderen Stellen der Rinde findet. Aber auch dies sind untergeordnete Unterschiede. Wir kommen also zu dem Schlüsse, daß die anatomische Untersuchung von Blättern und Stengeln zAvar einige kleine Unter- schiede zwischen den drei Arten festgestellt hat, daß diese Unter- schiede aber, deren regelmäßiges Auftreten bei Material von verschiedenen Standorten zudem erst an größerem Material zu erweisen wäre, nicht ausreichen, um ent- gegen der auf morphologische Uebereinstimmung basierten An- sieht des Monographien der Familie, die Siam-Benzoepflanze für eine von der Java- und Sumatra-Benzoepflanze botanisch- syätematisch verschiedene zu halten. Es bleibt demnach nichts anderes übrig, da die Harzprodukte verschieden sind, vorläufig der Ansicht T s c h i r c h s beizupflichten, daß es sich um physio- logische Varietäten handelt, es sei denn, daß eine ver- schiedene Gewinnungsart zu verschiedenen Produkten führt, beide also ganz identisch sind. Vielleicht gelangen durch einen glück- lichen Zufall auch einmal Blüten und Früchte der Siam-Pflanze zu uns. Dann werden wir endgiltig entscheiden können, ob die jedenfalls sehr nahe verwandten Arten getrennt werden müssen oder nur als V a r i e t a t e s p h y s i o 1 o g icae zu betrachten sind. 22 G. Kaßner: Oxydation des Bleioxyds. Mitteilungen aus der pharmazeutischen Abteilung des chemischen Instituts der Königl. Universität Münster i. W. lieber die Oxydation des Bleioxyds unter dem Einfluss des Lichtes und der Luft. Beitrag zur chemischen Wirkung des Lichtes. Von Georg Kaßner. (Eingegangen den 16. XII. 1910.) In meiner Arbeit 1 ) „Ueber die Bildung von Mennige durch Licht und Luft, Beitrag zur chemischen Wirkung des Lichtes", war ein Versuch beschrieben worden, bei welchem eine in ein Reagenzglas eingeschmolzene Probe getrockneten gelben Bleioxyds nach jahrelangem Liegen im Sonnenlicht zwar ihre gelbe Farbe bewahrt, aber doch eine nachweisbare Menge Bleidioxyd bezw. Plumbat gebildet hatte. Die unter dem Einfluß des Sonnenlichtes bewirkte Oxydation durch den Sauerstoff der mit der Probe ein- geschlossenen Luft ging deutlich auch daraus hervor, daß in der nach Beendigung des Versuches verbliebenen Menge Gas nur 11.2 statt rund 20,6 Vol.-pCt. Sauerstoff wiedergefunden wurden. Die Umstände, unter denen der Versuch angestellt wurde, ließen mich damals zu dem vorläufigen Urteil kommen, daß in jener Probe Bleioxyd, welche bei 200° C. getrocknet, also wasser- frei war, keinerlei Wasser mehr enthalten gewesen sei und sonnt die beobachtete Oxydation lediglich in einer Anlagerung von durch das Licht aus den Molekülen indifferenten Sauerstoffs gebildeten aktiven Atomen Sauerstoffs bestehe. Immerhin hatte ich aber schon damals (1903) ausgesprochen, „daß es noch einer Wiederholung des Versuchs bedarf, um ganz sicher zu sein, daß wirklich auch bei totaler Abwesenheit von Feuchtigkeit Oxydation des Bleioxyds erfolgt". Es wurden daher auch alsbald zwei neue Versuche in Angriff genommen. Und zwar wurden in zwei Glaskolben von farblosem dünnen Glase von ca. 250 ccm Inhalt je 0,1 g gelbes reinstes Bleioxyd von E. Merck (Massicot) hineingebracht, nachdem dasselbe zuvor durch Erwärmen gut getrocknet worden war. Gleichzeitig aber *) Arrh. d. Pharm. 1903, Bd. 241, S. 696. <;. Kaüiicr: Oxydation des Bleioyyds. 23 gab ich in die Kolben ein kleines, oben offenes Gefäß mit Phosphor- säureanhydrid, welches nur lose mit reiner Baumwolle bedeckt wurde, um etwaiges Herausfallen des Trocknungsmittels yai ver- hindern. Nach dem Einbringen der genannten beiden Stoffe wurden die Kolben vor dem Gebläse ausgezogen und zugeschmolzen. Ich wählte also in dieser Versuchsanordnung ein verhältnis- mäßig großes Luft- bezw. Sauerstoffvolumen gegenüber einer kleinen Menge Bleioxyd, um schon recht bald an etwa auftretender Färbung die Einwirkung des Sauerstoffs konstatieren zu können. Auch ließ sich das Oxyd infolge seiner geringen Masse in gleich- mäßig dünner Schicht auf der Oberfläche des Glases verteilen und damit den Strahlen des Lichtes bestens zugänglich machen. So wurden denn beide Kolben vom 6. November des Jahres 1903 ab an ein von der grellen Mittagssonne beschienenes Fenster ge- stellt, woselbst sie viele Jahre stehen blieben. Zu meiner Ueber- raschung zeigte sich das Aussehen der dem Lichte ausgesetzten Proben durch die ganze Zeit hindurch unverändert. Eine auch nur leise Andeutung von Rötung konnte niemals wahrgenommen werden. Vor wenigen Tagen, also nach 7 Jahren wurde an die Unter- suchung der einen Probe gegangen, nachdem die zweite durch Bruch des Kolbens schon früher zur qualitativen Prüfung gelangte. In beiden Proben konnte diesmal keinerlei Oxy- dationswirkung durch das Licht, trotz der vorhandenen großen Menge Sauerstoff und ganz entgegen dem Befunde von früher konstatiert werden. Behufs Untersuchung der quantitativen Zusammensetzung der Luftprobe wurde der ausgezogene Hals des Kolbens mit Hilfe eines starkwandigen Kautschukschlauches an eine Quecksilber- pumpe angeschlossen und, nach Abbrechen der Glasspitze inner- halb des Schlauches, ausgepumpt und das gewonnene Gas über Quecksilber aufgefangen. 100 cem desselben wurden in eine H e m p e 1 'sehe Bürette und von dort in eine Phosphorpipette übergeführt. Nach beendigter Absorption des vorhandenen Sauerstoffs maß ich ein Volumen von 79,7 cem Stickstoff zurück, so daß also mit dem Bleioxyd in der 7 Jahre abgeschlossen gewesenen Luft noch 20,3% Sauerstoff vorhanden waren. Das im Kolben verbliebene, rein gelbe Bleioxyd wurde in drei Teile geteilt, von denen der erste mit verdünnter, vorher auf Abwesenheit von Stickstoffoxyden geprüfter Salpeter- säure behandelt wurde. Es erfolgte eine durchaus klare und färb- --i G. Kaßner: Oxydation des Bleioxyds. lo.-e Lösung, in welcher nicht die Spur eines braunen Xiede rscklages von Bleidioxyd, ja auch nicht einmal einer lichtbraunen Färbung zu erkennen war. Der zweite Teil wurde mit verdünnter Essigsäure versetzt und löste sich ebenfalls zu einer völlig farblosen klaren Flüssigkeit. Den dritten Teil trug ich in verdünnte, mit Chlor- zinkjodstärkelösung versetzte Salzsäure ein. Hier entstand wohl eine bläuliche Färbung, doch war solche von kaum oder nur wenig tieferer Nuance, als sie eine zur Vergleichung herangezogene Probe des zum Versuch benutzten Bleioxyds gab, von welchem ein größerer Vorrat seit früher unter Paraffinverschluß und im Dunkeln auf- bewahrt worden war. Das Resultat der Prüfung ist demnach: Im Gegensatz zu den im Jahre 1903 e r - h a 1 1 e n e n Resultaten ist B 1 e i o x y d. welches bei Abwesenheit jeder Spur von Feuchtigkeit der Einwirkung des Sonnenlichtes und der Luft ausgesetzt wird, nicht oxydierbar. Der früher 1 ) beschriebene Versuch, durch welchen ich damals eine Lichtoxydation getrockneten Bleioxyds nachgewiesen zu haben glaubte, kann nunmehr insofern als fehlgeschlagen be- trachtet werden, aLs jenes Bleioxyd eben nicht absolut trocken war. Offenbar genügte jene geringfügige Spur von Feuchtigkeit, welche auf der Oberfläche des 1903 ben atzten Glasgefäßes durch Ad- sorption festgehalten wurde, um auch das nach besonderem Trocknen in das Glasgefäß gebrachte Bleioxyd soweit zu infizieren, daß es zur Aufnahme von Sauerstoff geeignet wurde. Wenn aber, wie es nunmehr erprobt wurde, durch Anwesen- heit des stärksten Troeknungsmittels, welches man kennt, nämlich durch Phosphorpentoxyd, jede auch noch so geringfügige Spur Wasser aus dem eingebrachten Material und der Oberfläche des Glases entfernt wird, so ist es unmöglich, den vorhandenen Sauer- stoff durch Licht zur Oxydation des Bleioxyds zu bringen. Versuch einer Erklärung des so verschiedenen Verhaltens von absolut trockenem Sauerstoff und von solchem mit einer Spur Feuchtigkeit beladenen gegenüber belichtetem Bleioxyd. In der bereits zitierten Abhandlung hatte ich die dort nach- gewiesene Bildung von Mennige zurückgeführt auf die Wirkung der aus den Sauerstoff-Molekülen durch Sonnenbestrahlung ge- bildeten Ionen, denen eine ebenso energische Oxydationswirkung x ) 1. e. S. 700 u. 701. <;. KaLSntr: Oxydation des Bleioxyds. Iff zukommen müßte, wie den aus Ozon abspaltbaren Atomen aktiven Sauerstoffs. Iih hatte also die von mir beobachtete Oxydation- erscheinung in Gegensatz gebracht zu der bekannten und von vielen Forschern mit interessanten Beispielen belegten Awtowdation. Das Wesen derselben besteht bekanntlich darin, daß sieh g a n / | Moleküls 8 a u e i 8 l o t' f an einen additionsfähigen Körper, einen sogenannten Autoxydator, anlagern, wobei zunäehsl Produkt* entstehen, welche in die Klasse der Peroxyde gehören. Wegen dieser Anlagerung eines ganzen .Molekül* Sauerstoff bezeichnen K ii g 1 e r und Weißberg die neuen Produkte ab Moloxyde, ein Wort, welche- dem von Traube gewählten Holoxyd in etwa, wenn auch nicht ganz, entspricht. Nun wird aber der Vorgang der Autuxydation nicht immer. wie es z. B. bei den Metallen geschieht, direkt bewirkt, sondern vielfach durch Vermittelung eines zweiten Körpers, welcher Acceptor genannt wird und welcher den Autoxydationsvorgang dadurch beeinflußt, daß er die Hälfte des vom primär gebildeten Moloxyd aufgenommenen Sauerstoffs zu eigener Oxydation verbraucht. Bei der direkten Autoxydation wird also ein Körper A (Autoxydator) wie folgt reagieren: O \ i)., -- AO., a<] ; o und bei der mit einem Acceptor B gekuppelten indirekten Aut- oxydationsreaktion nach dem Schema: AO, + B = AO + B( ) Außer diesen typischen Fällen sind noch diverse Abarten des Reaktionsverlaufs möglich, da unter Umständen ein und der- selbe Stoff, wie z. B. Terpentinöl, Autoxydator wie auch Acceptor sein kann, weil ferner durch Mitwirkung von Wasser Hydrolysen, Bildung von Persäuren mit der Gruppe — — OH und andere Körper entstehen und die Hauptreaktion begleiten können. Bezüglich weiterer Einzelheiten sei auf das unten zitierte, sehr lesenswerte und alle Möglichkeiten erschöpfende Werk von E n g 1 e r und W e i ß b e r g 1 ) hingewiesen. Die eben in ihren Grundzügen geschilderten Vorgänge der Autoxydation hielt ich nun bei der von mir beschriebenen Licht- oxydation des Bleioxyds für ausgeschlossen, da ich letztere als auf einer Wirkung der durch die Belichtung entstandenen Sauerstoff- Ionen auffaßte. ') Kritische Studien über die Vorgänge der Autoxydation, Braunsobweig 1904 (Friedr. Yieweg & Sohn). 26 G. Kaßner: Oxydation des Bleioxyds. Nachdem ich mich nun überzeugt habe, daß absolut trockener Sauerstoff durch Licht gar keine derartige Spaltung in wirksame Atome erfährt — so deute ich wenigstens das Ausbleiben jeglicher Oxydation von Bleioxyd in völlig trockener Luft trotz jahrelanger intensiver Belichtung — , so bleibt m. A. nichts mehr übrig, als zu der sonst eine so befriedigende Lösung versprechenden Theorie der Autoxydation seine Zuflucht zu nehmen. Ich hatte bisher Bedenken getragen, sie bei der Bildung von Mennige durch Licht und Luft maßgebend sein zu lassen, weil ich mir nicht denken konnte, daß die sich gegenseitig zersetzenden Stoffe: Bleidioxyd und Bleiperoxyd durch Licht und Luft nebeneinander in der Kälte entstehen könnten. In der Hitze hatte ich allerdings früher eine Verbindung 1 ) mit diesen beiden Komponenten erhalten. Ein zweiter Grund war der, daß ich niemals beim Uebergießen der von mir am Licht erhaltenen Mennige mit Wasser irgendwelche Abspaltung von Sauerstoff beobachten konnte, welche doch eine so charak- teristische Zersetzungsreaktion zwischen Peroxyden und Di- oxyden ist. Indessen können die hier auseinander gesetzten Schwierig- keiten nunmehr und auf Grund des neuen Befundes nicht mehr als unüberwindlich betrachtet werden. Denn wenn auch Bleidioxyd und Bleiperoxyd sich bei Hinzu- bringen von Wasser gegenseitig zersetzen, so braucht dies doch in trockenem Zustande nicht der Fall zu sein und ist es auch nicht, wie die Bildung des Bleiperoxyds bei Temperaturen von ca. 250° C. ergibt. Und der andere Grund, daß ich niemals beim Uebergießen mit Wasser eine Entwicklung von Sauerstoff beobachten konnte, welche auf ein Peroxyd und damit auf die primäre Aufnahme von ganzen Molekülen Sauerstoff hindeuten Avürde, wird dadurch hin- fällig, daß das Peroxyd wie in sehr vielen anderen Autoxydations- fällen entweder durch innere Umlagerung oder durch Abgabe der Hälfte seines Sauerstoffs im Laufe der Zeit zersetzt sein kann, so daß es eben vielfach nicht mehr nachweisbar ist. Nehmen wir nunmehr an, daß die Mennigebildung durch Licht und Luft auf Autoxydation beruht, so entsteht jetzt die Frage nach der Rolle, welche der winzig kleine Betrag an Feuchtig- keit spielt, ohne welchen, wie wir sehen, eine Oxydation des Blei- oxyds gar nicht eintreten kann. Es unterhegt keinem Zweifel, daß der «größte Teil der vor- handenen Feuchtigkeit nicht frei, sondern mit dem Bleioxyd ver- J ) Arch. d. Pharm. Bd. 237, S. 409 und Bd. 238, S. 449. G. Kaßner: Oxydation des Bleioxyds. i , bunden sein wird, etwa in Gestalt eines Hydrats, wie z. B. Pb(OH) 2 . Hydrate sind aber durch Wirkungen äußerer Energien, wie Wann« -. Elektrizität, Licht, Kathoden- und Radiumstrahlen leicht dissoziier- bar, damit werden sie in die Lage versetzt, andere Körper zu addieren, was auf dem Freiwerden schlummernder Valenzen beruht. Es läßt sich daher mit unseren heutigen Anschauungen ver- einen, wenn man annimmt, daß durch das Sonnenlicht zuerst eine Auflockerung bezw. Spaltung des Bleioxydhydrats im Sinne folgender Gleichung erfolgt: OH OH i. Pb negative)) Charakter, also ist auch eine Spaltung in diesem <;. Katfncr: Oxydation «Irs Bleioxyds. -'.' wart von Sauerstoff beobachtetem Verhalten; bei welchem nach Kngler und W ei ßb erg*) die Bildung von Wasserstoffsuper- oxyd aus dem abgespaltenen Wasserstoff stattfindet. oll o B«<< Ba^ | } 2 11 OH O l | Q fl ,= HoO,. Da in vielen Fallen das Lieht ebenso oder analog wie die Wärme wirkt, so dürfte das hier vom Baryumhydrat angeführte Beispiel die von mir für die Lichtoxydation des feuehten Bleioxyds gegebene zweite Erklärung (Deutung) bestätigen. Daß ein Beroxyd in dem erhaltenen Produkt nach so langer Zeit nicht mehr nach- gewiesen weiden konnte, darf bei der großen Zersetzlichkeit solcher Produkte nicht Wunder nehmen. Bei dieser Sachlage muß ich nun Engler und W e i ß 1) e r u Recht geben, welche in einem Nachtrag zu ihrem oben zitierten Werk auf S. 195 die Resultate meiner Arbeit im „Archiv d. Pharm." Bd. 241, S. 696, besprechen und dazu bemerken „es wäre von Interesse, näher festzustellen, ob nicht trotzdem auch hierbei — ' (d. h. bei der Lichtoxydation des Bleioxyds, Anm. d. Verf.) „ähnlich Wie es für die Oxydation des Baryts zu Baryumsuperoxyd dargelegt wurde — molekularer Sauerstoff in Reaktion tritt". Ich schließe mich dieser Auffassung, wie oben gezeigt wurde. n a c h dem negativen Ausfall meiner V e r a u c h e mit absolut trockenemBleioxyd und trockenem Luftsauerstoff, nunmehr an, wobei es indessen noch dahin- gestellt sein mag, ob das autoxydable Produkt der Belichtung der Wasserstoff oder das Bleiatom des Bleihydrats ist. Zusammenfassung: 1. Die Lichtoxydation des Bleioxyds unter Bildung von Mennige ist ein Vorgang, welcher sich nur dann abspielt, wenn neben Sauerstoff auch Feuchtigkeit zugegen ist . 2. Der erforderliche Betrag an Wasser kann sehr gering sein. muß aber jedenfalls größer sein, als er durch Phosphorpentoxyd etwa noch in der mit diesem Stoff in Berührung stehenden Luft freigelassen wird. 3. Infolge dieser durch neuere Versuche erkannten Beziehung muß die früher („Arch. d. Pharm." Bd. 241, S. 707—708, 1903) gegebene Deutung, daß bei der Lichtoxydation des Bleioxyds !) 1. c. S. 94 u. S. 13!). 30 J. Gadamer: Corydalisalkaloide. primär Sauerstoffmoleküle in Atome gespalten bezw. ionisiert und derartig aktiver Sauerstoff sekundär an Bleioxyd angelagert werden, verlassen werden. Es bleibt alsdann keine andere Er- klärung übrig, als die Lichtoxydation von BTeioxyd mit geringem Feuchtigkeitsgehalt für eine Art indirekter Autoxy- dati o n zu halten, bei welcher durch die prädisponierende Wirkung des Lichtes eine Auflockerung bezw. Dissoziation des Bleioxyd- hydrats stattfindet, worauf sich Moleküle Sauerstoff an das Blei oder den abgespaltenen Wasserstoff anlagern. Durch Umlagerung bezw. durch die oxydierende Wirkung des so gebildeten Peroxyds entsteht alsdann Bleidioxyd und aus diesem durch Aufnahme von Bleioxyd die Mennige. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 24. Ueber Corydalisalkaloide (Corycavidin, ein neues Alkaloid der Corycavinreihe). 6. Mitteilung. Von J. Gadamer. (Eingegangen den 19. XII. 1910.) Bei der Verarbeitung von 25 Kilo Corydalisknollen 1908er Ernte, bezogen von meinen bisherigen Lieferanten, R u m p & Lehners in Hannover, waren wie stets ganz erhebliche Mengen sogenannter amorpher Alkaloide erhalten worden. Ihre Verarbeitung geschah in der früher 1 ) angegebenen Weise derart, daß das Gemisch freier Basen mit Salzsäure neutralisiert und in verdünnter Lösung mit Kaliumrhodanidlösung im Ueberschuß ausgefällt wurde, wobei ein Gemisch von Rhodaniden entstand, daß sich durch Behandlung mit Alkohol in einen krystallinischen, in Alkohol schwer löslichen Teil und in einen nicht krystallinischen, in Alkohol leicht löslichen Teil trennen ließ. In letzterem habe ich eine neue Base, das Corycavidin, entdeckt. Die alkoholische Lösung wurde mit alkoholischem Ammoniak im geringen L T eberschuß versetzt und mit viel Aether und Wasser J ) Dieses Archiv 240, 23 (1902). .T. (iadamer: Corydalisalkakitde. :»l ausgeschüttelt. Dabei gingen che in Freiheit gesetzten Alkaloul« in den Aether über, wahrend Rhodanammonium im Wasser — Alkohol (L) verblieb. Die Ausschüttelung mit Aether wurde raehr- lach wiederholt. Nebenbei schied sich auch eine harzartige M. ans, die mit A bezeichnet werden soll. Die ätherischen Alkaloidlösungen wurden durch Destillation ran Aether befreit. Der Rückstand wurde in 400 ecm "^ Salz- saure gelöst, so daß seh wach saure Reaktion bestand, und auf dem Waaserbade eingeengt. Dabei schied sich wiederum eine harzige Masse aus — Harz B. Die wässerige Lösung der Chloride wurde nun der fraktionierten Ausschüttelung mit Aether unter jedesmaligem Zusatz von 20 ecm - ' t Ammoniak unterworfen, so daß also zehn Fraktionen erhalten wurden. Aus den Fraktionen IX und X, die die stärksten Basen enthalten mußten, schieden sich neben derben, dunkelgefärbten Krystallen. die als Bulbocapnin charakterisiert werden konnten, in geringer Menge kleine, durchsichtige, feine Nadeln aus, die ein bisher unbekanntes Alkaloid. das C o r y- o a v i d i n. vorstellten. Da sich das Corycavidin in Aether als fast unlöslich erwies, und andererseits die Lösung (L) viel Alkohol enthielt, war anzunehmen, daß sich von dieser neuen Base weitere Mengen in der Lösung (L) und dem Harze A vorfinden würden. Aus ersterer kristallisierte in der Tat nach mehrtägigem Stehen freiwillig eine nicht unbeträchtliche Menge Corycavidin aus. Um die noch gelösten Anteile ebenfalls zu gewinnen, wurde die Lösung (L) durch Eindampfen von Alkohol befreit, wobei sich eine harz- artige Masse ausschied, die erst mit Wasser gewaschen und dann mit alkoholischem Ammoniak, Wasser und Aether behandelt, eine Krystallisation von Corycavidin lieferte. Ebenso gelang die Ab- scheidung von Krystallen aus dem Harze A. die jedoch bei 205° - hmolzen und durch wiederholtes Umkrystallisieren nur auf den Schmelzpunkt 209° (unscharf) gebracht werden konnten, während das Corycavidin bei 210 — 212° und schon nach einmaligem Um- krystallisieren konstant bei 211 — 213° schmolz. Dieser Anteil wurde daher in das Chlorhydrat verwandelt. Die sich zuerst ausscheidenden Krystalle lieferten dann reines Corycavidin. Aus den Mutterlaugen kamen nach längerem Stehen kleine Drusen heraus, die aus Chloro- form eine Base vom Schmelzpunkt 185° und nach mehrmaligem Umkrystallisieren vom Schmelzpunkt 190 — 191° lieferten. In ihr hegt ebenfalls eine noch nicht bekannte Base vor. die aber bisher noch nicht hat näher untersucht werden können, da die Ausbeute nur einige Dezigramme beträgt. Festgestellt ist bisher nur. daß sie keine Phenolhydroxylgruppen enthält, durch konzentrierte 32 .1. Gadamer: Corydalisalkaloide. Schwefelsäure rot. durch Fröhde's Reagens b r a u n g r ü n bis o 1 i v g r ü n und durch Mandelin's Reagens erst hellblau n r dann violett und endlich o 1 i v g r ü n gefärbt wird. Harz B mit alkoholischem Ammoniak in Lösung gebracht und mit Aether und Wasser durchgeschüttelt, liefert ebenfalls Corycavidin. Die nicht krystallisierenden Mutterlaugen wurden mit D /, Salzsäure bis zur sauren Reaktion versetzt, wozu 170 ecm notwendig waren, und in zehn Fraktionen mit je 10 com 2I '/ 1 Ammoniak und Aether ausgeschüttelt. In jeder Fraktion schied sich bei der Zugabe von Ammoniak und beirn Durchschütteln mit Aether eine zunächst flockige Masse aus. die sehr rasch zu einem Harz zusammenfloß. Da sie in allen Fraktionen ein gleiches Aeußere besaß, wurde sie in Essigsäure gelöst und vereinigt und nach dem Alkalisieren mit Ammoniak mit viel Aether ausgeschüttelt. Aus letzterem krystallisierte ebenfalls Corycavidin. Aus anderen Fraktionen konnte nichts von der Base isoliert werden. Corycavidin findet sich also in dem amorphen Alkaloidanteil. der als Rhodanid in Alkohol löslich ist und zwar in den Anteilen, in denen nach dem Bereitungsgange die stärksten Basen zu erwarten sind. Die Reinigung aller erhaltenen Fraktionen geschah durch Auflösen in heißem Chloroform und Zugabe von Alkohol nach erfolgter Lösung. Beim Erkalten schied sich das Corycavidin in durchsichtigen, glänzenden, völlig farblosen, etwas lichtempfind- lichen Krystallen von guter Ausbildung, die in Aether und Alkohol fast unlöslich sind, aus. Die Gesamtausbeute aus 25 Kilo betrug etwa 10 g reine Base und 2 — 3 g nicht ganz reine Base aus den Mutterlaugen. Die Krystalle verwittern an der Luft sehr schnell. Der Trockenverlust • im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure und Aetznatron entsprach unter Zugrundelegung der Formel C, 2 H 2 -X0 5 nicht ganz einer Molekel Chloroform. 1. 1,0275 g Substanz verloren 0,2067 g. 2. 1.0392 g Substanz verloren 0,1915 g. Gefunden: Berechnet für 1. 2. C 22 H 25 X0 5 + CHCL: ('HCl, 20,1 18.4 23,75",, Daß es sich aber bei der Krystallflüssigkeit um Chloroform handelte, wurde durch folgenden Versuch bewiesen: 0,5 g wurden zerrieben und mit Wasser angeschlämmt, der Destillation unterworfen, wobei 10 ccm aufgefangen wurden. Das Destillat gab die Isonitrilreaktion in intensivster Weise, während .1. Gadamer: Corydalisalkalöide. B3 die Lrieben'sche Prüfung auf Alkohol mir spurenweise Jodofo lief« rte. Die Abgabe von Chloroform findet auch anter Aenderung des Kiystallhabitus statt, wenn die Krystalle in der Mutterlat verbleiben und «las Chloroform verdunstet, so daß als Mutterlai eine rem alkoholische Lösung verbleibt. Der Schmelzpunkt der Krystallchloroform haltenden Base ist derselbe wie der der chloro- formfreien, getrockneten oder unter Alkohol aufbewahrten Ba nämlich 212 — 213°. Wobei etwa gegen 209° eine Veränderung der Substanz, die aber kaum als Sintern bezeichnet werden kann, zu verzeichnen ist. Die Bedeutung dieser Erscheinung soll weil er unten gewürdigt werden. Corycavidiu ist rechtsdrehend. 0,2523 g der getrockneten Base wurden zu 25 cem in Chloroform gelöst und im 2 dm-Rohr untersucht. tt_=-4* 4,10°. Daraus berechnet sieh [«]p = -f 203.1 u . Die Zusammensetzung des Corycavidins dürfte durch die Formel C a2 H 25 N0 5 am besten wiedergegeben werden, wenngleich zurzeit absolute Gewähr für die Richtigkeit der Formel nach nicht gegeben werden kann. 1. 0,2069 g Substanz gaben 0,5273 g CO.,. 2. 0,2058 g Substanz gaben 0,5235 g ( X >., und 0,1255 g H 2 0. 3. 0,1985 g Substanz gaben 0.5043 g Cü 2 und 0,1235 g H 2 0. 4. 0,2021 g Substanz gaben 7,4 ccni Stickstoff (t = 22°, p = 750 nun). Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. C 22 I1Y,N0 4 : C 69,5 69.4 69,3 — 68,9% H — 6,8 7.0 — 6,6% X — — — 4.0 3.7 ',, Nach dem Verfahren von Herzig und Meyer Wurden im ( orveavidin zwei Methoxyl- und eine N-Methylgruppe gefunden. 0,2319 g Substanz lieferten 0,2830 g AgJ aus Methoxyl luid 0,1460 g AgJ aus N. -Methyl. Gefunden: Berechnet für C 19 H 16 (XCH 3 )(OCH 3 ).,0 3 : (OCH 3 ), 16.1 16,2% CH 3 4.0 3,9% Eine Dioxymethylengruppe ist nicht nachweisbar: ea trat bei der Probe nach G a e b e l 1 ) nur eine schwache Rotfärbung *) Dieses Archiv 248. 226 (1910b Arch. d Pharm. CCXXXX'X l'.d». 1 lieft 34 J. Gadamer: Corydalisalkaloide. ein, die wohl auf eine geringe Verunreinigung mit Corycavin oder Corycavamin zurückzuführen ist. Die Formel des Corycavidins läßt sich also in C 19 H 16 (NCH 3 ) (OCH 3 ) 2 3 auflösen und nähert sich damit der Formel des Corv- cavamins, wenn man in diesem die Existenz einer Dioxymethylen- und einer N. -Methylgruppe annimmt, was wahrscheinlich ist, aber noch nicht experimentell festgestellt ist. Die Bruttoformel des Corycavamins C 21 H 21 N0 5 würde sich nämhch in C 19 H 16 (NCH 3 ) (0 2 CH 2 )0 3 zerlegen lassen. Es würde dann beiden Alkaloiden die- selbe Muttersubstanz zugrunde hegen können, und Corycavidin wäre als Corycavamin aufzufassen, in dem die Dioxymethylen- gruppe durch zwei Methoxylgruppen ersetzt wäre. Für die Richtigkeit der Annahme sprechen bis zu einem gewissen Grade die Farbreaktionen, welche das Corycavidin liefert : Konzentrierte Schwefelsäure Fröhde's Reagens Mandelin's Reagens Corycavamin gelb, schnell oliv, später schwach braun, und vom Rande her schmutzig violett. Beim Erwärmen grün oliv grünlich, durch Oliv zu Braun Corycavidin gelb mit einem Stich ins Röt- liche, beim Er- wärmen grau mit einem Stich ins Grünliche olivgrün, nach 10 Minuten vom Rande her grünlich, all- mählich durchweg dunkelgrün schmutzig rot- braun ; nach 10 Minuten trat die rötliche Farbe deutlicher auf Schwerer wiegend für die gemachte Annahme ist das Ver- halten beim Erhitzen. Corycavamin schmilzt bei 148 — 149° C. : beim weiteren Erhitzen, bei etwa 175°, beginnt es wieder fest zu werden, um dann bei 213 — 214° von neuem zu schmelzen. Bei 175° etwa erfährt das d-Corycavamin eine Umlagerung unter Bildung einer inaktiven Base, die ich seinerzeit 1 ) als i-Corycavamin bezeichnet habe. Ob es sich dabei um razemisches Corycavamin handelt, ist mir inzwischen sehr zweifelhaft geworden, da alle Ver- suche, das i-Corycavamin in optisch aktive Corycavamine zu spalten, fehlgeschlagen sind, obwohl beispielsweise das d-Bitartrat der inaktiven Base ausgezeichnet krystallisiert und ziemlich schwer in Wasser löslich ist. ) Dieses Archiv 240, 90 (1902). J. Gadamer: Corydalisalkaloide. 35 Das Corycavidin schmilzt nun, wie bereits erwähnt, bei 21^" bis 213°, erleidet aber gegen 209° eine eigenartige, von Sintern \nschiedene Veränderung. Es lag die Möglichkeil vor, daß eine l'mlagerung analog dem Corycavamin hier schon kurz vor dem eigentlichen Schmelzpunkte stattgefunden hatte. Als dem- entsprechend ca. 0,25 g Corycavidin im Wasserst off ströme auf die Schmelztemperatur 208 — 213° einige Minuten erhitzt winden und dann die Lösung der Schmelze in Chloroform auf ihr optisches Verhalten untersucht wurde, stellte sich heraus, daß in der Tat bereits Umlagerung zu einer inaktiven Base stattgefunden hatte. Merkwürdigerweise schmilzt das i-Corycavidin, wie es vorläufig genannt werden soll, niedriger als das naturelle Corycavidin, Dämlich bei 193 — 195° nach einmaligem Umkrystallisieren. Razemisches Corycavidin kann danach die inaktive Base kaum sein, da die Razemkörper in der Regel höher schmelzen, als die aktiven Modifikationen. Salze des Corycavidins. Die untersuchten Salze wurden in der Weise hergestellt, daß die Base in wenig Chloroform gelöst, und die Lösung mit Alkohol verdünnt und der berechneten Menge n / i Säure oder bis zur schwach sauren Reaktion versetzt wurde. Nach dem Ver- dunsten des Chloroforms und Alkohols verblieben in der Regel Firnisse, die zum Teil nur schwierig zur Krystallisation gebracht werden konnten, da die Lösungen zur Bildung übersättigter Lösungen neigen. Am stärksten tritt diese Erscheinung beim Sulfat auf. Das C h 1 o r h y d r a t krystallisiert ohne Krystallwasser. Es ist in Wasser und Alkohol leicht löslich. 0.5032 g Substanz lieferten 0,1719 g AgC'l. Gefunden: Berechnet für C 22 H 25 Xü 5 . HC 1: Cl 8.4 8,46% Das Nitrat ist in Wasser ziemlich schwer löslich und krystallisiert wasserfrei in prachtvoll glänzenden, durchsichtigen, wohl ausgebildeten Kry stallen. Das Sulfat ist in Wasser sehr leicht löslich und hat bisher nicht im kristallisierten Zustande erhalten werden können. Die Lösung in Wasser hinterließ beim Verdunsten eine in Wasser wieder leicht lösliche gummiartige Masse. Ein Säureüberschuß war bei der Darstellung nach Möglichkeit vermieden worden. Corycavamin- sulfat besitzt ebenfalls nur geringe Krystallisationsfähigkeit. 3* 3(> J. (J adamer: C'orydalisalkaloide. Das C h 1 o r o a u r a t, C 22 H 25 N0 5 .HAuCl 4 , bildet ein rotes Pulver, das sich nicht gut umkrystallisieren läßt, da es leicht zu harzigen Klumpen zusammenfließt. Bei 85° beginnt es zu sintern, zeigt aber keinen scharfen Schmelzpunkt, bei 170° tritt unter Auf- schäumen Zersetzung ein. 0.3483 g Substanz lieferten 0,0942 g Au. Gefunden: Berechnet für C ä2 H, 5 N0 5 .HAuCl 4 : Au 27,05 27,27% Das Corycavaminchloroaurat verhält sich beim Versuche es umzukrystallisieren ganz ebenso. Verhalten gegen alkoholische Jodlösung. Als eine heiß gesättigte Corycavidinlösung in Alkohol einige Stunden mit einem Ueberschuß von alkoholischer Jodlösung erhitzt und dann das unverbrauchte Jod mit schwefliger Säure entfernt worden war, war die Lösung schwach gelb gefärbt. Es ließ sich aus ihr im wesentlichen nur unverändertes Corycavidin isolieren, das nach dem Umkrystallisieren den Schmelzpunkt 208 — 210° aufwies und das Drehungs vermögen [>/] () = +202,2° besaß. Be- achtenswert ist, daß auch eine Inaktivierung der Base unterblieben war, während, wie der folgende Versuch zeigt, schon bei der An- lagerung von Jodmethyl Inaktivierung erfolgt. Hofmann'scher Abbau durch erschöpfende Methylierung. Das Jodmethylat wurde in der Weise bereitet, daß 1 g Cory- cavidin in 40 g Aceton in der Siedehitze gelöst und nach Zusatz von 5 g Jodmethyl am Rückflußkühler 3 — 4 Stunden gekocht wurde. Beim Erkalten schied sich zunächst nichts aus. Erst durch Schütteln wurde die Krystalksation eingeleitet. Es entstanden rein weiße, kleine Krystalle, die beim Trocknen 3,2% verloren, was 1 Mol. Wasser entsprechen würde. Einen scharfen Schmelz- punkt besaß dieses Präparat nicht. Bei 185° färbte es sich fast schwarz. 0,5152 g Substanz verloren über Schwefelsäure 0,0164 g. Gefunden: Berechnet für C 23 H 28 NÜ 5 J + H 2 0: • H 2 3,2 3,3% Das von einer zweiten Darstellung herrührende Präparat wurde aus 50% igem Alkohol, in dem es leichter löslich ist als in Wasser oder Alkohol, umkrystallisiert. Dieses Präparat schmolz nach dem Trocknen bis zum konstanten Gewicht bei 202 — 205" unter Zersetzung und vorhergehender Sinterung (195°). Ein drittes .). Gadamer,: Corydalisalkaloide. •"!( Präparat schmolz bei 207—210° unter Zersetzung. CJeber Schwefel säure getrocknel verloren 0,0937 g 0,0097 g an < iev, icht, entsprechend 10*4%. I^üi :: ILO berechnen sich 9,3, für 3 »4 ILO 10,7%. Ver- mutlich bandelt es sich um ( '._,.. H.^N< >,l :: .'!,<). Die LöBung in 50%igem Alkohol war optisch inaktiv. Die vereinigten Mutterlaugen des Jodmethylats, welche ungefähr u r enthalten mußten, wurden mit Wasser auf !<><)•_; verdünnt, mit 1 g :>(»",, iger Natronlauge versetzt und 2 — .'} Stunden am ickfhißkühler gekocht. Auf der Oberfläche schied sich eine heim Erkalten harzig erstarrende, ölige Methinbase aus. die heim Schütteln mit Aether in diesen überging. J>ie ätherische Lösung wurde mit Natariumsulfat getrocknet und durch Destillation von der Haupt- menge des Lösungsmittels befreit. Beim freiwilligen Verdunsten rblieb ein gelbes Harz, daß zunächst trotz wiederholten Auf- nehmens mit absolutem Aether nicht krystallisieren wollte. Erst nach ca. 8 Tagen krystallisierte das Gorycavidinmethin in farbl< Kry stallen aus. die nun ohne Schwierigkeit umkiystaUisiert werden konnten, da die reine .Methinbase in absolutem Aether nicht sch- leicht löslich ist. Das (.'orvea vidimmihin schmilzt bei 141,5— 142,5 "; van de: Ausführung einer Analyse mußte mangels Material Abstand ommen werden, da die zur Verfügung stehende Base zu weiteren orientierenden Versuchen benutzt werden sollte. Die ätherische Lösung der Methinbase (ca; 0,9 g) wurde mit •"» g -ii dmethyl versetzt. Die Ausscheidung des Jodmethylats be- gann fast momentan, doch war zur völligen Umwandlung der Base in das Jodmethylat noch ein mehrstündiges Erhitzen am Rück- *Hul.ikühler notwendig. Das Reaktionsprodukt wurde dann ohne weitere Reinigung durch Destillation vom Aether und überschüssigen .Jodmet hvl befreit, in 75 g Methylalkohol aufgelöst und nach dem Zusatz von ö g Natronhydrat und eingetretener Lösimg des letzteren der Destillation unterworfen. Das Destillat wurde in Salzsäure aufgefangen und nach Zusatz von Goldchlorvasserstoffsäure ein- gedampft. Der Verdunstungsrückstand lieferte beim Umkrystalli- sieren die typischen, farnkrautartigen Krystalle des Trimet h y 1- amin chloroaurats vom Zersetzungsschmelzpunkte 246 — 247° (nach Willstätte r gegen 250°) : 0,2960 g Substanz lieferten 0,1455 g Au. Gefunden: Berechnet für X((.'H 3 ) :) HAu(.'l,: Au 49.2 49,41% Der methylalkoholische Destillationsrückstand (etwa die Hälfte des ursprünglichen Volumens) wurde durch überstreichende Luft möglichst schnell vom Alkohol befreit, mit Schwefelsäure angesäuert 38 J. Gadamer: Corydalisalkaloide. und mit Aether ausgeschüttelt. Die ätherische Lösung hinterließ beim Verdunsten ca. 0,7 g honiggelbe, amorphe Massen, die aller Vorsicht zum Trotz zum Teil polymerisiert Maren. Der in Aether lösliche Teil, der nicht polymerisierte „V inylkörpe r", be- trug knapp 0.6 g. Er wurde in 60 g Aceton gelöst und bei gewöhn- licher Temperatur mit einer 5 Atomen Sauerstoff entsprechenden Menge fein zerriebenen Kaliumpermanganats (0,9 g) allmählich unter Umschütteln versetzt. Die Entfärbung trat anfänglich ziem- lich langsam ein, später etwas schneller. Nach Zugabe der be- rechneten Menge Permanganat blieb eine schwache Rotfärbung einige Stunden bestehen. Es wurde daher vom Niederschlag ab- gesogen und der Manganschlamm mit heißem Wasser ausgewaschen. Beim Zusammentreffen der Acetonlösung mit dem Wasser trat eine Trübung ein, die von einem neutralen Körper her- rühren mußte. Letzterer ging beim Schütteln der alkalischen Lösung mit Aether in diesen über und kann entweder aus polymerisiertem Vinylkörper oder aus einem durch Aufnahme von zwei Hydroxyl- gruppen entstandenen Glykol bestehen. Das letztere ist wahr- scheinlicher, da der Verdunstungsrückstand beim Uebergießen mit Methylalkohol zum größten Teile in Krystalldrusen überging. Die alkalische Aceton-Wasserlösung wurde mit Schwefelsäure angesäuert, mit Kochsalz gesättigt und mit Aether ausgeschüttelt. Letzterer hinterließ beim raschen Verdunsten 0,35 g eines gegen Wärme sehr empfindlichen Körpers oder Gemisches von Körpern: Nur wenige Augenblicke der Wasserbadwärme ausgesetzt, ver- färbte sieh die Substanz aus Hellgelblich in Rot bis Rotbraun. Zur Reinigung wurde der Verdunstungsrückstand mit Natriumkarbonat-' lösung behandelt, in der er sich bis auf ca. 0,1 g zu einer gelben Flüssigkeit auflöste. Bei der Zugabe von verdünnter Schwefelsäure schieden sich weiße Flocken aus, die beim Schütteln mit absolutem Aether bis auf kleine Mengen harzig zusammengeballter Substanz in Lösung gingen. Während aber die ursprüngliche Aetherlösung beim Verdunsten Neigung zur KrystaUisation erkennen ließ, ver- bheb hier nur eine röthche amorphe Masse. Aus verdünntem Aceton konnte sie wenigstens teilweise in den krystallinischen Zustand übergeführt werden. Beide Oxydationsprodukte konnten zurzeit nicht näher untersucht werden. Zusammenfassung der Resultate. 1. Corycavidin, vermutlich C 22 H 25 N0 5 (C 22 H 23 N0 5 ?), gehört der ( (iivcavingruppe an. da es durch alkoholische Jodlösung nicht J. Gadamer: Alkaloide perennierender Papaveraceen. 39 angegriffen wird, und steht dem Corycavamin sehr nahe. 2. Wie Corycavamin geht es beim Erhitzen in eine inaktive, i-mnere Base über. 3. Corycavidin enthält 2 Methoxyl- und 1 N. Methylgruppe. 4. Der Hofmann'sche Abbau liefert erst eine Methinbase. dann einen stickstofffreien Körper, der leicht polymerisiert, und Tiimethylamin. Der Stickstoff ist daher tertiär und monozyklisch gebunden. 5. Der stickstofffreie Körper liefert bei der Oxydation eine ki vstallisierbare Säure und eine krystallisierbare, neutrale Ver- bindung, vielleicht ein Glykol. Bei der schweren Zugänglich keit des Corycavidins soll die weitete Untersuchung zunächst abgebrochen werden, um erst am ( orycavamin, das inzwischen wieder in etwas größerer Quantität zur Verfügung steht, weitere Erfahrungen zu sammeln. Bei der Ausführung vorstehender Arbeit bin ich von Fräulein M a r i e V o 1 1 z in der dankenswertesten Weise unterstützt worden. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 25. Notiz über die Alkaloide perennierender Papaveraceen. (Papaver Orientale, P. lateritium.) Von J. Gadamer. Nach den an den perennierenden Papaveraceen Corydalis cava und Dicentra spectabilis gemachten Erfahrungen, schien es mir wünschenswert, noch andere perennierende Glieder dieser großen und therapeutisch wichtigen Pflanzenfamilie in den Bereich meiner Studien zu ziehen. Dabei war vor allem der Gedanke von ausschlag- gebender Bedeutung, daß die Lösung der schwierigen Frage , .Bio- logische Bedeutung und Entstehungsgeschichte der Alkaloide" 1 ) 1 ) Vergl. Winterstein und Trier. Die Alkaloide, Berlin. Verlag von Gebrüder Bomträger 1910, S. 263 ff. Ferner: Dieses Archiv 248. 536 ff . : Kerbosch, Bildung und Verbreitung einiger Alkaloide in Papaver somniferum L. 40 J. Gadamer: Alkaloide perennierender Papaveraceen. trotz der verschiedenen, zum Teil recht bestechenden Anläufe nur dann eine einwandfreie Beantwortung würde finden können, wenn eine große, an Alkaloiden nach Gewicht und vor allem nach Zahl reiche Familie zunächst einmal in ihren Alkaloiden so genau wie möglich durchforscht sein würde. Daß keine andere Pflanzen- famihe in dieser Hinsicht an die Papaveraceen auch nur heran- reicht, bedarf keiner Begründung weiter, wenn man bedenkt, daß aus Papaver somniferum rund 20 und aus Corydalis cava mehr als ein Dutzend wohl charakterisierte Alkaloide isoliert worden sind. Freilich, die Beziehungen der einzelnen, einer Art angehörenden Alkaloide zueinander sind durch die Erforschung der Konstitutions- formeln nur bei den in größerer Menge auftretenden ganz oder doch zum größten Teil erkannt worden. Für die nur in gerirger Menge auftretenden Alkaloide, deren Konstitutionserforschung aus dem obigen Gesichtspunkte ebenso wichtig ist, wie die der Haupt- alkaloide. wird es wegen der Schwerzugänghchkeit kaum möglich sein, das Ziel direkt zu erreichen. Man wird nur dann hoffen können, ihre Konstitution zu erschließen, wenn man sie in Beziehung bringen kann zu Alkaloiden von bereits bekanntem Formelbau. Solche wird man aber in verwandten Arten oder Gattungen anzutreffen erwarten dürfen. So hat sich für die Gewinnung des in der Papa veraceen-Fa mibe weit verbreiteten, aber meist nur spärlich vorkommenden Protopins Dicentra spectabilis als ausgezeichnetes Ausgangsmaterial erwiesen. Die zu leistende Arbeit ist freilich nicht gering. Ich habe mich daher entschlossen, mich zunächst nur in der Unterfamilie Papaveroideae-Papavereae, welche der der Fumarioideae benachbart ist. zu betätigen. In Glaucium, dessen Bearbeitung mir Herr Geheimrat Schmidt gütigst über- lassen hat, hoffe ich Ueberleitung zu den Papavereae-Eschscholtzi ae und in den perennierenden Papaverarten die zu den Fumarioideae zu finden. Da die Arbeit nur dann von Erfolg sein kann, venu das Ausgangsmaterial in genügender Menge zur Verfügung steht, habe ich größere Kulturen zunächst von Glaucium luteum und Papaver Orientale und P. lateritium angelegt, denen andere Arien folgen sollen. Ueber die im kleinsten Maße ausgeführten orientierenden Versuche betreffs der letztgenannten Papaverarten soll nach- stehend kurz berichtet werden, um nur die ungestörte Bearbeitung des in Angriff genommenen Gebietes zu sichern. ,1. < : ; i (| a mcr: Alkaloido perennierender Papaveraeeeri. II Experimenteller Teil ( remeinsohaftlich mit \V alte r K I e e.) Zur Verarbeitung gelangten ganze Pflanzen, die nach dem Trocknen bei Papaver Orientale 70 g', bei Papaver lateritium 90 g wogen. Letztere sollte öacn den Angaben einer hiesigen Stauden- g.irtnerei, von der sie bezogen worden waren. Papaver nudicaule sein. Die im kiesigen botanischen Institut ausgeführte liest ininmng ergab aber, daß es sich um 1\ lateritium. in Armenien heimisch, handelte 1 . Das gepulverte i'i'lanzenmaterial wurde je mehrfach mit der zehnfachen .Menge 95% igem Alkohol ausgekocht, bis sieh im letzten Auszuge Alkaloide nicht mehr oder doch nur spurenweise nach- weisen ließen. Die vereinigten Auszüge wurden durch Destillation vom Alkohol befreit. Die verbleibende, konzentrierte Extrakt- lösung wurde mit Wasser verdünnt und auf dem Da tupf bade völlig entgeistet. Die wässerige Lösung wurde nach dem Erkalten filtriert; der verbleibende harzige Filterrückstand wurde mehrmals mit stark verdünnter Salzsäure in der Wärme ausgezogen/. Die so er- haltenen Bauren wässerigen Lösungen wurden nach der Alkalisierung mit Natriumbikarbonat mehrmals mit Aether ausgeschüttelt. Die Ausbeute an Bohalkaloid, das in beiden Fällen als firnis- artige .Masse beim Verdunsten des Aethers zurückblieb, betrug bei Papaver Orientale 0,5 und bei Papaver lateritium 0,33%- P a p a v er Q r i e n t a 1 e. Zu der Orientierung über die Natur der gewonnenen Alkaloide wurde das Rohalkaloid in etwas mehr als der berechneten Menge n /j Salzsäure (unter Zugrunde- legung des mutmaßlichen Molekelgewichts 350 — 400) aufgelöst und die Lösung in überschüssige 5% ige Natronlauge unter Um- rühren eingetragen. Da nur eine geringe Abscheidung stattfand, bestand die Hauptmenge der Alkaloide aus Basen mit Phenol- charakter. Die Menge der Nichtphenol-Basen war so gering, daß ihre weitere Untersuchung als aussichtslos unterblieb. Aus der alkalischen Lösung wurden die Phenolbasen nach dem Ansäuern mit Salzsäure und Alkalisieren mit Natriumbikarbonat von neuem in Aether übergeführt. Die durch Natriumsulfat getrocknete Aetherlösung gab beim langsamen Verdunsten in einem Kolben ziemlich gut ausgebildete Krystalle, die nach dem Abspülen mit Aether unscharf bei 193 — 194° schmolzen und folgende Farb- reaktionen lieferten: Konzentrierte Schwefelsäure: grün, dann bräunlich und orange. 42 J. Gadamer: Alkaloide perennierender Papaveraceen. Konzentrierte Salpetersäure : dunkel violett, nach einigen Minuten braun, allmählich verblassend, endlich gelb rot. Erdmann's Reagens: grün, schnell verblassend. F r ö h d e's Reagens: intensiv dunkelgrün. M a n d e 1 i n's Reagens : hellgrün, oliv, rotbraun. Zur Reinigung der Krystalle wurden sie in absolutem Aether, in dem sie schwer löshch sind, durch Kochen unter Rückfluß ge- löst. Beim langsamen Verdunsten entstanden völlig farblose, klare, wohl ausgebildete Krystalle, die jetzt scharf bei 204 — 205° schmolzen. Daß durch dieses Reinigungsverfahren ein anderer Körper abgetrennt worden war, lehrte der Ausfall der Farb- reaktionen : Konzentrierte Schwefelsäure und E r d m a n n's Reagens : farblos. Konzentrierte Salpetersäure: prachtvoll dunkel violett, schmutzig braun, rötlichgelb. F r ö h d e's Reagens: erst blau, dann grün, später dunkel olivgrün; nach 10 Minuten vom Rande her hellgrün, endlich durch die ganze Masse hellgrün. M a n d e 1 i n's Reagens : hell oliv, dann deutlicher oliv- braun. Das Ergebnis dieser kurzen Untersuchung ist: Papaver Orientale enthält als Haupt alkaloid eine Phenolbase. Protopin ist entweder nicht oder doch nur in kleiner Menge vorhanden. Papaver lateritium. Das Rohalkaloid ist fast voll- ständig in 5% iger Natronlauge löslich, so daß auch hier mit Protopin kaum zu rechnen ist. Zur Krystalhsation konnte das Roh- alkaloid noch nicht gebracht werden. Die Ursache ist Avahrscheinlich, daß es sich um ein Gemisch mehrerer Phenolbasen handelt, dessen Trennung bei so unzureichendem Material nicht durchführbar ist. Das Gemisch gab folgende Farbreaktionen: Konzentrierte Schwefelsäure: rot, violett, braun, grün. Konzentrierte Salpetersäure: orange, gelb. Erdmann's Reagens: rotviolett, rot. F r ö h d e's Reagens : bräunlich, violett, dunkelrot, grün. M a n d e 1 i n's Reagens : dunkel violett, oliv. Diese Reaktionen haben nur insoweit Wert, als sie zeigen, daß das Hauptalkaloid von Papaver Orientale in P. lateritium fehlt. A. Hciduschka u. H. Riffart: Bixin. 41! Mitteilungen aus dem Laboratorium für angewandte Chemie an der Königl. Universität München. Ueber Bixin. Von A. H e i d u s c h k a und H. R i f f a r t. (Eingegangen den 31. XII. 11)10.) Obwohl Bixin, der wesentlichste Bestandteil des aus Bixa Orellana erhaltenen Orleans, schon infolge der mannigfachen Ver- wendung des letzteren lange bekannt ist, so weiß man doch, trotz vieler eingehender Arbeiten 1 ) darüber, noch wenig von der Konsti- tution dieses Stoffes. Bisher wurde für das Bixin die von Zwick aufgestellte Formel C 27 H 29 2 (OH) 2 OCH 3 angenommen. Nun hat in neuester Zeit van H a s s e 1 1 2 ) wiederum Untersuchungen über das Bixin angestellt und gezeigt, daß das Bixin neben der Methoxylgruppe nicht zwei, sondern nur eine freie Hydroxylgruppe enthält, und daß die Bildung des Dikaliumsalzes auf eine Verseifung der Methoxylgruppe zurückzuführen ist. van Hasselt hat des weiteren in seiner interessanten Arbeit besonders noch das Nor- bixin hergestellt und ziemlich weitgehende Untersuchungen über die Additionsfähigkeit des Bixins gegenüber Halogenen, besonders Bio in ausgeführt. Wir haben nun mit ähnlichen Halogenierungs versuchen mit dem Bixin schon im Anfange des Jahres 1909 begonnen und wollen hiermit in Kürze die Avichtigsten Resultate unserer bisherigen Untersuchungen mitteilen. van Hasselt kommt auf Grund der Analysen des von ihm hergestellten Bixins zu folgender Formel: C 29 H 34 5 . E t t i, Zwic k, ferner M a r c h 1 e w s k i und M a t e j k o hingegen benutzen die Formel C 28 H 34 5 . Die Analysen des von uns her- gestellten Bixins ergaben Resultate, die auf die letztere Formel ') K e r n d t, Jahresber. über die Fortschr. d. Cheni. 1849. 457; Piccard, Polyt. Journ. 162, 139; M y 1 i u s, Journ. prakt. Chem. 93, 359; Stein. Jonrn. prakt. Chem. 102, 175; E 1 1 i, B. 11, 864; Zwic k, Arch. d. Pharm. 238, 58; Marchlewski. Matejko, Anz. Akad. Wiss. Krakau 745. 2 ) Dissertation. Delft. 30. Mai 1910. 44 A. Heiduschka u. EL Riffart: Bixin. schließen lassen und wir haben deshalb uns vorläufig der gleichen Formel, also C 28 H 34 5 , bedient, die übrigens allen von uns her- gestellten Derivaten besser entspricht, als die Formel C 29 H 34 5 . Vielleicht ist diese Differenz zwischen den Resultaten van Hassel t's und den unsrigen darauf zurückzuführen, daß wir das Bixin vor dem Waschen mit Aceton aus siedendem Eisessig umgelöst haben. van Hasselt hat bei der Bromierung des Bixins in eis- essigsaurer Lösung ein Brombixin mit 62,48% Br erhalten. Wir gelangten bei derselben Arbeitsweise zu dem gleichen Resultat. Wurde aber die Bromierung in Chloroformlösung vorgenommen, so erzielten wir ein viel höher bromiertes Produkt, nämlich ein solches mit 71,45% Br. Während das erste Produkt nach den Analysen v an Hassel t's Br 10 enthält, entsprach bei dem zweiten von uns erhaltenen Produkt der gefundene Bromgehalt Br 14 . Das Bixin zeigt demnach ein ähnliches Verhalten, wie es Z e 1 1 e r 1 ) schon seinerzeit beim Phenanthren festgestellt hat. Vielleicht liegt dem Bixin ebenfalls ein Phenanthrenkem zugrunde, so daß sich dadurch die Entstehung der verschiedenen Brombixine erklären ließe. Diese Annahme findet auch im folgenden eine Stütze. Wird nämlich das Bromprodukt mit 14 Atomen Brom, das einen Schmelz- punkt von 143° besitzt, längere Zeit auf dem Wasserbad erwärmt, so tritt Bromwasserstoffentwickelung ein und man erhält einen bromärmeren Stoff, dessen Analyse eine Übereinstimmung mit dem Decabrombixin ergab. Wird jedoch einige Zeit auf die Temperatur des Schmelzpunktes erhitzt, so tritt ebenso wie beim Decabrombixin Verkohlung ein. Es bildet sich also beim Er- wärmen dieses an Brom reicheren Produktes das von v a n H a s s e 1 t hergestellte bromärmere Produkt C 28 H 34 O 5 Br 10 . Die Verbindung C28-^38^5-^ r i4 verhält sich demnach ähnlich, wie das von Eck- strand 2 ) hergestellte Dibromretentetrabromid C 18 H 16 Br 2 Br 4 , das schon beim Stehen an der Luft Bromwasserstoff abgibt, und leicht in der Wärme in Tetrabromreten C 18 H 14 Br 4 übergeführt werden kann. Von Chlorverbindungen des Bixins sind bisher nur die von Stein durch Einleiten von Chlor in alkoholische Bixinlösung hergestellten bekannt. Stein erhält Produkte mit wechselndem Chlorgehalt (20,30% und 30,21% Cl). Das von uns hergestellte reine Bixin war im Gegensatz zu dem S t e i n's nur in ganz geringem Maße in Alkohol löslich. Wir 1 ) B. 11, 169. 2 ) Ann. 185. 75. A. Heiduschka u. H R iffart: Bi ein. 45 verwandten deshalb für die Chlorierung eine Lösung von Bizin in Chloroform und erhielten auf diese Weise einen weißen be ständigen Stoff vom Schmelzpunkt !>1". Der Chlorgehall betrug 2% Cl. Daraus ergibt sich die Formel < 'JI.^U'l,,,. 4 IHi die dem Brbmierungsptfodukt ( ' ; , s M. n ()-l'>i ] , l .4 H Br entspricht. Auf Grund der bei den ffalogenierungsversuchen erhaltenen Resultate scheint tatsächlich die Annahme van Efas/selVs berechtigt zu sein, daß däa Bixin 10 Atome Halogen anzulagern vermag. Eine Bestätigung hierzu ist auoh die Jodzahl, die, sowohl von v a n H a s sei t nach der Methode von W i j s, als auch von uns nach der Methode von Hübl bestimmt, einer Anlagerung von In Atomen Halogen entspricht. Auch stimmt die aus der Bromerhitzungszahl 1 ) berechnete 1 Jodzahl mit der direkt bestimmten ü berein. Durch Einwirkung von trockenem Chlorwasserstoff auf in Chloroform gelöstes Bixin wurde ein weißer, amorpher, einheitlicher Stoff vom Schmelzpunkt 74° erhalten, dessen Analyse annähernd folgender Formel entsprechen würde: C M H 84 5 >11 HOL Eine Aufklärung über die Art und Weise der ChloTWasserstoffanlagerung bei diesem Stoff gelang bisher noch nicht. Dehalogenierungsversuche aller dieser halogenhalt igen Bixin- derivate ergaben leider bis jetzt noch keine brauchbaren Resultate. Bei der Einwirkung von rauchender Salpetersäure und von Chromsäure in Eisessiglosung entstanden einheitliehe Produkl die aber bis jetzt noch keinen Einblick in die Konstitution des Bixins gestatteten. Beim Behandeln des Bixins mit Jodwasserstoffsäure und Phosphor im Einschlußrohr tritt augenscheinlich eine Zersetzung des Bixins ein. Es wird ein farbloser Stoff erhalten, dessen Zusammen- setzung folgende ist: C 63,4% und H 2,9%, und der deutlich Säure- charakter besitzt. Ueber die Salze dieser Verbindung und über die Reaktionen des Bixins mit organischen Magnesiumverbindungen werden Mir später beachten. Das Verseifungsprodukt des Bixins, das Norbixin van 14 a s s e 1 t's, gibt mit Chlor und mit Chlorwasserstoff die entsprechenden Produkte wie das Bixin. Auch die Analysen- resultate dieser Stoffe entsprechen mehr der Bixinformel Co s 14. ./).-, als C 29 H M 5 . *) Heiduschka u. Rheinberge r. Pharm. Zentralh. 50, 544. '-) Vergl'. Ivifl'.art, Dissertation München«. 46 A. Heiduschka u. H. Riffart: Bixin. Experimenteller Teil. Bixin C 28 H 34 5 . Darstellung: Käufliche zerkleinerte Orleansmasse wird bei möglichst niedriger Temperatur getrocknet, zerrieben und mit Chloroform extrahiert. Man destilliert das Chloroform ab, nimmt den Rückstand mit Eisessig auf und läßt das Bixin aus siedendem Eisessig auskrystallisieren. Die Krystalle werden mit Aceton und schließlich mit Alkohol und Aether gewaschen. Auf diese Weise resultiert das Bixin in feinen violettroten Nadeln vom Schmelz- punkt 188°. Die meisten organischen Lösungsmittel lösen Bixin in der Kälte sehr schlecht (100 ccm Chloroform lösen bei 18° 0,5 g Bixin); leicht löslich ist es in heißem Eisessig und Chloroform. Analyse: 0,1320 g Substanz gaben 0,3609 g CO, und 0,0903 g H 2 0. 0,1425 g Substanz gaben 0,3907 g C0 2 und 0,0966 g H,0. 0,1528 g Substanz gaben 0,4192 g C0 2 und 0,1048 g H 2 0. 0,1182 g Substanz gaben 0,3228 g C0 2 und 0,0829 g H,0. Berechnet für Gefunden: C 29 H 34 5 : C 28 H 34 5 : 1. 2. 3. 4. C = 75,34 74,67 74,57 74,78 74,82 74,48°,, H = 7,35 7,56 7,60 7,53 7,62 7,80% Einwirkung von Brom auf Bixin. I. C 28 H 34 O 5 Br 10 .4HBr. Darstellung: Zu einer Suspension von Bixin in Chloro- form wird unter Eiskühlung überschüssiges Brom hinzugefügt und nach ungefähr 2 Tagen (Bromwasserstoffentwickelung ist deutlich bemerkbar) das sich gebildete Brombixin durch Alkohol gefällt. Durch Lösen in Aether und Ausfällen mit Alkohol erhält man e^ als weißes, sehr beständiges, amorphes Pulver, das bei raschem Erhitzen bei 143° schmilzt und in Eisessig, Chloroform, Aether und Aceton leicht löslich ist. Analyse: 0,1151 g Substanz gaben 0,0893 g C0 2 und 0,0266 g H z O. 0,1783 g Substanz gaben 0,2979 g AgBr. 0,2065 g Substanz gaben 0,3469 g AgBr. Berechnet für CgHjgOäBr^: Gefunden: C = 21,37 21,16° H - 2,41 2,57% Br = 71,13 1. 71,10 2. 71,48% \. Heiduschka u. H. Riffart: Bixin. 47 II. Darstellung: Wird die Brom Verbindung C 28 H 34 5 Bi ]() . 4 HBr auf dem Wasserbad erwärmt, bis keine Bromwasserstoff - entwickelung mehr wahrzunehmen ist, so erhält man ein gelbliches Produkt, das sich aus seiner alkoholischen Lösung bei langsamem Verdunsten des Alkohols krystallinisch ausscheidet. Diese Brom- verbindung zersetzt sich ohne zu schmelzen unter Verkohlung beim Erwärmen über 130°. Auch in der Kälte tritt nach längerem Stehen Zersetzung ein. Analyse: 0,4347 g Substanz gaben 0,6461 g AgBr. Berechnet für C 2g H 34 5 Br, (1 : Gefunden: Br = 63,94 63,27% Chlorbixin C 28 H 34 5 C1 10 . 4 HCl. Darstellung: In eine Lösung von Bixin in Chloroform wird bis zur vollständigen Entfärbung trockenes Chlorgas ein- geleitet. Nachdem man das Chlor durch Kohlensäure verjagt und das Chloroform im Vakuum verdunstet hat, wird der eine schwach gelb gefärbte schmierige Masse bildende Rückstand mit Alkohol ausgezogen und aus der alkoholischen Lösung durch Zufügen von Wasser das Chlorbixin als weiße, beständige, in den meisten organischen Lösungsmitteln lösliche Verbindung vom Schmelz- punkt 91° erhalten. Analyse: 0,1318 g Substanz gaben 0,1749 g C0 2 und 0,0422 g H 2 0. 0,2209 g Substanz gaben 0,4624 g AgCl. Berechnet für C 28 H 38 5 Clj4: Gefunden: C = 35,40 36,19% H = 3,98 3,56% Cl = 52,24 51,90% Chlornorbixin C 27 H 32 O 5 Cl 10 . 4 HCl. Darstellung: Man leitet trockenes Chlorgas in eine Suspension von Norbixin 1 ) in Chloroform bis zur Entfärbung, filtriert vom Ungelösten ab und verfährt dann ebenso, wie oben beim Chlorbixin angegeben wurde. Chlornorbixin ist ein weißes, beständiges Pulver vom Schmelzpunkt 102°, das sich gegenüber Lösungsmitteln wie Chlorbixin verhält. !) van H a s s e 1 1. Chem. Weekblad 6, 480. 48 A. Keiduschka u. H. Riffart: Bixin. Analyse: 0,1247 g Substanz gaben 0.2682 g AgC'l. Berechnet für ('o7Ho i; () 5 Cl 14 : Gefunden: Cl = 53,04 .-,:]. 30% Einwirkung von Chlorwasserstoff auf Bixin und Norbixin. Darstellung: In eine Suspension von Bixin, bezw. Norbixin, in Chloroform wird trockenes Chlorwasserstoffgas ein- geleitet, bis die Lösung nur noch schwach gelb gefärbt ist. Nach dem Verdunsten des Chloroforms im Vakuum wird der Rückstand mit Alkohol ausgezogen und die alkoholische Lösung mit Wasser versetzt. Hierbei scheiden sich in beiden Fällen schwach gelb ge- färbte einheitliche amorphe Stoffe ab. Die Bixinverbindung schmilzt bei 74° und ist löslich in Methyl- alkohol, Aethylalkohol, Aceton, Aether, Chloroform und Eisessig. Die Analyse ergibt Werte, die annähernd auf folgende Formel stimmen : C 28 H 34 5 . 1 1 HCl. Analyse: 0,1185 g Substanz gaben 0,1745 g CO, und 0,0590 g H 2 0. 0,1298 g Substanz gaben 0,2380 g AgCl. Berechnet für C 28 H 45 5 C1 11 : Gefunden: C = 39,46 40,16% H = 5,28 5,53% Cl = 45,86 45,47% Die Norbixin Verbindung, welche sich ebenfalls in Methyl- alkohol, Aethylalkohol, Aceton, Aether, Chloroform und Eisessig löst, schmilzt bei 108°. Die Analysen werte stimmen annähernd auf folgende Formel: C K H M Ö 5 . 1 1 HCl. Analyse: 0,1373 g Substanz gaben 0,1993 g C0 2 und 0,0561 g H,0. 0,1744 g Substanz gaben 0,3252 g AgCl. Berechnet für G^H^C^Cl^: Gefunden: C = 38,69 39.59% H = 5,13 4,54% Cl = 46,63 46,23;% München, am 29. Dezember 1910. ( ;. ( ). Gaebel: Salvarsan 49 Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 26. Das Salvarsan beim gerichtlichen Arsennachweis. Von Dr. C.Otto Gaebel. Das Salvarsan wird erwachsenen Männern von kräftiger Kon- stitution zur Heilung der Syphilis in Einzeldosen von 0,6 — 1 g injiziert 1 ). Da es nach der ihm Zugeschriebenen chemischen Formel etwa 34% Arsen enthält, können also unter Umständen mit einer Einzelgabe dem Menschen etwa 0.2—0,34 g Arsen einverleibt werden. Schon die relativ große Menge dieses den Gerichtschemiker so häufig beschäftigenden Elementes, die bei Sälvarsantheräpie' in den mensch- lichen Organismus gelangen kann, macht es begreiflich, daß das neue Heilmittel auch forensisch-chemisches Interesse erregen muß. Die wenigen bisher veröffentlichten Arbeiten-), die sieh mit der Frage nach dem Schicksal des Salvarsans im menschlichen Körper be- fassen; lassen dieses Interesse auch durchaus berechtigt erscheinen. Aus den Arbeiten geht hervor, daß nach Anwendung von Salvarsan die Ausscheidung von Arsen im Urin zwar sehr bald (schon nach einer halben Stunde) beginnen kann, daß sie aber gewöhnlich erst nach Wochen so weit beendet ist, daß Arsen im Tagesharn nicht mehr mit den gewöhnlichen Mitteln nachgewiesen werden kann. Trotz scheinbaren Aufhörens der Arsenausscheidung im Urin bleibt aber im Körper noch monatelang eine erhebliche Arsenmenge de- poniert. Wie Bornötein zeigen konnte, kreist bei intravenöser Injektion die überwiegende Menge des organisch gebundenen Arsens nicht frei im Blut, sondern wird in den ..natürlichen" Depots des Körpers, besonders in Leber. Niere, Milz abgelagert. Ebenso bleibt auch das von der subkutanen und intramuskulären Injektionsstelle aus resorbierte Präparat nicht in der Blutbahn, sondern wird in den ebengenannten Organen aufgespeichert. Von Bedeutung ist auch die Tatsache, daß bei intramuskulärer Injektion ein beträcht- liches Arsendepot im injizierten Muskel lange Zeit bestehen bleibt. Fischer und Hoppe konnten bei einer Frau, die 36 Ta'ge ■-•»■. !) Salvarsan, Apoth.-Ztg. 1910. 968. 2 ) Fischer und Hoppe, Münch. med. W. 191u,uft5Öt>; Greven, ebenda, 1910, 2079; Bornstein. Deutsche med. W. 10*1,4.48. Arck. d. Pharm. CCXXXXIX. Bdg. 1. Heft. 4 50 G. O. Gaebel: Salvarsan. nach der Injektion starb, noch 1 cg Arsen im Muskel nachweisen. Ich selbst kann die Beobachtung letzterer Art durch folgende be- stätigen. Durch Herrn Geheimrat N e i ß e r - Breslau gelangte ich in den Besitz eines die Injektionsstelle umschließenden Stückes Rückenfleisch (Haut.Unterhautzellgewebe, Muskulatur) eines Mannes, der mit 0,7 g Salvarsan behandelt worden und drei Wochen nach der Injektion aus anderweitigen Ursachen gestorben war. Das Fleischstück wog 143 g. Zur quantitativen Bestimmung des Arsens, die ich hier kurz skizzieren will, weil sie bereits einen ge- wissen Einblick in das analytische Verhalten des Salvarsans bei der üblichen Ausmittelung des Arsens gibt, wurde das Untersuchungs- objekt zunächst mit Salzsäure und Kaliumchlorat nach Fresenius und Babo behandelt. Das unzerstört gebliebene Fett wurde abfiltriert. Das Filtrat gab, in üblicher Weise mit Schwefelwasser- stoff behandelt, einen reichlichen Arsentrisulfid enthaltenden Nieder- schlag. Das abgeschiedene Arsen wurde als Magnesiumpyroarsenat zur Wägung gebracht. Die Arsenmenge betrug hier 0,06 g. Da es nicht sicher war, ob durch die Einwirkung von Kaliumchlorat und Salzsäure das organisch gebundene Arsen völlig mineralisiert worden war, wurde der nach dem Eindampfen des vom Schwefel- wasserstoffniederschlag erhaltenen, mit Soda alkalisierten Filtrates verbliebene Rückstand zusammen mit dem unzerstörten Fett durch Schmelzen mit Soda- Salpeter völlig mineralisiert. In der Schmelze waren noch 0,014 g Arsen enthalten. Die gesamte, in dem Objekt befindliche Arsenmenge betrug also 0,074 g, entsprechend 0,22 g Salvarsan. Das in der charakteristisch gefärbten Umgebung der Injektionsstelle festgehaltene Arsenquantum war jedoch sicher noch etwas größer, da mir nicht die gesamte Injektionsstelle zur Unter- suchung ausgehändigt worden war. Aus dem bisher bekannt gewordenen Verhalten des Salvarsans im Organismus geht also die für den forensischen Chemiker be- deutsame Tatsache hervor, daß ihm unter Umständen Arsen in erheblicher Menge begegnen kann, ohne daß eine Arsen Vergiftung vorhegt. Bei der voraussichtlich ausgedehnten Verwendung des neuen Arsenpräparates wird er noch mehr als früher mit der Mög- lichkeit zu rechnen haben, daß gefundenes Arsen von therapeutisch eingeführten Arsenmitteln herrühren kann, und dabei berücksichtigen müssen, daß das arzneihch zugeführte organisch gebundene Arsen recht lange im Körper verweilen kann. Natürlich ist das Salvarsan auch an sich von forensisch- chemischem Interesse. Es ist zwar bedeutend weniger giftig als das mineralische Arsen, zeigt aber gleichfalls starke physiologische G. O. Gaebel: Salvarsan, 61 Wirkung: aucli geht es nach allgemeiner Meinung durch Oxydation an der Luft leicht in ein stark giftiges Arsinoxydderivat über. Die Kenntnis der forensisch-analytischen Eigenschaften des Salvarsans ist somit von großer Wichtigkeit. Einen Beitrag hierzu möchte ich in folgendem hefern. 1 ) Schon der Verlauf der oben kurz angegebenen quantitativen Bestimmung läßt den Schluß zu, daß das Salvarsan durch Salz- säure und Kaliumchlorat völlig mineralisiert wird. Daß nicht das gesamte in dem analysierten Fleischstück befindliche Arsen nach der Zerstörung der organischen Substanz in der vom unzerstört gebliebenen Fett abfiltrierten Lösung enthalten war, möchte ich darauf zurückführen, daß die relativ großen Fettmengen nur un- vollständig ausgewaschen wurden, da von vornherein ihre völlige Mineralisierung beabsichtigt war. Ich wiederholte die Behandlung von Salvarsan mit Kalium- chlorat und Salzsäure mit reiner wässeriger Salvarsanlösung (0,6 %). Sie färbt sich dabei bald vorübergehend intensiv rot und wird schließ- lich wasserhell. In der erhaltenen Lösung verhält sich das Salvarsan- arsen gegenüber den üblichen Arsennachweisreagenzien wie mine- ralisches Arsen. So fällt Schwefelwasserstoff alles Arsen als Schwefel- arsen aus. Das Salvarsan gehört somit nach der von Gadaraer 2 ) auf Grund des Verhaltens gegen Salzsäure und Kaliumchlorat getroffenen analytischen Einteilung der organischen Arsenpräparate in die Atoxylgruppe. Eine Verwechselung des Salvarsans in organischem Unter- suchungsmaterial mit unorganischen Arsenverbindungen kann also leicht eintreten, wenn die Zerstörung der organischen Substanz in der üblichen Weise nach Fresenius und B a b o ausgeführt wird. Es war daher von Interesse, die Eigenschaften zunächst des unveränderten Salvarsans zu studieren, um zu Reaktionen zu ge- langen, die es von gelöstem mineralischen Arsen unterscheiden. Ich erhielt dabei folgende Resultate. I. Qualitative Reaktionen. Die Probe nach R e i n s c h verläuft deutlich positiv. Die Lösung färbt sich dunkelrot. Am Kupferblech entsteht der be- J ) Die Versuche habe ich mit 2,2 g Salvarsan ausgeführt, die mir Herr Geheimrat N e i ß e r liebenswürdiger weise überließ, bevor das Mittel im Handel erschien. 2 ) G[a d a m e r , Lehrbuch der ehem. Toxikologie, Göttingen 1909, 187. 4* 52 G. O. Gaebel: Salvarsan. kannte, metallisch glänzende, graue Beschlag, auf dem sich ein roter Ueberzug bildet, der leicht abgewischt werden kann. Die Proben nach Marsh und nach G u t z e i t treten gleichfalls kräftig ein. 1,5 mg Salvarsan erzeugten im Marsh fast momentan einen starken Spiegel in der ganzen Ausdehnung der ausgezogenen Stelle des Zersetzungsrohres; in vorgelegter Bilber- nitratlösung trat bald ein deutlicher Niederschlag ein. Nach Schneider und F y f e im Chlorwasserstoffstrom destilliert, gab die Lösung auch ohne Zusatz von Eisenchlorür ein Destillat, woraus Bettendorf 's Reagens im Laufe einiger Stunden braune Flocken abschied. Eine nochmalige Destillation derselben Portion nach Eisenchlorürzusatz ergab wieder ein arsenhaltiges Destillat. Eine quantitative Bestimmung des in beiden Destillaten enthaltenen Arsens zeigte, daß im ganzen jedoch nur 56 % der berechneten Arsenmenge (Salvarsan als 34%ig angenommen) über- gegangen war. Der Inhalt der die Salvarsanlösung enthaltenden Retorte färbte sich anfangs intensiv rot; später schied sich ein schwarzes Pulver ab, während die darüberstehende Flüssigkeit wasserhell wurde. Die biologische Probe mit Penicillium b r e- v i c a u 1 e , nach Abel und Buttenberg ausgeführt, ergab deutlichen Knoblauchgeruch. Der Schimmelpilz gedieh auf dem salvarsanhaltigen Nährboden ebensogut wie in der zur Kontrolle angesetzten salvarsanfreien Probe. Die aufgeführten Reaktionen, wovon die Probe nach R e i n s c h und die biologische Probe zu den gewöhnlichen Vorproben auf gelöstes mineralisches Arsen zählen, lassen also Salvarsanarsen von mineralischem Arsen praktisch nicht unterscheiden. Einen Unter- schied hefern jedoch folgende Proben. Bettendorf 's Reagens gibt sofort einen gelben amor- phen Niederschlag, der sich auch nach Tagen weder in Form noch Farbe ändert. Bräunung oder Abscheidung brauner Flocken ent- steht nicht. Bei gelindem Erwärmen entsteht eine klare Lösung, woraus sich beim Erkalten wieder der gelbe Niederschlag ausscheidet. Kocht man die Lösung auf, so färbt sie sich allmählich dunkel, ohne aber die typische Mineralarsenreaktion zu geben. Schwefelwasserstoff gibt keinen Niederschlag in angesäuerter Salvarsanlösung. Auch aus der reichlich mit Salz- säure versetzten und kurze Zeit gekochten Lösung scheidet Schwefel- wasserstoff kein Schwefelarsen ab. Alle bisher aufgeführten Reaktionen zielen auf das im Salvarsan enthaltene Arsen hin. Folgende zur Identifizierung des ( ;. ( ). (wie bei: Salvarsan. 53 Salvarsans geeignete Reaktionen gründen »ich auf dir Eigenschaften des organischen Komplexes. Eine ganze Anzahl sehr empfindlicher, wenn auch nicht besonders charakteristischer Reaktionen basiert auf der leichten Oxydierbar- keit des organischen Komplexes. So erzeugt Eisen chlorid intensive Verfärbung von Grün in Kot. Die Färbung ist noch bequem erkennbar bei einer Verdünnung 1 : 15 000. Gold- h l o r i d erzeugt momentan prächtige tiefrote Farbe. Platin- • •hlorid wird (in der Kälte) erst allmählich reduziert. X . • ß 1 e r s Reagens wird augenblicklich reduziert. Phosphor- m o 1 y bdä ns ä ure gibt sofort intensive Blaufärbung, die be- sonders schön auftritt, wenn die Lösung zuerst alkalisch, dann salzsauer gemacht wird. Die aromatische Amidogruppe im Salvarsan bringt es mit sich, daß das Salvarsan eine Anzahl Azofarbstoffreaktionen eingeht, von denen die folgende als besonders empfindlich und charakte- ristisch zu bezeichnen ist. Man säuert die Lösung mit einigen Tropfen Salzsäure an, kühlt möglichst auf 0° ab und versetzt mit Natrium- nitritlösung in geringem Ueberschuß. (Die noch in ziemlich großer Verdünnung gelbgrüne Salvarsanlösung entfärbt sich bei Zusatz von Salzsäure, wird aber durch salpetrige Säure wieder deutlich gelbgrün.) Zur Entfern ung der überschüssigen salpetrigen Säure fügt man nach und nach solange Harnstoff hinzu, bis Jodkalistärke- papier nicht mehr gebläut wird. Dann setzt man gesättigte, mit Salzsäure angesäuerte <*-Naphthylaininlösung hinzu. Allmählich — auch bei konzentrierteren, z. B. 0,6% igen Salvarsanlösungen — tritt eine schön rubin- bis violettrote Färbung auf, die bei längerem Stehen immer intensiver wird. Durch Erwärmen wird die Farb- stoffbildung sehr beschleunigt. Bei einer Verdünnung von etwa 1 : 15 000 erscheint die Rotfärbung in der Kälte erst nach einigen Stunden, ist aber deutlich erkennbar. Die Reaktion deutet nur auf die Gegenwart eines aromatischen Amins und ist erst beweisend für Salvarsan, wenn die gleichzeitige Anwesenheit von Arsen in der Lösung oder besser in dem erzeugten Azofarbstoff nachzuweisen ist. Zur Isolierung des Farbstoffs sättigt man, wenn die Farbe des Gemisches nicht mehr zunimmt — ge- lindes Erwärmen unterstützt, wie erwähnt, die bei der Farbstoff - bildung offenbar vor sich gehende Umlagerung der zunächst ent- standenen Diazoamido Verbindung in den Azofarbstoff — die Lösung mit Kochsalz, schüttelt einige Minuten kräftig durch und filtriert nach einigen Stunden den ausgesalzenen Farbstoff ab. Das Filtrat ist dann bisweilen völlig farblos. Den Filterinhalt wäscht man mit 54 G. O. Gaebel: Salvarsan. gesättigter Kochsalzlösung aus, löst ihn in heißer verdünnter Salz- säure und prüft die Lösung nach Reinsch oder Gut zeit auf Arsen. Man kann ihn auch durch Schmelzen mit Salpeter mineralisieren und die entstandene Arsensäure nachweisen. Auch Atoxyl gibt mit u-Naphthylaniin unter obigen Bedingun- gen einen roten Azofarbstoff. Doch tritt hier die Färbung sofort nach Zusatz der salzsauren «-Naphthylaminlösung ein. Zum Unter- schied von Atoxyl gibt ß-Naphthylamin mit diazotiertem Salvarsan keine Färbung 1 ) ; beim Atoxyl entsteht sofort ein ziegelroter Azo- farbstoff. Auf die aromatische Amidogruppe dürfte auch die Blaufärbung zurückzuführen sein, die entsteht, wenn man mit Salvarsanlösung wie bei der Indophenolreaktion (Versetzen mit Karbolsäure, Oxy- dieren mit Chlorkalklösung, Uebersättigen mit Ammoniak, einige Zeit unter Luftzutritt schütteln) verfährt. Die Blaufärbung der ammoniakalischen Flüssigkeit tritt ebenfalls nur langsam ein. Ich möchte noch erwähnen, daß noch recht verdünnte Sal- varsanlösungen mit rauchender Salzsäure Fällungen geben (Aus- salzung). Auch Quecksilberchlorid erzeugt einen fast unlöslichen Niederschlag. 2. Nachweis von Salvarsan in organischem Untersuchungsmaterial. Als Untersuchungsmaterial zum Nachweis von Salvarsan in organischem Substrat verwendete ich zunächst gehacktes Pferde- fleisch, das ich mit Salvarsanlösung versetzte. Ich stellte mir zwei Proben her, indem ich zu je 75 g Fleisch je 0,15 g Salvarsan. in 25 ccm Wasser gelöst, fügte. Die eine der beiden Proben machte ich alkalisch, die andere blieb ohne weiteren Zusatz. Beide Proben untersuchte ich nach drei und nach vierzehn Tagen. In allen Fällen gelang es mir leicht, unverändertes oder nur soweit umgewandeltes Salvarsan, daß mit ihm noch die Reaktionen des unveränderten eintraten, auszumitteln. Ich verfuhr dabei folgendermaßen. Das teilweise in geringe Fäulnis übergegangene Fleisch wurde mit dem mehrfachen Volumen Alkohol (96 %) durchgerührt und mit einigen Tropfen Salzsäure angesäuert. Schwefelsäure schien mir zum Ansäuern nicht geeignet zu sein, da diese Säure in ver- dünnter Salvarsanlösung einen schwer löslichen Niederschlag er- *) Als das Manuskript dieser Publikation fertiggestellt war, erschien die oben zitierte Veröffentlichung von Bornst ein. Hier findet sich bereits die Beobachtung vermerkt, daß Salvarsan die ß-Naphthyl- aminreaktion nicht gibt. (;. (). Gaebel: Salvarsan. 55 zeugt. Die Mischung wurde einige Stunden bei gelinder Wärme digeriert, dann filtriert. Der wässerige, sirupöse Rückstand des bei mäßiger Wärme eingedampften Filtrat es wurde allmählich mit ab- solutem Alkohol versetzt, bis die dabei entstandene Abscheidun^ sieh nicht mehr vermehrte. Das Filtrat biet von wurde von Alkohol befreit. Der in Wasser aufgenommene Rückstand wurde wieder filtriert. Im so erhaltenen wässerigen, gelblich gefärbten Filtrat traten die Reaktionen nach R e i n s c h und nach Gut zeit, sowie die mit "-Naphthylamin deutlieh ein. B e t t c n d o r f 's Reagens gab in keinem Falle eine positive Reaktion. Auch mit Schwefel- wasserstoff entstand kein arsenhaltiger Niederschlag. Mit Hilfe der oben angegebenen analytischen Eigenschaften des Salvarsans läßt sich das Salvarsan auch neben mineralischem Arsen nachweisen, wenn man z.B. das von G a d a in e r 3 ) zum Nachweis von Atoxvl neben Arsen angewendete Verfahren ein- schlägt. Ob sich resorbiertes Salvarsan im Blut, Organen, Harn in solcher Form vorfindet, daß es in obiger Weise ausgenüttelt werden kann, muß noch der Versuch entscheiden. Bei zwei Proben Sal- varsanharn trat die «-Naphthylaminreaktion, die mit dem unver- änderten Harn direkt angestellt wurde, recht deutlich ein. Ich möchte jedoch nicht unbemerkt lassen, daß auch normaler Harn bei Ausführung der «-Naphthylaminreaktion schwache Rotfärbung zeigt, wenn auch die Farbnüance eine andere ist. Die Proben nach R e i n s c h und nach G u t z e i t verliefen mit den beiden Salvarsanharnen (Einzelentleerungen von etwa 200 c cm) verhältnis- mäßig schwach. 3. Quantitative Bestimmungen. Auch einige Versuche zur quantitativen Bestimmung des Arsens im Salvarsan, die sich für toxikologisch-chemische Zwecke eignet, habe ich ausgeführt, bin aber dabei noch zu keinem ab- schließenden Ergebnis gelangt. Ich erhielt nach dem Verfahren von S c h n e i d e r - F y f e - B e c k u r t s — Zerstörung mit Kalium- chlorat und Salzsäure, Destillation im Chlonvasserstoffstrom unter Beifügung von Eisenchlorür — in zwei Bestimmungen Arsenwerte, die zwar unter sich befriedigend übereinstimmten, aber von dem berechneten erheblich abwichen, nämlich statt 34,2 % nur 29 % und 29,5 %. Auch als ich daraufhin die Zerstörung des organischen ] ) L. c. S. 190 und Apoth.-Ztg. 1907, No. 51. 56 E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. Salvarsankoniplexes mit Salpetersäure-Schwefelsäure im Kjeldahl- kolben vornahm, eine Methode, die gewöhnlich völhge Mineralisierung verbürgt, und die das neue Deutsche Arzneibuch beim Atoxyl ver- wendet, und dann weiter nach J o u n g e r 1 ) verfuhr, erhielt ich wieder nur 29,3 % Arsen. Weitere Versuche zur Aufklärung dieser Analysenresultate sind im Gange. Zum Schluß dieser Mitteilung möchte ich noch erwähnen, daß ich mit einer jodometrischen Bestimmung des Salvarsans be- schäftigt bin. Die Bestimmung gründet sich auf die Tatsache, daß Salvarsanlösungen, bei ganz schwach mineralsaurer Reaktion mit n / 10 - Jodlösung unter Anwendung von Stärkelösung als Indikator titriert, eine scharfe Endreaktion geben. Die bisher erhaltenen Re- sultate stimmen bei ein und demselben Ampulleninhalt unter sich vollkommen überein. Der Chemismus der Reaktion konnte jedoch noch nicht exakt erwiesen werden. Ich denke bald ausführlich darüber berichten zu können. Ueber Phenolphthaleinderivate und deren Indikatoreigenschaften. Von E. Ru p p. Königsberg. (Eingegangen den 9. XII. 1910.) Das Phenolphthalein, der ideale Indikator zur Titration schwacher Säuren, ist unbrauchbar zur Titration von Ammoniak und noch schwächeren Basen. Nach der Dissoziationstheorie der Indikatoren erfordern diese eine Indikatorsubstanz relativ stark sauren Charakters, wie dies z. B. für das in der Alkaloidtitrimetrie so weitgehend verwertbare Jodeosin zutrifft. Hierauf fußend war zu folgern, daß das nur sehr schwach saure Phenolphthalein durch eine acidifizierende Korrektur seines Moleküls zur Titration schwacher Basen tauglicher werden mußte. Andererseits war damit einhergehend eine verminderte Empfindlich- keit gegen Wassers toffionen zu erwarten, die einer direkten Titrierbarkeit von Karbonaten mit einem solchen Phenolphthalein- derivat zustatten kommen sollte. x ) Siehe hierzu Rupp, Arch. d. Pharm. 1903, 611. E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. .~>7 Eirie Acidifizierung dös Phenölphthaleirimolekfils qJIMI 4 .OH /\ C„H.,.OH 6 H / O CO mußte sich leicht dureh Einführung negativer Substituenten wie Halogen- und Nitrogruppen erreichen lassen und zwar in gradueller Verschiedenheit je nach Anzahl dieser Gruppen und vermutlich auch je nach dem Sitze derselben im Phthalring, in den Phenol- kernen oder sämtliohen Ringkomplexen. Im Verein mit Herrn Dr. K. S e e g e r s wurden die Indikator- eigensohaften aller drei Arten von Phenolphthaleinsubstituten geprüft. Unbekannt waren von solchen bis dahin das im Phthalring tetrabrömierte und tetrajodierte Phthalein, ferner das hieraus durch Bromierung der Phenolringe hervorgehende Octobrom- bezw. Tetrabromtetrajodphenolphthalein, es mögen daher deren (Jewinnung und Eigenschaften vorangestellt werden. Tetrabromphenolpht haiein : c ^C H H 4 .OH yv CgH^ . OH C 6 Br/ O V CO Durch Bromierung von Phthalsäureanhydrid in 50% igem Oleum nach dem J u v a 1 1 a'schen Patentverfahren 1 ) gelangt man in quantitativer Ausbeute zum Tetrabromphthalsäureanhydrid. 50 g hiervon wurden in 100 g konzentrierter Schwefelsäure gelöst und nach mäßiger Abkühlung mit 50 g Phenol versetzt. Im Oelbade wurde sodann langsam auf 140° erhitzt und 5 Stunden lang diese Temperatur eingehalten. Das Reaktionsprodukt wurde in Wasser gegossen, gesammelt und getrocknet. Zur Trennung von un- verändertem Ausgangskörper extrahierte man mit warmem Alkohol oder Eisessig, in denen das Phthalein zum Unterschiede vom Tetra- bromphthalsäureanhydrid leicht löslich ist. Nach nochmaliger Krystalhsation aus Alkohol erhält man farblose, in Alkohol. Aether und Eisessig leicht lösliche Krystalle, die bei 280 — 285° unter Zersetzung schmelzen. In verdünnten Alkalien löst sich der Körper mit violetter Farbe, die auf Säure- zusatz verschwindet. x ) F r i e d 1 ä 11 d e r, Fortschritte der Teerfarbeni'abrikation II., S. 93. 58 E. Rupp: Plienolphthaleinderivate. Die Ausbeute ist eine nur mäßige, da die Phthaleinbildung der Perbromphthalsäure erheblich schwieriger verläuft als bei dem nicht substituierten Produkt. Noch stärker macht sich dies bei der Perjodphthalsäure geltend, so daß es sich wohl um die Er- scheinung sterischer Behinderung handeln dürfte. Bei der Cariusanalyse lieferten 0,1373 g Substanz 0,162 g AgBr. Berechnet für C 20 H 10 Br 4 O 4 : Gefunden: Br = 50,46 50,21% Oetobromphenolphthalein : r ,C 6 H 2 Br 2 OH C 6 Br / O CO 3 g Tetrabromphthalein wurden in 20 ccm heißem Alkohol gelöst, allmählich mit 20 g Brom in 20 ccm Eisessig versetzt und 1 Stunde lang am Rückflußkühler auf 60° erhitzt. Beim Er- kalten scheidet sich das Phthalein in farblosen Nadeln ab. Es ist unlöslich in Wasser, ziemlich schwer löslich in kaltem Alkohol. Alkalien liefern rein blau gefärbte Lösungen, die durch Säuren entfärbt werden. Die Stellung der Phenol-Bromatome wurde nicht besonders ermittelt, da nach den Untersuchungen von A. v. Baeyer 1 ) am Bromierungsprodukt des einfachen Phenolphthaleins die Stellung Br, OH, Br = 3, 4, 5 nicht zweifelhaft sein kann. Cariusanalyse : 0,2174 g Substanz lieferten 0,3413 g AgBr. Berechnet für C 20 H 6 Br 8 O 4 : Gefunden: Br = 67.3 66,81% Tetrajodphenolplithalein : c< CA.OH /\ C 6 H 4 .OH C 6 J 4v O V CO Nach J u v a 1 1 a durch Jodierung von Phthalsäureanhydrid in rauchender Schwefelsäure gewonnenes Tetra jodphthalsäure- anhydrid wurde mit der doppelten Menge konzentrierter Schwefel- säure und 3 Teilen Phenol 5 Stunden lang auf 150° erhitzt. Die Reaktionsmasse wurde in Wasser gegossen, gesammelt, gewaschen und getrocknet. Zur Trennung von unveränderter Perhalogen- *) Ann. d. Chem. 202, 77. E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. 50 Phthalsäure, die auch nach erheblich längerer Versuchsdauer noch reichlich zugegen ist, wurde mit heißem Alkohol extrahiert, in dem das Jodphthalein leicht löslich ist. Das aus heißem Alkohol mit nachträglichem Wasserzusatz umkrystallisierbare Produkt ist wasserunlöslich. Beim Erhitzen zersetzt es sich ohne scharfen Schmelzpunkt. In Alkalien löst es sich mit violetter Farbe, die beim Ansäuern verschwindet. Cariusbestimmung : 0,1372 g Substanz lieferten 0,1552 g Ag«T. Berechnet für C 20 H ln J 4 O 4 : Gefunden: J = 61,8 61,14% Tetrabromtetrajodphenolphthalein: C,J 4 ( o CO 2 g Tetrajodphthalein wurden in 20 cem heißem Alkohol ge- löst und allmählich mit 10 g Brom + 10 g Eisessig versetzt. Die nach mehrstündigem Stehen abgeschiedenen Krystalle wurden aus Wasser-Alkohol nochmals umkrystallisiert. Der in Wasser unlösliche Körper löst sich in verdünnten Alkalien mit intensiv blaugrüner Farbe, die auf Säurezusatz ver- schwindet. Cariusanalyse : 0,0946 g Substanz lieferten 0,1396 g Halogen- silber. Berechnet auf C 20 H 6 O 6 Br 4 J — 0,148 g für die angewandte Substanzmenge. Von den in der Literatur beschriebenen Phenolph thalein - derivaten wurden zur indikatorischen Prüfung ferner noch hergestellt : Das den oben beschriebenen Körpern konstitutionsgleiche Tetrachlor- und Tetrachlortetrabromphenolphthalein B o o s 1 ) sowie das ausschließlich in den Phenolkomponenten substituierte Tetrabromphenolpht haiein B a e y e r 2 ), Tetrajodphenolphthalein (Nosophen) C 1 a ß e n u. L ö b :! ), Di- und Tetranitrophenolpht haiein Hall 4 ), Dinitrodibromphenolphthalein E r r e r a und B e"r t e 5 ). x ) Dissertation Heidelberg 1896. 2 ) Ann. d. Chem. 202, 77. a ) Berl. Ber. 28, 1603. *) Berl. Ber. 26, 593, Ref. •) Gaz. Chim. G. 26. I. 266. 66 E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. Derivaten mit verschlossenen Hydroxylgruppen, wie das Diacetyl-. das Dibenzoylphenolphthalein, sowie das von uns durch Einwirkung von Benzolsulfochlorid auf alkahsche Phthaleinlösung hergestellte Benzoldisulf ophenolphthalein geht, -wie zu erwarten stand, jegliche Umschlagsfähigkeit und Indikatorbrauchbarkeit ab. Titrationsversuche. A. Titration von Ammoniaklösungen. 7 10 Ammoniak auf n / 10 Salzsäure mittels Methylorange ein- gestellt. Tetrachlorphenolph thalein: Alkoholische Lösung 1 : 100, Umschlag violett in farblos. 20 ccm n / 10 NH 3 mit n / 10 HCl titriert. Indikator Färbung j Sollverbr. 20 Erster Umschl. ccm "/io HCl 1 Deutl. Umschl. Zustand bei Normalität 2 Tropf. 10 30 „ rotviolett 1 bei 19,1 ccm „ 19,1 „ „ 19,1 „ bei 19,20 ccm i „ 19,25 „ „ 19,25 „ farblos 20 ccm n / 10 HCl mit "/ 10 NH 3 titriert. Sollverbr. 20 ccm ■/* NH, Indikator ^ Färbung Ergter Urasc hl.Deutl. Umschl. Zustand bei Normahtät 2 Tropf. farblos 10 ., schwach opalisierend 20 bei 20,60 ccm j bei 20,80 ccm ., 20,50 „ „ 20,70 „ farblos 20,50 20,65 Tetrachlortet rabromphenolphthalein: Alkohohsche Lösung 1 : 100, Umschlag blau in farblos. 20 ccm n / 10 NH 3 mit n / 10 HCl titriert. Indikator j Färbung Sollverbr. 20 ccm "/io HCI ' Zustand bei 'Erster Umschl. Deutl. Umschl. Normahtät 2 Tropf. ; hellblau 'bei 19, 70 ccm bei 19,80 ccm 10 „ blau ' „ 19,70 „ j ., 19,80 „ 20 „ tiefblau j „ 19,70 „ ; „ 19,80 „ farblos E. Rupp: l'henolphthaleinderivate. 20 ccm n / 10 HCl mit " /l0 NH 3 titriert. .,l Indikator Färbung BoUnerbr, 20 Erster Umschl. ccm "/ 10 NH 3 i Zustand bei Deutl. Umschl. Normalität 2 Tropf. farblos bei 20,20 (ein bei 20,30 ccm farblos 10 .. 20 .. " „ 20,00 „ „ 2(i.0(i ., ., 20,0.1 .. schw. hellblau .. 20,05 .. T c t i /io NH 3 Zustand bei Färbung Ergter Umschl. Deutl. Umschl. Normalität 4 Tropf. 20 „ 40 „ farblos bei 22,00 ccm ' bei 22,50 ccm „ 20,40 „ „ 21,00 „ „ 20,20 „ l „ 20,40 „ farblos Die völlige Wasserunlöslichkeit der beiden Jodkörper führt zu opalisierenden Trübungen, welche den Umschlag verschleiern. Tetrajodphenolph thalein (C 1 aßen -Lob). Alkoholische Lösung 1 : 100, Umschlag rötlichblau in farblos. 20 ccm n / 10 NH 3 mit n / 10 HCl titriert, Indikator Färbung Sollverbr. 20 ccm "/ 10 HCl J Zustand bei Erster Umschl. | Deutl. Umschl. i Normalität 10 Tropf. 20 „ blauviolett ! bei 19,50 ccm bei 19,60 ccm I „ 19,60 „ | „ 19,70 „ farblos 20 ccm n / 10 HCl mit "/ 10 NH 3 * titriert. Indikator Färbung Sollverbr. 20 ccm n /io NH 3 | Zustand bei Erster Umschl. I Deutl. Umschl.! Normahtät 10 Tropf. 20 „ farblos bei 20.30 ccm „ 20,40 „ bei 20,40 ccm „ 20,40 „ bläulich 64 E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. Dinitrophenolphthalein: Alkoholische Lösung 1 : 200, Umschlag gelb in farblos. 20 ccm 7 10 NH 3 mit u / 10 HCl titriert. Sollverbr. 20 ccm 7io HCl Zustand bei Indikator Färbung Erster Umsc hl. Deutl. Umschl.: Normalität 4 Tropf. 20 „ 40 „ hellgrüngelb bei 19,70 ccm grüngelb \ „ 19,80 „ gelb '. „ 19.80 „ bei 19,80 ccm d 19>90 „ „ 19.90 „ farblos 20 ccm 7 10 HCl mit n / 10 XH 3 titriert. Sollverbr. 20 ccm n /io NH 3 Zustand bei ° jErster Umschl. Deutl. Umschl. Normalität 1 - i ^ ~ ~ ---= 4 Tropf. farblos . bei 20,00 ccm bei 21,10 com nahezu farbl. 30 „ „ „ 19,90 „ „ 20,00 .. gelbgrün 60 „ „ „ 19,90 „ „ 19,95 „ gelbgrün In beiden Fällen erfolgt der Umschlag schnell und deutlich. Dinitrodibrornphenolphthalein: Alkoholische Lösung 1 : 100, Umschlag gelbgrün in farbko. 20 ccm n / 10 NH 3 mit n / 10 HCl titriert. T ... „ , Sollverbr. 20 ccm D / 10 HCl Zustand bei Indikator Färbung Erste r Umschl. Deutl. Umschl. Normalität 2 Tropf. 10 „ 20 „ farblos hellgrün gelbgrün bei 19,60 ccm bei 19,70 ccm „ 19,60 „ .. 19,70 „ farblos 20 ccm 7 10 HCl mit u / 10 NH 3 titriert. _ : ... M _.. . Sollverbr. 20 ccm n /io ^H 3 Zustand bei Indikator | Färbung | Erster Umschl. |Deutl. Umschl. 1 Normalität 10 Tropf. farblos bei 19,90 ccm bei 20,00 ccm hellgrün 20 „ ., „ 19,90 „ j „ 19,95 „ gelbgrün 30 „ „ „ 19,85 „ ! „ 19,90 „ Der Umschlag von farblos in Gelb erfolgt deutlich und scharf. Aehnliche Titrationsserien wurden mit Morphin und Clünin als Vertreter noch schwächerer Basen angestellt. Exakte und den Sollwerten entsprechende Umschläge lieferten hier außer dem für E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. 8fl Chinin brauchbaren TetrachlortetrabröinpiMBnolphthalein nur das nitrierte und nit robromierte Derivat. Dasselbe traf für die Direkt- titration von Natriumkarbonat zu. Da nun diese Derivate nicht Rot- sondern Gelbumscnlag zeigen, war anzunehmen, daß hier die Indikatoreigenschaft nicht mehr dem eigentlichen Phthaleinkomples zukommt, sondern auf die Phenolhydroxyl-Nitrogruppe übergegangen ist. Zur Bestätigung dosen wurden vergleichende Tit rationsreihen mit dem einfachen p-Nitrophenol angestellt, welche völlige rebereinstimmung und eine sehr gute Verwertbarkeil des letzteren zur Titration von Pflanzenbasen, wie Morphin und Chinin, ergaben. Wie an anderer Stelle 1 ) kurz mitgeteilt, fungiert dabei das ('hinin wie gegenüber Hämatoxvlin als einsäurige Base. Es sei hier angeschlossen die Vergleichsreilie für Morphin. I )ie Sehwerlöslichkeit der Base in reinem verdünntem Alkohol schließt eine direkte Titration aus. Zu den indirekten Versuchen -teilte ich eine Lösung von 15.15 g krystallinischem Morphin in liioo ccm 7, HCl her. Diese 15,15 g Morphin erfordern 500 ccm : ' , HCl zur Sättigung: es waren demnach 500 ccm "/ ]0 HCl im rcberschuß, so daß 10 ccm der Morphin- Salzsäurelösung zur Rück- titration der überschüssigen Säure 5 ccm '7] Lauge erfordern. Dinitrophenolph thalein. | Sollverbr. 5 ccm »/ 10 NaOH | Zustand bei Indikator I Färbung Erster Umschl Deu tl. Umschl. Normalität i 10 Tropf. farblos bei 5,30 ccm bei 5,40 ccm fast farblos 20 „ „ „ 4,95 „ j „ 5,00 .. gelbgrün Setzt man der Probe wenigstens 20 Tropfen Indikatorflüssig- keit zu, so erfolgt der Umschlag schnell und scharf. Dinitrodibromphenolphthalein. Indikator Sollverbr. 5 ccm n / 10 NaOH Zustand bei Färbung , Erster Umschl. Deutl. Umschl. Normalität 10 Tropf. farblos bei 5,00 ccm ; bei 5,05 ccm gelbgrün 20 „ „ „ 5,00 „ gelb Bei Anwendung von 20 Tropfen hat man einen sehr exakten Wechsel der Färbung. J ) Apoth.-Ztg. 1907, No. 71. Arch. d. Pharm. UCXXXXIX Bds. 1. Heft. 66 E. Rupp: Phenolphthaleinderivate. p-Nitrophenol. Indikator Färbung Sollverbr. 5 ccm n / ln NaOH Erster Umschl. Deutl. Umschl. Zustand bei Normalität 10 Tropf. 20 „ farblos bei 5,00 ccm „ 5,00 „ gelb intensiv gelb Als Resultat der angestellten Versuchsreihen ergibt sich, daß die Acidifizierung des Phenolphthaleinmoleküls, welche nach der physikalisch-chemischen Indikatorentheorie eine erhöhte Tauglichkeit des Phthaleins zur Basentitration herbeiführen sollte, nur in sehr bedingter, keine praktischen Vorteile ergebenden Weise von einer solchen Wirkung begleitet ist, bezw. von Momenten beeinflußt wird, deren Erklärung nicht im Rahmen der Dissoziations- verhältnisse liegt. Während die ausschließlich in den Phenolringen halogenierten Derivate, wie das Tetrabromphthalein (Baeyer), nicht allein mit Ammoniak, sondern auch mit sehr verdünnten Aetzalkalien einen diffusen, allmählich auftretenden Farben- umschlag zeigen, geben die im Phthalkern substituierten Derivate, auch beim Ammoniak, einen exakten Farbwechsel, der Umschlag fällt jedoch nicht zusammen mit dem Saturationspunkte, sondern erfolgt bei einem, für das jeweilige Substitutionsprodukt konstanten Minimum vorhandener Hydro xylionen. Eine Erklärung hierfür kann wohl nur die rein chemische Chromophor-Theorie der Indikatoren liefern, nach der die Ent- stehung farbiger Salze aus farblosen aciden Verbindungen auf intramolekulare Umlagerung zurückzuführen ist. Legt man hiernach dem freien Phenolphthalein die Pseudoform c C 6 H 4 .OH C 6 H 4 .OH -C 6 H 4 .CO den farbigen Phenolphthaleinsalzen die chinöide Form C — C 6 H 4 .OH = C 6 H 4 = — C 6 H 4 .COOH unter, so erklärten sich die indikatorischen Unterschiede obiger Halogenderivate durch die Verschiedenheit der Umlagerungs- Empfindlichkeit und -Geschwindigkeit von E. Kupp: Phetiolphthaleinderivate. <;t bezw. von II. — C 8 H 4 .CO U Br. C s H,Br., = C,H 4 .COOH — C 6 H 4 .OH ~C.Bta.COOB Es ist naheliegend, daß die Umlagerungsgeschwindigkeit eines Phenolringes in einen chinoiden Ring durch Substitnierung desselben eine andere und zwar durch sterische Behinderung ver- langsamte wird. Da für Indikatorbrauchbarkeit naturgemäß eine enorm rasche Isomerisationsgesch windigkeit Bedingung ist, so wird hiernach der Bromkörper I indikationsuntauglicher sein als der Bromkörper II, was der Titrations versuch auch durchaus bestätigt. Daß die Phthalemderivate mit verschlossenen Hydroxyl- gruppen wie : Diacetylphenolphthalein , Dibenzoylphenolphthalein, Di-Benzolsulfophenolphthalein indikatorisch unbrauchbar sind, da die farberzeugende Chinoid- umlagerung eines Phenolringes gehemmt ist, bedarf mit Zugrunde- legung der chemischen Indikatorentheorie keiner weiteren Er- läuterung. Was .endlich die Phthalein-Nitro- und Nitrobromprodukte anbelangt, so ist deren oben erwiesene Indikatorbrauchbarkeit zwar nur eine Funktion der Nitrogruppen, aber darum gleichfalls eine Unilagerungserscheinung. Auf Grund der Tautomerie der Xitrophenole von H a n t z s c h 1 ) legen wir dem nur sehr schwach gefärbten festen Dinitrophenolphthalein die Pseudoformel c p TT ^-^OH -C 6 H 4 .CO x5> ') Berl. Ber. 39, 1073 u. 1084. 68 Chr. Ulrich: Fischfleisch. seinen intensiv gelb gefärbten Salzen hingegen die Aci-Form c NOOH O NOOH O C 6 H 4 . CO ~o /- — C R H 9 zu. Die Möglichkeit zur Bildung eines chinoiden Phenolringes, wie er den Phenolphthaleinsalzen eigentümlich, ist damit gesperrt, es kann also auch nicht deren typische Farbe zutage treten. Nachdem sich diese Nitrophthaleine durch ihre Nitrophenol komponente als indikationsfähig für Pflanzenbasen erwiesen hatten, wurde das einfache p-Nitrophenol nach dieser Richtung geprüft und erwies sich als guter Indikator für Basen wie Morphin und Chinin. In koloristischer Beziehung bestätigten die Halogenphthaleine die in der Farbstoff-Chemie allgemein zutreffende Erfahrung, daß der chromophore Grundkörper durch zunehmende Molekül- beschwerung eine Farbvertiefung von Rot über Violett und Blau nach Grün erleidet. : Phenolphthalein in alkal. Lösg. rot, Tetrachlorphenolphthalein Tetrabromphenolphtlialein Tetrachlortetrabromphenolphthalein Octobrornphenolphthalein Tetrajodtetrabromphenolphthalein . rot violett, violett, blau. grünlich blau bläulich grün. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institute der Herzoglich technischen Hochschule in Braunschweig. Von H. Beckurts. Beiträge zur Kenntnis des Fischfleisches. Von Chr. Ulrich. In der Literatur finden sich Angaben über Gehalt von Fischen an eßbaren Anteilen verhältnismäßig sehr wenig und die Angaben über die Veränderungen in den chemischen Gehaltszahlen des Fischfleisches, welche durch Kochen, Braten und Backen hervor- gerufen werden, fehlen fast vollständig. Einzig und allein sind diesbezüglich jene Fischkonserven erwähnt und näher untersucht. Chr. Ulrich: Kischfleisch. 69 welch»' bereits in gebratener Form, wie die Bratheringe, Neunaugen und dergleichen, in Essig eingelegt in den Handel kommen und die Fischräuoherwaren. Der Verfasser hat es nun in folgender Arbeit unternommen, ergänzende Untersuchungen betreffs der eßbarefe Anteile von frischen Fischen und solchen, die gekocht, gebraten und gebacken worden waren, aufzustellen und außerdem die Veränderungen, welche das Fischfleisch in bezug auf seine Gehaltszahlen erleidet. durch Bestimmung derselben im frischen und im verarbeiteten Fischfleisch auszuführen. Soweit dem Verfasser irischer Fisch zugänglich war. winde derselbe frisch, gekocht, gebraten und ge- backen nach weiter untenstehender Vorbereitung zur Analyse untersucht. Die geräucherten, gepökelten und marinierten Fische, welche in folgenden Tabellen mit Aufnahme fanden, wurden bereits in dieser Form käuflich erworben. Das Kochen, Braten und Backen der frisch gekauften Fische wurde im Haushalt des Verfassers nach dessen Angaben vorgenommen. Das Kochen geschah in schwach gesalzenem Wasser, das Backen nach geringem Salzen mit Zusatz von Butter bezw. Palmin, das Braten in der Form, daß zuerst nach geringem Salzen der Fisch in geriebenem Weißbrot gewendet und dann aus Palmin herausgebacken wurde. Die (Untersuchung wurde stets von trockenem Fisch, also ohne Lake oder Fett, vorgenommen. Die Vorbereitung zur Analyse und Bestimmung der eßbaren An- teile geschah auf folgende Weise: Nach Abtrennung des Kopfes und Schwanzes, Reinigen und Entfernen der Eingeweide und der eventuell vorhandenen Schuppen wurde der frische Fisch möglichst in vier bezw. drei Teile geteilt, so daß in jedem Anteil die Menge an Gräten und Fleisch die gleiche blieb. Hierauf wurde jeder Teil für 1 sich bei der Vorbereitung für die Analyse des frischen Fisches sofort, bei den gekochten, gebratenen und gebackenen Teilen des Fisches nach der Zubereitung gewogen, hierauf sorgfältig von den Gräten und eventuell der Haut befreit und dieser Abfall (nicht eßbarer Anteil) wieder für sich gewogen. Durch Umrechnung auf 100 Teile des Fisches wurde auf diese Weise die Menge an eßbaren Bestandteilen in Prozenten ermittelt. Bei den geräucherten Fischen wurde der Anteil an eßbaren Bestandteilen auf die gleiche Weise bestimmt. Die Bestimmung der einzelnen Bestandteile des Fischfleisches erfolgte folgendermaßen : Bestimmung des Wassergehaltes: Die eß- baren Anteile des frischen, gekochten, gebratenen, gebackenen und geräucherten Frischfleisches wurden durch ein Wiegemesser 70 Chr. Ulrich: Fischfleisch. möglichst zerkleinert und hierauf in eine gewogene weite Porzellan- schale gebracht und das Gewicht des Fleisches festgestellt. Hierauf wurde die Porzellanschale auf ein Dampfbad gestellt und unter häufigem Umwenden so lange der Inhalt der Schale einer Trocknung unterworfen, bis sich die Substanz in der Reibschale zu einem Pulver verreiben ließ. Man ermittelte, bevor man das Pulverisieren vornahm, den Verlust an Wasser und berechnete auf Prozente. Die gepulverte Fischsubstanz wurde in ein trockenes Pulverglas mit eingeriebenem Glasstopfen gebracht und von dieser so vor- bereiteten Probe alle weiteren analytischen Gehaltszahlen ermittelt unter Berücksichtigung, daß dieses Ausgangsmaterial die luft- trockene Substanz darstellt. Von dieser lufttrockenen Substanz wurden in einem gewogenen Trockengläschen ca. 15 — 30 g, je nachdem ein fettreicher oder fettarmer Fisch vorlag, genau aus- gewogen und in einem Trockenschrank bei 105° C. bis zur Gewichts- konstanz getrocknet und gewogen. Der auf diese Weise ermittelte Wassergehalt der lufttrockenen Substanz, vermehrt um den zuerst ermittelten Wassergehalt, stellt die Gesamtmenge an Wasser des eßbaren Anteiles der diversen frischen bezw. zubereiteten Fische dar. auf den die anderen Gehaltszahlen umzurechnen waren. Bestimmung des Fettes: Die Gesamtmenge des zur Bestimmung des Wassergehaltes der lufttrockenen Probe ver- wendeten pulverisierten Fischfleisches wurde quantitativ in eine S c h 1 e i c h e r - S c h ü 1 l'sche Extraktionshülse gebracht und mit Hilfe des Soxhle t'schen Extraktionsapparates durch wasser- freien Aether das Fett ausgezogen, was für jede Probe 6 — 8 Stunden in Anspruch nahm. Nach Abdestillieren des überschüssigen Aethers aus dem vorher gewogenen Fettkölbchen. wurde, nachdem das Fett 1 Stunde bei 100° C. getrocknet worden war, die Menge des- selben festgestellt und auf ursprüngliche und wasserfreie Substanz in Prozenten berechnet. Bestimmung der Jodzahl: Von 0,2 — 0,4 g des Fettes (genau ausgewogen) wurden nach der von Hüb l'schen Methode in der amtlichen Anweisung zum Margarinegesetz die Prozente Jod. welche das betreffende Fischfett aufzunehmen ver- mag, ermittelt. Bestimmung der Mineralstoffe (Asche): Un- gefähr 5 g des lufttrockenen Ausgangsmaterials wurden genau ausgewogen, in einer gewogenen Platinschale mit kleiner Flamme verascht, die verkohlte Asche mit Hilfe eines Platinspatels zer- drückt und nachdem die Asche gleichmäßig fein verteilt war mit heißem Wasser ausgezogen, der Auszug durch ein aschefreies Filter ehr. Ulrich: Fiechfleisch. 71 filtriert und der Rückstand mit dem Filter nach dem Trocknen bis zum Weißwerden der Asche verbrannt und geglüht. Nach dem Erkalten wurde das Filtrat quantitativ in die Platinschale ge- bracht, das Wasser auf dem Wasserbade abgedampft und der Rückstand bis zur Gewichtskonstanz sehwach geglüht. Die auf diese Weise ermittelte Aschenmenge wurde auf wasserfreie und ursprüngliche Substanz in Prozenten berechnet. Bestimmung des Chlor als Chloraatrium: Die gewogene Asche wurde mit heißer, verdünnter Salpetersäure (1:5) aufgenommen, filtriert und gewaschen, und das Filtrat auf 100 ccm bei 15° C. gebracht. 50 ccm davon (bei kochsalzreichen Fischen dementsprechend weniger) wurden kochend mit Silber- nitratlösung versetzt und so das Chlor als AgCl ausgefällt. Xaeli 12 Stunden Stehen wurde das Silberchlorid abfiltriert, bis zum Verschwinden der Chlorreaktion heiß mit destilliertem Wasser gewaschen, mit dem Filter getrocknet und dann wie üblich in einem gewogenen Porzellantiegel verascht, bis zur Schmelze geglüht und als AgCl gewogen. Aus dem Gewichte des Silberchlorides berechnete man dann nach der Gleichung AgCl: XaCl = gefundene Menge an AgCl: mittels des Faktors 0,40801 die der ermittelten Menge an Silberchlorid entsprechende Menge an Kochsalz, welches noch in Prozenten der wasserfreien und ursprünglichen Substanz um- zurechnen war. Bestimmung der Phosphor säure: Die übrigen 50 ccm der salpetersauren auf 100 ccm gebrachten Lösung der Asche wurden mit etwas konzentrierter Salpetersäure versetzt, bis zum Kochen erhitzt und nach der amtlichen Anweisung zur Bestimmung der Phosphorsäure im Wein mit 100 ccm Ammon- molybdänlösung versetzt und 3 Stunden bei 80° C. stehen gelassen, wodurch die vorhandene Phosphorsäure als gelbes Ammonium- phosphormolybdat ausfällt. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit wurde der Niederschlag durch Filtrieren von der Flüssigkeit ge- trennt, mit verdünnter Molybdänlösung gewaschen und hierauf durch das Filter mit 2^4% iger Ammoniaklösung in das erste Becher- glas zurückgelöst und dort der Gesamtniederschlag durch Zusatz von konzentriertem Ammoniak in Lösung gebracht. Zu dieser Lösung wurden 20 ccm Magnesiamischung tropfenweise unter Um- rühren zugesetzt, wodurch die Phosphorsäure als phosphorsaure Anmioniakmagnesia ausfiel. Nach 12 Stunden Stehen wurde der Niederschlag durch Filtrieren auf ein aschefreies Filter gebracht, nach Waschen mit verdünntem Ammoniak getrocknet und in einem gewogenen Porzellantiegel verascht und bis zur Gewichtskonstanz 12 Chr. Ulrich: Fischfleisch. geglüht. Die erhaltene Menge an Magnesiumpyrophosphat wurde nach der Gleichung Mg 2 P 2 7 : P 2 5 = gef. Menge Mg 2 P 2 7 : x mittels des Faktors 0,63757 in Phosphorpentoxyd umgerechnet, das dann auf ursprüngliche und wasserfreie Substanz in Prozenten zu berechnen war. Bestimmung des Gesamtstickstoffes: 0,5 g der lufttrockenen Probe wurden mit 20 ccm konzentrierter Schwefel- säure und einigen Gramm Kaliumsulfat in einem K j e 1 d a h l'schen Kolben auf freiem Feuer solange behandelt, bis die Flüssigkeit wasserhell erschien. Nach dem Erkalten der schwefelsauren Am- moniaklösung wurde dieselbe in einen Destillierkolben gebracht. dort mit 20 % iger Kahlaugelösung übersättigt und zum Kochen erhitzt; der als Ammoniak entweichende Stickstoff wurde in einer mit 50 ccm V 2 normaler Schwefelsäurelösung beschickten Vorlage in bekannter Weise aufgefangen und nach Beendigung der Destil- lation in der erkalteten Vorlage die nicht verbrauchte Menge an Schwefelsäure durch Titration mit J ö normaler Lauge mit Hilfe von Kongorot als Indikator ermittelt. Die auf diese Weise gefundene Menge an Kubikzentimetern % Normalsäure, welche von dem überdestillierten Ammoniak verbraucht wurde, multipliziert mit 0,007, da 1 ccm V 2 Normalsäure = 0,007 g Stickstoff entspricht, gibt die in der angewandten Substanz vorhanden gewesene Menge an Stickstoff an, welche noch auf ursprüngliche und wasserfreie Substanz in Prozenten zu berechnen war. Berechnung des Gehaltes an Gesam t-S t i c k- stoffsubstanzen : Die Gesamtmenge an Eiweißsubstanzen wurde erhalten durch die übliche Multiplikation der Prozente an Stickstoff mit 6,25. Berechnung der stickstofffreien Extrak- tivstoffe : Nach den Vereinbarungen zur einheitlichen Unter- suchung und Beurteilung von Nahrungs- und Genußmitteln für das Deutsche Reich, Heft I, Seite 5, Berlin, Springer 1897, wurde die Menge an stickstofffreien Extraktivstoffen ermittelt, indem man jenen Rest als diese Körper annahm, der übrig blieb, wenn von der Substanz der Prozentgehalt an Wasser, Stickstoff Substanzen. Fett und Gesamtasche abgezogen wurde. Berechnung der Reinasche: Das frische Fisch- fleisch enthält nur wenig Chlor als Kochsalz berechnet; es winde daher, um einen Vergleich der Aschengehalte der verschiedenen frischen, gekochten, gebratenen, gebackenen und geräucherten Fische zu ermöglichen, in den Tabellen die Asche auch als koch- salzfreie Asche (Reinasche) aufgeführt. ( 'hr. I' Iricli: Pisohfleisoh. - 3 Die auf vorstehend beschriebene Weise erhaltenen analytischen bzw. berechneten Zahlenergebnisse wurden in folgenden Tabellen übersichthob geordnet zusammengestellt, wobei bemerkt sei, daß die fettreichen Fische in Tabelle I. die fettarmen Fische in Tabelle II ihren Platz in alphabetischer Reihenfolge Aufnahme gefunden haben. An Hand dieser Tabellen, die außer den eßbaren und nicht eßbaren Anteilen, die ( Jehaltszahlen bezogen auf natürliche Substanz, die Jodzahlen der Fette enthalten, sind noch sämtliche analytische Daten zum Zwecke des Vergleiches auf wasserfreie Substanz be- rechnet aufgeführt, wobei noch die Mengen an Phosphorsäure und Chlor (als Chlornatrium berechnet) in Prozenten der Asche in den Tabellen erscheinen. Was nun die Ergebnisse der Bestimmung des frischen und irgendwie zubereiteten Fischfleisches an eßbaren Anteilen anbetrifft, so sind, wie bereits eingangs erwähnt wurde, die dies- bezüglichen Angaben in der Literatur sehr spärlich vertreten. P a y e n , A 1 1 w a t e r und W egel haben diesbezüglich Angaben gemacht, die nun im folgenden mit den Ermittelungen des Ver- fassers verglichen werden sollen. Man muß allerdings bei diesen Angaben und beim Vergleichen derselben untereinander von vorn- herein bemerken, daß die erhaltenen Zahlen verhältnismäßig großen Schwankungen selbst bei ein und derselben Fischart unterworfen sind, da ja die Größe des Fisches einen Einfluß auf die Menge des eßbaren Anteiles ausübt, denn es ist keineswegs das Verhältnis des Kopfes. Schwanzes, der Gräten, Schuppen und Haut zum eßbaren Fleisch bei einem kleinen Fisch dasselbe wie bei einem großen Fisch derselben Art, eher muß man annehmen, daß, je größer der Fisch ist, um so größer auch der eßbare Anteil im Verhältnis zum Abfall wird. Immerhin aber erhält man durch die Ermittelung dieser ge- nießbaren Anteile Zahlen, die ein allgemein interessierendes Bild von der Ausnutzbarkeit der Fische geben. Die Vergleichung der in Tabelle I vom Verfasser aufgeführten Zahlen mit jenen der in der Literatur gefundenen ergibt zu fol- genden Ausführungen Anlaß. A 1 1 w ater ermittelt für frischen Flußaal 76 %, für Meeraal 79,8 % eßbare Anteile; die Angaben des Verfassers beziehen sich auf geräucherten Aal mit 53 % und Aal im Gelee mit 52,10 ° eß- barem Teil. Für Anchovis wurden 72% eßbare Bestandteile gefunden ; für gesalzene und geräucherte Heringe gibt A 1 1 w a t e r 40,1% an, in der Tabelle I erscheinen hierfür von 60,60 % bei Xo. 9 bis 68,3 % bei No. 6; bei frischen Heringen lauten die Literaturangaben auf 53,5 % und 54 %, während vom Verfasser hiermit gut über- 74 Chr. Ulrich: Fischfleisch. einstimmend 54.17 % (Xo. 6) ermittelt worden waren. Bei gepökelten Heringen (Xo. 10) steht die genießbare Menge gleich jener der frischen mit 54,17, beim Hering in Gelee (Xo. 13) ist sie nur gering erhöht, während sie beim Brathering (Xo. 14) die Höhe jener der geräucherten und gesalzenen mit 61,85 % erreicht. Die marinierten Heringe (Xo. 11 und 12) enthalten bedeutend höhere Mengen an genießbarer Substanz mit 72,90 — 76,38 %, was wohl hauptsächlich dem Um- tstand zuzuschreiben ist, daß diese Fischkonserven schon vom Kopf und den Hauptgräten befreit in den Handel kommen. Für den Knurrhahn fehlen in der Literatur die Angaben ; vom Verfasser wurde für den gekochten Fisch (Xo. 16) 75,30 ",,. für den frischen (Xo. 15) 64,20 % eßbare Teile ermittelt. Der frische Lachs besitzt nach A 1 1 w a t e r 64V2% eßbare Anteile, während laut Xo. 18 74,78 % gefunden wurden, die sich durch Kochen, Braten und Räuchern (Xo. 19, 20, 21 und 17) auf 80,8—95 % erhöhen. Aus diesen Ermittelungen des Verfassers geht, wie auch aus Tabelle II bei den verschiedenen Fischen zu ersehen ist, hervor, daß mit der Erniedrigung des Wassergehaltes durch die verschiedenartige Be- handlung des Fisches naturgemäß eine Erhöhung des genießbaren Anteiles bewirkt wird Für die frische Makrele gibt Att water 55,5%, für die gesalzene 66,7 und für die Büchsenkonserve 72 % an, in der Tabelle I erscheinen für die geräucherte Makrele (Xo. 20) 64,60 %. Die in Essig ein- gelegten, gebratenen Xeunaugen (Xo. 23) enthalten 75,10 %, die gesalzenen Sardellen (Xo. 24) 82 % eßbare Bestandteile. Eine Lite- raturangabe fehlt hierfür. Bei den sauren Sardinen (Xo. 25) fanden sich 81,77 %, bei jenen in Oel (Xo. 26 und 27) 75 — 81,77 %, während in der Literatur eine Angabe mit 95 % für letztere ersichtlich ist. Die Kieler Sprotten (Xo. 28) weisen einen eßbaren Anteil von 58 % auf. Bei den fettreichen Fischen, die der Untersuchung vorlagen, ist demnach eine Schwankung in den eßbaren Anteilen von 52,10 % (bei Xo. 2, Aal in Gelee) bis 95 % (Xo. 17, geräucherter Lachs) zu konstatieren, sodaß also am besten rentabel die Lachse erscheinen, dem sich die Sardinen und Sardellen anschließen, worauf die Xeun- augen, Knurrhahn, Anchovis, marinierte, geräucherte, gepökelte, frische Heringe, Makrele, Sprotten und endlich die Aale folgen. Die Tabelle II, welche die Gehaltszahlen der fettarmen Fische enthält, weist für den Austernfisch (Xo. 1), der geräuchert erscheint, 77,78 % und für den geräucherten Flunder (Xo. 2) 48 % eßbare Teile auf, für den Goldbarsch (Xo. 3 — 5), entsprechend seiner Zu- bereitung, 59 — 85%, während in der Literatur der Flußbarsch mit 37 % erscheint. Der Kabliau enthält im getrockneten Zustande Chr. Ulrich: Fischfleisch. 75 4<> ",,. wählend vom Verfasser bei frischem Kabliau (No. b) 74 ",,. bei gekochtem 86,10 % und bei gebackenem 88 % ermittelt wurden. Die Ursache dieser großen Differenz bei dem frischen Kabliau kann wohl nur auf die verschiedene Größe der untersuchten Objekte zurückzuführen sein. Der Lengfiseh (No. 9 — 11) enthält entsprecbend seiner Zu- bereitung von 72.50 — 95.20% eßbare Anteile, der Merlan (No. 12 bis 15) 50— 54,17 °„. die Plötze (No. 16— 18) 58—84°,,. während Attwater für frische l'lötze 45 % angibt. Geräucherter Rochen (No; 19) und Rotzunge (No. 20 — 22) frisch und in verschiedener Zubereitung stellen mit 75% bzw. 68,50 — 78,13% eßbaren An- t il.-n ziemlich gleich, während der Schellfisch (No. 23 — 26) von 62,60 ",, in geräucherter Form und 76,50% in frischer Form bei der Verarbeitung seine eßbaren Anteile durch das Kochen auf 75 %, und das Backen auf 88,99% erhöht hat. A t t w ä t e r gibt, wahr- scheinlich für einen kleinen Schellfisch frisch 44,5%, für gesalzenen und geräucherten 66,4° () . welche Angaben gut mit der in der Tabelle aufgeführten übereinstimmen und für Büchsenschellfisch, wo jedoch die Gräten entfernt sind, 94,4 % eßbare Anteile an. Die Scholle (No. 27—30) enthält 68—88,86 % genießbare Sub- stanzen je nach ihrer Zubereitung, nach Attwater in frischer Form 47.-~> ",,. Leber die Seeforelle und den Zander fehlen die diesbezüglichen Literaturangaben, der Verfasser ermittelte für erstere (No. 31 — 32) 63—76% und für letztere (No. 34—35) 63—74,80%, also sehr nahe übet einstimmende Ergebnisse. Der geräucherte Stör (No. 33) ent- hält 87,33%, der frische Stör nach Attwater 85,5% eßbare Bestandteile. Die fettarmen Fische sind, soweit sie einer Untersuchung vorlagen, gleich den fettreichen Fischen in bezug auf ihre eßbaren Anteile einer Schwankung von 48 % (beim geräucherten Flunder, No. 2) bis 95,2 % (beim gebackenen Lengfisch, No. 9) unterworfen und sind dieselben nach ihrem Gehalt an eßbaren Anteilen abwärts geordnet wie folgt aufzuführen : Lengfisch, Stör, Kabhau, Austern- fiseh, Rochen, Schellfisch, Rotzunge, Scholle, Zander. Plötze, Gold- barsch, Merlan und Flunder. Betrachtet man die Ergebnisse in beiden Tabellen, soweit sie sich auf frische Fische beziehen, so wäre für che Ausbeute an eßbaren Anteilen am vorteilhaftesten der Schell- fisch mit 7(150 %, dem sich Knurrhahn, Lachs, Kabhau, Rotzunge, Lengfisch, Scholle, Seeforelle, Zander, Plötze, Goldbarsch, Merlan und Hering mit 54.17 anschließen. 7ti Chr. Ulrich: Fischfleisch. In gekochter Form bietet am meisten der Kabliau mit 80.80 %, dann folgen Lachs, Seeforelle, Schellfisch, Zander, Rot- zunge, Scholle, Leng, Knurrhahn, Goldbarsch, Plötze und Merlan mit 54%. Für gebacken e Fische ergibt sich die Reihenfolge : Leng mit 95,20 %, Schell, Scholle, Kabhau, Goldbarsch, Plötze, Rotzunge und Merlan mit 50,83 %. Bei dieser Art Zubereitung spielt natür- lich mit dem Fett, hauptsächlich das Panieren mit geriebenem Weißbrot eine Rolle, wodurch nur eine scheinbare Erhöhung des Anteiles an eßbarer Substanz, des Fischfleisches selbst, hervor- gerufen wird. Bei gebratenen Fischen, die nur eine geringe Erhöhung des eßbaren Anteiles durch das Bratenfett erleiden, ist an erster Stelle der Lachs mit 83,33 % zu nennen, dem Scholle, Neunaugen, Heringe und Merlan mit 50 % folgen. Vergleicht man diese An- gaben mit jenen für gekochte Fische, so findet man naturgemäß eine gewisse Uebereinstirnmung in der Reihenfolge. Die Räucherfische geben folgende Reihenfolge für ihre Ausbeute an eßbaren Anteilen : Lachs mit 85,20 — 95 %, Stör. Austernfisch, Rochen, Hering, Makrele, Schell, Aal, Sprotten und Flunder mit 48 %. Von den gesalzenen und gepökelten Fischen stehen oben an die Sardellen mit 82 %, dann folgen die Sardinen, Anchovis und Heringe mit 54,17 — 68,30 % und die marinierten Heringe mit 72,90 — 76,38 % reihen sich an die gesalzenen Sardinen an und die mit Gelee eingemachten Konserven von Heringen mit 56 % und Aal mit 52,10 % stehen allen anderen zubereiteten Fischen bis auf die geräucherten Flundern nach, sodaß die gelierten Fische jedenfalls die geringste Ausbeute an Fischfleisch darbieten. Die Oelsardinen sind mit 75 — 82 % den sauren Sardinen gleich zu erachten. Betreffend des Wassergehaltes der Fische ist natur- gemäß derselbe bei ein und demselben Fisch, je nachdem er frisch oder zubereitet der Analyse zugeführt wurde, ein verschiedener. Bei dem frischen Fischfleisch ist im allgemeinen sowohl aus der Literatur als auch aus den Ermittelungen des Verfassers zu ersehen, daß der Wassergehalt der fettreichen Fische durchschnittlich um rund 4 % niedriger erscheint als bei den fettarmen Fischen. In der Literatur finden sich, wenn man jene Fischarten in Betracht zieht, die auch in den Tabellen I und II der vorliegenden Arbeit aufgeführt sind, bei den fettreichen, frischen Fischen Schwankungen von Chr. I Irich: Fischfleisch. - 7 64 78,70 % vöi •. dem aus Tabelle I für dieselbea Arten von Fischen vor. 64,13 — 7ft,78 % gegenüberstehen; bei den fettarmen, frischen Fischen finden sich, nach König Bd. 1. S. 4SI. Wassergehalte von 7!). 20— 82,42°,, angegeben vor und aus Tabelle II von 72.2 81*20%. Die Zubereitung jeder Art wirkt auf den Wassergehalt erniedrigend ein. Während dureh das Kochen eine Erniedrigung drs Wasser- gehaltes von höchstens nahe an 9 % (siehe \.>. 27 und 28 Tabelle II hei der Seholle) eintritt und durch das Braten eine Erniedrigung von ca. 10",, im .Maximum erreicht (Xo. 27 und 29 Tabelle II Scholle) wird, isl durch das Hacken ein Wasserverlust von ca. 32% (Xo. 9 und 11 Tabelle 11 Lengfisch) zu konstatieren. Das Salzen. Pökeln und Räuchern des frischen Fisches be- dingt naturgemäß auch einen dementsprechend höheren Wasser- verlust, wie aus der Beschreibung der Herstellung dieser Dauer- waren und aus den analytischen Befunden, che sich in der Literatur vorfinden, hervorgeht. Um einen Vergleich der übrigen ermittelten Gehaltszahlen, wie Fett. Asche. ( Jesamtstickstoffsubstanzen, Reinasche, stickstoff- freie Extraktivstoffe, Phosphorsäure und Kochsalz zu ermöglichen und auch ihre Veränderung in bezug auf das Verhältnis zueinander durch die Art der Behandlung des frischen Fischfleisches konstatieren zu können, sind dieselben in den Tabellen I und II, berechnet auf wasserfreie Substanz, zusammengestellt. Soweit sich für die in den Tabellen I und II aufgeführten Fische entsprechende Gehaltszahlen vorfinden, kann jetzt schon gesagt werden, daß diese analytiscben Daten mit jenen als übereinstimmend und wenig differierend an- zusehen sind. Bei den f e t t r e i c h e n F i s c h e n (Tabelle I) ist der Fett- gehalt in der Trockensubstanz der frischen Fische von 24,03 % i Xo. 18 bei Lachs) bis 29.14 % (Xo. 5 beim Hering) gefunden worden: die Jodzahlen wurden zu 77,97 (bei Xo. 18) bzw. 81,63 (Xo. 15 Knurrhahn) ermittelt. Durch das Kochen findet ein Verlust an Fett statt, der bis zu 3,8 % (bei Xo. 15) beträgt, und wird die Jod- zalil des Fettes nur mäßig erniedrigt (um 4,52 beim Knurrhahn und 5.33 beim Lachs). Durch das Braten des Fischfleisches ohne Mehlzugabe, also nicht wie es bei den Bratheringen ausgeführt wird, t litt bei fettreichen Fischen, wie in vorliegendem Fall bei Lachs, ein Verlust an Fett auf, was durch den Umstand zu erklären ist. daß das Fett durch die Einwirkung höherer Temperatur beim Braten zum Teil austritt und in der Bratpfanne bleibt. Die Jod- zahl des Fettes muß sich natürlich durch teilweises Vermischen des Fischfettes mit dem zugesetzten und in das Fleisch eindringenden 78 Chr. Ulrich: Fischfleisch. Fettes bedeutend ändern, und zwar muß sie eine Erniedrigung er- fahren, da Palmin oder Butter zum Braten verwendet Avorden war. Das Räuchern hat auf die Fettmenge gegenüber jener des frischen Fisches scheinbar keinen Einfluß, außer es müßten, wie J. K ö n i g und Splittgerber angeben, zum Räuchern im Herbst gefangene Heringe verwendet werden, bei welchen Fett beim Räuchern abtropft, was aber bei Frühjahrsfischen nicht der Fall ist. Auf die Jodzahl des Fettes jedoch wird durch das Räuchern insofern ein Einfluß ausgeübt, als dieselbe eine Erhöhung erfährt, während durch das Pökeln und Salzen eine solche Beobachtung nicht zu machen ist. Was nun die Fettmengen in den verschiedenen fett- reichen Fischen anbetrifft, wie sie zubereitet in den Handel kommen, so schwanken dieselben von 7,50 % in der Trockensubstanz (bei No. 24) bei den gesalzenen Sardellen bis 57,84% in der Trocken- substanz (bei No. 1 beim geräucherten Aal), die Jodzahl von 63,40 beim Brathering (No. 14) bis 88,33 bei den Kieler Sprotten (No. 28). Die fettarmen, frischen Fische, wie sie in Tabelle II aufgeführt sind, weisen Schwankungen im Fettgehalt berechnet auf Trockensubstanz von 1,48 % (beim Zander No. 34) bis 7,11 % (bei der Scholle No. 27) auf, die Jodzahl des Fettes schwankt von 58.60 (No. 34 beim Zander) bis 127,80 (beim Schellfisch No. 23). Durch das Kochen der Fische wurde auch bei den fett- armen Fischen eine Erniedrigung des Fettgehaltes wie bei den fett- reichen Fischen konstatiert, jedoch erreicht die Erniedrigung, auf Fettverlust in der Trockensubstanz berechnet, naturgemäß nicht jene Maximalhöhe von 3,8 % wie bei No. 15 der Tabelle I, dem Knurrhahn; es konnte im Maximum ein Fettverlust von 9,71 % bei der Seeforelle (No. 31 Tabelle II) konstatiert werden. Der Maxi- malverlust an Fett durch Kochen, ausgedrückt in Prozenten des Fettgehaltes der frischen Substanz, beträgt demnach bei fettreichen Fischen 15,64 %, bei fettarmen Fischen 16,88 %. Es läßt sich aus dieser Feststellung und Berechnung ersehen, daß durch das Kochen eines frischen Fischfleisches, gleichgültig ob dasselbe fettreichem oder fettarmem Fisch entstammt, ein gleich großer Fettverlust, bezogen auf den Fettgehalt des natürlichen eß- baren Anteiles, eintritt. Die Jodzahl des Fettes wird auch bei den fettarmen Fischen durch das Kochen kaum wesentlich beeinflußt. Es tritt auch hier eine Erniedrigung der Jodzahl ein, die man aber als innerhalb des Fehlergrenzen bezeichnen kann. Durch das Braten der fettarmen Fische erfährt der ur- sprüngliche Fettgehalt derselben im Gegensatz zu den fettreichen Fischen eine Erhöhung, da das fremde Fett mit in den Fisch ein- Chr. D Iric h: Fischfleisch. 7'.* dringt und er selbst zu wenig Fetl besitzt, als das dasselbe irgend- wie bei dieser Zubereitung in Frage käme. Auf die Trockensubstanz berechnet ergibt sich für das Braten die Aufnahmefähigkeit an Fett in Maximum zu 16,99% (No. 27 Scholle), und für das Backen ein solches ebenfalls für die Scholle zu 27,63%; die .Jodzahl des Fettes geht dementsprechend zurück und erfährt im Verhältnis zu jener der gebratenen und gebackenen fettreichen Fische durch das Ueberwiegen des fremden Fettes im zubereiteten Fisch eine größere Erniedrigung, die im Maximum 115,05 beim Schellfisch erreicht. Durch das Räuchern der fettarmen Fische erscheint eine wesentliche Erniedrigung des Fettgehaltes sowohl als auch der Jodzahl nicht stattzufinden, wenigstens läßt sich dies an Hand der diesbezüglichen analytischen Daten für den Schellfisch be- haupten. Was nun den Gehalt in der Trockensubstanz an Mineral- bes tandteilen (der Asche) anbetrifft, so können beim Ver- gleich derselben nur jene Ermittelungen für die Gesamtasche heran- gezogen werden, die sich auf nicht gesalzene (also frische Fische) beziehen, während, wenn die Vergleiche auch auf die zubereiteten Fische nach dieser Richtung hin ausgedehnt werden, die kochsalz- freie (Rein)-Asche in Betracht gezogen werden muß. Die Vergleiche der kochsalzfreien Aschen in der Trocken- substanz der zubereiteten Fische können jedoch nicht auf die mit Mehl gebratenen und die aus Fett herausgebackenen panierten Fische ausgedehnt werden, da das Mehl bzw. das Brot, mit dem diese Fische zubereitet sind, erhöhend auf den Aschengehalt ein- wirken. Bei dem Vergleiche der Gesamtaschengehalte, berechnet auf Trockensubstanz der verschiedenen frischen Fische, läßt sich an Hand der Tabellen erkennen, daß die fettarmen Fische gegenüber den fettreichen Fischen im Durchschnitt hierfür nur etwas größere Zahlen aufweisen, als die letzteren. Der Gesamt- aschengehalt des frischen Fleisches der fettarmen Fische schwankt zwischen 3,07 und 7,23 % der Trockensubstanz, und zwar besitzt den niedersten (Tabelle II) der eßbaren Anteile der frische Merlan und den höchsten Aschengehalt jener des Goldbarsch. Bei den fett- reichen Fischen kommt diesbezüglich an niederster Stelle mit 3,8;©!ÖiO!OiÖ!ÖiO!0!0!0;©;0'0;0!OK>!0!Öi<>!OK* ^AAJAAAÄAAJMAAAÄAÄÄAÄ^ i 4 S pczialitätcn-taxc für das Deutsche Reich Herausgegeben vom Deutschen Apotheker-Verein Im Anhange die nach Gruppen und Rabattsätzen geordnete Speziali. ätenliste des Verein zur Wahrung wirtschaftlicher Interessen Deutscher Apotheker Die Taxe enthält 2 Rubriken für die Standorte (Apotheke und Vorrat), ferner als Beilage 100 gummierte Preiszettel Bei Nachbestellungen 1000 gummierte Preiszettel (geschnitten in Beuteln ä 100 Stück) M. 0,70 In Leinwand gebunden .... Preis M. 3, — portofrei mit Schreibpapier durchschosssn . „ „ 4, — „ deutscher Apotheker -Verein, Berlin }Cft. 87. *»**»»»**»*»;»!»*»»*»*< Sapolentum Hydrarg. Görner zur farblosen Quecksilber- Schmierkur ist in Gelatinekapseln dispensierte 33 '/«'/o Quecksilbersalbe, löst sich in Wasser, i gebeten, bei Bestellungen auf wie ungt. einer, in Papier. .. . _ ., , .., zu beziehen durch aiie Großhandlungen | d,e Anzeigen unserer Zeitschrift oder direkt von Corner, Hofapotheker Berlin W., Ansbacherstr. 8. Die geehrten Leser werden ;n, bei Bestellungei nzeigen unserer Zeit« Bezug nehmen zu wollen. frfff , vffTfffftffftTf INHALT. Seite Chr. Ulrich, Beiträge zur Kenntnis des Fischfleisches (Schluß) . 81 H. Emde, Tetracinnamyl- und Tetrabenzylammonium 93 Derselbe, Technik der Spaltung quartärer Ammoniumverbindungen mittels nascierenden Wasserstoffes 106 Derselbe und H. Schellbach, Aufbau gemischter tertiärer Amine 111 Dieselben, Haftfestigkeit der Radikale Allyl, Benzyl und Cinnamyl bei der Spaltung quartärer Ammoniumverbindungeu durch Reduktion 118 H. Solereder, Zur mikroskopischen Pulveranalyse der Folia Salviae 123 Th. Gruber, Bestimmung des Fettes und des Wassers in Wurstwaren 127 E. Eriksson, Bestimmung des Glycyrrhizins und der Zuckerarten im Süßholzpulver und Süßholzextrakt 144 Eingegangene Beiträge. J. Troeger und H. Runne, Beiträge zur Erforschung der Angostura- alkaloide. Kneip, Key und Reimers, Quantitative Bestimmung des Cantharidins in Canthariden und Cantharidentinktur. J. Flieringa, Ueber das Saponin aus den Blättern von Trevesia sundaica. A. W. K. de Jong, Wertbestimmung der Cocablätter. E. Rupp und F. Lehmann, Neue Bestimmung der Nitrite. A. Tschirch und H. Bromberger, Ueber die Rinde von Rhamnus cathartica. (Geschlossen den 19. II. 1911.) -*kskskshskshjksks)^shskskskskd^ Diese Zeitschrift erscheint in zwanglosen Heften (in der Regel monatlich einmal) in einem jährlichen Umfange von 40 bis 50 Bogen. Ladenpreis für den Jahrgang Mk. 12,—. Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die A.r chiv - Redaktion Herrn Geh. Reg.-Rat Professor Dr. E. Schmidt in Marburg (Hessen) oder Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. H. Beckurt» in Braunschweig, alle die Anzeigen u. s. w., überhaupt die Archiv -Verwaltung und den Wohnungswechsel betreffenden Mitteilungen an den Deu.tscli.eii. A-poth-ekex* -"Verein Berlin NW 87, Levetzowstr. 16 b einzusenden. A n zeigen. Vi Seite zum Preise von M 60.— ; 1/2 Seite zum Preise von M 80.—; l U Seite znm Preise von M 20 — ; */• Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundschrift ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. Chr. Ulrich: Fischfleisch. 81 Das Salzen bei den verschiedenen Arten der Zu b e r e i t u n g der Fische geschieht, wie die diesbezüglichen Zahlen in den Tabellen, den Kochsalzgehalt der Trockensubstanz betreffend, aufweisen, in sehr schwankenden Mengen. Bei den ge- kochten Fischen schwankt der Salzzusatz, auf Trockensubstanz berechnet, abzüglich des natürlich vorhandenen Salzes im allge- meinen, und abgesehen von jenen gekochten Fischen, bei welchen das Salz scheinbar ganz oder teilweise in die Lake übergegangen ist, wie beim Schellfisch, der Scholle, Seeforelle und dem Lachs, von 0,77 % bei der Rotzunge bis 5,21 % bei den in Oel , gekochten Sar- dinen; die gebratenen Fische haben einen Salzzusatz von 1,18% beim Schellfisch bis 1,27 % beim Merlan erfahren; die Rauchfische sind von 1,16 % bei der Makrele bis 17,73 % beim Lachs mit Salz versehen, während die gepökelten und gesalzenen Fische in bezug auf den Salzzusatz sehr großen Schwankungen von 3,32 % beim Imperialhering bis 34,89 % bei den Sardellen unterliegen. Besonders deutlich wird dieser Salzzusatz durch die Ermittelungen, welche bei den verschiedenartig zubereiteten Heringen gemacht worden sind, illustriert. Während der Imperialhering in Tomatensauce eingelegt 3,32 % Salzzusatz gegenüber dem frischen Hering, berechnet in der Trockensubstanz, erfahren hat, kommen auf den gepökelten Hering 4,60 % auf den marinierten 5,09 % Salz. Ungleich höheren Salz- zusatz haben die sogenannten gesalzenen Heringe mit 22,45 % bzw. 23,29 % erfahren. Um nun weiter in der Besprechung, betreffend die Verände- rungen, welche die verschiedenen Arten der Zubereitungen in dem Mineralstoff gehalt des Fischfleisches an und für sich hervorrufen, fortzufahren, geht aus den diesbezüglichen Zahlenergebnissen, be- zogen auf kochsalzfreie Asche in der Trockensubstanz, hervor, daß derselbe im frischen Fischfleisch von 1,74 % bei dem Merlan bis 6,59 % bei dem Goldbarsch schwankt. Vergleicht man diese Schwan- kungen mit jenen der gekochten Fische, so sind dieselben von 1,20 % beim Kabliau bis 5,91 % beim Goldbarsch vorhanden. Schon aus dem Vergleich dieser Grenzzahlen mit jenen der frischen Fische ist die Beobachtung zu machen, daß durch das Kochen im allgemeinen eine Erniedrigung der Aschengehalte eintritt, hervor- gerufen durch Auflösung eines Teiles der Mineralstoffe in dem kochenden Wasser. Ueber die Menge der in das Wasser übergegangenen Mineral- «^toffbestandteile gibt die Berechnung der Differenzen zwischen den ^^Aschengehalten des frischen und des gekochten Fischfleisches Auf- '""schluß. Diese Verluste bewegen sich zwischen 0,20 % bei der Rot- ^^ Aren d. Pharm. CCXXXXIX. Bdu. 2. Heft. 6 Q_ 82 Chr. Ulrich: Fischfleisch. zunge und 0,94 % in der Trockensubstanz bei der Plötze und dem Lachs. Berechnet man nun diese einzelnen Verluste auf Prozente der ursprünglich im frischen Fischfleisch vorhandenen kochsalz- freien Asche, so werden von 10,31 % beim Goldbarsch bis 35,10 % beim Kabliau der kochsalzfreien Asche in der Trockensubstanz durch das Kochen gelöst; meist aber bewegt sich dieser Verlust unter dem Mittel um 20 %. Die phosphorsauren Salze sind an diesen Verlusten ganz ver- schieden beteiligt : rechnet man die letzteren auf die ursprünglich vorhandene Phosphorsäure in der Trockensubstanz in Prozenten um, so erhält man für drei Fischarten, Schellfisch, Scholle und Seeforelle einen Verlust an P 2 5 von 1,46 — 3,38 %; für fünf Fisch- arten, Rotzungen, Plötze, Kabhau, Lachs und Merlan Verluste zwischen 7,20 und 19,70 % und für den Knurrhahn, Zander, Gold- barsch und Lengfisch solche von 25,80 — 38 %. Werden diese Ver- luste auf die ursprünglich vorhandene kochsalzfreie Asche in der Trockensubstanz umgerechnet, so ergeben sich die Grenzzahlen von 0,53 % (bei dem Schellfisch) bis 17,30 % bei dem Merlan. Es hängt die Höhe der durch Kochen des Fischfleisches im Wasser lösbaren phosphorsauren Salze von dem Vorhandensein einer mehr oder weniger großen Menge an natürlich vorhandenem und zugesetztem Kochsalz ab und vielleicht auch von den Umständen, die sich vor- läufig der Kenntnis entziehen, die aber vermutungsweise nicht zu- letzt mit dem Alter und der Art des zum Kochen verwendeten Fisches zusammenhängen. Bei den Veränderungen, die das frische Fischfleisch in bezug auf seine kochsalzfreien Mineralbestandteile durchdasBraten erfährt, ist eine Zunahme an kochsalzfreier Asche, berechnet auf Trockensubstanz von 0,35 % (= 8,20 % der Reinasche des frischen Fisches) beim Lachs und ein Verlust von 0,12 (= 0,90 der Rein- asche des frischen Fisches) beim Merlan und von 0,34 (= 5,53 % der Reinasche des frischen Fisches) bei der Scholle zu konstatieren. Der Phosphorsäuregehalt der Trockensubstanz geht zurück um 0,23 % (= 5,39 % der Reinasche des frischen Fisches) beim Lachs, 0,14 % (— 8,05 % der Reinasche des frischen Fisches) beim Merlan und um 0,34% ( = 5,53% der Reinasche des frischen Fisches) bei der Scholle. Aus diesen Ermitt- lungen in Verbindung mit der Beobachtung, daß bei fettreichen Fischen durch Zusatz von fremdem Fett und Braten des Fisches in demselben ein Verlust an ursprünglich vor- handenem Fett eintritt, ferner, daß bei fettarmen Fischen durch das Braten im fremden Fett eine Zunahme an Fett im Fische selbst Chr. Ulrich: Fischfleiscb. 83 stattfindet, ist zu ersehen, daß auch durch das Braten Verluste ah Mineralbestandteilen verursacht werden, daß dieselben aber nicht erheblich so hoch sind, wie dies durch das Kochen der Irische statt- findet. Das R ä u c h e r n . I' <"> k e I n , N a 1 z e n und M a rini e r e n der Fische ist jedenfalls wie auch aus den Tabellen hervorgeht, obwohl diese Behandlungen des frischen Fischfleisches vom Wi [aaser nicht vorgenommen wurden, nicht ohne Verlust für die Mineral- stoffe verbunden, da durch die Salzlake, in die die Fische gelegt werden, nicht nur, wie aus der Literatur bekannt ist, eine Verringe- rung der gesamten Eiweißkörper* sondern auch ein Verlust an ursprünglichen Mineralbestandteilen bedingt wird. Ueber den Einfluß, den das Backen der Fische auf die Mineral bestandteile ausübt, kann an Hand des diesbezgl. unter- suchten Materials nur auf Grund der Ermittelungen, die nach dieser Richtung hin bei Behandlung des Fischfleisches durch Braten mit fremdem Fett gemacht worden sind, geschlossen werden, daß, da das Backen in fremdem Fett dem Braten fast identisch ist, auch hier ein Verlust an Aschenbestandteilen und mit diesen an phosphor- sauren Salzen, ähnlieh wie beim Braten, stattfindet. Die Zahlen- ergebnisse für die Phosphorsäure weisen jedenfalls im Vergleich zu den von frischen Fischen darauf hin, wenn auch die Reinaschen- gehalte infolge des Panierens der Fische mit Mehl bezw. geriebenem Brot durchweg eine Erhöhung erfahren haben müssen. Es erübrigt sich, noch vergleichende Erörterungen über den Gehalt an Stickstoff substanzen und an stickstoff- freien Extraktivstoffen in der frischen Substanz an- zustellen und den Einfluß, welchen die verschiedenen Verarbeitungen auf den Gehalt an Stickstoffkörpern auszuüben vermögen, an Hand der Zahlenergebnisse des Näheren festzustellen. Zu diesem Zwecke sind die auf analytischem Wege erhaltenen Zahlen auf Prozente in der wasserfreien Substanz berechnet worden und dienen daher diese in den Tabellen aufgeführten Daten zu den Vergleichen. Vor- erst kommen natürlich die Stickstoffkörper der verschiedenen frischen Fische bezw. der eßbaren Anteile derselben in Betracht. Bei den fettreichen Fischen sind entsprechend dem durch- schnittlich bedeutend höheren Fettgehalt die Stickstoffsubstanzen in bedeutend geringerer Menge vorhanden als bei den fettarmen Fischen. Während bei den fettreichen frischen Fischen der Gehalt an Gesamtstickstoff berechnet auf Eiweiß in der Trocken- substanz von 63,94% beim Hering bis 69,94% beim Lachs schwankt, 6* 84 Chr. Ulrich: Fischfleisch. ist das Minimum an Stickstoffsubstanzen der fettarmen Fische mit 82,13 % bei der Plötze noch um rund 12% höher als das Maxi- mum derselben Körper bei den fettreichen Fischen; der an Stick- stoffsubstanzen reichste fettarme Fisch ist unter dem vorhandenen untersuchten Material der Zander mit 90,81%, berechnet auf Trocken- substanz. Ihm schließen sich an Schellfisch mit 90,38 %, Merlan mit 89,13%, Seeforelle (87,75%), Lengfisch (86,06), Goldbarsch (85,25), Kabliau (84,88), Rotzunge (84,25), Scholle (84) und endlich die Plötze. Durch das Kochen des frischen Fisches wird, wie aus den Tabellen hervorgeht, ein mehr oder weniger großer Teil der Stick- stoffsubstanzen abgeschieden und zwar ist die Differenz zwischen den Stickstoffgehalten der frischen Fische und der gekochten einer Schwankung von 0,19 % beim Kabliau bis 2,52 % beim Knurr- hahn unterworfen; in Prozenten des ursprünglichen Gehaltes an Stickstoffsubstanzen ausgedrückt ergeben sich die Verluste .an diesen Körpern von 0,22 % beim Kabliau bis 3,72 % beim Knurrhahn. Wenn auch durch Einsalzen des Fisches mit Kochsalz vor dem Kochen, im allgemeinen im gekochten Fisch die Aschenbestand- teile eine Erhöhung erfahren und dadurch selbstverständlich eine Depression im ursprünglichen Gehalt an Stickstoffsubstanzen ein- treten muß, so wird dennoch ein Verlust an diesen Substanzen auch durch das Kochen und nicht zuletzt durch das notwendige vorherige Salzen eintreten. Gerade letzteres ist sehr geeignet, einen Teil der Stickstoffsubstanzen in die Lake zu lösen, die dann natür- lich nicht als solche mitgenossen wird und daher der in dieselbe übergegangene Stickstoff als nicht genießbarer Anteil erscheint. Es ist durch die Literatur nachgewiesen, daß die Heringslake z. B. je länger sie mit dem Fisch in Berührung bleibt, im Gehalt an Stickstoff Substanzen, die zum größten Teil aus Aminbasen, neben geringen Mengen Globulin, Albumosen und Xanthinbasen bestehen, eine Erhöhung erfährt. Auch aus Tabelle I bei der vergleichenden Zusammenstellung der frischen mit den gesalzenen, gepökelten und mari- nierten Heringen läßt sich dieser Verlust durch die Behandlung des frischen Fisches mit Salz unzweideutig nachweisen. Während der frische Hering einen Gehalt an Stickstoffsubstanzen mit 63,94 % aufweist, besitzt der Bismarckhering nur mehr 53,50 %, der gelierte 51 %, der marinierte 49,81 %, der in Tomatensauce marinierte 42,44 % und die gesalzenen Heringe 41,13 % bezw. 37,38 %. Das ist ein Höchstverlust an ursprünglichem Stickstoff, berechnet als Kiweiß von 41,54%, wobei allerdings in Rechnung gezogen werden Chr. V Irich: Fiscbfleisoh. 85 muß, daß sich der Mineralstoffgehalt von 3,88% auf 27,22% in der Trockensubstanz erhöht hat und daher dieser scheinbare Höchst- vcilust noch einer Korrektur bedarf, die aber immerhin noch den Verlust an Stickstoffkörpern, berechnet auf die ursprüngliche Menge auf rund 17% stellt. Im allgemeinen bewegt sich nach Tabelle I der Stickstoffkörpergehalt in der Trockensubst an/, bei den gesalzenen, gepökelten und marinierten Fischen von 53,50% beim Bismarck- hering bis 37,38 % heim gesalzenen Hering; zwischen diesen Grenzen liegen die Eiweißgehalte der sauren Sardellen, Sardinen, Anchovis und diversen zubereiteten Heringe. Aehnlich wie bei den vorstehend zubereiteten Fischen liegen die Ursachen der Verluste an Stickstoffsubstanzen während der Zubereitung bei den geräucherten Fischen, und zwar sind sie darin zu suchen, daß die Fische, bevor sie der Räucherung unter- zogen werden, entweder kürzere oder längere Zeit in eine konzen- trierte Salzlösung gelegt bezw. mit Salz stark eingerieben werden. Die Stickstoffgehalte, berechnet als Eiweiß in der Trockensubstanz, schwanken nach den analytischen Befunden des Verfassers von 86,44% beim Schellfisch (Tabelle II) bis 37,56 % beim Bückling (Tabelle I) und sind die Verluste an den Stickstoffsubstanzen gegenüber der ursprünglich im frischen Fisch vorhandenen Menge von 3,94 — 26,38 % ebenfalls bei den eben genannten Fischarten zu konstatieren. Natürlich muß auch hier in Betracht gezogen werden, daß die wirklichen Verlust werte der Differenz der Erhöhung des Kochsalzgehaltes gegenüber dem Salzgehalt des frischen Fisches erniedrigt werden, was auch bei Beurteilung der Erniedrigung des Stickstoffgehaltes des frischen Fisches durch das Backen und Braten desselben beachtet werden muß. Die gebratenen Fische besitzen einen Gesamtgehalt an Stickstoffkörpern von 42,38 % bei den Neunaugen bis 74,88 % beim Merlan. Das sind Verluste gegenüber dem Gehalt der frischen Fische von 0,56 % beim Lachs bis 26,69 % bei der Scholle ; die g e - backenen Fische geben diesbezgl. die Grenzzahlen 48,88 % bei der Scholle bis 65,06 % beim Schellfisch oder Differenzen von 20,87 % beim Kabliau bis 35,12 % bei der Scholle. Bei Beurteilung dieser Verluste ist neben dem Einfluß der Erhöhung des Kochsalz- gehaltes durch Einsalzen noch das Panieren der Fische mit Mehl und geriebenem Weißbrot an und für sich stark auf die Erniedrigung des Eiweißgehaltes einwirkend. Was nun die in den Tabellen mitaufgeführten Zahlen für die stickstofffreien Extraktivstoffe anbetrifft, so sind dieselben, weil sie durch Berechnung aus 100 weniger dem Gehalt an Wasser, Chr. Ulrich: Fischfleisch. Fettreiche Bezeichnung in Prozent eu des Fisches es CS CD £1 .2 § •g CO CO 05 ,-k CO ° ffl In 100 g des natürlichen s 00 CO o pq «3 g g 02 C3 M -p 02 3 Aal (Flußaal) geräuchert ,, in Gelee Anchovis, saure Christianiaware Hering (Fleckhering) frisch ge- teilt und geräuchert . . . frisch gesalzen gesalzen (Bückling) geräuchert. . (Rauch-) 3 h geräuchert (Bismarck-) gepökelt . . mariniert (Imperial-) in Tomatens. in Gelee (Brat-) in Essig gelegt . Knurrhahn frisch ,, gekocht Lachs geräuchert Lachs ( Seelachs) frisch ,, gekocht ,, gebraten ,, geräuchert Makrele geräuchert Neunaugen, gebraten in Essig gelegt Sardellen gesalzen Sardinen sauer ,, in Oel (L' Union) .... ,, in Oel (Mignon) Kider Sprotten geräuchert.... 47 — 47,90 28 — 36,90 45,83 31,70 32 — 39,90 45,83 23,62 27,10 44 — 38,15 35,80 24,70 5 — 25,82 19,20 16,67 14,80 35,40 24,90 18,— 18,23 25 — 18,— 42 — 53 — 52,10 72 — 63,10 54,17 68,30 68 — 60,10 54,17 76,38 72,90 56 — 61,85 64,20 75,30 95 — .74,78 80,80 83,33 85,20 64,60 75,10 82 — 81,77 75,— 82,— 58,— 53,87 60,61 67,22 64,13 66,80 48,49 51,35 45,91 53,06 56,41 63,20 59,15 63,37 57,84 74,22 68,50 58,88 76,78 74,82 66,89 59,78 59,45 44,21 40,51 58,31 53,24 55,63 59,74 26,68 16,13 5,75 10,69 9,67 15,27 13,56 18,46 16,94 15,41 13,96 17,28 15,60 15,61 6,30 6,46 9,30 5,78 6,02 6,82 9,78 13,02 1,89 0,77 7,87 4,39 1,29 13,92 13,53 12,13 8,92 3,39 3,65 4,15 1,64 3,82 1,29 2,77 9,43 1,07 1,06 2,76 8,35 2 — 27,15 3,79 4,46 23,40 8,75 16,84 14,94 17,26 9,67 4,85 4,70 1,52 2,65 I 16,58 3,49 j 21,81 2,75 117,17 3,24 3,40 3,08 3,38 3,25 3,11 3,73 2,93 2,77 2,99 3,38 2,80 3,30 3,40 2,47 2,77 3,68 3,29 3,48 20,25 21,25 19,25 20,02 20,31 19,42 23,31 18,31 17,31 18,69 21,13 17,50 20,63 21,59 16,24 17,28 23 — 20,54 23,75 3,78 23,63 4,90 j 30,64 3,44 21,50 3,71 23,19 3,62 22,63 3,35 20,94 Chr. Ulrich: ETischfleisch. sT Fische. Tabelle I. eßbaren Anteiles In loo g der Trockensubstanz Fett lu Prozenten der Asche • Pho phor Kochsalz £ ■. - * 1 'i "3 ü * I< s - •- i S •2 £ i o 2 * ■* h .2 M x - fe 9 — i. < Stickstoff- Substanzen Reinaeohe = 2 M Q - 3 - -: | q q e8 g ; g g g g g g g g g 0,39 0,82 1,07 0,98 57,84 4,10 35,94 2,32 2,12 0.85 1,78 77,00 20.75 1 3,60 0,36 0,33 (».44 0,68 40,95 1,96 55.31 1.12 1,78 0,76 0.84 67,40 38,80 42,90 — 6,43 1.44 1,99 1 7.55 24,— 52.38 4.37 6,07 — 19,63 — — 81,80 u.4..-,.. 8,41 3,72 3,19 34.12 22.43 37.56 6,87 5,89 0,92 15,56 82,90 4,10 69,38 0,34 6,73 2,19 1,66 36,08 19,— 41,38 4,66 3,54 (».72 14,34 76,67 3,80 75,50 .Ml 1.2s 1.4s 35,35 7,78 53,50 3,35 3,37 0,86 4,83 76,48 11,06 62,09 0,51 1,96 1,69 0.88 37.94 9,66 49,81 4.34 2,59 1,38 5.32 81,60 14,30 56,08 0,34 1.4.". 2,70 2.11 42.2!» 10,17 42.44 6,62 5,10 0,83 3.55 75.83 *8,16 34.91 0,40 0,55 l.c.i 0,70 42,60 4.47 51 — 2,97 1,93 L,08 1.50 71,27 24.20 33.58 0,80 2,37 1,45 1,60 37,07 9,05 50,13 3,42 3.75 L,89 5.63 63,40 20,90 62,21 (».42 0,30 0,90 0,69 24,30 5.— 68,— 3,85 2.7o 1,63 1.15 81,6:3 32,60 23 — 1,75 1.02 1.64 20,50 8,78 65,48 3,24 3.20 1,21 5.54 77.11 13,80 61,98 0,51 7.4:5 2,— 0,80 22,60 22,94 52,50 4,87 1,96 1,24 18.07 86.42 5.41 78,78 ",47 0,08 0,99 0,15 24,03 4,61 69.94 4.27 1.42 1,98 0.34 77.97 43,— 7,36 0,41 0,22 0,84 0,82 23,92 4,20 68,63 3,33 3,25 1,62 0,87 72. tu 38,50 21 ».75 0,58 1.23 1.53 (».53 20,59 8,34 69,38 4.62 1,69 1,75 3,72 58,03 20,99 44.60 0.66 6,94 141 1,55 24.32 20.77 51,06 3,50 3,87 1.62 17,27 — 7,80 83,15 0,58 u.47 3,53 0,78 32,10 9,86 53,56 8,70 4,48 1,43 1.16 96,— 14.51 11,74 lt. 4.". 3.32 047 1.22 48,66 6,80 42,38 0,85 2,16 0,80 5,95 75,03 11,83 87,50 — 20,76 2.64 0,99 7,60 39,33 51,50 4,44 1,67 — 34,89 — — 88,71 0.61 6,61 :i." £ 03 d In 100 g des natürlichen CM *4H © o +i rS +3 0) 03 *3 '43 m g g 8 Austernfisch (Forellenstör), ge- räuchert Flunder, geräuchert Goldbarsch, frisch ,, gekocht ,, gebacken Kabliau, frisch „ gekocht ,, gebacken Leng, frisch ,, gekocht ,, gebacken Merlan, frisch ,, gekocht ,, gebraten ,, gebacken Plötze, frisch ,, gekocht ,, gebacken Rochen, geräuchert Rotzunge, frisch ,, gekocht ,, gebacken Schell, frisch ,, gekocht ,, gebacken ,, geräuchert Scholle, frisch ,, gekocht ,, gebraten ,, gebacken Seeforelle, frisch ,, gekocht Stör, geräuchert Zander, frisch ,, gekocht 22,22 52 — 41 — 39 — 15 — 26,— 14,90 12 — 27,90 33 — 4,80 45,83 46 — 50 — 49,17 39,20 42 — 16 — 25 — 27 — 31,50 22,87 23,50 25 — 11,01 37,40 29,60 32 — 20,80 11,14 37 — 24 — 12,67 37 — 25,20 77,78 48,— 59 — 61 — 85 — 74 — 85,10 88 — 72,10 67 — 95,20 54,17 54 — 50,— 50,83 60,80 58,— 84 — 75,— 73,— 68,50 78,13 76,50 75 — 88,99 62,60 70,40 68 — 79,20 88,86 63,— 76,— 87,33 63 — 74,80 74,86 71,66 78,29 75,62 59,25 81,20 77,20 58,83 80,08 74,47 48,83 75,80 78,07 71,92 61,52 76,39 77,18 57,33 69,07 77,19 80,92 51,89 72,20 79,20 67,33 68,90 79,85 70,50 69,64 58,91 73,85 72 — 63,70 79,59 74,72 0,61 1,29 0,83 0,87 11,72 0,55 0,56 10,04 0,47 0,56 13,62 0,79 0,62 4,61 11,36 1,20 1,13 12,38 0,34 1,30 1,05 14,11 0,66 0,36 8,53 0,41 1,43 1,92 9,14 14,23 1,10 0,98 1,76 0,30 0,44 5,24 3,39 1.57 2,09 2,79 0,66 1,05 1,45 0,75 1,18 2,50 0,74 1,27 1,27 3,10 1,24 1,19 2,24 4,02 1,48 1,35 4,22 1,15 0,74 1,87 3,12 1,36 1,74 2 — 3,40 1,58 1,46 1,87 0,94 1,42 Ob r. Ulrich: Fiechfleiach V.l Fische. Tabelle II. eßbaren Anteiles In 100 g der Trockensubstanz Fett In Prozenten der Auch« L - — C - s d 3 — z a .2 .» • • £ o N S o te - •> • a " * ■a•"> Sie wurden zusammen mit Herrn Dr.-ing. S c h e 1 1 b a c h durch- geführt und ergaben, daß in der Tat Tetracinnamylammoniinnchlorid vorlag, allerdings verunreinigt oder vielleicht vereinigt mit Tri- oinnamylamin. Im experimentellen Teile finden sich Angaben über die Reindarstellung einigen Tet rac innamylammoni um Verbindungen. Sie sind sehr beständig und krystallisieren gut. Tetracinnamylammonium ist das höchstmolekulare Tetra- alkylanimoniuin, das bis jetzt bekannt ist. In ihm finden sieli vier Benzolkerne, durch Vermittelung einer dreigliedrigen Seitenkette mit olefinischer Doppelbindung, um »'in fünfwertiges Stickstoffatom gruppiert, (I). I. II. (* t ,ll,.(il:('ll.('li L ,_ x CH 2 .CH:CH.C 6 H 5 <„H^. X C 6 H B X X Vier Benzolkerne ohne Seitenkette lassen sich bekanntlich nicht an ein Stickstoffatom binden: Tetra-phenylammonium (II) ist nicht darstellbar, ja das System mit drei 1 ) und selbst das mit nur zwei 2 ) Phenylgruppen, z. B. Dimcthyl-drphenylammoniuin (III), läßt sich nicht verwirklichen. III. IV. CHg^^CgHs C.H-A'H, ^('H,.(',H- X X Wie weit die Seitenkette verkürzt sein darf, und ob die ole- t'inische Doppelbindung darin wesentlich ist, wird sich experimentell feststellen lassen. Im Hinblick auf die große Analogie, die Cinnamyl- und Benzyl- ammoniumverbindungen in der Spaltbarkeit durch nascierenden Wasserstoff miteinander zeigen 3 ), erwartete ich, daß Tetra-benzyl- ammonium (IV) existenzfähig sein, also bereits eine e i n gliedrige Seitenkette die Bildung der Tetraarylammoniumverbindung ermög- lichen würde. Diese Erwartung wurde getäuscht. Tetrabenzvl- ammonium ist nicht reahsierbar (vgl. den experimentellen Teil). Die weitere Erörterung der in der vorliegenden Mitteilung ent- haltenen Ergebnisse von den eingangs entwickelten Gesichtspunkten aus muß auf später verschoben werden, bis durch mehr Material eine breitere Basis geschaffen ist, a ) H äußermann, Berl. Ber. 34, 38 (1901). 2 ) J. S c h m i d t, Quaternäre Ammoniumverbindungen und Halogenalkylate, Sammlung Alirens, 1899, S. 50 Anm. 3 ) Vergl. Berl. Ber. 42. 2590 (1909), Arch. d. Pharm. 247, 369 (1909) und die folgende Mitteilung. 96 H. Em de: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylammonium. Experimentelles. (Zusammen mit Hans Schellbach.) I. Tetracinnamylammonium (C 6 H 5 .CH : CH.CH 2 ) 4 NX. 1. Aus Tricinnamylamin und Cinnamylchlorid.*) Erwärmt man Tricinnamylamin und Cinnamylchlorid, im molekularen Verhältnisse gemischt, im offenen Kölbchen auf dem lebhaft siedenden Wasserbade, so schmilzt das Tricinnamylamin, und bildet eine kurze Zeit lang mit dem Cinnamylchlorid eine homo- gene klare Lösung. Bald trübt sich diese, setzt Krystalle ab und er- starrt schließlich zu einer weichen krystallinischen Masse, die in Aether unlöslich ist. Sie wird noch warm in einen Mörser gebracht, nach dem Erkalten fein zerrieben und so lange mit Aether bei ge- wöhnlicher Temperatur ausgezogen, als sie an ihn etwas abgibt; der Aether nimmt dabei unverändertes Cinnamylchlorid und Tri- cinnamylamin auf. Krystallisiert man das Reaktionsprodukt jetzt aus Alkohol um, so erhält man Nadeln vom Schmelzpunkt 189°, deren Analyse einen für Tetracinnamylammoniumchlorid zu hohen *) Anm. Die Vorschrift zur Herstellung von Cinnamyl- chlorid C 6 H 5 .CH : CH.CH,C1 ist kürzlich von H. Rupe und J. Bürgin (Berl. Ber. 43, 173 [1910]) verbessert worden. Man leitet in 100 g Zimmtalkohol bei 0° so lange trockene Salzsäure ein, bis die Ge- wichtszunahme 37 g (Arch. d. Pharm. 247, 333 [1909] steht irrtümlich 34 g statt 37 g) beträgt und gießt das braunrote Produkt in dünnem Strahle auf zerkleinertes Eis oder besser auf Schnee, indem man umrührt. Dabei wird es farblos und fest. Man nimmt mit Aether auf, entsäuert mit Soda nr.d trocknet über Chlorcalcium. Das Chlorid siedet nach Rupe und Bürgin unter 12 mm Druck bei 116 — 117° sehr konstant und bildet eine leichtbewegliche Flüssigkeit, die in einer Kältemischung allmählich zu großen weißen Nadeln. Schmelzpunkt 8 — 9°, erstarrt. Die Ausbeute beträgt 92 — 93% der Theorie. Wir haben wiederholt beobachtet, daß beim Abdestillieren des Lösungsmittels von der getrockneten ätherischen Lösung des Cinnamyl- chlorids eine stechend riechende Substanz in geringer Menge mit über- geht, die auf Zusatz frischen Aethers zum Destillat in weißen Blättchen vom Schmelzpunkt 192° ausfällt. Die stark chlorhaltige Substanz färbt sich beim Aufbewahren schnell grün und wird in Aether unlöslich. Filtrierpapier, auf dem eine alkoholische Lösung der Substanz verdunstet, färbt sich intensiv rot, am Rande grün. Beim Aufbewahren wird Cinnamylchlorid allmählich dicklich und färbt sich tief bordeauxrot. H. Kinde: Tetracinnainy 1- ^nd 1 etrabenzylainmonimn. i»7 Stickstoffgehalt ergibt. 1 ) Trocknet man es jedoch scharf im Vakuum- rxsikkatof und extrahiert darauf mit absolutem Aether, so nimmt der Act lief noch etwas Tricinnamylamin auf: nach dem l'mkrystal- lisieren aus absolutem Alkohol liegt di-i Schmelzpunkt jetzt bei 199°. Er ändert sich durch erneutes Extrahieren mit Aether und Um- kristallisieren aus absolutem Alkohol nicht mehr, und die Analyse ergibt jetztdie für Tetracinnamylamnioniumchlorid berechneten Werte. 1. 0,2148 g Substanz lieferten 0,6589 g C0 2 und 0,1350 g H 2 C). 2. 0,2055 g Substanz lieferten 4,5 ccm N bei 17° und 742 nun i )rnck. 3. 0,2310 » Substanz lieferten 5,5 cem N bei 17° und 742 mm I »ruck. 4. 0.3504 g Substanz lieferten 0,0081 g AgCl. ."». 0.2334 g Substanz lieferten 0.0654 g AgCl. Berechnet für Gefunden: C 3e H 86 NCl: 1. 2. 3. 4. 5. H = 7,00 7,03 — — C = 83,44 83,38 — — — X - 2,71 — 2.52 2.73 Cl = 6.85 — 6.91 6.90 Schließt man bei der Herstellung des Tetracinnamylammonium- chlorids sorgfältig Feuchtigkeit aus, so erhält man durch einfaches Zusammenschmelzen von Tricinnamylamin mit Cinnamylchlorid und mehrmaliges Auswaschen mit absolutem Aether unmittelbar ein analysenreines Produkt vom Schmelzpunkt 199°. *2. Tetracinnamylammoniumchlörid aus Ammoniak und Cinnamyl- chlorid. Nachdem so die Existenzfähigkeit von Tetracinnamylammo- niumchlörid sichergestellt war, mußte es sich, wie Mono-, Di- und Tricinnamylamin, auch unter den Reaktionsprodukteii aus Ammo- niak und Cinnamylchlorid auffinden lassen. Man kann es in der Tat leicht isolieren, wenn man die von P o s n e r 2 ) benutzte Auf- arbeitungsweise wie folgt abändert: das Reaktionsgemisch 3 ) wird J ) Vergl. E m d e u. F r a n k e, Arch. d. Pharm. 247, 339 (1909). 2 ) Berl. Ber. 26, 1858 (1893). 3 ) Hat sich bei der Einwirkung von Cinnamylchlorid und über- schüssigem Ammoniak aus der Lösung etwas abgeschieden, so filtriert man ab und behandelt den Boden körper für sich. Er kann aus Ammoniumchlorid, freiem Tricinnamylamin und Tetracinnamyl- ammoniumchlörid bestehen, und wird durch Schütteln mit Wasser und Aether in seine Bestandteile zerlegt. Arch. d. Pharm. UCXXXX1X Bds. 2. Heft. 7 98 H. Em de: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylammonium. mit Salzsäure schwach angesäuert und auf dem Wasserbade vom Lösungsmittel befreit. Der zurückbleibende, etwas ölige und ge- färbte Krystallbrei wird in einem geräumigen Scheidetrichter mit etwa der fünffachen Menge Wasser und ebensoviel Aether so lange heftig geschüttelt, bis die zwischen Wasser und Aether schwimmende Kry stallmasse rein weiß geworden ist. Dabei nimmt der Aether unverändertes Cinnamylchlorid und färbende Verunreinigungen, das Wasser Ammoniumchlorid und Mono-cinnamyl-aminchlorhydrat auf ; zwischen den beiden Lösungsmitteln schwimmen die Chlorhydrate des Di- undTri-cinnamylamins, sowie dasTetra-cinnamyl-ammonium- chlorid. Das Verhältnis der einzelnen Produkte zueinander hängt von den Bedingungen ab, unter denen Ammoniak und Cinnamyl- chlorid miteinander reagierten; je höher die Ammoniakkonzentration und die Temperatur waren, um so mehr überwiegen die höher sub- stituierten Amine, sodaß bei Verwendung höchstkonzentrierten wässerigen Ammoniaks Tetracinnamylammoniumchlorid schon bei gewöhnlicher Temperatur als fast einziges Reaktionsprodukt ent- steht; vgl. unten. Die wässerige Lösung, die Ammoniumchlorid und Mono- cinnamylaminchlorhydrat enthält, wird auf dem Wasserbade bis zum Krystallhäutchen eingedampft. Beim Erkalten scheidet sich meist reines Mono-cinnamylaminchlorhydrat (Schmelzpunkt 236° unter Zersetzung) ab, falls es in etwas größerer Menge zugegen ist; die folgenden Krystallisationen enthalten in der Regel schon Chlor- ammon. Den Rest des Mono-cinnamylamins gewinnt man daher am besten, indem man die Mutterlauge mit Natriumkarbonat sättigt und mit Aether schüttelt. Dabei nimmt der Aether einen kleinen Teil des primären Cinnamylamins in Form der freien Base auf, der Rest scheidet sich zwischen der wässerigen und der äthe- rischen Phase in weißen, seidenglänzenden Schuppen als cinn- amylcarbaminsauresCinnamylammonium C 6 H 5 .CH : CH.CH 2 .NH 3 .CO.NH.CH 2 .CH : CH.C 6 H 5 ab, die bei 125° zu einem gelblichen klaren Oel schmelzen, mit Säuren die entsprechenden Salze des Cinnamylamins, mit Aetz- alkalien freies Cinnamylamin geben und schon bei gewöhnlicher Temperatur sich allmählich verflüchtigen. 0,2798 g Substanz verbrauchten 17,80 ccm n / 10 HCl. 0,2915 g Substanz verbrauchten 18,81 ccm n / ]0 HCl. (Indikator: Methylorange.) Berechnet Cinnamylamin: Gefunden Cinnamy lamin : 85,85 84,72 85,89% H. Binde: Tetracirmamyl- und Tetrabenzylammoniuni. 99 Das in Wasser und Aether unlösliche Gemisch, «las aus den Chloriden des Di- und Tricinnamylamins und des Tetracinnamyl- ammoniums besteht, schüttelt man im Scheidetrichtei mit etwa der zehnfachen Gev. ichtsmenge kalt gesättigter Sodalösung und ebensoviel Aether. Di- und Tricinnamylamin werden dabei frei und lösen sich im Aether, während Tetracinnamylammoniumchlorid unverändert bleibt und ungelöst zwischen den beiden Flüssigkeits- schichten schwimmt. Die ätherische Lösung befreit man durch Destillation vom Aether und läßt das feste Tricinnamylamin im Exsikkator über Aetzkalk auskrystallisieren ; die Trennung vom öligen Dicinnamylamin erfolgt durch Absaugen. Die Tricinnamyl- anünkrvstalle werden mit wenig absolutem Aether gewaschen und aus Alkohol umkrystallisiert, bis sie den Schmelzpunkt 91° zeigen. Das Dicinnamylamin kann durch Destillation unter gewöhnlichem Druck gereinigt werden, oder besser, indem man es als Chlorhydrat aus Alkohol umkrystalhsiert. Das rohe Tetra-cinnamylammoniumchlorid hält stets eine, wie es scheint, konstante Menge Tricinnamylamin zurück, von der es durch Schütteln mit Wasser und Aether nicht befreit werden kann. Trocknet man es dagegen, so kann man ihm durch Auskochen mit absolutem Aether leicht das Tricinnamylamin entziehen. Durch Umkristallisieren aus Alkohol erhält man es dann in gut aus- gebildeten rein weißen Xadeln vom Schmelzpunkt 199°. 0,1094 g Substanz lieferten 2,50 ccm X bei 17° und 763 mm Druck. Berechnet für C 38 H 36 NC1: Gefunden: N = 2,71 2,70% Die ergiebigste Methode, um Tetracinnamylammonium- chlorid aus Ammoniak und Cinnamylchlorid herzustellen, ist folgende : 10 g Cinnamylchlorid, 100 ccm mindestens 25% ige wässerige Ammoniakflüssigkeit (Liquor Ammonii caustici triplex des Handels) und soviel Aether (etwa 30 ccm) , daß die ätherische Lösung des Cinnamyl- chloridsauf der Ammoniakflüssigkeit schwimmt, überläßt man in einem wohlverschlossenen Gefäße bei Zimmertemperatur etwa zwei Wochen lang sich selbst, indem man täglich kräftig durchschüttelt. Im Ver- laufe dieser Zeit hat sich die ätherische Schicht mit krystaUisiertem Tetracirniamylammoniumchlorid erfüllt, und auch in der wässerigen Schicht hat sich Tetrachmamylammoniumchlorid fest oder ölig abgeschieden. Man saugt durch ein mit Wasser benetztes Filter scharf ab und schüttelt das weißliche, halbfeste Reaktionsprodukt in einem Scheidetrichter kräftig mit gesättigter Natriumkarbonat- 7* 100 H. Em de: Tetracinnamy 1 - und Tetrabenzylammonium. lösung und Aether. Dabei verwandelt sich etwa ölig gebliebenes Tetracinnamylammoniumchlorid gleichfalls in die feste krystallisierte Form. Die weitere Aufarbeitung geschieht wie oben beschrieben und ergibt fast ausschließlich Tetracinnamylammoniumchlorid, außerdem wenig Tricinnamylamin.*) Bei einem Versuche, der möglichst quantitativ durchgeführt wurde, wurden so aus 30 g Cinnamylchlorid 20 g Tetracinnamylammoniumchlorid und 3 g Tricinnamylamin, beide rein, erhalten; 30 g Cinnamylchlorid ent- sprechen theoretisch 26 g Tetracinnamylammoniumchlorid, sodaß die Ausbeute an Tetracinnamylammoniumchlorid rund 77 % der theoretischen betrug. *) A n m. Wir haben gelegentlich Anzeichen dafür beobachtet, daß bei der "Wechselwirkung zwischen Cinnamylchlorid und Ammoniak in höchstkonzentrierter methylalkoholischer oder wässeriger Lösung auch stickstofffreie Produkte, vermutlich Kohlenwasserstoffe, in geringer Menge entstehen. So isolierten wir beim Umkrystallisieren von rohem Tetracinnamylammoniumchlorid aus Alkohol einen in Alkohol schwer löslichen Bestandteil in Form rötlich-weißer stickstoff- freier, schuppiger Krystalle vom Schmelzpunkt 264°. Beim Schütteln mit Wasser wurde die Substanz weiß, ohne den Schmelzpunkt zu andern, doch steigerte wiederholtes Umkrystallisieren aus Methyl- alkohol den Schmelzpunkt auf 266°. Die Formel ist nach der Elementaranalyse (C 9 H 9 ) X . 1. 0,1414 g Substanz lieferten 0,4662 g Cü 2 und 0,0956 g H,0. 2. 0,0901 g Substanz lieferten 0,3034 g 0O 2 und 0,0622 g H ? 0. Berechnet für Gefunden: C„Hn: 1. 2. C = 92,26 92,01 91,95% H = 7,74 7,74 7,73% Der Kohlenwasserstoff ist mit keinem der beiden von R u p e und Bürgin (Berl. Ber. 43, 172 [1910]) aus Cinnamylchlorid her- gestellten Kohlenwasserstoffe identisch. Für die gütige Ueberlassunc; einer Probe des 1,6-Diphenylhexadiens-1,5, C 6 H 5 .CH: CH.CH, .( 'H 2 . CH: CH.C 6 H 5 , sind wir Herrn Professor R u p e zu Dank verpflichtet. Unser Kohlenwasserstoff riecht etwas stechend und greift die Schleimhäute ein wenig an. Er ist unlöslich in Wasser und Aether, schwer löslich in kaltem Methyl- und Aethylalkohol. Aus heißem Methyl- oder Aethylalkohol krystallisiert er in Form gelblich weißer Schuppen. An der Luft färbt er sich, wahrscheinlich durch Oxydation, schnell rosarot. Wasser nimmt die rote Färbung auf, und scheidet auf Zusatz von Natriumkarbonatlösung kleine rote Krystalle vom Schmelzpimkt 215° ab. Die Eleinentaranalyse, die leider nur einmal und mit zu wenig Substanz ausgeführt werden konnte, ergab 93,07% C und 5,685% H. H. Emde: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylaiiimniiiiiiii. 101 Diese überwiegende Bildung von Tetracinnamylammonium- chlorid aus Ammoniak und Cinnamylcldorid bei gewöhnlicher Temperatur erinnert daran, daß als Hauptprodukt der Einwirkung von wässerigem Ammoniak auf Allyljodid, sogar bei gewöhnlicher Temperatur, Tetraallylammoniumjodid (CH 2 : CH.CH 2 ) 4 NJ auftritt 1 ). Tetracinnamylammoniumchlorid ist so gut wie unlöslich in Wasser. Benzol, Petroläther und Aether, schwer löslieh in Essig- äther, leicht löshch in Aceton, Amylalkohol, Eisessig, Methyl- und Aethylalkohol. Es bildet leicht übersättigte Lösungen, krystallisiert aber gut aus Essigester, aus Alkohol-Wassergemisch, oder aus Aethyl- und Methylalkohol, besonders beim freiwilligen Verdunsten. T e t r a c i n n a m y 1 a m m o n i u m h y d r o x y d. Tetracinnamylammoniumchlorid ist gegen Soda und 10% ige wässerige Aetzalkalilösung bei gewöhnlicher und bei Siedetemperatur beständig,, wie von vornherein zu erwarten war. Die Einwirkung alkoholischer, sowie sehr konzentrierter wässeriger Aetzalkalilösung bei Siedetemperatur wurde noch nicht untersucht. An eine alkoho- lische Silberoxyclaufschwernmung gibt das Chlorid schon bei ein- tägiger Digestion in der Kälte alles Chlor ab, während der Austausch des Chlors gegen Hydroxyl bei Anwendung einer wässerigen Silber- oxydauf schwemmung, offenbar wegen der Unlöslichkeit des quartären Ammoniumchlorides in Wasser, selbst in der Hitze nicht vollständig wird. Die filtrierte alkoholische Lösung der freien Base setzt beim Eindampfen auf dem Wasserbade oder beim freiwilligen Verdunsten schöne kompakte Säulen ab, die gegen 146° sintern und zu einer fast farblosen, etwas trüben Flüssigkeit schmelzen, sich bei etwa 165° lebhaft aufblähen, dabei in ein weißes Pulver übergehen und schließ- lich bei 170° erneut zu einer gelblichen Flüssigkeit schmelzen. 0,1096 g lieferten 2,55 ccm N bei 17° und 765 mm Druck = 2,75%. Im Vakuumexsikkator und an der Luft zerfließt der krystallisierte Hydrat — als solches sprechen wir die Krystalle an — , bald zu einem Gele, das aus der Luft Kohlensäure aufnimmt. Beim Neutralisieren mit Salzsäure liefert die freie Base Tetra- cinnamylammoniumchlorid vom Schmelzpunkt 199° zurück. Ver- wendet man Brom Wasserstoff säure, so entsteht Tetracinnamylammoniumbromid (C 6 H 5 .CH : CH.CH 2 ) 4 NBr, das aus Alkohol schön in weißen Nadeln krystallisiert. Es sintert bei 203° und schmilzt bei 205°. ») Cahours, Hoimann, Liebigs Ann. 102, 305 (1857). 102 H. Emde: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylammonium. 0,3770 g Substanz lieferten 0,1270 g AgBr. Berechnet für C 36 H 36 NBr: Gefunden: Br = 14,22 14,34% Tetracinnamylammoniumjodid (C 6 H 5 .CH : CH.CH 2 ) 4 NJ wurde wie früher 1 ) durch Umsetzen von Tetracinnamylammonium- chlorid mit Jodnatrium in absolut alkoholischer Lösung hergestellt; der früher gefundene Schmelzpunkt 176° wurde bestätigt. Das Tetracinnamylammoniumnitrat (C 6 H 5 .CH*: CH.CH 2 ) 4 N.N0 3 wird leicht durch Umsetzen der Haloidverbindungen mit Silber- nitrat in verdünnt alkoholischer Lösung dargestellt; es krystallisiert z. B. aus dem Filtrate, das man bei den betreffenden Halogen- bestimmungen erhält, beim Erkalten in feinen Nadeln aus, die oft eine Länge von mehreren Zentimetern erreichen. Es schmilzt bei 204°, nicht bei 201°, unter Zersetzung. 0,1880 g Substanz lieferten 8,2 ccm N bei 17° und 765 mm Druck. Berechnet für C 36 H3 6 3 N 2 : Gefunden: N = 5,15 5,17% Versuche zur Synthese des Phenylallens aus freien Cinnamylammoniumbasen. Es erschien möglich, daß Tetracinnamylammoniumhydroxyd bei der trockenen Destillation Tricinnamylamin, Phenylallen C 6 H 5 .C : C.CH 3 und Wasser lieferte, indem zugleich mit Wasser der vierte Cimiamyl- rest, zunächst als C 6 H 5 .CH : C : CH 2 , abgestoßen, und sogleich zu C 6 H 5 .C : C.CH 3 umgelagert würde. Ein Versuch, den wir mit der freien Base aus 12 g Tetra- cinnamylammoniumchlorid ausführten, ergab, daß sich die freie Base zwar unter 20 bis 30 mm Druck bei 150 — 175° lebhaft zersetzt und dabei eine geringe Menge eines gelblichen, zähen, unangenehm riechenden Destillates liefert, das unter normalem Drucke ungefähr bei 184°, dem Siedepunkte des Phenylallens, siedet, aber zum weitaus größten Teile verharzt, sodaß sich jedenfalls Phenylallen auf diese Weise nicht bequem darstellen läßt. Weder aus dem Destillate noch aus dem Rückstande ließ sich Tricinnamylamin isolieren. Ebensowenig Erfolg hatte ein Versuch mit Trimethyl-cinnamyl- ammoniumhydroxyd: (C 6 H 5 .CH : CH.CH 2 )(CH 3 ) 3 N.OH. i) Emde und Franke, Arch. d. Pharm. 247, 338 (1909). H. Emde: 'lVtiacinnainyl- und Tetrabenzylammoniuni. 103 I >as v.w diesem Versuche nötige T r i in e t h y Ic in □ a m y 1 - ammoniumchlor id wurde auf folgende Weise in krystalli- sierter Form gewonnen, während es bis jetzt immer nur, da es sehr hygroskopisch ist. in Gestall eines dicken Sirups erhalten werden konnte : 25 g Cinnamylchlorid und 35 g einer 33% igen absolut alkoho- lischen Trimethylaminlösung blieben eine Woche lang in einem Gefäß von etwa 300 ccm Fassungsvermögen miteinander in Berührung. Die dickliche Lösung wird dann anhaltend mit der vielfachen Menge wasserfreien Aethers geschüttelt, worauf sich das Trimethylcinnamyl- aminoniumchlorid beim Stehen als Oel auf dem Boden abscheidet. Der Aether wird möglichst vollständig abgegossen, um auf unver- ändertes Cinnamylchlorid und Trimethylamin verarbeitet zu werden, und durch eine gleiche Menge wasserfreien Aethers ersetzt. Schüttelt man jetzt wiederum anhaltend, so verwandelt sich das ölige Tri- methvleinnamylammoniumchlorid bald in feine Nadelchen, die schnell den ganzen Aether erfüllen. Man saugt scharf ab, wäscht sogleich mit etwas absolutem Aether nach und entfernt die letzten Act heranteile durch Aufbewahren im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure. Man erhält so das Cinnamyltrimethylammonium- chlorid als weiße, ganz trockene, aber sehr hygroskopische Krystall- masse, die in geschlossener Kapillare etwa bei 156° schmilzt. In wenig Wasser löst sich das quartäre Ammoniumchlorid schnell klar auf, dagegen ist die verdünnte wässerige Lösung stets trübe und riecht etwas nach Trimethylamin; vermutlich spaltet es sich beim Verdünnen der Lösung zu einem gewissen Betrage in Cinnamyl- chlorid und Trimethylamin. Auch wenn man aus Trimethylcinnamylammoniumchlorid mit Silberoxyd und Wasser die freie Ammoniumbase herstellt, tritt deutlicher Geruch nach Trimethylamin auf. Die verdünnte, etwa 5° ige Lösung der freien Base spaltet jedoch selbst bei mehr- stündigem Sieden am Rückflußkühler nur geringe Mengen Tri- methylamin ab; die Zersetzung wird erst lebhaft, wenn man das Wasser abdestilliert. Dabei werden reichliche Mengen Trimethyl- amin abgegeben, die durch das charakteristische Platinsalz identi- fiziert wurden, und verhältnismäßig wenig eines unangenehm stechend riechenden Oeles wird mit den Wasserdämpfen übergerissen. Die Hauptmenge der freien Base verharzt auch liier, und es gelang bis jetzt nicht, reine Produkte zu isolieren. Die Versuche zur Synthese des Phenylallens aus Cinnamyl- ammoniumbasen sollen gelegentlich in größerem Maßstabe und unter anderen Bedingungen wiederholt werden. 104 H. Em de: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylammonium. II. Tetrabenzylammonium. Bei der Destillation von Di- und Tribenzylamin erhielt Brunner 1 ) ein nicht flüchtiges Gemenge zweier Basen als Rück- stand. Als es in Alkohol gelöst und mit Salzsäure versetzt wurde, krystallisierte ein Salz in konzentrisch gruppierten, quadratischen Säulen. Schmelzpunkt 230°, aus, für das die Analysen die Brutto- formel C 28 H 28 NC1 wahrscheinlich machten. B r u n n e r hielt dem- gemäß die Identität mit Tetrabenzylammonium- chlorid (C 6 H 5 CH 2 ) 4 XC1 für möglich, nahm sie aber nicht als bewiesen an. Anderseits hat Marquardt 2 ) gefunden, daß sich Tri- benzylamin nicht mit Benzylchlorid vereinigt, sodaß auf diesem Wege Tetrabenzylammoniumchlorid nicht darstellbar ist. Aus den in der Einleitung angegebenen Gründen haben wir, nachdem die Existenzfähigkeit des Tetra c i n n a m y 1 ammoniums bewiesen war, die Versuche Brunner 's und Marquardt 's wiederholt und auch auf andere Weise Tetra b e n z y 1 ammonium- chlorid herzustellen uns bemüht. I. Die Destillation von Di- und Tribenzyl- amin. die wir mehrmals und mit wechselnden Mengen unter gewöhnlichem Drucke vornahmen, lieferte zwar jedesmal einen geringen gefärbten Rückstand, jedoch ließ sich daraus keines der beiden von B r u n n e r hergestellten Chloride herstellen. II. Tribenzylamin (10 g) und Benzylchlorid '4.5 g) wurden in einem Kölbchen auf dem Wasserbade zusammen- geschmolzen, eine Stunde darauf belassen und nach dem Erkalten mit 50 ccm wasserfreien Aethers versetzt. Es entstand eine etwas ojmlisierende Lösung, aus der sich im Verlaufe von vier Wochen eine minimale Menge eines Stoffes vom Schmelzpunkt 245°' ab- schieden. 9,7 g reines Tribenzylamin vom Schmelzpunkt 91 ° wurden zurückgewommen. Das Resultat war dasselbe, als die Komponenten im Einschmelzrohre 10 Stunden lang auf 150° erhitzt und das Ge- misch wie oben mit Aether behandelt worden war: es hatten sich wieder Spuren eines Niederschlags vom Schmelzpunkt 240 — 250° gebildet, 9,2 g reines Tribenzylamin wurden zurückgewonnen. Er- hitzt man gleiche Gewichtsmengen Tribenzylamin und Benzyl- b r o m i d im Einschmelzrohr fünf Stunden lang auf dem Wasser- bade und spült den Rohrinhalt mit Aether in ein Becherglas, so erhält man anfangs eine klare Lösung, die jedoch bald reichliche *) Liebig' s Ann. 151, 133—137 (1869). 2 ) Berl. Ber. 19, 1030 (1886). H. Erade: Tetracinnamyl- und Tetrabenzylarnmonium. lu: Mengeo T r i b e q /. y 1 a m i □ b r o m h y d rat . Schmelzpunkt 202°, abscheidet. 0,2714 g Substanz lieferten 0,1392 g AgBr. Berechnet für (C 6 H 5 CH 2 ) 3 NHBr: Br = 21,72 Gefunden : 21,82°, Offenbai zersetzt sieh das Benzylbromid an der Luft schnell EU Benzylalkohol und Bromwasserstoff, so daß sich Tribenzyl- aminbromhydrat abscheiden kann. Das Gemisch wurde mit wässeriger Sodalösung geschüttelt, worauf die Krystalle ver- schwanden; aus dem Aether wurden 9.4 g reines Tribenzylamin zurückgewonnen. III. D i b e n z y 1 a m i n (8 g) und Benz y 1 c h 1 o r i d ( 1 1 ,5 g) Minden im Einschmelzrohre fünf Stunden lang auf 100° erhitzt. Auch hierbei bildet sich kein quartäres Ammoniumchlorid, denn beim Schütteln mit Natriumkarbonat und Aether löste sich das gesamte Reaktionsprodukt ohne Rückstand auf; der Aether hinter- ließ beim Verdunsten ein Gemisch aus Di- und Tribenzylamin. IV. Ebensowenig bildet sich aus Ammoniak und Benz y 1 - c h 1 o r i d Tetrabenzylammoniumchlorid, ob nun die Ammoniak - konzentiation hoch oder niedrig ist. Wir verwandten eine l(3.2° ige Lösung von Ammoniakgas in absolutem Methylalkohol, und ließen davon 21 g, 42 g, 63 g, 84 g und 210 g (entsprechend 1 — 5 Mol.) mit je 25 g Benzylchlorid und soviel absolutem Aether. daß das Gesamtvolum jedesmal 500 ccm betrug, sechs Wochen lang bei etwa 18° in wohlverschlossenen Gefäßen stehen. Bei der Aufarbeitung wurden folgende Resultate erhalten : Benzyl- Am- chlorid moniak als Bodenkörper abgeschieden im ganzen gewonnen 1 Mol. 1 Mol. 1 Mol. 1 Mol. i 1 Mol. 2,1 g Chlorammon 1 Mol. 2 Mol. 2,4 g Chlorammon 3 Mol. 6,0 g NH 4 C1 + 0,6 g Tribenzylamin 4 Mol. 10,0 ff Chlorammon I 10 Mol. | 2,8 g Tribenzylamin 0,8 g Benzylamin 0,8 g Dibenzylamin 0,3 g Benzylamin 1,0 g Dibenzylamin 2.7 g Tribenzylamin 2,5 g Dibenzylamin 7.0 g Tribenzylamin 4,5 g Dibenzylamin 8,0 g Tribenzylamin 3,3 g Dibenzylamin 8.8 g Tribenzylamin 106 H. Em de: Technik der Spaltung quartärer Arnmoniumverbind' In keinem Falle fand sich auch nur eine Spur eines quartären Ammoniumchlorids, auch nicht, als auf 1 Mol. Benzylchlorid % Mol. Ammoniak in obiger methylalkoholischer Lösung und wechselnde Mengen Aether genommen wurden. Wir sind nach all dem überzeugt, daß Tetrabenzylammonium nicht existenzfähig ist. Die Bezeichnung „Tetrabenzylammonium- chlorid" für das von Brunner (s.o.) hergestellte Chlorid ist u. E. zu streichen. Die Unfähigkeit der Benzylhalogenide, mit Tribenzylamin zu Tetra benzylammoniumhalogenid zusammenzutreten, ist ein be- merkenswerter Fall sterischer Hinderung, weil bekannt- lich Jodmethyl und Jodäthyl sich mit Tribenzylamin in normaler Reaktion zu beständigen quartären Ammonium Jodiden vereinigen. Technik der Spaltung quartärer Ammonium- verbindungen mittels nascierenden Wasserstoffes. (V. Mitteilung* über Kohlenstoffdoppelbindung" und Kohlenstoff stickstoffbindung".) Von Hermann Emde. (Eingegangen den 26. XI. 1910.) Die Spalt ungs versuche an quartären Ammonium verbindungeil mittels nascierenden Wasserstoffs, über die in der vierten Mit- teilung 1 ) berichtet ist. wurden sämtlich mit Natriumamalgam in wässeriger oder wässerig-alkoholischer Lösung angestellt. Seitdem sind weitere Versuche in saurer, neutraler und alkalischer Lösung mit Wasserstoff aus verschiedener Quelle gemacht, nur elektrolytisch entwickelter Wasserstoff wurde mit Rücksicht auf die Arbeiten von Bruno E m m e r t 2 ) nicht benutzt. Es würde zu weit führen, alle diese Versuche im einzelnen wiederzugeben; ein Teil davon ist in den Dissertationen der Herren Dr.-Ing. E. R u n n e und H. S c h e 1 1 b a c h 3 ) enthalten. Nur eine etwas auffällige Beobachtung am leicht zugänglichen Dimethyl- J ) Arch. d. Pharm. 247. 369 (1910). 2 ) Berl. Ber. 42, 1507 und 1997 (1909). 3 ) Braunschweig 1910, gedruckt bei Laux, Hildesheim, bezw. C. J. Becker, Würzburg. H. Emde: Technik der Spaltung quartärer Aininoniumverbind. l(W phenyl-benzylammoniumchlorid ist im folgenden mitgeteilt, die zu- sammen mit H. Schellbach gemacht wurde. Das Gesamt - ergebnis der bisher gesammelten Erfahrungen ist dann am Schlüsse in Form einer Beschreibung derjenigen Arbeitsweise zusammen- gefaßt, die bisher als die geeignetste zur Spaltung quartärer Ammo- niumverbindungen mittels nascierenden Wasserstoffs erprobt ist. In den folgenden Veröffentlichungen wird der Kürze halber auf diese Beschreibung Bezug genommen werden, wenn nicht unter anderen Bedingungen gearbeitet wurde. Dimethyl-phenyl-benzyl-ammoniumchlorid (CH 3 ) 2 (C 6 H 5 )(C 6 H 5 .CH 2 )NC1. Gleiche Gewichtsmengen Benzylchlorid (25 g) und Dimethyl- anilin (25 g) mischen sich bei gewöhnlicher Temperatur klar und zunächst ohne merkbare Aenderung. Nach etwa 24 Stunden be- ginnen sich derbe weiße Würfel und Säulen abzuscheiden; im Ver- laufe einiger Tage bildet sich an den Gefäßwandungen eine so kom- pakte Schicht großer Kry stalle aus, daß Gefäße mit dünnen Wan- dungen (Kölbchen, Bechergläser) leicht auseinandergesprengt werden. Man läßt daher am besten in einer flachen Porzellanschale über Aetzkalk krystaUisieren. Vollständig vereinigen sich die Kompo- nenten auch bei sehr langer Einwirkungsdauer nicht, wenn die Krystalle nicht von Zeit zu Zeit entfernt werden; der un verbundene Anteil färbt sich allmählich grünlich schwarz. Die mit absolutem Aether gewaschenen Krystalle schmelzen bei 116° und sind reines wasserfreies Dimethyl-phenyl-benzyl- ammoniumchlorid : 1. 0,2044 g Substanz lieferten 0,1198 g AgCl. 2. 0,1978 g Substanz lieferten 0,1190 g AgCl. Berechnet für Gefunden: C 15 H 18 NC1: 1. 2. Cl = 14,32 14,38 14,39% In Wasser ist das Chlorid leicht löslich und krystallisiert daraus in glashellen dünnen, sehr großen Tafeln, die bei 110° schmelzen und 1 Mol. Wasser enthalten. In dieser Form ist es bereits von M i c h 1 e r und Gradraann 4 ) hergestellt worden, die auch das Platinsalz als hellen pulverigen Niederschlag erhielten. Dieses Chloroplatinat, C 30 H 36 N 2 ClPt, fällt aus wässeriger Lösung als hellgelbes Pulver aus und krystallisiert aus viel Wasser oder 4 ) Berl. Ber. 10, 2079 (1887). 108 H. Ernde: Technik der Spaltung quartärer Ammonium verbind. aus Alkohol in rötlichen Blättchen, die bei 181° unter Zersetzung schmelzen. 0,1831 g Substanz lieferten beim Glühen 0,0428 g Pt = 23,38 %; berechnet 23,43%. Das Chloraurat, C 15 H 18 NCl 4 Au, fällt aus wässeriger Lösung ölig aus, erstarrt aber nach einigem Stehen. Aus alkoho- lischer Salzsäure krystallisiert es in kleinen rotgelben Nadeln, die bei 97 — 98° unter Zersetzung schmelzen. 0,1726 g Substanz lieferten beim Glühen 0,0617 g Au = 35,76%; berechnet 35,78%. Das Cadmiumdoppelsalz, C 15 H 18 NCl 3 Cd, krystalli- siert in prächtigen weißen Nadeln vom Schmelzpunkt 159° aus, wenn man eine warme Lösung des quartären Ammoniumchlorids, welche die geeignete Konzentration hat und mit Cadmiumchlorid- lösung versetzt ist, erkalten läßt. 0,1139 g Substanz lieferten 0.1202 g AgCl = 26,09% Cl; be- rechnet 26,09%. Die Spaltung des Dimethyl-phenyl-benzyl-amnionium- chlorids durch nascierenden Wasserstoff verläuft mit Natrium- amalgam in wässeriger Lösung normal nach der Gleichung: (CH 3 ) 2 (C 6 H 5 )(C 6 H 5 .CH 2 )NC1 + H 2 = C 6 H 5 N(CH 3 ) 2 + C 6 H 5 .CH 3 + HCl, sodaß Dimethylanilin und Toluol entstehen. Reduziert man dagegen mit Natrium und Alkohol, so bildet sich an Stelle (oder vielleicht neben) Toluol Benzyläthyläther, C 6 H 5 .CH 2 .O.CH 2 .CH 3 : 20 g quartäres Ammoniumchlorid werden in etwa 500 ccm absolutem Alkohol gelöst und am Rückfluß- kühler mit etwa 20 g Natrium in Stücken versetzt. Man destilliert nach beendigter Reduktion den Alkohol bis auf einen geringen Rest ab, nimmt Dimethylanilin und Benzyl- äthyläther mit Aether auf, entfernt das Dirne thylanilin — als solches wurde es durch den Siedepunkt von 193° und das Chloroplatinat (gef. 29,86%, berechnet 29,89% Pt) iden- tifiziert — durch Ausschütteln mit Säure, und trocknet über Chlor- calcium; nach dem Abdestillieren des Aethers verbleibt in guter Ausbeute reiner Benzyläthyläther vom Siedepunkt 184 — 185°, der schon an dem eigentümlichen angenehmen Gerüche kenntlich ist. 0,2021 g Substanz lieferten 0,5880 g CO, und 0,1577 g H 8 0. Berechnet für C 9 H )2 0: Gefunden: C = 79,35 79,35% H = 9,09 8,76% H. Emde: Technik der Spaltung quartärer Ammoniumverbind. 109 Daß sich Benzyläthyläther an Stelle von (oder vielleicht neben) Toluol bilden kann, wurde dann später (vgl. die folgende VI. Mit teilung) auch bei der Spaltung von Benzylammoniumverbindungen mit Natrium a m a 1 g a m in wässerig-alkoholischer Lösung be- obachtet. Dieses Auftreten von Benzyläthyläther ist ein Beweis dafür, daß die früher 1 ) entwickelte Auffassung über den Mechanismus der Reduktionsspaltung quartärer Ammoniumverbindungen zutrifft : Dimethyl-phenyl-benzyl-ammoniumchlorid dissoziiert sich zunächst unter Bildung von Benzylchlorid, vielleicht in die Spaltstücke C 6 H 5 .N(CH 3 ) 2 , C 6 H 5 .CH 2 C1. Dieses Benzylchlorid reagiert mit Natriumalkoholat, das sich ja aus Natrium oder Natriumamalgam und Alkohol selbst noch in Gegenwart von 50% Wasser bildet, im Sinne der William so n- schen Aethersynthese und bildet Benzyläthyläther: C 6 H 5 .CH 2 C1 + C 2 H 5 ONa = C 6 H 5 .CH 2 .O.C 2 H 5 -f NaCl. Der innere Grund für den leichten Zerfall der Benzylammonium- verbindungen bei der Reduktion ist derselbe, der die Bildung des Benzyläthyläthers an Stelle von Toluol als stickstofffreien Spaltstückes ermöglicht : er besteht in der lockernden Wirkung, die ein oder mehrere Benzolkerne, die an ein Kohlenstoff atom gebunden sind, auf andere, an dasselbe Kohlenstoff atom geknüpfte Atome oder Atomgruppen aus- übt, mit anderen Worten in der (/-Stellung der betreffenden Atome oder Atomgruppen zum Benzolkern. Bereits vor einem Jahre wurde diese Beziehung betont 2 ) ; neuerdings hat J. v. Brau n 3 ) sie zur Erklärung der leichten Bildung von Benzyläthern aus Benzyl- bromid, bzw. Xylylbromid, und Alkoholen benutzt. Das Gesamtergebnis der bis jetzt durchgefühlten Reduktions- versuche an offenen quartären Ammoniumverbindungen läßt für die meisten Fälle die Spaltung im Sinne der Gleichung R*R 2 R 3 R 4 NX + H 2 = R ] R 2 R 3 N + R 4 H + HX als vereinigte Alkali- und Reduktionswirkung erscheinen. Ist eine quartäre Ammoniumverbindung überhaupt durch nascierenden Wasserstoff spaltbar, so wird die Spaltung am glattesten in möglichst konzentrierter wässeriger Lösung mit einem alkalischen Reduktionsmittel und bei erhöhter Temperatur ausgeführt werden. Als solches hat sich am besten das von Anfang an benutzte Natrium- *) Vergl. die I. Mitteilung, Arch. d. Pharm. 247. 330 (1909). 2 ) Arch. d. Pharm. 247, 323 (1909). 3 ) Berl. Ber. 43, 1350 (1910). 110 H. Enide: Technik der Spaltung quartärer Arnmoniumverbind ainalgani bewährt. Wasser als Lösungsmittel hat den Vorteil, daß sich die Spaltstücke unlöslich abscheiden, so der Wirkung des Wasser- stoffs entzogen, und außerdem leicht isoliert werden können. Leider muß das Wasser in manchen Fällen mehr oder minder durch Alkohol ersetzt werden, wenn nämlich die quartäre Ammonium Verbindung zu schwer in Wasser löslich ist. Die Technik der Spaltung ist nun folgende : Ein leicht lösliches Salz der quartären Ammonium Verbindung, am ehesten das Chlorid, wird in möglichst wenig Wasser oder Wasser-Alkohol gelöst und auf dem Wasserbade nach und nach mit dem Fünffachen der theoretisch nötigen Menge 1 ) 5% igen Natriumamalgams be- handelt, indem man hin und wieder umschüttelt. Scheidet sich bei zunehmender Alkalikonzentration die Lösung in zwei Schichten, von denen die eine konzentrierte Natronlauge, die andere eine Lösung der quartären Ammonium Verbindung ist, so fügt man solange unter Unischwenken neues Lösungsmittel zu, bis sich die beiden Schichten vereinigt haben. Die Spaltstücke steigen in der Regel als ölige Schicht an die Oberfläche, nur selten haben wir beobachtet, daß das tertiäre Amin eine solche spezifische Schwere hatte, daß es sich über dem Quecksilber ablagerte. In solchem Falle muß häufig geschüttelt werden, damit das Natriumamalgam genügend mit der Lösung des quartären Ammoniumchlorids in Berührung kommt, falls man nicht soviel Alkohol zuzusetzen vorzieht, daß Lösung eintritt. Ist die angegebene Menge Natriumamalgam verbraucht, so gießt man von dem verflüssigten Quecksilber 2 ) ab. Die alkalische Lösung kann man, um die Spaltstücke zu gewinnen, entweder mit Wasserdämpfen destillieren, oder besser im Scheidetrichter mit Aether ausschütteln. Der Aether gibt an wässerige Säuren das tertiäre Amin ab und hält das stickstofffreie Spaltstück zurück. Die alkalische, mit Aether ausgeschüttelte Lösung kann man auf unveränderte quartäre Ammonium Verbindung prüfen, indem man sie mit Salzsäure neutralisiert, zur Trockne bringt und mit absolutem Alkohol auskocht, der das Chlornatrium ungelöst läßt. x ) Die theoretisch nötige Menge berechnet man unter der An- nahme, daß ein Molekül quartäre Ammoniumverbindung zwei Atome Wasserstoff verbraucht. 2 ) Häufig verflüssigt sich das Xatriumamalgam nicht voll- ständig, sondern verwandelt sich zum Teil in einen Krystallkuchen, der oft schöne Strukturen zeigt. Man wirft in diesem Fall ein Stückchen frisch ausgeglühten Platindraht auf das Natriumamalgam, worauf sich sogleich lebhaft Wasserstoff entwickelt und das Quecksilber bald völlig verflüssigt ist, wenn es nicht an Wasser fehlt. H. Erade u. H. Schellbach: Aufbau gemischter tert. Amine. 111 Als Reaktionsgefäße haben sich sohräg gestellte gewöhnliche Fraktionierkölbchen bewährt, deren nach oben gerichtetes Ablauf- rohr mit einer säurebeschickten Vorlage verbunden ist. und deren gleichfalls schlag nach oben gerichtete, mit Stopfen verschließbare Eingußöffnung das Natriumamalgam bequem einzuführen gestattet. Ueber das Ablaufrohr kann, wenn nötig, eine Kühlente geschoben werden, sodaß es als .Rückflußkühler wirkt. Die obige Arbeitsweise in alkalischer Lösung ist nur an solchen quartären Ammoniumverbindungen erprobt, die sich gegen Alkali normal verhalten und nicht z. B. in Pseudoammoniumbasen über- geführt werden; auf die alkaliunbeständigen Ammoniumverbindun- gen wird sie nicht ohne weiteres übertragbar sein. Aufbau gemischter tertiärer Amine. (VI. Mitteilung über Kohlenstoff doppelbindung und Kohlenstoff Stickstoff bindung) 1 ) . Von Hermann Emde und Hans Schellbach. (Eingegangen den 26. XI. 1910.) Zu der Zeit, als wir die vorliegenden Versuche begannen 2 ), war kerne allgemein anwendbare Methode bekannt, um gemischte tertiäre Amine mit verschiedenen Radikalen, R 1 R 2 R 3 N, herzustellen. Zwar entstehen bei der Destillation freier quartärer Ammonium- basen R 4 N.OH oder ihrer Chloride 3 ) fast regelmäßig tertiäre Amine, und wenn man von quartären Ammoniumverbindungen mit vier oder mindestens zwei verschiedenen Radikalen ausgeht, wird man auf diesem Wege in geeigneten Fällen gemischte tertiäre Amine erhalten können. In der Tat ist so z.B. Diäthyl-methyl- amin durch die Spaltung (C 2 H 5 ) 3 (CH 3 )N.OH = (C 2 H 5 ) 2 (CH 3 )N + C 2 H 4 + H 2 hergestellt worden. Aber abgesehen davon, daß die Ausbeuten nach diesem Ver- fahren infolge der hohen Zersetzungstemperaturen nur in Aus- x ) V. Mitteilung: Arch. d. Pharm. 249, 106 (1911). 2 ) Vergl. Arch. d. Pharm. 247, 314 (1909). 3 ) A.W. Hof mann, Liebig' s Ann. 78, 281 (1851); V.Meyer, Lecco, ebenda 180, 184 (1876); L o s s e n, ebenda 181, 378 (1876); Collie, Schryver, Journ. Chem. Soc. 57, 767 ( 1890). 112 H. Emde u. H. Schellbach: nahmefällen befriedigend sind, verläuft die Spaltung häufig nicht in einer, sondern in mehreren Richtungen, oder im unerwünschten Sinne, da z. B. gemischte Ammoniumhydroxyde, welche die Methylgruppe enthalten, sich stets so zersetzen, daß die Methyl- gruppen am Stickstoff haften bleiben, während sich bei der Destilla- tion der Ammoniumchloride in der Regel am leichtesten die Methyl- gruppe vom Stickstoff zu trennen pflegt. Die Destillation quartärer Ammoniumverbindungen kann daher kaum als allgemein anwend- bare Methode zum systematischen Aufbau tertiärer Amine bezeichnet werden. Das Bedürfnis nach anderen Methoden ist nicht eben groß, da zurzeit eigentlich nur eine Forschungsrichtung Interesse an gemischten tertiären Aminen hat: die Stereochemie des drei- und fünfwertigen asymmetrischen Stickstoffs, so daß es etwas fern liegt, nach anderen Methoden eigens zu suchen. Immerhin erschien es der Mühe wert, gelegentlich systemati- scher Untersuchungen über die Spaltung gewisser quartärer Am- moniumsalze durch nascierenden Wasserstoff 1 ) zu versuchen, ob sich diese Spaltung zum Aufbau gemischter tertiärer Amine ver- werten läßt, zumal damit ein Vergleich der Haftfestigkeit ver- schiedener Radikale am Stickstoff verknüpft werden konnte (vgl. die folgende Mitteilung). Die Spaltbarkeit durch nascierenden Wasserstoff unter den Bedingungen, die in der vorhergehenden V. Mitteilung angegeben sind, ist keine allgemeine Eigenschaft quartärer Ammonium- verbindungen, sondern auf solche beschränkt, in deren Molekül die einfache Kohlenstoff- Stickstoff bindung durch reaktivierende Gruppen gelockert ist. In den früheren Mitteilungen 2 ) ist nur die Kohlenstoffdoppelbindung als lockerndes Moment in Be- tracht gezogen, und die bisher veröffentlichten Spaltungen betreffen Benzyl- und Cinnamylammonium Verbindungen 3 ), z.B.: C e H 5 .CH 2 .N(CH 3 ) 3 Cl + H 2 = C 6 H 5 .CH 3 + N(CH 3 ) 3 + HCl Benzyltrimethyl- Toluol ammoniumchlorid C p H 5 .CH: CH.CH 2 .N(CH 3 ) 3 C1 + H 2 = Cinnamyltrimethylammonium- chlorid C 6 H 6 .CH: CH.CH 3 + N(CH 3 ) 3 + HCl Phenylpropylen J ) Vergl. Berl. Ber. 42, 2590 (1909); Arch. d. Pharm. 247. 369 (1910). 2 ) Vergl. Arch. d. Pharm. 247, 314, 333, 351, 369 (1909). 3 ) Wegen der Benennung „Cinnamyl" vergl. d. Archiv 249, 94 (1911), Fußnote 1. Aufbau gemischter tertiärer Amine. 1 I 3 Darum haben wir auch nur Benzyl- und ('innamylammonuiin- vn Windungen in der vorliegenden Mitteilung berücksichtigt. Wir haben gewissermaßen als schulmäßiges Beispiel Methyl- a 1 1 y 1 - p r o p y 1 - a m i n aufgebaut, indem das quartäre Am- moniumjodid aus Tribenzylamin und Jodmet h yl zu I) i - I) <• n /. y 1 in e t h y 1 a m i n i 'vi /CH 2 .C 6 H 5 / CH 2 .C 6 H 5 eH f^NfCH 2 .C 6 H 5 m-+ NfCH 2 .C 6 H 6 J \CH 2 .C 6 H 5 \CH 3 die quartäre Verbindung aus Dibenzylmethylamin und Allyljodid zu Benzyl-methyl-allyl-amin nzi . t 0 nun Druck konstant bei 112" siedet und eine stechend riechende, Ix- wegliche Flüssigkeit darstellt. Liebermann und Paal 1 ) geben als Siedepunkt 110—113° an. Das Chloroplatinat des Diäthyl-allylamins teilt, wie Liebermann und Paal (I.e. S. 529) gefunden haben, mit denen anderer AUylamine die Eigentümlichkeit, daß es durch Kochen mit Wasser in ein schwerer lösliches Platinchlorürdoppel- salz verwandelt wird, vermutlich entsprechend der Gleichung: [(C s H 6 ) 8 (C 8 H 5 )N.HCl] a .PtCIi = (( \.H 5 ) 2 ((',H 5 )N.HC'].PtCl 2 + (C,H 5 ) 2 (C 3 H 5 C1,)N.HC1. Wir haben dieses charakteristische Verhalten dazu benutzt, die Identität des Diäthyl-allylamins sicher zu stellen. Normales Chloroplatinat des Diäthyl- allylamins: Versetzt man eine konzentrierte wässerige Lösung des Diäthyl-allyl-amin-chlorhydrates mit Platinchloridlösung, so fällt ein roter, sehr leicht wasserlöslicher Niederschlag aus. Läßt man dessen Avässerige Lösung im braunen Vakuumexsikkator bei gewöhnlicher Temperatur verdunsten, so scheiden sich schön orangerote flächenreiche, anscheinend trikline Krystalle aus, die bei 166° (L. u. P. 128—130°) schmelzen und die normale Zusammensetzung C 14 H 3 ,N,Cl 6 Pt haben : 0,1734 g Substanz lieferten 0,0532 g Pt = 30.66° o ; berechnet für C^H^XXlgPt = 30,65%. Platinchlorürdoppelsalz: Aus der Mutterlauge scheiden sich beim Kochen gelbe Nädelchen ab, die bei 189—190° schmelzen. 0,1324 g Substanz lieferten 0.0607 g Pt = 45,85%; berechnet für C 7 H 16 XCl 3 Pt = 46,91%. Wenn die Platinbestimmung auch unscharf ausfiel, beweisen doch Farbe, Krystallform und Schmelzpunkt, daß die gelben Nädel- chen mit dem Platinsalz identisch sind, das Lieber mann und Paal als salzsaures Diäthylallylaminplatinchlorür vom Schmelz- punkt 189° beschreiben. Worauf die hohe Schmelzpunktdifferenz zurückzuführen ist zwischen dem normalen Platinsalz des Diäthyl- allylamins, das wir, und dem, das Liebermann und Paal erhielten, können wir vorerst nicht entscheiden. x ) Berl. Ber. 16. 526 (1883). 122 H. Erade u. H. Schellbach: Haftfestigkeit der Radikale. Diät hyl-benzyl-cin na myl-ammonium -chlorid (C 2 H 5 ) 2 (C 6 H 5 .CH 2 )(C 6 H 6 ".CH : CH.CH 2 )NC1. Die Reaktion zwischen Diäthylcinnamylamin (20 g) und Benzylchlorid (13 g) verläuft träge. Erhitzt man die Bestandteile mehrere Stunden lang am Rückflußkühler, so erhält man eine dicke rötliche Gallerte, die sich in weiße Nadeln vom Schmelz- punkt 161° verwandelt, wenn man sie zur Reinigung mit wasser- freiem Aether auszieht, der nur wenig aufnimmt. Das Chloropiatina t fällt als hellorangefarbener Nieder- schlag aus und krystallisiert aus Wasser in rötlichgelben Nädelchen vom Schmelzpunkt 149°. 0,1034 g Substanz lieferten 0,0208 g Pt = 20,11%; berechnet für C 40 H 52 N 2 CLPt = 20,13%. Die Spaltung des Diäthyl-benzyl-cinnamyl-ammoniumchlorids in wässeriger Lösung mit Natriumamalgam vollzieht sich sehr glatt und liefert Phenylpropylen (Siedepunkt 167°) und Diäthylbenzylamin (Siedepunkt 212°), das durch das Chloroplatinat und des Chloraurat charakterisiert wurde. Das Cloroplatinat des Diäthylbenzylamins ist in Wasser unschwer löslich und krystallisiert daraus in hellgelben Nädelchen, die bei 200° schmelzen und sich erst oberhalb 208° zersetzen. 0,2255 g Substanz lieferten 0,0597 g Pt = 22,46%; berechnet für C 22 H 36 N 2 Cl 6 Pt = 22,47%. Das Chloraurat scheidet sich anfangs öhg ab, erstarrt aber bald; es schmilzt bei 79°. 0,1212 g Substanz lieferten 0,0474 g Au = 39,11%; berechnet für C n H 18 NCl,Au = 39,19%. II. Solereder: Kolia Salviae. 123 Zur mikroskopischen Pulveranalyse der Folia Salviae. Von H. Solereder- Erlangen. (Eingegangen den 12. I. 1911.) Anläßlich der Kontrolle der Pulvei-präparate von Folia Sal- in meinem miluoskopisch-pharmakognostischen Kurs beobachtete ich wiederholt eigentümliche Sklerenchymelemente, in deren Wand stellenweise ein Mosaik aus größeren oder kleineren Kalkoxalat- krystallen eingefügt ist, — ein „Krystallsklerenchym '*, wie loh es kurz nennen will. Dieses Krystallsklerenchym ist in dem trefflichen und grundlegenden Werk von L. Koc h (Mikro- skopische Analyse der Drogenpulver, III, 1906, Leipzig, p. 125 bis 134 und Taf. XII, s. auch dessen Einführung, Berlin, 1906, p. 79 — 82) als Pulverbestandteil der Folia Salviae mit keinem Worte erwähnt. Gleichwie bei L. Koch, so findet sich ebensowenig darüber und überhaupt über das Vorkommen von oxalsaurem Kalk in den Folia Salviae eine Angabe in den bekannten pharmakognostischen Lehrbüchern von Flückiger, A. M e y e r. Möller, G i 1 g, Karsten und Oltmanns usw., ebenso- wenig bei Zornig (in Arzneidrogen, I. Teil, Leipzig. 1909, p. 166). welcher zudem ausdrücklich anführt, daß das Pulver ..keine Kalk- oxalatkry stalle" enthält. Die genaue Untersuchung der Droge von Folia Salviae, welche ich daraufhin anstellte, führte zu dem Ergebnis, daß das in Rede stehende Krystallsklerenchym in der Tat in den Folia Salviae vorkommt, aber nur in dem untersten Teil der Blattscheide, dagegen nicht im Blattstiel und in der Blattmittelrippe, und eine daran sich an- schließende Prüfung der Achse, daß dasselbe auch dort und zwar in der Rinde zu finden ist. In der Blattscheide tritt das Krystallskle- r e n c h y m sowohl in dem kollenchymatischen Grundgewebe gruppenweise auf. als auch in direkter Begleitung der drei Blatt- spurbündel, hier namentlich in deren Pericykel und mitunter auch nach oben vom Holzteil. Die Krystallsklerenchymzellen des Grund- gewebes sind annähernd kugelige Zellen, die bis auf kleinere oder größere, verschieden gestaltete und von entsprechend großen und geformten Krystallen erfüllte, peripherisch gelagerte Räume („die Krystallnischen") massiv erscheinen und stellenweise auch Tupfe- 124 H. Solereder: Folia Salviae. lung aufweisen (Fig. 1 a und 2). Die Krystallnisehen mit den Krystallen bilden dabei häufig ein größeres und einseitig gelagertes ,, mosaikähnliches" Feld oder auch mehrere kleinere Felder an der Oberfläche der Zellen. Im Pericykel sind die Krystallzellen gewöhn- lich stabzellenartig gestaltet, von kleinerem Querschnitt, oft in radialer Richtung des Leitbündels etwas zusammengedrückt und in Richtung des Leitbündelverlaufes gestreckt (Fig. 1 b). Bei ihnen läßt sich gewöhnlich eine dem Phloem zugekehrte „verdickte Wand • seite" und eine nach außen gerichtete „Krystallseite" oder „Krystall- nischenseite" beobachten. Die Krystallnisehen treten natürlich dann deutlich entgegen, wenn man die Krystalle durch Salzsäure gelöst hat (Fig. 2). Viel reichlicher ist das Krystallsklerenchym in den Achsenteilen (Fig. 3 — 7). Hier trifft man dasselbe zunächst am Innenrand der pericyklischen Bastfaserbündel, in direkter Berührung mit diesen an, und zwar in Form lang gestreckter Stabzellen, bei welchen die stark verdickte Wandseite den dick- wandigen Bastfasern zugekehrt ist, die Krystallnischenseite dem Weichbastgewebe. Weiter kommt dasselbe ziemlich reichlich im sekundären Bast vor, einzeln oder zu zwei hintereinander in radialer Richtung oder — zumeist — in Form von tangentialen Bändern, welche in den älteren Achsenteilen wiederholt in radiärer Richtung auftreten. Auf dem Rindenquerschnitt sind diese Sklerenchym- bänder wenige Zellen breit und meist nur eine Zelle, selten stellen- weise zwei Zellen dick. Die Krystallzellen sind in radialer Richtung zusammengedrückt und in tangentialer in die Breite gezogen (Fig. 5). Auf dem Tangentialschnitt bilden sie in der Regel schmale, bis 4 — 7 Zellen breite und verschieden hohe, unregelmäßig begrenzte und dem Tangentialschnittsbild eines breiteren Markstrahles vergleich- bare Zellkomplexe, deren Zellen mehr oder weniger in axiler Rich- tung gestreckt und typisch parenehymatisch oder einseitig zugespitzt sind, analog den gewöhnlichen Zellen des Bastparenchyms (Fig. 3 und 4). Einzeln im Weichbast gelegene Krystallsklerenchym- zellen haben zuweilen eine typisch faserförmige Gestalt. Bei den im sekundären Bast befindlichen Krystallsklerenchymzellen wird meistens die äußere Tangentialfläche von der Krystallseite, die innere von der verdickten Wandseite eingenommen. Wo zwei Krystall- zellen sich tangential berühren, sind gewöhnlich die zugekehrten Wände als die verdickten Wandseiten ausgebildet. Zuweilen kommt es übrigens auch vor, daß die Verdickung sich stellenweise nur auf die Radiärwände erstreckt und das übrigbleibende Zellumen im wesentlichen von den Krystallnisehen mit ihren Krystallen aus- li. Solereder: Folia Salviae. 125 gefüllt ist (Fig. 5 b z. T.), oder daß am Rand der Zellen oder aucb in der Mitte der Zellen die Verdickung auch auf die andere Tangential- wand übergreift, wodurch dann die Fläohe des Krystallmosaiks eingeschränkt oder unterbrochen wird. Zur n ä h e r e n Untersuchung dienten namentlich die zuletzt besprochenen Krystallzellen des Sekundärbastes. Be- züglich der chemischen Natur der Zellwand ist anzuführen, daß sich mit wässeriger Jodjodkaliumlösung eine Gelbfärbung und mit Phlorogluzin und Salzsäure, wie mit schwefelsaurem Anilin, eine mehr oder weniger starke Verholzung der dickeren Wandteile fest- stellen läßt. Die Krystallkörper sind zum Teil ziemlich groß (Längs- durchmesser bis 9 m)> zum Teil sehr klein, sie sind sehr verschieden geformt, eckig oder abgerundet. Ein und dieselbe Zelle zeigt ent- weder vornehmlich große und daneben auch kleinere Krystalle oder aber ausschließlich ganz kleine Krystalle. Das Nischenfach- werk mit den zwischen den Krystallen vorhandenen, oft dünnen Wänden wird erst nach Behandlung der Schnitte mit Salzsäure und der dadurch erfolgten Lösung der Kalkoxalatkrystalle deutlich sichtbar (Fig. 4, 5 b, 6 und 7). Die Krystallnischen, beziehungs- weise Krystalle bilden gewöhnlich nur eine Lage, mitunter aber auch deren zwei oder mehr (Fig. 5, 6 und 7). Wichtig ist auch anzu- führen, daß in den Sklerenchymzellen, welche nur eine Lage von Krystallnischen und Krystallen besitzen, sehr häufig noch ein schmales Lumen vorhanden ist, und daß die die Krystalle vonein- ander trennenden Wände an der stark verdickten Wandseite ent- springen, die gegenüberliegende Tangentialwand der Zelle aber mit- unter nicht erreichen, so daß dann die Krystalle nicht allseitig in die Zellwand eingekapselt sind, sondern vielmehr in „Nischen" der verdickten Zellwand eingebettet, weshalb auch oben der Ausdruck „Krystallnischenseite" eingeführt worden ist. Die Entwicklungsgeschichte der in Rede stehenden Gebilde habe ich jetzt nicht verfolgen können. Doch so viel läßt sich aus dem Beobachteten und namentlich aus der Konstatierung schwach sklerosierter, noch freie Krystalle enthaltender Zellen folgern, daß die Krystalle zuerst im Zellumen gebildet und erst nachträglich in die Zellwand eingebettet werden. Bezüglich der Verbreitung des Krystallskle- renchyms innerhalb der Gattung Salvia habe ich nur die in Spanien heimische und dort nach F 1 ü c k i g e r anscheinend mit Salvia officinalis oft verwechselte S. lavandulae- folia Vahl (S. Hispanorum Lag. in einem Exemplar des Herb, normale (n. 3444, Reverchon, Hispania) und die mit S. officinalis 126 H. Solerecler: Folia Salviae. im Orient vikariierende S. grandiflora E 1 1. in einem Exemplar derselben Sammlung (Herb. norm. n. 3443, Callier, Rossia), zwei mit 8. officinalis verwandte einfachblätterige Arten der Sectio Euscaphe Benth. untersucht. Bei beiden Arten finden sich gleiche oder wenigstens ähnliche Krystallsklerenchymzellen im Sekundär- bast der Achsenteile. Bei S. grandiflora namentlich weichen sie dadurch von der typischen Ausbildung ab, daß sie nur eine kleinere Zahl größerer Krystalle und ein deutliches Lumen enthalten. A eh n liehe anatomische Vorkommnisse sind das in meiner Systematischen Anatomie (Ergänzungsband, p. 350) für bestimmte Magnoliaceae, Combretaceae, Rubiaceae und Lo- ranthaceae angeführte Krystallsklerenchym und die ebendort er- wähnten Krystallhaare der Guettardeen (Farn. Rubiaceae). In der näheren Ausbildung steht das Krystallsklerenchym von Salvia officinalis den zuerst von V e s q u e beobachteten Krystallzellen der Magnoliaceae- Schizandreae- Genera Kadsura und Schizandra (s. Syst. Anat., p. 33, Fig. 4) und den Krystallhaaren der Guettar- deen (s. Syst. Anat., p. 503, Fig. 101, B und C, und Solereder, in Bulletin de THerbier Boissier I, 1893, p. 181 — 183) außerordent- lich nahe. Ich muß nun noch mit einigen Worten auf das oben angeführte Zitat von Zornig zurückkommen, nach welchem das Sal- beipulver kein Kalkoxalat enthält. Diese Angabe ist unrichtig. Abgesehen von dem im Krystallsklerenchym enthaltenen Kalkoxalat, das sich mit diesem auf den basalen Teil der Blattscheide beschränkt ■, ist oxalsaurer Kalk reichlich im Spreiten- teil des Blattes enthalten und zwar in Form von feinen Krystall- nädelchen oder kleinen spindelförmigen oder anders gestalteten Krystallen, eben in der Ausscheidungsweise, welche im allgemeinen für die Labiaten und andere mit diesen verwandte sympetale Fa- milien charakteristisch ist. Ein Querschnitt durch das Blattgewebe mit Chloralhydrat aufgehellt oder zuerst mit Javelle'scher Lauge gebleicht und dann mit Essigsäure, Wasser und Glyzerin in be- kannter Weise behandelt und ebenso behandelte Pulverbestand- teile des Mesophylls lassen, insbesondere im Polarisationsmikroskop zwischen den gekreuzten Nikols, die kleinen Krystalle in großer Zahl unschwer erkennen. Das Krystallsklerenchym ist zweifellos ein be- achtenswertes und charakteristisches Ele- ment des Salbeiblätter pulvers, das schon des- wegen gekannt sein soll, um bei seiner gelegentlichen Beobachtung den Verdacht einer Pulververunreinigung oder Pulververfälschung Th. Gruber: \Y mitwaren. 127 auszuschließen. Im allgemeinen wird es im reinen, d. h. nur aus Salbeiblättern hergestelltem Pulver in untergeordneter, vielleicht sehr häufig in sehr untergeordneter Menge vorhanden sein, deshalb, weil die Drogenblätter nicht durchweg mit der Blattscheide ver- sehen sind, wozu noch kommt, daß die Krystallzellen möglicher- weise in der einen oder anderen Blattscheide nicht entwickelt sein können. Ein reichliches Auftreten des Krystallsklerenchyms im Pulver, und im speziellen das Vorkommen von Krystallzellen- komplexen in der Tangentialansicht (Fig. 3 und 4), würde eine Bei- mengung von Stengelteilen vermuten lassen. Figurenerklärung. Fig. 1 — 2 Krystallsklerenchym aus der Blattstielbasis: 1 a und 2 Grundgewebezellen ; 1 b Zellen aus der pericyklischen Region des Leitbündels im Querschnitt; dabei 2 nach Behandlung mit Salzsäure. — 3 — 7 Krystallsklerenchym aus der sekundären Rinde der Achse: 3 und 4 Zellen im Tangentialschnitt, 5 im Querschnitt, 6 und 7 im radialen Längsschnitt; dabei 4, 5b, 6 und 7 nach Behandlung mit Salzsäure. — Vergrößerung ca. 480. K. Botanisches Institut der Universität Erlangen. Bestimmung des Fettes und des Wassers in Wurstwaren. Von Theodor Gruber. A. Bestimmung des Fettgehaltes. Der vorliegenden Arbeit lag der Gedanke zugrunde, die zeit- raubende Aetherextraktion, das Trocknen der Aetherfettlösung im Extraktionskolben zur Bestimmung des Fettgehaltes in Wurst- waren zu umgehen und eine andere Methode ausfindig zu machen, die nur kurze Zeit in Anspruch nimmt, aber ebenso genaue Re- sultate zu liefern imstande ist wie die zuvor erwähnte. In der Arbeit von Bauer und Barschall 1 ), die auf die Bestimmung des Fettes in Fleisch näher eingeht, sind verschiedene Methoden auf- x ) Ueber die Bestimmung des Fettes im Fleisch. Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte Bd. XXX. Heft 1. 1909. S. 55. 128 Th. Gruber: Wurstwaren. gezählt und genauer besprochen. Zusammengefaßt ist auf folgende Untersuchungsmethoden Rücksicht genommen: 1. auf das Ex- trahieren mit Aether, 2. auf den Weg der peptischen Verdauung, 3. auf das Aufschließen des Fleisches mit Säuren und 4. auf die von genannten Verfassern ausgearbeitete Methode. Das Für und Gegen der einzelnen Fettbestimmungsarten sei hier in kurzen Zügen wieder- gegeben. Die S o x h 1 e t'sche Extraktion beansprucht lange Zeit und löst eben deshalb neben Fett auch andere Körper auf. Einen weiteren Einfluß auf die Resultate übt nach G 1 i k i n 1 ) das Extraktions- mittel selbst aus. Für ein und dasselbe Fleischpulver erhielt er nach 72 stündiger Extraktion mit Aether 13,9% Fett, nach dem Umlösen in Petroläther 13,0%, zuerst mit Chloroform 7 Stunden extrahiert 18,8%, dann wieder mit Petroläther behandelt 17,8%. L o g e s 2 ) glaubt nun ferner, daß bei der Extraktionsmethode der Destillationsgeschwindigkeit eine nicht unbedeutende Rolle zufalle, da es möglich sei, die zu extrahierende Substanz in der Stunde mit 1 bis 8 Liter Aether umspülen zu lassen, wodurch immerhin schwer lösliche Nichtfette in Lösung gehen könnten. Selbst die Anwendung von Aether oder Petroläther ist im- stande, Differenzen eventuell hervorzurufen. Petroläther mit dem Siedepunkt 50 — 60° hat einen Punkt zugunsten seiner Anwendung, nämlich die Beschleunigung der Extraktion. G 1 i k i n hat mit Petrol- äther schon nach 36 Stunden die zu extrahierenden Proben völlig erschöpft, aber die Reinheit des Extraktes w r ar auch nicht gesicherter wie beim Aetherextrakt. Nach den hier gemachten Beobachtungen bei der Extraktion mit Aether oder Petroläther stimmen auch die Resultate miteinander völlig überein, nur verlangten die Aether- fettlösungen bedeutend mehr Zeit bis zur Gewichtskonstanz wie jene von Petroläther. Ein weiterer Abänderungsvorschlag bei der Extraktionsmethode als lösendes Mittel wäre der Alkohol, auch dieser bietet keine augenspringende Vorteile. Die künstliche Verdauung, zuerst von Dormeye r 3 ) an- gewandt, beansprucht ihrerseits wiederum mehrere Tage und vor allem ein schnell wirkendes Pepsin, daß man sich aus frischen Schweinemägen selbst herstellen muß, eine Operation, die diese Methode für die Praxis nicht besonders empfiehlt. J ) P f 1 ü g e r's Archiv 95, 107, 1903. 2 ) Versammlungsberichte a. d. landw. Versuchsstationen 64, 28, 1906. ».) P f 1 ü g e r's Archiv 65, 90, 1897. Th. Grubcf: Wurst waren. 129 Toyokichi 1 ) hat mit Schwefelsäure die Efleisohsubatanz aufgeschlossen und unter Zusatz von Amylalkohol genial.» der Aeido- butyrometrie von Gerber und der Zentrifugalkraft die Fett- schicht von der wässerigen getrennt. Bauer und Barsch all kamen bezüglich letzterer Methode zu der Ueberzeugung, daß eine völlige Auflösung der Fleischfaser nicht immer stattfindet, welche Tatsache auch nach den hier gemachten Erfahrungen bestäl werden muß. Genannte Autoren haben ein weiteres Verfahren zur Kettbestimmung folgendermaßen ausgearbeitet: L'.Og Fleisch, befreit von Sehnen und dem äußerlich anhaftenden Fette, werden mit Schwefelsäure, ungefähr 20 cem, hergestellt ans einer Säure von 1,81 spezifischem Gewicht und einem Volumen Wasser oder mit 100 cem einer Pepsin- Salzsäure, bestehend aus 3 g Pepsin-Merek in 500 cem Wasser und 100 cem Normalsalzsäure, behandelt. Im ersteren Falle erfolgt die Auflösung der Fleisch- substanz im Wasserbade in 20 — 30 Minuten, während die künstliche Verdauung im Thermostaten nach 3 — 4 Tagen, je nach der Wirk- samkeit des Pepsins, vor sich geht. Der erhaltenen Fleischlösung wird mittels Aether das Fett entzogen, die Aetherfettlösung im Destillierkolben vom Aether durch Destillation befreit und der Fett- rückstand etwa eine halbe Stunde im Wassertrockenschranke ge- trocknet. Die letzte Zeitangabe dürfte nach den hier angestellten l'ntersuchungen viel zu kurz bemessen sein, da immer 5 — 6 Stunden, manchmal auch mehr, nötig waren, um konstante Wägungen zu erhalten. Von den hier angeführten Arbeitsweisen wurde zur Fett- bestimmung analog den Milchuntersuchungen die Zentrifugalkraft nach dem Verfahren von Gerber und die Auflösung der Fleisch- substanz mittels Säuren und Extraktion des Fettes mit einem Lösungsmittel, mithin die Methode Schmid-Bondzynski näher in Betracht gezogen. Bei der Gerber'schen Acido-Butyrometrie löst man die Milch, Sahne oder dergi. in einer Schwefelsäure von 1,825 auf, zentrifugiert mit Zusatz von Amylalkohol und liest die ausgeschleu- derte Fettschicht an der Skala der Butyrometer ab. Zur Bestimmung des Fettes kamen die Butyrometer, die speziell zu Butterfettbestim- mungen mit 5 g Substanz eingerichtet sind, in Anwendung. Die älteren Butyrometer, geeicht für nur 1 g Substanz, sind auch brauch- bar, nur hefern selbstverständlich jene für die größere Menge gleich- mäßigere Resultate. Von der Verwendung der Schwefelsäure 1,825 1 ) Archiv für Hygiene 51, 165. Arch. d. Pharm. CCXXXXIX. Bds. 2. Heft. 130 Th. Grub er: Wurstwaren. oder einer mit dem gleichen Volumen Wasser vermischten Säure mußte Abstand genommen werden, da im ersteren Falle unter Zugabe von Amylalkohol und Schütteln ein ölartiges Gemenge resultierte, dem durch Zentrifugieren das Fett nicht entzogen werden konnte. Im zweiten Falle mit der verdünnten Säure war eine völlige Aufschließung der Fleischpartikel nicht immer zu erreichen, nur in einzelnen Fällen, z. B. bei Wurstarten mit niederem Gehalte an fettfreier Trockensubstanz tat die verdünnte Säure ihre Wirkung. An Stelle der Schwefelsäure wurde nun rauchende Salzsäure benutzt, «reiche schon mehr die Tendenz einer deutlichen Sezernierung der beiden Schichten zeigte, aber im allgemeinen keine solche, die voll- auf befriedigen konnte. Der Zusatz des Amylalkohols hatte keinen Einfluß auf eine markierende Trennung, vielmehr wurde, wie aus später angeführten Daten zu ersehen ist, eine Erhöhung des Prozent- satzes an Fett bewirkt. Aus diesen orientierenden Versuchen war eine Verwendung der beiden Säuren nicht geeignet eine völlige Lösung der Frage herbeizuführen. Die sauren Aufschließungsmittel für die Eiweißstoffe mußten aus genannten Gründen verlassen werden, und es wurde zu dem alkalischen Lösungsmittel übergegangen, es sind dies die Sal-Lösungen, die Gerber für sein neues säurefreies Verfahren in Handel bringt. Drei verschiedene Flüssigkeiten kamen in Betracht, je eine für Milch, Rahm oder Butter. Durch ihre rote Färbung eignen sie sich sehr gut, die klare, helle Flüssigkeits- säule des Fettes hervortreten zu lassen. Von den drei alkalischen Flüssigkeiten hat die Sal-Lösung für Rahm zur Fettbestimmung in Wurstwaren sehr beigetragen, eine Schnellmethode zu finden, während hingegen die beiden anderen mehr oder minder geeignet und brauchbar waren wegen der ungenügenden Auflösung der Fleischsubstanz. Eine Anwendung des Isobutylalkohols zur besseren Trennung der beiden Schichten ergab sich als völlig überflüssig. Ist gelegentlich die scharfe Abgrenzung der Sal-Lösung von der Fettsäule durch kleine, flimmerartige Partikelchen etwa beein- trächtigt, beseitigt man diesen Umstand durch Zusatz einiger Tropfen 96% igen Aethylalkohols und nachfolgendem, hinreichenden Schütteln des Butyrometers mit darauffolgendem Zentrifugieren. Vorzugsweise geeignet waren zu diesen Fettbestimmungen die beiderseitig offenen Butyrometer mit einer Skala von bis 100. Sie sind geeicht für 5 g Substanz, weshalb sie eine direkte Ablesung der Fettprozente gestatten. Mittels eines Becherchens aus Glas wird die Substanz abgewogen und mittels eines Gummistopfens in den weiteren, bauchigen Teil des Prüfers eingeführt. Im Laufe der Z it ergab sich auch der Gebrauch der Glasbecherchen als über- Th. Gruber: Wurstwaren. 131 Qüssig, manchmal wirkte das Recherchen bei festen zähen Wurst- arten direkt vcrsuchshemmend. Die eingewogene Substanz war in solchen Fällen trotz stärkeren Erwärmens der Prüfer im Wasser 1 ' bade und trotz des stärkeren, längere Zeit andauernden Schütteins nicht mehr aus den Becherchen herauszubringen, aus welchem Grunde erie besser in Fortfall kommen. Die Ausführung des Versuches gestaltete sieh für die eigentlichen Feststellungen folgendermaßen: Die gut gereinigten möglichst trockenen Butvrometer, nach der Ausführung Gerber 's, wurden auf einer empfindlichen Apotheker- wage, nachdem sie am oberen dünneren Ende mit einem Gummi- stopfen verschlossen, genau tariert, worauf in den unteren bauchigen Teil genau 5 g der gut durchgemischten Wurstmasse eingewogen wurden. Der untere Teil des Butyrometers wurde mit einem Gummi - stopfen fest verschlossen und der andern dünneren Teile befindliche entfernt. Durch die Oeffnung dieses Halses wird der Prüfer zur Hälfte mit „Sal-Rahm" gefüllt. Das nun so vorbereitete Butyro- meter kommt in ein Wasserbad von 60— 80 °C. ; unter öfterem Um- schütteln wird die eingewogene Wurstmasse gleichmäßig verteilt und nach und nach in Lösung gebracht, dabei ist darauf zu achten, daß von Anfang an keine Zusammenballungen der Wurstmasse sich bilden, die dann nur schwer sich wieder verteilen lassen. Sind die Fleischteilchen in Lösung gegangen, so füllt man die Sal-Lösung bis zum Nullpunkte der Butyrometerskala auf, verschließt die Hals- öffnung mit einem Gummistopfen, schüttelt gut um, gibt ins Wasser- bad zurück und entfernt den Gummistopfen wieder. Hat der Prüfer die Temperatur des Wasserbades angenommen, erfolgt ein 1 bis 3 maliges Zentrifugieren auf einer Gerber'schen Zentrifuge. In dem Zentrifugenteller sind die Prüfer in besonders für sie geeignete metallene Hülsen unterzubringen. Durch das Zentrifugieren ist eine haarscharfe Trennung der Fettschicht und der wässerigen Schicht eingetreten. Zur Ablesung werden nun die Prüfer im Wasser bei 45 — 55° C temperiert und in bekannter Weise die Prozente an Fett festgelegt. Sehr harte Wurstarten beanspruchen ein mehr- maliges Zentrifugieren und Erwärmen im Wasserbade. Zur Erlangung gleichmäßiger Resultate ist die Hauptbedingung, eine gute Mischung der Wurstwaren herbeizuführen. Zu diesem Zwecke löst man die Wursthülle ab, von der man nötigenfalls die auf ihr lagernde Fettschicht mit einem geeigneten Spatel entfernt. Die beiden Teile, Fett und Wurstmasse, werden mehrmals durch eine Fleischhackmaschine getrieben und zuletzt in einem Porzellan- mörser abermals innig gemengt. So vorbereitet ist eine Gewähr für gleichmäßige Resultate geboten. 9* 132 Th. Gruber: Wurstwaren. Bei der anderen angeführten Methode nach S c h m i d - Bondzynski beruht die Fettabscheidung auf der Zerstörung der Bindemittel mittels Säure und Entziehung des Fettes mit Aether. Die Milchfettbestimmung führen genannte Autoren in einem kali- brierten, mit zwei kugeligen Erweiterungen versehenen einseitig offenen Rohre aus, indem sie 10 ccm der zu prüfenden Milch mit 10 ccm rauchender Salzsäure in der unteren Kugel erwärmen, bis alles Casein in Lösung gegangen. Hierauf wird die Mischung abgekühlt, mit Aether geschüttelt; nach Trennung der Schichten durch ruhiges Stehenlassen wdrd in einer abgemessenen Menge des Aethers das Fett bekanntermaßen bestimmt. Bei Wurstwaren wurde anfänglich fol- gendermaßen gearbeitet: Die gut gemengte Wurstprobe wurde in das getrocknete Glasrohr möglichst tief mittels eines Glasstabes eingewogen und zwar 5 g. Durch auf dem Wasserbade angewärmte rauchende Salzsäure wurde die Probe in die unterste Kugel hinab- gespült und mit kalter Sauce nachgewaschen. Ueber freier Flamme wurde erwärmt und geschüttelt, bis eine Auflösung der Fleischfaser und der anderen Bestandteile eingetreten war. Die Abkühlung erfolgte unter einem kräftigen Wasserstrahle und zwar möglichst tief, damit bei Zugabe des Aethers oder Petroläthers keine Emulsion stattfindet. Selbstverständlich muß die Säure so eingestellt sein, daß die unterste Zahl der Skala mindestens erreicht wird. Nach Zugabe des Lösungsmittels und nach gründlichem Schütteln läßt man absetzen und bestimmt das Fett durch Wägen. Rauchende Salzsäure und gewöhnlicher Aether erfüllten nicht alle Anforderungen, da immer eine zu große Absorption des Aethers in der rauchenden Salzsäure sich vollzog. Petroläther, destilliert zwischen 60 und 70° C, erfüllte mehr seinen Zweck. Rauchende Salzsäure, spezifisches Gewicht 1,825, Schwefelsäure 1:1, und Petroläther ließen ferner keine ganz scharf abgegrenzte Zone er- kennen. Zum Absetzen des Petroläthers ist eine gewisse Zeit nötig, wird aber letztere auf 12 Stunden ausgedehnt, scheiden sich bei Anwendung von 5 g Substanz krystallinische Fragmente ab, die durch schwache Erwärmung, öfters schon durch die Hand wärme, sich wieder lösten, meistens aber suspendiert blieben. Die anzu- wendende Menge wurde von 5 g auf 1,5 g herabgesetzt, bei welcher Menge die krystallinischen Ausscheidungen ausblieben. Die Ge- nauigkeit der Resultate bei der geringen Menge von 1,5 war dieselbe wie bei der zuerst angewandten höheren. An Stelle der w r eniger geeigneten Säuren wurden auch hier die entsprechenden Untersuchungen mit den alkalischen Lösungen vor- Th. Gruber: Wurstwaren. 133 genommen und zwar konnte auch hier nur die Sal-Lösung Rahm gebraucht werden. Die Ausführung der Fettbestimmung mit genanntem Lösungs- mittel wurde nun definitiv folgendermaßen festgelegt: Auf einer Tarierwage werden 1,5 g Wurstmasse mittels eines Glasstabes möglichst tief in die Glasröhre eingewogen und mit erwärmter Sal-Lösung herabgespült, so viel der Flüssigkeit noch hinzugegeben, bis die untere Glaskugel zu % ihres Inhaltes angefüllt ist. Die Erwärmung kann auf freier Flamme oder noch besser im Wasserbade bei 80° vor sich gehen, die Erwärmung muß aber unter Schütteln solange fortgesetzt werden, bis eine gleich- mäßige Lösung der Substanz eingetreten ist. Nach genügendem Abkühlen wird Petroläther von 60 — 70° Siedepunkt eingefüllt und gut geschüttelt. Ein Teil der Aetherfettlösung dient zur Gewichts- bestimmung. Die Trocknung der Fettlösung geschieht in einem Becherglas, und es hat hier dieser Petroläther den Vorzug infolge seines niederen Siedepunktes eher eine Gewichtskonstanz des Fett- rückstandes zu erzielen als der gewöhnliche Aether. Zur vergleichen- den Beobachtung der Resultate nach den beiden angeführten Me- thoden wurde die Fettbestimmung nach S o x h 1 e t herangezogen; es wurde mit Aether und Petroläther extrahiert, die Resultate mit den beiden Extraktionsmitteln waren gleich, nur die Zeit der Trock- nung war bei Anwendung des Petroläthers erheblich vermindert. Die zur Wasser- resp. Trockensubstanzbestimmung angewandten und mit ausgeglühtem Seesand gemischten Rückstände wurden bis zur Erschöpfung in der fettfreien Papierhülse extrahiert. In folgender Tabelle No. 1 sind die Untersuchungsresultate verschiedener Wurstarten verschiedener Provenienz mittels der drei Bestimmungsmethoden einander gegenübergestellt. Tabelle I. Fett nach Bezeiclmung Fett nach Fett nach der Wurstarten Soxhlet Bondzinsky Gerber 1. Knackwurst ... 61,30% 62,00% 62,00% ■> Knackwurst 62,80% 62,40% 62,50% 3. Knackwurst 61,50% 61,42% 61,30% 4. Blutwurst . 40,63% 40,25% 40,75% ö. Mettwurst . 44,70% 44,20% 44,75% 6. Leberwurst 54,30% 54,70% 54,00% 7. Leberwurst 49,30% 49,20%, 49,00% 8. Leberwurst . 62,30% 62,00% 62,00% 134 Th. Gruber: Wurstwaren. Die angeführten Zahlen sind die Mittel aus je zwei Versuchen. Die Resultate der drei Methoden müssen mithin als übereinstimmend betrachtet werden, eine kleine Differenz ist und wird immer vor- handen sein, da schon die Parallelversuche der drei Methoden unter sich differieren, wie folgende Aufstellung dartun wird. Tabelle II. Knackwurst 3 : Soxhlet a) 62,75%, b) 60,25%, Mittel 61,50% Schmid-Bondzinsky a) 61,73%, b) 61,11%, Mittel 61,42%. Gerber a) 61,50%, b) 61.00%, Mittel 61,30%. Blutwurst 4 : Soxhlet a) 40,53%, b) 40,73%, Mittel 40,63%. Schmid-Bondzinsky a) 40,64%, b) 39,85%. Mittel 40,25% Gerber a) 41.00%, b) 40,50%. Mittel 40,75%. Mettwurst 5: Soxhlet a) 44,95%, b) 44,40%, Mittel 44,70%. Schmid-Bondzinsky a) 44,42%, b) 43,93%, Mittel 44,20%. Gerber a) 45,00%, b) 44,50%. Mittel 44,75%. Leberwurst 7 : Soxhlet a) 62,44%, b) 62,16%, Mittel 62,30%= Schmid-Bondzinsky a) 62,10%, b) 61,90%, Mittel 62,00%. Gerber a) 62,00%, b) 62,00%, Mittel 62,00%,. Bei der Ablesung der Prozente in den Butyrometern übt die Höhe der Temperatur einen entsprechenden Einfluß auf die Größe der Fettsäule aus. Es hat sich herausgestellt, daß eine Ablesung bei 45 — 55° die gleichmäßigsten und mit den anderen beiden über- einstimmendsten Resultate ergibt, wie aus folgender Zusammen- stellung zu ersehen ist, die auch gleichzeitig den Einfluß des Amylalkohols bei Anwendung von Säure aufweist. Butyrometer 1 mit rauchender Salzsäure plus 1 ccm Amyl- alkohol: bei 45° = 64,5%, bei 55° = 64,5%, bei 80° = 65% Fett. Butyrometer 2 mit rauchender Salzsäure ohne Amylalkohol: bei 45° = 62%, bei 55° = 62%, bei 88° = 63% Fett, Butyrometer 4 mit Sal-Rahm: bei 45° = 62%, bei 55° = 62%, bei 80° = 63%. Butyrometer 5 mit denselben Resultaten wie 4. Sämtliche dieser Prüfer waren mit derselben Wurstprobe be- schickt, Der Amylalkoholzusatz sollte bei Anwendung der Säure eine leichtere und deutlichere Trennung der Schichten herbeiführen, doch der erhoffte Erfolg blieb aus, im Gegenteil wurde der Fett- gehalt wesentlich erhöht und dadurch seine Anwendung illusorisch. Ausgehend von dem Befunde der quantitativen Fettbestim- mungen nach Soxhlet, nach welchen die Doppelbestimmungen, wie Th. Gruber: Worstwaren» 135 die angeführten VersuchsergebnissB ergeben, untereinander zwar differieren, was auch bei jenen der beiden anderen Methoden zu- trifft, die Mittel der drei Methoden aber genügend niiteinan> 7 ,, 65,321 65,5720 8 M 65,001 65,5490 = 21,73 9 ,, 64,980 = 36,2% 65,5490 „ 11 >? 64,980 Tabelle V. Getrocknet auf dem Wasserbade mit Sand und Agitieren. a) Knackwurst: b) Leberwurst: Ursprüngliches Gewicht 51,4510 g Ursprüngliches Gewicht 56,6968 g Angewandte Menge. . . . 6,9946 g Angewandte Menge. . . . 8,7810 g 49,6198 = 26,18% nach 1 Stunde 54,3764 = 26,41% 49,6130 = 26,26% .. 2% Stunden 54,3680 = 26,52% 49,6100 = 26,32% „ 3 " „ 54,3500 = 26,56% 49,6100 = 26,32% „ 4 ., 54,3500 = 26,56% Getrocknet bei 105° mit Seesand und öfterem Agitieren. a) Knackwurst: b) Leberwurst: Ursprüngliches Gewicht 70,8858 g Ursprüngliches Gewicht 73,3100 g Angewandte Menge. . . . 10,8782 g Angewandte Menge. . . . 11,4462 g 68,4484 = 22,45% nach 2% Stunden 69,8086 = 22,20% 68,0206 = 26,34% „ 4 1 /, „ 69,4082 = 25,35% 67,9546 = 26,98% „ 6% „ 69,1800 = 27,16% 67,9546 = 26,98% „ 8% „ 69,1800 = 27,16% Tabelle VI. A. Getrocknet auf dem Wasserbade mit Seesand und Agitieren, a) Blutwurst: b) Mettwurst: Ursprüngliches Gewicht 62,8810 g Ursprüngliches Gewicht 54,944 g Angewandte Menge. . . . 18,5232 g Angewandte Menge. . . 11,441 g 57,790 = 27,40% nach 2% Stunden 51,4080 = 30,90% 57,015 „ 5 54,881 = 43,20% „ 6% „ 51,0670 „ 9 „ 51,0498 = 34,03% 138 Th. Gruber: Wurstwaren. etrocknet im G 1 y z e r i n t r o c k e n s c h r a n k e bei 105°. weitere Stunde Stunden weiter H i e r a u f 54,868 g e t r o c k n e t 1 54,858 == 43,77% 2 54,858 43,77 % 3 4 5 50,9376 50,9300 = 35,08% 50.9300 = 35,08 % B. G e t a) Blutwurst : b) Mett Wurst: 80,361 g Urspr. Gew. a) 93,5634 g ß) 59,3842 g 18,761 g Angew. Menge 28,2552 g 13,5418 g 74.565 nach 3 Stunden 68 4500 54,7600 = 30,90 ' = 25,14% = 34,14% 73,7258 ,, 6 ,, 84,3448 54,6720 72.738 ., 9 79 84,0960 54.6120 72,160 »? 12 83,9310 54.6060 = 43,72% 72,160 97 14 79 83,8160 54,5860 = 43,72 ,, = 34,40 % = 35,41% 16 " 83,8160 = 34,40 y Q 54,5860 = 35,41 % In allen Fällen der Trocknung mit Seesand auf dem Wasser- bade wurde so gearbeitet, daß nach kurzer Erwärmung die Masse mit dem ausgeglühten Sande möglichst homogen verrieben wurde. Ein Augenmerk ist ferner darauf zu richten, immer eine entsprechende Menge Sand in Anwendung zu bringen, es muß immer soviel Sand genommen Averden, daß nach gutem Mischen der beiden Substanzen eine pul verförmige, nicht fettig aussehende Masse entsteht. Mit großem Vorteile verwendet man zum Mischen einen unten platt- gedrückten Glasstab, mit dessen Hilfe die Mischung rasch und innig vor sich geht. Zusammengefaßt ergeben die Trocknungszeiten gewisser Wurst- arten, in vorliegendem Falle Knackwurst und Leberwurst, daß die Wasserbadmethode mit Sand und Agitieren derjenigen mit Sand bei 105° sicher überlegen ist an Zeit, letztere Methode hingegen sich im Rahmen der Trocknung mit Sand bei 98° im Wassertrocken- schranke bewegt. Da aus den vorhergehenden Versuchen die Wasserbadmethode am vorteilhaftesten sich gestaltete, kam sie bei den nachfolgenden Untersuchungen zuerst in Betracht. Tabelle VI A lehrt nun, wie eine allgemeine Anwendung der Trockenzeit von drei Stunden auf dem Wasserbade nicht gleich- mäßig auf alle Wurstarten zu übertragen ist. Blutwurst und Mett- Th. Gruber: Wurstwaren. 139 warst haben selbst nach *>'., re.-p. 9 Standen eine völlige Austrock- nung nicht erfahren. Kombiniert man die beiden Verfahren, 'in Vortrocknen auf dem Wasserbade bei 9S" und ein Xachirncknen bei 10.")" im Glyzerin- trockenschranke, so gelangt man zu den Resultaten der Tabelle VII. Es sind sechs verschiedene Warstarten, Leberwurst, Blutwurst, Mettwurst. Rauchenden, Mortadella, Saucisses in Arbeit genommen. Eine Gewichtskonstanz auf dem Wasserbade konnte nach 2 — 4- Stunden in diesen Fällen auch nicht erreicht werden. Eine Xach- trocknung bei 105° führte in 2 — ä Stunden eine ( Ie\\ ichtskonstanz her- bei, sodaß innerhalb 4 — 8 Stunden nach dem kombinierten Verfahren das vorgesteckte Ziel mit genügender Sicherheit zu erreichen war. Letzte Methode ist wohl diejenige, die am meisten Verlaß bietet: doch wäre es nicht möglich, eine Schnellmethode analog der Fettbestimmung ausfindig machen zu können? Bei Butter ist nach G e r b e r mittels besonders hergestellter Prüfer eine Arbeits- weise gegeben den Wassergehalt der Butter schnell zu eruieren und eventuell dieselbe auf Wurstarten zu übertragen. Diese Ab- sicht zu realisieren, soll die Aufgabe der kommenden Zeilen sein. Das Prinzip nach G erbe r beruht auf der Volumenzunahme einer Säule von Schwefelsäure von bestimmtem spezifischen Ge- wicht.. Bei der Butteruntersuchung verwendet Gerber eine Säure von 1.49 spezifischem Gewicht und eigens dazu konstruierte Uni- versalprüfer, die gleichzeitig eine Wasserbestimmung und eine Fett- bestimmung vereinigen lassen. Es sind dies einseitig offene, an beiden Enden erweiterte Glasröhren, die mit zwei Skalen versehen, einer von — 20° und einer anderen von — 100°, erstere dient zur Ablesung der Prozente des Wassers und letztere zur Fett- bestimmung. Versehen sind diese Prüfer mit Glasbecherchen zum Abwägen der Butter, mittels eines Kautschukstopfens werden die abgewogenen Butterproben, im gegebenen Falle 5 g, in den oberen erweiterten Teil des Prüfers eingeführt. Für genannte Menge sind die Prüfer geeicht, sodaß eine unmittelbare Ablesung der Prozente möglich ist. Die Einstellung der Schwefelsäure und des Amylalkohols geschieht im Wasserbade bei 65°. nach richtigem Temperieren eventuell vorausgegangenem Zentrifugieren. um die an der Glas- wandung anhaftenden Feuchtigkeitströpfchen in die untere Aul- bauchung zu überführen, muß der Meniskus der Schwefelsäure auf den Nullpunkt der Skala einspielen. Nachdem die gefüllten Becher- chen eingeschoben, wird die Butter im Wasserbade geschmolzen, kräftig umgeschüttelt, zentrifugiert, und nach Erlangung von 65° im Wasserbade die Zunahme des Volumens der Schwefelsäure abgelesen. 140 Th. Gruber: Wurstwaren. Diese Arbeitsweise sollte zur Wasserbestimmung in Wurst- waren übertragen werden. Nach den orientierenden Vor versuchen bei der Fettbestimmung der Wurstwaren müssen Säuren als ungeeignet ausgeschlossen werden. Technisch erfüllte die Sal-Lösung-Rahm am meisten den Zweck, es erfolgte nach dem Behandeln im Wasserbade und Zentrifugieren eine klare Lösung der angewandten Substanz. Statt der ursprünglich angewandten Menge von 5 g Substanz mußte hier auf 2 g zurückgegangen werden, da der Wassergehalt der Wurst- arten ein bedeutend höherer ist wie jener der Butter. Nach Ein- stellung des Prüfers auf den untersten Teilstrich der Wasserskala und einem eventuell vorausgegangenen Zentrifugieren werden mittels eines Glasstabes genau 2 g der homogen gemischten Wurstmasse möglichst tief in die Röhre eingetragen, hierauf kommt der Prüfer in das Wasserbad zurück, die Substanz gleitet in die Sal-Lösung, löst sich nach genügendem Schütteln völlig auf, eventuell muß mit Gummistopfen sachgemäß geschüttelt werden. Hierauf wird zentrifugiert, temperiert auf 65° und nötigenfalls nochmals zentri- fugiert. Aus der Zunahme der Sal-Lösung unter Umrechnung auf 5 g Substanz wurde der Wassergehalt ermittelt. Statt bei 65° 0. abzulesen, kann man dies auch bei 15° gleichmäßig durchführen, einen Unterschied in den Resultaten bewirkt die Ablesung bei diesen verschiedenen Temperaturen nicht. Vergleichende Untersuchungen dieser Bestimmungsart und der quantitativen sind in folgender Zusammenstellung niedergelegt. Leberwurst 1 Rotwurst 2 . Blutwurst 4 Mortadella . Rauchenden Saugisses . . Mettwurst 3 Mettwurst 5 Die Uebereinstimmung in den quantitativen und volumetri- schen Wasserbestimmungen bei den ersten sechs Arten ist im großen und ganzen eine solche, daß die Resultate geeignet wären, diese Schnellmethode anzunehmen, Avährend hingegen Mettwurst ver- schiedener Provenienz die Methode illusorisch macht. Die Unter- schiede der beiden letzten Proben sind zu groß. Auf diese Schnellmethode wird an anderer Stelle später zurück- gegriffen werden, wenn neue speziell für Wurstwaren konstruierte Prüfer hergestellt sind, die eine höhere Wasserskala besitzen und für 5 g Wurstmasse geeicht sind. Quantitativ Volumetrisch 35,55% 35,65% 37,40% 37,50% 30,80% 31,50% 55,00% 55,50% 34,10% 34,40% 61,42% 61,50% 31,40% 36,00% 27,15% 35,00% Th. Gruber: Wurstwaren. 11! CO co 1 i0 CO Blutwurst 4 q >o »3 X PS ec Ol rH 1- TT Ol o co © 03 00 «3 O^ CO 0_ CO o* -h -*■ US CO 00 X © es* co" gN* TT Ol* Ol co" |3 Ol* 1 CO co 30 — l — c I - co -D o ©" — CO CO -+ Ol •^ f oo* oT l> Ol' O* CM* IC CO CM* — ' oi rä 0? CM I> CO co* Ol rH ^ >-i CM t~- Th CO Ol' rH pH — rH rt ^ ~ -h" pri ic »C BO CM i—i CM Ol >c lO u " 5 „ CO OS_ V -f Ol » CS ^ «3 1« CO ■"* IC IC -* T? l> c CM^ r-^ CO r< iß 03 Tj! CO ic" «O CO* (M* »C i—i i- CM Th t; o* Oi CO* CM* l> Ol CM* rH* oi Leb Ol" rH rH 03 co CO co co o Ol' BS 3 CO SC CO cc t- 00 CM © CM © Th CO »c oi Ir- CO m kl g ^ «4H 03 Th CS lO oo <-< — i CS Tf CM oo cc '*• c3 CD* CM CO* CD rH Ol' l> -i Ol* lO* CD IC* CO Th" CO ^ CO* Th CM © CM CD T! T! CM* S -4 ^ "- 1 § rH r^' +J CO CO 1- w 08 ö co 00* CM 61,13 9,97 SS © X X Ol' Ol' X Th oi 1:2,48 1:6,93 -t-> CO 3 r= CM o PH CO IC Ol 44,0 18,5 CO Ol' Ol 1:1,7 1:2,34 Th^ co' M - 1 - 1 o 3 +s o 43 h cd 43 f^ o3 43 N Pm CO CD N Ph 43 CO r= CD U ö CO 5 43 +3 ud O u .fl CO 6 43 43 CO Pm D CD PM ä .3 43 3 43 CO CD M o o 43 +3 CD CO H cö •3 43 43 DO © Jr CD O Li w CO 43 43 CD Pq QQ H cö "ÖS rü - EH H cd rx e5 H *ce 4*3 H E-i QQ rr. * H CO fcdD CO .2 •2 •2 •2 CD SSO CO C .2 .* .2 .2 u o 'S 'ec Eh E- 'S 'S U CD 'S 'S Eh E- 'S 'S CD r3 tH H t-i r) CD _bi H h S-t ,rl co ■-M c4h e*H e*H CO «4H tH CD CD * CD Pm CD W ix » CD Pm 142 Th. Gruber: Wurst waren . Tabell Leberwurst 1 Rotwurst 2 Blutwurst 4 Mettwurst 3 Ursprüngliches Gewicht 53,121 Angewandte Menge 9,542 Nach 3 Stunden 59,7394 = 35,4% Nach 2 Stunden 59,7286 = 35,55% Xach 3 Stunden 59.7286 =35,55% Gewichtskonstanz nach 4 Stunden Ursprüngliches Gewicht a) 66,175 b) 60.23 Angewandte Menge a) 10,0972 b) 11,4418 Ursprüngliches Gewicht a) 65.03 b) 71,9408 Angewandte Menge a) 12,8976 b) 14,3448 Trocknen auf dem Nach 2 Stunden a) 62,5254 = 36,15% b) 57,03 = 97 00 B W e i t e Nach 2 Stunden a) 62,418 = 37,2« b b) 56,053 == 36,5% Nach 5 Stunden a) 62,4 b) 55,949 Nach 6 Stunden a) 62,4 = 37,35% b) 55,949 — 37,4% Im Mittel: 37,4% Gewichtskonstanz nach 7 Stunden Nach 2 Stunden a) 61.408 = 28% b) 67,281 = 28,9% Ursprüngliches Gewicht a) 65,6574 b) 63,5852 Angewandte Menge a) 12,2294 b) 13,4960 Wasserbade Nach 2 Stunden a) 62,33 = 27,2% b) 59,662 = 29 % res Trocknen Nach 3 Stunden a) 61.17 = 30% | b) 67,586 = 30.1% Nach 5 Stunden a) 61,106 b) 67,464 Nach 6 Stunden a) 61.106 = 30,4% b) 67,464 = 31,2% Im Mittel: 30,8",, Gewichtskonstanz nach 7 Stunden im Glyzerin Nach 2 Stunden a) 62.004 = 30% b) 59.228 = o-.o Nach 4 Stunden a) 61,98 b) 59,222 Nach 6 Stunden a) 61.98 = 30,3% b) 59,222 = Im Mittel: 31,4% Gewichtskonstanz nach 6 Stunden Th. Gruber: Wurst waren. 143 VII. Mettwurst 5 Rauchenden Mortadella J Saucisses Ursprüngliches A Ursprüngliches L. Ursprüngliches Ursprüngliche Gewicht Gewicht Gewicht i U wicht a) 63.116 a) 67.096 a) 83.U.-, l a) 76,531 b) 59,346 b) 68.503 b) 80,92 b) 84.3.-. Angewandte Angewandte Angewandte Angewandte Menge Menge Menge Menge a) 13,9648 a) 10.582 a) 13.21 a) 13,488 b) 11,566 b) 6.759 b) 14.763 b) 17.148 mit Sand u n c l Agitieren. Nach - Stunden Nach 2 Stunden Nach 2 Stunden Nach 2 Stunden a ) 59,769 = a) 63,86 a) 75,669 a) 68,268 -* o b) 66,415 b) 73.273 b) 73.943 b) .">6.497 = ^4.6% Nach 4 Stunden Nach 3 Stunden Nach 3 Stunden a) 63,845 = a) 75,65 = 56% a) 68,26 = . 30.8% 61,3% b) 66.394 = b) 73.10 = b) 73,71 = 30,9% 62% E trockenschra nke bei 105°. Nach 3 Stunden Nach 2 Stunden Nach 3 Stunden Nach 3 Stunden a) 59,347 = a) 63.7352 = a) 75.49 a) 68,22 = 26,9% 31,8% b) 73,029 61,6% b) .16.213 = b) 66.246 = b) 73,65 = 279 33.4",, 62,4% Nach 4 Stunden Nach 4 Stunden Nach 4 Stunden Nach 4 Stunden a) 59.:; 2 7 a) 63,638 a) 75,49 = a) 68,22 = b) 56.183 b) 66,095 56,6% 61,6% Nach 6 Stunden a) 59,327 = Nach 5 Stunden a) 63,638 = b) 73,029 = 53,4% b) 73.65 = 62,4% 27 l o 32 7° b) 56,183 = b) 66,095 = 27,2% 35,63% Im Mittel: Im Mittel: Im Mittel: Im Mittel: 27 1.V 34,1% 55% eoq "- II Konstanz nach Konstanz nach Konstanz nach Konstanz nach 8 Stunden 8 Stunden 6 Stunden 6 Stunden 144 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Bestimmung des Glycyrrhizins und der Zuckerarten im Süssholzpulver und Süssholzextrakt. Von Ella Eriksson- Tammerfors. (Eingegangen am 25. I. 1911.) Der charakteristische süße Geschmack des Süßholzes und des Süßholzextraktes ist auf die drei Süßstoffe Glycyrrhizin, Saccha- rose und Glukose zurückzuführen. Obenan steht das Glycyrrhizin mit der höchsten Prozentzahl, dann folgt die Saccharose und schließ- lich die Glukose. Noch ein vierter Süßstoff, der Mannit, ist im Süßholz nachgewiesen worden, aber er ist nach Tschirch wahr- scheinlich nicht primär gebildet in der Droge 1 ). Da das Glycyrrhizin auch den am meisten süßen Geschmack besitzt 2 ), ist erklärlich, daß die quantitative Bestimmung desselben bei der Beurteilung der Droge die Hauptrolle spielt. Doch sind die Mengen der Saccharose und Glukose immerhin so erheblich, daß auch sie bei der richtigen Schätzung der Droge keineswegs außer Rechnung gelassen werden können. Die bisherigen Prüfungsvorschriften der Süßholzpräparate beschränkten sich fast ausschließlich auf die Untersuchung von Succus Liquiritiae. Dies ist ja ganz natürlich, da der Succus eine wichtige Handelsware ist und das gewöhnlich aus ihm bereitete Extract. Liquiritiae dep. einen wertvolleren pharmazeutischen Artikel darstellt als die Süßholz wurzel. Die verschiedenen Sorten des Handelssuccus differieren auch sehr im Gehalt an wirksamen Bestand- teilen, abgesehen davon, daß oft direkte Verfälschungen vorhegen. Zieht man aber in Betracht, daß von derselben Ernte und nach denselben Vorschriften selbst derselbe Arbeiter zwei in ihrer Zu- sammensetzung ganz verschiedene Präparate bekommen kann, so ist selbstverständlich, daß die Analysenresultate nicht mit- einander übereinstimmen können. Die Darstellungsmethoden sind auch nicht immer rationell und oft recht primitiv. Besonders das lange Eindunsten auf freiem Feuer muß die Süßstoffe zerlegen x ) Vergl. Tschirch, Handbuch d. Pharmakognosie II., 90. 2 ) Noch in Lösungen 1 : 20 000, ebenda S. 89. E. Eriksson: Bestimmung dee Glycyrrhizins. 14") und dadurch das ganze Präparat verschlechtern. Hierdurch erklärt EBch die Tatsache, daß eine Marke einmal kein Glycyrrhizin enthält, ein anderes Mal wiedet erhebliehe Mengen. Im Cassano, der sonst ah eine gute Marke angesehen wird, hat Hafner, der sich viel mit Glycyrrhizinbestimmungen beschäftigte, kein Glycyrrhizin ge- funden. Ich habe darin rund 16% nachgewiesen. Aus diesen Gründen sollte viel mehr als dies geschieht dem (ursprünglichen Ausgangsmaterial, dem Süßholz, Aufmerksanikeil ilmet und wenigstens das für medizinische Zwecke verwendete Extr. Liquir. dep. immer aus tadellosem Ausgangsmaterial direkt und nach Pharmakopoe Vorschrift bereitet werden. Dies wäre der einzige Weg, ein gutes und gleichmäßiges Präparat zu bekommen. Darum ist es auch wichtig, eine zuverlässige Vorschrift für die Wrrtbestimmung der Süßholzwurzel zu finden. Diese Vorschrift konnte dann, mit gewissen, von dem Material bedingten Verände- rungen, auf das Extrakt übertragen werden. Eine solche Methode ist von Prof. Tschirch vorgeschlagen worden. Die Durchprüfung derselben hat Prof. Tschirch mir während meiner Studien im Pharmazeutischen Institute in Bern übertragen. Bevor ich aber zur Beschreibung meiner Arbeit gehe, will ich die hisherigen Methoden dei Wiitbestimmung kurz rekapitulieren. Die ältesten Prüfungsvorschriften des Saccus Liquiritiae beschrän- ken sieh auf die Bestimmung der Feuchtigkeit, sowie von wasserui dös liehen Substanzen imd verlangen die mikroskopische Untersuchung auf fremde Stärkekörner. Später wurde die Aschen bestimm ung hinzugefügt, da eh herausgestellt hatte, daß wasserlösliche Stoffe mit sehr niedrigem A-r-hengehalt, wie Gummi, Zucker und Dextrin beigemengt wurden. Die untere Grenze des Aschengehaltes wurde zu ca. 5% fixiert. Die iit-ue schweizerische Pharmakopoe fordert 6 — 8° Asche. Der erste, der außer Feuchtigkeit, gummösen Substanzen, Extraktivstoffen und Asche auch das Glycyrrhizin bestimmte, war Die hl 1 ). Nach ihm kommen T r u b e c k. K r e m e 1. P y, Kinzey u. a.. welche die Methode mehr oder weniger veränderten. Alle bekamen aber sehr schwankende Resultate. Alle die genannten Autoren fällen das Gly- rvrrhizin mit Schwefelsäure aus, lösen es dann in wässrigem Alkohol oder Amnion und bestimmen es als Ammonglycyrrhizinat. Die bis jetzt beste und am sorgfältigsten ausgearbeitete Methode stammt von H a f n e r 2 ). Schon im Anfang besteht hier ein Unterschied den anderen gegenüber, indem Hafner den Succus mit wässerigem !) Jahresber. der Pharmacie 1883, S. 269. 2 ) Zeitschr. d. Oesterr. Apoth. -Vereins 1900, S. 956. Arcb. d. Pharm. CCXXXXIX. Bds. 2. Heft. 10 146 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. Alkohol unter Zusatz von Schwefelsäure extrahiert. Die Säure soll den Zweck haben, das im Succus vorhandene Kalksalz der Glycyrrhizin- säure zu zerlegen. Die überschüssige Schwefelsäure wird mit Amnion neutralisiert und die Glycyrrhizinsäure nach Abdunsten des Alkohols wieder mit Schwefelsäure ausgefällt. Die Fällung wird nochmals gelöst, und zwar in Aceton, und nun die Glycyrrhizinsäure durch Zusatz von aufgeschlämmtem Baryumkarbonat in ihr Barytsalz übergeführt, ab- filtriert und gewogen. Durch Umrechnen wird die Menge der Glycyr- rhizinsäure ermittelt. Bei sorgfältiger Arbeit gibt die Methode recht gute Resultate, doch läuft man Gefahr mit dem wiederholten Lösen und Aus- fällen der Glycyrrhizinsäure einen Teil derselben zu verlieren. Eine ausführliche Auseinandersetzung und Kritik dieser Methode hat Zetzsche publiziert 1 ). Zu der Vorschrift von Hafner haben Tschirch und C e d e r- berg einige Aenderungen vorgeschlagen, um den Gang der Analyse zu vereinfachen. Ich will diese modifizierte Vorschrift hier wieder- geben, da sie nur in der Dissertation von Cederberg zu finden ist-). Sie lautet : 10 g grobgepulverter Succus werden in einem Erlenmeyer-Kolben mit 200 ccm 95% igen Alkohol Übergossen, hierauf mit 25 ccm Normal- schwefeLsäure versetzt und einige Stunden unter öfterem Umschütteln digeriert. Nachher wird filtriert und das Filter mit 100 ccm heißen Alkohol gewaschen. Dem Filtrat wird etwa sein halbes Volumen Wasser zugesetzt und nachher Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion. Die Flüssigkeit wird nun. um den Alkohol zu entfernen, zu einem Volumen unter 100 ccm eingedampft und dann in einem Becherglase zu 100 ccm ergänzt. Dieser Flüssigkeit wird nach dem Erkalten ihr gleiches Volumen 20%ige Schwefelsäure zugesetzt und nach dem Absetzen der entstandenen Fällung von G ly cy rrhizinsäure die überstehende Flüssigkeit durch ein Filter abgegossen. Nach dem Waschen mit 50 ccm 10%iger Schwefel- säure, Absetzen und Abgießen durch dasselbe Filter wird nun ins Becher- glas 150 ccm 90° o iger Alkohol gegossen und auf dem Wasserbade solange sieh etwas noch löst erwärmt. Dann wird wieder durch dasselbe Filter wie vorher filtriert und dies mit 50 ccm warmem Alkohol gewaschen. Dem Filtrat wird etwa sein halbes Volumen Wasser zugesetzt und nachher Kahlauge bis zur neutralen Reaktion. Die Flüssigkeit wird in einen Meßkolben von 500 ccm gefüllt und zur Marke ergänzt. Hiervon werden nun 100 ccm in einer gewogenen Schale ein- gedampft und zmn konstanten Gewicht bei 110° getrocknet. Andere 100 ccm werden mit Chlorbaryum in der Hitze gefällt und filtriert. Die auf dem vorher gewogenen Filter bleibende Fällimg wird mit heißem Wasser gut ausgewaschen, mit Filter bei 110° getrocknet und gewogen. 2 ) Pharm. Centralli. 1901, S. 277. 2 ) K. H. Cederberg. Untersuchungen über Glycyrrhizin und andere Bestandteile im Süßholz. Dissertat., Bern 1907. E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. 147 Durch Umrechnen des auf diese Weise erhaltenen Baryumsulfats auf Kaliuinsulfat und Abziehen von der früher erhaltenen Menge des Gemisches von neutralem Kaliumglycyrrhizinat und Sulfat und weiteres Abziehen von 11, 58% ,ur ( ' ils "' .i'" 1 "'" 1 Salze enthaltene Kalium wird die in 2 g Succus enthaltene Menge Giycyrrhiaansäufe erhalten. Diese darf nicht weniger als «.)",, betragen. Eine von Cederberg ausgeführte Bestimmung der Glycyrrhizinsäure in sein- lange aufbewahrtem Baracco-Lakritzen gab folgende Zahlen: Kaliumglyeyrrhiziuat Kaliumsulfat 0,500.~> g Baryumsulfat 0,385 g =• Kaliiunsulfa t 0,2880 g Kaliumglycyrrhizinat 0,2125 g == Glycyrrhizinsäure 0,1884 g = 9,42",, Neulich veröffentlichte Parry eine gut durchgearbeitete, sichere Methode Gummi imd Stärke. Zuckerarten und Glycyrrhizin im Succus Liquiritiae zu bestimmen 1 ). Ich habe Prüfungen nach dieser Methode gemacht und bin zu miteinander gut übereinstimmenden Kesu ltaten gekommen. Doch waren die die Zuckerarten betreffenden Werte etwas höher als die aus demselben Material nach der Tschfrc h' sehen Methode erhaltenen. Es scheint mir. daß diese Methode Beachtung ver- dient, besonders wegen ihrer Ausdehnung auf alle wichtigen Bestand- teile des Succus liquiritiae. Da ich sie nicht in der leicht zugänglichen Literatur angegeben finde, will ich sie hier nach dem Originalaufsatz mitteilen: 1. G u m m i u n d S t ä r k e. 2,5 g Extrakt werden abgewogen und in einem kleinen Becherglase mit 15 cem heißem Wasser übergössen. I >as Becherglas wird mit emem Uhrglase bedeckt und auf das Wasser - bad gestellt bis alles gelöst ist. Darm wird abgekühlt und nun werden 25 cem 80% iger Alkohol allmählich unter Unirühren hinzugefügt. Nachher gibt man noch 50 cem 95 ° igen Alkohol hinzu und läßt 1 j Stunde absetzen, filtriert durch ein gewogenes Filter, wäscht mit 80%igem Alkohol bis dieser farblos abläuft, trocknet bis zum konstanten Gewicht und wiegt. 2. Glycyrrhizin. Das Filtrat und die Waschflüssigkeit von 1 werden üi eine Flasche gefüllt und nachher der größte Teil des Alkohols abdestilliert. Dann wird die Flüssigkeit in eine kleine Schale getan und zur Sirupkonsistenz abgedunstet (so daß der Alkohol ganz entfernt ist). Der Rest wird in eme 30 cem Glasstöpsel!' lasche über- geführt mid die Flasche bis zur Marke mit Wasser gefüllt. Unter Um- i ühren werden 30 cem Schwefelsäure (10: 300) zugegeben und nun läßt man über Nacht bei 55 — 60° F. stehen. Die überstehende Flüssigkeit wird abgegossen und die Fällung viermal mit Eiswasser gewaschen. Die Fällung wird in verdünntem Alkohol, dem 2 Tropfen Ammon zugesetzt werden, gelöst (um Spuren von Schwefelsäure zu neu- J ) Parry. Cham, and Drogist. Jan. 1910. 10* 148 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. tralisieren) und in einer tarierten Schale zum konstanten Gewicht getrocknet. (Das Eiswasser ist nötig, um Verlust von Glycyrrhizin zu vermeiden.) 3. Zucker. 10,0 Extrakt werden unter Umrühren in 100 ccm kaltem Wasser aufgelöst und in eine 250,0 haltende Flasche umgefüllt. Die Farbstoffe usw. werden mit Bleisubacetat (in wenigst möglichem Ueber- schuß) nach den für Zuckerlösungen üblichen Methoden ausgefällt. Der Ueberschuß wird beseitigt durch starke Aluminiumsulfatlösung. (Nach A 1 1 e n 's „Commercial organic. Analysis".) Dann wird durch em Faltenfilter wiederholt filtriert bis die Flüssigkeit klar abläuft. In dem Filtrat -wird der Zucker in der flu" Invertzucker gewöhnlichen Weise mit F e h 1 i n g 'scher Lösung titriert. 4. Inversion. Man nimmt 50 ccm von dem Filtrat, nach- dem Gummi, Stärke und Glycyrrhizm ausgefällt sind, und fügt 2 ccm HCl hinzu, erhitzt 10 Minuten bis 68 — 70° C. auf dem Wasserbade, kühlt ab, neutralisiert mit einer gesättigten Lösung von NaOH, füllt auf 100 ccm und titriert. Feuchtigkeit, Asche, wasserlösliche und unlösliche Bestandteile bestimmt Parry nach den gewöhnlichen Vorschriften. P a r r y hat Extrakte aus calabrischer, anatolischer und spani- scher Wurzel selbst bereitet und nachher untersucht, und hat folgende Zahlen bekommen: Calabrisch Anatolisch Spanisch Feuchtigkeit 19,95—14,65 16,95—20,50 8,55— 9,40 Asche 9,95— 7,55 5,80— 7,20 5,95— 7,12 Wasserlöslich 63,9 —69,25 72,45—75,55 64,90—68,55 Wasserunlöslich 17,95—25,15 6,90— 8,50 22,05—26,55 Stärke und Gummi . . . 20,90—26,00 17,50—19,65 20,48—23,50 Glycyrrhizin 9,95—12,50 18,75—23,50 5,95— 6,65 Zucker, vor Inversion . . 11,90—13,50 10,88—12,00 12,50—14,50 Zucker nach Inversion . . 14,50—15,50 12,90—13,90 14,45—15,25 Aus dem oben Angeführten geht folgendes hervor: 1. Die bisherigen Untersuchungsvorschriften beschränken sich fast ausschließlich auf die rohe Handelsware, den Succus Liquiritiae. Nur Parry hat aus Wurzeln direkt Extract. Liquiritiae hergestellt und darin die Bestandteile untersucht. Zahlen für Glycyrrhizin und Zucker in Radix Liquiritiae finden sich wohl in der Literatur, z. B. bei König und Rasenack, aber besondere Vorschriften für ihre Ermittelung fehlen. 2. Die älteren Autoren bestimmen meistens die Glycyrrhizin- säure als Ammonglycyrrhizinat. Hafner bestimmt den gly- cyrrhizinsauren Baryt und gibt dann die daraus berechnete Menge reiner Glycyrrhizinsäure an. Parry ist der erste, der die Gly- cyrrhizinsäure selbst direkt wiegt. E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. 140 :>. Zur Krmittelung des < .'lvcynhizingehaltes wird immer das gravimetrische Verfahren benutzt. Mit der Darstellung und Untersuchung des Glycyrrhizins hat sieli schon Berzelius und nach ihm eine große Anzahl anderer Forscher beschäftigt 1 )- Erst in der letzten Zeit ist es aber gelungen, die Glycyrriüzinsäure rein darzustellen und ihre Formel aufzuklären. Tschirch und Cederberg haben für sie folgende Konsti- tutionsfoi nicl aufgestellt : yO.HO. CHOH . CHOH . (HO . CHOH . COOK C 31 H„0 3 f COOH \ü . HC . CHOH . CHOH . CHO . CHOH . COOH Durch die Untersuchungen von Tschirch und Gauch mann i»t diese Formel sichergestellt worden. Die letzteren haben ferner nachgewiesen, daß die Glycyrrhizinsäure durch Hydrolyse in 1 Mol. Glycyrrhetinsäure und 2 Mol. Glucuronsäure zerfällt, nach der Gleichung : . OHC. CHOH . CHOH . CHO . CHOH . COOH ( ,H 45 3 f COOH + 2H 2 \OHC . CHOH CHOH . CHO . CHOH . COOH .OH OHC. CHOH. CHOH. CHOH. CHOH. COOH C 31 H 45 0,f COOH + X OH OHC . CHOH . CHOH . CHOH . CHOH . COOH ( rlycyrrhetinsäure Glucuronsäure Als Aldehyd reduziert die Glucuronsäure F e h 1 i n g 'sehe Lösung, und wenn es möglich ist die Glycyrrhizinsäure quantitativ in ihre Komponenten zu zerlegen, so muß ein auf diese Reduktionsfähigkeit aufgebautes Verfahren sie quantitativ zu bestimmen glatt zum Ziele führen. Auf die Reduktionsfähigkeit der bei der Hydrolyse abgespaltenen Glucuronsäure hat nun Tschirch seine Methode zur Glycyrrhizin- bestimmung gegründe t 2 ). Und da sowohl die Glukose als die Saccharose ebenfalls, aber unter anderen Bedingungen, Fehling'sche Lö- sung reduzieren, so müssen die drei wichtigsten Inhaltsstoffe des Süßholzes durch ihr Ver- *) Vergl. Tschirch, Handbuch der Pharmakognosie S. 88. 2 ) Mitgeteilt ebenda S. 90. 150 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. halten zu dem genannten Reagens quantitativ bestimmt werden können. Dies klar zu stellen und einen Weg zur Bestimmung der drei Süßstoffe nebeneinander zu finden, war das Ziel meiner Arbeit, die unter Leitung von Prof. T s c h i r c h im Pharmazeutischen Institut Bern ausgeführt wurde. Die Kontrollanalysen habe ich dann im Apothekenlaboratorium in Tammerfors gemacht, um zu sehen, ob die Arbeit auch in einem weniger vollständig eingerichteten Laboratorium ausgeführt werden kann. Es handelte sich ja auch darum, die Methode möglichst bequem und in der Praxis durch- führbar zu gestalten. Der Gang der. Untersuchung ist der folgende : I. Zunächst werden die F e h 1 i n g'sche Lösung kalt re- duzierenden Zucker (Glukosen) durch 15 stündiges Stehen mit F e h 1 i n g'scher Lösung in der Kälte bestimmt. II. Nach Abfiltrieren des ausgefällten Kupferoxyduls wird der bei kurzem Kochen Fehlin g'sche Lösung reduzierende Zucker (Saccharose) und endlich III. im Filtrate dann die sich aus dem Glycyrrhizin ab- spaltende Glucuronsäure durch anhaltendes Kochen mit F e h 1 i n g'scher Lösung bestimmt. Das Material für die Analysen wurde durch Perkolation mittel- fein gepulverten Süßholzes hergestellt. 10.0 Pulver werden mit etwa dem gleichen Volumen Glaspulver in einer Reibschale gemischt, mit ein wenig destilliertem Wasser durchfeuchtet und einige Stunden stehen gelassen. Das Gemisch wird dann in einen kleinen Perko- lator eingefüllt und mit ca. 50,0 oder so viel destilliertem Wasser übergössen, daß die Flüssigkeit über dem. Pulvergemisch steht. Dem Wasser werden auf je 100,0 3 — 4 Tropfen Alkali zugesetzt, um die etwa vorhandene freie Glycyrrhizinsäure in ihr leicht lösliches Al- kalisalz überzuführen. Das Gemisch bleibt über Nacht stehen und dann läßt man die Flüssigkeit langsam, 12 — 15 Tropfen in der Minute, abtropfen, indem man immer Sorge dafür trägt, daß neues alkalisches Wasser zugesetzt wird, so daß stets die Flüssigkeit über dem Pulver steht. Gewöhnlich ist nach Abtropfen von 100 ccm die Extraktion beendet. Sollte dies nicht der Fall sein, so muß selbstverständlich so lange perkohert werden, bis die Flüssigkeit geschmacklos abtropft. Das Perkolat wird mit destilliertem Wasser auf 200 ccm ergänzt. Die ganze Operation muß bei möglichst gleich- mäßiger Temperatur vorgenommen weiden. 15° C. ist der ge- E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. 151 eignetste Wärmegrad. Ist die Temperatur höher, so müssen dem Menstruum noch einige Tropfen Chloroform zugegeben werden, um die Gärung und Schimmelbildung zu verhindern. Das Perkolat wird in einer sterilisierten Flasche aufgefangen, wie auch selbst- verständlich die benutzten Geräte und das Glaspulver vorher mög- lichst keimfrei gemacht sein müssen. Für die Analyse pipettiert man 40 com des Perkolats (10 : 200) ab, versetzt mit 40 ccm 90% i.<, r :; OH H OH OH COH -C C C CH 2 OH = d-Olukoae H OHH H OH H OH OH COH— (' C (' C (OOH == Glucuronsäure H OHH H Da es in beiden die Aldehydgruppe ist, welche die Reduktion bedingt, besitzen 388 Teilen ( = 2 Mol.) Glucuronsäure die Reduk- tionsfähigkeit von 360 Teilen (== 2 Mol.) Glukose. 360 Teile Glukose entsprechen somit 896 Teile Glycyirhizinsäure. Hieraus ergibt sich die Gleichung zur Ausrechnung der Glycyirhizinsäure. 360 : 896 = 50,9 : x (= 1,239). Die erhaltene Zahl ist dann in Prozent umzurechnen. Zu der vorstehenden Formulierung der Methode bin ich ge- kommen durch eine Reihe von Experimenten und Versuchsanalysen, welche ich hier kurz vorführen will. Der Uebersichtlichkeit halber will ich die Versuche in vier Abschnitten beschreiben, wie auch die ganze Analyse in folgende vier Teile zerfällt: I. Herstellung des Perkolats, IL Bestimmung der Glukosen, III. Bestimmung der in Form von Saccharose vorhandenen Glukosen, IV. Bestimmung des Glycyrrhizins. Perkolation. Zu sämtlichen Probe versuchen habe ich das gleiche, mittelfein gepulverte und lufttrockene Süßholz ver- wendet. Zuerst w r urden 10,0 Süßholzpulver mit einer Mischung von gleichen Volumen 90% igen Alkohol und destilliertem Wasser perkoliert und das Perkolat zu 200 ergänzt. 40 ccm hiervon wurden abpipettiert, der Alkohol abgedunstet und der Rest nach Filtrieren zu 30 ccm kochender F e h 1 i n g'scher Lösung gegeben und 3 Mi- nuten kochend gehalten, mit dem gleichen Volumen destillierten Wassers verdünnt und sofort filtriert. Die nach A 1 1 i h n bestimmte Kupfermenge ergab 57 resp. 66 und 62 mg, also 1,46, 1,54 und 1,59%. Da der Zuckergehalt zu 6 — 7% angegeben wird, hatte ich mit dem Alkoholgemjsch entweder nicht den Zucker quantitativ ausziehen können, oder aber es war ein Teil des Zuckers bei der Alkohol- abdunstung zerlegt w r orden. Die zweite Reihe Perkolate wurde mit reinem destillierten Wasser hergestellt. Zu dem ganzen Perkolat, 200 ccm, wurden 154 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. 200 ccm 90% iger Alkohol gegeben, auf dem Wasserbade zum Aus- fällen der Schleimstoffe erhitzt, filtriert, der Alkohol verjagt und der Rest mit Wasser auf 200 ccm ergänzt. Das Ausfällen der Schleim- stoffe und das Verjagen des Alkohols nahmen 2% — 3 Stunden in Anspruch. Die Bestimmung nach A 1 1 i h'n ergab 2,7 resp. 2,75% Hexose, also auch noch zu wenig. Schließlich wurde mit Wasser unter Zusatz von einigen Tropfen Alkali perkoliert, um etwa vorhandene Spuren von freier Glycyr- rhizinsäure in ihr leicht lösliches Alkalisalz überzuführen. Von dem Perkolate wurden 40 ccm genommen, mit dem gleichen Volumen Alkohol versetzt, auf dem Wasserbade Y> Stunde gehalten, filtriert und dann der Alkoholrest verjagt. Die ganze Operation dauerte nur 1 Stunde. Die Resultate des A 1 1 i h n'schen Verfahrens er- gaben rund 4% Zucker. Mehrere Kontrollanalysen bestätigten später, daß diese Zahl der Menge des Zuckers in dem vorhandenen Pulver entsprach. Das letzte Verfahren ist also rationell, da dadurch die ganze Zuckermenge sowohl ausgezogen wird als erhalten bleibt. Darum habe ich es auch als Perkolations Vorschrift angenommen. Glukose. Um zu ermitteln, welcher Zeitraum nötig ist, den ,,F e h 1 i n g'sche Lösung in der Kälte reduzierenden Zucker" zu bestimmen, wurde eine Reihe Versuche mit dem mit alkalischem Wasser hergestellten Perkolate gemacht. Es wurden wieder 40 ccm genommen und mit 30 ccm F e h 1 i n g'scher Lösung versetzt. Die Resultate der Proben gehen aus folgender Tabelle hervor: Zeit Kupfer Hexost 3 Stunden Spuren — 6 ,, — 8 32 ng 0,85% 10 39 „ 1,02% 12 45 „ 1,17% 13 53 „ 1,37% 15 55 „ 1,42% 18 50 „ 1,29% 20 41 ,, 1,07% 24 26 „ 0,70% Die Proben wurden alle unter denselben Bedingungen ge- macht. Temperatur 14 — 15° C, beim Zusetzen des Reagens wurde kräftig geschüttelt und dann in Ruhe stehen gelassen. Bei höherer Temperatur geht die Reaktion etwas schneller. Bei 19 — 20° ist sie schon nach 12 — 13 Stunden beendet. Wie aus der Tabelle hervor- geht, war die ausgefällte Cu 2 0-Menge nach 15 Stunden am höchsten, um dann wieder sukzessiv abzunehmen. E. Eriksson: Bestimmung des Glyeyrrhizins. 155 Saccharose. Nachdem nach der Glukosebestimmung abfiltriert war, wurden mit dem Filtrate Versuche gemacht die Kochdauer der Saccharosebestimmung zu fixieren. 30 ccm Feh- 1 i n g'scher Lösung wurden zum Sieden erhitzt und das Filtrat zugegeben, 2, 3 oder 5 Minuten gekocht. Mehrere Versuche er- gaben, daß die Kupferoxydulmenge nach 3 Minuten Kochen am höchsten war. Darum habe ich die Kochdauer für die Saccharose- bestimmung zu 3 Minuten angegeben. Die auf diese Weise gefundene Menge als Saccharose vorhandene Hexose betrug 2,4 — 2,57%, welches zusammen mit der früher durch kalte Reduktion bestimmten 1,37—1,42% Hexose zusammen 3,77 — 3,99% ausmacht. Die Zahl stimmte also mit dem früher bei direktem Kochen des Perkolats mit F e h 1 i n g'scher Lösung gefundenen rund 4%. Glycyrrhizin. Im Filtrate befand sich nun noch die Glycyrrhizinsäure als Alkalisalz. Ihre Quantität habe ich auf zwei Arten zu bestimmen versucht. Zuerst wurden dem Filtrate direkt 100 ccm F e h 1 i n g'sche Lösung zugegeben und gekocht. In einer zweiten Probe wurde erst die Glycyrrhizinsäure mit 25% Schwefel- säure ausgefällt, abfiltriert, die Abscheidung in Alkali gelöst und dann mit F e h 1 i n g'scher Lösung gekocht. Beide Verfahren gaben gleiche Resultate oder doch Zahlen, die sehr wenig differierten. In dem letztgenannten Falle waren jedoch die Zahlen für das ohne vorheriges Ausfällen gekochte Filtrat die niedrigeren. Die Glycyrrhizinsäure ist ohne Einwirkung auf F e h 1 i n g'sche Lösung. Erst die durch Hydrolyse frei gewordene Glucuronsäure wirkt reduzierend auf F e h 1 i n g ein. Nach Gauchmann ist die Hydrolyse der reinen Glycyrrhizinsäure äußerst schwer durch- zuführen. 1 ) Das Alkalisalz derselben läßt sich aber leichter, wenn auch erst durch langes Kochen in alkalischer Lösung, spalten. Um diese Spaltung zu bewirken, wird mit F e h 1 i n g'scher Lösung an- dauernd gekocht. Wenn die Glucuronsäure abgespalten ist, wirkt sie reduzierend auf die alkalische Kupfersulfatlösung ein. Um den für Hydrolyse und Reduktion nötigen Zeitraum fest- zustellen, wurde wieder eine Reihe Versuche gemacht, deren Resultate ich hier anführe: 2 stündiges Kochen ergab 2,12% Glycyrrhizm, 3 „ „ ,i 3,25% 6 „ „ „ 4,10% 10 „ „ „ je 4,5—4,8—5% 12 „ .. „ „ 6,0—6,2—6,25% .. 14 „ .. „ „ 6,8—7,1% 15 ,, .. ,, ., dasselbe ,, *) G a u c h m a n n , Dissert., Bern 1909, IS. 30. 156 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. Nach 15 Stunden habe ich in keinem einzigen Falle mehr Cu 2 0- Fällung erhalten. Ich habe das Filtrat nach Abscheidung des Cu 2 mit Schwefelsäure übersättigt. Es entstand keine Glycyrrhizinsäure- fällung. Auch die für die Glucuronsäure charakteristischen Reak- tionen mit Phloroglucin- Salzsäure und mit Orcin- Salzsäure blieben aus. Es mußten also sowohl die Hydrolyse der Glycyrrhizinsäure als die durch die Glucuronsäure bewirkte Reduktion der alkalischen Kupfersulfatlösung quantitativ vor sich gegangen sein. Um die Resultate zu kontrollieren, wurde der Glycyrrhizin- säuregehalt des Pulvers auch nach der Hafner-Cederberg- schen Methode bestimmt. Diese Methode ergab 5,56 — 5,63%. Uebrigens bin ich immer nach der T s c h i r c h'schen Methode arbeitend zu etwas höheren Zahlen gekommen als nach der Cederber g'sc-hen. Worauf dieses beruht, ist schwer zu sagen. Wären die von mir gefundenen Zahlen auch für Glukose und Saccharose höher gewesen als die in der Literatur angegebenen, so hätte ich möglicherweise die Ergebnisse der neuen Methode bezweifelt. Nun war aber das Entgegengesetzte der Fall, diese Werte Maren meistens niedriger. Auf Grund dieser Tatsachen und nach einer großen Anzahl von Versuchsanalysen bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß wirklich bei genauer Arbeit die wichtigsten Bestandteile des Süßholzes nach der T s c h i r c h'schen Methode exakt bestimmt werden können. Das Material für sämtliche Anfangsversuche habe ich mir in einer Berner Apotheke gekauft. Es wurde als russisches Süß- holzpulver abgegeben. Bei mikroskopischer Untersuchung wies ea nur vereinzelte Korkzellen auf, was mit den Angaben für russisches- Pulver stimmt. Die Analysenresultate stimmen aber mit den in der Literatur für spanisches Süßholz angegebenen. In solchem von Caesar & Loretz mit der Bezeichnung „Tortosa"' mir für die Analysen zugesandtem Süßholz fand ich nämlich fast die- selben Mengen Süßstoffe als die von mir in den Probeanalysen ge- fundenen. Eine Eigentümlichkeit ist, daß ich in zwei mir in die Hände gekommenen Proben von garantiert russischem Süßholz in dem einen keine und in dem anderen nur Spuren von Glukose habe nach- weisen können. Dagegen hat mir italienisches und spanisches Süß- holz immer 1 — l 1 2°o gegeben. Stellen wir diese Tatsache mit der schon von Flückiger erwähnten zusammen, daß nämlich E. Eriksson: Bestimmung des (ilycyrrhizins. 157 frischc Küüholzwurzcl keine Glukose enthält, so ergib! sich von selbe! die Frage: Wie entsteht die Glukose im Süßbolz? Häng! ihre Bildung möglicherweise mit dem Trocknen der Wurzel zu- sammen ? Tschirch berichtet in seinem Handbuch 1 ) über die Be- handlung der frischen Wurzel folgendes: „Die Wurzeln werden in den Produktionsländern nach dem Graben und vor dem Trocknen zunächst in Haufen geschichtet und machen, wie es scheint, hierbei eine Gärung durch, die ihnen eine schöne Farbe verleiht.'" Professor T sein r c h bekam 1910 von einer Lakritzenfabrik in Atri frische Wurzel zur Untersuchung. Die Analyse dieser Wurzel ergab mir keine Glukose. Nach dem Trocknen im Trockenschrank bei 50 — 60° C. konnte ich Spuren davon nachweisen. Von derselben Fabrik gesandtes trockenes Süßholz erhielt davon 1,42%. Also muß die Glukose durch den Gärungsprozeß entstanden sein. Ob sie durch Inversion von Kohlehydraten, als Spaltungsprodukt von Glykosiden, oder durch Zerlegen der Glycyrrhizinsäure und Reduk- tion der Glucuronsäure entsteht, bedarf näherer Untersuchung. Schließlich will ich die Analysenresultate einiger von mir untersuchten Süßholzpulver mitteilen. Die Zahlen beziehen sich auf lufttrockene Ware. Glukosen, (I h Feblingsche ij Lösungnach 16 Std. in der Kälte reduzierender Zucker /o I Hexosen in Form von Saccharose, i d. h. Fehlingsehe l Lösung nach 3 Min. [Kochen reduzieren- der Zucker /o Glycyrrhizin Feblingsche Lösung nach 15- stündigem Kochen reduzierend /o Italienisch Spanisch „Tortosa" . . Russisch I Russisch II Russisch III Frische Wurzel von Atri 1,39—1,43 1,28 Spuren 3,80 2,4—2,57 3,20 6,48 6,50 6.25 2.60 6,65—7,10 6,49 7,70 8,15 7,33 6.72 Bestimmung der Süßstoffe im Succus Li- •q u i r i t i a e. Dieselbe Methode kann mit den durch das Material bedingten Veränderungen auf Succus, bezw. Extr. Liquirit. dep. übertragen werden. Die hauptsächlichen Unterschiede liegen in x ) Tschirch, Handb. der Pharmakognosie, Spez. Teil, S. 81. 158 E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. der Bereitung des Auszuges und in der Glycyrrhizinbestimmung. Nach mehreren Versuchen bin ich zu der nachstehenden Formu- lierung der Vorschrift für Succusanalysen gekommen. KXO Succus werden grob pulverisiert und mit 100,0 kaltem Wasser übergössen. Nach erfolgter Lösung werden 100 ccm 90%iger Alkohol zugegeben, gut umgerührt und eine halbe Stunde auf dem Wasserbade erhitzt. Dann wird filtriert und das Filter mit 50 ccm heißem Alkohol nachgespült. Das Filtrat wird durch Erhitzen auf dem Wasserbade vom Alkohol völlig befreit, wenn nötig noch- mals filtriert, in einen 200 ccm fassenden Meßkolben gefüllt und mit destilliertem Wasser bis zur Marke ergänzt. G 1 y c y r r h i z i n. Von der nach vorstehender Vorschrift bereiteten Lösung werden 40 ccm abpipettiert und in einem Dekantier- glase 25% Schwefelsäure allmählich zugegeben solange Fällung oder Trübung noch entsteht. Nach Umrühren läßt man 2 — 3 Stunden stehen und filtriert dann durch ein kleines Filter. Das Filter mit der Fällung wird mit 5% Schwefelsäure nachgewaschen. Das Filtrat wird für Untersuchung auf Glukose und Saccharose aufgehoben. Das Filter mit der ausgefällten Glycyrrhizinsäure wird in eine kleine Porzellanschale übergeführt und mit 50 ccm 90% igen Alkohols auf dem Wasserbade 1 i Stunde erhitzt. Dann wird filtriert und der Lösung 30 ccm Wasser zugesetzt. Nach dem Verjagen des Alkohols werden" noch 30 ccm Wasser zugegeben und nochmals die Glycyr- rhizinsäure durch Zusatz von 25% Schwefelsäure ausgefällt. Nach einer Stunde wird durch ein kleines Filter filtriert. Das Filter mit der Glycyrrhizinsäure wird in einer Porzellanschale mit kaltem 5% igen Alkali behandelt. Nach erfolgter Lösung wird sofort in einen mit Rückflußrohr versehenen Kaliglaskolben filtriert und das Filter mit 100 ccm Wasser nachgespült. 120 ccm F e h 1 i n g'scher Lösung werden zugesetzt und dam 1 15 Stunden gekocht. Das Kochen kann unterbrochen werden, aber zu bemerken ist, daß doch schließ- lich heiß filtriert werden muß. Die ausgefällte Cu 2 0-Menge w rd nach A 1 1 i h n bestimmt und die gefundene Glukosezahl, H, nach folgender Gleichung in Glycyrrhizinsäure umgerechnet: 360 : 896 = H : x. Glukose. Das Filtrat nach Abscheidung der Grycyrrhizin- säure wird mit 5%igem Alkali neutralisiert, 50 ccm F e h 1 i n g'scher Lösung zugesetzt, umgeschüttelt und über Nacht stehen gelassen. Mit dem ausgefällten Cu 2 wird nach A 1 1 i h n verfahren und in der Tabelle die Glukosemenge direkt nachgeschlagen. E. Eriksson: Bestimmung des Glycyrrhizins. 169 Saccharose. Das Filtrat vom obigen wird zu 60 ccra kochender F e h 1 i n g'scher Lösung gegeben, 3 Minuten gekocht, mit dem halben Volumen Wasser verdünnt, sofort filtriert und nach A 1 1 i h n die als SaccJiarose vorhandenen Hexosen b e s t i m m t. Sämtliche Zahlen geben die Mengen in 2,0 an und werden in Prozente umgerechnet. Analysenresultate einiger Succussorten Jn lufttrockener Ware. Marke. Glukosen, d. h. Fehling- sche Lösung nach 16 Std. in der Kälte reduzierender Zucker 0/ /o Cassano Barone Compagna . S. Franca Corrigliano Barracco Atri Aus frischer Atri- Wurzel selbst be- reiteter Succus . . 6.30 3,79 2,70 7,82 5,20 5,90 4,50 Hexosen in Form von Saccharose, d. h. Fehling- scbe Lösung nach 3 Min. Kochen reduzierende) Zucker /o 11,80 4,52 8,17 9,06 11,90 12,48 13,60 Glycyrrhizin Fehlingsche Lösung nach 16 stündigem Kochen reduzierend /o 16,45 14,22 23,90 12,10 11,59 10.20 9,85 Glycyrrhizin nach Cederberg bestimmt /o 14,28 11,10 10,24 9,30 Zum Schluß noch einige Bemerkungen anläßlich der Aus- führung dieser Wertbestimmungen und einige Reflexionen, welche sich während der Arbeit einstellten. Das Süßholzpulver muß mit Glaspulver oder gereinigtem Sand gemischt nicht zu fest in den Perkolator eingepackt werden, damit die Flüssigkeit leicht abläuft. Bei höherer Temperatur als 15° C. müssen der Perkolations- flüssigkeit immer einige Tropfen Chloroform zugegeben werden um Gärung zu verhindern. Dasselbe dunstet beim Erhitzen bald ab. Die F e h 1 i n g'sche Lösung wird nach der A 1 1 i h n'schen Vorschrift bereitet. Kupfersulfat-Lösung: 69,278 g frisch krystallisiertes Kupfersulfat werden mit destilliertem Wasser zu 1000 ccm gelöst. Seignettesalzlösung: 346 g Seignettesalz und 250 g KOH werden zu 1000 ccm gelöst. Die Ermittelung des Kupfergeh altes aus dem ausgefällten Kupferoxydul geschieht gewöhnlich durch Reduktion. Wenn 160 E. Eriksson: Bestimm ung des Glycyrrhizins. Gas in das Laboratorium eingeführt ist, ist diese Operation leicht mit Leuchtgas auszuführen, das man unter gleichzeitigem Er- hitzen durch das A 1 1 i h n'sche Rohr strömen läßt. Wo dieses aber nicht der Fall ist, muß mittels Wasserstoff aus einem K i p p- schen Apparate reduziert werden, was aber etwas umständlich ist. Ich habe in diesem Fall das Oxydul zu Oxyd oxydiert, welches Verfahren meiner Ansicht nach bequemer ist. Man verbindet die Spitze des A 1 1 i h n'schen Rohres mit der Wasserstrahlpumpe und läßt Luft, unter gleichzeitigem Erhitzen der Fällung, durchziehen. Wenn die Masse durch und durch glühend ist t ist das Oxydul zu Oxyd übergeführt. Den Cu- Gehalt erhält man durch Multiplizieren der gefundenen Oxydmenge mit 0,799. Wie aus den obigen Tabellen hervorgeht, schwanken die Mengen der Süßstoffe beträchtlich, besonders ist dieses der Fall beim Succus. Dieses Verhältnis macht sich am meisten bemerkbar beim Betrachten der Glycyrrhizinzahlen. Während die Grenz- zahlen für dieselben in der Wurzel 6,49 — 8,15 sind, sind sie beim Succus 9,85—23,9. Bedenkt man, daß 100 Teile lufttrockene Wurzel rund 30% Succus geben, so ergibt sich sofort, daß das Glycyrrhizin bei der Verarbeitung Veränderungen erlitten haben muß. Wäre es bei der Succusbereitung unverändert gebheben, so wären im Succus 20 — 25% davon vorhanden. Diese Prozentzahl weist nur eine der von mir untersuchten Marken auf. Die übrigen enthalten nur höchstens zwei Drittel der zu erwartenden Menge. Vergleiche ich den Total- Süßstoffgehalt der frischen Atriwurzel mit dem aus der gleichen Wurzel bereiteten Succus, so komme ich zu dem überraschen- den Resultate, daß sich die Zahlen zueinander annähernd wie 1 : 3 verhalten, also wie Wurzelmenge zum Succus. Die frische Wurzel enthielt nämlich 9,12% Süßstoffe, der Succus 27,95%. Es sieht also aus, als ob die verschiedenen Süßstoffe in irgendeiner noch unaufgeklärten Weise ineinander übergingen. Da aber das Glycyrrhizin viel süßer ist als die Zuckerarten, also für die Qualität des Succus von größerer Bedeutung ist, so wäre es wichtig, zu wissen, welcher Art die Veränderungen sind, die das- selbe bei der Verarbeitung erleidet und wie sie vermieden werden können. Leider mußte ich die Beantwortung dieser interessanten Fragen auf eine spätere Zeit verschieben. Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 11/12 Cöln — Dresden — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, anch N'ichtmitgliederiu nnter eigener Kontrolle stehende Medizinal-Süss-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von nns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M. 50. — an in Stilhveinen, Rum, Arrak oder Kognak vergütet die Weinkellerei Berlin die Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammonium sulfo - ichthvolieum gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Ichthyol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Thyresol Neues Balsamicum für die interne Gonorrhoetherapie frei von Nebenwirkungen Thyresol- Tabletten a 0,3 g No. XXX. Th t/resol - Perlen 'ä 0,3 g No. XXX. Thi/resol-Tropfflacon Originalpackungen a 2,— Mk Coryfin Neues Mentholderivat mit* lang- andauernder Mentholwirkung. (Ersatz für Migränestift Mentholin -Schnupfpulver etc.) JPinselflacons ä 0,85 und 1,50 Mk. 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Ueber Corydalisalkaloide (Protopin, Glaucin) . . . 224; A. Tschirch und Ravasini, Die Urfeige und ihre Beziehungen zum Caprificus und der weiblichen Kulturfeige 233 E. Schmidt, Ueber die Karbolsäure des Deutschen Arzneibuches Ed. V 236 Eingegangene Beiträge. G. 0. Gaebel, Titration von Salvarsan mit Jodlösung. P. W. Danckwortt, Extractum Belladonnae und Hyoscyami. L. Rosenthaler, Hydrargyrometrische Studien. W. Lenz, Zur Prüfung des Kampfers. Derselbe, Zur Kenntnis der Bestandteile einiger Derris-Arten. E. Schmidt, Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin. (Geschlossen den 6. IV. 1911.) Nährmittel für Säuglinge als Dauernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Ernährung nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kinder und Erwachsene während und nach zehrenden Krankheiten. Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in Palverform in Dosen von Y 2 kg Inhalt zu M. 1,50. Nährzucker-Kakao in Dosen von y 2 kg Inhalt zu M. 1,80. 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Das für diese Arbeit verwendete Material stammte aus Buiten- zorg (Java). Ueber das Saponin der Blätter ist bisher noch keine Untersuchung publiziert; über das Saponin der Rinde hat Boorsma 3 ) nur eine vorläufige Untersuchung angestellt. Mit ziemlich gutem Erfolge kann das Rohsaponin der Blätter dargestellt werden nach der Methylalkoholmethode 4 ). Da es sich jedoch ergab, daß das Saponin durch Sättigung der Lösung mit Ammoniumsulfat 6 ) völlig ausgesalzen werden kann und dasselbe überdies in absolutem Alkohol löslich ist, wodurch das Ammonium- sulfat wieder leicht entfernt werden kann, so wurde das Saponin an Stelle der lange dauernden Dialyse, welche bei der Methylalkohol- methode erforderlich ist, mit Ammoniumsulfat ausgefällt. Zur Darstellung des Rohsaponins wurden 2 kg der getrockneten, pulverisierten Blätter während längerer Zeit mit starkem Spiritus perkoliert; nachher wurden sie wiederholt mit dem Spiritus aus- gekocht. Nachdem der Spiritus unter vermindertem Drucke ab- destilliert war, wurde die Trockensubstanz mit stark verdünntem Spiritus aufgenommen. Diese Lösung wurde wiederholt mit Aether ausgeschüttelt, um Pflanzenwachs und Chlorophyll zu beseitigen. Hierauf wurde sie teilweise eingedampft, zur Beseitigung des Aethers und des Alkohols, und mit Wasser verdünnt. Aus dieser Lösung wurde dann das Saponin durch Sättigung mit Ammonium sulfat ausgefällt. Das Saponin wurde hierauf noch einmal in Wasser gelöst und wieder ausgesalzen. Der braune, gut zusammenballende, leicht zerrei bliche Niederschlag wurde wiederholt mit starkem Spiritus ausgekocht, wobei das Saponin sich löste, während braune Sub- J ) M i q u e 1, Flora von Indie, I., S. 747. 2 ) Autoreferat einer Dissertation, Utrecht 1910. 3 ) Mededeelingen uit's Lands-Plantentuin 52, 77 (1902). «) Boorsma, Ibid. 52, 30 (1902). 5 ) K o b e r t, Beiträge zur Kenntnis der Saponinsubstanzen, S. 20 (1904). Arch. d. Pharm. CCXXXXIX. Bda. 3. Heft. 11 ]r>2 J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundaica. stanzen und der größte Teil des Ammoniumsulfats zurückblieben. Die Lösung wurde schließlich bei niedriger Temperatur eingedampft und ließ ca. 100 g braunes Rohsaponin zurück (5% der getrockneten Blätter). Das Saponin wird mit Ammoniumsulfat so gut wie voll- kommen gefällt. Wird das nach der Fällung erhaltene Filtrat mit dem zweifachen Volum Salzsäure von 12.5% gekocht, so entsteht nur eine geringe, braune, nicht flockige Trübung, wogegen eine . sehr verdünnte Saponinlösung (z. B. 1 : 2000) unter diesen Um- ständen einen flockigen Niederschlag von Sapogenin gibt. Durch die Ausfällung mit Ammoniumsulfat werden hygro- skopische Substanzen (u. a. Zucker) beseitigt ; das Rohsaponin wird an der Luft nicht mehr feucht. Die Verwendung des Ammoniumsulfats zur Ausfällung der Saponine (nach K o b e r t) ist nicht ganz einwandfrei . Beim Ein- dampfen einer Ammoniumsulfatlösung erhält sie saure Reaktion. Nach dem Eintrocknen einer Saponinlösung, die etwas Ammonium- sulfat enthält, ist deshalb in dem Rückstande etwas freie Schwefel- säure enthalten. Weil meine Saponinsubstanzen auch völlig durch Sättigung der Lösung mit Magnesiumsulfat ausgefällt werden konnten, habe ich nachher zur Ausfällung der Saponine immer chlorfreies Magnesiumsulfat verwendet, welchem dieses Uebel nicht anhaftet. Eigenschaften des Rohsaponins. Daß hier wirklich eine Saponinsubstanz vorliegt, ergibt sich aus den folgenden Eigenschaften. Das Rohsaponin löst sich klar in Wasser. Beim Schütteln der verdünnten Lösungen bildet sich ein starker Schaum. Die Sub- stanz hat glykosidische Natur; beim Erhitzen mit Säure wird sie gespalten in Zucker und einen in Wasser unlöslichen Stoff. Auch ist sie hämolytisch. Wurde in einem Gemisch, erhalten durch Verdünnung von 1 g defibriniertem Rinderblut mit Kochsalz- lösung von 0,8% zu 100 ccm, das Saponin in dem Verhältnis 1 : 500 gelöst, so war es in 3 Minuten klar und lackfarben; mit Saponin 1 : 1000 in 10 Minuten. Abweichend von den meisten Saponinsubstanzen löst sich das Rohsaponin leicht in Spiritus von 90%, auch in heißem absolutem Alkohol; weniger gut in kaltem absolutem Alkohol. Neutrales Bleiacetat gibt in der wässerigen Lösung einen braunen Niederschlag, in welchem sich jedoch kein Saponin vorfand. Durch basisches Bleiacetat werden wohl Saponinsubstanzen gefällt, J. Flieringa: Saponin aus Trevesia suiidaica. 163 in verdünnter Losung jedoch erst beim Erhitzen. Je stärker die Basizität des Bleiacetats ist, desto mehr wird gefällt. Bleiessig (halbbasisches Bleiacetat) fällt also mehr als ein Gemisch von Blei- essig mit neutralem Bleiacetat und weniger als einfach basisches Bleiacetat; erst durch Bleiessig + Ammoniak wird alles gefällt. Beim Erhitzen mit Bleiessig werden auch die braunen und die (sauren) gelben Substanzen des Rohsaponins gefällt; aus dem Filtrat kann dann ein nur schwach gefärbtes Saponin erhalten werden. Behandlung mit Magnesiumoxydhydrat. Auch nach der Magnesiamethode kann eine schwach gefärbte Fraktion des Rohsaponins erhalten werden. Wird jedoch in der gewöhnlichen Weise die Saponinlösung mit Magnesiumoxyd ein- getrocknet und der Rückstand mit Alkohol ausgekocht, so tritt teilweise Spaltung ein. Deshalb wurde die Methode so abgeändert, daß das Eintrocknen und das Auskochen umgangen wurden. Statt des Magnesiumoxyds wurde Magnesiumoxydhydrat ver- wendet, welches sich bildet, wenn man das Oxyd mit Wasser mischt. Das Hydrat wird abgesogen und durch wiederholtes Anreiben mit Alkohol und Absaugen entwässert. Mit diesem alkoholfeuchten Hydrat wurde die weingeistige Lösung des Rohsaponins geschüttelt; es zerteilte sich zu einer Paste, welche nebst einem Teile des Saponins die braunen und die (sauren) gelben Substanzen band. Durch Ein- dampfen des Filtrats wurde alsdann ein schwach gelbesSaponin erhalten. Zur Darstellung eines nur wenig gefärbten Saponins wurde dieses Verfahren der Bleiessigbehandlung vorgezogen, weil es mir leichter und sicherer dünkte. Die Substanzen, welche durch das Magnesiumoxydhj^drat gebunden sind, können zurückgewonnen werden durch Lösen des- selben in verdünnter Schwefelsäure, Aussalzen mit Magnesiumsulfat und Auskochen des Niederschlages mit Alkohol, wodurch ein grün- liches Saponin gelöst wird. Bei der Auflösung des Magnesiumoxyd- hydrats in Schwefelsäure ist Sorge zu tragen, daß die Lösung schwach alkalisch bleibt. Hierdurch bleiben beim Aussalzen braune Sub- stanzen gelöst, welche in saurer Lösung mitgefällt werden. Aus dem grünlichen Saponin kann durch neue Behandlung mit Magnesiumoxydhydrat noch etwas gelbliches Saponin erhalten werden. Aus dem stark gelben Hydrat kann Mieder ein grün- liches Saponin gewonnen werden. Die Ausbeute aus 70 g Rohsaponin betrug etwa 40 g gelbes und 10 g grünes Saponin. 11* 164 J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundaica. Das grüne und das gelbe Saponin sind durch die folgenden Eigenschaften unterschieden. Das grüne Saponin ist hämolytisch; das Blutgemisch 1 : 100 wurde mit Saponin 1 : 6000 in 16 Minuten völlig hämolysiert. Das gelbe Saponin ist dagegen kaum hämolytisch. Mit Bleiessig erhitzt, gab das grüne Saponin einen starken gelben, das gelbe Saponin nur einen geringen, kaum gefärbten Niederschlag. Das grüne Saponin ist nicht weiter untersucht. Die folgende Untersuchung bezieht sich nur auf das gelbe Saponin. Das gelbe Saponin. Aus dem gelben Saponin konnte eine von der (neutralen) gelben Substanz befreite Fraktion erhalten werden durch wiederholte Fällung aus einer konzentrierten weingeistigen Lösung mit dem gleichen Volum Aether. Aus dem Trockenrückstande der dabei erhaltenen alkoholisch-ätherischen Lösungen konnte noch eine ähnliche Fraktion erhalten Averden durch wiederholte Fällung aus einem kleineren Volum Spiritus mit 1 Volum Aether. Die beiden Fraktionen bilden zusammen die Fraktion 1. In derselben Weise konnten aus den jedesmal erhaltenen Trockenrückständen der alkoholisch-ätherischen Lösungen noch zwei Fraktionen fast ohne gelbe Substanz erhalten werden, die eine (Fraktion 2) durch wiederholte Fällung der konzentrierten weingeistigen Lösung mit dem zweifachen Volum Aether, die andere (Fraktion 3) durch Fällung mit dem siebenfachen Volum Aether. Die schwach bräunlichen Fraktionen wurden durch Schütteln der weingeistigen Lösungen mit Magnesiumoxydhydrat teilweise, und nachher durch Kochen in absolut-alkoholischer Lösung mit Blut- kohle fast völlig entfärbt. Zur weiteren Reinigung wurden die Fraktionen noch einige Mal aus wässeriger Lösung mit Magnesiumsulfat ausgesalzen. Dem Niederschlage wurde das Saponin mit Spiritus entzogen. Nach dem Eindampfen dieser Lösungen wurde der Rückstand unter Erwärmung gelöst in einem Gemische gleicher Teile absoluten Alkohols und Chloroforms, wobei die Reste des Magnesiumsulfats ungelöst zurück- blieben. Aus den filtrierten Lösungen wurden die Fraktionen mit viel Aether gefällt und nachher bei niedriger Temperatur getrocknet. Aus 40 g gelbem Saponin betrug die Ausbeute etwa 18 g der Fraktion 1, 2,5 g der Fraktion 2 und 3 g der Fraktion 3. Diese Sub- stanzen enthielten nur wenig Asche (weniger als 0,25%), und gaben J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundaica. 165 in einer Lösung von 5° keine Reaktion auf Schwefelsäure. Sie waren amorph. Arn Ende der Fraktionierung des gelben Saponins restierte eine Lösung, welche auf einen Teil Spiritus sieben Teile Aether enthielt. Diese Lösung wurde mit Wasser geschüttelt, wodurch sich zwei Schichten bildeten. Die ätherische Schicht ließ beim Ein- dampfen eine wachsartige Substanz zurück, welche nicht weiter untersucht wurde. Beim teilweisen Eindampfen der wässerigen Schicht schied sich eine weiße Substanz aus. Zur Reinigung dieses Stoffes wurde seine weingeistige Lösung mit Wasser gemischt und teilweise eingedampft (zur Beseitigung des Spiritus), wodurch die Substanz sich wieder ausschied (F r a k t i o n 4). Dieser Stoff ist kaum löslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Eisessig. Wurde eine Lösung in Eisessig bis zur Trübung mit Wasser verdünnt, so schieden sich, beim Stehen an der Luft, mikros- kopische Nadeln aus, gewöhnlich zu kugeligen Drusen vereint. Die Fraktion 4 hatte ebenso wie die anderen Fraktionen glykosidische Natur. Eigenschaften der Fraktionen des gelben Saponins. Beim Erhitzen fingen die Fraktionen bei ca. 140° sich zu bräunen an; bei 215 — 220° verwandelten sie sich in teerige Massen. In kaltem Wasser sind die Fraktionen 1, 2 und 3 gut löslich. Aus einer konzentrierten Lösung der Fraktion 3 scheidet sich beim Erhitzen eine gallertartige Substanz aus, die sich beim Ab- kühlen wieder löst. Die Fraktion 4 war kaum löslieh in Wasser; gemischt mit vier Teilen der Fraktion 1 löste sie sich jedoch klar in Wasser, auch in der Hitze. In kaltem absolutem Alkohol sind die Fraktionen 3 und 4 leicht löslich, die Fraktionen 1 und 2 viel weniger, aber gut beim Erhitzen. In Spiritus von 70% sind alle Fraktionen, auch die Frak- tion 4, gut löslich. Mit Magnesiumsulfat kann die Fraktion 3 viel leichter ausgesalzen werden als die Fraktionen 1 und 2. Um 2 cem einer wässerigen Lösung von 5% bleibend zu trüben, waren bei 12,5° nötig bei der Fraktion 1: 6,2 cem, bei der Fraktion 2: 5,15 cem und bei der Fraktion 3: 1,0 cem einer gesättigten Magnesiumsulfatlösung. Wurden die Lösungen, welche mit Magnesiumsulfat bis zur an- fangenden Trübung versetzt waren, auch nur wenig erwärmt, so schied sicli ein Teil des Saponins gallertartig aus. wie dieses beim 166 J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundaica. Erwärmen einer konzentrierten Lösung der Fraktion 4 auch ohne Magnesiumsulfat schon stattfindet. Auch das spezifische Drehungsvermögen der Frak- tionen ist verschieden. Berechnet auf bei 105 — 110° bis zum kon- stanten Gewichte getrocknetes Saponin wurde in wässeriger Lösung erhalten für die Fraktion 1 [oüt, = —13,2°, für die Fraktion 2: —4,6°, für die Fraktion 3: + 30,3° und für die Fraktion 4 (in Spiritus von 70%): +37°. Die Fraktion 1 wurde durch Lösen in heißem absolutem Alkohol und Abkühlen, wobei ein Teil des Saponins sich wieder a.b- schied, in zwei Fraktionen zerlegt. Das Saponin aus der Lösung hatte ein spezifisches Drehungsvermögen von — 10,5°, das gefällte Saponin von — 14,1°. Hieraus ergibt sich, daß die Fraktion 1 keine einfache Substanz ist. Mit starker Schwefelsäure Übergossen, färbten sich die Substanzen schwach orangegelb und lösten sich allmählich mit dieser Farbe in der Schwefelsäure, welche an der Luft vom Rande aus purpurfarben wurde. Nach einiger Zeit verblassen die Lösungen, indem sich ein bei den verschiedenen Fraktionen etwas abweichend gefärbter Niederschlag bildet. Mit Eisenchlorid gaben die wässerigen Lösungen der Fraktionen 1, 2 und 3 keine Farbenreaktion. Mit der F e h 1 i n g 'sehen Kupferlösung werden die Lösungen der Fraktionen 1, 2 und 3 größtenteils gefällt. Beim Er- hitzen des Filtrats tritt eine schwache Reduktion ein, welche wenig- stens teilweise wohl herrührt von dem Zucker, der durch die stark alkalische Lösung aus dem gelöst gebliebenen Saponin ab- gespalten wird. Mit gesättigtem Barytwasser gab nur die Fraktion 3 einen in Wasser löslichen Niederschlag. Mit neutralem Bleiacetat gab nur die Lösung der Frak- tion 3 eine geringe Trübung. Beim Erhitzen mit Bleiessig gaben nur die Fraktion 3 und die Fraktion 4, mittels der Fraktion 1 in Wasser gelöst, einen Niederschlag. Mit einbasischem Bleiacetat gaben auch die Fraktionen 1 und 2 in nicht zu sehr verdünnten Lösungen beim Erhitzen Niederschläge. Mit Bleiessig + Ammoniak tritt völlige Fällung ein. Beim lange dauernden Erhitzen der Fraktionen 1 und 2 mit Bleiessig bildet sich wohl ein Niederschlag, vielleicht zufolge der Spaltung des Saponins durch den alkalischen Bleiessig. Auch wurde die elementaranalytische Zusammensetzung der Fraktionen verglichen. Sie enthalten nur wenig Asche. In 25 mg • I. Fliuringa: Saponin aus Trevesia simdaica. 167 der Fraktionen 1, 2 und 4 ließ sieh mittels der Reaktion von Castellana 1 ) kein Stiekstoff nachweisen; die Fraktion 3 gab jedoch eine schwache Reaktion. Das zur Analyse benutzte Saponin wurde bei 105 — 110° bis zum konstanten Gewichte getrocknet, wobei es sich ein wenig bräunte. Die folgenden Zusammensetzungen sind jedesmal berechnet aus zwei genügend übereinstimmenden Analysen. Die Fraktion 1 enthält 7,91% H; 57,81% C; 34,28% 0. „ 2 „ 8,07% H; 58,44% C; 33,49% 0. 3 „ 8,12% H; 61,43% C; 30,45% (+ N). Der Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt steigt daher von der ersten bis zur dritten Fraktion. Wegen Substanzmangel wurde die Fraktion 4 nicht analysiert. Die Fraktion 1 ist nicht hämolytisch, die Fraktion 2 und 3 kaum. Die Fraktion 4, mittels 5 Teilen der Fraktion 1 gelöst, war wohl hämolytisch. Das Blutgemisch 1 : 100 wurde in 24 Stunden durch die Fraktion 4, 1 : 250 völlig hämolysiert, durch die Lösung 1 : 500 nicht mehr. Diese Substanzen haben die Eigentümlichkeit, daß die eine Einfluß hat auf die Eigenschaften der anderen. Ein Beispiel hierfür ist die Wasserlöslichkeit der Fraktion 4 mittels der Fraktion 1. Eine Lösung der Fraktion 3, in welcher eine Menge der Frak- tion 1 gelöst ist, bedarf mehr Magnesiumsulfat zur anfangenden Trübung als dieselbe Lösung ohne die Fraktion 1. Die Lösung eines Gemisches von einem Teile der Fraktion 3 und vier Teilen der Fraktion 1 gibt mit Bleiessig keinen Nieder- schlag mehr. Sogar wird das hämolytische Vermögen einer Lösung des grünen Sapomns beträchtlich herabgesetzt (oder wenigstens ver- zögert) wenn darin eine Menge der Fraktion 1 gelöst wird. Diese gegenseitige Einwirkung erschwert die Reindarstellung der verschiedenen Substanzen. Die Fraktion I des gelben Saponins. Enthielt die Fraktion 1 hauptsächlich nur eine Substanz, mit kleinen Quantitäten der Fraktionen 3 und 4 gemischt, so mußten diese beigemengten Substanzen durch wiederholte Fällung aus Alkohol beseitigt werden können. M Chem. Coutralbl., Jahrg. 1905, L, S. -45. 168 J. Flieringa: Sapoiün aus Trcvesia suiidaica. Zu diesem Zwecke wurde die Fraktion 1 in dem zehnfachen Volum heißen absoluten Alkohols gelöst. Beim Abkühlen schied sich der größte Teil des Saponins in amorphem Zustande an der Wand des Kolbens ab. Aus der abgegossenen Lösung wurde das Saponin mit dem zehnfachen Volum Aether gefällt. Nachher wurde es im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure getrocknet (Fraktion 1 a). In derselben Weise wurden aus dem jedesmal an der Wand des Kolbens abgesetzten Saponin noch 5 Fraktionen (1 b bis 1 f) gewonnen. Der Rückstand in dem Kolben (etwa 10% des verwendeten Saponins) wurde in absolutem Alkohol gelöst und aus der filtrierten Lösung das Saponin mit Aether gefällt (Fraktion 1 g). Für das spezifische Drehungsvermögen in wässeriger Lösung, [«]£, ergab sich bei der Fraktion 1 a — 9,8°, 1 b —11,4°, lc —11,6°, ld —12,3°, le —12,8°, l'f —13,9°, lg —15,9°. Die Fraktionierung hatte daher nicht zu einer einheitlichen oder annähernd einheitlichen Substanz geführt. Auch die Frak- tionen 1 b und 1 c, mit fast übereinstimmenden Drehungen, können durch neues Fraktionieren in zwei Fraktionen mit um ca. 2,5° ver- schiedener Drehung zerlegt werden. Für die Fraktion 1 b und 1 g wurden aus einigen, genügend stimmenden Elementaranalysen die folgenden Zusammensetzungen berechnet. Darunter befinden sich zwei Glieder der K o b e r t'schen Reihe 1 ) (C„H 2n 6 O it ) mit übereinstimmender Zusammensetzung. Die Fraktion lb enthält 8,06% H; 58,01% C; 33,93% O. C 23 H 38 O J0 verlangt 8,08% H; 58,19% C; 33,73% O. Die Fraktion lg enthält 7,89% H; 57,40% C; 34,71% O. C 2 2 H 360io verlangt 7,88% H; 57,35% C; 34,77% O. Spaltung der Saponine durch Säure. Beim Erhitzen der Saponinlösungen mit Säure tritt leicht Spaltung ein in Zucker und eine in Wasser unlösliche Substanz; es tritt dabei ein eigentümlicher Geruch auf. Völlige Spaltung war nicht so leicht zu erreichen. Nach zweistündigem Erhitzen im siedenden Wasserbade mit Schwefel- säure von 2% war kein Saponin mehr gelöst; jedoch konnte aus dem Niederschlage durch Erhitzen mit stärkerer Säure noch Zucker abgespalten werden. Erst nach sechsstündigem Erhitzen mit Arb. Dorpat, Pharm. Institut 6, 29 (1891). J. FHeringa: Saponin aus Trevesia sundaiea. L69 Schwefelsäure von 4° () war so gut wie völlige Spaltung in Zucker und Sapogenin eingetreten. Zur Gewinnung des abgespaltenen Zuckers wurde, nach dem Abfiltrieren des Sapogenins, das Filtrat mit Baryumkarbonat ge- kocht; hierauf filtriert und das Filtrat eingedampft. Der braune, hygroskopische Rückstand enthält alsdann den Zucker. Der Zucker der Fraktionen 1 und 3 enthält Pen tose; nxch dem Destillieren mit Salzsäure von 12,5% gab das Destillat mit Anilinaeetat die Furfurolreaktion. Mit Phloroglucin und Salzsäure gab das Destillat, spektroskopisch, die Methylpentosereaktion von O s h i m a und Tollens 1 ). Auch gaben die Zucker die Pentosereaktionen von Wheeler und Tollens 2 ) und von Bial 3 ), jedoch nur spektroskopisch, weil die Pentosefarben durch die Farben der anderen Zucker, be- sonders der Methylpentosen, verdeckt wurden. In der Fraktion 4 ließ sich wohl Pentose aber keine Methylpentose nachweisen. In den verschiedenen Fraktionen konnte keine Fruktose und Mannose nachgewiesen werden. Die mikroskopische Vergleichung der Osazone mit den Osa- zonen einiger reinen Zucker (Glykose, Galaktose, Arabinose, Xylose und Rhamnose) macht es wahrscheinlich, daß die Fraktionen 1, 3 und 4 Glykose enthalten, die Fraktion 4 daneben noch Ara- binose. Das Osazon der Fraktionen 1 und 3 enthält außer den Nadeln des Glykosazons noch sechseckige Täf eichen (bei der Frak- tion 3 mit abgerundeten Ecken), welche nicht mit den Osazonen der oben genannten reinen Zucker übereinstimmen und vielleicht von einer Methylpentose herrühren. Durch die Gärungsprobe wurde die Anwesenheit einer Hexose angezeigt. Zur quantitativen Bestimmung der Spaltungsprodukte wurde das Sapogenin bei 110° bis zum konstanten Gewichte getrocknet. Der Zucker wurde nach der Schoor Fachen Methode 4 ) mit zwei Minuten Kochzeit als Glykose bestimmt. Es wurde gefunden, jedesmal aus zwei genügend überein- stimmenden Analysen berechnet, für die Fraktion 1 38,6% Sapo- genin und 60,3% Zucker als Glykose, für die Fraktion 3 54,0% Sapogenin und 46,1% Zucker. Die Fraktion 4 enthielt 61% Sapo- *J Ber. d. d. ehem. Ges. 34, 1425 (1901). 2 ) Ann. d. Chem. 254, 329 (1889). 3 ) Deutsche med. Wochensehr. 28. 253 (1902). *) Xed. Tijdsch. v. Pharm.. Chem. rai Tox. 11. 209 (1899). 17<> J. Flieringa:] Saponin aus Trevesia sundaica. genin. Der Zucker wurde nickt bestimmt, weil er für die quahtative Prüfung verwendet war. Die Pentose (Metkylpentose) der Fraktionen 1 und 3 wurde bestimmt nack der Metkode von Krüger und T ollen s 1 ). Der Zucker aus 0,9416 g der Fraktion 1 gab 0,2422 g Furfurol-(Metkylfurfurol-)pkloroglucid, übereinstimmend mit 0,255 g Pentose = 2.7,2% oder mit 0,301 g Metkylpentose 2 ) = 32,0%. Der Zucker aus 0,9143 g der Fraktion 3 gab 0,1532 g Fur- furol-(Metkylfurfurol-)pkloroglucid, übereinstimmend mit 0,160 g Pentose = 17,5% oder mit 0,209 g Metkylpentose = 22,9%. Das Furfurol- und das Metkylfurfurolpkloroglucid wurden nickt gesondert bestimmt. Da der Absorptionsstreifen der Zucker bei der Reaktion von W k e e 1 e r und T o 1 1 e n s sekr sckwack ist im Vergleicke mit demjenigen reiner Pentose, so ist der Pentose- gekalt wakrsckeinkck nur klein. Die Sapogenine wurden nock einmal (nack Auflösen in ein venig Alkokol) mit Sckwefelsäure von 5% 6 Stunden im siedenden Wasserbade erhitzt; es wurde kierbei nock eine geringe Menge Zucker abgespalten. Beim Wiederkolen dieser Operation wurde dagegen kein Zucker mekr abgespalten. Die braunen Sapo- genine wurden durck Kocken in weingeistiger Lösung mit Blut- kokle fast vollkommen entfärbt. Sie lösten sick leickt in absolutem Alkokol, kaum in Aetker. Beim Erwärmen mit verdünntem Alkali lösten sie sick kaum; wurde jedock der verdünnten alkokokscken Lösung verdünntes Alkak kinzugefügt und nackker viel Wasser, so bkeb die Lösung fast klar. Durck Säure wurden die Sapogenine wieder gefällt. Sie wurden nickt krystalkmsck erkalten. Die Sapogenine stimmen nickt ganz in ikren Eigensckaften überein. Beim Erhitzen bräunen sick die Sapogenine der Fraktionen 1 und 3 sckon unter dem Sckmelzpunkte ; das erste sckmilzt bei 286° (nickt korrigiert) zu einer braunen Flüssigkeit, das andere bei 280°. Das Sapogenin der Fraktion 4 sckmilzt erst bei 297° zu einer kcbtgelben Flüssigkeit. Einige Grade unter diesen Tem- peraturen fangen die Sapogenine sckon zu erweicken an. Für das spezifiscke Drekungs vermögen, gelöst in absolutem Alkokol, [«]ß, wurde gefunden beim Sapogenin der Fraktion 1 + 66°, bei demjenigen der Fraktion 3 +59°. Das Sapogenin der Fraktion 1 enthält (Mittel aus zwei Analysen) 10,2% H; 75,7% C; ') Zeitschr. f. angew. Chem., Jahrg. 1896. S. 40. 2 ) E 1 e 1 1 und Tollens, Ber. d. d. ehem. Ges. 38, 492 (1905). J. Fliering»: S&ponin aus Trevesia sundaica. 17 1 14,1% 0. Das Sapogenin der Fraktion 3 enthält 9,9% H; 74,1% C; 16,0% 0. Spaltung des Saponins durch Alkali. Beim Erhitzen im siedenden Wasserbade einer konzentrierten Lösung der Fraktion 1 in Normal-Natronlauge bildet sich allmäh- lich ein farbloser krystall inischer Niederschlag, indem sich die Lösung bräunt 1 ). Nach 1U Stunden, wenn sich der Niederschlag nicht mehr vermehrte, wurde er abfiltriert und mit Normal-Natron- lauge nachgewaschen. Er löst sich leicht in Wasser. Aus dieser Lösung wurde mit Salzsäure in kleinem Ueberschusse ein volu- minöser Niederschlag erhalten, welcher abfiltriert wurde. Da der- selbe sich beim Auswaschen mit Wasser löste, wurde er mit einer verdünnten Kochsalzlösung bis zur Beseitigung der Säure ausge- waschen. Um alsdann das Kochsalz zu entfernen, wurde der ge- trocknete Niederschlag mit Spiritus von 25% ausgezogen, in welchem sich das Kochsalz löst, wogegen die Substanz zurückbleibt. Diese Substanz löst sich im getrockneten Zustande nicht in Wasser; ge- mischt mit einem Teile der (nicht hämolytischen) Fraktion 1 löst sie sich jedoch klar. In dieser Weise gelöst, ist sie stark hämoly- tisch. Das Blutgemisch 1 : 100 wurde durch diese Substanz 1 : 150 000 in 24 Stunden völlig hämolysiert; mit einer Lösung 1 : 200 000 trat in dieser Zeit teilweise, mit einer Lösung 1 : 250 000. eine geringe Hämolyse ein. Diese hämolytische Substanz ist amorph; sie gibt aber eine krystallinische Kalium. Verbindung. Diese wird erhalten, wenn man die alkoholische Lösung mit viel Normal-Kahlauge mischt, und sie nachher zur Beseitigung des Alkohols langsam einengt. Es bilden sich dann wetzsteinförmige Täfelchen mit gerader Aus- löschung des polarisierten Lichtes, die größtenteils zu Drusen vereint sind. Für das spezifische Drehungsvermögen in absolutem Alkohol wurde + 2,0° gefunden. Bei der Spaltung mit Säure gab diese Substanz 60,9% Sapo- genin und 39,3% Zucker (als Glykose bestimmt nach der Methode von S c h o o r 1). Der Zucker enthält Methylpentose, Pentose und Hexose, jedoch hauptsächlich wohl Methylpentose, da das Osazon fast ganz aus sechseckigen Täfelchen (mit abgerundeten Ecken) besteht, wahrscheinlich von einer Methylpentose herrührend. Daneben finden sich auch einige Nadeln wahrscheinlich des Glykos- x ) Die Substanzen, welche beim Erhitzen mit Natronlauge gelöst bleiben, sind nicht untersucht. 172 J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundaica. azons. Nach der Gärungsprobe enthält der Zucker weniger als 5% Hexose. Dieser Gehalt ist so klein, daß die Hexose vielleicht nur ein Spaltungsprodukt eines beigemischten Glykosids und nicht der Hauptsubstanz ist. Das Sapogenin, durch Kochen in alkoholischer Lösung mit Blutkohle entfärbt, war amorph. Die Kaliumverbindung in derselben Weise dargestellt, wie diejenige der hämolytischen Sub- stanz, war jedoch krystallinisch. Sie krystallisierte in Nadeln mit gerader Auslöschung. Das Sapogenin schmilzt bei 297° (nicht korrigiert) zu einer gelblichen Flüssigkeit. Bei derselben Temperatur schmilzt auch das aus der Kalium Verbindung wieder hergestellte Sapogenin. Einige Grade unter dieser Temperatur erweicht es schon. Die spezifische Drehung in absolutem Alkohol betrug +65°; in dieser Hinsicht stimmt das Sapogenin fast überein mit dem- jenigen der Fraktion 1 (gefunden +66°). Dieses Sapogenin schmilzt jedoch um ca. 10° niedriger; wahrscheinlich ist es dieselbe Substanz, aber ein wenig verunreinigt. Die Zusammensetzung der hämolytischen Substanz ist der- jenigen der Fraktion 4 ähnlich. Beide enthalten etwa 61% Sapo- genin. Die Sapogenine, welche denselben Schmelzpunkt haben und auch in einigen anderen Eigenschaften übereinstimmen, sind wohl identisch. Die Zucker sind jedoch verschieden; der Zucker der hämolytischen Substanz enthält vorwiegend Methylpentose, derjenige der Fraktion 4 enthält keine Methylpentose (wahrschein- lich Glykose und Arabinose). Wird eine Lösung der Fraktion 1 in Normal- Alkali 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur beiseite gesetzt, so tritt auch schon teilweise Spaltung ein. Nach dem Neutralisieren mit Schwefel- säure kann aus der Lösung durch Sättigung mit Magnesiumsulfat ein Saponin gefällt werden, dem hämolytische Substanz beigemischt ist. Die filtrierte Magnesiumsulfatlösung enthält kein Saponin mehr, jedoch den abgespaltenen Zucker. Dieser Zucker ist wahr- scheinlich zusammengesetzt; beim Kochen mit Säure tritt Inversion ein. Eine derartige Magnesiumsulfatlösung hatte nach dem Ver- dünnen mit Y 5 Volum Wasser im 2 dm-Rohre eine Drehung von — 0,20°. Dieselbe Lösung zeigte nach einstündigem Erhitzen im siedenden Wasserbade mit x / 5 Volum Salzsäure von 25% eine Drehung von +0,15°. Auch teilweise Spaltung mit Säure macht das Saponin hämo- lytisch. Eine Lösung der Fraktion 1 wurde mit verdünnter Schwefel- J. Flieringa: Saponin aus Trevesia sundainn. 17.1 säure erhitzt bis die Lösung sich trübte. Das aus dieser Lösung abgeschiedene Saponin war hämolytisch (etwa 1 : 10 000). Das Sapogenin, durch völlige Spaltung mit Säure erhalten, war, mittels der Fraktion 1 gelöst, nicht hämolytisch. Zusammenfassung. Aus den Trevesiablättern wurde ein Rohsaponin dargestellt; es wurde dabei die Eigenschaft benutzt, daß das Saponin völlig mit Ammoniumsulfat (auch mit Magnesiumsulfat) ausgesalzen werden kann. Das hämolytische Rohsaponin wurde durch Behandlung mit Magnesiumoxydhydrat in zwei Fraktionen zerlegt, das kaum hä- molytische gelbe Saponin und das grüne Saponin, welches stärker hämolytisch war als das Rohsaponin. Das grüne Saponin ist nicht weiter untersucht. Das gelbe Saponin ist durchaus keine einheitliche Substanz. Durch eine Reihe von Operationen, unter denen wiederholte fraktionierte Fällung aus Alkohol mit Aether die wichtigste war, wurden hieraus der Reihe nach die glykosidischen Fraktionen 1, 2, 3 und 4 erhalten. Die Fraktion 4 wurde krystallisiert erhalten. Die Fraktionen 1, 2 und 3 waren amorph. Ihre Eigenschaften sind sehr verschieden. Es sind Gemische, welche ich nicht in ein- fache Substanzen zerlegen konnte. Das Fraktionieren der Frak- tion 1 aus Alkohol führte nicht zu gleichwertigen Fraktionen. Mit Säure wurden die Fraktionen in Zucker und Sapogenin gespalten. Die Fraktionen 1, 2 und 3 enthalten sowohl Hexose als Pentose und Methylpentose. Die Fraktion 1 enthält mehr Zucker als die Fraktion 3. Den größten Sapogenin- und deshalb den kleinsten Zuckergehalt hat die Fraktion 4; sie enthält keine Methylpentose (wahrscheinlich Glykose und Arabinose). Auch mit Alkali wird das Saponin zersetzt. Der Zucker wird teilweise (vielleicht als zusammengesetzter Zucker) abgespalten, indem sich u. a. eine neue Saponinsubstanz mit stark hämolytischer Wirkung bildet. Der Zucker dieses Glykosids enthält vorwiegend Methylpentose. Pharmaz.-chem. Laboratorium der Universität Utrecht. 174 J. TrÖger u. H. Runne: Angosturaalkaloide. Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der technischen Hochschule zu Braunschweig. Beiträge zur Erforschung der Angosturaalkaloide. Von J. Tröger und H. Runne. (Eingegangen den 31. I. 1911.) Im Anschluß an frühere Arbeiten über diesen Gegenstand von H. Beckurts und seinen Schülern haben J. Tröger und O. Mülle r 1 ) gelegentlich der mit den Angosturaalkaloiden an- gestellten Abbauversuche eine größere Menge Angosturarinde ver- arbeitet und sind hierbei zum Galipin, Kusparin, Kusparein, einer geringen Menge eines ganz neuen Alkaloides gelangt. Galipidin und Kusparidin wurden in der genannten Rinde bisher mit Sicherheit nicht nachgewiesen, Mährend Galipin und Kusparein im Gegensatz zu früheren Versuchen in sehr reichlicher Menge erhalten wurden. Ferner haben J. T r ö g e r und 0. Müller gezeigt, daß beim Galipin und Galipidin 2 ) ein oxydativer Abbau sehr leicht, beim Kusparin sehr schwer gelingt und beim Kusparein alle in dieser Richtung unter- nommenen Versuche sich als aussichtslos erwiesen haben. Ueber diesen oxydativen Abbau des Galipins und Galipidins finden sich nähere Einzelheiten in einer Mitteilung von J. T r ö g e r und 0. M ü 1 1 e r 3 ), während über die Abbauversuche des Kusparins in der oben zitierten Abhandlung 1 ) in aller Kürze berichtet ist. Soweit nun die von der Rinden Verarbeitung vorhandenen Materiahen ausreichten, sind in nachstehender Arbeit die Versuche fortgesetzt, und vor allem die unitären Formeln für das neue Alkaloid und das Kusparein, dessen bisher aufgestellte Formel wenig wahrscheinlich war, ermittelt. Sowohl die von H. Beckurts und G. Frerichs aufgestellte Formel C 34 H 36 N 2 5 sowie auch die von O. Müller auf Grund verschiedener Elementaranalysen mit gewissem Vorbehalt gegebene Formel C 35 H 44 N 2 3 sind für das Kusparein durch nachstehende !) Apoth.-Ztg. 1909, No. 73, ausführlich. O. M ü 1 1 e r, Diss. 1909. 2 ) Das von früheren Extrakten stammende, zu den genannten Versuchen benutzte Galipidin hat sich nach einem neuen Trennungs- verfahren der Alkaloide über die Oxalate als nicht ganz reines Galipin erwiesen. 3 ) Arch. d. Pharm. 248, S. 1. .F. Tröger ii. H. Runhe: Angosturaalkaloide. 175 Untersuchung nicht bestätigt worden und durch die einfachere Formel C ]8 H ]9 N0 2 zu ersetzen. Es ist ferner das von 0. Mülle r schon beschriebene Verhalten des Kusparins gegen Salpetersäure, deren Einwirkung außer der Nitrierung zu einem teilweisen Abbau dieses Alkaloidcs führt, eingehend studiert und es hat auch hier für dieses Abbauprodukt die von O. Müller ursprünglich aufgestellte Formel geändert werden müssen. Nach den bisherigen Unter- suchungen sind aus der Angosturarinde neben amorphen folgende krystallinischen Alkaloide isoliert worden: Kusparin, C 20 H ]9 NO 3 , Schmelzpunkt 89 — 90°, Galipin, C 20 H 21 NO 3 , Schmelzpunkt 115 bis 115,5°, Kusparidin, C 19 H 17 N0 3 , Schmelzpunkt 79°, Galipidin, C 19 H 19 NO.,, Sclimelzpunkt 111°, das neue Alkaloid, C 19 H 15 N0 4 , Schmelzpunkt 231° und Kusparein, C 18 H 19 N0 2 , Schmelzpunkt 56°. Soweit Methoxylbestimmungen mit vorstehenden Alkaloiden aus- geführt sind, hat sich ergeben, daß Kusparin eine, das Kusparein zwei und Galipin drei Methoxylgruppen enthält. Das von H. Beckurtsund G. Frerichs aus dem Kusparin durch die Harnstoff schmelze erhaltene Pyrokusparin, dessen Formel C 18 H 15 N0 3 von O. Müller durch vollständige Analyse des Platinsalzes be- stätigt worden ist, unterscheidet sich demnach von dem Kusparin um eine Differenz von C 2 H 4 , so daß die Vermutung vorhegt, daß bei der Harnstoffschmelze ein relativ einfacher Abbau schon ein- getreten sein muß, doch ist es vorläufig noch schwierig, sich ein Bild darüber zu machen, in welcher Weise die Harnstoffschmelze das bei ca. 90° schmelzende Kusparin in das hochschmelzende Pyrokusparin (Schmelzpunkt 250°) umgewandelt hat. Gaüpin und Galipidin müssen unter der Voraussetzung, daß die für diese Alkaloide auf- gestellten Formeln richtig sind, als Dihydro Verbindungen von Kusparin und Kusparidin angesehen werden. Der Hauptteil der nachstehenden Arbeit befaßt sich mit dem Studium des Kusparins, dessen von 0. Müller schon vermutete Dimorphie experimentell bewiesen wird. Der weitere Versuch, die beim Kusparin durch Einwirkung von rauchender Salpetersäure in Eisessig entstehende Nitrobase über die Amidobase durch Verkochen der Diazoverbindung der letzteren mit Alkohol in ein Abbauprodukt des Kusparins über- zuführen, das sich vom Kusparin um die Differenz C 3 H 4 unter- scheidet, ist nicht völlig geglückt. Es gelingt zwar, bis zur Diazo- verbindung zu gelangen, was durch Darstellung eines Azofarbstoffes bewiesen wird, doch sind alle bisher unternommenen Versuche, den Diazorest auf irgend eine Weise durch H zu ersetzen, erfolglos geblieben. Zum Schluß ist auch noch die Analyse eines weiteren Abbauproduktes des Kusparins, das mit verdünnter Salpetersäure 17(3 J. Tröger u. H. Ruuue: Angosturaalkaloidc. unter Druck entsteht, angeführt, doch lassen sich vorläufig noch keine Anhaltspunkte finden, die eine Aufklärung der Konstitution dieser nur mit geringer Ausbeute entstehenden Verbindung geben könnten. A. Kusparein. Dieses aus den amorphen Basen durch Ausziehen mit warmem Ligroin gewonnene und aus Alkohol wiederholt umkrystalhsierte Alkaloid erhält man in prächtigen, bei 54 — 56° schmelzenden langen Nadeln, die bei ungestörter KrystaUisation oft eine Länge von 3 cm erreichen können. Während bei der Entdeckung dieses Alkaloids nur etwa 7 g zur Verfügung standen, war es bei einer späteren Rinden Verarbeitung möglich, bis zu einer Ausbeute von 50 g zu kommen. Leider bietet dies Alkaloid von allen Angostura- basen die größten Schwierigkeiten, da es so schwach basische Eigen- schaften besitzt, daß selbst die Isolierung von Salzen ausgeschlossen erscheint. Da sowohl die von H. Beckurts und G. Frerichs aufgestellte Formel C 34 H 36 N 2 5 , als auch die von O.Müller als wahrscheinlich hingestellte Formel C 35 H 44 N 2 3 gewisse Zweifel ent- stehen ließ, so sind die fraglichen Formeln zunächst nicht auf dem Wege der Elementaranalyse, sondern auf physikalischem Wege nachgeprüft. Hierbei zeigte sich, daß die aus obigen Formeln sich ableitenden Molekulargewichte viel zu hoch gegriffen waren, und daß sich auch Kusparein in die Reihe der anderen Angosturaalkaloide bequem einfügen läßt. Diese auf physikalischem Wege gefundene Tatsache fand ihre Bestätigung in der Analyse eines aus dem Kus- parein dargestellten Jodmethylats. Die von H. Beckurts und G. F r e r i c h s bei der Elementaranalyse des Kuspare'ins erhaltenen Werte entsprechen, was Stickstoff und Wasserstoff betrifft, auch der einfachen Formel C 18 H 19 N0 2 , nur der Kohlenstoff ist zu niedrig gefunden. Bei 0. M ü 1 1 e r hat ebenfalls eine falsche Kohlenstoff - bestimmung zur Aufstellung einer falschen Formel verleitet. Da bei der Elementaranalyse die Werte oft um 2% schwankten, so nahm er an, daß der Körper sehr schwer verbrenne und fing an, ihn sieben bis acht Stunden lang im Sauerstoff zu verbrennen, was natürlich bei ungenügenden Reinigungsvorrichtungen für den zur Verbrennung verwendeten Sauerstoff sowohl ein Plus an Wasser- stoff als auch an Kohlenstoff ergeben mußte. Die nachstehenden Analysen sind, wie bei jeder anderen Substanz, nur mit gewisser Vorsicht ausgeführt, da das Alkaloid bei Atmosphärendruck sich bei 300° destillieren läßt. Hierbei sind unter ganz normalen Ver- hältnissen Zahlen werte erhalten, die sich mit der neuen Formel J. TrÖgei u, H. Runne: Angosturaalkaloidi . 177 und den Wert«] aller anderen dargestellten Derivate in Einklang bringen ließen. Das zur Elementaranalyse benutzte Kusparein war wieder- holt aus Alkohol krvstallisiert und schmolz bei 55,5° bis 56°. 0,1352 g Substanz gaben 0,3786 g CO t = 76,37% und 0.0838 g H 2 = 6,93% H. 0,1186 g Substanz gaben 0,3346 g CO, == 76,04% und 0,0737 g H 2 = 6,95% H. 0,1086 g Substanz gaben 0,3041 g CO, = 76,36% C und 0.0673 g H 2 = 6,93% H. 0,1337 g Substanz gaben 0,3772 g CO., = 76,94% C und 0,0816 g H,0 = 6,82% H. 0,1342 _' Substanz gaben 5,7 eem N bei 19° und 760 mm Druck, antepn chend 5,06% N. Bereclmet auf die Formel Gefunden: C 18 H 19 N0 2 : 1. 2. 3. 4. 5. C = 76.87 76,37 76,94 76,36 76,94% — H = 6,76 6,93 6.95 6,93 6,82% — N = 4,90 — — — 5,06% Im Kusparein lassen sich zwei Methoxylgruppen nachweisen. Man kann die Formel daher auseinandergezogen schreiben: Cj 6 H 13 X(OCH 3 ) 2 und erkennt sofort die große Aehnlichkeit, die zwischen dem Kusparein und dem aus der Xitrobase des Kusparins nach Abzug einer Methoxylgruppe und der Xitrogruppe verbleibenden Rest C 16 H 13 XO besteht. Auch das vermag die mutmaßliche Auf- fassung von der Konstitution der Angosturabasen zu stützen. Der Nachweis der beiden OCH 3 - Gruppen ist nach Z e i s e 1 geführt. 0,1739 g Substanz gaben 0.2801 g AgJ = 10,28% CH 3 . 0,1603 g Substanz gaben 0,2612 g AgJ = 10,39% CH S . Die von 0. M ü 1 1 e r gefundenen Werte sind etwas zu niedrig ausgefallen, ließen sich aber auch für che von ihm aufgestellte Formel C 3g H M N 2 O a nicht verwerten. Wie außerordentlich wertvolle Dienste che physikalischen Molekulargewichtsbestimmungen geleistet haben, ist schon hervor- gehoben. Nach der B e c k m a n n'schen Methode ergab sich mit Benzol als Lösungsmittel eine Gefrierpunktserniedrigung, aus deren mittlerem Wert sich als Molekulargewicht des Kusparins 283,6 er- gab, während Kusparein, CjgHj^NOg, 281 verlangt. Ar.-h. d Pharm. CCXXXXIX. Bda. 3. Heft. '2 178 J. Tröger u. H. Runne: Angosturaalkaloide. Kusparein Benzi >1 ( Jefrierpunktis- erniedrigung MoL-Gev 0,1551 g 12,032 g 0,24° 268,54 0,3255 g 12,032 g 0,48° 281,79 0,2536 g 14,011 g 0,322° 286,00 U,3733 g 14,011 g 0,469° 289,20 0,4309 g 14,011 g 0,535° 292,60 Das Landsberge r'sche Verfahren der Molekulargewichts- bestimmung konnte diese Ergebnisse bestätigen. Es wurde im Mittel 272 gefunden. Kusparein Benzol . .t, Mol.- Gew. erhohung 0,0649 g 13,173 g 0,05° 263,06 0,1487 g 17,617 g 0,08° 281,69 Die Formel von H. Beckurts und G. F r e r i c h s ver- langt M = 552, die von O. M ü 1 1 e r M = 540,6. Jodniethylat des Kuspareins C 18 H 39 N0 2 .CH 3 J-H 2 0. G. F r e r i c h s 1 ) erwähnt einmal ganz kurz, daß er ein Jod- niethylat des Kuspareins in prachtvollen Krystallen erhalten habe, beschreibt es aber nicht weiter und gibt auch keinen Schmelzpunkt dafür an. Unabhängig davon wurde das Jodniethylat darzustellen ver- sucht. Hier zeigt sich nun ein ganz merkwürdiges Verhalten. Wäh- rend Kusparein nicht imstande ist mit Mineral- oder organischen Säuren krystallisierbare Salze zu bilden, vereinigt es sich mit Jod- methyl unter Druck ganz glatt. Das Alkaloid ist eine so schwache Base, daß seine Salze in Wasser vollständig gespalten sind; man kann eine salzsaure Lösung des Kuspareins verdampfen bis alle Säure verflüchtigt ist und behält nur das ölige Alkaloid zurück. Die experimentellen Schwierigkeiten wachsen bei anderen Säuren noch mehr. Selbst verdünnte Schwefelsäure läßt das Alkaloid sofort in teerartigen, zusammengeballten Massen niederfallen. Konzentrierte Schwefelsäure löste das Alkaloid; eine Sulfosäure ließ sich aber nicht fassen. Verdünnte Salpetersäure färbte die Alkaloidlösung sofort rot, nach einiger Zeit traten aber verharzte Abscheidungen ein. Um so auffallender war che Bildung des in so schönen Blättern kristallisierenden Jodmethylats des Kuspareins, das man erhält, wenn Kusparein in Gegenwart von Methylalkohol mit Jodmethyl unter Druck bei der Temperatur des siedenden *) Apoth.-Ztg. 1903, 697. .1. Tröge* n. IT. Runne: Angosturaalkaloide. 17!» Wasserbades erhitz! wird. Es wurde nach dem Verjagen des über- schüssigen Alkohols und Jodmethyls aus Wasser amkrystallisieri und in gelblichen großen Blättchen erhalten, die an der Luft sich bald tiefer orange färbten. Der Schmelzpunkt lag bei 156° unter Schäumen. Bei längerem Liegen im Exsikkator verwitterten die Krystalle und wurden unansehnlich, ein Zeichen, daß sich Krystall- wasser verflüchtigte. Da die Verbindung an heißen Julitagen be- reitet war, so wurde auch bei Bestimmungen des Wassergehaltes ein etwas niedriger Wert gefunden und demgemäß zuweilen in lufttrocken verbranntem Jodmethylat ein zu hoher Kohlenstoff - gehalt. \V a s s e r g e h a 1 t im 1 u f 1 1 r o c k e n e n J o d in r t li y 1 a t. 0,4990 g Substanz verloren bei 105° 0,0202 g = 4,04% H,0. 0,5111 g Substanz verloren bei 105° 0,0190 g = 3,70% H 2 0. 0,2971 g Substanz verloren bei 105° 0,0100 g = 3,37% H 2 0. 0,2842 g Substanz verloren bei 105° 0,0100 g = 3,51% H 2 0. V*e,r brennung des lufttrockenen Jodmet hylata. 0,1392 g Substanz gaben 0,2653 g CO, = 51,98% C und 0,0681 g H 2 = 5,47% H. 0,1255 g Substanz gaben 0,24 g CO a = 52,15% C und 0.0648 g H 2 () - 5,78% H. 0,1337 g Substanz gaben 3,9 ccm N bei 17,5° und 765 mm Druck, entsprechend 3,38% N. Zwei Proben mit zu niedrig gefundenem Wassergehalt gaben 52,63% C und 52,35% C. Jodgehalt des lufttrockenen Jodmethylat s. 0,1241 g Substanz gaben 0,0662 g AgJ = 28,87% J. 0,1324 g Substanz gaben 0,0707 g AgJ = 28,87% J. 0.1375 g Substanz gaben 0,0740 g AgJ = 29,10% J. 0,1423 g Substanz gaben 0,0768 g AgJ = 29,16% J. Berechnet f. d. Formel Gefunden: C 18 H 19 NO,.CH 3 J+H 2 0: 1. . 2. 3. 4. 5. 6. 7. C = 51,70 51,98 52,15% — — — — H == 5,44 5,47 5,78% — — — — N = 3,17 — — 3,38% — J = 28,82 — — — 28,87 28,87 29.10 29,16% Für das b e i 105 ° getrocknete Jodmethylat ergab die Elementaranalyse folgende Werte: 0,1500 g Substanz gaben 0.25)7:1 g CO, = 54,05% C und 0,0807 g H 2 = 6,01% H. 1 2* ISO .T. Tröger u. H. Runne: Angosturaalkaloide. 0,1361 g Substanz gaben 0.2705 g CO, mt 54,12% C und 0,0699 g H 2 = 5,76% H. 0,1353 g Substanz gaben 0,2688 g C0 2 = 54,18% C und 0,0693 g H 2 s= 5,73% H. 0,1210 g Substanz gaben 0,2398 g C0 2 = 54,05% C und 0,0592 g H 2 = 5,47% H. Bei der Bestimmung des Halogengehaltes gaben 0,1109 g ge- trockneter Substanz 0,0611 g AgJ, entsprechend 29,8% J, und 0,1428 g Substanz 0,0786 g AgJ - 29,75% J. Berechnet für die Formel Gefunden: C 18 H ]9 N0 2 .CH 3 J: 1. 2. 3. 4. 5. 6. C = 53,90 54,05 54,12 54,18 54,05% — — H = 5,20 6,01 5,76 5,73 5,47% — — N = 3,31 ______ J = 29,98 — — •— — 29,80 29,75% Ein von H. Beckurts und G. Frerichs stammendes, wiederholt umkrystallisiertes Kusparein gab ein Jodmethylat mit genau denselben Eigenschaften, die das obige Jodmethylat zeigt; es ist seiner Zusammensetzung, seiner Krystallform und seinem Schmelzpunkt nach damit gleichbedeutend. 0,3919 g Substanz verloren bei 105° 0,0136 g H 2 = 3,47% H a O 0,4770 g Substanz verloren bei 105° 0,0174 g H 2 = 3,65% H 2 0. 1 Mol. C 18 H 19 NO,.CH 3 J + H 2 verlangt 4,01% H 2 0. 0,1128 g bei 105° getrockneter Substanz gaben 0,2243 g C0 2 = 54,24% C und 0,0552 g H 2 = 5,47% H. 0,1343 g Substanz gaben 0,0742 g AgJ = 29,84% J. 0,1564 g Substanz gaben 0,0862 g AgJ = 29,81% J. Damit ist die für das Jodmethylat des Kuspareins aufgestellte Formel bestätigt. Das von Ullmann und Wenner 1 ) in neuerer Zeit als Alkylierungsmittel der verschiedensten Körperklassen mit so vielem Erfolge verwandte Methylsulfat blieb beim Kuspare'in ohne Wir- kung. Wie andere inerte Basen, so reagierte auch Kusparein gegen Methylsulfat nicht in der Kälte. Auch in der Hitze vermochte es sich nicht damit zu vereinigen. Auch Benzylchlorid ließ sich nicht in der Weise wie Jodmethyl an den Stickstoff anlagern. Um den Beweis, daß im Kusparein eine tertiäre Base vorhegt, noch auf andere Weise als durch die Bestimmung des Jodgehaltes des Jodmethylats führen zu können, wurde ein Platinsalz des Chlor- methylats dargestellt und auf seinen Platingehalt geprüft. ') Ber. 33, 2476. J. Trö"ger u. H. Runue: Angosturaalkaloide. IR1 Platinsalz des Kuspareinchlonnethylals (C 18 H ]9 N0 2 .CH 3 Cl) 2 .PtCl 4 + H 2 0. Wird eine wässerige Lösung des Kuspareinjodmethylats mit feuchtem Chlorsilber im Erlenmeyer- Kolben geschüttelt und sein Filtrat, das das leichtlösliche Chlormethylat enthält, mit Platinchlorid versetzt, dann scheidet sich ein goldgelber Nieder- schlag ab, der sofort von dem überschüssigen Fällungsmittel ab- gesogen und nachgewaschen werden muß, weil sonst bei kurzem Liegen an der Luft eine Oxydation eintritt, die den Körper immer tiefer rot färbt. Ein gut nachgewaschener Körper verändert sich selbst bei längerem Liegen im Exsikkator nicht. Das Platinsalz bildet unter dem Mikroskope unansehnliche Krystallgebilde. Es sintert bei 85° und schmilzt bei 150° unter Schäumen. Es enthält ein Mol. Krystallwasser. 0,0952 g Substanz verloren bei 105° 0,0016 g = 1,68% H 2 0. 0,1138 g Substanz verloren bei 105» 0,0018 g = 1,58% H 2 0. 0,0952 g Substanz enthielten 0,0178 g Pt = 18,69% Pt. 0,1138 g Substanz enthielten 0,0214 g Pt = 18,80% Pt. 0,1748 g Substanz enthielten 0,0332 g Pt = 19% Pt. Ein Platinsalz von der Formel (C ls H 19 N0 2 .CH 3 Cl) 2 .PtCl, + H 2 verlangt 1,76% H 2 und 19,1% Pt, Das Platinsalz ließ sich auch aus der Methylammoniumbase des Kuspareins darstellen. Wurde die wässerige Jodmethylat- lösung mit feuchtem Silberoxyd digeriert, und das Filtrat mit über- schüssiger Salzsäure und danach mit Platinchlorid versetzt, dann bildete sich ein Platinsalz, das genau so zusammengesetzt war wie das vorige. 0,0596 g dieses Salzes verloren 0,001 g = 1,67% H 2 0. 0,0596 g dieses Salzes enthielten 0,0114 g Pt = 19,12% Pt. Hof mann' scher Abbau der Kuspare'inniethylanimoniumbase. Da beim Anlagern von Jodmethyl an Kusparein sich eine quartäre Verbindung gebildet hat, wie eben bewiesen ist, so hegt wie im allgemeinen bei Pflanzenbasen auch im Kusparein ein ter- tiäres Amin vor. Beim Behandeln des Jodmethylats mit feuchtem Silberoxyd Heß sich denn auch die quartäre Ammoniumbase in wässe- riger Lösung gewinnen, die stark alkalisch reagierte. Diese stark alkalische Reaktion beweist schon an und für sich, daß bei der Bil- dung des Jodmethylats nicht eine bloße molekulare Anlagerung stattgefunden hat, demi sonst wären die starken basischen Eigen- schaften der Ammonium Verbindung nicht zu erklären. Dieser Hin- 182 J. Tröger u. H. Runne: Aiigosturaalkaloide. weis erscheint berechtigt, Weil beim Hofman n'schen Abbau das Alkaloid zurückgewonnen wird unter Freiwerden von Methyl- alkohol. Während in den quartären Ammoniumverbindungen sonst die Methylgruppe fester gebunden ist als die übrigen Glieder, ist sie hier nur locker gebunden. Beim Verkochen der wässerigen Lösung der Ammoniumbase ging nämlich das freie Alkaloid über und ließ sich auch von den kälteren Stellen des Destillierkolbens, an denen es sublimiert war, ablösen und in seinen stark entwickelten weißen Nadeln vom Schmelzpunkt 56° zurückerhalten* C 18 H 19 N0 2 .CH 3 OH = C 18 H J9 N0 2 + CH 3 OH. Zinkstaubdestillation des Kuspare'ins. In der Zinkstaubdestillation hat man ein anderes Mittel, die Alkaloide auf ihren Kern abzubauen. Diese Reaktion hat bei allen Pyridin- und Chinolinbasen recht gute Dienste getan. Sie greift den Ring so kräftig an, daß zumeist alle Seitengruppen, in sauer- stoffhaltigen Alkaloiden der Sauerstoff, in sauerstofffreien Basen auch die von der Hydrierung herrührenden Wasserstoffatome, voll- ständig weggenommen werden und nichts weiter übrig bleibt als der bloße Pyridin- oder Chinolinkern. Kusparein wurde, mit überschüssigem Zinkstaub vermischt, in einer Wasserstoffatmosphäre in einem Rohr aus schwer schmelz- barem Glase erhitzt. Die übergehenden Dämpfe wurden durch mehrere salzsäurehaltige Waschflaschen geleitet. Beim Einengen der vermischten Flüssigkeiten schied sich auf Zusatz von Platin- chlorid nach einigem Stehen ein gut ausgebildetes, gelbes Platin- salz ab, das bei 219° bis 221° schmolz. Wie sich aus der Analyse des Platinsalzes ergibt, hat man es hier mit einem Chinolinplatin- salz zu tun. 0,0604 g Substanz gaben 0,0703 g C0 2 = 31,74% C und 0,011 g H 2 = 2,37% H. 0,0604 g Substanz enthielten 0,0175 g Pt = 28,97% Pt. Berechnet auf Chinolinplatinchlorid (C 9 H 7 N) 2 . PtCl 6 H 2 : Gefunden : C = 32,30 31,74% H = 2,39 2,37% Pt = 29,17 28,97% Im Kusparein hegt demnach ein Chinolinabkömmling vor. In der Hoffnung, auch auf oxydativem Wege einen Beitrag zur Feststellung der chemischen Zusammensetzung des Kuspareiins hefern zu können, wurden nun auch Spaltungsversuche mit Kalium- .1. Tröger u. II. Runne: Angosturaalkaloido L83 dichromat und Schwefelsäure, mit Kaliumpermanganat in saurer und alkalischer Lösung, sowie mit Salpetersäure gemacht. Schon H. Beckurts und G. F r e r i c h s klagen, daß Kusparein dabei wohl eine blutrote Lösung gibt, daß aber fast nur harzige oder teer- förmige Produkte entstehen. Etwas anderes läßt sich auch von den neueren Versuchen nicht berichten. Eine ganze Reihe von Oxydationsmitteln, außer den oben genannten, so z. B. Platin- chlorid, Chlorkalk, Eisenchlorid, Quecksilberoxyd in alkalischer Lösung gaben höchstens unansehnliche rote Abscheidungen. Da Kusparei'11 in schwefelsaurer Lösung beständig war, so schien Braun- stein, mit dem W ö h 1 e r dio Oxydation des Narkotins zur Opian- säure gelang, anwendbar zu sein. Aber ebensowenig wie Bleisuper- oxyd in Gegenwart von 50% Essigsäure, ein Reagens, mit dem sich Opiansäure zur Hemipinsäure oxydieren ließ, war Braunstein emp- fehlenswert. Nun schien es, wie wenn sich die Oxydation unter Anwendung von Lösungsmitteln, wie Essigsäure, die selber den ■stärksten Oxydationsmitteln gegenüber beständig ist, leiten ließ. Ein Versuch, Kusparein in Eisessiglösung mit rauchender Salpeter- säure auf dem Wasserbade zu oxydieren, führte zu einem schein- bar nicht verharzten Körper von gelbbrauner Farbe, der aber leider aus keinem Lösungsmittel krystallinisch ausfiel. In Alkohol schmolz auch dieser Körper teerartig zusammen, weshalb auch der beim Kusjmrin erfolgreich beschrittene Weg der Darstellung einer Nitro- base hier wieder aufgegeben werden mußte. Als endlich auch Wasserstoffsuperoxyd in Acetonlösung weder in der Kälte noch in der Wärme angreifen wollte, mußten die zahlreichen Oxydations- versuche des Kusparins als aussichtslos preisgegeben werden. Eine Hydrierung des Kuspareins mit metallischem Natrium ließ sich ebenfalls nicht ausführen. B. Galipoidin C 19 H 15 N0 4 . Diese Base findet sich unter den Sulfaten, die bei der Rinderverarbeitung aus dem essigsauren Extraktauszuge auf Zusatz von Schwefelsäure ausfallen. Nimmt man die mit Ammoniak freigemachten Alkaloide, eine graugelbe Masse, mit Ligroin auf, dann bleibt eine Base ungelöst, die aus Alkohol gereinigt werden kann. Ein Teil des Rückstandes war in Alkohol leicht löslich, der Rest wurde mit viel Alkohol ge- kocht und fiel beim Erkalten zuerst bräunlich, dann in schön weißen Nadeln vom Schmelzpunkt 233° aus. Auch aus dem in Alkohol leicht löslichen Anteil konnte nach dem Eindunsten und Behandeln 184 J. Tröger u. H. Runne: Angosturaalkaloide. mit Benzol, worin die neue Base unlöslich ist, noch eine kleine Menge der Base vom. Schmelzpunkt 233° gewonnen werden. J. Tröger und O. Müller 1 ), die diese Base nach dem eben beschriebenen Verfahren entdeckten, erkannten darin ein neues Alkaloid. Im ganzen stand etwa 1 g davon zur Verfügung. Es ist in Ligroin, Petroläther, Benzol unlöslich, schwer löslich in heißem Alkohol und zeigt in alkoholischer Lösung Fluoreszenzerscheinungen. Es bildet ein schön krystallisierendes Platin- und Goldsalz. Mit der kleinen Menge ist es gelungen, die Molekularformel des neuen Alkaloids, für das der Name Galipoidin vorge- schlagen wird, sowie die Zusammensetzung seines Platin- und Goldsalzes festzustellen. Hier mußte besonders das Platinsalz dazu dienen, die Größe des Molekulargewichtes zu ermitteln. Durch die Analyse wurde für Galipoidin die Formel C 19 H 15 N0 4 gefunden. Das Alkaloid krystallisicrt ohne Krystallwasser oder Alkohol, denn bei 105° nahm sein Gewicht nicht ab. 0,0671 g Substanz gaben 0,1757 g C0 2 = 71,41% C und 0,0277 g H 2 = 4,61% H. 0,0779 g Substanz gaben 0,2034 g C0 2 = 71,21% C und 0,0325 g H 2 - 4,66% H. 0,0647 g Substanz gaben 0,1686 g C0 2 = 71,07% C und 0,0283 g H 2 = 4,89% H. 0,1125 g Substanz gaben 4,9 cem N bei 17,5° und 748,5 rnm Druck, entsprechend 4,9% N. Berechnet auf die Formel Gefunden : C 19 H ]5 N0 4 : 1. 2. 3. 4. C = 71,03 71,41 71,21 71,07% — H = 4,67 4,61 4,66 4,89% — N = 4,36 — - 4,9% Platinsalz des Galipoidins (C 19 H 15 N0 4 ) 2 .H 2 PtCl 6 + 2i/ 2 H 2 0. Das Platinsalz fällt aus wässerig salzsaurer Lösung ölig aus. Aus alkoholischer Salzsäure läßt es sich in Form schöner, breiter, gelber Prismen erhalten. Es zersetzt sich bei 158° unter Kohleab- scheidung. Sein Kry Stallwassergehalt beträgt 2% Mole H 2 0, ent- sprechend 4,28%. Wasserbestimmung im Platinsalz bei 105°. 0,0727 g Substanz verloren 0,0030 g = 4,12% H 2 0. 0,1148 g Substanz verloren 0,0046 g = 4% H 2 0. 0,0786 g Substanz verloren 0,0031 g = 3,94% H 2 0, J ) Arch. d, Pharm. 248, 5. I. Tröger u. H. Ranne: .\ii<_ r <>sturaalkaloi. II. 1911.) In diesem Archiv, Bd. 248, Seite 303, befindet sich die Be- antwortung der Preisaufgabe, welche durch die Hagen - Bu c ho lz -Stiftung des Deutschen Apotheker- Vereins aus- geschrieben wurde. Sie lautete: ..Es wird eine vergleichende Unter- suchung der zur Wertbestinimung von Folia Coca vorgeschlagenen Verfahren verlangt." Ueber die preisgekrönten, von den Herren E. B i e r 1 i n g, K. P a p e und A. Viehöver eingelieferten Arbeiten, die einer kritischen Durchsicht unterzogen sind, wird zusammenfassend berichtet. Es möchte mir erlaubt sein, folgende Bemerkungen hieran zuzufügen. Auf Seite 320 wird mitgeteilt, daß bei der Extraktion mit Petroläther eine sehr beständige Emulsion entsteht. Diese kann aber leicht und schnell beseitigt werden, wenn man die Salzsäure- lösung mit der Emulsion in ein Becherglas bringt und den Petrol- äther durch Einführen von einem Luftstrom wegschafft. Einige Bestimmungen, welche mit Aether und Petroläther ausgeführt wurden, gaben für das letzte Lösungsmittel wieder etwas höhere Resultate. Der Unterschied ist aber nicht groß. Canadol : Aether: A. 1,47 1,46 1,42 1,42 Auf Seite 328 heißt es: „Am besten werden diese Fehler ver- mieden, wenn man die Blätter mit einem Extraktionsmittel erschöpft und dieses dann vollständig weiter verarbeitet, wie es z. B. bei dem neuesten Verfahren de J o n g's (No. 15) der Fall ist. Da aber diese Verfahren auf eine Perkolation oder Extraktion im S o x h 1 e t - sehen Apparat hinauslaufen und dadurch etwas umständlich werden, so ist es zweckmäßiger, bei den einfacheren Ausschüttelungs- methoden den Fehler, der durch die Verdunstung des Act her 's entsteht, mit in Kauf zu nehmen, ihn aber durch ein passendes Filtrieren möglichst zu verkleinern." Hiermit bin ich nicht ein- verstanden. Wenn man die Quantität eines Körpers bestimmen soll, so muß man das Verfahren gebrauchen, welches so genau wie möglich die Quantität bestimmt, und soll man keine einfachere Bestimmungsmethode anwenden, welche um ein oder mehr zehntel Aroh. d. Pharm. CCXXXX1X. Bds. 3. Heft. 14 2iO A. W. K. de .long: Wertbestunmtmg der Goc&hVa,ti3t. Prozente in den Resultaten abweicht. Das Resultat einer Analyse soll für den Käufer und den Verkäufer gleichen Wert haben. Wenn man zu wenig bestimmt, so bedeutet dies einen Verlust für den Verkäufer; bestimmt man zu viel, so hat der Käufer Recht zu klagen. Wenn nun auch die Extraktion etwas umständlich ist (was ich aber nicht zugebe, da, wenn der Apparat fertig ist, die Extraktion keine Mühe macht)', so muß man doch diese gebraueheil, da sie nur die richtigen Zahlen gibt. Auch wenn man imstande Mar, jeglichen Verlust des Lösungs- mittels zu umgehen, so würde doch die Ausschüttelungsmethode immer noch zu wenig Alkaloid ergeben. Für dasselbe Muster, wovon die Extraktionsbestimmungen ausgeführt wurden, wurde nach meiner alten Methode 1,21 und 1,19% Alkaloid gefunden. Läßt man 24 Stunden mit Aether stehen, um die Extraktion vollständiger zu machen, so bekommt man auch noch etwas mehr, nämlich 1,36 und 1,38%, aber immer noch ein zehntel Prozent weniger als bei totaler Extraktion gefunden wurde. Die Ursache hiervon ist folgende: Wenn man ein Extraktions- mittel auf die Blätter gießt, so geht das Alkaloid langsam in Lösung, hat also einige Zeit dafür nötig. Wenn die Lösung nun Alkaloid enthält, so wird einmal ein Gleichgewichtszustand eintreten zwischen der Quantität, welche in Lösung ist und der, welche sich in den Blättern absorbiert befindet. Wenn nun das Lösungsmittel fort- genommen und neues zugefügt wird, so wird wieder eine Quantität Alkaloid den Blättern entzogen. Folgende Versuche lassen dieses Verhalten deutlich erkennen. In einer Flasche wurden 25 g Blätter, 10 ccm Ammoniak und 165 g gekühlter Aether gebracht. Nach einer halben Stunde wurde wieder mit Eis gekühlt, eine Quantität der Lösung filtriert und die Quantität des Alkaloids darin bestimmt. Eine gleiche Quantität Aether wurde hierauf zu den Blättern zugefügt, am folgenden Tage wieder nach Kühlung eine Quantität der Lösung abfiltriert usw. Folgende Quantitäten Alkaloid wurden erhalten: Nach Y 2 Stunde 1 Tag 3 Tagen 4 Tagen Anzahl filtrierte Gramm Lösungsmittel 68 62,5 69,9 57.7 .Alkaloid, Gramm 0,118 0,077 0,055 0,031 Berechnet man aus diesen Zahlen wieviel Alkaloid in der Lösung war, so findet man: A. \V. K. de .Ion«:: Wertbeetimmung der Cocablättar. -II Nach ' _. Stunde l Tag 3 Tagen 4 Tagen Alkaloid bestimmt 0,118 0,195 0,250 in der Lösung . . . 0,287 0,203 0,130 0,089 total 0,287 6,321 0,325 0,339 Ein gleiches Experiment wurde mit Canadol (150 g) als Ex- trakt ionsmittel ausgeführt. Nach K Stunde 1 Tag 3 Tagen 4 Tagen Anzahl filtrierte Gramm U ^ungsmittel 55,3 59,5 69,5 61,9 Alkaloid, Gramm 0,102 0,076 0,063 0,035 Hieraus findet man: Nach y 2 Stunde 1 Tag 3 Tagen 4 Tagen Alkaloid bestimmt — 0,102 0,178 0,241 in der Lösimg . . . 0,277 0,192 0,136 0,085 total 0,277 0,294 0,314 0,326 Für diese Versuche wurde dasselbe Blattmuster angewendet. Daß die Blätter imstande sind, Alkaloid zu adsorbieren, geht aus dem folgenden Versuche hervor. Zu 25 g Blätter, welche durch Canadol ihres Alkaloids voll- ständig beraubt Maren und eine alkalische Reaktion zeigten, wurden 200 ccm gekühlter Aether-Alkaloidlösung zugefügt. Nach einer halben Stunde Schütteln und darauffolgendem 24 Stunden langem Stehen wurde gekühlt, 100 ccm abfiltriert und hierin das Alkaloid bestimmt. Quantität Alkaloid in 100 ccm. Ursprünglich anwesend : Nach Stehen mit den Blättern : Adsorbiert : 1,037 g 0,892 g 0,145 g 0,253 g 0,228 g 0,025 g Hieraus geht klar hervor, daß man durch die Ausschüttelungs- methoden niemals imstande sein wird, die richtige Quantität Al- kaloid zu erhalten. Wenn man trotzdem Werte erhält, welche dem u-irklichen Gehalt sehr nahe stehen, so hat man andere Fehler gemacht. Sind diese immer gleich groß, so wird es möglich sein, sie zu korrigieren, aber wenn sie, wie Verdunstungsfehler, eine zufällige Größe haben, wodurch verschiedene Untersucher ver- schiedene Resultate erhalten werden, so wird die Korrektion im allgemeinen nicht möglich sein. Auf Seite 328 wird mitgeteilt: „Unzweckmäßig ist bei de Jong's Methode der große Wasserzusatz, der bei den gewählten Mengen der Blätter und des Aethers zur Abscheidung des Aethers nötig ist. Infolge der großen Wassermenge wird das Kokain durch 14* 212 A. W. K. de .long: Wertbesthmmung der ('orablätter. Aether nicJit so vollständig ausgezogen wie bei einer geringeren Menge Wasser und dadurch sind die Resultate nach de J o n g's Methode geringer wie nach der von Panchaud." Und auf Seite 326: „Daß der größere Gehalt der nach Panchaud's Methode gefunden wird, tatsächlich durch Alkaloid und nicht durch andere Stoffe verursacht wird, darf man bei der Aehnlichkeit der beiden Methoden wohl annehmen. Und daß dafür das zum Zusammenballen des Pulvers dienende Wasser die Ursache ist, geht daraus hervor, daß der Zusatz oder das Fortlassen des Wassers der wesentliche Unterschied zwischen den Methoden ist. Panchaud hat im übrigen nur die Menge des ätherischen Aus- zuges, die weiter verarbeitet wird, verringert, die Ausschüttelung des Kokains mit Salzsäure bzw. Aether verbessert und eine Reini- gung^ des Kokains von flüchtigen Alkaloiden durch Wegkochen von Aether vorgeschrieben." Diese Behauptung, daß der Wasserzusatz die Ursache für den geringer gefundenen Gehalt von Alkaloid ist, kann jedoch nicht richtig sein. Das Wasser wird doch erst zugefügt, nachdem das Alkaloid schon durch den Aether aufgenommen ist. Im Gegen- teil sollte man einen höheren Gehalt durch die Zugabe von Wasser erwarten, denn wenn zu einer Aether-Alkaloidlösung Wasser ge- geben wird, so sollte vom Aether mehr in dem Wasser gelöst werden, wie vom Alkaloid, das doch in Wasser unlöslich ist. Die Wasser- zugabe sollte also die Quantität des Aethers stärker vermindern als die des Alkaloids; die Konzentration des Alkaloids müßte somit größer werden und mithin ein größerer Gehalt an Alkaloid gefunden werden. Daß die Zugabe von Wasser tatsächlich den gefundenen Gehalt des Alkaloids erhöht, geht aus folgenden Bestimmungen hervor : Meine alte Methode mit Eiskühlung. Ohne Wasser: Mit Wasser: A. 1,18 1,15 Mittel 1,17 1,21 1,19 Mittel 1,20 B. 1,38 1,42 Methode Panchaud's (mit Eiskühlung). Ohne Wasser: Mit Wasser: A. 1,17 1,10 Mittel 1,14 1,19 1,15 Mittel 1,17 Der Unterschied ist gering. Die Ursache muß also eine andere sein. Bei der Methode Panchaud 's wird der Aether nicht ge- kühlt, bei meiner Methode aber wohl. Die Möglichkeit ist nahe- liegend, daß die Verdunstung des Aetlicrs den Unterschied bedingt. \. \Y. K. de Jong: Wertbeatimmung der Cocabl&ttex. 313 Meine alte Methode gab folgende Werte: Ohne Efekühlung: Mit Eiskühlung: ,\. 1.28 1.2!» MitteU 1,29 1.21 [,19 Mitte] 1,20 Methode ]' a n c h a u d's. Ohne Eüakühlung: Mit Eiskühlung: A. 1,32 1.27 Mittel 1,30 1.17 1,10 Mittel 1,14 Wie hieraus hervorgeht, hat das XieliLkühlen einen sehr großen Einfluß. In Europa wird derselbe vielleicht etwas weniger Bein, wie liier in den Tropen. Daß die Verdunstungsfehlei verschiedenen Wert haben können, ist aueli leicht aus der Tabelle VII (S. 332) zu ersehen. Bei Muster I. X und XI haben die Methoden P a n c h a u d's und Kell e r 's höhere, bei VIII niedrigere Werte ergeben, und bei IX hat die Methode P a n c h a u d's gleiche und die von Keller geringere Werte wie die vollständige Extraktion geliefert. Der Alkaloidgehalt der gebrauchten Muster ist nicht groß, wodurch auch die Verdunst unjrsfehler nicht so stark hervortreten. Hätte man Blätter mit ungefähr 2% Alkaloidgehalt benutzt, so würden viel größere Unterschiede gefunden worden sein. Die Abänderung von V i e h ö v e r (S. 335) ist nicht besser, da er vorschreibt: , .Filtriert darauf soviel als möglich", wodurch die Zeit des Filtrierens länger und also auch der Verdunstungs- verlust größer wird. Auch wird der eine Untersucher mehr filtrieren wie der andere, und werden daher die Bestimmungen von ver- schiedenen Untersuchern keine gleichen Resultate geben. Noch möchte ich bemerken, daß das dreimalige Ausschütteln wie es P a n c h a u d vorschreibt und es durch V i e h ö v e r über- nommen wird, nicht notwendig ist, da man mit zweimaligem Aus- schütteln dasselbe Resultat erzielt. Es ist unzweckmäßig drei- mal auszuschütteln, wenn zweimal schon genügt. Dann wird auf Seite 320 mitgeteilt, daß durch Gebrauch von stärkerer Salzsäure rein ätherische Auszüge in viel geringerem Maße Emulsionen bilden wie durch die 1 2%ige. Wie aus folgenden Versuchen hervorgeht, trifft das nicht zu. Durch 1 o stündiges Schütteln von 75 g Blätter mit 30 cem Ammoniak und 600 ccm Aether, wurde eine Aether-Alkaloidlösung hergestellt. Hiervon wurden 100 ccm mit 50 cem, ein gleiches Volum mit 100 ccm %%iger und 100 com mit 50 ccm 2° () igcr Salzsäure 2 Minuten tüchtig geschüttelt. Nach dem Absetzen wurde die SaJzsaurelöeung mit der Emulsion und einem Teil des Aethera in einen Meßzylinder gebrachl und nacli einer halben Stunde 214 K. Rupp u. F. Lehmann: Bestimmung der Nitrite. die Quantität der Emulsion abgelesen. Sie war für alle drei gleich groß, nämlich 3 ccm. Es hat also keinen Vorteil, stärkere Salz- säure zu gebrauchen. Da die Alkaloide durch Säure leicht ver- ändert werden, so ist es besser H%ige Salzsäure zu benützen. Weiter möchte ich bemerken, daß Petroläther auch d-Is- atropylkokain extrahiert (Seite 334); diese Verbindung ist zwar in Petroläther wenig löslich, aber die Extraktion dauert lange genug, um dieselbe ganz und gar aus den Blättern in Lösung zu bekommen. Im Anfang sind auch Kokain, Cinnamylkokain und andere Stoffe zugegen, welche die Löslichkeit von 6-Isatropylkokain sehr wahrscheinlich erhöhen werden. Unverständlich ist es, daß bei Javablättern No. IV die Ti- tration das nämliche Resultat wie die Gewichtsanalyse gegeben hat. In den Javablättern befindet sich doch größtenteils Cinnamylkokain und Isatropylkokain, wofür man nicht den Faktor 0,00303 sondern 0,00329 gebrauchen soll. Im allgemeinen kann die Titration niemals genaue Resultate geben, da das Alkaloid ein Gemenge ist von Körpern mit verschiedenen Molekulargewichten. Buitenzorg, Dezember 1910. Agricultur-chemisches Laboratorium. lieber eine neue Bestimmungsweise für Nitrite. Von E. Rupp und F. Lehmann- Königsberg. (Eingegangen den 13. II. 1911.) Die Handelssorten salpetrigsaurer Salze können bei äußer- lich gleicher Beschaffenheit recht erhebliche Schwankungen im Nitritgehalt aufweisen. Es spielt daher die Gehaltsbestimmung eine wichtige Rolle bei diesen Präparaten. Das trifft insbesondere auch für das mit Ausgabe V des Deutschen Arzneibuches offizineil gewordene Natrium nürosum zu. Ein solches kann den vom Arznei- buch geforderten qualitativen Prüfungen genügen und dennoch einen namhaften Gehalt an Nitrat aufweisen, also reine oder technische Ware hinsichtlich des Nitritgehaltes repräsentieren. Betrachtet man die beiden praktisch allein in Frage kommen- den Bestimmungsweisen, die Permanganat-Methode und das im Azo- betriebe der Farbfabriken mit Vorliebe angewandte Sulfanilsäuiv- Verfahivu. so findet man, daß sich weder das eine noch dir andere B. Efcupp u. F. Lehmann: Bestimmung der Nitrite. -I."» den maßanalytischen Lösungen des Arzneibuches anpal.it. Diese Erwägung mag bei der Abfassung des betr. Arzneibuchartikels zum Verzicht auf eine Gehaltsbestinimung geführt haben, wählend z. B. das Schweizer Arzneibuch eine solche Beschränkung nicht übt, da ea unter Beinen volnmetrisohen Lösungen eine '' .„-lVnnanganat- lösung führt. Eventuell konnte noch die jodometrische Reduktions- niethode von R aschig 1 ) in Betracht gezogen weiden. Da dies«' jedoch ein Arbeiten unter absolutem Luftabschluß erfordert, würde andererseits wieder ein Kipp'scher Apparat für Kohlendioxyd- Entwickelung notwendig geworden sein. Es zeigte sich nun, daß Salpetrigsäure in glatter Reaktion durch Brom oxydierbar ist. HNO., + 2Brf H 2 = HN0 3 -£ 2HBr. Dies heße sich zur Nitritbestimmung in der Weise verwenden, daß mit Bromwasser bekannten Gehaltes umgesetzt und der Halogen- überschuß jodometrisch zurückgemessen wird: Da jedoch die Flüchtigkeit des Broms eine ständige Neuermittelung des Titeis erforderlich machte, ist es rationeller, mit naszentem Brom zu operieren, das aus saurer Bromat-Bromidlösung entwickelt wird. KBr0 3 + 5 KBr + 6 H 2 S0 4 = 6 Br + 6 KHS0 4 + 3 H,0. 167,02 595 479,52 Diese ehedem von S e u b e r t 2 ) vorgeschlagene Methode zur Elntwickelung bestimmter Brommengen hat nunmehr bekannter- maßen für die Beckurts- Koppeschaar 'sehe Phenol- bestimmung 3 ) Eingang ins Arzneibuch gefunden. Es sind hierfür vorgesehen : • I. n UJ0 Kaliumbromatlösung aus 1,6702 g KBr0 3 im Liter. II. Kaliumbromidlösung aus 6 g getrocknetem KBr im Liter. Zu gleichen Volumteilen in saurer Lösung miteinander gemischt, gelangen nach obiger Gleichung berechenbare Brommengen zur Ent- wickelung. Dieses offizineile Reagentienmaterial haben wir der Salpetrig- säure-Bestimmung nutzbar gemacht, indem ein gemessenes Volum der Nitritlösung mit einem reichlichen Leberschuß gleicher Volumina Bromat-Bromidlösung gemischt und hierauf mit Schwefelsäure an- gesäuert wird. Xach entsprechender Reaktionsdauer setzt man durch Jodkaliumzusatz den Bromüberschuß in Jod um und titriert dieses mit Thiosulfat. a ) Berl. Ber. 38, 3911. 2 ) Aren. d. Pharm. 18, 321. -! [bid. 24, 561. 211) E. Rupp u. F. Lehmann: Bestimmung der Nitrite. Die Resultat berechnung entspricht den Ansätzen : 1 KBr0 3 = 6Br=6J = 6 Thiosulfat, IHNOo = 2Br 1 HN0 2 = 2 Thiosulfat. 0,00235 g HNO, oder 0,0019 g N 2 3 oder 0,00345 g NaNO, oder 0,00426 g KN0 2 = 1 com »/io Thiosulfat. Zu nachstehenden Versuchsreihen diente eine Natriumnitrit- lösung, deren Gehalt mittels Chamäleonlösung nach Lunge zu 0,5071 g NaN0 2 in 100 ccm festgelegt worden war. Nach der Be- rechnung entsprechen 10 ccm derselben == 14,7 ccm "/ 10 Thiosulfat. Die Bromatlösung war exakt zentinormal, also 50 ccm = 30 ccm 'Vio-Thiosulfat. 1. 10 ccm Nitrit -f 50 ccm Bromat + 50 ccm Bromid +10 ccm verdünnte Schwefelsäure vor Jodkaliumzusatz und Titration 5 Minuten bis 15 Stunden stehen gelassen: rj ■. i Thiosulfat-Verbrauch Zeitdauer (Sollwer t 14,7 ccm) 5 Minuten 11,00 ccm Unsicher wegen Nathbläuens 10 „ 13,10 „ 15 ,, 14,70 „ 30 „ 14,70 ., 1 Stunde 14,72 „ 3 Stunden 14,70 „ 15 „ 14,75 „ 2. Nitritmengen variiert von 5 — 15 ccm bei halbstündiger Oxydationsdauer : AT .. •* i Thiosulfat- Nitritvolum Verbrauch Sollwert 5 ccm 7,40 ccm 7,35 ccm 10 „ 14,71 ,, 14,70 .., 15 „ 21,40 „ 22,05 „ Bläut nach 15 „ 22.00 „ 22,05 „ Nach 4 Stunden normal Aus den Versuchsreihen ergibt sich, daß bei reichlichem Brom- überschuß eine halbstündige Oxydationsdauer mit Sicherheit aus- reichend ist. Eine längere Reaktionsdauer ist unschädlich. Nur in solchen Fällen, wo mehr als etwa die Hälfte vorhandenen Broms oxydativ verbraucht wird, würde eine mehrstündige Reaktions- dauer in Frage kommen. Unvollständig oxydierte Proben geben sich beim Austitrieren mit Thiosulfat und Stärkelösung durch sofortiges intensives Nachbläuen zu erkennen, während fertige Proben sich mindestens einige Minuten farblos erhalten. Betreffs der zur Bindung überschüssigen Broms erforderlichen Jodkaliummenge wurden 0,5 g als ausreichend befunden. Durch kräftiges Schütteln und kurzes Stehenlassen wird für eine quanti- tative Absorption der in der Flaschenatmosphäre vorhandenen Bromdämpfe Sorge getragen. E. Kupp u. K. Lehmann: Bestimmung der \itritc-. - 1 7 Mit Beachtung dieser Punkte ergibl sich folgende Gehaltsbestimmung von Natrium nitrosum. 2,5 g einer zerriebenen Durchschnittsprobe löst man zu 500 ecm in Wasser auf. 10 ecm dieser Lösung pipettiert man in eine 250 g- Glasstöpself lasche und läßt je 50 com Bromat- und Bromidlösung zufließen (für die Bromidlösung genügt ein Abmessen im Maßzv linder). Hierauf säuert man mit ca. 10 ecm verdünnter Schwefelsäure an. verschließt die Flasche sofort, schwenkt um und stellt vor Licht geschützt beiseite. Nach 30 Minuten fügt man 0,5 g Jodkalium hin- zu, schüttelt kräftig durch und titriert nach zwei Minuten das aus- geschiedene Jod mit " , n Thiosulfat und Stärkelösung. Die Anzahl verbrauchter Kubikzentimeter ' , Thiosulfat ist von 30 in Abzug zu bringen, der Rest gibt mit 0,00345 multipliziert die in 0,05 g angewandter Substanz enthaltene NaNOo-Menge. Betrachtet man, wie etwa billig, ein 97%igC8 Präparat als Mindestforderung, so entspricht dies einem Titrationsverbrauch von maximal 16 com ' ](l -Thiosulfat (also pro NaN0 2 mindestens 30 — 16 = 14 ecm). Bei dieser Berechnung ist vorausgesetzt, daß die Bromat- lösung wirklich exakt zentinormal ist, d. h. 50 ecm Bromat = 30 ecm n / 10 Thiosulfat sind. Nach Erörterung an anderer Stelle 1 ) halten wir es für angezeigt, den Titer der Bromatlösung nicht ein- fach nach aufgelöster Kaliumbromatmenge zu berechnen, sondern experimentell festzulegen, indem man 50 ecm der Lösung mit ca. 1 g Jodkalium und ca. 20 ecm verdünnter Schwefelsäure 1 bis 2 Minuten stehen läßt und hierauf mit Thiosulfat titriert. AVie 1. c. für Phenol vermerkt, kann auch bei der Nitrit - bestimmung die Kaliumbromidlösung des Arzneibuches durch eine ex tempore-Beigabe von 0,3 — 0,4 g festem Bromkalium zu 50 ecm Bromat -f 50 ecm Wasser ersetzt werden. Eine höhere Bromid- menge ist vorliegenden Falles jedoch zu meiden. Im übrigen scheint uns bei der jetzigen Reinheit der Handelspräparate von Brom- kalium und bromsaurem Kalium eine Vereinigung beider zueinei Normallösung wohl angängig. Wir vermochten wenigstens bei einer aus 1,671 g KBr0 3 + 6,5 g KBr hergestellten Literlösung binnen Monatsfrist keine Titerveränderung wahrzunehmen, und werden den Versuch noch weiter fortsetzen 2 ). 1 ) Apoth.-Ztg. 1911, No. 6. 2 ) Nachschrift: Wie wir nachträglich sehen, erübrigte sich der Versuch. Die Pharmakopoe der Vereinigten Staaten Amerikas führt eine Mischlösurg ans 3.2 g Bromat + 50 g Bromid im Liter. 218 A. Tschirch u. H. Bromberger: Khamnus cathartica. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Ueber die Rinde von Rhamnus cathartica. Von A. T s c h i r c h und H. Bromberger. (Eingegangen den 16. II. 1911.) Infolge einer im Jahre 1848 gestellten Preisaufgabe der medizinischen Fakultät der Universität München hat M a x Binswange r 1 ) sowohl die Beeren, wie auch die Rinde von Rhamnus cathartica untersucht. Nach seinen Angaben enthält die Rinde folgende Bestandteile: Ein durch Chlorophyll grün gefärbtes Oel, Rhamnoxanthin, amorphes Harz. Gerbstoff, krystalli- sierbaren Bitterstoff und Zucker. Jedoch sind die Körper nicht näher charakterisiert worden. Tschirch zeigte dann 2 ), daß die Rinde Oxymethylanthrachinone enthält. Wir haben die Rinde einer erneuten Untersuchung unterworfen. 15 kg der grob zerkleinerten Rinde wurden wiederholt mit 90%igem Alkohol ausgekocht, bis der Auszug nur noch wenig gefärbt war. Rhamnosterin. Aus den alkoholischen Auszügen schied sich beim Erkalten ein brauner Körper aus, der nach wiederholtem Umkrystallisieren aus Alkohol, unter Zuhilfenahme von Blutkohle, einen fast farblosen Körper lieferte. Unter dem Mikroskope zeigte der Körper kleine gekrümmte Stäbchen. In Essigsäureanhydrid gelöst und mit kon- zentrierter Schwefelsäure unterschichtet, bildet sich ein brauner Ring; beim Stehen im Exsikkator bräunt sich der Körper und ballt zu einer harten Masse zusammen. Er ist in wässerigem verdünntem Alkali unlöslich; mit alkoholischem Kali gekocht, scheidet er sich aus der Lösung beim Erkalten unverändert aus. Sein Schmelzpunkt liegt bei 83 — 85°. Die längere Zeit im Exsikkator getrocknete Substanz ergab folgende Zahlen: 1. 0,1245 g Substanz lieferten 0,3294 g C0 2 und 0,1441g H,0. 2. 0,1064 g Substanz lieferten 0,2805 g C0 2 und 0,1234 g H 2 0. Gef imden: Mittel: Berechnet für C 13 H 2S 2 : C = 72,25 71,95 72,10 72,22% H = 13,00 13,00 13,00 12,91% *) Jahresbericht über die Fortscltri der Pharm. 185, S. 470. ■) Ber. d. pharm. C4es. Is'.is. 182 (Bornträger'sche Reaktion). A. Tschiroh u. H. Bromberger: Rhamnus cathartica. 219 Nach den Eigenschaften, die dieser Körper zeigt, kann er den Phytosterinen eingereiht werden. Die vereinigten alkoholischen Auszüge, vom farblosen Körper abfiltriert, wurden bis zu dickflüssiger Konsistenz eingeengt und heiß in einen großen Ueberschuß von Wasser eingegossen. Es fiel eine schmierige Substanz zu Boden. Die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit wurde abfiltriert. Aus derselben konnten wir noch Zucker und gerbstoffartige Körper iso- lieren. Der Niederschlag wurde getrocknet und im Soxhlet-Appa- rate mit Benzol solange extrahiert bis das Benzol farblos ablief. Rhamnofluorin. Aus dem Benzol schied sich beim Erkalten ein roter Lack aus, welcher ein Gemisch mehrerer Körper darstellte. Dieser Lack wurde im Soxhlet- Apparate mit Aether erschöpft, in die ätherische Lösung ging E modin über; ein kleiner Teil, welcher braun ge- färbt war, blieb im Soxhlet-Apparate zurück. Aus diesem unreinen Körper ließ sich durch Sublimation ein Körper gewinnen, welcher, mit Pyridin gereinigt und aus demselben Lösungsmittel umkrystallisiert, ein aschgraues Aussehen und unter dem Mikroskope breite Tafeln zeigte. Der Schmelzpunkt dieses Körpers konnte nicht bestimmt werden, da er oberhalb 220° verkohlt. In Ammoniak und Alkohol löst sich der Körper mit grün- gelber Fluoreszenz, die noch in sehr verdünnter Lösung hervortritt; in konzentrierter Schwefelsäure mit gelber Farbe, wobei auf Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd die Farbe sich nicht verändert ; mit Eisenchlorid gibt er eine olivbraune Färbung. Er reduziert F e h 1 i n g'sche Lösung nicht, dagegen ammoniakalische Silbernitratlösung, aber nur in der Wärme. Die bei 120° getrocknete Substanz ergab bei der Analyse folgende Zahlen: 0,0771 g Substanz lieferten 0,1713 g C0 2 und 0,0296 g H 2 0. Gefunden: Berechnet für C 14 H 12 6 : C = 60,65 60,86% H = 4,30 4,35% Für diesen Körper kämen in Betracht : Aesculetin, Morin, Quercetin, aber die Eigenschaften dieser Körper, wie Löslichkeit in Alkalien und ihr Verhalten zu F e h 1 i n g'scher Lösung stimmen mit dem gefundenes Körper nicht iiberekt. Er wurde wegen der starken Fluoreszenz seiner Lösung R h a in n o I 1 ü o c i n gebannt. 220 A. Tschireh u. H. Bromberger: lihamnus cathartica. Emodin. In den Auszügen der Rinde von lihamnus cathartica haben wir ferner E m odin gefunden. Die .ätherische Lösung, welche erhalten wurde bei der Ex- traktion des aus Benzol abgesetzten roten Lackes im S o x h 1 e t- Apparate, wurde vom Aether befreit, der Rückstand mit Pyridin gereinigt und aus 95% igem heißen Alkohol krystallisiert. Schon aus der warmen Lösung begann sich ein orangeroter Körper auszu- scheiden, welcher unter dem Mikroskope große Rosetten und Nadeln zeigte. Der Körper wurde acetyliert, das Acetat aus Alkohol um- krystallisiert und dann wiederum verseift. Das verseifte umkrystalli- sierte Produkt wurde bei 140° getrocknet, und zeigte einen kon- stanten Schmelzpunkt von 256°. Die Analysen ergaben folgende Zahlen: 0,1789 g Substanz lieferten 0,4366 g C0 2 und 0,0608 g H 2 0. 0,2788 g Substanz lieferten 0,6802 g CO, und 0,0920 g H 2 0. Gefunden: Mittel: Berechnet für C 15 H 10 O 5 : C = 66,60 66,60 66,60 66,60% H = 3,80 3,70 3,75 3,70% Die Analysenzahlen und der Schmelzpunkt stimmen auf Frangula-E modin. Triacetyle modin. Zu Acetylierung Avurde Emodin während kurzer Zeit mit Essigsäureanhydrid und Natriumacetat gekocht und sofort in kaltes Wasser gegossen. Die ausgeschiedene zitronengelbe Masse wurde aus Alkohol unter Zuhilfenahme von Blutkohle bis zum konstanten Schmelzpunkt von 196° um- krystallisiert. Die bei 120° getrocknete Substanz wurde analysiert und zeigte folgende Zahlen: 0,1615 g Substanz lieferten 0,3753 g C0 2 und 0,057 g H,0. 0,1965 g Substanz lieferten 0,4572 g C0 2 und 0,068 g H 2 0. Gefunden: Mittel Berechnet für C 15 H 7 5 (COCH 3 ) 3 : C = 63,45 63,50 63,47 63,63% H = 3,95 3,88 3,94 4,00% Die Analysenzahlen und der Schmelzpunkt stimmen auf Emodinacetat. Das Frangula-Emodinacetat löst sich in konzentrierter Schwefelsäure und Alkali mit kirschroter Farbe auf. Uni die Identität sicher festzustellen, wurde folgender Ver- such vorgenommen. 0,5 g Frangula-Emodin, dargestellt aus Cort. Rhamni Frangulae, wurde über das Acetat hjn gereinigt bis zum konstanten Schmelzpunkt von 250 u . Dieses Emodin wurde dann mit dem aus der Cathartica-Rinde erhaltenen gemengt und ge- \ Tschiroh u. II. Brombergeri IMuhihuis eathartiöa. i-\ trocknet; der Schmelzpunkt des Gemisches zeigte konstant 266°. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß das C a t h a r t i c a - Eraodin mit dem F r a n g u La - E moclin iden- tisch ist. Verdünnte Alkalien, Alkalikarbonate und konzentrierte Schwefelsäure lösen das Emodin mit kirschroter Farbe auf. Wird eine Lösung von sein- wenig Emodin in konzentrierter Schwefel- säure in einen Ueberschuß von Wasser gegossen, so erhält man eine gelbe Lösung, bei größeren Mengen von Emodin scheiden sich gelbe, gallertartige Flocken aus und das Wasser zeigt eine intensiv gelbe Färbung. Die Mutterlauge vom auskrystallisierten Emodin war noch tiefrot gefärbt. Die Lösung wurde vom Alkohol befreit, der trockene Rückstand acetyliert. Das aus Benzol umkrystallisierte und bei 140° getrocknete Acetat zeigte einen Schmelzpunkt von 233°. Die Analysen ergaben folgende Zahlen : 0,1569 g Substanz lieferten 0,3486 g C0 2 und 0,0610 g H 2 0. 0,1820 g Substanz lieferten 0,4030 g C0 2 und 0,0707 g H 2 0. Gefunden : Mittel : C = 60,62 60,48 60,55% H = 4,35 4,35 4,35% Dies Acetat wurde verseift. Das verseifte und aus Alkohol umkrystallisierte Produkt zeigte unter dem Mikroskope schöne, rote, lange Nadeln und große Rosetten ; der Körper löst sich in Alkali mit blau violetter Farbe auf. Ein Schmelzpunkt kann nicht angegeben werden, da die Sub- stanz oberhalb 305° verkohlt, sodaß die weitere Beobachtung un- möglich wird. Die bei 140° getrocknete Substanz ergab bei der Analyse folgende Zahlen: 0,0424 g Substanz lieferten 0,1032 g C0 2 und 0,0150 g H 2 0. Gefunden: Berechnet für C 16 H 10 O 5 : C = 66,40 66,60% H = 4,00 3,70% Obgleich der bei der Verseifung des Acetats erhaltene Körper auf ein Trioxymethylanthrachinon stimmt, zeigt sein Acetat einen zu kleinen Kohlenstoffgehalt für ein Triacetylderivat. Wahrschein- lich hat man es hier mit einem Iso-Emodin zu tun. Dieser Körper ist nur in sehr kleiner Ausbeute erhalten worden, sodaß aus Mangel an Material keine weiteren Belege beigebracht Meiden konnten 222 A. Tscli troll u. H. Broniberger: Rhamnus cathartica. Chrysophanol. In der von uns untersuchten Rinde konnten wir auch Chry- sophanol (reine Chrysophansäure) isolieren. In der Mutterlauge des Benzols, aus welchem sich das Emodin als roter Lack abgeschieden hat, blieb noch Fett und ein goldgelber Körper zurück. Das Benzol wurde abdestilliert und der dickflüssige Rest in heißem absolutem Alkohol gelöst; auf Zusatz von etwas Wasser zur heißen Lösung fällt eine Schmiere zu Boden, während der Körper in Lösung bleibt. Der Körper wurde dann aus Pyridin umkrystallisiert und mit 10% Sodalösung be- handelt; die vorhandenen Beimengungen gingen mit kirschroter Farbe in Lösung, Chrysophansäure nicht, da sie in Sodalösung unlöslich ist. Die bei 1 20 ° getrocknete Substanz zeigte einen scharfen Schmelz- punkt bei 196°. Der Versuch nach Z e i s e 1 ergab kein Silberjodid. Die Substanz ergab bei der Analyse folgende Zahlen: 0,1733 g Substanz lieferten 0,4486 g C0 2 und 0,0602 g H 2 0. Gefunden: Berechnet für C 14 H 6 0,(CH 3 )(OH) 2 : C = 70,60 70,83% H = 3,80 3,97% In verdünntem Kah löste sich die Substanz mit kirschroter Farbe auf. Eine kleine Menge dieser Substanz wurde acetyliert, das Acetylderivat zeigte den Schmelzpunkt bei 207 — 208°. Die gefundene Analysenzahl der freien Verbindung und die Schmelz- punkte stimmen auf methoxylfreie reine Chrysophan- säure, die T s c h i r c h, einen Namen von Brissemoret benutzend, Chrysophanol zu nennen vorgeschlagen hat. Es ist dies der zweite Fall, daß in einer Droge Chrysophanol, d. h. nicht von Emodinmonomethyläther begleitete Chrysophansäure aufgefunden wurde ; zuerst wurde es von Tschirch und H i e p e in der Senna gefunden. Die kolorimetrische Bestimmung nach Tschirch ergab einen Gehalt von 0,4% Oxymethylanthrachinone. Die wäßrige Lösung, welche bei der Fällung der alkoholischen, eingeengten Auszüge der Rinde erhalten wurde, verhielt sich verschieden gegen Bleiacetat und Bleiessig. Die braune Lösung wurde mit einer konzentrierten Lösung von Bleiacetat gesättigt bis kein Niederschlag mehr entstand. Der abfiltrierte Niederschlag, welcher dunkelbraun war, wurde mit heißem Alkohol nachgewaschen und in Alkohol suspendiert. Zu der suspendierten Lösung wurde Schwefelsäure zugesetzt, der freie Körper ging in Lösung. Um \. Tschirch u. II. Öromberger: Elhamnüs eathartica. --':! Verharzung zu vermeiden, winde der Ueberschuß der Schwefel säure mit BaC0 3 soforl neutralisiert. Die eingeengte alkoholische LÖ3ung wurde mit Wasser gefällt, wobei ein kleiner Niederschlag entstand, der aus Kmodin bestand. Die so erhaltene alkoholisch- wäßrige Lösung wurde im Vakuum zur Trockne eingedampfl und die Trockensubstanz mit heißem absoluten Alkohol aufge- nommen; ein kiemer Teil ging in dvn Alkohol über, der größte Teil blieb zurück und bestand nur aus anorganischen Salzen. Die Lösung gab nicht die B o r n t r ä g e r 'sehe Reaktion, dagegen eine starke Ger b s t o f f r e a k t i o n. Die mit Wasser verdünnte Lösung wurde mit Aether aus- geschüttelt und die in den Aether übergegangene Substanz aus Wasser umkrvstallisieit. Unter dem Mikroskope konnte man braune Drusen erkennen. Die Lösung dieses Körpers reduzierte F e h 1 i n g 'sehe Lösung schon in der Kälte und löste sich in Alkali mit tiefbrauner Farbe auf. Infolge minimaler Ausbeute gelang es nicht diesen Körper näher zu charakterisieren. Das Filtrat des durch Bleiacetat gefällten Niederschlages wurde mit Bleiessig behandelt ; hier entstand nur ein geringer Niederschlag, welcher etwas heller gefärbt war als der durch Blei- acetat entstandene. Der Niederschlag wurde ebenfalls mit heißem Alkohol gewaschen, in Alkohol suspendiert und die Substanz mit Schwefelsäure in Freiheit gesetzt. Der Ueberschuß der Säure wurde mit BaC0 3 neutralisiert und die alkoholische Lösung im Vakuum zur Trockne eingeengt. Dieser Körper zeigte große Tendenz zur Verharzung und wurde ganz schwarz. Mit Eisenchlorid zeigte es nur schwache Gerbstoffreaktion und seine Lösung gab eben- falls die Born träger 'sehe Reaktion nicht. d-Glucose. Schließlich wurde das Filtrat der beiden Fällungen mit Na 2 S0 4 behandelt, um die Lösung vollkommen zu entbleien. Die Lösung wurde im Vakuum eingeengt und der Rückstand mit heißem 95% igen Alkohol aufgenommen ; der größte Teil des Natrium- acetates und Natriumsulfates blieb ungelöst. Die eingeengte alkoho- lische Lösung wurde mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzt und während einer Stunde im siedenden Wasser gehalten. Das aus- geschiedene gelbe Osazon Avurde aus einem Gemisch von Pyridin und Wasser gereinigt, darauf aus Alkohol unikrystallisiert. Die bei 100° getrocknete Substanz, zeigte einen Schmelzpunkt von 205°: es lau also das Osazon der d-Glucose vor. i'24 ,T. Gadamer: Corydalisalkaloide. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 27, Ueter Corydalisalkaloide (Protopin, Glaucin). 7. Mitteilung. Von J. Gadamer. (Eingegangen den 2. III. 1911.) Da trotz sorgfältiger Durchforschung der Alkaloide aus den Knollen von Corydalis cava in der großen Zahl dieser Alkaloide das sonst in allen bis dahin untersuchten Papaveraceen enthaltene Protopin nicht hatte aufgefunden werden können, hat auf meine Veranlassung Herr Dr. Haars die oberirdischen Teile der blühenden Corydalis cava einer eingehenden Untersuchung unter- worfen. Ueber das Ergebnis seiner Arbeit ist in diesem Archiv 1 ) seinerzeit berichtet worden. Außer Bulbocapnin. das die Haupt- menge der isolierbaren Basen ausmacht, hat er zwei in den Knollen bisher noch nicht aufgefundene Alkaloide mit den vorläufigen Formeln C 21 H 21 XO s und C 21 H 23 N0 7 gewinnen können. Protopin i.^t ihm nicht begegnet, das Battandier 2 ) im Kraut von Corydalis cava gefunden haben wollte. 1908 berichtet E. Schmidt 3 ) über eine Untersuchung der Alkaloide von Corydalis cava (Knollen), bei der ihm in geringer Menge wärzchenförmige Kristalle begegnet sind, die „in ihrem Aeußeren große Aehnlichkeit mit Protopin zeigten". Zu einer sicheren Identifizierung reichte das Material nicht aus. Doch hatte kurze Zeit vorher Dr. M a k o s h i 4 ) unter E. Schmidt'« Leitung aus der chinesischen Corydalis ambigua und der japanischen Corydalis Vernyi Protopin isolieren können. Damit gewann es den Anschein, als ob der Mißerfolg bei den früheren Untersuchungen auf die Methode zurückgeführt werden müßte. Da letztere im weiteren Verlauf meiner Arbeiten eine wesentliche Verfeinerung erfahren hatte, beschloß ich, die bei den früheren Untersuchungen abgefallenen amorphen Basen systematisch zu durchforschen. Zu einem vorläufigen Ende ist die Bearbeitung 1 ) 243, 154 (1905). 2 ) Compt. rend. 114, 1122 (1892). 3 ) Dieses Archiv 246, 577 (1908). *) Diese* Archiv 246, 381 und 401 (1908). .). Gadamer: < nrvdalisalkaloide. 225 der aus dem Kraut erhaltenen, von H a a rs übernommenen Basen gelangt. Das Ergebnis ist kurz folgendes: Aus rund 10 g amorphen Chlorhydraten von schwarzer Farbe, die aus insgesamt 21 kg getrocknetem Kraut, entsprechend rund 200 kg frischem Kraut, abgefallen waren, gelang die Isolierung von: krystallisierter Basen, Teil als Perchlorat 0.3— 0,4 g Protopin 0,5 g Haar s'sche Base C 21 H 2 .jN0 7 1,5 g Glaucin ca. 0,5 g bisher noch nicht die aber zum krystallisieren 0,3 g amorphe Alkaloide 0,8 g Bulbocapnin 2,5 g 1-Bitartrat von [ a ] D = ca. +20°; Base S 1,4 g 1-Bitartrat von [u] D = ca. + 42°; Base R 0,5 g Gemisch von S und R 0,65 g Rest, hauptsächlich aus 1-Bitartrat von [ot] D = ca. +42° bestehend Basen ohne Phenol- charakter. Basen mit Phenol- charakter. Dieses Ergebnis, welches die fast restlose Aufarbeitung der ..amorphen Alkaloide'" bedeutet, ist von großem phytochemischen Interesse. Zunächst ist einwandsfrei bewiesen, daß auch Corydalis Cava Protopin erzeugt, -wie ja auch zu erwarten gewesen ist. Merkwürdiger ist das Vorkommen von G 1 a u c i n in Corydalis cava, denn die Gattung Glaucium leitet im natürlichen Pflanzen- system zu den Chelidonieae über, denen sich die Papavereae anschließen, auf welch letztere die Fumarioideae mit Corydalis cava folgen; Glaucin ist aber bisher nur in Glaucium luteum ge- funden worden. Die bisher nur als 1-Bitartrate im kristallisierten Zustande erhältlichen Phenolbasen scheinen in Beziehung zum Glaucin zu stehen. Ebenso dürfte das von Y. Asahina 1 ) aus THcentra pusiUa dargestellte Dicentrin von der Formel C 20 H 21 NO 4 ein naher Verwandter des Glaucins mit der Formel C 21 H 20 XO., sein. Da letzteres 4 Methoxyl-, erst eres 2 Methoxyl- und keine Phenolgruppen enthält, unterscheiden sich die beiden Alkaloide wahrscheinlich nur dadurch, daß im Dicentrin eine Dioxymethylengruppe für zwei Methoxyle im Glaucin steht. Alle diese Alkaloide dürften aber zu der Bulbocapningruppe in Beziehung zu bringen sein. Das von A s a li i n a durch Behandeln des Dicentrins mit Essigsäureanhydrid ') Dieses Archiv 247. 201—12 (1909). Arck i. Pharm. CCXXXXIX Bdi. S. Haft. lf> 226 J. G ad am er: Corydalisalkaloide. erhaltene 11 e u t r a J e Acetylderivat ist fast sicher am »Stickstoff (unter Aufspaltung des Pyridiniernes) aeetyliert, wie dies auch bei der Bulbocapningruppe der Fall ist. Glaucin zeigt dieselbe Zusammensetzung wie der Corytuberin- dimethyläther, ist aber nicht mit ihm identisch; es unterscheidet sich von letzterem durch die Farbreaktionen und durch seine Krystallisationsfähigkeit. Corytuberindimethyläther hat bisher noch nicht krystallisiert erhalten werden können. Ueber die Alkaloide der Bulbocapningruppe hoffe ich binnen kurzem zu be- richten. Bei dieser Gelegenheit werde ich genauer auf die Unter- schiede beider Alkaloide eingehen. Experimenteller Teil. Das zur Verfügung stehende Material, knapp 10 g durch Oxydationsprodukte fast schwarz gefärbtes Chlorhydrat, wurde in Wasser gelöst und unter Umrühren in 300 g Natronlauge von 5% hineinfiltriert. Der entstandene Niederschlag a (Basen ohne Phenolcharakter) wurde gesammelt und sorgfältig ausgewaschen. Das Filtrat b enthielt die Phenolbasen. a) Die Basen ohne Phenolcharakter wurden in Salzsäure gelöst und nach dem Alkalisieren mittels Natriumbikarbonat mit Aether ausgeschüttelt. Die nur schwach bräunliche Aetherlösung lieferte nach dem Abdestillieren der Haupt- menge des Lösungsmittels keine Krystallisation. Der Rückstand wurde daher mit Avenig Methylalkohol aufgenommen. Nach einigen Tagen hatten sich fast farblose Krystalle (0,25 g) ausgeschieden, die aus Chloroform und Alkohol umkrystallisiert zweierlei Krystalle lieferten: hauptsächlich undurchsichtige Warzen und einige wenige durchsichtige, stark glänzende Einzelkry stalle. Sie bestanden jedoch beide aus Protopin, wie aus dem Schmelzpunkt 202 — 203° und den Farbreaktionen geschlossen werden konnte. Nur gegenüber F r ö h d e 's Reagens verhielt sich die Base etwas abweichend ; es trat eine reine, einige Minuten anhaltende Violettfärbung ein, während reines Protopin (aus Glaucium und aus Dicentra spectabilis) nur im ersten Moment beim Zusammentreffen mit dem Reagens bräunlich-schmutzig violett wird, um sehr rasch in Grün überzugehen. Ein noch unreines Dicentra-Protopin zeigte das gleiche Verhalten wie das Corydalis-Protopin. Von der Annahme geleitet, daß die Violettfärbung auf die Wirkung eines begleitenden Alkaloids zurück- zuführen sei, wurde das Rohprotopin über das gut kryst avisierende .1. ( : :i da in e r: Corydalisalkaloide. 227 Chlorhydrat gereinigt. Aus Chloroform-Alkohol wurden nur warzen- förmige Krystalle erhalten, die immer noch mit Fröhde violett gefärbt wurden. Ein Protopin vom Schmelzpunkt 206—207,5°, das die normalen Farbreaktionen aufwies, wurde erst erhalten, als die Base in Chloroform und sehr wenig Alkohol gelöst und die Lösung mit einem Protopinkrystall (aus Dicentra) angeimpft wurde. Jetzt wurden ausschließlich durchsichtige, wohlausgebildete Krystalle gewonnen, die trotz der geringen Menge meßbar waren. l>a eine Identifizierung auf chemischem Wege, abgesehen von den Farbieaktionen, bei dem spärlichen Material nicht möglich war, hatte Herr Professor Dr. Sachs, dem ich auch an dieser Stelle für seine Bereitwilligkeit bestens danke, die Güte, die Krystalle krystallographisch zu untersuchen. ..Die in Frage stehenden Krystalle sind unzweifelhaft mit den von Schwantke beschriebenen monoklinen Protopin- kry stallen i d e n t i s c h. Außer Vertikalprisma und Basis wurde auch noch che Längsfläche (Symmetrieebene) beobachtet. Das Vertikalprisma zeigt die auch von Schwantke hervorgehobene Wölbung der Flächen, wodurch die Messung erschwert und ungenau wird. Mithin schwankte der Winkel des Vertikalprismas von 103° 10' bis 105°. Die Angabe Seh w a n t k e's von 105%° halte ich für zu hoch: 104 1 4 n wird sich gewiß der Wirklichkeit sehr nähern. Der Neigungswinkel der Basis gegen das Vertikalprisma schwankte von 116° 15' bis 115°. Man kann also mit Seh w an tk e ca. 1 15 1 2 " annehmen." Die Farbreaktionen des Protopins werden von den einzelnen Autoren sehr verschieden angegeben. Das vorliegende Protopin gab genau dieselben Farben wie reinstes Dicentraprotopin, das. weil in großen Mengen von Herrn Dr. Dan c k w o r t t dargestellt, sehr rein sein dürfte, nämlich mit Schwefelsäure: farblos, allmählich schön violett ; mit Erdmann: violett, dann violettblau; mit Fröhde: bräunlich-schmutzig violett, rasch grün; nach einigen Minuten schön blaugrün, allmählich wieder grün, vom Rande her gelb; mit Mandelin: violett und rasch grün, so daß beim Verrühren beide Farben in Schlieren nebeneinander auftreten; dann blau, nach Stunden blaugrün. Die Beaktion mit F r ö h d e bedarf noch einer Erläuterung. Auch das reinste Protopin gibt mit Froh d e eine einige Minuten bestehenbleibende Violettfärbung, wenn man das Alkaloid etwas 15* 228 -T. Gadamer: Corydalisalkaloide. reichlich anwendet. Unreines Protopin (z. B. auch da« aus Dieeutra spectabilis) gibt diese Reaktion auch, wenn es in sehr kleinen Mengen mit dem Reagens behandelt wird. Es ist daher sehr wohl möglich, daß die bei „reinem"" Protopin beobachtete, fast momentan vorüber- gehende Violettfärbung (bei Verwendung von sehr wenig Base) auch noch auf einen, wenn auch minimalen Gehalt einer fremden, mit Fi ö b d e violett werdenden Base zurückzuführen ist. Die Mutterlaugen vom Protopin wurden mit n / x Salzsäure (7 com) neutralisiert und eingeengt. Xach einigen Tagen hatte sich die gesamte Lösung zu einer einzigen aus feinsten, glänzenden Xadeln bestehenden Krystalldruse zusammengezogen. Die Krystalle wurden abgesogen ohne nachzuwaschen. da sie leicht in Wasser löslich Maren. Zur Reinigung wurden sie mit wenig Wasser an- gerührt und nochmals abgesogen. Die erhaltenen Mutterlaugen kristallisierten wieder wie oben. Die aus den Chlorhydraten bereitete freie Base wurde, da sie zunächst nicht krystallisieren Wollte, in absolutem Alkohol gelöst und durch Zusatz von 2d /j 1- Weinsäure in das 1-Bitartrat verwandelt. Das neutrale Salz war leicht löslich; bei Zugabe der zur Bitartrat- bildung nötigen Säuremenge schied sich sofort ein aus feinsten Xadeln bestehendes Sa'z aus, das auch beim Erwärmen nicht mehr in Losung zu bringen war: Auf Zusatz von Wasser löste es sich aber rasch. Mit Fröhd e's Reagens färbte sich das Bitartrat kornblumenblau, dann schmutzig und nach mehreren Stunden braunrot, Reaktionen, die die von Haars im Kraut entdeckte Base von der Formel C 21 H 23 X0 7 gibt. Doch zeigte sich, daß dieses Bitartrat noch nicht einheitlich war; denn die aus dem Bitartrat gewonnene freie Base krystallisierte auf Animpfen mit obiger Base nur zum Teil (0.5 g). Die Hauptmenge blieb sirupförmig. Die Trennung geschah durch wiederholtes Abspülen mit kaltem absoluten Alkohol. Die Krystalle waren nach dem Schmelzpunkt 137,5° mit der Base C 2] H 23 X0 7 identisch. Die sirupösen Mutter- laugen in absolutem Alkohol wurden von neuem in das in Alkohol unlösliche 1-Bitartrat verwandelt. Das ausgeschiedene Salz wurde sofort abgesogen und in die freie Base verwandelt. Aus der absolut ätherischen Lösung krystallisierte nun beim langsamen Verdunsten (im Paraffin-Exsikkator) Glaucin vom Schmelzpunkt 116 — 118° aus (1,5 g), das nach dem Umkristallisieren aus absolutem Aether wu- Glauci um- Glaucin, das ich Herrn Geheimrat E. Schmidt verdanke, bei 119 — 120.5° schmolz. Zur Feststellung der Identität wurde eine kleine Merwe Glaucium-Glaucin in das 1-Bitartrat verwandelt. Es verhielt sich J. (iadnmor: Corydalisalkaloide. 229 genau wie tut* neue ( 'oiydcilishasc. Ebenso waren die Farb- reaktionen durchaus identisch : Konzentrierte S e li w e f e 1 8 ä u r e: In der Kälte fast farblos, allmählich schwach bläuliche Färbung. Beim Erwärmen im Dampf t ruckenschrank erst bläulich, nach 10 Minuten schmutzig violett. Erdmann: Hellkornblumenblau; nach ' •_> Stunde vom Rande her hellviolettrosa ; nach einigen Stunden schmutzig rötlich mit violettem Stich. Fröhde: Hellblau, rasch schön zyanblau; vom Rande her allmählich violett; nach Yi Stunde vom Rande her braun und nach 4 Stunden oliv; nach 12 — 24 Stunden durch die ganze Masse braun. .Mandel in: Erst grün (Mischfarbe der Reagenzfarbe mit blau), dann blau; später schmutzig grün, vom Rande her rotviolett; darauf ganz violett und vom Rand«: her bräunlich; nach 4 Stunden rotbraun. Konzentrierte Salpetersäure: Im ersten Moment grün, dann sofort rutbraun. Die Mutterlaugen von Glaucin-1-bitartrat, welche beim so- fortigen Absaugen des in der Wärme ausgeschiedenen Salzes resul- tierten, wurden wieder in die freie Base verwandelt. Es krystalli- sierten jetzt noch etwa 0,1 g Pro topin aus; ebenso kleine .Mengen der Base C 21 H 23 N0 7 . Das nicht mehr Krysiallisierbare (0,5 g) wurde in das Perchlorat übergeführt, das in Wasser ziemlich schwer löslich ist und in kleinen Drusen kristallisiert. Doch scheiden sich nebenbei rote amorphe Massen ab ; auch färbt sich die Lösung allmählich rot, so daß die Perchlorsäure nicht sehr ge- eignet für die Isolierung dieser empfindlichen Basen sein dürfte. Die Mutterlaugen vom ersten 1-Bitartrat (Gemisch von Glaucin und C 21 H 23 N0 7 ) Maren nicht krystallisierbar (ca. 0,3 g). b) Die Basen mit Phenolcharakter. Die alkalische Lösung der Phenolbasen wurde mit Salzsäure angesäuert, mit Natriumbikarbonat alkalisiert und mit Aether ausgeschüttelt. Der nicht krystallisierende Verdunstungsrückstand lieferte nach dem Auflösen in Methylalkohol allmählich farblose Krystalle, die nach dem Schmelzpunkt 200 — 200,5°, Krystallform und Farbreaktionen aus Bulbocapnin bestanden. Die Mutter- laugen wurden mit n /, Salzsäure (12 cem) neutralisiert. Da nach mehrwöchigem Stehen, wobei die Lösung völlig eintrocknete, nichts auskrystallisierte, wurde wieder die freie Base hergestellt und 230 J. Gadamer: Corydalisalkaloide. diese in das 1-Bitartrat verwandelt. Aus der verdünnt-alkoholischen und wässerigen Lösung kristallisierte nichts aus. Als aber die konzentrierte wässerige Lösung mit absolutem Alkohol versetzt wurde, entstand ein sehr voluminöser Niederschlag, der abgesogen wurde. Die Mutterlaugen lieferten etwas Bulbo- c apnin (mit dem oben gewonnenen 0,8 g) und nach abermaliger Ueberführung in das 1-Bitartrat 0,5 — 0,6 g eines gut kristalli- sierenden Salzes. In l,6%iger wässeriger Lösung lenkte dieses Salz bei 2 dm langer Schicht die Ebene des polarisierten Licht- strahles 1,35° nach rechts ab. Also [a] D = + 42,2°. Die eingeengten Mutterlaugen gaben mit absolutem Alkohol versetzt noch 0,2 g desselben Salzes. Der Rest (0,45 g), welcher nur teilweise krystalli- sierbar war, enthielt noch einen erheblichen Prozentsatz dieser Base, die zur leichteren Orientierung für spätere Veröffentlichungen als Base R bezeichnet werden soll. Das Alkaloid des voluminösen Niederschlags krystallisierte weder als Base, noch als Chlor- oder Bromhydrat. Es wurde daher von neuem das 1-Bitartrat in absolutem . Alkohol bereitet, wobei es wiederum als voluminöser Niederschlag (3,0 g) resultierte. Bei derselben Konzentration wie oben (1,6%) betrug das Drehungsvermögen nur [. Glaucin und zwei neuen Phenölfoasen: .). Gadamo'r: Corydalisalkaloide. 231 Anhang. Während in vorstehender Abhandlung die Zahl der Corydalis- baseri um vier vermehrt wurde, muß andererseits eine bisher als einheitlich angesehene Base aus Corydahs cava (Knollen ) gestrichen werden, da sich herausgestellt hat, daß sie ein Gemisch zweier bereits bekannter Basen ist. Bei der Darstellung von Corycavin hatte mein bewährter Mitarbeiter, Herr Dr. G. Otto G a e b e 1, aus den Mutterlaugen des Corycavins eine anseheinend neue Base vom Schmelzpunkt 193 — 194° erhalten 1 ). Beim wiederholten Umkristallisieren änderte sich der Schmelzpunkt nicht. Die Base bildet feine, weiße Nadeln. Das spezifische Drehungsvermögen war annähernd [u] D — -f- 100°. Gegen Farbreagentien verhielt sieh die Base wie Corycavin, weswegen Herr Dr. G a e b e 1 sie in seinem Laboratoriumsjournal als Pseudo- coryeavin führte. Aus den Elementaranalysen und den wohl nur zufällig sehr gut übereinstimmenden Molekulargewichtsbestimmungcn schloß G a e b e 1 auf die Formel C 25 H 25 N0 7 . Das Bromid, welches vollkommen einheitlich aussah, schmolz bei 224° 2 ). Nach alledem mußte in der Base ein neues Alkaloid erblickt werden. Allerdings, die Formel C 25 H 25 N0 7 war nur eine vorläufige, da Molekular- gewichtsbestimmungen nach dem Siedeverfahren keine genauen Resultate geben können. Nun ist das Corycavin, abweichend von den meisten Corydalis- alkaloiden — nur Protopin ist auch inaktiv — , optisch inaktiv. Die ihm offenbar nahestehenden Alkaloide Corycavamin und'Cory- cavidin sind aktiv, gehen aber beim Schmelzen in inaktive Basen über. Es war daher sehr leicht möglich, daß Corycavin von vorn- herein optisch aktiv wäre und erst bei der Darstellung inaktiviert würde, da es vielleicht noch labiler als Corycavamin und Corycavidin sein mochte. Der Gedanke lag daher nahe, daß im Pseudocorycavin von [a] D — -f- 100° das naturelle, optisch aktive Corycavin vorläge. Die von G a e b e 1 zunächst angenommene Formel wich zwar wesentlich von der des Corycavins ab, aber nur, weil bei ihrer Bildung die Molekelge wicht sbestimmung über Gebühr berück- sichtigt worden war. Die Werte der Elementaranalyse (C == 67,3 und 66,4; H = 5,8 und 5,8) sind namentlich in der ersten Analyse nicht wesentlich verschieden von den für Corycavin von der Formel C 23 H 23 N0 6 berechneten; denn diese Formel setzt 67,45% C und 5,7% H voraus. J ) Dieses Archiv 248, 240 (1910). -) Dieses Brorxihydrat gab bei der Ueberführung in die freie Base wiederum Pseudocorycavin vom angegebenen Schmelzpunkte. 232 J. Gada m er: ('orydalisalkaloide. Um zu prüfen, ob meine Annahme, daß das; Pseudocorycarin optisch aktives Corycavin sei, richtig wäre, habe ich 0,5 g der Base, die ztivor noch einmal umkrystallisiert worden war und dann das Drehungsvermögen [>] D = -f 98° aufwies im Wasserstoff ströme einige Minuten auf den Schmelzpunkt erhitzt. Die Base war bei der erneuten Prüfung tatsächlich optisch inaktiv. Es schien also, als ob die Umlagerung in Corycavin geglückt sei. Als jedoch dann zur weiteren Identifizierung die umgelagerte Base in das Chlor- hydrat verwandelt wurde, krystalhsierte beim Animpfen mit Cory- cavinchlorhydrat nur etwa halb so viel Corycavinchlorhydrat aus, als berechnet war. Die Mutterlaugen gaben kein Corycavin mehr. Es wurde daher daraus die freie Base dargestellt. Diese schmolz bei 193 — 195°, also bei derselben Temperatur wie das i-Corycavidin 1 ) und gab auch in der Hauptsache die Farbreaktionen dieser Base. Nahm man nun an, daß das Pseudöcorycavin eine molekulare Verbindung des Corycavins (inaktiv) mit dem Corycavidin [«] == + 203,1°) wäre, so würde eine solche Verbindung oder ein solches Gemisch das Drehungs vermögen [>] D = + 98,2° besitzen müssen. Gefunden war, wie oben gesagt, von Gaebel etwa -f 100° und von mir 98°. Damit gewann diese Annahme große Wahrscheinlich- keit, obgleich die Daten der Elementaranalyse von den für C 23 H 23 N0 6 + C 22 H 25 N0 5 berechneten: 68,1% C und 6,1% H, ziemlich stark abweichen. Bewiesen wurde ihre Richtigkeit durch „Synthese" und „Analyse". Als ein äquimolekulares Gemenge von Corycavin und Corycavidin in Chloroform- Alkohol gelöst wurde, krystaUisierten die nämlichen feinen weißen Nadeln aus, in denen das Pseudöcorycavin krystaUisiert. Der Schmelzpunkt lag zwar etwas niedriger, nämlich bei ca. 189°, doch war die Substanz erst bei 194° völlig geschmolzen. Pseudocorycavin-Gaebel wurde sodann in das Chlorhydrat verwandelt. Beim Animpfen mit Corycavinchlorhydrat schied sich etwa die Hälfte in feinen Nadeln aus, während die Mutterlaugen beim längeren Stehen die kompakten durchsichtigen Krystalle des Corycavidinchlorhydrats lieferten. Die daraus dargestellte freie Base schmolz bei 211 — 213° und gab die Farbreaktionen des Corycavidins. Pseudöcorycavin ist also ein äquimolekulares Gemisch von Corycavin und Cory- cavidin. Ob es sich um eine Verbindung handelt, hat nicht mit Sicherheit festgestellt werden können. Die früher (1. c.) von Gaebel gefundenen Molekulargewichte 452 und 451 weichen von dem arithmetischen Mittel beider Molekelgewichte (396,2) ») S. dieses Archiv 249, 35 (1911) Tgofairch u. Ravasiai: Die i'ri'eiy. 233 zwar sehr erheblich ab, so daß man an die Existenz teilweise un- tersetzter Molekelverbindungen hätte glauben können, hoch haben neuerdings unter denselben Bedingungen wie früher ausgeführte Bestimmungen zu viel niedrigeren Werten (374 und 361) geführt. In ( 'hloroformlösung also existiert die Molekelverbindung sicherlich nicht mehr. Auch im Bromhydrat dürfte trotz der in der Fußnote (s. oben) gemachten Bemerkung keine Molekelverbindung vor- liegen. Die Schwerlösliehkeit beider Bromhydrate erklärt ihr gleich- zeitiges Auskrystallisieren zur Genüge. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Die Urfeige und ihre Beziehungen zum Caprificus und der weiblichen Kulturfeige. Von T s c h i r c h und Ravasini. (Eingegangen den 20. III. 1911.) Durch Untersuchung einer sehr großen Anzahl (über 20,000-) von Fruchtständen aller in ganz Italien erreichbaren Feigenformen und Ausdehnung der Beobachtungen über ein ganzes Jahr heß sich feststellen, daß die sogenannte wilde Feige Italiens, die noch niemals genauer mitersucht wurde, n i ch t mit dem Caprificus identisch ist, wie alle Autoren von Theophrast bis T r a b u t annehmen, sondern gut von ihm und der Eßfeige zu trennen ist. Sie ist die gesuchte Ur feige und eine sehr konstante und gute diclin-monoecische Art, die sich noch in einigen Vegetations- Inseln, weit ab von Feigenkulturen in Oberitalien, z. B. bei Fatucchia (Florenz), erhalten hat, die aber auch aus den Samen der Eßfeige wieder hervorgeht, wenn die Bäume das Inquilin er- halten, und die sich demnach auch in Süditalien da und dort in den Feigengärten findet. Diese Art, die wir Ficus Carica (L.) Tschirch et Ravasini nennen, ist durch folgende drei auf dem gleichen Baume auftretende Fruchtstandsgenerationen ausgezeichnet : 1. Profi chi, Frühjahrsgeneration (Vorfeige). Am Boden des Kruges kurzgriffelige Gallenblüten, an der Mündung männliche Blüten (nicht eßbar). 234 Tschirch u. Ravasini: Die Urfeige. 2. F i c }i i, Sommergeneration (Sommerfeige). Nur weibliche langgrif feiige Blüten (eßbar). 3. M a m m e, Wintergeneration (Winterfeige). Nur kurz- griffelige Gallenblüten (nicht eßbar). In dem Profico legt die Blastophaga in die Gallenblüten die Eier ab. Ein Teil entwickelt sich zu geflügelten weiblichen, ein Teil zu ungeflügelten männlichen Tieren. Letztere kriechen aus, befruchten die Weibchen in der Galle und gehen dann zugrunde. Die ausfliegenden befruchteten Weibchen beladen sich mit dem Pollen der männlichen Blüten und fliegen zu den Fichi, dringen in den Krug und bringen den Pollen auf die Narben der weiblichen Blüten, die samenbildend sind. Dann fliegt das Inquilin zu der Mamme und legt in die Gallenblüten die Eier ab, die hier überwintern. Im Frühling kriechen die Männchen auch hier wieder zuerst aus, be- fruchten die Weibchen und diese fliegen zu den Profichi (s. oben). Der Ring ist geschlossen. Diese Urfeige ist also männlich und Weid- lich und an das Inquilin angepaßt. Das Tier findet die Gallenblüten zur Eiablage gerade voll entwickelt, der Pollen ist reif, wenn das Tier ausfliegt, die Narben der weiblichen Blüten sind empfängnisfähig, wenn das Tier mit dem Pollen erscheint. Diese vollendete Symbiose zwischen Pflanze und Insekt erzeugt hier ein wahres Wunderwerk der Natur, das jedoch bereits vor Jahrtausenden von Jahren durch Menschenhand in seine zwei Bestandteile zerlegt wurde, nämlich in die nur den weiblichen Teil der Urfeige führende E ß f e i g e und den fast nur die männlichen Organe und die für die Blastophaga bestimmten Gallenblüten enthaltenden C a p r i f i c u s, die beide als echte Kultur- pflanzen nicht durch Samen, sondern n u r durch Stecklinge fortzupflanzen sind und den Charakter von Kultur Varietäten besitzen. A. Der Caprificus, den wir F i c u s C a r i c a u C a p r i - ficus Tschirch et Ravasini nennen, besitzt drei Frucht- standsgenerationen. 1. P r o f i c h i, Frühjahrsgeneration (Vorfeige). Am Boden des Kruges Gallenblüten, an der Mündung männliche Blüten (nicht eßbar). Stimmt mit der Profico- Generation der wilden Feige überein. 2. M a m m o n i, Sommergeneration wie 1, doch zwischen den Gallenblüten sehr vereinzelte weibliche (nicht eßbar). 3. Mamme, Wintergeneration, fast nur Gallenblüten, an der Mündung einige männliche (nicht eßbar). Tschireh u. Kavasiui: Die LTri'eige. 286 B. Die K I.) I' e i g e, iOiO!OiO!0!OiOiO;OIO!<>iOiOiO;OiOiO!OK>iOi<* Französisch Englisch Italienisch übt oder lernt man rasch und gründlich, wenn Vorkennt- nisse schon vorhanden, mit Beihülfe einer französischen, enslischen od. italienischen Zeitung. Dazu eignen sich ganz besonders die vorzüg- ^-v lieh redigierten und best- fQ empfohlenenzweisprachigen Lehr-u. Unterhaltungsblätter Le Traducteur The Translator II Traduttore * Probe - Nummern für Französisch, Englisch oder Italienisch kostenlos durch den Verlag des Traducteur in La Chaux-de-Fonds (Schweiz). **£**£***:*:**;*:***£**** Sapolentum Hydrarg. Görner zur farblosen Quecksilber- Schmierkur ! - . , ist in Geiatinekapsein dispensierte 33 t/../. ' «^ Die geehrten Leser werden Quecksilbersalbe, löst sich in Wasser, gebeten, bei Bestellungen auf wie ungt. einer, in Papier. j ,. . . . zu beziehen durch aiie Großhandlungen i d,e Anzeigen unserer Zeits chrift oder direkt von Bezug nehmen zu wollen. ~WB Corner, Hofapotheker Berlin W., Ansbacherstr. 8. Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 11/12 Cöln — Dresden — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, auch Nichtmitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizinal-Süss-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M. 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Kognak vergütet die Weinkellerei Berlin die Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bec'.arf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammonium sulfo - ichth.y olicu m gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zagrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Ichthy ol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Börsenbuchdruckerei Denter & Nicolas, Berlin C, Neue Friedrichstraße 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben t vom D eut sehen Ap otheker -Ye r ei n anter Redaktion von E. Schmidt und H. Beckurts. Band 249. Heft 4. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1911. Aasgegeben den 22. Mai 1911. INHALT. Seite (i. 0. Gaebel, Titration von Salvarsan mit Jodlösung 241 P. W. Danckwortt, Extractuin Belladonnae und Hyoscyami . . 247 L. Rosenthaler, Hydrargyrometrische Studien 253 A. Kneip, N. »y und P. Reimers, Quantitative Bestimmung des Cantharidins in Canthariden und Cantharidentinktur . . . 259 W. Lenz, Zur Prüfung des Kampfers 286 Derselbe, Zur Kenntnis der Bestandteile einiger Derris-Arten . 298 E. Schmidt, Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin . . . . . 305 0. A. Oesterle und W. Sypkens-Toxopeus, Ueber die Konstitution des Frangula- (Rheum-) Emodins 311 Eingegangene Beiträge. A. Hciduschka, Zum gerichtlichen Nachweis des Veronals. H. Emrte und E. Runne, Reduktion N-alkylierter Aminoketone. Dieselben, Ueber Arylaminoalkohole. A. Deckel, Ueber das Lupanin. (Geschlossen den 17. V. 1911.) Diese Zeitschrift erscheint in zwanglosen Heften (in der Regel monatlich einmal) in einem jährlichen Umfange von 40 bis 50 Bogen. Ladenpreis für den Jahrgang Mk. 12, — . Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die Archiv - Redaktion Herrn Geh. Reg.-Rat Professor Dr. E. Schmidt in Marburg (Hessen) oder Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. H. Beckurts in Braunschweig, alle die Anzeigen u. s. w., überhaupt die Archiv -Verwaltung und den Wohnungswechsel betreffenden Mitteilungen an den Deutschen .A-potlielter -"Verein Berlin NW 87, Levetzowstr. 16 b einzusenden. A n zeigen. »/i Seite zum Preise von M 50.— ; */a Seite zum Preise von M 80.—; l U Seite zum Preise von M 20«—; */» Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundschrift ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. (i. (). Q aebel: 8»rv«r8Ärt. -I I Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 29. Titration von Salvarsan mit Jodlösung. Von Dr. G. Otto G a e b e 1. (Eingegangen den 21. III. 1911.) Am Schiuli einer in diesem Archiv 1 ) veröffent hellten Arbeit, „Das Salvarsan beim gerichtlichen Arsennachweis'", hatte ich die Mitteilung gemacht, daß ich bei der quantitativen Bestimmung des Arsens in Lösungen von bekanntem Salvarsangehalt auffallend niedrige Arsenwerte erhalten hatte. Die der Analyse unterworfenen Salvarsanmengen waren jedoch sehr klein, da sie den für einen speziellen, physiologisch-chemischen Fall in Betracht kommenden Mengen entsprechen sollten. Exakte Resultate koimten daher von vornherein nicht erwartet werden. Die Differenzen waren aber so groß, daß die Resultate auch für den praktischen Zweck der Analyse nicht brauchbar waren, und daß sie unmöglich den Fehlern allein zur Last gelegt werden durften, die der von mir gewählten Arbeits- weise anhafteten. Ich hatte daher weitere Versuche zur Aufklärung der unbefriedigenden Analysenresultate in Aussicht gestellt. Ich möchte hier nur kurz das Ergebnis dieser Versuche mit- teilen, da ich inzwischen über sie an anderer Stelle 2 ) eingehend berichtet habe. Auf Grund exakter quantitativer Bestimmungen des Arsens, verbunden mit einer unter besonderen Maßregeln aus- geführten Wasserbestimmung, konnte festgestellt werden, daß das Salvarsan neben 1 Molekel Dioxydiamidoarsenobenzolchlorhvdrat noch 2 Molekeln Wasser enthält, daß also seine Formel C 12 H ]2 N 2 2 As 2 . 2 HCl -f 2 H,0 zu schreiben ist, und daß sein Arsengehalt nicht ca. 34%, sondern 31,6% beträgt. Da ich meinen zuerst angestellten Berechnungen der bei den quantitativen Bestimmungen zu erwartenden Arsenmengen den Arsengehalt zugrunde gelegt hatte, der von den Höchster Farb- werken für Salvarsan angegeben war, nämlich 34%, mußten die gefundenen Arsenmengen von den erwarteten natürlich über das erlaubte Maß nach unten abweichen. i) Arch. d. Pharm. 1911, 49. -) Apoth.-Ztg. 1911, 215. Ä.rch d. Pharm. CCXXXXJLX. bUs. i. Uoft. 1 <» l'il' (i. o. G-aeWl: Salvarsatt. Ich habe dann weiter am Schluß meiner oben zitierten Arbeit auf die Tatsache aufmerksam gemacht, daß Lösungen von Salvarsan in Wasser mit n / 10 Jodlösung eine scharfe Endreaktion geben. Die Erklärung des dabei sich abspielenden Reaktionsverlaufs machte mir damals besonders deswegen Schwierigkeiten, weil die ver- brauchte Jodmenge auch nicht annäherungsweise mit dem aus der wasserfreien Formel des Salvarsäris berechneten Molekel- gewicht (438,98) in Einklang zu bringen war. Erst als ich der Be- rechnung die Formel C^ 12 $ 2 2 As 2 . 2 HCl -f- 2 H 2 = 475,01 zu- grunde legte, konnte das Wesen der Reaktion bald erkannt werden. Eine Molekel Salvarsan reagierte stets sehr annähernd mit 7,5 Atomen Jod. Beispielsweise verbrauehten 0,0776 g Salvarsan (20 cem einer Lösung, die in 100 cem 0,3880 g enthielt) unter Verwendung von Stärkelösung als Indikator bis zur dauernden Blaufärbung 12,25 cem n / 10 Jodlösung; auf 1 Molekel Salvarsan == 475,01 g kämen dem- nach 74986 cem D / 10 Jodlösung oder rund 7,5 Atome Jod. Bei der leichten Ueberführbarkeit des ein Arsenobenzolderivat dar- stellenden Salvarsans in die entsprechende Arsinsäure, HO. CH AsO £+ 2 r 6 H 8 4 NAs.HCl + 8 HJ *) Beiläufig sei bemerkt, daß auch ein recht erheblicher Gehalt an Arsinoxydchlorhydrat im Salvarsan durch vollständige quantitative Analyse nicht nachweisbar ist, da die Zusammensetzung der beiden Stoffe fast dieselbe ist: C H O N As Cl Salvarsan C 12 H 12 2 N,As 2 .2 HCl . 2 H 2 30,3 30,6 3,8 3,0 13,5 13,6 5,9 5,9 31,6 31,8 14,9 l Arsinoxydchlorhydrat C 6 lI 6 2 NAs .HCl 15,1", 2 ) Aus Gründen der Einfachheit spreche ich hier von einem Gleichgewichtszustand zwischen Salvarsan- und Arsinsäure, obwohl in Wirklichkeit das Gleichgewicht zwischen dem Arsinoxyd und der Arsinsäure herrschen dürfte. G. O. Gaebel: Salvarsan. 24") ganz erheblich nach rechts verschoben. Dabei geht die Einstellung des Gleichgewichtes beim Salvarsan trotz erheblicher Bildung von Jodwasserstoff fast so rasch und glatt vor sich, wie beim Arsen- trioxyd in Gegenwart von Xatriumbikarbqnat, während sie beim Arsentrioxyd in saurer Lösung so langsam verläuft, daß die jodo- metrische Bestimmung desselben bei saurer Reaktion unausführbar ist. Daß die Reaktion zwischen Salvarsan und Jod in der Tat eine umkehrbare im Sinne obiger Gleichung ist. läßt sich leicht durch einige Reaktionen, deren Eintreten obige Gleichgewichtsgleichung erfordert, erweisen. Oxyamidophenylarsinsäiire setzt wie Atoxyl in saurer Lösung aus Kaliumjodid langsam Jod in Freiheit und zwar um so mehr, je stärker die Wasserstoffionenkonzentration ist. Dementsprechend tritt nach dem Austitrieren einer Salvarsanlösung mit n / 10 Jod- lösung und Entfärbung der Lösung durch eine Spur Natriurn- thiosulfat wieder intensive Blaufärbung ein, wenn das Reaktions- gemisch stark angesäuert wird. Das Gleichgewicht wird also durch Säurezusatz nach links verschoben. Ein Ueberschuß von Jod verschiebt andererseits das Gleich- gewicht nach rechts. Eügt man nämlich nach Beendigung der Titration einer Salvarsanlösung noch einige Kubikzentimeter "/ 10 - Jod- lösung hinzu, läßt einige Zeit stehen und titriert den Jodüberschuß zurück, so wird jetzt bis zur Entfärbung weniger n / 10 Natrium- thiosulfat verbraucht, als dem im Ueberschuß zugesetztem Jod entspricht. Beim Stehen der entfärbten Lösung tritt bald wieder Blaufärbung ein, da die entstandene Arsinsäure allmählich wieder etwas Jod in Freiheit setzt. Ob durch einen erheblichen Ueberschuß an Jodlösung eine praktisch quantitative Ueberführung in Arsin- säure bewirkt werden kami, soll noch versucht werden. Durch Verminderung der Wasserstoffionen läßt sich das Gleichgewicht ebenfalls nach rechts verschieben. Eine quantitative Ueberführung in Arsinsäure, analog der quantitativen Umsetzung der arsenigen Säure in Arsensäure durch Jod bei Gegenwart von Natriumbikarbonat, Natriumacetat, Borax etc., läßt sich beim Salvarsan jedoch nicht bewerkstelligen, da bei einer WasserstoÖ- ionenkonzentration unterhalb einer gewissen Grenze der organische Arsinsäurekomplex mit dem Jod unter Bildung eines intensiv braun gefärbten Produktes reagiert und dann bedeutend mehr Jod verbraucht wird, als der Theorie entspricht. Am besten läßt sich der Einfluß der Konzentrationsverminderung der Wasserstoff- ionen auf das Gleichgewicht durch einen geringen Zusatz von Oxalaten beobachten. 24(i G. O. Gaebel: Salvarsan. Trotzdem nun die Einwirkung des Jods auf Salvarsan bei der direkten Titration nicht quantitativ verläuft, sondern einen reversiblen Prozeß darstellt, läßt sich die Reaktion (bei Abwesenheit von arseniger Säure) dennoch zu einer sehr einfachen titrimetrischen Prüfung des Präparates oder auch zu einer Gehaltsbestimmung einer Salvarsanlösung benutzen, da das Gleichgewicht nach den von mir angestellten Versuchen in ziemlich weiten Grenzen der Konzentration der Salvarsanlösung konstant ist, und der die Ein- stellung des Gleichgewichtes anzeigende Farbenumschlag beim Titrieren mit n / 10 Jodlösung, wie erwähnt, scharf zu erkennen ist. Selbst mit n / 50 Jodlösung ist die Endreaktion mit größter Deutlich- lichkeit zu beobachten. Verliefe die Reaktion quantitativ, würden also auf 1 Molekel Salvarsan, C ]2 H 12 N 2 2 As 2 .2 HCl. 2 H 2 0, 8 Atome Jod verbraucht werden, so entsprächen 1 ccm ri / 10 Jodlösung 0,0059376 g Salvarsan. Nach den von mir am Inhalt verschiedener Ampullen mit 0,2— 0,8%igen Lösungen ausgeführten Titrationen werden aber aus der angeführten Ursache von 1 Molekel Salvarsan durchschnittlich nur 7,509 Atome Jod verbraucht, es entsprechen also 1 ccm n / 10 Jodlösung nur 0,006326 g Salvarsan. Mit diesem empirisch ermittelten Faktor ist also die Anzahl der bei der Titration mit n / 10 Jodlösung verbrauchten Kubikzentimeter zur Berechnung der vorhandenen Salvarsanmenge zu multiplizieren. Beispielsweise verbrauchten 10 ccm einer Lösung, die in 100 ccm 0,6048 g Salvarsan enthielt, 9,55 ccm '7 in Jodlösung. Daraus berechnen sich mit Hilfe des empirischen Faktors 0,6041 g Salvarsan = 99,9% der gelösten Menge. Die Ausführung der Titration gestaltet sich nun in Anlehnung an die von mir gewählten Arbeitsbedingungen sehr einfach folgender- maßen: Man bereitet sich eine 0,2 — 0,8% ige Lösung des Salvarsans und gibt davon so viel in ein Becherglas, als etwa 0.1 g Salvarsan entspricht. Hierzu fügt man 1 ccm Stärkelösung und titriert mit " .',„ .Jodlösung bis zur dauernden Blaufärbung. Zuerst verschwindet die Blaufärbung momentan, in der Nähe des Endpunktes der Titration zwar etwas langsamer, aber stets schon nach nur sekunden- langem Umschwenken, bis sie endlich dauernd bestehen bleibt. Da die gelbgrüne Farbe der Salvarsanlösung mit der Umwandlung des Salvarsans in Arsinsäure im Laufe der Titration immer mehr nachläßt, um in der Nähe des Endpunktes ganz zu verschwinden, so daß eine wasserhelle Lösung entstellt, läßt sich die Titration Bei Anwendung einer n / 10 JodlÖsung auch ohne Indikator mit größer Schärfe zu Ende führen. P. W. Darickworttl Kxtract. Be\lndoiui. u. Hyuscvami. J47 Aus der verbrauchten Anzahl der Kubikzentimeter " l0 Jod- Lösung berechnet sich d2. durch die ein internationales Uebereinkommen, betreffend die starkwirkenden Arzneimittel, zustande kam, wurde aber die Be- reitung dieser beiden Extrakte aus trockenen Pflanzenteilen ge- fordert, ebenso schreiben dies mit Ausnahme der englischen und spanischen Pharmakopoe die wichtigsten, heute gültigen aus- ländischen Arzneibücher vor. Es schien deshalb von Wert zu sein, vergleichende Untersuchungen von Extrakten anzustellen, die aus frischen und aus trockenen Pflanzen derselben Ernte bereitet waren, Untersuchungen, die besonders jetzt von Wert sein werden, nachdem auch das neueste Deutsche Arzneibuch die Bereitung der Extrakte aus trockenem Material fordert. Zuerst wurde dies bei Extractum Belladonnae durchgeführt. Aus den frischen, oberirdischen Teilen der blühenden Atropa Belladonna wurde nach Vorschrift der vierten Ausgabe des Arznei- buches ein dickes Extrakt bereitet und dabei eine Ausbeute von 2,0% erhalten. Da nach den ,, Brüsseler Beschlüssen' 1 ausschließlich Blätter zu verwenden sind und die ausländischen Arzneibücher, mit Ausnahme von Italien, das ilie Belladonnawurzel benutzt, ihr Extrakt nur aus den Blättern bereiten lassen, SO wurde gleichfalls 248 P. W. Danckwortt: Extract. Belladonn. u. Hyoscyami. nach der Vorschrift des Deutschen Arzneibuches ein Extrakt aus Blättern hergestellt mit einer Ausbeute von 2,0%. Ein Teil des frischen Krautes und der frischen Blätter, bei denen also die Stengelteile entfernt waren, wurden an einem luftigen Ort getrocknet mit der Vorsicht, daß sie nicht schwarz wurden, sondern ihre grüne Farbe behielten. Aus dem frischen Kraute wurde dabei nach dem Zerkleinern in einer Exzelsiormühle 12,65% trockenes grobes Pulver erhalten, aus den frischen Blättern 10,60%. Die Bereitung des Belladonnaextraktes aus trockenen Pflanzenteilen soll nach der internationalen Vorschrift mit 70%igem Weingeist geschehen. Das niederländische Arzneibuch läßt die Droge einfach mit diesem perkolieren und dampft dann das Perkolat ein. Dabei bleibt das Chlorophyll im Extrakt. Die später er- schienenen ausländischen Arzneibücher dagegen dampfen aus der perkolierten Flüssigkeit zuerst den Weingeist ab, filtrieren dann in der Kälte das Chlorophyll und die harzigen Bestandteile ab und engen schließlich bis zur Extraktdicke ein. Zu vorhegender Untersuchung wurden vier Extrakte dar- gestellt, je zwei aus trockenem Kraut und je zwei aus trockenen Blättern, das eine chlorophyllfrei, das andere chlorophy Uli altig. Die in ein grobes Pulver verwandelte, trockene Droge wurde mit 70% igem Weingeist gut durchfeuchtet, dann in einen Perkolator gepackt, mit gleich starkem Weingeist übergössen und 48 Stunden verschlossen stehen gelassen. Danach wurde das Abtropfen so geregelt, daß 48 Tropfen in der Minute abliefen. Nachdem ungefähr 2 kg hindurchgelaufen waren und die ablaufende Flüssigkeit hellgrüner wurde, wurde folgendermaßen auf Anwesenheit von Alkaloiden geprüft: Eine Mischung von 3 ccm Aether und 5 Tropfen Ammoniak mit 2 ccm der ablaufenden Flüssigkeit wurden kräftig geschüttelt und 2 ccm der ätherischen Lösung auf dem Wasserbade verdampft. Der Verdampfungs- rückstand wurde in einem Tropfen Schwefelsäure gelöst und sollte nach Zusatz von 5 Tropfen Wasser eine Flüssigkeit geben, die durch 1 Tropfen Quecksilber-Kalium jodidlösung 1 ) nicht mehr getrübt wild. Das zuletzt aus dem Perkolator Tropfende gab keine Trübung mehr. Im ersten FaUe, also nach der niederländischen Vorschrift, wurden nur die beiden Perkolate aus dem trockenen Kraute und den trockenen Blättern einfach bis zur Extrakt dicke eingedampft. ] ) Das Reagens besteht ans Sublimat 1,0. Kai. jodat. 4.0 und .\<|iia dcst. 06,0. P, \\\ Danckwort t : Kxtraet. Belladonn. u. Hyoscyami. 249 Dabei gaben 8300 g frische Kräuter L050 g trockenes Pulver und dieses 330 g Extrakt. Die Ausbeute betrog also auf trockene Droge berechnet 31,4%, auf frische Droge berechnet 3,98°,,. Anderseits ergaben 2000 g frische Blattei 360 g trockenes Pulver und 110 g Extrakt. Die Ausbeute betrug also auf trockene Blätter berechnet 30,55%, auf frische Blätter 5,5%. Im zweiten Falle wurde, um chlorophyllfreie oder besser gesagt ehlorophyllarme Extrakte zu erhalten, der Weingeist verjagt, die Perkolate dann in der Kälte vom ausgeschiedenen Chlorophyll und Harz durch Filtrieren befreit und zur Extraktdicke ein- gedampft. Das trockene Kraut enthält 16,25%, die trockenen Blätter 17,5% Chlorophyll und Harz, also etwa die gleiche Menge. — Hierbei ist der etwa verschiedene Wassergehalt der Extrakte nicht mit berücksichtigt. — Die Ausbeute eines chlorophyllfreien Ex- traktes beträgt demnach auf trockenes Kraut berechnet 26,3%, auf frisches Kraut berechnet 3,34%. Die Ausbeute auf trockene Blätter berechnet ist dann 25,21%, auf frische Blätter berechnet 4,54%. Es waren also im ganzen sechs Extrakte dargestellt . die folgende Bezeichnung erhielten : No. I aus frischem Kraut, ,, IIa aus trockenem Kraut chlorophyllhalt ig. ,, IIb aus trockenem Kraut chlorophyllfrei, ,, III aus frischen Blättern, ,, IVa aus trockenen Blättern chlorophyllhaltig, ,, IVb aus trockenen Blättern chlorophyllfrei. Diese sechs Extrakte wurden auf ihren Wassergehalt, Aschen- gehalt und Alkaloidgehalt untersucht. Die Bestimmung des Wassergehalts in Ex- trakten ist umständlich und zeitraubend. Soll das Extrakt bei 100° bis zur Gewichtskonstanz getrocknet werden, wie die Helfen- berger Annalen vorschreiben, so bildet sich bald eine Haut und es wird Wasser zurückgehalten. Das Extrakt mit Sand zu mischen, läßt sich nicht gleichmäßig ausführen, wird es aber vorher in etwas Wasser gelöst und darauf mit Sand gemischt, dann braucht man eine zu große Menge Sand und dabei entweicht das Wasser zu langsam. Im vorliegenden Falle wurden die Bestimmungen des Wassergehalts nach einer von Herrn Privatdozent Dr. Anselmino angegebenen Methode, die später genauer beschrieben werden soll, ausgeführt. Auf zwei planparallelen Glasplatten wird das Extrakt in dünner Schicht verrieben und so getrocknet. Es enthielten: 250 P. W. Danckwortt: Extract. Belladomi. u. Hyoscyami. Extrakt No. I IIa IIb III IVa IVb 19,65 15,22 13,84 21,21 16,61 14,50 Für die Bestimmung im Mittel: 21,00 20,33% Wasser 15,30 15,26% 14,30 14,07% „ 21,87 21,54% „ 17,14 16,88% 14,26 14,38% „ des Aschengehaltes kommt nur das Auslauge verfahren in Betracht. Es darf die Asche auch nur gelinde geglüht werden, um ein Schmelzen zu vermeiden. Bei einer der ersten Bestimmungen wurde einmal zu sehr geglüht; dadurch kam infolge des Nitratgehaltes, den alle Solanaceen auf- weisen, die vorher weiße Masse zum Schmelzen und wurde grün. Da die Extrakte selbst dargestellt und nur mit Porzellan- und Glas- gefäßen in Berührung gekommen waren, so war eine Verunreinigung durch Schwermetalle, etwa durch Kupfer, ausgeschlossen. In einem Bericht aus dem Laboratorium von H e 1 1 & C o. 1 ) wird zwar behauptet, daß Kupfer ein normaler Bestandteil der Extrakte sei, doch konnte in diesem Falle kein Kupfer nachgewiesen werden. Die grüne Farbe der Schmelze ließ auch schon einen Gehalt an Mangan vermuten, das in größeren Aschenmengen auch durch Schwefelammon nachgewiesen werden konnte. Dieser natürliche Mangangehalt in der Atropa Belladonna ist nicht auffallend, da auch in den Aschen anderer Pflanzen, z. B. der Zingiberaceen, Mangan nachgewiesen wurde. Die sechs Belladonnaext rakte enthielten: No. I IIa IIb III IVa IVb im Mittel : 17,82 17,86 17,84% Asche 17,49 17,08 i 7 ono/ 19,03 19,50 19,27% „ 17,66 17,26 17,46% „ 12,08 12,08 12,08% „ 14,57 14,79 14,68% „ Die Bestimmung des Alkaloidgehalts würde zuerst nach der Vorschrift des Deutschen Arzneibuchs IV ver- sucht, doch waren dabei die Resultate zu wenig übereinstimmend, zumal sich bei den chlorophyllhaltigen Extrakten bei der Aus- schüttelung mit der Aether-Chloroformlösung eine Emulsion bildete, die sich nur schwer trennen ließ. Die Bestimmungen wurden schließlich nach der Methode ausgeführt, die Merck in seinem „Bericht über das Jahr 190(V ; vorschlägt, und zwar mit aller Vor- a ) Pharm. Post durch Apb'thötttir-Zfcituhg 1894, Ö. 379. P. W. Danckwortt: Kxtract. Belladonn. u. Hyoscyami. 2.~>l sieht: Alle dabei benutzten Gefäße waren vorher gut ausgedampft 5 ) und auf ihre Alkalität geprüft, ebenso wie vor jeder Titration die Wasser-Aethermischung auf ihren Neutralpunkt eingestellt wurde. Die Lösungen der chlorophyllhaltigen Extrakte mußten vorher filtriert werden. Daß darin kein Fehler liegt, erkennt man, wenn man die chlorophyllfreien lOxtrakte ebenso filtriert und die Resultate mit denen aus unfiltrierten Untersuchungen vergleicht. Der Alkaloidgehalt der verschiedenen Belladonnaextrakte war folgender: Extrakt Verbraucht "Aoo h 2 so 4 I IIa IIb III IVa IVb I 5,50 cem 5,52 cem 6,55 cem 6,68 cem 7,66 cem 7,75 cem 3,90 cem 3,81 cem 4,40 cem 4,28 cem 4,85 cem 4,90 cem AI k a 1 o idg ehalt Einzelbe'timmung im Mittel 1,590% 1,595% } 1,593% 1,892% 1,931 o/o 1 1 1,912% 2,2140/ 2,2400/ 1 1 2,227% l,127o/o 1,101% 1 1 1,114% 1,271% l,237o/o 1 ) l,254o/ 1,402% l,4160/ 1 1,409% Will man die aus trockenem und frischem Kraute oder Blättern dargestellten Belladonnaextrakte untereinander vergleichen, so müssen sie natürlich auf denselben Wassergehalt eingestellt oder wenigstens umgerechnet sein. Eine Einstellung auf einen Wasser- gehalt von 10%, wie die Brüsseler Beschlüsse ihn vorschreiben, ist für ein „Extractum spissum" nicht ausführbar. Vielmehr müßte der Wassergehalt auf mindestens 15% festgesetzt werden. In unten- stehender Tabelle sind nun der Aschengehalt und Alkaloidgehalt der verschiedenen Extrakte auf einen Wassergehalt von 15% um- gerechnet, so daß sie sich nunmehr vergleichen lassen. Die Um- rechnung geschieht nach der Formel: A 85 Aschen-(Alkaloid)-Gehalt bei 15% Wasser == . ' w , 100. W wobei A der gefundene Aschen- oder Alkaloidgehalt bei dem er- mittelten Wassergehalt W bedeutet. Desgleichen wurden die Aus- beuten auf den gleichen Wassergehalt von 15% umgerechnet. ') Ostwald-Luther, Physikochemische Messungen 1902, S. 4o:{. 252 P. W. Danckwortt: Extract. Belladonn. u. Hyoscyami. Zusammenstellung, berechnet auf einen Wassergehalt von 15%. 1 Ausbeute No. Extractum Belladonna berechnet auf Aschen- Alkaloid- Darstellungsweise frische trockene gehalt gehalt Droge Droge I Aus frischem Kraut (D. A. IV) 1,88 19,03 1,699 IIa ,, trockenem Kraut, chlorophyllhaltig . . . 3,97 31,30 17,34 1,917 IIb ,, trockenem Kraut, chlorophyllfrei .... 3,37 26,6 19,05 2,203 III ,, frischen Blättern . . . 2,02 — 18,91 1,207 iVa ,, trockenen Blättern, chlorophyllhaltig . . . 5,38 29,88 12.35 1,282 IVb ,, trockenen Blättern, chlorophyllfrei .... 4,52 25,55 14,67 1,407 Das Ergebnis dieser Zusammenstellung läßt sich in folgendem zusammenfassen : 1. Die Blätter enthalten weniges Alkaloide wie das ganze Kraut. 2. Bei der Bereitung durch Perkolation von trockener Droge erhält man ein alkaloidreicheres Extrakt als nach der Vorschrift des Deutschen Arzneibuches IV, desgleichen ist die Ausbeute eine größere. 3. Das Extrakt aus trockenem Kraut ist zwar alkaloid- reicher als dasjenige aus trockenen Blätter n, doch hat dieses eine größere Ausbeute als das aus trockenem Kraut. 4. Die internationale Vorschrift eines Wassergehaltes von 10% muß auf 15% geändert werden. Anschließend an die Untersuchungen der Belladonnaextrakte wurden auch zwei Bilsenkrautextrakte dargestellt, das eine nach der Vorschrift des Deutschen Arzneibuches IV, das andere durch Perkolation aus trockenen Blättern — die Brüsseler Beschlüsse und die ausländischen Arzneibücher verlangen die Dar- stellung aus trockenen Blättern. Die Resultate entsprechen un- gefähr denjenigen, die bei Belladonna erhalten wurden; auffallend war nur der sehr geringe Alkaloidgehalt. Farr und W r i g h t 1 ) behaupten allerdings, daß bei der Extraktbereitung aus frischen J ) British and Colon. Drugg. :!2: nach Apotheker-Zeitung 18U"; s. sr>: L. I! usen tha lor: Hvdrargyrorneiruohe Studien. 283 Pflanzen in manchen Fällen überhaupt kein Alkaloid oder nur wenig in don Preßsaft übergeht, da jedoch auch der Alkaloidgehalt des durch IVrkolation gewonnenen Extraetum Hyoscyami gering war, so mußte eben die frisch aus dem Harz erhaltene Droge selbst daran schuld sein. Die Untersuchungen der beiden Bilsenkrautextrakte ergaben folgende Resultate, ebenfalls berechnet auf einen Wassergehalt von 15%. Ausbeute No. Extractum Hyoscyami berechnet auf Aschen- Alkaloid- Bereitungsweise frische j trockene gebalt gehalt Droge Droge I Aus frischem Kraut .... 1,7 — 19,24 0,146 TT „ trockenen Blättern . . . 1,7») 20,5 15,80 0,355 Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Straßburg i. E. Hydrargyrometrische Studien. (1. Mitteilung.) Von L. Rosenthaler. (Eingegangen den 7. III. 1911.) Da Merkurinitrat eine größere Anzahl von Reaktionen gibt, die zu nichtdissoziierten oder unlöslichen Quecksilber Verbindungen oder zu metallischem Quecksilber führen, so schien es möglich, derartige Reaktionen zu volumetri sehen Analysen zu verwenden, wenn sich der Ueberschuß des zugesetzten Merkurinitrats titri- metrisch ermitteln Heß. Da uns für diesen Zweck die R u p p - Krau ß'sche Modifikation 2 ) der V o 1 h a r d'schen Methode 3 ) der Quecksilberbestimmung zur Verfügung steht, so hat sich der oben skizzierte Gedanke verwirklichen lassen. Die in Betracht kommenden Aufgaben entsprechen vielfach den auf argentometrischem Wege zu lösenden. Der Argentometrie läßt sich, somit eine Hydrargyro- metrie zur Seite stellen, die sich vielleicht in manchen Punkten J ) Da die Stengel entfernt wurden, ist die Zahl nicht maßgebend. 2 ) Berichte der D. ehem. Ges. XXXV (1902), S. 2015. 3 ) Aimalen der Chemie 190 (18.78), S. 1. 254 L. Rosenthaler: Hydrargyrometrische Studien. sogar der crsicrni überlegen erweisen dürfte besondere in solchen Fällen, wo wie bei der Titration von Cyaniden und Bromiden die entstehende Quecksilberverbindung im Gegensatz zu den ent- sprechenden Silbersalzen in Lösung bleibt. Auch daß Merkurinitrat wesentlich billiger ist als »Silbernitrat darf zugunsten der hydrargyro- metrischen Bestimmung angeführt werden. Zu den Bestimmungen sind notwendig: 1. "; 10 Merkurinitratlösung. Sie enthält 16,201 g Merkuri- nitrat im Liter und kann durch Auflösen von Merkurinitrat in Wasser unter Zusatz von soviel Salpetersäure hergestellt werden, daß die zunächst auftretende von basischem Salz herrührende Trübung verschwindet. Oder man löst 10.8 g reines Quecksilber- oxyd mit Hilfe von Salpetersäure zum Liter. Geht man von erstercr Lösung aus, so stellt man auf n / 10 Ammoniumrhodanidlösung ein, die man ihrerseits wieder mit n 10 Silberlösung vergleichen kann. 2. " UJ Ammoniumrhodanidlösung. 3. Ferriammoniumsulfat; gesättigte, mit etwas Salpetersäure versetzte Lösung. 4. Konzentrierte Salpetersäure, frei von salpetriger Säure. Das Verfahren wird, soweit unten nichts anderes bemerkt ist, folgendermaßen ausgefühlt: Die zu titrierende Lösung wird mit einem Uebersehuß der Merkurinitratlösung versetzt ; dann wird umgeschüttelt und, da die Umsetzungen augenblicklich erfolgen, sofort nach Zusatz von ca. 2 ccm Ferriammoniumsulfat und soviel Salpetersäure, daß möglichste Entfärbung eintritt, mit Ammonium- rhodanid bis zum Eintreten der Eisenrhodanidfärbung titriert. Ob Quecksilber im Ueberschuß vorhanden war, erkennt man daran, daß der erste Tropfen Rhodanlösung noch keine Färbung verursacht. Tritt Färbung ein, so ist die Titration keineswegs ver- loren; man muß dann eben noch mehr Merkurinitrat zusetzen und dann wieder mit Rhodanlösung titrieren. Die Umschläge sind nicht ganz so scharf, wie bei den argento- metrischen Bestimmungen, doch läßt sich meist eine Verschärfung erzielen, wenn man die Flüssigkeit mit einem (chlorfreien I) 1 ) Alkali- nitrat sättigt. Der Zusatz von Nitrat hat sich besonders bei der Bestimmung der Blausäure als nützlich erwiesen, doch lassen sich die Titrationen auch ohne dieses Hilfsmittel durchführen. Sämtliche Kontrollbestimmungen sind, soweit nichts anderes bemerkt ist, auf argentometrischem Wege ausgeführt. x ) Steht kein völlig chlorfreies Alkaünitrat zur Verfügung, so bestimmt man den Hg-Verbrauch der anzuwendenden Menge des Nitrats und bringt ihn in Anrechnung. I, K 1 1 - 1 n i ha li' r: Öydrargyrometrisohe Studien 1. Itluiisäurc und Cyanide Bg" 2 IHN Hl- (I N,. 2 II- 2 27.018 II-- + 2K- + 2 CN = Hg(C'N . 2 K- 2 x 65,11 I I "/, Hg(N0 3 ), = 27,018 g HCN 1 1 "; l0 Hg(NO 3 ) 2 = 2,7018 g HCN 1 com "/ 10 Hg(NO 3 ) 2 = 2,701* mg HCN 1 ccni ' ,„ ll'j'XO i. = 6,511 mg KCN. |)ic BrMiinmunu von Blausäure nimmt mau am besten so vor. daß man sie in die überschüssige Quecksilberlösung lünein- laufen Läßt und dann nach Verschließen des Glases, in dem man dir Titration v orni mmt, kräftig umschüttelt. War genügend Queck - sifberlösung zjugesetpt, so riecht die Flüssigkeit naturgemäß nicht mehr nach Blausäuie. Ist letzteres der Fall, so hat ein -weiterer Zusatz zu erfolgen. a) B 1 a u s ä u r e. Angewandt 1 Berechnet Verbraucht Gefunden HCN-Lösung HCN 7ioHg(N0 3 ) 8 HCN Differenz mg ccm mg mg 5,8 ccm 0,574° i'j. 33,29 12,25 33,10 — 0,19 5.7 „ 0,574%ig 32,71 11,90 32,15 — 0,56 .,:, „ 0,574% ig 37,31 13,75 37,15 — 0,16 10 „ 0,574% ig 57,41 21.25 57,41 — 5 „ l,2672%ig 63,36 23,45 63,36 — 8 „ l,2672%ig 101,38 37,50 101,32 — 0,06 6 „ l,2672%ig 76,03 28,30 76,46 + 0,43 10 „ l,2672%ig 126,72 46,85 126,58 — 0,14 b) Blausäure neben Benzaldehydcy an hydrin. Angewandt HCN-Lösung Berechnet HCN mg Verbraucht "/ 10 Hg(NO 3 ) s ccm Gefunden HCN mg Differenz mg 21,7 ccm 0,1486%ig , 32,24 12,95 „ 0,1486%ig ' 19,24 15 ., 0,1486%ig 22,29 30 0,1486% ig 44 AS 11,85 7,05 8,25 16,55 32,01 19,05 22,29 44.71 — 0,23 — 0,19 + 0,13 256 L. Rosenthaler: Hydrargyrometrische Studien. c) Gesamt - B 1 a u s ä u re in Flu ssi g keil e n. die freie Blausäure und B e n z a 1 d e h y d c y a n - h y d r i n enthalten. Die Bestimmung wurde nach mannigfachen Vorversuchen so ausgeführt, daß zu der zu titrierenden Lösung zuerst die Queck- silberlösung und dann Ammoniak im Ueberschuß hinzugesetzt wurde. Nach ein bis zwei Minuten wurde mit Salpetersäure sauer gemacht und dann in üblicher Weise titriert. Bei Bittermandel- wasser wurden so befriedigende Resultate erzielt, nicht jedoch (und auch nicht in anderer Weise) bei konzentriert eren Lösungen. Ich halte deshalb die Methode in diesem Falle nicht für brauchbar und sehe davon ab, die Ergebnisse mitzuteilen. d) Cyanide (Cyankaliu m). Angewandt KCN-Lösung Bereclrnet Verbraucht Gefunden KCN "/ 10 Hg(NO 3 ) 2 KCN Differenz mg ccm mg mg 8 ccm 0,501%ig 40,08 6,15 40,05 — 0,03 10 „ 0,501%ig 50,10 7,70 50,13 + 0,03 20 „ 0,501% ig 100,20 15,35 99,95 — 0,35 25 „ 0,501%ig 125,25 19,28 125,53 + 0,28 8 „ l,133%ig 90,64 13,975 90,99 + 0,35 10 „ l,133%ig 113,30 17,40 113,30 — 12 „ l,133%ig 135,96 20,90 136,08 + 0,12 16 „ l,133%ig 181,28 27,90 181,65 + 0,37 20 „ l,133%ig 226,60 34,85 226,91 + 0,31 2. Chloride (Chlornatrium). Bei der Titration von Chloriden waren von vornherein schon deshalb keine genauen Resultate zu erwarten, weil Quecksilber- chlorid merklich dissoziiert ist. Trotzdem schien es mir von Interesse, darüber einige Versuche anzustellen. Hg- + 2 Na- + 2 CT = HgCl 2 + 2 Na- 2x58,46 1 ccm »/ 10 Hg(N0 3 ) 2 = 5,846 mg NaCl. Angewandt NaCl-Lösung Berechnet Verbraucht Gefunden NaCl n / 10 Hg(NO 3 ) 2 NaCl mg ccm mg Differenz mg 10 ccm 0,525% ig 52,50 14 „ 0,525% ig 73,50 5,95 „ 0,525% ig MI. 24 8,95 12,75 5,40 52,32 74,53 31,57 — 0,18 + L03 + 0,33 L. Rosen t lialpr: Hydrargyroinelrische Studien. 257 Angewandt HCN-Lösung Berechnet Verbraucht Gefunden HCN "/ 10 Hg(NO 3 ) 2 HCN Differenz mg cem mg mg 20 , 0,625%ig 105,00 17,90 104,64 — 0,36 12,5 , , 1,005% ig 125,63 20,90 122,18 — 3,45 10 , 1,005% ig ' 100,50 16,90 98,80 — 1,70 7,95 , , l,005%ig 79,22 13,55 79,90 + 0,68 4 , 1,005% ig 40,20 6,85 40,04 — 0,16 6 , l,005%ig 60,30 10,25 59,92 — 0,38 12,5 , , l,005%ig 125,63 21,15 123,64 — 1,9!) 14,9 , , 1,005% ig 149,75 25,40 148,49 — 1,26 10 , 0,500% ig 50,00 8,40 49,11 — 0,89 10 , 0,500% ig 50,00 8,45 49,40 — 0,60 19,95 , , 0,500% ig 99,75 16,90 98,80 — 0,95 5 , 0,500%ig 25,00 4,25 24,85 — 0,15 16 , 0,500% ig 80,00 13,55 79,22 — 0,68 12 , 0,500% ig 60,00 10,15 59,34 — 0,66 Wie sich aus der Tabelle ergibt, ist nur ein Teil der Resultate befriedigend. Dazu kommt, daß der Endpunkt der Titration nur äußerst schwer festzustellen ist. Ich kann deshalb die hydrargyro- metrisclie Methode nicht zur Bestimmung von Chloriden empfehlen. 3. Bromide (Bromkalium). Hg- + 2K- + 2Br ' = HgBr 2 + 2 K- 2x119,02 1 cem n/ 10 Hg(NO 3 ) 2 = 11,902 mg KBr. Angewandt KBr-Lösung Berechnet Verbraucht Gefunden KBr »/ 10 Hg(NO 3 ) 2 KBr Differenz mg cem mg mg 8 cem 1,07 12% ig 85,70 7,20 85,70 6 „ 1,07 12% ig 64,27 5,45 64,87 + 0,60 11 „ l,0712%ig 117,83 9,90 117,83 — 15 „ l,0712%ig ! 160,68 13,55 161,27 + 0,59 25 „ l,0712%ig ! 267,80 22,45 267,20 — 0,60 8 „ 2,306%ig 184,48 15,55 185,07 + 0,59 4 „ 2,306%ig 92,24 7,75 92,24 — 6 „ 2,306% ig [ 138,36 11,65 138,66 + 0,30 5 „ 0,488% ig 24,40 2,05 24,40 — 10 ., 0,488% ig 48,80 4,15 49,39 + 0,59 30 .. 0.488% ig 14(i.4D 12.35 146.99 + 0.59 Arcta. d. Pharm. COXXXXIX Bds. 4. Heft. 17 258 L. Rosen thaler: Hydrargyrometrische Studien. 4. Jodide. a) Jodkalium. Man gibt zu der in einer Glasstöpself lasche befindlichen Lösung des Jodids Aether, dann unter kräftigem Umschütteln soviel Quecksilberlösung, daß die untere Schicht klar wird, setzt eventuell noch soviel Aether hinzu, daß das Quecksilber Jodid mög- lichst gelöst wird (bleibt ein wenig ungelöst, so wird die Titration dadurch nicht gestört) und titriert dann nach Zusatz von Eisen- alaun in üblicher Weise. Hg- + 2K- + 2 J' = Hg,T 2 + 2K- 2x166,02 1 ccm n/io Hg (N0 3 ) 2 16,602 mg KJ. Angewandt KJ-Lösung Berechnet Verbraucht Gefunden K.J n / 10 Hg(NO 3 ) 2 K.J Differenz mg ccm mg mg 7,4 ccm 0,9877%ig 73,09 4,425 73,46 - 0,37 12,5 , , 0,9877%ig 123,44 7.45 123,69 + 0,25 15 , 0,9877° o ig 148,16 8,90 147,76 — 0,40 17 , 0,9877% ig 167,91 10,10 167,68 — 0,23 11,5 , , 0,6765% ig 77,80 4,65 77,20 — 0,60 11 , 0,67 65% ig 74,42 4,45 73,88 — 0,54 15 , 0,67 65% ig 101,48 6,15 102,10 + 0,52 20 , 0,6765%ig 135,30 8,15 135,30 — 12 , 1,7845% ig 214,14 12,925 214,58 + 0,44 13 , l,7845%ig 231,99 14,00 232,40 + 0,41 15 , l,7845%ig 267,67 16,125 267,71 + 0,04 b) Eisenjodür in Sirupus Ferri jodati. Die Ausführung der Titration erfolgte wie bei Jodkalium. Als Kontrollbestimmung wurde die jodometrische Methode von R u p p und S c h i r m e r 1 ) gewählt. Hg" + Fe- + J a ' = HgJ 2 + Fe" 309 69 1 ccm n /io Hg(N0 3 ) 2 = 15,484 mg,FeJ 2 . Untersucht wurden zwei verschiedene Präparate 2 ). I. 4 ccm verbrauchten 15,75 ccm n / 10 Hg(N0 3 ) 2 : 243,87 mg FeJ 2 ; bei der Kontrollbestimmung waren nötig 15,73 ccm 7 10 Na 2 S 2 O 3 : 243,56 mg FeJ 2 . II. 4 ccm verbrauchten 12,125 ccm "/i Hg(N0 3 ) 2 : 187,74 mg FeJ 2 ; Kontrollbestimmung 12.15 com iü ->a 2 o 2 v7 3 . 188,13 mg FeJ 3 . ') ApotlH'kn-Zeitimg 1909. S. 160, '-) Das erstuntersuchte (und ältere) enthielt Spuren von freiem Jod. A. Kneip. N. Ncy n. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. 259 Zusammenfassung. Es wird gezeigt, daß bwIi bydrargyrometrisch bestimmen lassen: Blausäure (auch neben Benzaldehydcyanhydrin) und Cyanide. Bromide und .Jodide (auch Eisenjod ür in Sirupua F< rri jodati). Zur Bestimmung von Chloriden und von Blausäure in Ben/.aldehydcyanhydrin hat sieh die geschilderte .Methode nicht als brauchbar erwiesen. Quantitative Bestimmung des Cantharidins in Canthariden und Cantharidentinktur. Nach Versuchen von A. K n e i p, *N. N e y und F.Reimers. (Eingegangen den 1. II. 1911.) Die H a g e n - B u c h o 1 z - Stiftung des Deutschen Apo- theker-Vereins hat für das Jahr 1909/10 die Preisaufgabe gestellt: „Es wird eine vergleichende Untersuchung der Verfahren verlangt, die zur Bestimmung des freien und gebundenen Cantha- ridins in Canthariden und Cantharidentinktur vorgeschlagen sind. Für die Untersuchung selbst sind neben Handelspräparaten auch ein Cantharidenpulver und eine Cantharidentinktur zu ver- winden, die von dem Vorsitzenden des Kuratoriums (Herrn Ge- heimen Regierungsrat Prof. Dr. E. Schmidt- Marburg) zu be- ziehen sind. Ferner sind die bei den Verfahren unterlaufenden Fehler durch Versuche mit reinem Cantharidin, bzw. eantharidin- satirem Salz zu ermitteln.'' Wie im Vorjahre 1 ) sind auch diesmal die drei preisgekrönten Arbeiten kritisch durchgesehen und zusammengefaßt worden. Im folgenden wird über die Methoden zur Bestimmung des Cantharidins berichtet, während die Bestimmungen des Aschen-, Feuchtigkeits- und Fettgehaltes, die über den Rahmen der Auf- gabe hinausgehen, gesondert als Anhang mitgeteilt werden. Cantharidin, dessen Konstitutionsformel nach H. Meyer 2 ) folgende ist, qjj H 2 C-"" "^C— CH„— COOH CH 2 >X> CH a ») Vergl. Arch. d. Pharm. 248, 303 (1910). -) Vergl. Wien, akadem. Monatsh. 18, 409; 19, 707; 21, 967 17* >60 A. Kneip, N. Noy u. F. Reimers: Cantharidinhcslimmung. kommt in den Cantharideh teils frei, teils gebunden vor; woran gebunden, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Die Literatur- angaben über die Löslichkeit des Cantharidins haben Seif und G r e e n i s h 1 ) tabellarisch zusammengestellt. Diese Tabelle ist von Reimers durch die Angaben W a 1 b u m's, Dieteric h's und eigene Bestimmungen erweitert worden: (Siehe S. 261). Der Schmelzpunkt chemisch reinen Cantharidins ist 218°. Nach keiner der im nachstehenden aufgeführten Methoden erhält man es so rein; meist liegt der Schmelzpunkt bei etwa 210°; am höchsten (213 — 214°) ist er bei dem nach Seif und G r e e n i s li (Verfahren No. 11) isolierten Cantharidin. Das ist derselbe Schmelz- punkt, den Cantharidin. puriss. Merck aufweist. Cantharidin ist sowohl fü* sich wie mit Dämpfen von Lösungs- mitteln flüchtig. Reimers hat die Flüchtigkeit reinen Cantharidins ermittelt, indem er die betreffende Menge auf einem L T hrglase im Trocken- schranke erwärmte : Gewichtsverlust in Prozenten: nach Ablauf von Stunden bei 15° 40° 50° 60° 0,095 80° 0.186 0,385 100° 2,475 5,975 3 6 12 18 24 0,047 0,094 0,141 0,088 i 0,176 0,308 0,440 0,528 0,190 0,379 0,568 0,757 0,946 0,571 0,836 1,321 1,823 2,308 9,219:13,530 26,402 39,223 45,966 Gramm 0,2719 0,2115 0,2270 0,2112 0,3009 0,2343 Auch N e y stellt fest, daß Cantharidin, wenn es zwei Stunden bei 60° getrocknet wird, nur einen ganz geringen Verlust erleidet, der vernachlässigt werden kann. Weiter hat Reimers die Flüchtigkeit des reinen Cantha- ridins mit den Dämpfen einiger Lösungsmittel bestimmt, wobei jedesmal 100 g Lösungsmittel und ähnliche Mengen Cantharidin, wie oben angewandt, verdampft wurden. Es gingen, in Prozenten ausgedrückt, über : Mit Chloroform aus dem Wasserbade von 100° 1,71, bei 200 g Chloroform 3,26; aus dem Wasserbade von 75° 0,25, bei 200 g Chloroform 1,25; mit Aether 0,11, mit x ) Pharm. Journ. 1907. I., 324; dort findet sieh auch eine gute Uebersiöht über die ältere Literatur. A. Kneip, N. Ney u. F. Rohm rs: ( 'mit tja^idijabestipamung. 261 OP'l o "5 co 8 -■ * 9 oo ST» yo!)suoji|0}| a3q^ -I0J19J lOppUB]\T 18 2 3 >o lO %0S .i^seSissy a a ! f ja .2 1 C5 1 °° l-H A T-l -l-H i r— ■ nuoj -ojoiq3 [OZTOg .2 co I I *3 bn N « Ä -2 o H d es i—< r/? o CM CI >o •> t- °0 rH lö S OJ An £* 9 -o o . •-5 b. 262 A'. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Caiitharidinbestimrnung. Aceton 0,21, mit Benzin 0,27, mit Alkohol 0,85, mit Benzol 0,92, mit Essigester 2,0, mit Wasser 4,67%. Alle in der Literatur vorgeschlagenen Methoden zur quan- titativen Bestimmung des Cantharidins zerfallen in drei Haupt- teile: Erstens die Extraktion, der bei der Bestimmung des Gesanit- cantharidingehaltes das Ansäuern mit Salzsäure vorausgeht, während dies bei der Bestimmung des freien Cantharidins unterbleibt ; dann die Reinigung und zum Schluß die gewichtsanalytische Be- stimmung des Cantharidins. AuffaUend ist, daß bis jetzt noch nicht die maßanaly tische Bestimmung des Cantharidins versucht wurde; Cantharidin läßt sich nach H. Meyer 1 ) mit % -Normal-Kahlauge (Phenolphthalein als Indikator) genau titrieren. A. Cantharidinbestimmung in Canthariden. Im folgenden sind nur diejenigen Methoden berücksichtigt, nach denen Cantharidin quantitativ bestimmt werden soll; die Verfahren von R o b i q u e t 2 ), dem Entdecker des Cantharidins, von Warner 3 ), AV i 1 1 s t e i n 4 ), Thierry 6 ), Procter 6 ), E u m o u z e 7 ), G e n e v o i s 8 ), Hage r 9 ), L i s s o n d e 10 ), E. DietericB (1880) 11 ), F 1 ü c k i g e r 12 ) und E. D i e t e r i c h (1891) 13 ) sind nur als Darstellungsmethoden gedacht und deshalb übergangen. Die Ergebnisse, die Reimers bei dem Versuche erhielt, einige dieser Methoden zur quantitativen Bestimmung zu benutzen, sind in der Tabelle No. III enthalten. x ) Wien, akadem. Monatsh. 18, 396 (1904). ") Ami. d. Chimie 76, 302 (1810), ref. in Journ. f. Chem. u. Pharm. 4, (1812). 3 ) Nach W i t t s t e i n, Prakt. Pharm. 7, 86. 4 ) In Wittstein, Chem. Präparate, Bd. 6 (1867). 6 ) Ami. d. Chimie 15, 315. 6 ) Neues Repert. f. Pharm. 1852, 322. 7 ) Ref. Jahresber. d. Pharm. 2, 303 (1867); Orig. Journ. Pharm. Chim. (4), VI., 161. 8 ) Ztschr. d. österr. Apoth.-Ver. 12, 16 (1874). 9 ) H a g e r's Kommentar z. D. A-B. I (1873). 10 ) Journ. Pharm. Chim. (4), 11, 233 (1870). «) Pharm. Zentralh. 21, 87 (1880). 12 ) Pharmakognosie S. 288 (1893). 13 ) Helfenberger Ann. 1891, S. 1. A. Kneip, X. Hey u. I''. Reimers: CahtbafidmbeatimmUng. 263 I. Extraktion mil Lösungsmittel ohne Zusatz. I . V eil a li r e n v o n M o 1 1 r e u x 1 ). (Aether als Extrakt ionsmittel.) Man erschöpft 40 g Canthariden in einem Payen' sehen lv\- traktionsapparate mit Aether, wozu mindestens drei Stunden erforder- Iioh Bind, gibt die ätherische Losung in eine Sehale, spült mit Chloro- form und Aether nach, läßt die Lösungsmittel bei höchstens 40° ver- dunsten und übergießt den Rückstand mit 50 — 60 cem Schwefelkohlen- stoff Ist die Masse, davon durchdrungen, so gießt man sie auf ein doppeltes Filter, au dem man zwei Stücke Filtrierpapier von gleichem Gewichte benutzt hat, wäscht Schale und Filter mit Schwefelkohlen- stoff aus einer Spritzflasche nach und wägt, indem man das untere, leere Filter als Gegentara gebraucht. Die Gewichtsdifferenz der beiden Filter gibt das Gewicht des in 40 g Cantharideripülver enthaltenen Cahtharidins an. Die Methode stammt aus einer Zeit, wo man noch nicht wußte, daß ein beträchtlicher Teil des Cantharidins in den Canthariden gebunden vorkommt. Das Auswaschen mit Schwefelkohlenstoff ist fehlerhaft, da Cantharidin in Schwefelkohlenstoff beträchtlich löslich ist. Die Verwendung von Doppelfiltern gleichen Gewichts ist beachtenswert. II. Extraktion mit Lösungsmitteln unter Alkalizusatz. 2. Verfahren von Krerae l 2 ). (Mit Ammoniak.) 20 g Cantharidenpulver werden im Extraktionsapparatc mit 95%igem Alkohol erschöpft, der Auszug mit 5 cem Ammoniak und 20 cem Wasser versetzt und in einer Porzellanschale auf dem Wasser- bade vom Alkohol befreit. Nach Zusatz von noch etwas Ammoniak wird die Flüssigkeit im Scheidetrichter so oft mit Aether geschüttelt, bis dieser nichts mehr aufnimmt, dann mit Schwefelsäure angesäuert und ihr das Cantharidin mit Chloroform entzogen. Das Chloroform läßt man im gewogenen Krystallisierschälchen bei gelinder Wärme verdunsten, spült den Rückstand mit einigen Tropfen Schwefelkohlen- stoff ab, trocknet das Cantharidin bei 100° und wägt. Um das Can- tharidin nach dieser Vorschrift in der T i n k t u r zu bestimmen, ver- setzt man die Tinktur mit Ammoniak und verfährt wie oben (vergl. dazu Teil B). Die Methode liefert unreines und erheblich zu wenig Cantha- ridin, da sie eine Anzahl Fehlerquellen hat. Eine verdünnte wässerige *) Journ. Pharm, (bim. 1804, Juli; Arch. d. Pharm. 173, 233 (18Ö5). ») Pharm. Post 554 (1886); Apoth.-Ztg. 13, 7 (1898). 264 A. Kneip, N. Xey'u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. Lösung von cantharidinsaurem Ammonium scheidet auf Zusatz von Mineralsäuren weder Cantharidin aus, noch läßt sich daraus das Cantharidin ausschütteln 1 ). Verluste entstehen weiter beim Abspülen des Cantharidins mit Schwefelkohlenstoff und beim Erhitzen auf 100°. 3. Verfahren von Dragendorf f 2 ). (Mit Magnesia.) 25 — 30 g gepulverte Canthariden werden mit Petroleumäther entfettet; für 100 ccm des letzteren sind 0,0108 g Cantharidin in Rech- nung zu bringen. Das entfettete Pulver wird mit l j b seines Gewichtes Magnesia oder Natronlauge zum dünnen Brei angerührt und im Wasserbade ausgetrocknet. Der Rückstand wird gepulvert, in einer Flasche mit 25 — 30 g Chloroform durchtränkt, unter Abkühlen mit verdünnter Salzsäure bis zur stark sauren Reaktion gemischt und dreimal mit je 30 g Aether ausgeschüttelt. Die beim Verdunsten des filtrierten und mit Wasser gewaschenen ätherischen Auszuges hinterbleibende krystallinische Masse wird mit möglichst wenig Weingeist auf ein tariertes Filter gebracht und hier schließlich noch mit 2 — 3 ccm Wasser gewaschen. Für je 10 ccm des zum Auswaschen benutzten Weingeistes werden 0,0077 g und für je 10 ccm Wasser 0,0005 g Cantharidin der ge- fundenen Cantharidinmenge zugerechnet. Hat man die Canthariden nicht mit Petroleumäther entfettet, so erhält man nach Abdunsten der Aetherausschüttelung das Cantharidin mit Fett gemengt, welch letzteres durch Schwefelkohlenstoff beseitigt wird. Für je 10 ccm Schwefelkohlenstoff sind 0,0018 g Cantharidin dem gefundenen zuzu- rechnen. Tinctura Cantharidum wird mit Zusatz von Na- tronlauge verdunstet, der Rückstand mit Salzsäure angesäuert und dann wie oben behandelt. Das Cantharidin, das man nach dieser Methode erhält, hat einen Stich ins Grünliche. Die Resultate sind viel zu niedrig, da das zum Waschen des ätherischen Auszuges benutzte Wasser Aether aufnimmt und so Cantharidin entfernt, mehr noch der Weingeist. Weiter läßt sich das mit Magnesia eingetrocknete Pulver nicht quantitativ aus der Schale entfernen, und schließlich ist die für Schwefelkohlenstoff angesetzte Korrektur zu gering. 4. Verfahren von Dragendorff-Bluh m 3 ). (Mit Magnesia.) Etwa 25 — 30 g gepulverte Canthariden werden mit 8 — 10 g gebrannter Magnesia und der nötigen Menge Wasser zu einem Brei 1 ) Vergl. Homolka, Berl. Ber. 1082 (1886), und Dragen- dorf f, Neues Report, f. Pharm. 1886, 347. 2 ) Dragendorf f, Wertbestimmung von Drogen, S. 104. 3 ) D r a g e n d o r f f, Wertbestimmung von Drogen, S. 104 — 108. A. Ivneip, N. Ney u. F. Reimer*: ( 'antliaridiribestinnnung. 265 angerührt und auf dem Dampfbade zur Trockne gebracht. Die trockene. zerriebene Masse wird mit verdünnter Schwefelsäure übersättigt und sogleich mit Aether geschüttelt, was solange mit neuen Mengen Aether wiederholt wird, als dieser Cantharidin aufnimmt. Die gereinigten Aetherlösungen werden mit Wasser gewaschen, dann destilliert, wobei ein Rückstand, vorzugsweise aus Cantharidinkrystallen und Fett be- stehend, hinterbleibt. Dieser wird, nachdem er mindestens 24 Stunden möglichst kalt gestanden hat, mittels Schwefelkohlenstoffs auf ein sehr kleines zuvor gewogenes Filter gebracht, dann mit Schwefelkohlen- stoff das Fett und hierauf mit Alkohol von 90 — 93% Tr. geringe Mengen einer fremden gelben Substanz ausgewaschen. Das so erhaltene Can- tharidin wird bei 100° getrocknet und gewogen. Für je 10 cem des zum Auswaschen verbrauchten Schwefelkohlenstoff werden 0,008 g, für je 10 oem Alkohol 0,0024 g zum Resultate der Wägung hinzugerechnet. Die Fehlerquellen der Dragendorf f 'sehen (No. 3) Me- thode sind durch diese Abänderung nicht beseitigt; das gleiche, gilt von dem 5. Verfahren nach Dra gendorff-Rennard 1 ) (mit Magnesia) das sich nur in belanglosen Kleinigkeiten von dem vorigen unter- scheidet. Auch das 6. Verfahren von Dragendorff-Greenish 2 ) (mit Sodalösung) unterscheidet sich nur darin, daß es die Canthariden mit Soda- lösung befeuchten läßt; die Reinigung erfolgt durch verdünnten Alkohol und durch Petroläther. Wenn das Verfahren auch den Schwefelkohlenstoff aufgegeben hat, so bleiben die übrigen Fehler- quellen doch bestehen. 7. Verfahren von Pur*n Sing 3 ) (1902). (Mit Natronlauge.) Das Verfahren beruht auf der Beobachtung N a g a i's, daß cantharidinsaures Natrium in Alaunlösung löslich ist. Das Ver- fahren ist ein Jahr später vom Autor durch ein anderes (vgl. No. 14) ersetzt worden; die Resultate sind zu niedrig: statt 0,065 Cantha- ridin erhielt Ney 0,057 g Cantharidin. 1 ) 1. c. 2 ) Pharm. Ztg. 1880, 214. 3 ) Journ. Pharm. Soc. Japan 239 (1902); ref. in Pharm. Ztg. 877 (1902); die Verfahren von P u ran Sing (No. 7 u. 14) finden sich so verschieden referiert, daß man sich kein klares Bild ohne die Original- literatur inachen kann, die leider nicht zu beschaffen war, Ref. 266 A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. 8. V e r f a h r e n von N a g e 1 v o o r t 1 ). (Mit Natronlauge.) 10 g Canthariden werden mit 10% iger Natronlauge oder Soda- lösung befeuchtet und 6 Stunden lang an einen warmen Ort gestellt. Die bröcklige Masse wird nun mit Salzsäure angesäuert, von neuem getrocknet und im Soxhlet mit Chloroform (ungefähr 50 ccm) 3 — 4 Stunden lang extrahiert. Nach dem Abdampfen des Chloroforms wird der Rückstand mittels Schwefelkohlenstoffs vom Fett befreit und dann wieder in Chloroform gelöst. Die Flüssigkeit wird durch Holzkohle abfiltriert und dann zur Trockne abgedampft, worauf das Cantharidin gewogen werden kann. Das Verfahren liefert zwar ziemlich reines Cantharidin, be- rücksichtigt jedoch nicht den Verlust, der durch das Auswaschen mit Schwefelkohlenstoff, sowie durch das Urnkrystallisieren unter Kohlezusatz entsteht. Keines der acht bis jetzt besprochenen Verfahren ist zur quantitativen Cantharidinbestimmung geeignet; No. 1 berück- sichtigt das gebundene Cantharidin nicht, No. 2 — 8 erreichen, abgesehen von anderen Fehlerquellen, nur eine unvollkommene Extraktion; offenbar ist das Alkali bei den angewandten Kon- zentrationen zu schwach, und es ist wenig wahrscheinlich, daß Methoden mit alkalischer Extraktion brauchbar sind. III. Extraktion mit Lösungsmitteln unter Säurezusatz. a) Benzol als Lösungsmittel. 9. Verfahren nach Lege r 2 ). (Benzol 3 ) als Extraktionsmittel.) In einer Flasche mit weiter Oeffnung werden 25 g Canthariden- pulver mit 125 ccm Benzol und 2 ccm Salzsäure übergössen. Die ge- schlossene Flasche läßt man unter öfterem Umschütteln 3 Stunden bei 60 — 65° stehen und gießt nach dem Erkalten den Inhalt in einen Scheidetrichter, der mit einem mit Benzol befeuchteten Wattebausch versehen ist und auf einem Kolben aufsitzt, filtriert ab und laugt bis zur Erschöpfung mit Benzol aus. Dann werden die Benzollösungen auf dem Wasserbade abdestilliert, indem man mit den dünnen Lö- sungen beginnt. Der Rest des Benzols wird durch Einblasen von Luft l ) Americ. Journ. Pharm. 63, 12 (1891). a ) Cod. francais 1908; Journ. Pharm. China. 1903, 17, No. 10. 3 ) Sowohl in der deutsehen Literatur, wie auch von zweien der Bearbeiter ist irrtümlich das französische Benzene oder Benzine des Cod. med. Call, mit Petroläther statt mit Benzol übersetzt. A. Kneip, N. Ncy u. F. Reimers: ( 'antharidinbestiniiiiung. 207 in das in heißes Wasser gestellte Kölbcherj entfernt. Nacli dem Er- kalten setzt man Petroläther zu, der unterhalb 50° siedet und läßt 12 Stunden stellen. Die Flüssigkeit wird durch ein bei 60 — 65° ge- trocknetes Filter von 7 cm Durchmesser filtriert, welches vorher mit Benzol angefeuchtet ist. Dann wird mit 24 ccm Petroläther, die auf viermal verteilt werden, ausgewaschen. Filter und Kolben werden eine Stunde lang bei 65° getrocknet und gewogen. Das Qewicht darf nicht unter 0,1 g betragen, entsprechend 0,4%. Die Methode liefert zwar ein schön krystallisiertes und wenig gefärbtes Cantharidin, aber die Extraktion durch Perkolieren ist nicht nur umständlich, sondern auch unvollständig, außerdem der Verbrauch an Benzol ziemlich groß. Die Resultate sind zu niedrig. 10. Verfahren nach v e r t o n 1 ). (Benzol 2 ) als Extraktionsmittel.) 20 g fein gepulverte spanische Fliegen werden mit 3 ccm starker Salzsäure durchfeuchtet und drei Stunden lang mit Benzol im S o x h - 1 e fachen Apparate ausgezogen. Nach vollendeter Extraktion wird das Benzol im Wasserbade abdestilliert und aus dem Rückstande die letzten Spuren Benzol durch Einblasen von Luft in das Kölbchen, das in ein Wasserbad von 50° gestellt wird, entfernt. Der Rückstand in dem Kolben wird dann durch Petroleumäther von Fett und durch ein wenig Alkohol von Harz befreit und die Waschflüssigkeiten durch ein Filter gegeben. Filter und Kolben werden bei einer Temperatur von 60° getrocknet und gewogen. Nach der Methode erhält man zwar nahezu reines Cantha- ridin, aber etwas zu wenig, da die Reinigung mit Alkohol Verluste bedingt. 11. Verfahren nach Seif und Greenish 3 ). (Benzol 2 ) als Extraktionsmittel.) 20 g Cantharidenpulver werden in einem Mörser mit 3 ccm 25%iger Salzsäure durchfeuchtet und dann 2 Stunden lang auf dem Wasserbade im S o x h 1 e t'schen Extraktionsapparat mit 80 ccm Benzol extrahiert. Nach vollendeter Extraktion wird das Benzol im Wasserbade abdestil- liert und aus dem Rückstande durch Einblasen von Luft in das in heißes Wasser eingestellte Kölbchen nach Möglichkeit entfernt. Das abdestillierte Benzol schüttelt man dreimal mit je 20 ccm und dann mit 10 ccm 1% iger Kalilauge aus, um darin befindliche Spuren von Can- !) Pharm. Journ. (4), 24, 325 (1907). 2 ) Das englische benzene ist in den meisten deutschen Referaten und von zweien der Bearbeiter als Petroläther übersetzt, während darunter Benzol zu verstehen ist. 8 ) Pharm. Journ. (4), :524 (11)07). 208 A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. tharidin zu gewinnen, säuert nun die alkalischen Ausschüttelungrn mit Salzsäure an, füllt die Flüssigkeit mit Wasser auf 105 ccm auf und vereinigt sie mit dem im Kölbchen verbliebenen Cantharidin und Fett ent- haltenden Rückstande. Nun kocht man das Gemisch 10 Minuten lang bei aufgesetztem Kühler und bringt, nachdem sich das Fett von der wässerigen Flüssigkeit getrennt hat, von letzterer 100 ccm noch heiß mittels einer Pipette in einen Scheide trichter von etwa 500 ccm Inhalt, kocht den Rück- stand im Kölbchen noch viermal mit je 50 ccm Wasser 5 Minuten lang unter öfterem Schütteln, und fügt die wässerigen Flüssigkeiten immer der im Scheidetrichter befindlichen zu. Diese wird hierauf mit 3 ccm konzentrierter Salzsäure versetzt und nacheinander mit 30, 30, 20 und 20 ccm Chloroform ausgeschüttelt. Die vereinigten Chloroformlösungen bringt man in ein tariertes Kölbchen, destilliert das Chloroform ab und entfernt durch gelindes Erwärmen die letzten Chloroformspuren aus dem Rückstand. Diesen wäscht man der Reihe nach mit 5 ccm, 5 und 2 ccm einer mit Cantharidin gesättigten Mischung aus gleichen Teilen absoluten Alkohol und Petroläther, gießt die Waschflüssigkeit durch ein Wattebäuschchen, das sich auf einem kleinen Trichter be- findet, ab und wäscht das Kölbchen und die Watte mit Petroläther nach, bis letzterer beim Verdampfen keinen Rückstand mehr hinter- läßt; dann übergießt man die Watte mit ein wenig Chloroform, das man in das Kölbchen laufen läßt, um etwa zurückgehaltenes Cantha- ridin zu lösen, verdampft das Chloroform und trocknet bei 60 — 65° bis zum konstanten Gewichte. Die allerdings etwas umständliche Methode gibt ausgezeichnete Resultate und ein sehr reines Cantharidin (Schmelzpunkt 212 bis 214°). Das dreimalige Ausschütteln des abdestillierten Benzols kann wegfallen, da bei der Destillation nur Spuren Cantharidin mit übergehen. Für die pharmazeutische Praxis ist es vielleicht unbequem, daß eine mit Cantharidin gesättigte Lösung, also reines Cantharidin, von vornherein erforderlich ist; man kann jedoch Cantharidin verwenden, das von einer früheren Bestimmung her- rührt, oder für das erste Mal eine Fehlanalyse machen und das dabei gewonnene Cantharidin verwerten. — Läßt man die Salzsäure bei der Extraktion weg, so erhält man wie bei den übrigen Methoden nur das freie Cantharidin. b) Chloroform als Lösungsmittel. 12. Verfahren von Greenish und Wilso n 1 ). (Chloroform und Alkohol als Extraktionsmittel). 25 g Canthariden werden gepulvert und in einer Reibschale mit 25 ccm einer Mischung aus 1 Vol. Eisessig, 2 Vol. Spiritus (90%) und x ) Pharm. Journ. (4), 00, 257 (1898). A. Kneip, N. Ney »i. K. Reimers: Cantharidinbestimmung. 2fiO '2 \ Ol. Chloroform durchfeuchtet und dann I Stund«' Lang stehen gelassen. Dann läßt man die Masse bei gewöhnlicher Temperatur oder gelinder Wärme trocknen. Die trockene Masse wird dann in einem Soxhlet- Apparat mit Chloroform, mit dem vorher auch die Reibschale aus- gespült worden war, extrahiert, was meist in einer Stunde geschehen ist. Der Sicherheit halber extrahiert man nachher noch kurze Zeit mit frischem Chloroform, und gießt die so erhaltenen Chloroformlösungen zusammen. Das Chloroform schüttelt man nun mit wenig Wasser, um die Essigsäure abzutrennen, neutralisiert die wässerige Schicht mit Alkali bis zur schwach sauren Reaktion, schüttelt das Ganze wieder- um tüchtig durch und läßt schließlich die klare Chloroformschicht in ein Glasschälehen ablaufen. Nach vorsichtigem Abdampfen bleibt in dem Schälchen ein fettiger, mit krystallisiertem Cantharidin durch- setzter Rückstand. Man zieht denselben zuerst mit Petroläther und nach dem. Trocknen mehrmals mit geringen Mengen absoluten Alko- hols aus zur Entfernung von Fett und Harz, bis man vollkommen weißes Cantharidin erhält. Das mechanisch oder in gelöstem Zustande in den Petroläther übergegangene Cantharidin erhält man durch Zufügen von 20 cem einer 10% igen Kalilauge und Erwärmen, bis alles im Pe- troläther gelöste Fett verseift ist, wobei das Lösungsmittel zum Teil verdampft. Dann verdünnt man die Seifenlösung mit warmem Wasser. bringt sie in einen Scheidetrichter, fügt wiederum Petroläther zu und zersetzt nun die Seife mittels Salzsäure, wobei die freigewordenen Fett- säuren sich im Petroläther lösen, während man die wässerige Schiebt schnell in einen anderen Scheidetrichter fließen läßt. Der Petrol- äther wird dann nochmals mit Wasser ausgeschüttelt; die wässerigen Flüssigkeiten vereinigt man und extrahiert sie mit Chloroform, solange noch Cantharidin in Lösung geht. Nun vereinigt man die erhaltenen Chloroformlösungen, löst darin den durch Ausziehen mit Alkohol und Verdampfen desselben vorher gewonnenen harzigen Teil des Roh- cantharidins, schüttelt das Ganze mit Kalkwasser, .velches überschüssigen Kalk enthält, und Kochsalz (zur schnelleren Trennung der Flüssigkeiten) aus und erhält so eine wässerige Lösung, in welcher das Cantharidin sich wahrscheinlich in Form von cantharidinsaurem Kalk befindet. Diese sorgfältig von Chloroform getrennte Lösung wird nun filtriert, mit Salzsäure angesäuert, durch Chloroform extrahiert und das Chloro- form auf das bereits im Anfang gewonnene reine Cantharidin gebracht. Nach vorsichtigem Eindampfen und Trocknen wägt man dann die so erhaltene Gesamtmenge des Cantharidins. Die Methode ist so langwierig und umständlich, daß sie für die Praxis nicht in Frage kommt. Greenish selbst hat sie ja auch durch das unmittelbar vorher besprochene, mit Seif aus- gearbeitete Verfahren ersetzt. Sie liefert aber nahezu quantitative Resultate: vgl. Abschnitt B, Cantharidinbestimmung in Carxthariden- t inktur. -~0 A. Kneip. X. Xcy u. K. Reimers: ('antharidinbestiminung. 13. V e r f a li r e n v ö n l' n r a n S i n g 1 ). (Chloroform als Lösungsmittel.) 25 g gepulverte spanische Fliegen werden mit 10 ccm starker Salpetersäure, die mit Wasser auf 200 ccm verdünnt wird, versetzt und nach Zusatz von etwas Gips zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird mit Chloroform extrahiert. Die aus der Chloroformlösung gewonnenen Krystalle werden mit wenig Aether gewaschen, getrocknet und gewogen. Man erhält zwar nach diesem Verfahren gut krystallisiertes Cantharidin, aber in zu geringer Ausbeute, da beim Eindampfen der 200 ccm wässeriger Flüssigkeit etwas verloren geht. Auch das Auswaschen mit Aether bedingt Verluste. Das Verfahren ist für die Cantharidinbestimmung in den cantharidinreicheren chine- sischen Canthariden bestimmt. 11. Verfahren von B a u d i n 2 ). (Chloroform als Extraktionsmittel.) 25 g fein pulverisierte Canthariden werden 12 Stunden lang mit 100 ccm Chloroform, dem 2% Salzsäure (25%) zugefügt sind, unter häufigem Umschütteln extrahiert und darauf unter Bedecken des Trich- ters durch Fließpapier filtriert. Mittels einer graduierten Pipette werden 62 ccm des Filtrates (15 g Canthariden entsprechend) abge- messen, in eine Porzellanschale gebracht und das Chloroform auf dem Wasserbade bis zum völligen Verschwinden seines Geruches abgedampft. Nach Abkühlung wird der Rückstand mit 5 ccm Schwefelkohlenstoff aufgenommen, dann auf ein gewogenes doppeltes Filter gebracht und nach und nach mit 10 ccm Schwefelkohlenstoff ausgewaschen; das Filter wird durch kurzes Erwärmen bei etwa 60° C. getrocknet und darnach gewogen. Die gefundene Zahl wird durch Hinzufügen von 0,01 g korrigiert, was den Verlust bei der Behandlung mit Schwefel- kohlenstoff ausgleichen soll. Wie schon Walbum 3 ) festgestellt hat, liefert die Methode, die übrigens die Grundlage der meisten offiziellen quantitativen Bestimmungsmethoden des Cantharidins bildet, zu hohe Resultate, da die Reinigung des Cantharidins mangelhaft ist. Verwendet man statt 15 ccm Chloroform zum Auswaschen 30 ccm (nach Walbum 60 ccm), so bessern sich die Resultate erheblich. Die Korrektur für durch Schwefelkohlenstoff gelöstes Cantharidin mit 0,01 g ist bei 15 ccm Schwefelkohlenstoff zu hoch, bei 60 zu niedrig, bei 30 richtig. J ) Jahresber. d. Pharm. 1903, 120; vergl. die Anm. zu Ver- fahren Xo. 7. 2 ) Journ. de Pharm, et de Chim. 18, 391 (1888). 3 ) Pharm. Zentralh. 50.. 661 (1909). A. Kneip, X. Nej ii>. F. Reimers! CanthÄridinbcBtimmung. 271 Die Vorschrift B a u'd i iis. ein Döppelfilfier zu nehmen, isl vielfach mißverstanden oder nicht beachtet worden. Der Zweck ist offenbar der. das zweite, untere Filter als Tara gegenüber dem oberen Filter zu benutzen, das die Cantharidinkrystalle enthält; Vgl Xo. 1. Die B a u d i n'sche Vorschrift hat das italienische Arznei- buch JE noch dadurch weiter verschlechtert, daß es das Cantharidin bei Kii>" trocknen läßt, das argentinische Arzneibuch I dadurch. dal! es mir 9 cem Schwefelkohlenstoff zum Auswaschen zuläßt. I )as Deutsche Arzneibuch IV enthält die B a u d i n'sehe Vorschrift in folgender Form: In einem Arzneiglase übergießt man 25 g mittelfein gepulverte spanische Fliegen mit 100 g Chloroform und 2 cem Salzsäure, läßt das Gemiseh unter häufigem Umschütteln 24 »Stunden lang stehen und filtriert alsdann 52 g der Chloroformlösimg durch ein trockenes Filter gut bedeckt in ein genau gewogenes Kölbchen. Hierauf destilliert man das Chloroform ab, übergießt den Destillationsrückstand mit 5 cem Petroleumbenzin und läßt die Mischung imter zeitweiligem Umschwenken 12 Stunden lang verschlossen stehen. Alsdann filtriert man die Flüssig- keit durch ein bei 100° getrocknetes und gewogenes, zuvor mit Petro- leumbenzin befeuchtetes Filter von 5 cm Durchmesser, übergießt das Ungelöste unter Umschwenken zweimal mit je 10 cem Petroleumbenzin und filtriert dieses auch durch jenes Filter, ohne dabei auf die an den Wänden des Kölbchens haftenden Krystalle Rücksicht zu nehmen. Hierauf trocknet man das Filter und das Kölbchen, wäscht beide mit kleinen Mengen Wasser, dem auf je 10 cem ein Tropfen Ammonium- kaibonatlösung zugesetzt ist, solange aus, bis die ablaufende Flüssig- keit nur noch gelb gefärbt erscheint, imd wäscht schließlich noch ein- mal mit 5 cem Wasser nach. Nach dem Austrocknen des Kölbchen und dem vollständigen Abtropfen des Filters trocknet man beide, bringt dann das Filter mit Inhalt in das Kölbchen und trocknet so lange bei 100°, bis eine Gewichtsabnahme nicht mehr erfolgt. Das Gewicht des krj'stallinischen Rückstandes soll alsdann mindestens 0,1 g betragen. Auch nach dieser Abänderung erhält man kein reines, sondern ein grünlich gefärbtes, stark verunreinigtes, teils krystallinisch.es, teils amorphes Produkt; fehlerhaft ist das Trocknen bei 100°. Weiter ist es nicht möglich, die vorgeschriebenen 52 cem Filtrat zu erhalten, wenn man nicht durch Pressen des Filters zwischen zwei Fingern oder noch besser dadurch nachhilft, daß man mit einem breiten Pistill auf die Masse im Filter drückt. Die Methode des Deutschen Arzneibuchs ist mit unwesent- lichen Abweichungen in das III. Belgische, IV. Niederländisehe und [II. Japanische Arzneibuch übernommen worden. 272 A. Kneip. X. N*y u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. W :i 1 b u in (I. c.) Jäßt das nach (Irr Methode des Deutschen Arzneibuchs isolierte Cantharidin dreimal mit je 15 ccm. einer Mischung aus 70 ccm Petroläther und 30 ccm absolutem Alkohol auswaschen, wobei man jedesmal 20 Minuten unter häufigem Um- schütteln stehen lassen soll; dann wird zentrifugiert. Für 45 ccm Waschflüssigkeit sind richtig 0,025 g Cantharidin als Korrektur angegeben. Man erhält das Cantharidin zwar so fast weiß, aber die Be- nutzung der Zentrifuge schließt das Verfahren für die pharma- zeutische Praxis aus. 15. Verfahren von Psncha'u d 1 ) (Ph. Helv. IV). (Chloroform als Extraktionsmittel.) 15 g fein gepulverte Canthariden werden in einem Arzneiglase von 150 ccm Inhalt mit 150 g Chloroform Übergossen und während einer halben Stunde häufig umgeschüttelt; man gibt 1 g Schwefelsäure hinzu und schüttelt nun noch während einer Stunde tüchtig um. Man filtriert von dem Gemisch 100 g durch ein glattes Filter von 18 cm Durchmesser in ein Erlenmeyerkölbchen von 200 ccm Inhalt und destilliert das Chloroform völlig ab. Den Rückstand übergießt man nun mit 10 ccm Petroleumäther, schwenkt gut um und filtriert die Masse durch ein gewogenes glattes Filter von 7 cm Durchmesser. Den im Kölbchen verbliebenen Rest des ausgeschiedenen Körpers bringt man mit neuen .Mengen Petroläther auf das Filter und spült dieses noch einige Male mit Petroläther nach. Man läßt bei 50° zur Konstanz trocknen und wägt. Die Vorschrift ist brauchbarer als die des D. A.-B. IV (ab- geändertes Verfahren nach B a u d i n). Zwar bedingt die Schwefel- säure, die Panchaud statt Salzsäure verwendet, keinen Vor- teil, wie die drei Bearbeiter übereinstimmend festgestellt haben, aber die nötige Menge Chloroformauszug läßt sich bequem er- halten, und die Trockentemperatur ist richtig gewählt. Dagegen genügt Petroläther nicht, um das Cantharidin völlig zu reinigen, und man erhält daher zu hohe Werte. Siegfried 2 ) hat die P a n c h a u d'sche Vorschrift wie folgt abgeändert: 15 g Spanischf liegenpul ver werden in einer Arzneiflasche von 250 ccm Inhalt mit 150 g Chloroform übergössen, dann fügt man 1 ccm Salzsäure hinzu, schüttelt einige Minuten kräftig um und läßt das J ) Schweizer. Wchse.hr. Cliem. Pharm. 42, 128 (1904); ursprüng- liche Methode: Fischer u. Hartwich, Handbuch d. prakt. Pharm. Bd. I. 595. -) Schweizer Wchsehr. Chem. Pharm. 44, 345 (1906). A. Kneij>. X. Ne\ u. I-'. Kenners: < 'nut liarkliiibestinununu. 27:: Gemisch während 24 Stunden unter häuf igem LTmaöhüttem steh" a. Hier- auf gießt man 100 g der Chloroformlösung ab, filtriert sie durch ein trockenes glattes Fiter von 18 cm Durchmesser in ein Erlenmeyer- kölbchen von 200 com Inhalt und destilliert das Chloroform vorsichtig im Wasserbade bei möglichst niederer Temperatur ab. Auf den noch warmen Rückstand läßt man kräftig 10 ccm Petroläther fließen, schwenkt gut um imd filtriert durch ein gewogenes trockenes und glattes Filter von 9 cm Durchmesser. Den im Kölbchen verbliebenen Kest spritzt man mit Petroläther auf das Filter, spült Kölbchen und Filter noch einigemal mit Petroläther nach und trocknet das Filter bei 50°. Das Gewicht des Filterinhaltes betrage mindestens 0,08 g, was einem Mini- malgehalt von 0,8% Cantharidin entspricht, ohne jedoch den Haupt- fehler des Verfahrens, die mangelhafte Reinigung des Cantharidins, auszuschalten ; Reimers und Kneip haben denn auch zu hohe Resultate erhalten, N e y dagegen fast genau richtige (vergl. Tabelle IV). 16. Ve rf ah r e n n ac h F r o m m e 1 ). (Chloroform als Extraktionsmittel.) Das Verfahren ist eine in mancher Hinsicht günstige Ab- änderung des im IV. Deutschen Arzneibuch enthaltenen; da es in das V. Deutsche Arzneibuch aufgenommen wurde, sei es in der ur- sprünglichen Fassung angeführt: log mittelfeines Cantharidenpulver werden in einem etwa 200 ccm fassenden Erlenmeyerkolben mit 150 g Chloroform Übergossen. Dann fügt man 2 g Salzsäure hinzu, schüttelt nach dem Verkorken einige Minuten kräftig durch und läßt entweder das Gemisch unter kräftigem Umschütteln 24 Stunden lang stehen, oder erhält es nach Feststellung des Gesamtgewichtes 1 Stunde lang am Rückflußkühler im Wasser- bade in sehr gelindem Sieden und ersetzt nach dem Erkalten das etwa verdunstete Chloroform. Alsdann werden von dem Chloroform 102 g (= 10 g Cantharidenpulver) durch ein glattes Filter von 15 cm Durch- messer in einen genau gewogenen etwa 200 ccm fassenden Erlenmeyer- kolben filtriert, wobei durch Bedecken des Trichters dafür zu sorgen ist, daß kein Chloroform verdunstet. Das Chloroform wird aus dem Wasserbade bei möglichst niedriger Temperatur abdestilliert oder ab- gedampft. Auf den noch wannen Rückstand läßt man aus einer Pi- pette 10 ccm Petroleumbenzin in kräftigem Strahl fließen, schwenkt um, verkorkt den Kolben und läßt die Mischung unter zeitweiligem Umschwenken an einem kühlen Ort 12 Stunden lang stehen. Alsdann wird das Petroleumbenzin durch ein glattes, bei einer 50° nicht über- steigenden Wärme getrocknetes, gewogenes, mit Petroleumbenzin be- feuchtetes Filter von 6 cm Durchmesser filtriert, darauf Kolben und *) Caesar & Loretz, Geschäftsbericht Sept. 1906, S. 60 und 1909, S. 74; die neuesten Aenderungen (ebenda 1910, S. 65) konnten von den Bearbeitern nicht mehr berücksichtigt werden. Aroh. d. Pharm. CCXXXXIX. Bd3. 4. Heft. 18 -7 4 A. Kneip, X. Xey u. F. Reimers: ( antharidinbestimmung. Killer so oft aus einer Pipette mit 1 ccm L'etroleuinbenzin (im ganzen etwa 10 — 20 ccm) nachgespült, ohne daß auf die an den Wänden des Kolbens haftenden Krystalle Rücksicht genommen wird, bis keine fettige Substanz mehr vorhanden, ist. Kolben und Filter werden an der Luft getrocknet, beide mit 25 cem Wasser, dem 2 Tropfen Ammoniumkar- bonatlösung zugesetzt sind, in Teilen zu je 5 ccm aus einer Pipette ausgewaschen, dann mit 5 ccm reinem Wasser nachgewaschen. Nach dem völligen Austropfen des Kolbens und Abtropfen des Filters trocknet inan beide bei einer 50" nicht übersteigenden Wärme, bringt das Filter nebst Inhalt in den Kolben, verwahrt eine halbe Stunde im Exsikkator und wägt. Dem so gefundenen Cantharidin sind noch 0,005 g, welche Cantharidinmenge in die angewandten 30 ccm Waschwasser übergegangen ist. zuzuzählen. Die so erhaltene Menge soll mindestens 0,08 g be- tragen, was einem Mindestgehalt von 0,8% Cantharidin entspricht. Nach dieser Methode erhält man ein Cantharidin, das teils krystallinisch, teils amorph und zuweilen schmutzig grün gefärbt ist; für diesen Fall schreibt From m e 1 ) eine Reinigung mit Aceton vor. Diese Reinigung hat das D. A.B. V aufgenommen: „Sollte das so (d. h. im wesentlichen nach F r o m m e's Vorschrift, nur unter Weg- lassung der Korrektur für im Waschwasser gelöstes Cantharidin, und durch anfängliches Trocknen von Kölbchen und Filter bei 40 — 50, dann bei 100°) gewonnene Cantharidin nicht gut krystalli- nisch, sondern harzig oder dunkel gefärbt sein, so zieht man es wieder- holt mit heißem Aceton aus, filtriert die Lösung durch ein kleines Filter in ein gewogenes Kölbchen, wäscht das Filter mit Aceton nach, verdampft das Aceton bei gelinder Wärme und trocknet den Rückstand bei 100° bis zum gleichbleibenden Gewichte. Jeder der drei Bearbeiter empfiehlt zum Schlüsse eine andere Methode zur Bestimmung des Cantharidins in Canthariden: Ney die Panchaud'sche bezw. Siegfried'sche (No. 16) mit einigen Ab- änderungen, Reim e r s eine kombinierte Methode Fromme (No. 17), D. A.B. V, und Kneip eine eigene. 17. Verfahren Panchaud-Siegfried, mit Abänderungen von Ney. 15 g Cantharidenpulver werden in einem Erlenmeyerkölbchen von 250 ccm Inhalt mit 150 g Chloroform und 2 g Salpetersäure über- gössen, kräftig lungeschüttelt und während 24 Stunden unter häufigem Umschütteln stehen gelassen. Danach filtriert man 100 g durch ein 1 ) Veigl. Caesar & Loretz, Pharmakopöe-Bericht 1911, Seite 15. A. Kneip, .V Nfey u. P. Reimers: Cantharidinbestimmung, 275 glattes, trockenes Filter von 18 cw Durclimesser in ein tarierte» Kölb- chen und destillier! das Chloroform bei möglichst niederer Temperatur des WasserbadeB ab. Die Letzten Anteile läßt man langsam verdunsten, indem mau die Gasflamme entfernt und his zum Erkalten des Bades den Kolben stellen läßt. Den Rückstand wascht man nacheinander mit 10 cem Petroläther, 5 cem mit Cantharidin gesättigten Alkohol und 5 cem Aetlier. die gleichfalls mit Cantharidin gesättigt sind. Die Waschflüssigkeiten gießt man durch ein Filter von (i em Durchmesser, indem mau Sarge trägt, daß die Krystalle nicht auf das Filter kommen. Durch das mit Petroläther gewaschene Puter gießt mau auf die im Kolheu befindlichen Krystalle 10 cem warmes Chloroform. Das Chloro- form läßt man hei gelinder Wärme verdunsten, trocknet eine Stunde hei (10° und wägt. Das Gewicht betrage mindestens U.ON g. Zur Be- stimmung des freien Cantharidins wird ohne Salpetersäure ausgezogen. 18. Reimers gibt der Vorschrift Fromme- I). A.-B. V folgende Fassung : 15 g mittelfein gepulverte spanische Fliegen übergießt man in einem Arzneiglase mit 150 g Chloroform und 2 g Salzsäure, läßt das Gemisch unter häufigem Unischütteln 24 Stunden lang stehen und filtriert alsdann 102 g Chloroformlösung (entsprechend 10 g spa- nischen Fliegen) durch ein trockenes, gut bedecktes Filter von 18 cm Durchmesser in ein genau gewogene«, leichtes Kölbchen. Hierauf de- stilliert man das Chloroform vorsichtig bei 70 — 75° vollständig ab, übergießt den Destillationsrückstand nach dem Erkalten mit 10 cem Petroleumbenzin und läßt die Mischung unter zeitweiligem Umschwenken 12 Stunden lang in dem geschlossenen Gefäße stehen. Alsdann filtriert man durch ein bei 40° getrocknetes, gewogenes Filter von 5 cm Durch- messer, das mit Petrolenmbenzin befeuchtet ist. Darauf spült man den Kolben noch viermal mit 5 cem Petroleumbenzin, den man aus einer Pipette zufließen läßt, nach, ohne dabei auf die an den Wandungen des Kölbchens haftenden Kjystalle Rücksicht zu nehmen. Nachdem die Ränder des Filters noch durch Auftropfen von 5 cem Petroleum- benzin atisgewaschen sind, trocknet man das Kölbchen bei 40°. Hier- auf wäscht man den Kolben und das Filter mit 30 cem Wasser, dem auf je 10 cem ein Tropfen Ammoniumkarbonatlösung zugefügt ist, zu je 5 cem aus einer Pipette aus und wäscht noch einmal mit 5 cem Wasser nach. Nach dem Austropfen des Kolbens tmd dem vollständigen Abtropfen des Filters trocknet man beide bei 40°. Dem so gefundenen Cantharidin sind noch 0,0075 g für das in den Waschflüssigkeiten ge- löste Cantharidin zuzuzählen. Als Reimers nach dieser Vorschrift das Cantharidin in den vom Kuratorium der Hagen-Bucholz- Stiftung gelieferten Cantha- riden bestimmte, erhielt er ein unreines Cantharidin, das er durch zweimaliges Umlösen aus Aceton reinigte. Auf so gereinigtes 18* 276 A. Kneip, X. Xpv u. P. Reimers: Cantharidinbestimmung. Cantharidin zuzüglich der Korrektur beziehen sich seine Zahlen der Tabelle VI. 19. Kneip hat folgendes Verfahren ausgearbeitet, nach dem man in der 3% bis 4 Stunden auf einfache Art und Weise das Can- tharidin quantitativ bestimmen kann; man erhält es rein weiß und schön krystallinisch vom Schmelzpunkt 214°. 15 g Cantharidenpidver werden in einer Porzellanschale mit 3 ccm alkoholischer Salzsäure von 25% — darzustellen durch Einleiten von trockenem Salzsäuregas in absoluten Alkohol — gut durchfeuchtet, Y 4 Stunde lang bei einer 50° nicht übersteigenden Temperatur stehen gelassen, damit der Alkohol möglichst verdunstet, und alsdann in einem S o x h 1 e tischen Extraktionsapparat mit einer Mischung aus 30 ccm Petroläther (Siedepunkt 50 — 75°) und 50 ccm Benzol 2 Stunden lang extrahiert. Zu diesem Zweck gibt man in das hierbei zu verwendende ca. 100 ccm fassende Erlenmeyerkölbchen, das vorher genau zu wägen ist, ca. 50 ccm dieser Mischung und gießt den Rest vorsichtig über das in die Extraktionshülse des Apparates gefüllte Cantharidenpulver. Durch eine kleine Flamme erhält man die Flüssigkeit über einem Draht- netz in gelindem Sieden. Nach vollendeter Extraktion wird die Benzol- Petroläthermischung im Wasserbade abdestilliert und die letzten Spuren aus dem Rückstande durch Einblasen von Luft in das in heißes Wasser gestellte Kölbchen entfernt. Auf den Rückstand gibt man 5 ccm einer Mischung aus 10 Raum teilen absolutem Alkohol und 90 Raum teilen Petroläther (Siedepunkt 50 — 75°), schwenkt einige Male um, bis sich das grüne Fett gelöst hat und läßt eine halbe Stunde lang an einem möglichst kühlen Orte stehen. Sodann gießt man die Waschflüssigkeit durch ein vorher bei 60° getrocknetes und genau gewogenes Filter von 6 cm Durchmesser, wobei man Sorge trägt, daß möglichst wenig Krystalle aufs Filter mitgeschwemmt werden. Die im Kölbchen ver- bliebenen Krystalle wäscht man weiter mit 5 und 5 ccm und schließ- lich mit 5 ccm derselben Mischung in zwei Portionen geteilt, wobei man, wie oben, die Flüssigkeit jedesmal auf das Filter bringt. Dann wäscht man noch das Filter vollständig aus einer Pipette mit der Alkohol- Petroläthermischung aus, bis alles Fett entfernt ist, wozu ungefähr 15 ccm nötig sind, trocknet Filter und Kölbchen bei einer 60° nicht übersteigenden Temperatur und wägt nach dem Erkalten. Aus der Differenz des so erhaltenen Gewichtes mit dem des Filters und leeren Kölbchens erhält man die in 15 g Canthariden enthaltene Menge Can- tharidin, welche mit 100 multipliziert und durch 15 dividiert den Pro- zentgehalt angibt. Zur Bestimmung des freien Cantharidins extrahiert man, ohne vorher anzusäuern. Die Methode dürfte sich noch dadurch etwas vereinfachen lassen , daß man Kölbchen ohne Filter wägt und die Cantharidinanteile, die sicli beim Auswaschen auf dem Filter sammeln, mit Chloroform in das gewogene Kölbchen hineinbringt, das die Haur>tmenge des A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. 277 Cantharidins enthält, das Chloroform dann langsam abdestilliert und so schließlich nur das Kölbchen zu trocknen und zu wageH hat. Zum Ansäuern benutzt Kneip alkoholische Salzsäure, weil dann von vornherein ein reineres Cantharidin resultiert . 1 )as ( Jenüsch von Benzol mit Petroläther (50 — 75° Siedepunkt) wirkt nach den Versuchen Kneips als Extraktionsmittel sehr günstig Der Petroläther setzt die Lösefähigkeit des Benzols herab, und zwar so, daß außer sämtlichem Cantharidin nur solche Stoffe aufgenommen werden, die sich mit der cantharidingesättigten Pctroläther-Alkohol- mischung durch einfaches Auswaschen entfernen lassen. Der Schmelzpunkt des nach dieser Methode gewonnenen Can- tharidins lag bei 214°, nach einmaligem Umkrystallisieren aus Alkohol mit Tierkohle bei 218°. Die Genauigkeit seines Verfahrens wurde von K n e i p durch folgenden Versuch ermittelt: 75 g fein gepulverte, im Soxhletapparat vollkommen extrahierte Canthariden winden innig mit 0,3355 g reinem Cantharidin und 0,1235 g Kaliumcantharidinat (C 8 H 12 0[COOK] 2 + 2 H 2 0), entsprechend 0,08339 g reinem Cantharidin, gemischt. Von dieser Mischung wurden jedesmal 15 g genau so behandelt, wie sonst bei der Bestimmung des Canthari- dins in den Canthariden. In je 15 g der Pulvermischung waren ent- halten 0,0671 g = 0,4473% freies und 0,01678 g = 0,1118% gebundenes Cantharidin, im ganzen also 0,5591%. Die erhaltenen Werte waren folgende: Bei der Bestimmung des freien Cantharidins bei Versuch I 0.4107%, bei Versuch II 0,4009%, im Durchschnitt also 0,4058% bei der Bestimmung des Gesamt-Cantharidins. Versuch I 0,4990%; Ver- such II 0,4986%, im Mittel 0,4988%. Tabellarisch zusammengestellt: frei gebunden Gesamt Wirklicher Gehalt 0,4473% 0,1118% Gefundener Gehalt 0,4085% 0,0903% Differenz 0,0388% 0,0215% 0,5591% 0,4988% 0,0603% Nach diesen Ergebnissen hält Kneip eine Korrektur bei seiner Methode für unnötig. Die Untersuchung einer Anzahl Cantharidenproben nach dem Verfahren, die Kneip ausführte, hatte folgendes Resultat. (Siehe Tabelle IL) Bei den chinesischen Canthariden (No. 11) war die Extraktions- flüssigkeit hengelb, dagegen bei den offizineilen viel dunkler gefärbt, mit grünlich-gelbbrauner Tönung im durchscheinenden Lichte. Daran kann man nach K n e i p die beiden Sorten voneinander unter- 278 A. Kneip, N. Ney ü. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. Tabelle II. (Kneip.) Pr o z e n t g e ha 1 1 an freiem gebundenem I Gesamt- Cantharidin 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Engroshandlung ,, deklariert als halb chinesisch, halb russisch 0,567 gesammelt in Ungarn ,, in Rußland gesammelt i. d. Bergstraße 0,712 0,763 0,470 0,300 Apotheke 0,484 0,516 !; 0,969 Selbst gepulvert 0,564 ,, ,, mehrere Jahre alt | 0,549 Chinesische Canthariden II 0,752 Tabelle III. (Reimers. 0,118 0,685 0,042 0,754 0,021 0,784 0,140 0,610 0,504 0,804 0,200 0,684 0,118 0,634 0,151 1,120 0,125 0,698 0,052 0,601 0,294 1,046 Methoden Canthariden I Canthariden ! Canthariden II III Fumouze Dragendorf £ Nagelvoort Dieterich Puran Sing Leger Self-Greenish (Benzin) . Self-Greenish (Benzol) . Walbum | 15 ccm Baudin Panchaud Siegfried Fromme D. A.B. IV D. A.B. V I 30 ccm 0,539% 0,696% 0,727% 0,583% 0,875% 0,857% 0,895% 0,848% 1,042% CS 2 1,195% CS, 0,982% 1,005% 0,985% i L272% \ 1,200% 1,055% 1,045% ') 0,951 % \ 1,060% 1,042% ( 1,025% I l,014o/ o ') 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur extrahiert. '-) 2 Stunden auf dem Wasserbade unter Rückfluß extrahiert. :1 ) 1 Stund«' auf dein Wasserbade unter Rückfluß extrahiert. 0,498% 0,602% 0,698% 0,517% 0,801% 0,783% 0,825% 0,756% 0,932% 0,897% 0,829% 0,838% 0,853% 1,038% U70% 0,913% 0,907% 0,897% 0,892% 0,878% 0,887% 0,468% 0,478% 0,678% 0,452<^ 0,788% 0,766% 0,812% 0,728% 0,881% 0,865% 0,798% 0,807% 0,823% 0,986% 0,972% 0,855% 0,644% 0,865% 0,859% 0,843% 0,836% A. Kneip. \. N"ey u. V. Reimers: Cantharidihbestünmung. scheiden, und iri den echten spanischen Fliegen eine Verfälschung mit chinesischen Canthariden, wenn diese mindestens 50% des Pulvers ausmachen, durch Vergleich mit einer aus echten spanischen Fliegen hergestellten Vergleichsflüssigkeii nachweisen. Pulver Nb. 8 war zweifellos stark mit chinesischen Canthariden verfälscht, denn die Extraktionsflüssigkeit war hellgelb gefärbt, und der Cantharidm- gehalt mit 1,12% abnorm hoch. Als unterste Grenze für den Cantharidingehalt spanisches Fliegen normiert K n e i ]>. wenn die Bestimmung nach seiner Methode geschieht, 0,65%; das Verhältnis von freiem zu gebundenem Cantharidin schwankt zu sehr, als daß sich dafür eine Gfenzzahl aufstellen ließe. R e i m e r s bestimmte nach fast sämtlichen Methoden der Literatur das Gesamt-Cantharidin in drei Sorten Canthariden, die Tabelle IV. (N e y.) Canthariden I Canthariden II Cantharidin, rein Verfahren frei ge- bunden ge- samt frei bunden ge- samt statt ge- funden % % % % % % 1 1 = g Puran Sing (No. 7) Puran Sing (No. 13) Leger (No. 9) 1902 — 19C3 Xagelvoort (No. 8) Seif und Greenish (No. 11) Greenish und Wilson (No. 12) Overton (No. 10) D. A.-B. IV (No. 14) (bei 60° getrocknet) Panchaud (No. 15) Helv. IV Siegfried (No. 17) — — 0,38 0,19 0,37 0,179 0,5 0,24 0,501 0,255 0,487 0,247 0,481 0,242 0,486 0,241 0,49 0,248 0,488 0,251 0,46 0,242 0,405 0,21 0,424 0,221 0,501 0,259 0,ö02 0,260 0,73 0,74 0,738 0,746 0,57 0,549 0,74 0,73 0,74 0,756 0,734 0,723 0,727 0,738 0,739 ' 0,702 0,615 , 0,645 i 0,76 0.762 ' 0,45 0,443 0,57 0,58 0,566 0,570 0,555 0,568 0,530 0,545 0,491 0,500 0,587 0,585 0,221 0,21 0,29 0,298 0,290 0,294 0,28 0,29 0,279 0,28 0,249 ' 0,254 0,294 0,293 0,84 0,851 0,85 0,862 0,671 0,653 0,835 0,846 0,860 0,878 0,856 0,864 0,835 0,858 0,809 0,825 0,740 0,754 0,881 0,878 0,065 0,081 0,057 0,074 0,12 0,058 0,074 0,06 0,4 0,5 0,118 0,054 0,072 0,04 0,398 0,5 280 A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung. von Caesar & Loretz-Halle (I), Merck-Darmstadt (II) und Gehe- Dresden (III) bezogen waren. Die Resultate sind in Tabelle III zusammengestellt. Die Resultate N e y's, der das freie und das gesamte Can- tharidin nach verschiedenen Verfahren in zwei Handelsmustern bestimmte, sind in der Tabelle IV zusammengefaßt. Die Kontrollbestmimungen mit reinem Cantharidin wurden so angestellt, daß die in der vorletzten Kolumne obiger Tabelle angegebene Menge in einer chloroformischen Lösung cantharidin- freien Cantharidinfettes, das durch Extraktion gewonnen war, gelöst wurde, das Chloroform abdestilliert und der Rückstand nach Vorschrift der betreffenden Methode gereinigt wurde. Tabelle V. (Kneip.) Bestimmungen des Cantharidins im Cantharidenpulver No. 1. Art des Verfahrens Prozentgehalt an freiem | gebundenere | Gesa-mt- Cantharidin Baudin, einfaches Filter, '30 cem . . Schwefelkohlenstoff Pbarmacopoea Germanica IV .... t 24 Stunden stehen Baudin-Fromme l lassen ' am Rückflußkühler Siegfried Panchaud Leger Seif und Greenish Walbum "\ . . Eigene Methode . Tabelle VI. Cantharidinbestimmungen in den vom Kuratorium der Hagen- Bucholz- Stiftung gelieferten Canthariden. 0,598 0,214 0,812 0,560 0,245 0,805 0,559 0,242 0,801 0,571 0,235 0,806 nicht 1 >estimmt 0,989 nicht t )estimmt 0,985 0,569 0,146 0,715 0,560 0,105 0,665 0,565 0,102 0,667 0,567 0,118 0,685 Ney , Reimers (Methode 17) j (Methode 18) Kneip (Methode 19) Gesamtgehalt an Cantharidin Freies Cantharidin . . . Gebundenes Cantharidin . 0,885% 0,58 % 0,305% 0,878% 0,889 % 0,809% 0,918% 0,730% 0,188% A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Caiitftaridipbestimrn ung. -Hl Kneip hat gleichfalls nach verschiedenen Methoden Be- stimmungen des freien und de* gesamten Cantharidins ausgeführt, und zwar an einem und demselben Pulver, das in der Tabelle V mit I bezeichnet ist. B. Cantharidinbestimmung in Cantharidentinktur. Von den Verfahren, die im Teil A zusammengestellt sind, wurden von den betreffenden Autoren die folgenden auch zur Be- stimmung von Cantharidin in Cantharidentinktur empfohlen: K r e m e 1 (No. 2) und D r a g e n d o r f f (No. 3) ; genaue Resultate sind hier ebensowenig zu erwarten wie bei den Canthariden selbst. Alle Methoden zur Cantharidinbestimmung in Canthariden lassen sieh schließlich zur Cantharidinbestimmung in Cantharidentinktur anwenden, wenn man anstatt der Extraktion der Canthariden ein Verfahren zur Beseitigung des Lösungsmittels der Cantharidentinktur setzt, bei dem möglichst kein Verlust an Cantharidin entsteht. Jedoch nur G r e e n i s h und W i 1 s o n 1 ) von den neueren Autoren haben die Tinktur berücksichtigt. Sie schreiben vor, daß man 100 g der Tinktur 1 Prozent 10% iger Kalilauge zusetzt, den Alkohol abdestillieit, das Ganze auf etwa den achten Teil eindampft, durch Glaswolle in einen Scheidetrichter fil- triert, mit Salzsäure ansäuert, dann mit Chloroform ausschüttelt und ans der so gewonnenen Chloroformlösung das Cantharidin nach der von den Verfassern angegebenen Methode (No. 12) zur Bestimmung des Cantharidins in den Canthariden abscheidet. N e y hat nach dieser Methode statt 0,06 Cantharidin 0,059. und bei Tinkturen in Parallelbestimmungen folgende Werte erhalten : Tinct. Canth. Riedel 0,065 und 0.07° o , Tinct. Canth. Caesar & Loretz 0,05 und 0,06%, vom Kuratorium der Hagen-Bucholz-Stiftung gelieferte Tinktur 0,051 und 0,056%. Wenn demnach die Methode, wie bei Canthariden, so auch bei Cantharidentinktur gute Resultate liefert, so ist sie doch, wie Kneip mit Recht hervorhebt, für die pharmazeutische Praxis zu umständlich. Kneip hat sie daher vereinfacht und empfiehlt folgende Ausführung: 150 g Cantharidentinktur werden in einem etwa 300 cem fassen- den Erlenmeyerkolben mit 15 g 10% iger Kalilauge versetzt und der Alkohol auf dem Wasserbade vollständig abdestilliert. Den verbleiben- den Rückstand spült man mit Wasser in einen etwa 250 cem fassenden Scheidi trichter, säuert mit 15 cem 25% iger Sal/.säure an und x ) Pharm. Journ. (4), 60, 257 (1898). 282 A. Kneip, N. Ney u. F. Reimers: Cantharidinbestimmung schüttelt mit 40 com Petroläther tüchtig durch. Die wässerige Schicht läßt man dann sofort in einen etwa 500 ccm fassenden Scheidetrichter ablaufen, schüttelt den Petroläther nochmals mit 100 ccm Wasser aus und extrahiert die vereinigten wässerigen Lösungen nacheinander mit 30 ccm, 30 ccm, 20 ccm und 20 ccm Chloroform. Die Chloroform- auszüge sammelt man in einen genau gewogenen 200 ccm fassenden Erlenmeyerkolben, destilliert das Chloroform auf dem Wasserbade ab und verjagt durch Einblasen von Luft in das in heißes Wasser gestellte Kölbchen die letzten Chloroformspuren aus dem Rückstand. Auf diesen gibt man 5 ccm einer mit Cantharidin gesättigten Mischimg aus gleichen Raum teilen absolutem Alkohol- und Petroläther (Siedepunkt 50 — 75°) schwenkt einigemal um und läßt eine halbe Stunde lang an einem mög- lichst kühlen Orte stehen. Die Waschflüssigkeit gießt man durch ein vorher bei 60° getrocknetes und dann genau gewogenes Filter von 6 cm Durchmesser, wobei man dafür Sorge trägt, daß möglichst wenig Krystalle aufs Filter mitgeschwemmt werden. Die im Kölbchen verbliebenen Krystalle wäscht man weiter mit 5 ccm, 5 ccm und 5 ccm derselben Mischung und bringt die Waschflüssigkeit jedesmal auf das Filter. Dann wäscht man dieses vollständig mit der Alkohol-Petrol- äthermischung, spült Kolben und Filter mit 5 ccm reinem Petroläther nach, trocknet bei einer 60° nicht übersteigenden Temjieratur und wägt nach dem Erkalten. Aus der Differenz des so erhaltenen Gewichtes mit dem des Filters und leeren Kolbens erhält man die in 150 g Cantharidentinktur enthaltene Menge Cantharidin, welche durch 15 dividiert den Prozentgehalt ergibt. Ein Hauptmangel dieser Bestimmung, bei der das Cantharidin als schwach gelblich gefärbte Kryställchen erhalten wird, ist die Verwendung der mit Cantharidin im voraus gesättigten Alkohol- Petroläthermischung zum Auswaschen; es wird sich dies aber kaum umgehen lassen, da der Cantharidingehalt der Tinktur sehr klein ist und Verluste möglichst vermieden werden müssen. In der Tabelle VII sind die bei der Untersuchung der verschiedenen Tinkturproben von Kneip erhaltenen Resultate Tabelle VII. (Kneip.) gefundene Prozent Cantharidentinktur Cantharidin Selbst bereitet 0,0337 Aus Apotheke bezogen 0,0302 0,0298 0,0314 i 0,0247 „ „ 0,0308 Vom Kuratorium geliefert . . . . ( 0,0532 A. Kneip, X. N'ev u. F. Reimers: (antharidinbestinimung. 283 Busamm engest eilt. Tinktur I ist nach Voreohrifl des Deutschen Ar/.nedniches mit dem auf den früheren Tabellen (II und V) als Pulver No. I bezeichneten Cantharidenpulver hergestellt, das für diese Tinktur auf der Tabelle angegebene Resultat ist der Durch- schnittswert aus fünf untereinander gut übereinstimmender Be- stimmungen. Als Mindestgehalt dürfte nach K n e i p's Ergebnissen bei einer guten Tinktur 0,03% zu fordern sein. Um die Differenz zwischen der Menge des tatsächlich bei der Bereitung der Tinktur in diese übergegangenen und des bei der Bestimmung gefundenen Cantharidins zu ermitteln, preßte Kneip den Tinkturrückstand scharf aus. trocknete bei 50" und bestimmte dann nach seiner Methode das darin enthaltene Cantharidin; es waren noch 0,251% darin enthalten. Da das für die Tinktur benutzte Can- tharidenpulver 0,685% Cantharidin enthielt, mußten in 100 g der Tinktur, bereitet aus 10 g des Pulvers = 0.0G85 g Cantharidin, 0,0685 g weniger 0,0251 g = 0,0434 g Cantharidin gelöst sein. Da sich nur 0,0337 g fand, ergibt sich eine Differenz von 0,0097%. Kneip hat schließlich noch ein unter Xo. 193 219, Klasse 120, Gruppe 25 patentiertes Verfahren 1 ), betreffend ,,die Gewinnung eines Quecksilber-Jod-Cantharidinates aus alkoholischen Cantharidin- lösungen und Cantharidentinktur"" zur quantitativen Cantharidin- bestimmung, speziell in der Tinktur verwendbar zu machen gesucht, erhielt jedoch die nach der Patentschrift entstehenden Niederschläge auch dann, wenn er statt Cantharidentinktur oder alkoholischer Cantharidinlösung reinen Alkohol nahm, eine Beobachtung, die der Referent bestätigt fand. Das Verfahren lautet : ..Zu 100 com Cantharidentinktur oder zu einer genau neutra- lisierten alkoholischen Lösung von 10 g Oantharidinsäure (!) setzt man allmählich ein inniges pulveriges Gemisch von 50 g Quecksilberchlorid und 2ö g reinem Jod. Das Gemisch wird rasch gelöst, erzeugt aber bei einigem Stehen einen weißen Niederschlag von Quecksilbercan- tharidinat. Kocht man indessen das Gemisch auf, ehe das Cantharidinat sich abscheidet» jedoch unter Vermeidung jeden Jod Verlustes, so ent- steht eine braune klare Flüssigkeit, welche keinen Niederschlag ab- setzt und aus der, wenn man das ungebundene Jod durch etwas schweflig- saures Natrium wegnimmt, sofort ein dicker gelblichweißer Niederschlag von Quecksilber- Jodcantharidinat zu Boden fällt." Reimers benutzte drei Cantharidentinkturen, die er aus den drei von ihm untersuchten Cantharidensorten nach dem D. A.-B. IV ') Jahresber. d. Pharm. 1i<- Benzollösung klärte sich dabei fast sofort. Die beobachteten Drehungen gelten für die angewendeten Lösungen und da diese nahezu gleich zusammengesetzt sind, werden die oben angegebenen Zahlen unmittelbar vergleichbar. Sie weichen jedoch von den sonst veröffentlichten Werten für reinen Kampfer ab. Die wirkliche spezifische Drehung des reinen Kampfers schwankt nämlich bei Anwendung von Benzol als Lösungsmittel zwischen 55,21 (reiner Kampfer) und 38,9 (Kampfer in unendlich verdünnter Lösung); sie wächst mit der Konzentration der Lösung und steht daher in Beziehung zur Menge des Lösungsmittels. Diese Beziehung läßt sich nach L ando 1 1 durch die Formel [or] D = 55,21 — 0,1630 q ausdrücken, in der q = der in 100 Teilen Lösung ent- haltenen Menge Benzol ist. Dabei bezieht L a n d o 1 1 die Dichte auf Wasser von 4° und berechnet die Wägungen auf den luftleeren Raum. Er stützt zudem seine Formel auf Versuche, in denen nicht unter 24% Kampfer enthaltende Lösungen verwendet worden sind. Die in unseren Versuchen festgestellten spezifischen Drehungen auf die sogenannten wirklichen Drehungen der angewendeten Stoffe (ohne Lösungsmittel) nach L a n d o 1 1 umzurechnen, hegt keine Veranlassung vor. Aus den oben mitgeteilten spezifischen Drehungen in etwa 10% iger Benzollösung ist zweifellos zu ersehen, daß der synthetische Kampfer etwas Rechtsdrehendes enthielt. Ferner ist ersichtlich, daß die unreineren Proben III und IV stärker rechts drehen, als reiner offizineller Kampfer. Sie enthalten also eine stärker drehende Verunreinigung. Daraus geht unmittelbar hervor, daß der Gehalt an Reinkampfer im Rohkampfer nicht polarimetrisch bestimmt werden kann. C. Die Flüchtigkeit. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich, vierte Ausgabe, 1900 sagt : ,, Erwärmt man Kampfer in offener Schale, so verdampft er in kurzer Zeit vollständig." Zur Prüfung, ob dies bei den untersuchten Proben zutrifft, wurden 5 g jeder Probe in genau tarierten Glasschälchen gleichzeitig auf 4 Abdampf- öffnungen desselben Bades mit lebhaft siedendem Wasser erwärmt und die Zeit festgestellt, die erforderlich war, um den Kampfer zu verflüchtigen, so daß der Rückstand nicht mehr nach Kampfer roch. Dabei konnte folgendes bemerkt werden: I. Verdunstungszeit 14 Stunden. Der Rückstand zeigte unter dem Mikroskope Detritus von Gewebsfasern und Spuren gelber, harzähnlicher Tupfen. Das Glasschälchen wog leer vor dem Ver- suche 13,3548 g, nach dem Versuche 13,3532 g, hatte also durch die Einwirkung der heißen Wasserdämpfe 1,8 mg an Gewicht verloren. Das Gewicht des Verdunstungsrückstandes betrug 1 mg == 0,020%. 19* 202 W. Lenz: Prüfung des Kampfers. LI. Verdunstungszeit 13* 2 Stunde. Der Rückstand enthielt ein kleines Stückchen Stanniol; das Mikroskop zeige darin noch Detritus von Holz, Gewebefasern, Kryställchen, Kohle, Spuren farbloser harzähnlicher Tröpfchen. Das Glasschälchen wog leer vor dem Versuche 15,4426 g, nach dem Versuche 15,4405 g, hatte also durch die Einwirkung der heißen Wasserdämpfe 2,1 mg an Gewicht verloren. Das Gewicht des Verdunstungsrückstandes be- trug 2,8 mg = 0,056 %. III. Verdunstungszeit 16 Stunden. Der Rückstand bestand aus einer dunkelbraunen, leichten, pulverigen Masse, die unter dem Mikroskope Detritus aller Art, farblose durchsichtige und undurch- sichtige Kryställchen, amorphe farblose, sowie gelbe und rote Stoffe zeigte. Er war in Alkohol teilweise löslich. Das zum Verdunsten benutzte Glasschälchen wog leer vor dem Versuche 16,7714 g, nach dem Versuche 16,7701 g, hatte also durch die Einwirkung der heißen Wasserdämpfe 1,3 mg an Gewicht verloren. Das Gewicht des Verdunstungsrückstandes betrug 5,1 mg = 0,102%. IV. Verdunstungszeit 11 Stunden. Der Rückstand enthielt viel Baumwollfasern; die Hauptmenge bildete ein harziger, gelb- brauner, fast durchsichtiger Tropfen, in dem das Mikroskop Kryställchen und Detritus aller Art zeigte. Der harzige Anteil war in Alkohol löslich. Das Glasschälchen wog leer vor dem Ver- suche 20,2590 g, nach dem Versuche 20,2579 g, hatte also durch die Einwirkung der heißen Wasserdämpfe 1,1 mg an Gewicht ver- loren. Das Gewicht des Verdunstungsrückstandes betrug 14,9 mg = 0,298%. Die alkoholische Lösung dieses Verdunstungsrück- standes reagierte gegen Lackmuspapier stark sauer. Nach der Verdunstungsprobe ist der offizinelle Kampfer, wie auch sonst bekannt, nahezu rein; der synthetische Kampfer zeigte fast das dreifache, der Rohkampfer das fünffache, der destillierte Kampfer fast das fünfzehnfache an Verdunstungsrückstand. Die Verdunstungszeit kann man aber nicht ,,kurz" nennen. D. Die O x i m p r o b e. Es ist empfohlen worden, zur Prüfung des Kampfers ihn in das Oxim überzuführen, und diese Empfehlung dürfte um so beachtenswerter sein, als bereits N ä g e 1 i (Berichte der Deutsch, ehem. Gesellsch. 1883, Bd. 16, S. 479) fest- gestellt hat, daß das Kampferoxim sehr widerstandsfähig ist. Während sonst die Oximgruppe leicht abgespalten wird, widersteht Kampferoxim mehrstündigem Erhitzen mit starker Salzsäure auf 100—120°. Da das Kampferoxim schwerer darstellbar ist, als andere Oxime, empfahl Auwers (Berichte d. Deutsch, ehem. Gcsellseh. 1889, Bd. 22, S. 605) bei der Darstellung Aetznatron \\\ Lenz: Prüfung des Kampfers. '2'.)'.", anzuwenden, und zwar drei Moleküle auf ein Molekül Kydroxyl- aininehloiiiydrat. Letzteres wird in einer der drosetzungsgteionnng entsprechenden Menge verwendet; ein Ueberschuß wirkte nach Auwers nicht merkbar beschleunigend auf die Reaktion. Diese folgt der Gleichung: C, H 16 O -f- NH.OHHC1 + NaOH - Ü 10 H 16 NOH \a( ! + 2 II J) 162,1 69,5 40,1 167,1 r> g 2.28 g 1,32. 3 = 3,96 g 5,49 g Au wers löst 10 Teile Kampfer in 100 — 150 Teilen gewöhn- lichem Alkohol, fügt 7 — 10 Teil? Hydroxylaminchlorhydrat in starker wässeriger Lösung, dann 12—17 Teile Aetznatron in starker wässeriger Lösung, und wenn eine Trübung entsteht, noch etwas Alkohol zu, erhitzt sodann auf dem Wasserbade bis eine heraus- genommene Probe auf Zusatz von Wasser klar bleibt oder eine entstehende Trübung durch einige Tropfen Natronlauge beseitigt wird. In einer Stunde ist das Oxim fertig gebildet, also kein uti- zersetzter Kampfer mehr vorhanden. Man verdünnt darauf mit Wasser, filtriert wenn nötig und neutralisiert vorsichtig mit ver- dünnter Salzsäure, worauf sich das Oxim in feinen, weißen Nadeln abscheidet. Die Ausbeute wird zu 75% der Theorie angegeben; aus den Mutterlaugen läßt sich durch Aether noch etwas unreines Oxim ausschütteln. Nach Bertram und W a lbau m (1. c.) schmilzt das Oxim bei 118 — 119°; Bredt und Rosenberg (Ann. d. Chemie 1896, Bd. 289, S. 6) fanden 119°. Das Kampf er- oxim löst sich leicht in wässerigen Alkalien und Säuren: in Wasser und wässerigem Alkohol ist es schwer löslich. Durch die Oximierung wird aus reinem Kampfer eine alkalische Lösung in wässerigem Alkohol erhalten, die nach starkem Ansäuern klar bleibt und aus der die Hauptmenge des Oxims durch Neutralisieren abgeschieden werden kann. Es war zu erwarten, daß die Verunreinigungen, besonders größere Mengen von Kohlenwasserstoffen oder Phenolen die alkalische oder die saure Lösung trüben, auch ihren Ausdruck in einer Schmelzpunkterniedrigung des krystallinisch abgeschiedenen oder mindestens des aus der neutralen Mutterlauge ausgeschüttelten Oxims finden würden. In dieser Erwartung sind die vorliegenden Kampferproben folgendermaßen oximiert: Je 5 g Kampfer wurden in einem Glaskolben mit aufgeschliffenem, 1 m hohem Steigrohre in 50 cem kauf hohem absolutem Alkohol gelöst, eine Lösung von 5 g Hydroxylaminchlorhydrat in 10 g Wasser, und dann eine er- kaltete Lösung von 8 g alkoholgereinigtem Natronhydrat in 20 g Wasser zugefügt, das Ganze eine Stunde lang auf einem Bade leb- haft siedenden Wassers erhitzt . Nach dieser Zeit pflegte die Mischung, 294 W. Lenz: Prüfung des Kampfers. die sieh anfangs bisweilen in zwei klare Schichten schied, gleichartig geworden zu sein. Am anderen Tage wurden 75 g Wasser zugesetzt, wobei niemals Ausscheidung eintrat, die Mischung erhitzt und mit offizineller Salzsäure (25% HCl) bis zur sauren Reaktion versetzt. Die alkalischen Flüssigkeiten waren in allen Fällen fast klar; beim Ansäuern trat nirgends Trübung ein. Die sauren Flüssigkeiten wurden nun mit Natriumkarbonatlösung (1 -f- 4) genau neutralisiert, d. h. solange versetzt, bis die durch Erhitzen von entweichendem Kohlendioxyd befreite Flüssigkeit beim Tüpfeln auf rotes Lackmus- papier dieselbe neutrale Färbung hervorrief, wie beim Tüpfeln auf blaues Lackmuspapier. Die erkaltete neutrale Flüssigkeit wurde über Nacht in den Eisschrank gestellt, das abgeschiedene Oxim auf einem Saugtrichter gesammelt, mit kleinen Anteilen kalten Wassers gewaschen und im Exsikkator getrocknet. Jede Mutterlauge wurde mit 30 ccm unter 60° völhg flüchtigen Petroläthers ausgeschüttelt, die ätherische Lösung im tarierten Becherglase verdunstet und über Schwefelsäure getrocknet. Die trockenen Rückstände dienten zur Bestimmung der Schmelzpunkte im R o t h'schen Apparate; die Schmelztemperaturen sind also „berichtigt". Die Bestimmung geschah mit einem geprüften, in halbe Grade geteilten Thermometer. Dabei wurde folgendes festgestellt: I. II. III. IV. Offizineller Synthetischer Roh- Destillierter geschleudert. Kampfer Kampfer kampfer Kampfer Menge und Beschaffen- 4,71g a) 4,97 g 4,78 g 3,80 g heit des krystalli- blendend b) 4,67 g schwach blendend sierten Oxims weiß schwach rötlich gelblich weiß Menge des aus- 0,40 g a) 0,01 g 0,31 g 0,55 g geschüttelten Oxims 1 b) 0,11 g Oxim zusammen = 5,Hg a) 4,98 g b) 4,78 g im Mittel 4,88 g 5,09 g 4,35 g Prozente der theore- 93 89 92 92 tischen Ausbeute des wasserfr. Kampfers Schmelzpunkt des kry- 117° a) 114—116° 112-116° 115,5-117° stallisierten Oxims b) 114—116° Schmelzpunkt des aus- 113-118° a) sintert sintert 108—110,5° geschüttelten Oxims bei 102° schmilzt b.108,5— 110° b) sintert bei 90° schmilzt bei 92,5—95° bei 100° schmilzt bei 102—118° \V. Lenz: Prüfung des Kamp 395 Die Gximierung der Proben I. III. IV ging leichter vor sich ;il> die <\r* synt hct ischrn raäemischen) Kampfers. Nach den Br- gebnissen der Oximprobe würde der offizielle Kämpfer als reinste Ware anzusehen sein, während der synthetische Kampfer noch erlicblieh mehr Verunreinignngeii erkennen läl.it als der RohJsampfer und .nie]) der wasserfreie destillierte Kampfer. Die beiden Letzteren würden als beinahe gleich rein zu beurteilen sein, wobei allerdings dem destillierten wasserfreien Kampier noch der Vprzi^g gegeben werden müßte. E. Die Reaktion mit V a n i 1 1 i n - S a 1 z s ä. u r e. P. Bohrisch (Pharm. Zentralhalle 1907, Bd. 28, S. 527 und 777) hat darauf aufmerksam gemacht, daß eine Lösung von einem Teile Vanillin in hundert Teilen offizineller Salzsäure beim Erwärmen mit natürlichem Kampfer auf 70 — 80° sich blaugrün färbt; synthetischer Kampfer bleibt dabei ungefärbt. An Stelle des Vanillins sollen nach Ut z (Zellulose-Industrie. Beilage zur Gummi- Zeitung. 1907, durch Pharm. Zentralhalle 1908, Bd. 49, S. 48) Furfurol, Heliotropin, p-Oxybenzaldehyd, sogar Zinnchlorür be- nutzt werden können. Die Reaktion kommt Verunreinigungen des natürlichen Kampfers zu, die im künstliehen nicht enthalten sind. Es war zu erwarten, daß bei den untersuchten natürlichen Kampfersorten unter geeigneten Versuchsbedingungen durch die Reaktion der Grad der betreffenden — im einzelnen noch un- bekannten — Verunreinigungen angezeigt werden könnte. Es wurden daher je 0,1 g Kampfer mit 4 ccm Vanillinsalzsäure im Wasserbade auf 70 — 80° erwärmt. Dabei konnte folgendes be- obachtet werden : I. Der offizinelle Kampfer bildete nach 2 Minuten eine trübe, sehr schwach rötliche Färbung, che nach 15 Minuten einen .schmutzi.tr violetten Schimmer annahm und nach 20 — 40 Minuten schwach schniutzigviolett erschien. II. Der synthetische Kampfer gab nach 2 Minuten eine deutlich gelbe, schwach trübliche Flüssigkeit, deren Färbung nach 20 — 40 Minuten wenig gelber mit einem Stich nach Ziegelrot ge- worden war. III. Rohkampfer bildete nach 1 Minute Anfänge einer trübe violettroten Färbung, die nach 15 Minuten deutlich trübe blaugrün wurde und so auch noch 20 — 40 Minuten verblieb. IV. Der destillierte Kampfer färbte die Flüssigkeit schon nach 1 Minute trübe kirschrot, nach 7 Minuten ziemlich stark trübe -ehmutzigblaugrün, ebenso nach 20 — 40 Minuten. 296 W. Lenz: Prüfung des Kampfers. Nach 24 Stunden waren die Färbungen bei allen Proben dunkler, konnten aber weniger deutlich unterschieden werden. Diesen Beobachtungen zufolge würden die bei der Reaktion Färbungen verursachenden Verunreinigungen im offizinellen Kampfer nur spurweise, beim Rohkampfer in deutlichen, beim destillierten Kampfer in größeren Anteilen vorhanden sein. F. Löslich keit in Salzsäure. Istrati und Zaharia (Comptes rendus 1898, II., Bd. 127, S. 557) haben ge- funden, daß Kampfer sich reichlich in starker Salzsäure löst. Eine bei 0° gesättigte Lösung enthielt in 100 ccm 40,276 g Kampfer und,schied schon beim Erwärmen mit der Hand starke Gerinnsel ab, die sich beim Abkühlen wieder lösten. Der Kampfer ist also bei niederer Temperatur löslicher als bei höherer. Wahrscheinlich lagert sich die Ketongruppe unter Aufnahme der Elemente des Cl Chlorwasserstoffs um: C 10 H 16 =O -f HCl ^ C ]0 H 16 <^tt; beim Er- wärmen tritt Rückbildung im Sinne des unteren Pfeiles ein. Ist das richtig, so würde man in der Anwendung konzentrierter Salzsäure als Lösungsmittel ein Verfahren haben, etwa in Salz- säure unlösliche Verunreinigungen des Kampfers, die nicht Ketone sind, zur Anschauung zu bringen. Während durch die Oximprobe (D, S. 292) die Gesamtmenge des abgeschiedenen Ketons gewogen werden sollte, müßten beim Lösen in Salzsäure die darin unlös- lichen Kohlenwasserstoffe usw. ungelöst bleiben, so daß ihre Menge unmittelbar geschätzt und vielleicht auch bestimmt werden könnte. Es wurden daher je 3 g der zu untersuchenden Proben nach und nach mit steigenden Mengen der reinen 38% HCl enthaltenden Salzsäure des Laboratoriums in Stöpselflaschen geschüttelt und die Mischungen jedesmal vor Beurteilung des Versuches über Nacht in den Eisschrank gesetzt. Es ergab sich folgendes: I. Offizineller Kampfer bildete mit dem achtfachen seines Gewichtes an Salzsäure eine trübe, kirschrote Lösung, die beim Erwärmen in der Hand trüber wurde. Mit dem zehnfachen Ge- wichte Salzsäure war die Lösung fast klar, enthielt nur Spuren ungelöste Flocken, trübte sich bei 20° nicht wesentlich; mit dem fünfzehnfachen Salzsäure blieb das Bild unverändert. Auf Zusatz offizineller Zinnchlorürlösung wurde die Färbung der kirschroten Lösung heller. IL Synthetischer Kampfer gab mit 8 — 10 Teilen Salzsäure eine fast klare, hellgelbe Lösung, auf der jedoch noch sehr viel weißes ungelöstes Pulver schwamm; die Menge des Ungelösten wurde W. Lenz: Prüfung dos Kampfers; 297 durch Anwendung von 15 Teilen Salzsäure augenscheinlich nicht vermindert. III. Rohkampfer bildete mit 8 — 10 Teilen Salzsäure eine schmutzig bräunlich-kirschrote, trübe Lösung, die nicht unbeträcht- liche Mengen Ungelöstes an ihrer Oberfläche absetzte; die Menge des Ungelösten blieb bei Verwendung von 15 Teilen Salzsäure anscheinend unverändert. IV. Der destillierte, geschleuderte Kampfer verhielt sich wie III., Rohkampfer, doch war die Menge des Ungelösten an- scheinend etwas größer. Danach sind in den Proben II, III, IV wesentliche Mengen Verunreinigungen durch die Salzsäureprobe nachgewiesen Morden, von denen der offizineile Kampfer nur Spuren erkennen ließ. Bei allen Objekten stimmen die bei der Salzsäureprobe beobachteten Erscheinungen mit den Ergebnissen der anderen Prüfungen überein, insbesondere kommen hier die Verunreinigungen, auf die sich bei der Oximprobe (D) schließen Heß, tatsächlich zur unmittelbaren Anschauung. Ergebnisse. Der Schmelzpunkt hat sich bei der vorliegenden Untersuchung als ein ausgezeichnetes Hilfsmittel zur Beurteilung der Reinheit eines Kampfers erwiesen. Die Bestimmung des optischen Drehungsvermögens ist nicht geeignet zur Wertbestimmung des Rohkampfers, weil dessen Verunreinigungen noch etwas stärker drehen als reiner Kampfer. Sie gibt aber Aufschluß ob natürlicher d-Kampfer vorhegt. Die Bestimmung des Verdunstungsrückstandes von Kampfer ist ein wesentliches Mittel zur Beurteilung seiner Rein- heit, sie erfordert aber viel Zeit. Die Ueberführung in das Oxim ist von mir soweit verbessert, daß statt der von früheren Verfassern angegebenen Ausbeuten von 75 und 85% etwa 93% der theoretischen Ausbeute erzielt werden. Diese Ausbeute scheint — in meinen Versuchen — dem Gehalte der Proben an reinem Kampfer pro- portional zu sein. Ich möchte jedoch nicht behaupten, daß man darauf eine genaue Wertbestimmung des Kampfers gründen könnte ; dazu ist der Unterschied zwischen der berechneten und gefundenen Menge Oxim noch zu groß. Die Reaktion mit Vanillin- Salzsäure kann höchstens zur Erkennung des natürlichen Kampfers dienen. Die mit diesem Reagens entstehende Färbung wird übertroffen durch die mit reiner Salzsäure von 38% HCl bei natürlichem Kampfer entstehende Rotfärbung. Die Menge des in 10 Teilen dieser starken Salzsäure Unlöslichen gibt ein gutes Maß ab zur Schätzung der Verunreinigungen eines käufliehen Kampfers. Hierauf ließe sieh eine genaue Arbeitsweise wohl gründen, 298 W. Lenz: Bestandteile einiger Derris -Arten. Ob die Ueberführung des Kampfers in das Semikarbazon, die neuerdings quantitativ gelungen sein soll, zur Wertbestimmung des Rohkampfers sich eignet, habe ich zunächst nicht prüfen können. Im allgemeinen muß gesagt werden, daß keine einzelne Probe ein Bild von der Beschaffenheit des zu untersuchenden Kampfers gibt, daß aber die Gesamtheit der ausgeführten Proben eine zu- treffende Beurteilung ermöglicht. Steglitz, im März 1911. 2. Zur Kenntnis der Bestandteile einiger Derris-Arten. Von W. Lenz. Gegen Ende des Jahres 1909 erhielt das Institut seitens der Botanischen Zentralstelle für die Kolonien am Königlichen botanischen Garten und Museum zu Dahlem Wurzeln von Derris (Pongamia) elliptica B e n t h. (Leguminosae-Dalbergieae) aus Neu- Guinea mit der Bitte um Untersuchung und gleichzeitige Mitteilung dessen, was über wirksame Bestandteile der Wurzeln etwa be- kannt sein oder ermittelt werden würde. Da die betreffenden Arbeiten neues ergeben haben, so scheint eine Veröffentlichung gerecht- fertigt. Derris elliptica wird auf Java zur Vertilgung von Insekten und Raupen sowie zum Fischfange (als A k e r tuba) benutzt und scheint auch ein Bestandteil des Pfeilgiftes S i r e n von B o r n e o zu sein. Greshoff (Tweede verslag van het onderzock naar de plantenstoffen van Nederlandsch-Indie. Mededeelingen uit's Lands Planten tuin te Buitenzorg XXV; durch Ber. d. Deutsch, ehem. Gesellsch. XXIII, 3537 und Ber. d. Pharm. Gesellsch. IX, 214) fand, daß die Abkochung der Wurzelrinde noch in einer Verdünnung von 1 : 300 000 auf den kleinen Fisch Haplochilus javanicus wirkt. Die Wirkung schrieb er einem nicht glukosidischen, stickstofffreien, harzigen Stoffe zu, den er Derrid nannte. Der Stoff ist leicht löslich in Alkohol, Aether, Chloroform, Amylalkohol und ähnlichen Lösungsmitteln, sehr schwer löslich in Wasser und Kahlauge. Bei 61 ° fängt das Derrid an zu schmelzen und zersetzt sich bei 161°. Die Kalischmelze des Derrids enthält Salicylsäure und Protokatechusäure. Krystallisiert konnte der w Lenz: Bestandteile einiger Derris-Artda. 2'.»".) Stoff von (• res hoff nicht gewonnen werden. Di<' Wurzeln ent- hielten 2.~) — 8% gereinigtes Derrid; es befindet rieh in der Wurzel- rinde. Seine alkoholische Lösung reagiert schwach sauer, schmeckt Bcharf aromatisch und bewirkt auf der Zunge eine unvollständig, aber stundenlang dauernde Betäubung. Die Lösung in 5 Millionen Teilen Wasser tötete 40 g schwere Fische (Cyprinus flavipinni.-i fast augenblicklich. Außer dem Derrid fand Greshoff einen krvstallinisehen. gelbek, stickstofffreien Stoff, der schwer löslieh war in kaltem Alkohol, leichter in Chloroform und in Schwefel- kohlenstoff. L e o n h a r d W r a y jun. (The pharmaceutical Journal and transactions. 1892/3. S. 61 — 62) hat, augenscheinlich ohne G r e s h o f f's Arbeiten zu kennen, in seiner Veröffentlichung ,,On the Malavan fish poison called Aker tuba" ebenfalls über die Bestandteile der Wurzel von Derris elliptica berichtet. Auch er fand kein toxisches Alkaloid. Als Giftstoff bezeichnete er ein leicht zerreibliches, rötlich braunes Harz, das ganz unlöslich war in Wasser. Paraffinöl, Benzin, aber löslich in Alkohol, Aether, Chloroform. Es besitzt 1,1662 spezifisches Gewicht, löst sich in Salpetersäure unter Drachenblutfärbung und widersteht der Ein- wirkung einer starken, kochenden Lösung von Natriumkarbonat. Er nennt dieses Gift T u b a i n. Es wird dargestellt durch Aus- ziehen des Wurzelpulvers mit Alkohol, der durch etwas Salzsäure angesäuert ist. in gelinder Wärme. Der alkoholische Auszug wird durch Abdunsten auf dem Wasserbade bei niederer Temperatur von Alkohol befreit und das abgeschiedene Harz durch Kneten mit Wasser gereinigt. Ausbeute 9,42° der Wurzel; die im Januar gesammelten Wurzeln sollen die beste Ausbeute geben. Zum Ver- giften von Fischen dienen die frischen Wurzeln, die mit Wasser zerstoßen das Gift in feiner, weißlicher Emulsion enthalten; sollen trockene Wurzeln verwendet werden, so müßte das giftige Harz mit Alkohol in Lösung und dann mit Soda oder Seife in feine wässerige Verteilung gebracht werden. W r a y beschreibt also sein Tubain als einen dem PodophyUin der Darstellung nach ähn- lichen Stoff. Die Arbeiten von Greshoff und von W ray werden von E. Merck in seinem „Bericht über das Jahr 1882'\ S. 104 in dem Abschnitte über Radix Derridis ellipticae angeführt, ebenso von H a r t w i c h in seinem Buche ..Die neueren Arznei- drogen aus dem Pflanzenreiche" (Berlin, Springer, 1897). H. E. Th. van Sillevoldt (Arch. d. Pharm. 1899, Bd. CCXXXVII, S. 595—616) stellt das Derrid dar, indem er 300 W. Lenz: Bestandteile einiger Derris- Arten. das Wurzelpulver der Derris mit kaltem Wasser auszieht, bis das ablaufende Wasser sich mit Eisenchlorid nur noch wenig färbt. Das Pulver wird dann stark abgepreßt, bei Zimmerwärme ge- trocknet und mit 96%igem Alkohol vollständig ausgekocht. Die alkoholischen Auszüge werden nach Zusatz von etwa ] /s Wasser bis auf einen geringen Rückstand abdestilliert. Das aus dem Rück- stände abgeschiedene Harz wird mit Wasser wiederholt gewaschen und getrocknet; die Ausbeute betrug 2,6% der Wurzelrinde. Dieses rohe D e r r i d wurde mit Petroläther von Fett befreit, dann ge- pulvert und wiederholt mit halbprozentiger Kalilauge geschüttelt, bis diese sich nicht mehr färbte. Das so gereinigte Pulver wurde in der fünffachen Menge Aether gelöst, wobei ein krystallinischer, ungiftiger Bestandteil zurückblieb. Die gelbe, ätherische Lösung wurde fraktioniert mit Petroläther gefällt; die ersten Fällungen waren stark gefärbt und enthielten auch den in Aether schwer löslichen krystallinischen Stoff. Durch weiteres Fällen mit Petrol- äther wurden weiße Flocken erhalten, die nochmals in Aether ge- löst und deren Lösung dann mit soviel Petroläther versetzt wurde, daß beim Erwärmen noch Lösung der Abscheidung eintrat; beim Erkalten dieser Mischung schieden sich gelblichweiße, sandähnliche Körnchen aus, die nicht krystallinisch waren, auch aus anderen Lösungsmitteln nicht krystallisiert erhalten werden konnten. Das so erhaltene D e r r i d ist ein hellgelbes Pulver und schmeckt an- fangs aromatisch, später betäubend, ähnlich dem Kokain. Es ist frei von Stickstoff, reduziert alkalische Kupferlösung weder un- mittelbar noch nach dem Erhitzen mit Salzsäure und schmilzt ungefähr bei 73°, wobei es sich aufbläht. Es ist leicht löslich in Aether, Alkohol, Benzol, Aceton, Eisessig, Essigester, Schwefel- kohlenstoff, sehr leicht in Chloroform, durch dessen Dämpfe es schon zerfließt, schwer in Petroläther, sehr schwer in Wasser. 10%ige Kahlauge löst etwas mehr davon als Wasser; durch Säurezusatz wird es aus dieser Lösung wieder abgeschieden. Die alkoholische Lösung des Derrids färbt sich mit Eisenchlorid nicht ; auch Bleiessig oder Jodlösung veranlassen keine Fällungen. Reine Schwefelsäure löst das Derrid mit violettbrauner Färbung; durch Zusatz von Wasser wird die Lösung entfärbt und das Derrid anscheinend un- verändert ausgefällt. Das Derrid gibt eingeschlossene Spuren Aether oder Petroläther erst bei 110° ab; das so getrocknete Derrid gab bei der Elementaranalyse Zahlen, die zur Formel C 33 H 30 O 10 führten. Die krystallinische, ungiftige Abscheidung wurde durch wiederholtes Umkrystallisieren aus siedendem, absolutem Alkohol u< reinigt. Sie bestand dann aus hellgelben Nadeln, unlöslich in \V. Lon'/.: Bestandteile einiger Derris »Arten. 301 Wasser, sehr schwer Löslich in kaltem Alkohol. Benzol, Aether, Petroläthcr. leichter löslich in Chloroform oder Essigester. Die Nadeln brannten sieh bei 210° und schmolzen unscharf bei 214°. Die Elementaranalyse des bei 110° getrockneten Stoffes führte zu der Formel < , : , :{ H 28 9 «f ö»,ö HjjO ; die getrocknet«! Verbindung ist hygroskopisch und schwer verbrennlieh. Die Formel läßt den kristallisierten Stoff als Anhydroderrid erscheinen. In der Tat kann er auch aus Derrid erhalten werden. Löst man 1 g Derrid in 10 cem absolutem Alkohol und leitet man Chlorwasserstoff durch diese Lösung, so scheiden sich Krystalle ab, wenn die Lösung an- fängt sich zu erwärmen ; in 5 — 10 Minuten ist die Reaktion vollendet. Man erwärmt dann noch einige Minuten lang, läßt darauf erkalten, und reinigt das abgeschiedene Anhydroderrid durch mehrmaliges Umkristallisieren aus absolutem Alkohol. Es schmilzt, so erhalten, unter Braunfärbung bei 214°. Sowohl das Derrid wie auch das Anhydroderrid enthalten je 3 Methoxylgruppen, die nach Z e i s e 1 (unter Zusatz der von Herzig empfohlenen Zugabe von 6 bis 8 Volumprozent Essigsäureanhydrid zur Jodwasserstoffsäure) be- stimmt wurden. Anscheinend enthält das Derrid einen Aldehyd- oder Ketonsauerstoff. Mit dem Timboin von Pf äff (Areh. d. Pharm. CCXXIX, S. 31) scheint das Derrid, trotz großer Ärmlich- keit, nicht identisch zu sein. Dem Derrid und dem Anhydroderrid sehr ähn- liche Stoffe fand Frede r ick B. Power (Pharmaceut. Areh. VI, 1 — 14; durch Ohem. Zentralbl. 1903, 1., 779) in Derris uliginosa Ben th. Sillevoldt's Angaben sind berücksichtigt in dem Artikel Derrid der , .Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie" von M o e 1 1 e r und Thom s, Bd. IV (Berlin und Wien, Urban & Schwarzcnberg, 1905). Die zur Untersuchung an das Pharmazeutische Institut hier gelangten Wurzeln der Derris e 1 1 i p t i c a bestanden aus langen, peitschenförmigen Stücken, die zu ringförmigen Bündeln von etwa 30 cm Durchmesser zusammengewunden waren. Die einzelnen Wurzeln waren meist 1 bis über 2 m lang und trugen lange Verzweigungen. Die Dicke der Verzweigungen sank bis unter 1 mm, wobei die Wurzel oder deren Verzweigung auf langen Strecken nahezu gleiche Dicke besaß. Die Wurzelrinde war braun, das Innere der Wurzel hellbraun. Beim Kauen schmeckte die Wurzel eigen- tümlich metallisch, schwach säuerlich, nicht zusammenziehend, aber nach etwa • ■> Stunde auf der Zunge brennend. Dieses Brennen hielt Stundenlang an und pflanzte sich bis in den Schlund fort. 302 W. Lenz: Bestandteile einiger Derris- Arten. Der wässetige Auöafug der Wurzel reagierte gegen Laekmus- papier sauer. Nach dein Verfahren von S t a s - O 1 t <> koimte in der Wurzel weder im sauren noch im alkalisch gemachten Aus- zuge ein Alkaloid nachgewiesen werden. Petr oläther entzog der Wurzel 2,1% ihres Gewichtes Fett. Die mit Petroläther ausgezogene Wurzel gab an reinen Aether 8,9% des Wurzelgewichtes Trockenstoff ab. Ein darauf folgender Auszug mit Alkohol ließ 6,8% Trockenstoff gewinnen. Der danach bewirkte Wasserauszug entfernte aus der Wurzel 4,8% Lösliches. Alle diese Auszüge wurden bei Zimmerwärme hergestellt, also niemals erwärmt. Der Aether auszug enthielt neben fettartigen Stoffen hauptsächlich einen krystalhsierenden Bestandteil, den ich mit dem Namen Derrin bezeichnen will. Chlorophyll enthielt der Aetherauszug nicht. Wasser löste aus dem Verdunstungsrückstande des Aetherauszuges nur Spuren; diese wässerige Lösung gab mit Eisenchlorid keine Färbung. In Alkohol war der Verdunstungs- rückstand des Aetherauszuges größtenteils löslich. Der Alkoholauszug der mit Petroläther und mit Aether erschöpften Wurzel enthielt Phlobaphen und viel Harz, das ziem- lich dunkelrot gefärbt war. Art und Menge des vorhandenen Farb- stoffes schlössen seine technische Verwendung aus. Gerbstoff war nur in sehr geringer Menge vorhanden. Der Wasser auszug zeigte keine verwertbaren Be- standteile. Die ausgezogenen Wurzelrückstände rochen nach dem Trocknen stark nach Moschus; der Geruch verlor sich nach einigen Wochen. Bei den Versuchen,- das Derrin rein zu gewannen, wurden die besten Ergebnisse durch Ausziehen der Wurzel mit siedendem Benzol erhalten. Von der Benzollösung wurde der größte Teil des Lösungsmittels abdestilliert und der Rückstand mit siedendem Alkohol aufgenommen. Aus dieser Lösung krystallisierten beim Erkalten gelbliche, sehr zarte, leicht zerbrechliche Plättchen. Aus dem stark gefärbten Rückstande und den Mutterlaugen wurden durch Behandlung mit siedendem Alkohol unter Zusatz von Tier- kohle noch weitere Mengen der Plättchen dargestellt. Diese Plättchen konnten durch Waschen mit kaltem Aether fast farblos erhalten werden. Sie wurden darauf aus siedendem Aether umkrystallisiert und schmolzen dann im R o t h'schen Apparat bei 158° (sintern bei 152°, fangen bei 156,5° an zu erweichen). Nochmaliges Um- krystallisieren aus Alkohol bewirkt, daß die Krystalle farblos werden, bei 153° anfangen zu sintern, bei 157° erweichen, während der W. Lenz: Bestandteile einiger Dorris-Arten. 303 ScIiiiH'l/.punUi ziemlich scharf bei lf>x" bleibt. Die Krystalle sind leicht löslich in Aceton. Benzol, ( 'hloi'ol'oi in, schwerer löslich in kaltem Alkohol und in kaltem Aether, während diese Flüssigkeiten beim Kochen größere Lösungsfähigkeit besitzen. Die Chloroformlösung trocknet zu einem Firnis ein. Die Benzollösung gibt einen kristallinischen Verdunstungsrückstand. Die Acetonlösung läßt neben etwas Firnis Massen solider Tafeln und einzelne Büschel feiner Nadeln entstehen. Aus der ätherischen Lösung scheiden sich farblose, feste, gestreckte rhombische Plättchen ab, deren Enden unter dem Mikroskope verschiedene Schrägungswinkel, vereinzelt auch rechtwinkelige Endflächen wahrnehmen lassen. Am häufigsten wird bei flach liegenden Platten ein stumpfer Winkel u. von 121° und ein spitzer ( ä von 59° gemessen. Die Krystalle zeigen zwischen polarisierenden Nikols Doppelbrechung und schiefe Auslöschung. Der Auslöschungswinkel A wurde im Mittel von 8 Bestimmungen an einem gut ausgebildeten Krystalle zu 36° gemessen. Die unten- stehende Abbildung macht diese Angaben deutlich. Aus der alkoholischen Lösung kommen neben den vorbeschriebenen ge- streckten Platten mit schiefer Auslöschung, die jedoch meist nur kurz sind, lange, bisweilen ziemlich dicke Platten mit rechtwinkeliger Endfläche und gerader Auslöschung zur Ausbildung ; in der ätherischen Lösung treten diese Formen zurück, während die schief auslöschenden Prismen vorwalten. Achsenbilder konnten in keinem Falle beob- achtet werden. Derrinkrystall in der Avislöschungsstellung. Zur Prüfung des aus Aether umkrystallisierten, farblosen Derrins. vom Schmelzpunkt 158°, auf seine Wirkung als Fisehgift, winden drei kleine Pisehehen — sogenannte Bitterlinge, Rhodeus 304 W. Lenz: Bestandteile einiger Derris-Arten. amarus Bl. — von je rund 0,6 g Gewicht benutzt. Jeder Fisch bekam 500 ccm Leitungswasser. Der erste Fisch erhielt dazu 5 ccm einer milchigen Abkochung der Derriswurzel (1: 5), der zweite eine Lösung von 0,017 g Derrin in 20 Tropfen Alkohol, der dritte 20 Tropfen Alkohol. Dabei trübte sich das Wasser des Fisches 2 etwas stärker als das des Fisches 1 durch die Derrismilch. Fisch 1 zeigte nach einer halben Stunde Seitenlage, reagierte aber noch nach einer Stunde auf zartes Berühren mit einem Glasstabe durch Atem- bewegungen; nach fünf Viertelstunden trat solche Reaktion nicht mehr ein, der Fisch erholte sich auch in reinem Wasser nicht, er war tot. Fisch 2 reagierte auf Berührung noch nach drei Viertel- stunden, nach einer Stunde nicht mehr. Er erholte sich auch in frischem Wasser nicht, er war nach einer Stunde tot. Fisch 3 blieb lebhaft und anscheinend in ungetrübtem Wohlbefinden. Die Ver- suche zeigen eine entschiedene Giftwirkung des reinen krystalli- sierten Derrins auf Fische; die Wirkung tritt in derselben Weise ein, wie bei einer Abkochung der Wurzel. Zur chemischen Untersuchung genügte die Menge des er- haltenen reinen Stoffes nicht; wahrscheinlich hegt ein Lakton vor. In dieser Richtung soll die Arbeit fortgesetzt werden sobald eine entsprechende Wurzelmenge zur Stelle geschafft sein wird. Seitens der botanischen Zentralstelle ging dem Institute ferner aus den Sammlungen des bekannten Afrikaforschers, Herrn Dr. Kersting eine Probe Wurzelrinde der Derris Stuhl- mann i zu, die in ihrer Heimat (Deutsch-Ostafrika) Tscheloware genannt und gegen Szule, sowie Schlangenbiß innerlich und äußerlich angewendet wird. Die Probe bestand aus gelbbraunem Rindenbaste, der selbst in dünnen Bändern eine große Festigkeit zeigte. Der Geschmack war wenig zusammenziehend. Petroläther entfernte aus der Rinde 3% farbloses, salbenartiges Fett. Aether löste aus der entfetteten Rinde 5% Trockenstoff, der nach dem Verdunsten des Aethers als weiße, wachsartige Masse zurückblieb, die sich frei von Phosphor und Stickstoff erwies. Sie schmolz im Röhrchen bei 89 — 90°. In siedendem Alkohol Avar die Masse größtenteils löslich; die heiß gesättigte alkoholische Lösung schied beim Erkalten kurze, feine Nadeln ab, die optisch doppelbrechend waren und gerade Auslöschung zeigten. Sie schmolzen im Röhrchen bei 96 — 97°. Die gesättigte alkoholische E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. 305 Lösung zeigte im 50 mm langen Rohre keine Zirkularpolarisation; sie gab mit Eisenchlorid keine Färbung. Die weiße, wachsartige Masse gab an Wasser nichts ab. Wässeriges Kali wirkte kaum ein, auch alkoholisches verseifte nur Spuren. Es scheint haupt- sächlich ein Wachsalkohol vorzuliegen. Alkohol löste aus der mit Petroläther und Aether er- schöpften Droge 2% derselben an Verdunstungsrückstand (bei 100° getrocknet). In diesem war noch etwas von der ätherlöslichen, weißen, wachsartigen Masse enthalten. Wasser löste einen Teil des Alkoholauszuges; Eisenchlorid gab mit dieser wässerigen Lösung keine Färbung; alkalische Kupferlösung wurde von ihr nicht reduziert, auch nicht nach dem Invertieren. Das Alkohol- extrakt roch schwach nach Vanillin, gab aber keine Reaktion darauf. Der nicht in Wasser lösliche Anteil bestand aus Harz. Wasser löste aus der mit den vorbeschriebenen Lösungs- mitteln erschöpften Droge Schleim, der getrocknet eine hornartige Masse bildete, die 10,2% der Droge wog. Der Schleim schmeckte fade, süßlich und Meß beim Invertieren reichlich reduzierenden Zucker entstehen. Die hier gewonnenen Bestandteile hatten mit denen aus Derris elliptica keine Aehnlichkeit. Nach dem Verfahren von Stas-Otto Meß sich auch hier kein alkaloidischer Bestandteil gewinnen. Dahlem, im März 1911. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. 232. Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin. Von Ernst Schmidt. (Eingegangen den 20. III. 1911.) In einer vorläufigen Mitteilung, welche ich, durch äußere Umstände veranlaßt, vor einiger Zeit über die von mir und menien Schülern ausgeführten Untersuchungen über das Ephedrin und Pseudoephedrin zur Wahrung der Priorität machte 1 ), habe ich dar- gelegt, daß diese beiden Alkaloide bei der direkten Destillation eine Ketonspaltung erleiden und hieraus geschlossen, daß in den- selben mit hoher Wahrscheinlichkeit die OH- Gruppe an ein der x ) Dieses Archiv 247, 141. Aroh. d. Pharm. CCXXXXIX. Bdn. i. Heft. 20 306 E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. Phenylgruppe benachbartes Kohlenstoffatom gebunden ist. Ent- sprechend dem Standpunkte unserer damaligen Kenntnisse derartiger Spaltungen nahm ich an, daß das hierbei auftretende Propiophenon durch molekulare Umlagerung eines primär gebildeten, seiner Konstitution nach jedoch nicht beständigen Alkohols entstanden sei: C 6 H 5 — CH— C— CH 3 ■-► C 6 H 5 — CO— CH 2 — CH 3 . ÖH Ob in dem stickstofffreien, nicht direkt destilliertem Spaltungs- produkte, welches die quaternären Ammoniumbasen des Ephedrins und Pseudoephedrins bei der Behandlung mit Wasserdämpfen liefern, ein Alkohol enthalten ist, wie es nach dem Verhalten dieses Produktes gegen Benzoylchlorid und Nitrobenzoylchlorid den An- schein hatte 1 ), sollten erst die weiteren Untersuchungen lehren. Die in der Zwischenzeit von P. Rabe und J. H a 1 1 e n s- leben 2 ) gemachte interessante Beobachtung der Bildung von Alkylenoxyden aus der quaternären Base des Diphenyloxaethyl- amins etc., auf welche Herr P. Rabe mich brieflich noch besonders aufmerksam machte, mußten die Vermutung nahelegen, daß es sich bei dem Zerfall der quaternären Abkömmlinge des Ephedrins und Pseudoephedrins, wenigstens zum Teil, auch um eine ähnliche Reaktion handeln könnte. Ich habe daher das stickstofffreie Spaltungs- produkt des Ephedrins, dessen weitere Untersuchung ich mir seinerzeit ausdrücklich vorbehalten hatte, auch nach dieser Richtung hin einer Prüfung unterzogen. Zu meiner Ueberraschung teilte mir jedoch Herr P. Rabe vor kurzem mit, daß er, trotz dieses Vorbehalts meinerseits, auch Veranlassung genommen habe, das Ephedrin und Pseudoephedrin, bezw. deren Spaltungsprodukt daraufhin einer Untersuchung zu unterziehen 3 ). Bei dieser Sach- lage dürfte es daher wohl angezeigt sein, schon jetzt zunächst die Resultate in Kürze mitzuteilen, die ich bei der weiteren Unter- suchung dieses stickstofffreien Spaltungsproduktes seit meiner letzten Publikation erzielt habe. Nach den Beobachtungen, welche ich bei meinen früheren Arbeiten über das Cholin und verwandte Verbindungen gemacht habe, mußte sich bei Gegenwart eines Alkylenoxyds in jenem x ) G. Bümming, Dissertation, Marburg 1909. 2 ) Ber. d. ehem. Ges. 1910, 884 u. 2622. 3 ) Hierüber ist während des Drucks dieser Notiz von Herrn P. Rabe eine kurze Mitteilung in dem letzten Hefte der Ber. d. ehem. Ges. S. 824—827 erfolgt. E. Si liiiudt: Ephedrin und Pseudoephedrin. 3OT Bphednropaltungspradttkte aus letzterem durch Einwirkung ron Trimethylamin eine oholinartige Ammoniumbase gewinnen lassen. !>ie~ ist auch, wie aus dem Nachstehenden hervorgeht, der Fall. Das ans 1 )irnethylephedn^iammoniumhydroxyd in der früher Ix reita wiederholt beschriebenen Weise durch Destillation mit Wasserdämpfen gewonnene und durch Ausschütteln mit Aether aus dem Destillat isolierte, angenehm nach Dill und Estragon riechende Spaltungsprodukt wurde zu diesem Zwecke mit über- schüssiger absolut-alkoholischer Trimethylaminlösung von 33% 6 Stunden lang im Einschmelzrohr im siedenden Wasserbade er- hitzt und das Reaktionsprodukt alsdann bei sehr mäßiger Wcärme auf ein kleines Volum verdunstet. Schon hierbei, noch mehr auf Zusatz von Wasser, schied sich aus der restierenden Flüssigkeit eine reichliche Menge eines öligen, angenehm riechenden Produkt > aus, welches derselben durch wiederholtes Ausschütteln mit Aether entzogen winde. Nach dem Abdestillieren des Aethers wurde dieses Liquidum (L). welches wohl mehr als die Hälfte des in Anwendung gebrachten Spaltungsproduktes ausmachte, von neuem mit alkoholischer Trimethylaminlösung in der früheren Weise erhitzt. Eine wesentliche Verminderung des Liquidums (L) war jedoch hierdurch kaum zu konstatieren, obschon in der restierenden, davon befreiten Flüssigkeit noch eine kleine Menge des bei der ersten Ti imcthylamineinwirkung gebildeten, stickstoffhaltigen Reaktions- produktes enthalten war. Auch ein weiteres sechsstündiges Erhitzen dieses Liquidums (L) mit alkoholischer Trimethylaminlösung auf 130 — 140" änderte hieran nur wenig. Die wässerigen Lösungen, welche nach Entfernung des Liquidums (L) bei diesen Versuchen erhalten Avurden, dampfte ich bei sehr mäßiger Wärme fast zur Trockne ein und führte dann den Rückstand in ein Golddoppelsalz über. Letzteres resultierte nach wiederholtem Umkrystallisieren in glänzenden, in kaltem Wasser schwer löslichen, blätterigen Krystallen, die bei 190 — 191° schmolzen. Die Analyse dieses Doppelsalzes führte zu der Formel [C 9 H 10 O, N(CH 3 ) 3 , HCl 4- AuCLJ. 0,5776 g lieferten 0,214 g Au. Gefunden: Berechnet für [C 9 H 10 O, N(CH 3 ) 3 HC1 + AuCl 3 : Au 37,05 36,98 Das zum Vergleich dargestellte Dimethyl-Ephedringoldchloiid C 9 H U) (0H)X(CH. 5 ) ;5 C1 - AuCl 3 ~( Goldgehalt 3<198° ). bildete schwefel- gelbe, kaum glänzende, in kaltem Wasser schwer lösliche, nadei- förmige Krystalle, die bei 185 — 186° schmolzen. Die wässerige 20* 308 E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. Lösung des hieraus dargestellten Chlorids drehte den polarisierten Lichtstrahl nach links. Letzteres war in geringem Umfange auch bei dem aus dem Ephedrinspaltungsprodukte erhaltenen, bei 190 bis 191° schmelzenden Goldsalze, nach Ueberführung in das Chlorid, der Fall. Die aus beiden Golddoppelsalzen dargestellten Platindoppel- salze zeigten in dem Aeußeren, den Löslichkeitsverhältnissen und den Schmelzpunkten keine wesentlichen Verschiedenheiten. Beide bildeten lange, in kaltem Wasser schwer lösliche Nadeln, die unter Aufschäumen bei 249 — 251° schmolzen, nachdem bereits bei 235 bis 240° eine Schwärzung eingetreten war. Auch in den analytischen Daten zeigten beide Doppelsalze eine bemerkenswerte Ueberein- stimmung. 1. 0,2118 g Platinsalz (Spaltungsprodukt) verloren im Wasser- trockenschranke 0,0026 g, bei 130—133° 0,005 g = 2,36% an Gewicht und enthielten 0,0512 g Pt. 2. 0,5402 g Platinsalz (aus Ephedrin) verloren im Wasser- trockenschranke 0,0068 g, bei 130° 0,0152 = 2,81% an Gewicht und enthielten 0,1288 g Pt. Gefunden: Berechnet für 1. 2. [C 9 H 10 (OH)N(CH 3 ) 3 Cl] 2 PtCl 4 : Pt 24,75 24,43 24,46 In welcher Beziehung diese beiden Doppelsalze zueinander stehen, mag so lange dahingestellt bleiben, bis ich auch die neben denselben in kleinerer Menge gebildeten Doppelsalze untersucht und mit denen verglichen habe, welche das stickstofffreie Spaltungs- produkt der Verbindung C 6 H 5 — CH . N(CH 3 ) 3 C1— CH . OH— CH 3 unter den gleichen Bedingungen liefert. Jedenfalls lehrt die Bildung obiger Doppelsalze, daß in dem Spaltungsprodukte des Dimethyl- Ephedriniumhydroxyds ein Alkylenoxyd der Formel C 6 H 5 — CH — CH — CH 3 O enthalten ist. Das nach dreimahgem Erhitzen mit alkoholischer Trimethyl- aminlösung unverändert gebliebene, gelblich- braun gefärbte Liquidum (L), welches wie bereits erwähnt, wohl mehr als die Hälfte des angewendeten Ausgangsmaterials ausmachte, wurde zunächst von neuem der Destination mit Wasserdampf unterworfen. Hierbei zeigte sich, daß etwa die Hälfte desselben ziemlich leicht über- destillierte, während die andere Hälfte als schwer flüchtiges Oel in dem Destillationsrückstande verbheb. E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. 309 Der leicht flüchtige, mit Aether ausgeschüttelte, angenehm riechende Anteil vereinigte sich, gelöst in wenig Alkohol, allmählich mit Semicarbazid, welches als Acetat in wässeriger Lösung zu- gefügt war, zu einer weißen, krystallinischen Masse. Letztere wurde alsdann mit Aether ausgewaschen und hierauf wiederholt aus ver- dünntem Alkohol umkrystallisiert. Auf diese Weise resultierten weiße, glänzende Nadeln oder Blättchen, die bei 173° schmolzen. Das so gewonnene Semicarbazid stimmte in dem Aeußeren und in dem Schmelzpunkt mit dem zum Vergleich dargestellten Semi- carbazid des Propiophenons überein. Auch ein durch Zusammen- krystallisierenlassen eines Gemisches beider Semicarbazide er- haltenes Produkt zeigte noch die gleichen Eigenschaften. In diesem Teile des Ephedrinspaltungsproduktes dürfte daher wohl das bereits früher von G. Bümming (1. c.) näher charakterisierte Keton vorliegen. Aus dem ursprünglichen Spaltungsprodukte des Dimethyl- ephedriniumhydroxyds konnte ich direkt, ebensowenig wie G. B ü m m i n g, ein Semicarbazid gewinnen. Er scheint, als ob die in dem Ausgangsmaterial in großer Menge enthaltenen sonstigen Produkte, das Alkylenoxyd und das Glykol, die Bildung bezw. Ausscheidung jenes Semicarbazids verhinderten. Der in dem Destillationsrückstande verbliebene, schwer flüchtige Anteil des Liquidums (L) wurde zunächst mit Aether ausgeschüttelt. Versuche, dieses gelbbraun gefärbte, ziemlich dickflüssige Produkt zur Krystallisation zu bringen, waren bisher erfolglos. Das gleiche gilt von den Versuchen, daraus ein Semi- carbazid darzustellen. Bei der Destillation im Wasserstoff ströme ging ein Teil desselben als ein blaßgelbliches, dickflüssiges Liquidum über, während ein anderer Teil als zähe, braune Masse in dem Rückstand verblieb. Da auch jenes Destillat nach wochenlangem Stehen im Exsikkator oder an der Luft keine Neigung zur Krystallisation zeigte und auch die Krystallisationsversuche aus verschieden- artigen Lösungsmitteln sich erfolglos erwiesen, habe ich dasselbe nach dem Verfahren von Schotten-Baumann der Benzoylierung unterworfen. Nach dem Ausschütteln des zunächst mit Wasser verdünnten, noch stark alkalisch reagierenden Reaktions- produktes mit Aether erhielt ich ein farbloses, in Wasser unlös- liches, öliges Produkt, welches nach Verlauf einiger Tage vollständig zu einer weißen, krystallinischen Masse erstarrte. Letztere konnte leicht durch Umkrystallisieren aus Petroleumäther in weiße, nadel- förmige, bei 83 — 85° schmelzende Krystalle übergeführt werden, MO E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. die sich bei der -weiteren Untersuchung als ein Benzoesäureester erwiesen. 0.2406 g dieses Esters erforderten bei der Verseilung mit alkoholischer i 2 -Normal-Kalilauge 0,07588 g KOH. Ein Ester der Formel C 9 H 10 (Ö.C 7 H 3 O) 2 würde hierzu 0.0749g KOH erfordern. Aus dem Verseifungsprodukte dieses Esters konnten Benzoe- säure und ein öliges, geruchloses Liquidum isoliert werden, welches ich bisher nicht im krystallisierten Zustande erhalten konnte. Ohne Zweifel hegt jedoch in diesem Produkte ein Alkohol vor. Ob der- selbe jedoch, wie es den Anschein hat. als das Glykol C 9 H 10 (OH) 2 anzusprechen ist. soll erst die weitere Untersuchung lehren. Bisher ist es mir somit gelungen, das stickstofffreie Spaltungs- produkt des Dimethyl-Ephedriniumhydroxyds in drei chemisch differente Verbindungen, ein Alkylenoxyd. ein Keton und anscheinend ein Glykol zu zerlegen. Die Entstehung dieser Stoffe würde auch mit meiner früheren Annahme (1. c.) im Einklang stehen, nach welcher bei der Spaltung des Ephedrins zunächst ein ungesättigter einatomiger Alkohol gebildet wird, der jedoch infolge der ungünstigen Konfiguration der OH-Gruppe sofort eine molekulare Umlagerung zu einem Keton, und wie sich jetzt herausgestellt hat, auch zu einem Alkylenoxyd erfährt. Das weitere in dem Spaltungsprodukt ent- haltene Glykol dürfte wohl erst bei der Wasserdampfdestillation durch Aufnahme von Wasser aus dem Alkylenoxyd entstanden sein. C'H,— CH— CH— CH 3 C 6 H 3 — CH— C— CH 3 + N(CH 3 ) 3 + H 2 I ! = ! OH N(CH 3 ) 3 .OH OH C 6 H-— CH— C— CH 3 kl+ C 6 H 5 -CO— CH 2 -CH 3 C 6 H 5 — CH— CH— CH 3 . ÖH ' ^cf" Ob das direkte Spaltungsprodukt des Ephedrins, neben Propio- phenon und Methylamin, auch noch ein Alkylenoxyd enthält, werde ich auch auf den im vorstehenden skizzierten Wege zu entscheiden suchen. Ich behalte mir sowohl die Erledigung dieser Fragen als auch die Abrundung und den weiteren Ausbau der im vorstehenden und an anderer Stelle 1 ) skizzierten Versuche, bei deren Ausführung ich mich der Unterstützung von Herrn Dr. Rudolf Gaze zu erfreuen hatte, vor. x ) Apotheker-Zeitung 1911, 368. O. A. Oesterle u. W. Sypkens-Toxopöu's: Frangulä-Emödin. 911 Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Ueber die Konstitution des Frangula- (Rheum-) Emodins. Von O. A. ()c steil e und W. S y p k eri 8 - T 6 x o p e u s. (Eingegangen den 15. IV. 1911.) Für das Emodin, welches von L i e b e r m a n n 1 ) als Tri- oxymethylanthrachinon charakterisiert wurde, ist von Hess e 2 ) eine Formel aufgestellt worden, nach der sämtliche Substituenten «-ständig sind. Liebermann 3 ) trat dieser Formulierung ent- gegen. Er machte darauf aufmerksam, daß Tatsachen für die von Hesse angenommenen Stellungen der Substituenten nicht vor- liegen, daß aber gewichtige Gründe gegen die vorgeschlagene Formel sprechen. Auch J o w ett und P o 1 1 e r 4 ) haben sich mit der Kon- stitution des Emodins beschäftigt. Sie nehmen folgende Formeln als wahrscheinlich an : OH CH, OH CH 3 | CO | | CO | -OH I CO | CO OH OH Oesterle und T i s z a 5 ) erhielten bei der Destillation des Emodins mit Zinkstaub einen Kohlenwasserstoff, der mit ß-Methyl- anthracen, welches zum Vergleiche aus |3-Methylanthrachinon dar- gestellt worden war, gut übereinstimmt. Ueber die Stellung der Hydroxyle glaubten sie Aufschluß erhalten zu können aus dem Ver- halten des Emodins bei der Methylierung. Nach Kostanecki und Dreher 6 ) entziehen sich Hydroxylgruppen, welche in Ortho- Stellung zu einem Carbonyl stehen der Alkylierung. Grabe 7 ) *) Ann. d. Chem. 183 (1876), 168. 2 ) Ann. d. Chem. 309 (1899), 73. 3 ) Ann. d. Chem. 310 (1900), 364. 4 ) Transactions of the Chemical Society 1903, 1329. 5 ) Arch. d. Pharm. 246 (1908), 432. 6 ) Ber. d. d. chem. Gesellsch. 26 (1893), 78. 7 ) Ami. d. Chem. 349 (1906). 201. 312 O. A. Oesterle u. W. Sypkens-Toxopeus: Frangula-Emodin. bestätigte diese Beobachtung in der Reihe der Oxyanthrachinone. Er fand, daß, auch bei Anwendung von Dimethylsulfat, die in «-Stellung befindlichen Hydroxylgruppen nicht oder nur schwierig methyliert werden können, daß also die benachbarte Carbonylgruppe hemmend wirkt. Da sich Frangula-Emodin unschwer methylieren läßt, mußten Oesterle und T i s z a 1 ) zu der Ansicht gelangen, daß a-ständige Hydroxyle nicht vorhanden sind. Die Ergebnisse der Zinkstaubdestillation und der Methylierung führten somit dazu, für das Emodin die Formel CO HO- ^^^^^-CH 3 HO-L^ J\ J x ^-OH CO in Betracht zu ziehen. Da aber aus Untersuchungen von Oesterle und J o h a n n 2 ) hervorgeht, daß nicht ohne weiteres aus der Methylierbarkeit Schlüsse über die Stellung der Hydroxyle gezogen werden dürfen, wird die für das Emodin abgeleitete Formel zweifelhaft. Es ist übrigens auch fraglich, ob mit dieser Formel, nach welcher das Emodin ein homo- loges Oxy-Hystazarin wäre, die Farbe, mit der sich Emodin in Al- kalien löst, in Einklang zu bringen ist. Wir haben daher versucht, neue Anhaltspunkte über die Stellung der Hydroxylgruppen im Emodin zu gewinnen und haben uns zu diesem Zwecke der Reaktion mit Chloressigester bedient, der nach dem D. R. P. 158277 der Farb- werke vorm. Meister Lucius & Brüning auf Ji-ständige Hydroxylgruppen in Oxj-anthrachinonen besonders leicht einwirkt. Ferner haben wir gesucht uns über die Stellung der Hydroxyle dadurch Aufschluß zu verschaffen, daß wir die Zahl der ".-ständigen Xitrogruppen im Nitro-Emodin bestimmten. Einwirkung von Chloressigester auf Emodin. Eine Lösung von 5,0 g Emodin und 3,7 g Kalihydrat in Wasser wurde auf dem W T asserbade eingetrocknet und das trockene, fein gepulverte Kalisalz mit der 5 — 10 fachen Menge chloressigsaurem Aethyl während 7 Stunden am Rückflußkühler erhitzt. Hierauf wurde der überschüssige Chloressigester abdestilliert und das Re- aktionsprodukt mit Aether extrahiert. Aether nimmt rote, harz- 1 ) Aren. d. Pharm. 248 (1910), 495. Vor kurzem hat Tambor [Ber. 43 (1910), 1882] gezeigt, daß in einer Reihe von Fällen Hydroxyle, welche Carbonylen benachbart sind, sich durch energische Einwirkung von Dimethylsulfat und Alkali methylieren lassen. 2 ) Arch. d. Pharm. 246 (1908), 116. O. A. Oesterle u. W. Sypkens-Toxopöus: Frangula-Emodin. 'M'3 artige Substanzen auf, die in größerer Menge namentlich dann ent- stehen, wenn bei der Darstellung des Emodinkaliums Kalihydrat im Ueberschuß verwendet wurde. Das mit Aether ausgezogene und durch Wasser von Chlorkalium befreite Reaktionsprodukt zu krystallisieren gelingt nur unvollkommen. Aus den Lösungen in Alkohol, Benzol, Aceton oder Essigäther scheiden sich rotgefärbte, krystallinische Massen ab. Etwas reiner erhält man das Produkt dadurch, daß man es in Chloroform löst und diese Lösung mit Alkohol versetzt. Doch auch auf diesem Wege war es nicht möglich zu ganz reinen Verbindungen zu gelangen. Bessere Erfolge erzielt man, wenn die Reinigung über das Acetat vorgenommen wird. Die Acety- lierung wurde in der gewöhnlichen Weise durch kurzes Erhitzen mit Essigsäureanhydrid und frisch geschmolzenem Natriumacetat durchgeführt. Das Acetat ist hellgelb gefärbt und löst sich in Chloro- form äußerst leicht. Durch Alkohol kann es in einen leicht löslichen und in einen schwer löslichen Anteil getrennt werden. Der in Alkohol leicht lösliche Teil des Acetates wurde nach mehrmaligem Krystallisieren aus heißem 95% igem Alkohol rein erhalten. Der schwer lösliche Anteil wurde in Chloroform gelöst. Aus dieser Lösung scheidet sich die Verbindung auf Zusatz der 2 — 3fachen Menge Alkohol allmählich in Form von Nadeln aus. Das Auflösen in Chloroform und Ausscheiden durch Zusatz von Alkohol wurde öfters wiederholt; schließlich wurde aus sehr viel Alkohol krystallisiert. Bei der Einwirkung von Chloressigester auf Eniodinkalium und nachfolgender Acetylierung ist die Entstehung folgender Ver- bindungen möglich. /O.CH„.COOC 2 H 5 C 14 H 4 0„(CH 3 )^-0 . CH 2 . COOC„H 5 Emodintriglykolsäureäthylester. O.CH„.COOC 2 H ,r\ pu POOP TT C, ,H 4 2 (CH 3 )^0 : CH,!: COOC'h" En 'Sonoafetet lsäureäthylester - C 14 H 4 2 (CH 3 )^0 i CO ?CH3° C2H5 Emodmmonoglykolsäiireäthylester- O . CO . CH 3 Die Untersuchung ergab, daß zwei dieser Verbindungen entstehen und zwar wird in weitaus größerer Menge das in Alkohol schwer lösliche Emodinmonoglykolsäureäthyl- ester-Diacetat gebildet. Diese Verbindung krystallisiert aus Alkohol oder aus einem Gemisch von Alkohol und Chloroform in li ellgelben Nadeln, welche nach dem Trocknen im Exsikkator bei 185° wachsartig durchsichtig werden und bei 192 — 193° vollständig 314 O. A. Oesterle u. W. Stypken-Toxopeus: Frangula-Emodin . geschmolzen sind. Erhitzt man die Verbindung im Trockenschrank längere Zeit auf 120°, so erfolgt das Schmelzen glatt bei 193°. Die Analyse der bei 120° getrockneten Substanz ergab aus 0,1044 g Substanz 0,2400 g C0 2 und 0,0440 g H 2 0. ~ » , Berechnet für Gefunden: C 14 H 4 2 (CH 3 )(O.CO.CH 3 ) 2 (O.CH 2 .COOC 2 H 5 ): C 62,73 62,72% H 4,67 4.54% Das Diacetat des Emodinmonoglykolsäureäthylesters ist in Aether unlöslich. Es löst sich kaum in kaltem Alkohol und ist in siedendem Alkohol schwer löslich. In Benzol, Essigäther und Pyridin löst es sich leicht, besonders leicht löst es sich in Chloroform. Die Verseifung des Acetates geschah dadurch, daß eine heiße, gesättigte Lösung in Alkohol mit 5% iger alkoholischer Kahlauge versetzt wurde. Nach dem Erkalten des Gemisches scheiden sich allmählich rotgefärbte Nadeln aus, deren Menge sich beim längeren Stehen vermehrt. Die Krystalle, die wohl als Kaliumsalz der Emodin- monoglykolsäure zu betrachten sind, lösen sich sein 1 leicht in Wasser. Die Lösung ist hellrot gefärbt, bei Zusatz von Säure entsteht ein orangegelber Niederschlag, der aus Chloroform in orangegelben Nadeln krystallisiert. Beim Erwärmen mit Sodalösung löst sich die Verbindung mit blaßroter Farbe und unterscheidet sich schon da- durch von Emodin, das von Sodalösung leicht mit tiefroter Farbe aufgenommen wird. Emodin wurde somit bei der Einwirkung von alkoholischem Kah auf das Diacetat des Emodinglykolsäureesters nicht zurückgebildet. Das Verseif ungsprodukt, die Emodinmono- glykolsäure, löst sich im Gegensatz zu der ursprünglichen, durch Einwirkung von Chloressigester auf Emodinkalium dargestellten Verbindung, in Chloroform sehr schwer. Aeußerst schwer löst sie sich ferner in Benzol und in Essigäther. In kaltem und in warmem absolutem Alkohol ist sie kaum löslich, in Aether löst sie sich nicht, dagegen leicht in Pyridin. Das in Alkohol leicht löshche Emodindiglykolsäure- äthylester-Acetat krystallisiert aus 95% igem Alkohol in hellgelben, langen, verfilzten, aus absolutem Alkohol in derben Xadeln. Beide Formen schmelzen bei 152°. Analyse : Aus 0.1101 g Substanz 0,2506 g CO, und 0.0535 g H 2 0. Aus 0,0766 g Substanz 0,1747 g C0 2 und 0,0363 g H 2 0. p , , Berechnet für Gefunden: C 14 H 4 2 (CH 3 )(0 . CH 2 . COOC 2 H 5 ) 2 (0 . CO . CH 3 ) : C 62,07 62,21 61,98% H 5,39 5,26 4,95',, <). A. ' ii'st i-rir u. YV. Bypkend-Toxöp^üs: Frangtäa-EmodH. 315 Die Verbindung ist leicht löslich in Benzol, Essigäther und Aceton. Bei dei Verseiifüng entsteht ein in Pyridin leicht Iösli< Produkt. Versetzt man die Lösung in Pyridin mit Alkohol kristallisieren Nadeln aus, die zwischen 252— 2o9' Unter Duhkel- färbung schmelzen. Bei der Einwirkung Von Ghloffessigester auf Emodin <-ntst (XH.C 6 H 5 ) 3 C 67,34, H 4,08 und X 9,52% entsprechen und Tetraanilido-E modin C 15 H 6 5 (XH . C 6 H 5 ) 4 sollte G 73.76, H 4,71 und N 8,83% aufweisen. Da nur zwei Nitrogruppen in Reaktion treten, der hohe Kohlen- stoffgehalt des Umsetzungsproduktes aber auf den Eintritt von mehr — XH . C 6 H 5 -Resten hinweist, muß an die Möglichkeit gedacht werden, daß bei der Einwirkung von Anilin auf Nitro-Emodin auch ein Ersatz von Hydroxylgruppen stattfindet. Daß in nitrierten Oxyanthrachinonen die Hydroxylgruppen durch aromatische Basen substituiert werden können, geht aus dem D. R. P. 89090 vom 25. Juni 1895 hervor. Xach diesem, den Farben- fabriken vorm. F r i e d r. Bayer & Co. in Elberfeld erteilten Patent 1 ) erfolgt die Substitution schon bei einer Temperatur von 150° und zwar besonders leicht, wenn Hydroxyle zu Xitrogruppen die Parastellung einnehmen. Die Reaktion zwischen Anilin und Tetranitro-Emodin erfolgte bei der Siedetemperatur des Anilins. Die Bedingung zur Substitution der Hydroxyle ist demnach in bezug auf die Temperatur erfüllt und die Möglichkeit, daß eine Verbindung der Formel C ]5 H 3 2 1 ) Chemiker-Zeitung 1896, S. 957; vergl. auch Chemiker-Zeitung 1900. S. 319. 320 O. A. Oesterle u. W. Sypkens-Toxopeus: Frangula-Emodin. (NH.C 6 H 5 ) 3 (N0 2 ) 2 (NH— C 6 H 5 ) 2 gebildet wurde, ist vorhanden. Für diese Verbindung beträgt die prozentische Zusammensetzung C 70,40, H 4,30, N 12,77%. Aus der Uebereinstimmung dieser Werte mit den Resultaten der Analyse muß geschlossen werden, daß nicht nur ein Ersatz der beiden «-ständigen Nitrogruppen stattgefunden hat, sondern daß auch die Hydroxyle durch — NH.C 6 H 5 ersetzt wurden. Nach dem erwähnten Patente soll diese Substitution besonders leicht erfolgen, wenn in den nitrierten Oxyanthrachinonen Hydroxyle zu Nitro- gruppen in Para- Stellung stehen. Im Tetranitro-Emodin scheint diese Anordnung enthalten zu sein, denn die Reaktion mit Anilin verläuft ohne jede Schwierigkeit. Da aber nur in bezug auf «-ständige Gruppen von einer Para- Stellung gesprochen werden kann, so würde sich damit ergeben, daß im Nitro-Emodin, welches, wie gezeigt wurde, zwei Nitrogruppen in «-Stellung enthält, zwei Hydroxyle ebenfalls «-ständig sind. Als weitere Folgerung knüpft sich daran, daß die beiden «-Hydroxyle sich nicht in einem Kerne befinden können. Aus den vorstehenden Untersuchungen ergibt sich folgendes: Die aus dem Verhalten bei der DestiUation mit Zinkstaub und aus der leichten Methylierbarkeit abgeleitete Formel des Frangula- Emodins, welche sämtlichen Substituenten (3-Stellungen zuweist, kann, was die Stellung der Hydroxyle betrifft, nicht richtig sein. Da im Nitro-Emodin zwei Nitrogruppen «-ständig und zwei ß- ständig sind und die Methylgruppe eine ß-Stellung einnimmt, so verbleiben für die drei Hydroxyle zwei «-Stellungen und eine |3- Stellung. Für das Vorhandensein einer einzigen ß-ständigen Hydroxylgruppe spricht auch das Verhalten des Emodins gegen Chloressigester. Als Hauptprodukt entsteht eine Monoglykolsäure- verbindung. Die Reaktion läßt außerdem darauf schließen, daß die Stellungen der beiden anderen Hydroxyle nicht vollkommen gleichwertig sind. Die Ungleichartigkeit dieser «-Stellungen kann ausgedrückt werden durch die Anordnungen OH OH | CO CO | Für die Besetzung der dem «-Hydroxyl benachbarten |3- Stellung fällt nur die Methylgruppe in Betracht, weil bei der Be- setzung durch ein Hydroxyl sich die Alizarinstellung ergeben würde, die nach dem Färbevermögen des Emodins ausgeschlossen werden darf. Spirosal. Färb- und geruchloser Salicylester. Externes Rheumaticum frei von Reizwirkung. „Spirosal- Lösung -Bayer." 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Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammonium sulfo - ich t h x ol i c u m gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Ichtliy ol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospekt der Fa. G. Rüdenberg jun., Hannover, betreffend photographische Apparate, bei. Börsenbuchdruckerei Center & Nicolas, Berlin C, Neue Friedrichstraüe 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eut sehen Ap o theker -Verein anter Redaktion von E. Schmidt and H. Beekarts. Band 249. Heft 5. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1911. Ausgegeben den 15. Juli 1911. INHALT. Seite 0. A. Oesterle und W. Sypkens-Toxopeus, Ueber die Konstitution des Frangula- (Rheum-) Emodins (Schluß) 321 A. Heiduschka, Zum gerichtlichen Nachweise des Veronals . . 322 C. Pocke, Einige ergänzende Befunde zur physiologischen Digitalis- blätterprüfung 323 A. Beckel, Beiträge zur Kenntnis des Rechts-Lupanins .... 329 H. Emde und E. Runne, Reduktion N-alkylierter Aminoketone 354 Dieselben, Arylaminoalkohole III 371 P. H. Wirth, Untersuchungen über Blausäure-Benzaldehydlösungen in Verbindung mit Kirschlorbeerwasser 382 L. Rosenthaler, Berichtigung 400 Eingegangene Beiträge. M. Sckoltz, Ueber "die Alkaloide der Pareirawurzel. C. C. Hosseus, Rheum palmatum, die Stammpflanze des guten offizinellen Rhabarbers. 0. A. Oesterle, Ueber die Beziehungen zwischen Chrysophansäure, Aloe-Emodin und Rhein. H. 3Iattb.es und A. Dahle, Sojabohnenöl. Dieselben, Ueber das Phytosterin der Sojabohnen. H. Bauer, Einwirkung von Organomagnesiumverbindungen '"• auf 4 -Methoxyphthalsäureanhy drid . Derselbe und E. Wölz, Einwirkimg von Organomagnesiumverbindungen auf Homophthalsäureanhydrid. K. Gorter, Ein neuer Oelsamen. (Geschlossen den 7. VII. 1911.) Nährmittel für Säuglinge als Datiernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Ernährung nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kinder und Erwachsene während und nach zehrenden Krankheiten. Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in Pulverform in Dosen von ^ kg Inhalt zu M. 1,50. Nährzucker-Kakao in Dosen von % kg Inhalt zu M. 1,80. Eisen-Nährzucker mit 0,7% ferrum glycerin-phosphoric. die Dose von Y 2 kg Inhalt M. 1,80. Eisen-Nährzuckpr-Kakao mit 10% ferrum oxydat. saccharat. sol. Ph. IV. die Dose von y 2 kg Inhalt M. 2, — . Leicht verdauliche Eisenpräparate klinisch bewährt bei Atrophie und Anämie. Den H. H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenfrei. Nährmittelfabrik München. G. m. b. H. in Paslng bei Manchen. A nzeigen. 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Aus diesen Folge- rungen und aus der Beobachtung, daß die beiden "-Stellungen nicht gleichwertig sind, ergeben sich für die beiden Hydroxyle folgende Anordnungen : OH OH OH | CO | CO | ■^ ^ ^ — CH 3 ;— CHj CO ^"^ | CO * OH hegt man sieh nun die Frage vor, an welcher Stelle das dritte, (4-stündige. Hydroxyl steht, so muß berücksichtigt werden, daß aus dem mehrfach erwähnten Grunde die Alizarin-Stellung nicht in Be- 1 raeht zu ziehen ist. Ferner ist der Beobachtung Rechnung zu fragen, daß im Nitro-Emodin die Hydroxyle in ihren sauren Eigen- schaften eine Abstufung zeigen, und daß ein Hydroxyl besonders saure Eigenschaften zu besitzen scheint. Diese Abstufung hängt ohne Zweifel davon ab, ob die Nachbarstellungen der Hydroxyle durch Nitrogruppen oder andere Gruppen (CO, CH 3 ) besetzt sind. Das durch stark sauren Charakter ausgezeichnete Hydroxyl verdankt diese Eigenschaft offenbar der Besetzung beider Nachbarstellungen durch N0 2 . Eine derartige Gruppierung — die ein ^-ständiges Hydroxyl voraussetzt — ist bei der Alizarin- Stellung nicht möglich. Derselbe Grund läßt für das dritte Hydroxyl auch die der Methyl- gruppe benachbarte ^-Stellung außer Betracht fallen. Somit bleibt, nach diesen Ueberlegungen, für das ^-ständige Hydroxyl nur die Meta- Stellung zur «-ständigen Hydroxylgruppe im nichtmethylierten Kerne übrig. Es ergeben sich demnach für das Emodin die Formelbilder : OH OH OH * CO | CO | ^"^-^^<^-CH 3 HQ-fOyr>±f^.>y~CKi 2 oder HO— \^\^-\^ \^\^\^- CO I CO OH welche wir weiteren Untersuchungen zugrunde legen werden. Ai.h .1. Pharm ( CXXXXIX. Itdl. 5. Heft 21 322 A. Heidusehka: Nachweis des Verouals. Mitteilungen aus dem Pharmazeutischen Institut und Laboratorium für angewandte Chemie der Königl. Universität München. Zum gerichtlichen Nachweise des Veronals. Von A. Heidusehka. (Eingegangen den 15. IV. 1911.) Bei der Untersuchung von Leichenteilen einer unter dem Verdachte der Vergiftung verstorbenen Frau, die ohne Verzögerung an den noch frischen Leichenteilen vorgenommen wurde, ergab sich bei der Durchführung des Stas-Ott o'schen Verfahrens das Vor- handensein von Veronal 1 ). Andere Gifte oder starkwirkende Stoffe konnten bei der weiteren Prüfung weder in der Gruppe der flüchtigen, noch der organischen, noch der anorganischen Gifte gefunden werden. Es wurde daraufhin die Untersuchung auf Veronal nochmals quan- titativ 2 ) ausgeführt. Die dabei gefundenen Mengen waren sehr klein, so wurden aus 100 cem Harn 0,0246 g, in 200 g der in einem Gefäß gemeinsam eingelieferten Leichenteile: Milz, Lunge, Herz, Leber 0,0140 g und in 200 g der gleichfalls zusammen eingelieferten Leichen- teile: Galle, Speiseröhre, Magen, Mageninhalt, Dickdarm, Dünndarm nur 0,0079 g Veronal gefunden. Dieser chemische Befund des Vor- handenseins von Veronal in den Leichenteilen stimmte mit den Beobachtungen der ärztlichen Sachverständigen und den sonstigen Feststellungen überein. Dieser Fall bietet nun insofern besonderes Interesse, als die quantitative Bestimmung hierbei nur so geringe Mengen Veronal ergab. Denn eigentlich sollte man erwarten, daß bei einer Veronal- vergiftung größere Mengen Veronal in den Leichenteilen, vor allem in dem Harn, hätten gefunden werden müssen. Aber es scheint hier einer jener Fälle vorgelegen zu haben, auf deren Möglichkeit schon Panzer 3 ) aufmerksam macht, nämlich, daß der Tod nach Veronal- vergiftungen erst zu einer Zeit eintreten kann, wo das Veronal zum größten Teil aus dem Körper wieder ausgeschieden ist. x ) T h. P a n z e r, Vierteljahresschr. f. gerichtl. Med. (3), 36, 311; vergl. auch Gadamer, Lehrb. d. ehem. Toxikologie, Göttingen 1909, 457. 2 ) Vergl. G. und H. Freric.hs, diese Zeitschr. 244, 86. 3 ) Vierteljahresschr. f. gerichtl. Med. (3), 36, 1908, 319. C. Focko: Digitalisblätterprüfung. 323 Einige ergänzende Befunde zur physiologischen Digitalisblätterprüfung. Von Dr. F o c k e - Düsseldorf. (Eingegangen den 18. V. 1911.) Nachdem ich im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift eine aus- führliche Darstellung meiner jetzigen physiologischen Digitalis- blätterprüfung gegeben hatte 1 ), habe ich im Winter mit dieser Methode einige Fragen nachgeprüft, die den Einfluß des Filters und der Infusbereitung betreffen, weil sie mir der Nachprüfung be- dürftig erschienen. Dabei erhielt ich Befunde, die von den damals mitgeteilten abweichen. Weil dadurch also das früher Gesagte, wenn auch nur in Nebenfragen und nicht bezüglich der Prüfung selbst, berichtigt wird, möchte ich diese Befunde hier wiedergeben. I. Zunächst schien mir eine genauere Nachprüfung der Frage nötig zu sein, ob immer durch ein Papierfilter die Stärke eines Digitalisinfuses abgeschwächt wird, wie ich es damals auf Grund einer Erfahrung aus dem Jahre 1909 angenommen hatte (1. c. S. 347). Daß ein Wattefilter von der runden flachen Art, wie man sie in den Apotheken zur Infusbereitung viel gebraucht, den Wert des vorher durch ein Leinenläppchen gepreßten Infuses nicht abschwächt, hatte ich schon im Sommer 1910 sicher feststellen können. Daraufhin habe ich im Winter an zwei wochenlang aus- einander hegenden Tagen jedesmal von einem 10% igen Infus der fol. titr. den einen Teil durch ein Wattefilter, den anderen durch ein Papierfilter gehen lassen und dann beide Filtrate nebeneinander geprüft. Obgleich die Flüssigkeit durch das Papierfilter bedeutend langsamer durchtritt als durch das Wattefilter, fand sich beide Male zwischen den Ergebnissen der beiden Filterarten kein Unter- schied ! Das jetzt benutzte Filtrierpapier war von derselben Stelle bezogen, wie das im Jahre 1909 geprüfte, doch anscheinend weniger fest als jenes. Es ist wohl denkbar, daß die Art des Papiers einen Unterschied hervorrufen kann. Jedenfalls geht aus der jetzigen Vergleichung hervor, daß es Filtrierpapiere gibt, bei deren Benutzung l ) Aren. d. Pharm. 248. Bd., S. 345. 21* 324 C. Focke: Digitalisblätterprüfung. t>in Digitalisinfus nichl abgeschwächt wird. Ich glaubte diesen Befund mitteilen zu müssen, obwohl er für mich keinen erheblichen prak- tischen Wert hat. Denn für die Herstellung der zu prüfenden Infuse behalte ich die Leinenfiltration bei, weil das Blätterpulver kräftig ausgepreßt werden muß. Wenn man dann auf Klarheit des Fil- trates Wert legt, so halte ich jetzt das nachfolgende Durchgießen durch ein Wattefilter für das Beste. II. Ferner hatte ich damals die Ansicht vertreten (1. c. S. 373), daß das 10% ige, mit einer Extraktionsdauer von 30 Minuten be- reitete und durch feines Leinen gepreßte Infus kaum weniger von den wirksamen Bestandteilen enthalten werde als das 1% ige. Zu diesem Schluß war ich vor allem dadurch gekommen, daß mir beim Tierversuch von einem 20% igen Infus die halben Dosen eine ebenso starke Wirkung ergeben hatten wie die ganzen Dosen eines 10% igen Infuses ; woraus hervorging, daß ein 10% iges Infus noch keineswegs gesättigt ist. a) Bei der Nachprüfung dieser Angelegenheit interessierte mich zuerst die Frage, welche Wertverluste bei hohen Konzentrationen eintreten. In früheren Jahren hatte ich drei Digitalis-Fluidextrakte (1:1) untersucht, von denen eins von einer amerikanischen Firma, eins von einer deutschen Großhandlung und eins in einer hiesigen Apotheke hergestellt war. Bei allen hatten die nötigen Verdünnungen mit Wasser im Tierexperiment ganz erheblich geringere Werte gezeigt, als erwartet werden mußte, was ich auch int vorigen Jahre erwähnt habe (1. c. S. 347). Aber diese Prüfungen hatten noch vor der Zeit gelegen, in der ich durch die Erfahrungen am Digalen gelernt hatte, wie sehr ein Glyzerinzusatz die Resorption beim Tier hemmt. Nun bemerkte ich jetzt an dem einzigen von früher noch verwahrten Fluidextrakt, daß es tatsächlich ebenfalls einen großen Prozentsatz Glyzerin enthielt. Daraufhin ließ ich mir in der hiesigen Engel- Apotheke lege artis aus Fol. Digit. titr. ein neues Fluidextrakt 1 : 1 herstellen, das ca. 35% Spiritus, aber kein Glyzerin enthielt ! Davon wurde zur physiologischen Untersuchung 1 Teil mit 9 Teilen Wasser verdünnt. Und diese Verdünnung, die also dem 10% igen Infus an Blättergehalt entsprach, ergab bei der Prüfung, die gleich- zeitig mit der eines „Testinfuses" geschah 1 ), wirklich eine dem Infus x ) A n m. Seit dem vorigen Herbst habe ich bei jeder Prüfung zugleich auch ein Testpräparat, also bei Digitalisblättern ( '. Pocke: Digitalisblätterprüfung. 325 mindestens gleiche, vielleicht es sogar um ein Geringes übertreffende Stärke. Es waren also selbst bei der Konzentration 1 : 1 (= ICH»",, Blättergehalt) in einem normalen, d. h. Bpiritushaitigeh Fluidextrakte keine merklichen Wertverluste eingetreten. b) Weil bei der vorigen Untersuchung noch ein gewisser Gehalt an Spiritus mitgewirkt hatte, habe ich dann auch ein nach meiner gewöhnlichen Methode hergestelltes rein wässeriges Infus von 5,0 : 50,0 auf 10 ccm eingeengt. Auch dieses 50% ige Infus zeigte nach erneuter Verdünnung (von 2 Teilen mit Zusatz von 8 Teilen Wasser) gar keinen Wirkungsverlust gegenüber dem gleich- zeitig geprüften 10% igen Testinfus. Also ein rein wässeriges Infus kann die wirksamen Digitalisbestandteile, die einmal in ihm enthalten sind, bis zu einem Verhältnis von mindestens 50 Teilen Blattei' auf 100 Teile Infus festhalten; und es kann somit tatsächlich beim 10% igen Infus von einer Sättigung keine Rede sein. c) Sodann habe ich ein l%iges Infus e fol. Digit. titr. 1,0 : 100,0 genau nach der von Schmiedeberg bei seinen Versuchen benutzten Methode hergestellt 1 ). „Von den feinge- pulverten Blättern wurden 1,0 g mit 70 ccm destillierten siedenden Wassers übergössen und unter mehrmaligem Umschütteln 5 Min. lang auf dem Wasserbade stehen gelassen. Dann wurde durch Papier filtriert und das Blätterpulver auf dem Filter mit soviel heißem Wasser ausgewaschen, daß die Menge des ganz klaren Auf- gusses nach dem Erkalten 100 ccm betrug." Dieses Infus habe ich dann, um es am Frosch untersuchen zu können, vorsichtig auf 10 ccm eingeengt. Wenn das l%ige Infus mehr wirksame Be- standteile aufgenommen hatte als mein 10% iges, so mußten diese, die ja nach den Versuchen unter a und b beim Einengen nicht ver- schwinden, dem auf 10% eingeengten Infus eine stärkere Wirk- samkeit verleihen als sie ein sofort mit 1 : 10 bereitetes Testinfus besaß. Zu meiner Ueberraschung verhielten sich die beiden Flüssig- keiten bei der ersten Prüfung an Fröschen in der Tat wie 4,8: 4,3. ein Inf. fol. titr. geprüft, und zwar in der Weise, daß immer ab- wechselnd ein Tier vom Testpräparat und das nächste von dem fraglichen Präparat eine Injektion erhielt usw. Meine Mitteilung „über die wechselnde Widerstandsfähigkeit der Temporarien gegen Digitalis" (in der Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther., Bd. 9) brachte schon dafür Beispiele. Die Untersuchung dauert bei einer solchen Vergleichnng nur wenig länger als sonst, wird aber dadurch viel sicherer. Freilich gebraucht man dazu auch etwas mehr Frösche. !) Arch. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 62 (1910). S. 313. 526 0. Focke: Digitalisblätterprüfuiig. Eine spätere Wiederholung der ganzen Versuchsanordnung ergab das Verhältnis 4,7 : 4,3. Nacli beiden Versuchen würde der mittlere Unterschied zu Gunsten des l%igen I n f u s e s etwa 10% betragen. d) Da nach dem Vorhergehenden in dem Preßrückstand eines 10% igen Infuses noch mehr wirksame Bestandteile ent- halten sein müssen als in dem eines 1% igen Infuses, so mußten audi neue sekundäre Infuse aus den beider- seitigen Preßrückständen verschiedene Resultate am Tier ergeben. Ich benutzte also den Rückstand eines 10%igen Infuses (von 10 g: 100 cem), zusammen mit seinem Leinenläppchen zur Herstellung eines neuen Infuses ad 20 ccm. Dieses wurde (neben einem Testinfus) geprüft und ergab den Valor 3,2. Zwei Monate später ergab die Wiederholung des gleichen Versuches aber- mals V = 3,2. Diese sekundären Infuse hatten also % der Stärke e nes normalen Testinfuses; und sie würden V = 4,3, d. h. den vollen Valor gezeigt haben, wenn sie (statt ad 20) ad 15 ccm her- gestellt worden wären. Dann bereitete ich ebenso aus dem Preßrückstand (einschließ- lich Leinenläppchen), der von einem 1% igen Infus (10 g: 1000 ccm) übrig geblieben war, ein Infus ad 20 ccm. Dieses ergab, neben einem Testinfus, zwar einige vorübergehende Digitaliserscheinungen am Herzen, aber trotz möglichst großer Injektionsmengen bei 4 Tieren kein Mal einen Herzstillstand. Bei einer späteren Wieder- holung des ganzen Versuches engte ich das sekundäre Infus von 20 ccm auf 7,5 ccm ein; aber auch hiermit konnte ich nur ein Mal einen (NB. nicht ganz vollständig systolischen) Ventrikelstil stand erreichen, und zwar bei 35 Minuten. Wenn ich diese minimalen Wirkungen mit den sonstigen Erfahrungen vergleiche, so muß ich schließen, daß dieser Preßrückstand an das sekundäre Infus nur noch etwa 1 / 7 - — 1 / 100 von derjenigen Menge wirksamer Substanz abgegeben hat, die das Blätterpulver an das primäre Infus abzu- geben pflegt. — Den Zusammenhang der unter a bis d mitgeteilten Befunde kann man nun, glaube ich, befriedigend erkennen und sich in approximativen Zahlen darstellen, wenn man ausgeht von der klinischen Beobachtung, die ich früher mitgeteilt habe, und die sich immer wieder als unbestreitbare Tatsache bestätigt, daß nämlich ein gewöhnliches Infus der Fol. Digit. titr. beim Kranken etwa 4 / 5 derjenigen Wirkung ausübt, die von dem gleichen Quantum der Fol. Digit. titr. erzielt wird, wenn es als Pulver eingenommen wurde; mit anderen Worten, daß ein therapeutisches Infus, das C. Pocke: Wgitalisblätterprüfung. 327 j.i i'rw ölnilich nicht stärker als L%>ig ist und dessen rlerstellungs- vorschrift für den Apotheker der oben von Schmiede her g angeführten nahezu gleicht, von den wirksamen Bestandteilen ca. 80% (auch wohl gelegentlich 1 oder 2% darüber) enthält 1 ). Nun ist an7Ainehmen, daß dein üblichen Infus, weil es ja manch- mal im Arbeitsdrang mit einiger Beschleunigung hergestellt werden muß, wohl nicht jedesmal der maximale Gehalt erteilt wird, den die Blätter abgeben können, daß also deshalb das Infus nach der von Schmiedeberg befolgten Methode doch wohl um ein Weniges, vielleicht weitere 2% stärker sein wird als das durch- schnittliche Infus der Apotheken. Damit käme man für das l%ige Infus von S c h m i e d e b e r g auf einen Gehalt von etwa 83 — 84%. Was dann dem Preßrückstand eines solchen Infuses durch Wasser noch entzogen werden kann, ist den hier unter d beschriebenen Versuchen zufolge so geringfügig, daß man es auf kaum mehr als 1% veranschlagen kann. Somit dürfte das Maximum der mit Wasser e x t r a h i e r b a r e n wirksamen Bestandteile ungefähr 85% betragen. Der Rest von etwa 15% wird nur durch andere Lösungsmittel, d. h. außer- halb des menschlichen Organismus z. B. Spiritus, ausgelaugt werden können; womit keineswegs gesagt sein soll, daß diese Restbestand- teile therapeutisch besonders nützlich wären. — Ein 10% iges Infus aber, selbst wenn es mit einer Extraktionsdauer von 30 Min. hergestellt wird, hinterläßt einen Rückstand, der noch eine gut erkennbare Menge wirksamer Bestandteile an ein neues Infus abgibt. Aus dem Valor des letzteren kann man ihre Menge annähernd berechnen. Da das sekundäre Infus, wenn es von 10 g zu 15 cem hergestellt wird, die Wirkung des primären Infuses von 10: 100 ausübt, so enthält es ca. 15 / 100 derjenigen Menge von Be- standteilen, die das primäre zu enthalten pflegt. Wenn man nun- mehr zu erfahren wünscht, welchen Gehalt x ein n a eh meiner Methode hergestelltes 10% iges Infus besitzt, so ist das nach dem bisher Gefundenen durch die Gleichung möglich : x -f- 15 / 100 x = 85. Aus ihr ergibt sich x = 73,9 oder rund 74% der wirksamen Bestandteile. Einem solchen Infus fehlen hiernach an der durch Wasser insgesamt ausziehbaren Menge (=85 — 74) noch 11%. Hierzu stimmen ganz vortrefflich die unter c mitgeteilten Befunde, denen zufolge der Unterschied im Gehalt eines l%igen und eines 10%igen Infuses 10% betrug (-84%— 74%). *) Vergl. D. Med. Wochenschr. 1909, No. 23. .'JUS G. Focko: Digitalisblätterprüfüng'. Nach vorstehendem befindet sich Schmiedeberg mit seiner Angabe, daß man auf dem von ihm benutzten Wege mehr Bestandteile gewinne als durch mein Verfahren, völlig im Recht, wenn auch der Unterschied geringer ist, als er vermutet hat. Um kurz zu wiederholen: bei der alleinigen Benutzung von Wasser zur Extraktion enthält ein in der üblichen Weise herge- stelltes 1% iges Digitalisinfus durchschnittlich rund 80% der wirk- samen Bestandteile; ein ganz besonders sorgfältig durch Nach- waschen mit etwa % der Flüssigkeit hergestelltes Infus enthält wohl höchstens 84%; ein sekundär aus dem Rückstand bereitetes Infus kann nur noch den kleinen Rest ausziehen, der an 85% fehlt. Ein nach meiner Methode hergestelltes 10% iges Infus enthält rund 74%; ein mit dem Rückstand sekundär hergestelltes Infus zieht daraus ebenfalls noch das an 85% Fehlende, d.h. ca. 11% aus. Diese Betrachtung lehrt aber schließlich nicht, daß es etwa notwendig oder ratsam wäre, die Infusbereitung für meine Prü- fungsmethode anders zu gestalten. Jedesmal zuerst ein Infus von 2 g: 200 ccm herzustellen und dieses dann bis auf 20 ccm unter an- dauernder Sorgfalt und Vorsicht abzudampfen, würde sich nicht empfehlen, aus folgenden Gründen: erstens würde dadurch die Mühe der Herstellung verdoppelt bis verdreifacht; zweitens kann man doch zweifellos die Infuse ganz ebenso genau nach ihrem Wert- verhältnis zueinander prüfen, wenn sie je 74% der Avirksamen Substanzen enthalten, wie bei einem Gehalt von 84%; und drittens wächst mit der Hinzufügung jedes neuen Umstandes bei der Infus- herstellung die Zahl der Fehlerquellen. Hiernach halte ich es für richtig, bei meinen Blätterprüfungen das bis jetzt bewährte 10% ige Infus ruhig weiter zu benutzen. Es wird also durch das Mitgeteilte an meiner Methode nichts verändert. — Die Frage allerdings, warum ein 10% iges Digitalisinfus, obgleich es noch lange nicht mit den wasserlöslichen Bestandteilen gesättigt ist, dennoch ca. 11% davon in den Blättern zurückläßt, muß der weiteren Forschung vorbehalten bleiben. A. Backe!; Rt>cht6-Lup*iijbEi. 325) Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. Von Ernst Schmidt. 233. Beiträge zur Kenntnis des Rechts-Lupanins. Von Dr. August Beckel. (Eingegangen den 16. XT. 1910.) Die Aehnlichkeit, welche in den Formeln des Lupanins und Spart eins obwaltet : C 15 H 24 N 2 C 15 H 26 N 2 Lupanin Spartein, sowie das gemeinsame Vorkommen dieser beiden Alkaloide in den Samen der Lupinenarten, hat wiederholt zu der Vermutung Ver- anlassung gegeben, daß dieselben sich auch in ihrer chemischen Konstitution nahestehen könnten. Es ist diese Vermutung zunächst von S o 1 d a i n i 1 ) auf Grund einer, allerdings ziemlich beweislosen Farbenreaktion mit Schwefelammonium,, welche beide Basen in übereinstimmender Weise hefern, zum Ausdruck gebracht. Später haben Willstätter und 31 a r x 2 ) das Lupanin mit dem damit isomeren Oxy spartein: C 15 H 24 N 2 0, Verglichen, jedoch dabei, trotz großer chemischer Aehnlichkeit, eine Uebereinstimmung beider Alkaloide nicht konstatieren können. Eine gewisse Ueber- einstimmung zeigen dagegen Lupanin und Spartein in dem Fehlen einer doppelten Kohlenstoffbindung und in dem Mangel der Hydrierbarkeit. Aus dem Verhalten des Sparteins gegen Jodalkyl, weiches von M i 1 1 s 3 ), E. Bamberge r 4 ), Oechsner de Conin ck 5 ) und S c h o 1 1 z 6 ), sowie besonders eingehend von Moureu und V a 1 e u r 7 ) untersucht worden ist, geht hervor, daß die beiden ») Dieses Archiv 231, 327 (1893). 2 ) Ber. d. ehem. Ges. 38, 1772 (1905). ») Lieb. Ann. 125, 71 (1863). «) Ibidem 235, 368 (1886). «) Compt. rend. 104, 513 (18S7). «) Dieses Archiv 242. 513 (1904) und 244, 72 (1906). 7 ) Compt. rend. 140. 1601, 1645 (1905); 141, 49, 117 (1905); Journ. Pharm. Chim. [6] 22, 481 (1905); 28, 241 (1908); Bull. Soc. Cliim. [3] 33, 1237—1266 (1905). (Vorgl. Centr.-Bl. 1905 IL 245, 262, 337, 495, 636). 330 A. Beekei: Rechts-Lupanin. Stickstoffatome im Molekül des Sparteins tertiär gebunden sind. Hierbei hat sich jedoch weiter das bemerkenswerte Resultat er- geben, daß das Spartein, trotz der Gleichwertigkeit dieser beiden tertiären Stickstoffatome, zwei isomere Halogenalkyl-Additions- produkte zu liefern vermag. Bei dem Lupanin ist bisher nur das eine der beiden Stickstoffatome durch sein Verhalten gegen Jod- methyl als tertiär gebunden gekennzeichnet worden. Es schien daher, im Hinblick auf das Spartein, von Interesse zu sein, zu ent- scheiden, ob auch das zweite Stickstoff atom, welches im Molekül dieses Alkaloids enthalten ist, ebenfalls als tertiär gebunden an- gesprochen werden kann, bezw. zu ermitteln, ob auch das Lupanin, ebenso wie das Spartein, isomere Halogenalkyl-Additionsprodukte zu liefern vermag. Die nachstehenden Untersuchungen haben jedoch gelehrt, daß sich das Lupanin in dieser Beziehung anders verhält als das Spartein. Unter den Versuchsbedingungen, unter welchen das Spartein ein « und ein "'-Jodmethylat liefert, konnte bei dem Lupanin nur die Bildung eines Jodmethylats konstatiert werden. Ebensowenig gelang es, das Lupanin mit zwei Molekülen Halogenalkyl zu verbinden. Darstellung des Rechts-Lupanins. Zur Darstellung des Lupanins benutzte ich die Samen von Lujrinus anyustifolius (blaue Lupine), welche nach den bisherigen Befunden nur rechtsdrehendes Alkaloid enthalten. Die Samen dieser Lupinenart bezog ich von M e t z & C o. in Steglitz bei Berlin. Von der Identität der verarbeiteten Samen mit Samen von Lupinus angusiifolius überzeugte ich mich durch einen Kultur- versuch. Zur Extraktion der Samen benutzte ich zwei Verfahren, deren Einzelheiten im nachstehenden kurz angegeben sein mögen: A. 25 kg der unzerkleinerten Samen wurden mit l%iger Salz- säure übergössen und mehrere Tage, unter zeitweiligem Umrühren, bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen. Hierauf wurde die salzsaure, hellbraune Flüssigkeit abgezogen und die Extraktion mit verdünnter Säure unter den gleichen Bedingungen noch sechsmal wiederholt. Die auf dem Wasserbade auf ein Volumen von wenigen Litern eingedampfte Flüssigkeit wurde alsdann mifc dem gleichen Volumen Alkohol von 96% versetzt, um Eiweißstoffe auszufällen, welche bei der Extraktion der Samen in die verdünnte Salzsäure übergegangen waren. Wurden die Eiweißstoffe nicht auf diese Weise beseitigt, so ent- standen beim Ausschütteln der alkalisch gemachten Flüssigkeiten schwer trennbare Emulsionen. Durch diesen Zusatz von Alkohol war \. Be*okel: Koehls-Lupnnin. 331 es jedoch nicht möglich, eine glatte Fällunc der Kiweißstoffe zu erreichen, vielmehr setzten sich nur sirupartige, schmierige Massen ab. Dieselben wurden nach dem Abdekantieren der überstehenden Flüssigkeit daher von neuem mit Alkohol digeriert, um etwa mitgorissenes Alkaloid nach Möglichkeit wiederzugewinnen. Die auf diese Weise erhaltenen, alkoholischen Flüssigkeil en befreite ich alsdann durch Destillation vom Alkohol, Versetzte dio zu- rückbleibende dunkelbraune, dickflüssige Masse mit konzentrierter Natronlauge bis zur stark alkalischen Roaktion und entzog der Flüssig- keit schließlich das freigemachte Alkaloid durch wiederholtes Aus- schütteln mit Aether. Die ätherische Lösung des Lupanins wurde hiorauf mit ver- dünnter Salzsäure geschüttelt und die erzielte wässerige Lösung des Chlorhydrats alsdann eingeengt. Nach erneutem Alkalisieren unter- warf ich diese Lösung einer erneuten wiederholten Ausschüttelung mit Aether. Der ätherischen Lösung wurde hierauf das Lupanin durch Schütteln mit verdünnter Salzsäure abermals entzogen, die 1 hierdurch erzielte Lösung alsdann auf ein kleines Volum eingedampft und der Rückstand schließlich im Exsikkator der Krystallisation überlassen. Das Lupaninhydrochlorid schied sich hierbei allmählich als eine blaß- gelbe, krystallinische Masse aus. Um die letzten Reste des Alkaloids aus den alkalischen Flüssig- keiten zu gewinnen, setzte ich die Ausschüttelungen in gleicher Weise, wie soeben angegeben, mit einem Chloroform- Aether -Gemisch (1:3) fort. Im ganzen erhielt ich ungefähr 45 g reines Lupaninhydrochlorid, entsprechend einer Ausbeute von 0,1 5% Lupanin. B. 15 kg Lupinensamen wurden mehrere Tage bei 90° getrocknet und alsdann zu einem groben Pulver zermahlen. welches hierauf einer systematischen Extraktion mit Alkohol von 96%, der 1% Salzsäure enthielt, unterworfen wurde. Die abgezogenen Flüssigkeiten befreite ich hierauf von der Hauptmenge des Alkohols durch Destillation. Die zurückbleibende, wässerige Flüssigkeit erhitzte ich mehrere Stunden, um die letzten Reste des Alkohols zu entfernen. Hierbei schieden sich größere Mengen von Fett ab, die durch Behandeln mit Aether im Scheidetrichter von der sauren Flüssigkeit getrennt wurden. Letztere alkalisierte ich als- dann stark mit Natronlauge und schüttelte das Alkaloid zuerst mit Aether, darauf mit Chloroform-Aether aus. Zur Entziehung benutzte ich 0,1% ige Salzsäure und war darauf bedacht, jeden Ueberschuß an Säure zu vermeiden. Auf diese Weise gelangte ich direkt zu einer wässerigen Lösung von reinem salzsauren Salz. Nach dem Eindampfen auf ein kleines Volumen erhielt ich bei der Verdunstung schöne Krystalli- sationen des Chlorhydrats. Nach dieser Darstellungsmethode wurden 47 g reinos Hydro- chlorid, einer Ausbeute von ".20% Lupanin entsprechend, erhalten. 332 A. Beckel: Reehts-Lupanin. Aus den Resultaten, welche ich bei den beschriebenen Dar- stellungsmethoden erhalten habe, erhellt von neuem die bereits mehr- fach in der Literatur angegebene, geringe Brauchbarkeit der 1% igen Salzsäure zur direkten Extraktion der Lupinen. Die bei der Alkoholextraktion ermittelte Ausbeute von 0,26% Lupanin sei mit den von früheren Bearbeitern der blauen Lupine ge- fundenen Ausbeuten verglichen: Hagen 1 ) 0,19—0,22%, Siebert 2 ) 0,33%, Davis 3 ) 0,36%, Callsen 4 ) 0,25%. Mit diesen Werten stimmen auch die nach der Methode von W i 1 d t - T ä u b e r 5 ) ausgeführten Alkaloidbestimmungen der Samen von Lupinus angustifolius überein: Täuber 5 ) 0,25°,,. Hiller«) 0,21%, Merlis 7 ) 0.31%. Nach dieser Methode werden die Alkaloide als solche zur Wägung gebracht, nachdem sie einer durch Natronlauge alkalisch gemachten Flüssigkeit mit Hilfe von Aether entzogen wurden. Da jedoch zur Extraktion der Samen hierbei lediglich neutraler Alkohol benutzt wird, so besteht keine Gewähr, daß in der Tat dem Untersuchungsmaterial alles Alkaloid entzogen worden ist. Die von Gerhardt 8 ) nach der Kelle r'schen Methode ausgeführten Alkaloidbestimmungen, nach welchen für die blauen Lupinensamen ein Alkaloidgehalt von 0,7249% gefunden wurde, weichen von den übrigen Bestimmungen erheblich ab. Durch diese widersprechenden Literaturangaben veranlaßt, habe ich gemeinsam mit Herrn Dr. R. Gaze eine Alkaloid- bestimmung in einer, den bei den Lupinensamen vorhegenden Verhältnissen angepaßten Weise ausgeführt. r 12,00 g feingemahlener Samen von Lupinus angustifolius wurden in einer gut verschließbaren Flasche mit 10 cem einer 7,5% igen Natronlauge durchtränkt und alsdann 120,00 g Aether zu- gefügt. Während drei Stunden schüttelte ich das Gemisch von Zeit *) Liebig's Annalen der Chemie 230, 367 (1885). 2 ) Dieses Archiv 229, 531 (1891). 3 ) Dieses Archiv 235, 218 (1897). 4 ) Dieses Archiv 237, 566 (1899). 6 ) Die Landwirtschaftlichen Versuchsstationen 29, 451 (1883). •) L. V. 31, 336 (1885). 7 ) L. V. 48, 419 (1902). Diese Bestimmung ist mit von der Schale befreiten Samen ausgeführt. 8 ) Dieses Archiv 235, 342 (1897). A. Beokel: Rechts.Eapanin. 333 /u Zeit kräftig durch. Nach 24 stündigen] Stehen dekantierte ich den größeren Teil des Aethers ab, filtrierte denselben durch ein Falten- filter und wog 60,00 g davon ab. Nach dem Abdestillioren des Aethers hinterblieben 0,3150 g eines gelb gefärbten Sirups, entsprechend 5,25% Fett + Alkaloid. Durch Behandeln mit kleinen Mengen 2%iger Salz- säure - in vier Portionon, zu je 5 cem — und kurzes Erwärmen auf dem Wasserbade entzog ich das Alkaloid dem Fett und filtrierte die Salz- säure Lösung in einen Scheidetrichter. Das Fett wurde noch einige Male mit insgesamt 15 rem Wasser behandelt, das Waschwasser mit der salzsauren Lösung vereinigt und diese mit Natronlauge stark alkalisch gemacht. Die alkalische Flüssigkeit wurde hierauf viermal mit je 6 cem Chloroform ausgeschüttelt. Zu diesen 20 cem Chloroform fügte ich ca. 70 cem Aether und 10 cem "f 10 - Salzsäure. Durch kräftiges Schütteln bewirkte ich die Entziehung des Alkaloides, filtrierte die salzsaure Flüssigkeit in einen 100 ccm-Kolben und schüttelte den Chloroform-Aether noch viermal mit je 10 cem Wasser aus. Nach dem Auffüllen zur Marke fanden je 50 cem der vollkommen farblosen Flüssigkeit zu den beiden ausgeführten Titrationen Anwendung. Als Indikator wurde im ersten Falle Jodeosin, im zweiten Haematoxylin benutzt. Bei der Berechnung ist das Alkaloid als einsäurige Base angenommen (vergl. S. 337). Als verbraucht ergaben sich bei der 1. Titration: 11,30 cem "/ 100 HC1. bei der 2. Titration: 1.09 cem "/ 10 HCl. Der Alkaloidgehalt berechnet sich aus diesen Werten zu 0,934 bez. 0,902% Lupanin (ätherlösliches Alkaloid). Das Mittel: 0,92% 1 ), zeigt, daß die Extraktion der Lupinen- samen auch bei Benutzung von Alkohol, entsprechend der zweiten Darstellungsmethode des Lupanins, noch eine sehr unvollständige geblieben war, und zwar um so mehr, als bei jenen Bestimmungen lediglich das in Aether lösliche Alkaloid, das Lupanin, in Be- tracht kam. Der von Gerhardt ermittelte Gehalt von 0,7249% Lupanin ist aus der Benutzung von Ammoniak als Alkalisierungsmittel zu erklären, wodurch es nicht gelingt, die gesamte in den Samen vorhandene Menge des stark basischen Lupanins freizumachen. Rechts-Lupanin: C 15 H 24 N 2 -f- H 2 0. Das Chlorhydrat des Rechts-Lupanins führte ich nach und nach, wie ich es im Verlaufe der Extraktionen erhielt, in die freie Base über. Zu diesem Zwecke schüttelte ich das durch kon- zentrierte Lösungen von Natriumkarbonat oder Natriumhydroxyd aus der konzentrierten wässerigen Lösung des Chlorhydrats frei- x ) Der in der Dissertation irrtümlich angegebene Alkaloidgehalt von 0,46% ist hiernach zu berichtigen. 334 A. Beekel: Rechts-Lupanin. gemachte Alkaloid erschöpfend mit Aether und mit Ghloroform- äther aus. Durch Abdestiüieren der Lösungsmittel erhielt ich die Base in Gestalt eines hellgelben, fast farblosen Sirups von zäh- flüssiger Beschaffenheit. Bei längerem Stehen an der Luft trat beginnende Krystallisation ein. Ich habe jedoch darauf verzichtet, das Alkaloid in den kristallisierten Zustand überzuführen, da mir die Untersuchung einiger daraus dargestellter Salze genügend Anhaltspunkte dafür gab, daß ich es mit reinem Lupanin zu tun hatte. Lupaninchloraurat: C 15 H 24 N 2 . HAuCl 4 . Das Lupaninchloraurat stellte ich in folgender Weise dar. 0,1 — 0,2 g der Base wurden in wenig Wasser gelöst und die Lösung mit verdünnter Salzsäure schwach angesäuert. Die durch einen geringen Ueberschuß von Goldchloridchlorwasserstoff entstehende rein gelbe, flockige Fällung brachte ich durch kräftiges Umschütteln zum Zusammenballen, ließ absetzen und dekantierte hierauf die überstehende Flüssigkeit ab. War ich von einer größeren Menge der Base ausgegangen, so trennte ich das ausgefällte Doppelsalz durch Absaugen von der Flüssigkeit und wusch dasselbe alsdann mit geringen Mengen Wasser aus. Bei der Umkrystallisation wurde dieser Niederschlag zunächst mit einigen Kubikzentimetern salz- säurehaltigem Wasser angeschüttelt, der Mischung dann einige Tropfen Goldchloridlösung zugefügt, dieselbe hierauf zum Sieden erhitzt und mit soviel Alkohol versetzt, bis gerade die gesamte Menge des Goldsalzes in Lösung ging. Aus dieser verdünnt- alkoholischen Lösung krystalhsierte beim langsamen Erkalten das Lupaninchloraurat direkt in schönen Nadeln. Der Schmelzpunkt desselben lag bei 199 — 200°, in Uebereinstimmung mit den An- gaben der Literatur. 0,1886 g Substanz verloren im Dampftrockenschrank nichts an Gewicht und hinterließen beim Glühen 0,0634 g metallisches Gol.l. Berechnet für C 15 H 24 N.,O.HAuCl 4 : 33,53% Au. Gefunden: 33,61% Au. Die Analyse und der Schmelzpunkt des vorliegenden Doppel- salzes zeigen, daß ich reines Lupaninchloraurat in Händen hatte. Das soeben angegebene Verfahren zur Darstellung des Gold- doppelsalzes fand im Laufe der Untersuchung auch bei den Derivaten des Lupanins Anwendung, jedoch mit der Abänderung, daß eine, durch die ersten Tropfen der Goldchloridlösung hervorgerufene, dunkele Fällung durch Filtration erst beseitigt wurde, ehe ein weiterer Zusatz von Goldchloridlösuug erfolgte. A. Beokol: Rechts -Lupänin. :'»:'»•"> Ivs sei bereits an dieser Stelle bemerkt, daß .',(). I IAiiCI, : 33, 53% Au. Gefunden: 33,44% Au. A. Beekel: Rechts-Lupanin. 346 Die alkoholische Flüssigkeit, aus der das Lupaninjodhydiat anskrystallisiert war. lieferte beim erneuten Ueberschichten mit Aether im Verlaufe mehrerer Wochen keine weiteren Krystalle mehr. Bei der freiwilligen Verdunstung der Flüssigkeit resultierten jedoch rotbraune Nadeln, welche in einem klebrigen Sirup ein- gebettet waren. Mit Hilfe von absolutem Alkohol gelang es, hieraus einen schwerer loslichen Teil zu isolieren, der nach der Behandlung mit Chlorsilber in ein Goldsalz übergeführt wurde. Nach, dem Um- krystallisieren resultierte letzteres in derben Prismen, welche bei 200° M-limolzen. ii.om'i g Substana lieferten 0,0276 g Au. Berechnet für ( ',,11 .,X,< > . HAu('l 4 : 33,&3% Au. ( I. •fluiden: 33,50% Au. Den in absolutem Alkohol leichter löslichen Anteil jenes Sirups vermochte ich nicht in ein gut kristallisierendes (ioldsalz überzuführen. Jedoch gewann es den Anschein, als ob auch hier nur Lupaningoldchlorid vorlag. Bei der Einwirkung von überschüssigem Jodmethyl auf Lupanin bei 150 — 160° war somit als Reaktionsprodukt nur ein- faches Lupaninjodmethvlat neben einer nicht unbeträchtlichen Menge jodwasserstoffsauren Lupanins entstanden. Die Bildung eines zweifach methylierten Lupanins konnte jedoch auch unter diesen Bedingungen nicht beobachtet werden. Es wurden daher 1.5 g Lupaninjodmethylat mit S g .Jod- methyl in ein Bombenrohr eingeschlossen und das Gemisch vier Stunden lang einer Temperatur von 185 — 190° ausgesetzt. Xach dem Erkalten bildete der Inhalt eine ähnliche rotbraune, gallert- artige Masse, wie bei dem vorigen Versuche. Ich unterwarf daher zur Identifizierung das Reaktionsprodukt denselben Operationen, wie oben angegeben. Bei dem Lösen in absolutem Alkohol war hier jedoch kein Zurückbleiben von Krystallen zu beobachten. Erst heim teilweisen Verdunsten lieferte diese alkoholische Lösung Kiystallkrusten. die nach dem Abpressen und Umkrystallisieren bei 184 — 185" schmolzen und sich somit als Lupaninhydrojodid charakterisierten. Die Mutterlauge dieser Krystalle lieferte noch eine weitere Fraktion vom Schmelzpunkt 182 — 184°. Der Rest dieser Mutterlauge wurde alsdann mit der ursprünglichen Mutter- lauge vereinigt, mit Chlorsilber umgesetzt und in ein Gokkloppel- salz übergeführt. Letzteres schmolz zwar schon bei 180 182*, bestand jedoch der Analyse nach aus Lupaninohtoraurat. 346 A. Bocke 1: Rechts-Lup&niu. 0,0761 g gaben 0,0257 g Gold. Berechnet für C 15 H 24 N 2 O.HAuCl 4 : 33,53% Au. Gefunden: 33,77% Au. Aus den ausgeführten Versuchen geht hervor, daß das Lupanin unter keiner der angewandten Bedingungen ein Dijodmethylat zu bilden vermag. Weiterhin stellte sich dabei die relativ geringe Widerstandsfähigkeit des Jodmethylats gegen höhere Temperatur heraus. Schon bei 150° trat unter dem Einfluß überschüssigen Jodmethyls ein teil weiser Uebergang desselben in das Jodhydrat ein, ein Umwandlungsprozeß, der sich bei 185 — 190° zu einem vollständigen gestaltete. Zur Vervollständigung der vorstehenden Beobachtungen stellte ich noch zwei Versuche über das Verhalten des Lupaninjodhydrats gegen Methyljodid an. Die Anwendung höherer Temperatur war nach den bisherigen Erfahrungen natürlich ausgeschlossen und ich operierte daher nur bei Zimmertemperatur. 1 g Lupaninjodhydrat wurde in 5 g Methylalkohol gelöst und der Lösung alsdann 5 g Jodmethyl hinzugefügt. Nach Verlauf einiger Wochen Heß ich die Flüssigkeit, welche keine krystallinischen Abscheidungen zeigte, freiwillig verdunsten. Die hierdurch er- haltenen, gut ausgebildeten Krystalle wurden alsdann aus ver- dünntem Alkohol umkrystalhsiert. Dieselben erweichten bei 180° und schmolzen völlig bei 183°, woraus hervorgeht, daß eine Ver- änderung des Lupanin jodhydrates nicht eingetreten war. Eine zweite Probe von 1 g des jodwasserstoffsauren Lupanins hatte ich direkt mit der fünffachen Menge Methyljodids zusammen- gebracht und das Gemisch längere Zeit beiseite gestellt. Das Methyl- jodid entfernte ich hierauf mit Hilfe von Aether, bei dessen Ver- dunsten kein Rückstand verbheb. Das mit Aether gewaschene Pulver zeigte das unveränderte Aussehen des Lupaninjodhydrats, und schmolz scharf bei 185°. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß ebensowenig wie durch Einwirkung von Jodwasserstoffsäure auf Lupaninmethyl- jodid, es auf dem umgekehrten Wege durch Einwirkung von Jod- methyl auf Lupaninjodhydrat gelingt, ein Jodwasserstoff saures Lupanin jodmethylat in krystallisierter Form zu erhalten. Bei einem Vergleich des Verhaltens des Lupanins und des .Sparteins gegen Jodmethyl tritt mit besonderer Deutlichkeit der in bezug auf die Säurigkeit bestehende Unterschied hervor. Daß trotz der Zweisäuxigkeit Spartein nur schwer ein zweites Molekül JodmethyJ zu addieren vermag, muß mit dem Vorhandensein sterischer Hinderung begründet werden. Infolge der gegenüber A. Bocket: Kuclil3-Lii|muin. 347 der CH a -Gruppe geringeren Raumerfüllung dea rl-Atomi wird dagegen Jod Wasserstoff säure leicht an das Sparteinjodrnethylat angelagert. Erst höhere Temperatur zwingt das Spartein, zwei Moleküle Jodmethyl aufzunehmen. Das Lupanin hat dagegen niemals mit Jodmethyl und Jodwasserstoffsäure eine isolierbare Verbindung geliefert, welcher das Alkaloid als zweisäurige Base zugrunde lag. Hierin verhielt es sich mithin so, wie es die Titrations- ergebnisse erwarten ließen. Der bei dem Jodmethylat des Lupanins beobachtete Ueber- gang in das Jodhydrat kann mit der bei Einwirkung von Jodäthyl auf Sparteinjodrnethylat bei einer Temperatur von 190° erfolgenden Bildung von Dijodhydrat in Parallele gestellt werden. 2. Lupanin und Jodäthyl. Ein Gemisch äquimolekularer Mengen Lupanin und Aethyl- jodid — 5,3 g der Base und 3,4 g Jodäthyl — wurde in wenig absolutem Alkohol — ig — gelöst und die Flüssigkeit bei gewöhn- licher Temperatur sich selbst überlassen. Nach drei Tagen zeigte sich der Beginn einer Krystallisation. Die Flüssigkeit wurde als- dann nach eimgen weiteren Tagen, da sie noch stark alkalisch reagierte, mit etwas Alkohol und Jodäthyl versetzt und hierauf am Rückflußkühler zum Sieden gebracht. Jedoch selbst nach zwölf- stündigem Kochen war immer noch eine, wenn auch nur schwache, alkalische Reaktion nachweisbar. Beim Verdunsten dieser Lösung resultierten Krystalle, welche gemeinsam mit den ersten Ab- acheidungen aus verdünntem Alkohol umkrystallisiert -wurden. Der Schmelzpunkt der hierbei erhaltenen, hellgelben, derben Krystalle lag bei 178 — 179°. Dieselben erwiesen sich bei der näheren Untersuchung als Lupaninjodhydrat. Aus der Mutterlauge konnte noch eine weitere Fraktion des Lupaninjodhydrat s gewonnen werden, die bei 185° schmolz. 0,2821 g der bei 178 — 179° schmelzenden Krystalle gaben das gebundene Wasser nicht völlig bei 100° ab: 0,0183 g HoO und lieferten 0.1610 g AgJ. Berechnet für C lä H 24 X 2 Ü.HJ + 2H 2 G: 8,74% H 2 30,95% J. (Munden: 6.49% H.,0 30,84% J. Zur weiteren Bestätigung dieser Beobachtung habe ich als- dann noch auf dem schon mehrfach beschriebenen Wege das Gold- und das Platindoppelsalz dargestellt. Das Goldsab zeigte völlige Uebereinstimmung mit dem Lupaninohloraurat, sowohl im Aussehen, als auch im Schmelz- punkt, den ich bei 199" ermittelte. 348 A. ßeckel: Rochts-Lupanin. 0,2286 g Substanz gaben 0,0765 g Au. Berechnet für C 15 H 24 N 2 O.HAuCl 4 : 33,53% Au. Gefunden: 33,46% Au. Das Chloropiat inat krystallisierte in den für das Lupanin- platindoppelsalz charakteristischen, hellroten, warzenförmigen Krystallaggregaten. Der Schmelzpunkt dieser Krystalle lag un- scharf bei 219 — 223° unter Aufblähen und Schwärzung. 0,3016 g Chloroplatinat gaben bei 100° 0,0238 g Wasser ab und hinterließen beim Glühen 0,0802 g Pt. Berechnet, für C 15 H 24 N 2 O.H 2 PtCl 6 + 4 H 2 0: 9,88% H 2 26,70",, Pt. befunden: 7,82% H,0 26.59% Pt. Da auf dem vorstehend angegebenen Wege eine Darstellung des Lupaninjodäthylats nicht zu erzielen war, ließ ich nunmehr 2,1 g Lupanin und 1,4 g Aetnyljödid direkt aufeinander einwirken. Innerhalb weniger Stunden begannen sich bereits Krystalle ab- zuscheiden, welche nach Verlauf einer Woche aus der Flüssigkeit genommen wurden. Der Schmelzpunkt dieser Krystalle lag bei 162 — 164°; derselbe erhöhte sich jedoch beim Umkrystallisieren aus verdünntem Alkohol, um schließlich bei 184: — 185° konstant zu bleiben. 0,0868 g Substanz verloren bei 100° 0,0048 g H 2 = 5,53% H 2 0. Die Tatsache, daß in den Krystallen 5,53% Wasser enthalten waren, bestätigte das Vorliegen von Lupaninjodhydrat. Das Gemisch von Lupanin un/l Jodäthyl setzte alsdann im Verlauf von vier Wochen weitere Krystalle ab, die beim Um- krystallisieren aus absolutem Alkohol in farblosen, rhomboedrischen Formen erhalten wurden. Der Schmelzpunkt derselben lag un- scharf bei 170°. Auch diese Krystallisation gab bei 100° Wasser ab und erwies sich somit ebenfalls als Lupaninhydrojodid. 0,0450 g Substanz verloren im Dampftrockenschrank 0,0022 u HaO = 4,89% H,0. Die Mutterlauge, welche bisher nur Lupaninjodhydrat ge- liefert hatte, wurde hierauf in einem Schälchen weiter der Ver- dunstung überlassen. Dieselbe zeigte jedoch, selbst bei langem Stehen, keine Neigung zur Krystallbildung. Die alkalische Reaktion des hinterbleibenden Sirups bewies indessen, daß in demselben noch unverbundenes Lupanin vorhanden sein mußte. Ich führte daher die gesamte Menge des Reaktionsproduktes mit wenig Wasser in einen kleinen Scheidetriehter aber und schüttelte die Flüssigkeit mit Aether aus. um Lupanin sowohl, als auch unverbundenes Jod- äthyl zu entfernen, Das in dem Wasser gelöst gebliebene -Jodid \. r.ri-krl: Rechta-Lupanin. :M'.t führte ich alsdann in das Golddoppclsalz über. Da es jedoch nicht gelang, dasselbe in kr\ si.i llisiei i er Form zu erhalten, entfernte ich das Gold mit Schwefelwasserstoff aus der Lösung, um sodann die abermalige Darstellung des Golddoppelsalzes auszuführen. Jedoch auch hierbei erhielt ich das GokUalz nur in unansehnlichen, tropfen- förmigen krystallkrusten. Auch führte eine Wiederholung vor- stehender Operationen nicht zum gewünschten Ziel. Die abermals von Gold durch Schwefelwasserstoff lief reite Lösung wurde daher hierauf mit Platinchloridlösung versetzt. Beim Verdunsten resul- tierten schöne tropfenförmige Krystajle von rotbrauner Farbe und von der Form des Lupaninplatinchlorids. Beim Erhitzen im Kapillarröhrchen schmolzen dieselben bei 218 — 220"; bei 225° trat Aufblähen ein. Bei der Einwirkung von Aethyljodid auf Lupanin war, wie aus den Versuchsergebnissen zu schließen ist, sowohl in alkoholischer Lösung, als auch bei Ausschluß eines Lösungsmittels lediglich die Bildung von Lupanin jodhydrat eingetreten. Auch das Spartein üefert bei direkter Einwirkung von Jod- äthyl, in Uebereinstimmung mit Lupanin, nur das Jodhydrat. Aus der Fähigkeit des Sparteins in alkoholischer Lösung ein Additionsprodukt mit Jodäthyl zu geben, geht jedoch von neuem der stärker basische Charakter dieses Alkaloids hervor. 3. Lupanin und Benzylbromid und Benzylchlorid. 1,2 g Lupanin und 2,2 g Benzylbromid, entsprechend der doppelten äquimolekularen Menge, wurden bei Zimmertemperatur sich selbst überlassen. Nach einigen Stunden schon zeigte sich eine krystallinische Abscheidung, die nach Verlauf einer Woche in eine sirupartige Masse überging. Dieselbe löste sich auf Zusatz von Wasser auf und konnte daher auf diese Weise von dem über- schüssigen Benzylbromid getrennt werden. Die wässerige Lösung wurde hierauf, zur Identifizierung des Reaktionsproduktes, mit Clilorsilber behandelt und dann als Golddoppelsalz ausgefällt. Der flockige Niederschlag desselben war von braunroter Farbe, so daß ich noch die Anwesenheit von Bromverbindungen vermutete. Ich löste daher dieses Goldsalz in salzsäurehaltigem, 50% igem Alkohol in der Wärme, fällte das Gold mit Schwefelwasserstoff aus und wiederholte die Digestion mit Chlorsilber. Die auf Zusatz von Goldchloridlösung erfolgte Fällung zeigte jedoch noch immer dieselbe rötliche Farbe wie zuvor. Das Golddoppelsalz erwies sich als sehr schwer löslich in kaltem, etwas leichter löslich in siedendem. 350 A. Beckel: Rechts-Lupanin. verdünnten Alkohol. Die letzten Anteile löste ich in der Wärme mit etwas verdünnter Salzsäure und fügte diese Lösung der alkoholischen Flüssigkeit hinzu. Beim Abkühlen krystalMsierte das Goldsalz in kleinen, orangeroten Prismen. Sie sinterten bei 184° zusammen; Meniskusbildung trat jedoch erst bei 186 — 187° ein. Gleichzeitig blähte sich die Flüssigkeit stark auf. 0,2328 g Goldsalz erwiesen sich bei 100° als wasserfrei und gaben durch Fällung mit Schwefelwasserstoff und Glühen des erhaltenen Sulfides 0,0680 g Au. Berechnet für C 15 H 24 N 2 O.C 7 H 7 . AuCl 4 : 29,12% Au. Gefunden: 29,20% Au. Die beim weiteren Eindunsten der Mutterlauge noch erhaltene Krystallisation wurde nach dem Entfernen des Goldes mit Schwefel- wasserstoff gemeinsam mit dem von der Goldbestimmung her- rührenden Teile in das Platinsalz übergeführt. Schon beim Ver- setzen der auf ein kleines Volumen eingedampften wässerigen Lösung des Benzyllupaninchlorids mit Platinchlorid entstand eine Fällung, die jedoch durch Verdünnen des Gemisches mit salzsäure- haltigem Wasser und gelindes Erwärmen wieder in Lösung ging. Beim langsamen Verdunsten dieser Flüssigkeit kristallisierten feine rosettenartig angeordnete Nadeln von orangeroter Farbe aus. Der Schmelzpunkt dieses Chloroplatinats lag bei 203 — 204°, unter Gasent Wickelung ; Schwärzung trat bei 220° ein. 0,0824 g Substanz verloren im Dampf trockenschrank 0,0018 g H 2 und hinterließen beim Glühen f),0205 g Pt, Unter der sehr wahr- scheinlichen Annahme, daß bei 100° das Krystallwasser nicht völlig abgegeben wird, berechnen sich für die Formel: C 15 H 24 N 2 O.C 7 H 7 .HPtCl 6 + 2H 2 0: 4,61% H 2 0, 24,90% Pt. Gefunden: 2,19% H 2 0, 24,88% Pt, Wie aus den Analysen des Gold- und Platindoppelsalzes hervorgeht, hat sich unter obigen Bedingungen, allerdings in nur geringer Ausbeute, ein Additionsprodukt, das Benzyllupanin- bromid gebildet. Die Einwirkung des Benzylchlorids auf Lupanin ließ ich hierauf unter verschiedenen Bedingungen vor sich gehen. Bei dem ersten Versuche erhitzte ich 1,5 g Lupanin mit überschüssigem Benzylchlorid in einem zugeschmolzenen Rohre vier Stunden lang auf 100°. Das Reaktionsprodukt bildete nach längerem Stehen einen Sirup, der infolge der Anwesenheit von überschüssigem Benzylchlorid nicht kristallisierte. Erst nach Beseitigung des letzteren durch Ausschütteln des Reaktionsproduktes A. Beokel: Rechts-Lupaniii. 351 iiiit- wenig Wasser gelang es, eine Flüssigkeit zu erhalten, die bei freiwilliger Verdunstung krystallinisch erstarrte. Da diese Krystalle sieh nicht durch Pressen zwischen Tonseherben trocknen ließen, verwandte ich sie zur Darstellung eines Golddoppelsalzes. Die flockige Fällung desselben konnte durch Umkrystallisieren aus verdünntem Alkohol nur in Gestalt von runden, tropfenförmigen Krystallaggregaten erhalten werden, die bei 195° schmolzen. 0,2027 g des Goldsalzes lieferton 0,0672 g Gold: Berechnet für C 15 H 24 N,O.HAiiCl 4 : 33,53% Au. Gefunden: 33,15% Au. Der Goldgehalt des vorliegenden Golddoppelsalzes deutet darauf hin, daß durch Einwirkung von Benzylchlorid unter An- wendung von höherer Temperatur sich nur Lupaninchlorhydrat gebildet hat. Einen zweiten Versuch, Benzylchlorid auf Lupanin einwirken zu lassen, führte ich daher bei gewöhnlicher Temperatur aus. 2 g der Base wurden zu diesem Zwecke mit 4 g Benzylchlorid in einem wohlverschlossenen Gefäße beiseite gestellt. Nach sechs Wochen langer Einwirkung fanden sich in dem Gemisch lange, farblose Nadeln vor, die nach dem Abgießen der umgebenden Flüssigkeit und Behandeln mit etw r as Aether zur Darstellung eines Platin- salzes dienten. Das aus der schwach mit Salzsäure angesäuerten Lösung zuerst auskrystallisierende Chloroplatinat zeigte die Warzen- form des Lupaninplatindoppelsalzes. Auch der Schmelzpunkt — 218 bis 225° — der nicht zu einer Analyse ausreichenden Menge stimmte hiermit überein. Der Rest des Platinsalzes schied sich in oktaederförmigen Kry stallen vom gleichen Schmelzpunkt ab. Wie die Analyse ergab, enthielt dieses Chloroplatinat nur 3 Moleküle Krystallwasser, welche selbst bei 115° nicht völlig zu entfernen waren. Ein ähnliches Platinsalz des Lupanins hat bereits C a 1 1 s e n 1 ) erhalten. 0,1158 g Platmsalz verloren, bei 115° bis zur Gewichtskonstanz getrocknet 0,0055 g H 2 0; beim Glühen hinterblieben 0,0322 g Pt. Berechnet für C 15 H 24 N 2 O.H 2 PtCl 6 + 3H 2 0: 7,61% H 2 0, 27,41% Pt. Gefunden: 4,75% H 2 0, 27,19% Pt. Die zunächst aus dem Gemisch von Benzylchlorid und Lupanin erhaltene Abscheidung erwies sich demnach als das Chlorhydrat des Lupanins. Bei längerem Stehen des Gemisches von Lupanin und Benzyl- chlorid setzte sich noch eine kleine Menge eines Sirups ab. Ich konnte *) Dieses Archiv 237, 580 (1899). 852 \. Beckel: Rechts-Lupaaiin. jt'ddcli weder hieraus, noch a.us dem Gemiscla <'in Uryslallisierlmivs Gold- oder Platindoppel.salz gewinnen. Eine Uebereinstimmung in dem Verhalten von Lupanin und Spartein tritt besonders deutlich hervor in dem bei beiden Alkaloiden herabgesetzten Reaktionsvermögen gegen Halogen- alkyle mit größerem Kohlenstoffkern. 4. Einwirkung von Aethyljodid und Benzylbromid auf Lupaninjodmethylat. Obwohl das im vorstehenden beschriebene Verhalten des Lupanins gegen Halogenalkyle envarten heß, daß weder Aethyl- jodid noch Benzylbromid auf das Jodmethylat desselben einwirken würden, habe ich doch zur Bestätigung dessen einige Versuche ausgeführt. Als ich 2 g Lupaninjodmethylat und 5 g Aethyljodid in ein Rohr einschloß und das Gemisch 17 Stunden im kochenden Wasser- bade erhitzte, vermochte ich eine äußerliche Veränderung des gepulverten Jodmethylats nicht festzustellen. Als ich daher, nach dem Verjagen des Jodäthyls, den Rohrinhalt aus heißem Methyl- alkohol umkrystallisierte, bewies in der Tat der scharfe Schmelz- punkt der resultierenden Krystalle: 240°, daß eine Veränderung des angewendeten Lupaninmethyljodids nicht erfolgt war. Das Jodmethylat wurde hierauf, nach dem Pulvern erneut mit überschüssigem Jodäthyl eingeschlossen und das Gemisch fünf Stunden lang auf 140° erhrtzt. Durch gelindes Erwärmen entfernte ich alsdann das überschüssige Aethyljodid und brachte hierauf mit warmem Alkohol den größten Teil des Reaktions- produktes in Lösung. Die kleine, hierbei ungelöst gebliebene Menge desselben schmolz bei 240 — 241°. Aus der alkoholischen Lösung erzielte ich durch langsames Verdunstenlassen zwei bei der gleichen Temperatur: 240 — 241°, schmelzende Kry Stallfraktionen, während die dritte und letzte bei 238 — 240° schmolz. Aus dem unveränderten Schmelzpunkt der Krystalhsationen geht unzweideutig hervor, daß auch bei 140° eine Einwirkung von Jodäthyl auf Lupaninmethyl- jodid nicht stattgefunden hatte. Zum Studium der Einwirkung des Benzylbromids auf Lupanin- jodmethylat brachte ich 1,2 g davon mit einer überschüssigen Menge dieses HalogenalkyLs zusammen und überließ das Gemisch sich selbst. Das Reaktionsprodukt wurde nach Verlauf von sieben Wochen durch Behandlung mit Aether nach Möglichkeit vom anhaftenden Benzylbromid befreit und aus 50% igem Alkohol umkrystallisiert. A. Beckel: Rechts-Lupanin. 353 Hierbei erhielt ich tafelförmige Krystalle, welche bei 236° erweichten und bei 240° unter Gasentwickelung schmolzen. Das Lupaninjod- methylat hatte somit bei gewöhnlicher Temperatur keine Ver- änderung durch Benzylbromid erlitten. Nunmehr schloß ich 1 g Lupaninjodmethylat mit Benzyl- bromid im Ueberschuß in ein Rohr ein und erhitzte das Gemisch 8 Stunden auf 100°, wodurch das Jodmethylat in einen ziemlich festen Sirup überging. Das mit Hilfe von Aether gereinigte Re- aktionsprodukt löste ich alsdann in Alkohol, worin es leicht lösüch war, auf. Die beim Verdunsten gebildeten Krystallkrusten schieden beim Lösen in Wasser etwas Benzylbromid ab, das offenbar die leichte Löslichkeit derselben in Alkohol verursacht. Nach Ent- fernen des Benzylchlorids durch Ausschütteln mit Aether und Umsetzen der vorhegenden Verbindung mit Chlorsilber, lieferte letztere ein Golddoppelsalz, welches sich beim Erkalten seiner heißen, alkoholischen Lösung in schönen, dünnen Blättchen ab- schied. Der Schmelzpunkt derselben lag bei 200°. Für Methyl- lupaninchloraurat gibt Davis als Schmelzpunkt 200°, Bergh 205 — 206° an. Daß in der Tat hier nur diese Verbindung vorlag, bewies die Analyse. 0,1972 g des Goldsalzes lieferten 0,0643 g Au. Berechnet für C 15 H 24 N 2 O.CH 3 AuCl 4 : 32,75% Au. Gefunden: 32,66% Au. Als Endergebnis dieser beiden letzten Versuche hat sich somit herausgestellt, daß sich Jodäthyl und Benzylbromid weder bei gewöhnlicher Temperatur noch bei 100° an das Lupaninmethyl- jodid anlagern. Die unter verschiedenen Bedingungen ausgeführten Alkylierungsversuche haben daher den Nachweis der tertiären Natur des im Molekül des Lupanins enthaltenen zweiten Stick- stoff atoms bisher nicht zu erbringen vermocht. Es wurde daher versucht, durch das Verhalten des Lupanins gegen Oxydations- mittel einen weiteren Aufschluß über den Bau des Moleküls dieser Base zu gewinnen 1 ). Ueber die Resultate dieser, jetzt in größerem Umfange wiederholten Untersuchungen, soll in einer weiteren Abhandlung berichtet werden. *) Inaugural-Dissertation, Marburg 1910. Arch. d. Pharm. CCXXXXIX. Bds. 5. Heft 23 354 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. Mitteilung aus dem Pharmazeutisch-chemischen Institut der Technischen Hochschule zu Braunschweig. Reduktion N-alkylierter Aminoketone. (VIIL Mitteilung 1 ) über Kohlenstoff doppelbindung und Kohlenstoffstickstoffbindung.) Von Hermann Emde und Ernst Runne. (Eingegangen den 6. I. 1911.) Untersuchungen über die Festigkeit der Kohlenstoffstick- stoffbindung in einigen Amino alkoholen, über die in der nächst- folgenden Mitteilung berichtet werden wird, gaben uns Gelegenheit, Erfahrungen über die Haftfestigkeit der Kohlenstoffstickstoff- bindung bei der Reduktion der entsprechenden Amino k e t o n e zu sammeln. Der Uebersichtlichkeit wegen berichten wir hierüber in der vorhegenden Mitteilung gesondert. Wir schicken das Hauptergebnis voraus: Die Ketogruppe (Kohlenstoffsauerstoff- doppelbindung) verringert die Haftfestigkeit einer benachbarten einfachen Kohlenstoff- stickstoffbindung b. e i der Reduktion, und zwar unter sonst gleichen Bedingungen in höherem Maße als die Kohlenstoffdoppel- bindung. Vor allem durch die schönen Arbeiten, die S. Gabriel und seine Schüler in den letzten beiden Jahrzehnten in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft veröffentlicht haben, sind wir über die Eigenschaften der Aminoketone R .CH(NH 2 ) . (CH 2 ) x .CO.R (x = bis 6) gut unterrichtet, besonders über die der u -Aminoketone R.CH(NH 2 ).CO.R. Diese sind nur als Salze, nicht in freiem Zustande beständig, und gehen mit Alkalien und Ammoniak in ringförmige Verbindungen über. Sie lassen sich deshalb nur in saurer oder neutraler Lösung zu Aminoalkoholen R.CH(NH 2 ).CH(OH).R reduzieren. In der Reduktion von Isonitrosoketonen (Monoximen von Diketonen R.C(:NOH).CO.R) J ) VII. Mitteilung Aren. d. Pharm. 249, 118 (1911). H. Kmde u. E. Kunne: Reduktion von Aminoketonen. 355 mit Zinnchlorür und Salzsäure ist eine allgemeine Methode zur Darstellung von u -Aminoketonen gegeben. Natriumamalgam in saurer Lösung führt dann weiter zu den entsprechenden Amino- alkoholen, und man kann auch unmittelbar von den Isonitroso- ketonen aus, ohne die zwischendurch auftretenden Aminoketone zu isolieren, durch Reduktion mit Natriumamalgam in saurer Lösung Aminoalkohole herstellen. Aber selbst in saurer Lösung verlaufen diese Reduktionen nicht glatt, sondern sind in hohem Maße von Nebenreaktionen begleitet, von denen, soweit sich Angaben darüber finden, die hauptsächlichste die Abspaltung der Aminogruppe: R.CH(NH 2 ).CO.R ~ R.CH 2 .CO.R + NH 3 zu sein scheint. Reduziert man z. B. nach J ä n i c k e 1 ) A m i d o d i ä t h y 1 - keton in salzsaurer Lösung mit Natriumamalgam zu Amido- * 1 i ä t h y 1 c a r b i n o 1 : CH 3 . CH(NH 2 ) . CO . C 2 H 5 — CH 3 . CH(NH 2 ) . CH(OH) . C 2 H 5 , so beträgt die Ausbeute nur 12,5% derjenigen Menge, die aus dem Nitrosokörper CH 3 .C(:NOH).CO.C 2 H 5 theoretisch herstellbar ist, und steigt auch bei der unmittelbaren Reduktion des Isonitrosodi- äthylketons nur auf 28,5%. In beiden Fällen treten Diäthylketon und Ammoniak auf. Diese Tendenz zur Lösung der einfachen Kohlenstoffstickstoffbindung bei Amino- k e t o n e n ist bis jetzt noch nicht besonders hervorgehoben worden, nur Pauly 2 ) machte gelegentlich synthetischer Arbeiten im Adrenalin gebiete auf ,,die bei der Reduktion von <, -Aminoketonen selion öfter beobachtete Spaltung in Aminorest und Keton. bzw. Alkohol R.CO.CrL.N^ 1 + 2H = R.CO.CH 3 + NH<^ aufmerksam, und führte einige Belegstellen aus der Literatur auf. Nach den Erfahrungen über die Lockerung der einfachen Kohlenstoffstickstoffbindung durch eine benachbarte Kohlenstoff- doppelbindung 3 ) ist anzunehmen, daß die Lockerung durch eine Kohlenstoffsauerstoffdoppelbindung um so stärker sein wird, je mehr die Aminogruppe belastet ist; Literaturangaben, die wir im folgenden zusammenstellen, scheinen das zu bestätigen. ») Berl. Ber. 32, 1905 (1899). 2 ) Berl. Ber. 41, 4161 (1908). 3 ) Vergl. Emde, Habilitationsschrift. Braunschweig 1909. 23* 356 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. a-Aminoketone. Acetonyltrimethylaramonium chlorid CH 3 . C0.CH 2 .N(CH 3 ) 3 C1 spaltet mit Barytwasser Trimethylamin ab, ist aber gegen Zinn und Salzsäure beständig 1 ). Ebenso zerfällt Aceto- nylpyridiniumchlorid CH 3 . CO . CH 2 . NC 5 H 5 C1 beim Kochen mit Natriumcarbonatlösung, sowie beim Erhitzen für sich, und spaltet Pyridin ab 2 ). Acetonylpiperidin CH 3 .CO.CH 2 .NC 5 H ]0 wird sowohl in saurer wie in alkalischer Lösung durch Natriumamalgam in Piperidin und Isopropylalkohol gespalten 3 ) . Im weiteren Sinne könnte man hier das Acetaldehyd- triäthylammoniumchlorid HCO . CH 2 . N(C 2 H 5 ) 3 C1 mit her- anziehen, das in verdünnter schwefelsaurer Lösung zwar mit Natriumamalgam den entsprechenden Aminoalkohol, daneben aber auch Triäthylamin und Aethylalkohol liefert 4 ). Aus Acetophenony] -trimethylammonium - b r o m i d C 6 H 5 . CO . CH 2 . N(CH 3 ) 3 . Br spalten sowohl Zink und Salzsäure, wie auch Natriumamalgam in schwach alkalischer Lösung Trimethylamin ab 5 ) ; im Acetophenonyl-pyridinium- bromid 6 ) C 6 H 5 . CO . CH 2 . NC 5 H 5 Br und Propiophenonyl- trimethylammoniumbromid 7 ) C 6 H 5 .CO.CH(CH 3 ).N(CH 3 ) 3 Br wird durch Zink und Salzsäure gleichfalls die Kohlenstoffstickstoff- bindung gelöst, während Acetophenonyl-piperidin 8 ) C 6 H 5 .CO.CH 2 .NC 5 H 10 durch Natrium und Alkohol zu Piperido- phenäthanol C 6 H 5 .CH(OH).CH 2 .NC 5 H 10 reduziert wird. Adrenalon (HO) 2 C 6 H 3 .CO.CH 2 .NHCH 3 und die ihm nahestehenden Aminoketone zeigen eine ausgesprochene Neigung, den Stickstoff komplex bei chemischen Eingriffen abzustoßen. So läßt sich Adrenalon in leidlicher Ausbeute nur dann zu Adrenalin reduzieren (OH) 2 C 6 H 3 . CO . CH 2 . NHCH 3 -* (OH) 2 C 6 H 3 . CH(OH) . CH 2 . NHCH 3 , ») Niemilowicz, Monatsh. f. Chem. 7, 242 (1887). E. Schmidt und Futnee, Arch. d. Pharm. 236, 343 (1898). 2 ) E. Schmidt und Knüttel, Arch. d. Pharm. 236, 581 (1898). 3 ) Stoermer und Dzimski, Berl. Ber. 28, 2220 (1895). 4 ) Stoermer und Prall, Berl. Ber. 30, 1505 (1897). 5 ) E. Schmidt und R u m p e 1, Arch. d. Pharm. 237, 225 (1899). 6 ) E. Schmidt und van A r k, Arch. d. Pharm. 238, 324 (1900). 7 ) E. Schmidt, Arch. d. Pharm. 247, 144 (1909). 8 ) Rabe und Schneider, Liebig's Ann. Chem. 365, 377 (1909). H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. 357 wenn man in neutraler Lösung arbeitet, also z. B. Aluminium- späne und Mercurisulfat anwendet 1 ), und trotzdem wird bei dieser Reduktion ein großer Teil gespalten 2 ), Die Lösung der Kohlenstoff s'tickstoffbindung bei • CO— NH X C 6 H 5 .C(OH)-NH v C 6 H 5 .CBr— NH X H 2 0, heiß )CO HBr | )CO m— +■ CO- NH 7 » —> CO — NH 7 C 6 H S .C(NH,)-NH X C 6 H 5 .C(OH)-NH v NH 3 , kalt CO H 2 0, heiß i )CO •— >■ CO NH 7 m— > CO NH^ Gleichzeitiger Einfluß einer aheyklischen C:C-Bindung (Vinylaminstelluno) und einer C:0- Gruppe bedingt die große x ) Vergl. z. B. B 1 a i s e und Marie, Bull. soc. chim. 3, 543 (1908). M. Kohn, Monatsh. f. Chem. 1907, 243, mit Giaconi ebenda. 2 ) Vergl. die Schluß bemerkung zur nächstfolgenden Mitteilung. 3 ) Liebig's Ann. Chem. 350, 118 (1906). H. Kinde u. E. Kuiino: Reduktion v'• Beweglichkeit der Aminogruppe in den von 6. Piocinini 1 ) untersuchten Aminobasea (I und II). die schon bei gewöhnlicher Temperatur durch Wasser zu |i-Oxyver- bindungen: H.NH, + H 2 ---- R.OH + NH 3 hydmlysiert werden. Nach den oben zusammengestellten Beispielen ist bei den u-Aminoketonen R .CH(XH 2 ).CO.R der lockernde Einfluß der C:0-Gruppe auf die C.X-Bindung deutlich ausgeprägt und oft beobachtet. Man braucht nicht zu zweifeln, daß er sich auch über Zwischen- glieder hinüber äußert, also bei Aminoketonen der allgemeinen Formel R .CH(XH 2 ) . (CH 2 ) x .CO.R nachweisen lassen wird. Wieviel- gliedrig die Zwisehenkette sein darf, wird von der sonstigen Konfi- guration des Moleküls abhängen ; auf Grund des heute vorliegenden Materials läßt sieh darüber noch wenig sagen. So reizvoll es ist, dieser Frage experimentell nachzugehen, so umfangreiche Untersuchungen werden hierfür nötig sein. Wir bringen dazu im experimentellen Teile kein neues Material, sondern haben die bisher noch nicht berührte Frage untersucht, wie sich bei sonst gleicher Beschaffenheit des Moleküls zunehmende Beschwerung der Aminogruppe mit Methylgruppen bei der Reduktion der a-Aminoketone äußert, und zwar am Beispiele des 1 - P h e n y 1 - 1 - a m i n o - a c e t o n s C 6 H 5 .CH(NH 2 ).CO.CH 3 . Der Einfluß der Methylgruppen ist in diesem Falle sehr aus- geprägt: Das Aminoketon mit primärer und das mit sekundärer Aminofunktion lassen sich mit guter Ausbeute zum entsprechenden Aminoalkohol reduzieren, dagegen zerfallen das Aminoketon mit tertiärer und das mit quartärer Aminogruppe unter den gleichen Bedingungen in Phenylaceton 6 H 5 .CH 2 .CO.CH:3 und Dimethyl- bzw. Trimethylamin. Im ganzen sind es drei Momente, die bei diesen beiden letzten Verbindungen lockernd auf die Kohlenstoffstickstoffbindung wirken : 1. die Phenylgruppe (Benzylaminstellung der Aminogruppe), 2. die Ketogruppe in TT der Keto-Tj^>C:0 oder Aldehyd gruppe ^ ^>C : ausübt, ist gegenüber naszierendem Wasserstoff nicht vorhanden, wenn die Kohlenstoffsauerstoffdoppelbindung in Form der Carboxyl- FTO gruppe t»^ C:0 zugegen ist; wenigstens gelingt es nicht, salz- saures Betain durch naszierenden Wasserstoff im Sinne der Gleichung CH 2 .COOH + H 2 = CH3COOH + N(CH 3 ) 3 + HCl N(CH 3 ) 3 C1 in Essigsäure und Trimethylamin zu spalten. Daß die Kohlenstoff- sauerstoffdoppelbindung in F^orm der Carboxyl- oder Carbalkoxyl- gruppe die unmittelbar benachbarte einfache Kohlenstoffstick- stoffbindung nicht oder kaum lockert, hat E. Mohr 1 ) bereits vor einigen Jahren aus Literaturbeispielen gefolgert. Experimentelles. Die iy-Methylderivate des 1-Phenyl-l-amino-propanons C 6 H 5 . CH(NH 2 ).CO.CH 3 lassen sich in guter Ausbeute durch Umsetzung von Bromphenylaceton C 6 H 5 . CHBr . CO . CH 3 mit Mono-. Di- und Trimethylamin herstellen 2 ). I-Brom l-phenyl-propanon (Bromphenylaceton) C 6 H 5 .CHBr.CO.CH 3 . Phenylaceton wird in Anlehnung an K o 1 b 3 ) mit guter Aus- beute wie folgt in Bromphenylaceton übergeführt: 53,6 g Phenyl- 1 ) Journ. prakt. Chem. (2), 75, 749 (1907). 2 ) Vgl. Aren. d. Pharm. 247, 132 (1909). 3 ) Ann. Chem. 291, 267 (1896). H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. 361 aceton, in 150 g Eisessig gelöst und mit Eis gekühlt, werden mit ungefähr dem dritten Teile einer Mischung aus 64 g Brom und 150 g Eisessig versetzt. Das Gefäß wird 5 Minuten im Eise belassen, und dann solange durch Eintauchen in warmes Wasser erwärmt, bis die Bromfarbe verschwunden ist. Nachdem man das Gemisch wieder auf 0° abgekühlt hat, fügt man das zweite Drittel Bromlösung zu, usw. Ist alles Brom aufgenommen, so wird das Gemisch in einen ge- räumigen Scheidetrichter gegossen, der 2 Liter kaltes Wasser ent- hält. Das Bromphenylaceton scheidet sich als grünliches Oel nach unten ab. Es wird drei- bis viermal mit Wasser gewaschen, bis das Waschwasser zwar noch sauer reagiert, aber frei von Bromionen ist, und über Chlorcalcium getrocknet. Den ersten 2 Litern Wasser entzieht Aether, mit dem man zweckmäßig das Bromierungsgefäß ausgespült hat, nicht unbeträchtliche Mengen Bromphenylaceton, die beim Abdestillieren oder Verdunsten des Aethers verbleiben. Das Bromierungsprodukt läßt sich nicht weiter reinigen, da es beim Erhitzen verharzt und durch Abkühlung nicht fest wird. Es besteht der Hauptsache nach aus 1-Brom-l-Phenyl-propanon C 6 H 5 .CHBr . CO.CH 3 . Das ist erwiesen durch die Umsetzungen, die K o 1 b 1 ), sowie Gabriel 2 ) damit durchgeführt haben. Ein weiterer Beweis ist im folgenden dadurch erbracht, daß das aus Isonitrosophenylaceton hergestellte Phenylpropanoltrimethyl-ammo- niumchlorid C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 C1).CH(0H).CH 3 identisch ist mit dem aus Bromphenylaceton über 1-Phenyl-methylamino-propanol C 6 H 5 .CH(NH[CH 3 ]) .CH(OH).CH 3 erhaltenen quartären Ammonium- chlorid. Bromphenylaceton greift Augen und Schleimhäute stark an. Die Ausbeute nach obiger Vorschrift beträgt etwa 90% der theoretischen. Bromid des l-Trimethylammonium-l-phenyl-propanons C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 3 Br) . CO . CH 3 . Man kühlt 21,3 g Bromphenylaceton in einer Kältemischung und mischt 18 g gleichfalls sorgfältig gekühlte 33% ige absolut- alkoholische Trimethylaminlösung hinzu. Wenn sich nach einiger Zeit das Gemisch beim Herausnehmen aus der Kältemischung nicht mehr von selbst erwärmt, ist die Reaktion beendigt. Man läßt eine Stunde bei gewöhnlicher Temperatur stehen und versetzt dann mit 100 cem Aether, der unverändertes Bromphenylaceton !) 1. c. 260. ») Berl. Ber. 41, 1155 (1908). 362 H. Emde u. E. ßunne: Reduktion von Aminoketonen. aufnimmt, und das quartäre Ammoniumchlorid ölig ausscheidet. Das Oel ist von weißem krvstallinischen Trimethylaminbrom- hydrat durchsetzt. Man gießt den Aether vorsichtig und vollständig ab und spült mit etwas neuem Aether nach. Uebergießt man dann mit einem Gemische aus 7 g absolutem Alkohol und 14 g wasserfreiem Aether, so löst sich das ölige Bromid des 1-Trimethylammonium- 1-phenylpropanons auf, während etwa 1,7 g Trimethylaminbrom- hydrat in weißen Krystallen zurückbleiben. Das Trimethylaminbromhydrat wird durch einmaliges Um- krystaUisieren aus absolutem Alkohol rein erhalten: Schmelzpunkt 242°. 0,1952 g Substanz: 0,2625 g AgBr. 0,2836 g Substanz: 0,3811 g AgBr. N(CH 3 ) 3 .HBr. Berechnet Br 57,09 Gefunden Br 57,23 und 57,19. Das quartäre Ammoniumbromid verbleibt als Oel, nachdem man den Aether durch Abdestillieren auf dem Wasserbade und den Alkohol durch Erwärmen im Vakuum entfernt hat, und wird auch bei längerem Aufbewahren im Exsikkator nicht fest. Das Chloraurat, C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 AuCl 4 ).CO.'CH 3 , ist in Wasser sehr schwer, in Alkohol leicht löslich und krystallisiert aus beiden Lösungsmitteln in ^gelben Nadeln, deren Farbe ins Grüne spielt. Schmelzpunkt 158—159°. 0.1670 g Substanz: 0,0622 g Au. 0,1591 g Substanz: 0,0598 g Au. C 12 H 18 ONCl 4 Au. Berechnet Au 37,13 Gefunden Au 37,25 und 37,02. Bei dem Urnkrystallisieren aus Wasser fällt auf, daß ein Teil des Chloraurats nicht in Lösung geht, auch wenn er für sich mit sehr viel Wasser erhitzt wird, dagegen aus Alkohol in Nadeln krystallisiert, die in Schmelzpunkt und Goldgehalt mit den obigen übereinstimmen. Das Chloroylatinat verhält sich ebenso gegen Wasser. Erhitzt man den Niederschlag, den Platinchloridlösung in einer wässerigen Lösung des quartären Ammoniumchlorids erzeugt, mit reichlich Wasser, so widersteht ein gewisser Teil allen Lösungs versuchen. Der gelöste Anteil scheidet sich beim Erkalten in orangeroten Tafeln ab, versetzt mit Drusen, die im Schmelzfluß erstarrt sind. In der- selben Form scheidet sich das Chioroplatinat beim Urnkrystallisieren aus Wasser ab. Schmelzpunkt 207 — 208° unter Schäumen. H. Em de u. E. Kunne: Reduktion von Arninoketonen. 36:» 0,1978 g Bubstana: 0,0486 g Pt. 0,1950 g Substanz: 0,0480 g Pt. C 24 H 36 0,N 2 Cl B Pt. Berechnet Pt 24,60 Gefunden Pt 24,57 und 24,62. Wird der wasserunlösliche Anteil aus verdünntem Alkohol umkrystallisiert, so scheidet sich neben wenigen orangeroten Krystallen ein hellorange gefärbtes Pulver ab. Trennt man ee von den Krystallen durch Auslesen und krystallisiert es aus Alkohol um, so erhält man ein Pulver, das von 147° an sintert und bei 201° aufschäumt. Der Platingehalt stimmt mit dem obigen überein: 0,0597 g Substanz: 0.0146 g Pt = 24,45%. Reduktion des Phenylaceton-trimethyl ammoniumchlorids mit Natriumamalgam in schwach saurer Lösung. 23 g quartäres Ammoniumbromid, die aus 21,3 g Brom- phenylaceton und Trimethylamin in der oben beschriebenen Weise hergestellt sind, verwandelt man mit Chlorsilber in das Chlorid, löst in 250 g Wasser, stellt in Eis und setzt abwechselnd nach und nach ein Gemisch aus 80 g 25% iger Salzsäure und 225 g Wasser, sowie 300 g 4% iges Natrium - amalgam hinzu: alle 10 Minuten 5 g Säure und 5 g Amalgam. Während der Reduktion rührt man mit Hilfe einer Wasserturbine um. Bald scheidet sich auf der Flüssigkeit ein öliges, schmutzig grünes Gemisch aus Methylbenzylketon, CH 3 .CO.CH 2 .C 6 H 5 , und Methylbenzylcarbinol CH 3 . CH(OH) . CH 2 . C 6 H 5 aus. Nach der Reduktion entzieht man dem schwach sauren Ge- mische mit Aether die stickst off freien Spaltprodukte. Die über Chlor- calcium getrocknete ätherische Lösung hinterläßt beim Abdestillieren des Aethers das Gemisch des Ketons und Carbinols als gelbliches, intensiv riechendes Oel, des zwischen 206 und 210° vollständig übergeht. Man kann das Keton durch das Semicarbazon, das Carbinol durch das Phenylurethan nachweisen: Semicarbazon des Meifiylbenzylketons. Zu einer Lösung von 1 g Kaliumacetat und 1 g Semicarbazidchlorhydrat in 3 g Wasser gibt man 0,7 g des Oeles vom Siedepunkt 206 — 210°, die man in 2 ccm Alkohol gelöst hat. Den Krystallbrei ; der sich schon nach wenigen Augenblicken auszuscheiden beginnt, saugt man nach 12 Stunden ab, wäscht ihn mit Aether, dann mit Wasser und krystallisiert aus Alkohol um. Man erhält so Drusen, die bei 193 — 194° schmelzen und schon vorher sintern. 364 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. Tiffeneau 1 ) gibt als Schmelzpunkt des Semicarbazons 197—198° an. Wir haben zum Vergleiche aus Phenylaceton das Semicarbazon wie oben hergestellt. Es sinterte von 180° an und war bei 194° ge- schmolzen. Eine Mischung der beiden Semicarbazone zeigte keine Schmelzpunkterniedrigung. Der Schmelzpunkt wird je nach dem Tempo des Erhitzens verschieden gefunden, nach unserer Be- obachtung jedoch nicht über 196°. Phenylurethan des Methylbenzylcarbinols. Im Reagenzglase erhitzt man 1 g des Oeles vom Siedepunkt 206 — 210° mit 1 g Phenylisocyanat schnell im angeheizten Sandbade zum Sieden, erhält eine halbe Minute darin und entfernt denn unverzüglich aus dem Sandbade. Die ölige gelbliche Mischung ist nach zwei Stunden zu einem Brei erstarrt. Diesen saugt man ab, entfernt das überschüssige Phenylisocyanat durch schnelles Waschen mit Ligroin und kocht mit weniger Aether aus, als zur völligen Lösung nötig ist, filtriert, zieht das in Aether Gelöste nach dem Verdampfen des Aethers nochmals mit einer unzureichenden Menge Aether aus und krystallisiert das jetzt Gelöste zweimal aus Ligroin um. Man erhält so filzige Nadeln vom Schmelzpunkt 90°. Nach Tiffeneau und Fourneau 2 ) schmilzt das Phenylurethan des Methylbenzylcarbinols bei 92°. Die ausgeätherte wässerige Phase des Reduktionsversuches enthält, wie nachgewiesen wurde, kein unverändertes Ausgangs- material mehr, sondern außer Kochsalz nur Trimethylamin. Demnach spaltet sich das quartäre Ammoniumchlorid bei der oben beschriebenen Reduktion mit Natriumamalgam in schwach saurer Lösung quantitativ im Sinne der Gleichung: C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 C1).C0.CH 3 + H 2 = C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 + N(CH 3 ) 3 , HCl. in Benzylmethylketon und Trimethylamin. Ein Teil des Benzyl- methylketons wird sekundär zum Benzylmethylcarbinol C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 + H 2 = C 6 H 5 .CH 2 .CH(OH).CH 3 reduziert. Diese Reaktion wird als sekundär dadurch erwiesen, daß das Chlorid des 1-Phenyl-l-trimethyl-ammonium-propanols, C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 3 C1).CH(0H).CH 3 (vgl. die folgende Mitteilung), gegen Natriumamalgam in schwach saurer Lösung beständig ist. *) Compt. rend. 134, 847, 1506 (1902). 2 ) Compt. rend. 146, 698 (1908). H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonerii. 36ö Durch Zink und verdünnte Schwefelsäure wird Phenvlaceton-trimethyl-ammoniumchlorid nicht verändert ; weder die Ketogruppe wird zur sekundären Alkoholgruppe reduziert, noch wird die Kohlenstoffstickstoffbindung gelöst. Diese Indiffe- renz gegen naszierenden Wasserstoff aus Zink und Schwefelsäure steht in Parallele mit der Beständigkeit der quartären Cinnamyl- ammonium- 1 ) und B e n z y 1 ammoniumverbindungen 2 ) unter den- selben Bedingungen und ist so bemerkenswert, daß wir den Reduk- tionsversuch ausführlich mitteilen. Die Lösung des aus 21,3 g Bromphenylaceton dargestellten quartären Ammoniumchlorids in 250 g Wasser wurde bei 0° alle 15 Minuten mit 0,25 g reinem gepulverten Zink und 5 ccm einer verdünnten Schwefelsäure versetzt, die in 400 ccm 35 g konzentrierte Schwefelsäure enthielt. Da nach einigen Zusätzen keine Veränderung des Zinks zu bemerken war, so wurde etwas Platinmohr hinzuge- fügt, das aus 10% iger Platinchloridlösung durch Zink und Schwefel- säure bereitet war. Darauf setzte sogleich Wasserstoff entwickelnd ein. Im ganzen wurden 20 g Zink verbraucht; ein Oel hatte sich nicht abgeschieden. Als alles Zink' gelöst war, wurde ausgeäthert; der Aether nahm nur Spuren eines schwach gelblichen Oeles von schwachem Gerüche auf. Die wässerige Phase wurde mit soviel Natronlauge versetzt, daß sich etwas Zinkhydroxyd abschied, filtriert und bis zur Krystalli- sation eingedampft. Sie erstarrte beim Erkalten zu einem braunen, festen Kuchen, unter dem sich in Mutterlauge rein weiße Zink- sulf atkrystalle befanden. Aus der Mutterlauge wurde durch Ein- dampfen, Trocknen und Ausziehen mit Alkohol das sirupöse Sulfat der unveränderten quartären Ammoniumverbindung isoliert, die durch das gleich zu beschreibende, prächtig kristallisierende Chlor- zinkdoppelsalz (nach Digestion mit Bariumkarbonat, Zusatz von Salzsäure und Zinkchlorid), Schmelzpunkt 178 — 179°, identifiziert wurde. Der braune Kuchen wurde durch Umkrystallisieren aus Alkohol in schneeweiße gedrungene Nadeln, Schmelzpunkt 179 — 180°, umgewandelt, die sich als Chlor zinhdoppelsalz des unveränderten quartären Ammoniumchlorids erweisen ließen: x ) Emde, Arch. d. Pharm. 244, 286 (1906); Emde und Franke, Arch. d. Pharm. 247, 369 (1909). 2 ) Emde und Schellbach, Arch. d. Pharm. 248, 1 06 ( 1910). 366 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. 0,5100 g Substanz: 0,0708 g ZnO. 0,3024 g Substanz: 0,2927 g AgCl. 0,3022 g Substanz: 0,2927 g AgCl. 0,2009 g Substanz: 8,8 cem N bei 23,5° und 755 mm. (C 12 H 18 ONCl) 2 .ZnCl 2 Berechnet Zn 11,06 Cl 23,97 N 4,74 Gefunden Zn 11,15 Cl 23,93; 23,95 N 5,00 Um sicher zu entscheiden, ob die Ketogruppe reduziert war oder nicht, wurde das Zinkdoppelsalz in das Chloroplatinat über- geführt und dieses mit den Chloroplatinaten des quartären Propanon- ammoniums sowie des entsprechenden Propanolammoniums ver- glichen. Schmelzpunkt und Mischschmelzpunkt bewiesen, daß die Ketogruppe unverändert geblieben war. Chlorhydrat des I Dimethylamino-l-phenyl-propanons C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 2 , HCl) . CO . CH 3 . Bringt man bei tiefer Temperatur eine benzolische Lösung von Dimethylamin mit Bromphenylaceton zusammen, so scheidet sich Dimethylaminbromhydrat ab. Der filtrierten benzolischen Lösung entzieht wässerige Salzsäure das Chlorhydrat des 1 - D i - methylamino- 1 -phenyl-propanons C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 2 ) . CO.CH 3 , welch letzteres- demnach in der benzolischen Lösung in freiem Zustand enthalten ist. Die Darstellung des Chlorhydrates ist folgende: Eine Mischung aus 60 g Bromphenylaceton und ebensoviel Benzol wird so tief gekühlt, daß ein Teil des Benzols fest wird, darauf unter Umschwenken mit soviel von einer gleichfalls gekühlten benzolischen Dimethylaminlösung 1 ) aus einem Tropftrichter versetzt, bis das erstarrte Benzol sich wieder verflüssigt hat, aufs neue ge- kühlt, bis etwas Benzol auskrystallisiert ist, wieder benzolische Dimethylaminlösung hinzugetröpfelt usw. Um das Bromphenyl- aceton möglichst auszunutzen, wendet man auf 1 Mol Bromphenyl- aceton 2 Mole Dimethylamin an, auf 60 g Bromphenylaceton also z. B. 146 g einer 17,4% igen benzolischen Dimethylaminlösung. Die ganze Operation muß schnell durchgeführt werden, und wenn alles 1 ) Benzolische Dimethylaminlösung wird durch Einleiten von Dirne thylamingas, das aus dem Chlorhydrat durch Natronkalk ent- bunden wird, in gekühltes Benzol hergestellt. Eine bei Zimmer- temperatur gesättigte benzolische Dimetlvylaminlösung enthält in 100 ccm 21,2 g Dimethylamin; man verwendet jedoch zweckmäßig nicht ganz konzentrierte Lösungen. H. Kinde u. E. Ranne: Reduktion von AminoketonSQ. 367 Amin zugesetzt ist. darf man das gelbe oder wenig braune Gemisch nicht lange stehen lassen, da es zusehends dunkler wird, also immer mehr verharzt. Man saugt vom ausgeschiedenen Dimethylamin- bromhydrat (34 g) ab. Wäscht mit etwas Benzol nach, kühlt das Filtrat sohneU ab und schüttelt es drei- bis viermal mit gleichfalls gekühlter Salzsäure aus. Die mit Salzsäure ausgeschüttelte benzolische Lösung hinter- läßt, wenn man das Benzol bei gewöhnlicher Temperatur verdunsten läßt, 10 g eines dicken braunen Oeles, das nach Bromphenylaceton riecht: es wurde nicht näher untersucht. Die Salzsäure färbt sich beim Schütteln mit der vom Di- methvlaminbromhvdrat abgesogenen Lösung braun, beim Eindampfen auf dem Wasserbade dunkelbraun. Es verbleibt ein brauner Sirup, der beim Erkalten erstarrt. Man zerreibt die Masse sorg- fältig, trocknet sie im Yakuumexsikkator völlig aus. und befreit sie durch Extrahieren mit Aceton von färbenden harzartigen Be- standteilen. Die Acetonlösung enthält etwas Chlorhydrat, das man durch abwechselndes Verdampfen und Wiederaufnehmen mit Aceton, bis sich das braune Haiz völlig in Aceton löst, zum größten Teile gewinnen kann. Man digeriert die Gesamtmenge des Chlorhydrates mit etwas Chlorsilber und erhält so 35 g Chlorhydrat des 1-Dimethylamino- phenylpropanons, also eine Ausbeute von 60%, berechnet auf Bromphenylaceton. Es ist in Wasser und Alkohol leicht löslich, in Aether und Aceton unlöslich, und krystallisiert aus einer Mischung von etwa 1 Teil absolutem Alkohol und 10 Teilen Aceton in ge- drungenen weißen Nadeln vom Schmelzpunkt 193 — 195°. 0.1438 g Substanz: 0.0965 g AgCl. C n H 16 ONCl. Berechnet Cl 16.60 Gefunden Cl 16,59. Chloroplatinat. Aus Wasser und aus Alkohol scheidet sich das Chloroplatinat stets ölig ab und widersteht allen Krystalli- sierversuchen ; auch wenn man Chlorhydrat und Platinchlorid, jedes für sich, in einer Mischung aus 1 Teil absolutem Alkohol und 1 Teilen absolutem Aether löst und die beiden Lösungen mischt, scheidet sich das Chloroplatinat ölig ab; der Platingehalt stimmt nur angenähert : 0.2316 g Substanz: 0,0558 g Pt. C 22 H 36 0,N 2 Cl 6 Pt. Berechnet Pt 25.51 Gefunden Pt 24.09. 368 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. Bei der Reduktion des Chlorhyrfrates des l-Dimethylamino-l-phenyl-propanons C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 2 ) . CO . CH 3 in schwach salz- oder essigsaurer wässeriger Lösung mit Natriumamalgam, sowie in schwach salz- oder eisessigsaurer alko- holischer Lösung mit Natriumamalgam bleibt die Ketogruppe unangegriffen, aber der Stickstoff komplex wird abgespalten: C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 2 , HCl).CO.CH 3 + H 2 = C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 + NH(CH 3 ) 2 -f HCl. Die Versuche wurden ebenso wie bei dem entsprechenden Aminoketon mit quartärer Aminofunktion durchgeführt; wir ver- zichten darauf, hier die Einzelheiten, sowie die Identifizierung der Spaltstücke zu schildern, und verweisen auf die Dissertation des einen von uns'). Chlorhydrat des l-Methylamino-l-phenyl-propanons C G H 5 . CH(NH . CH 3 , HCl) . CO . CH 3 . Zur Herstellung des Chlorhydrates aus Bromphenylaceton und Methylamin wenden wir dasselbe Verfahren an wie bei der Umsetzung des Bromphenylacetons mit Dimethylamin, und zwar mit demselben guten Erfolge. In der S. 366 beschriebenen Weise werden 58 g Bromphenyl- aceton (1 Mol) und 120 g Benzol allmählich mit 305 g einer 5,56%igen benzohschen Methylaminlösung 2 ) (= 2 Mole Methylamin) zusammen- gebracht. Die gelbe Mischung wird unverzüglich vom krystalli- nischen Methylaminbromhydrat (28 g) abgesogen, sogleich wieder gekühlt und dreimal mit eiskalter Salzsäure ausgeschüttelt. Die hellbraune benzolische Lösung hinterläßt bei freiwilligem Verdunsten 10 g braunes Oel, das nach Bromphenylaceton riecht. Die salzsaure wässerige Lösung wird eingedampft und der Rückstand wie bei dem analogen Versuche mit Dimethylamin durch Aceton von braunem Harze befreit. 1 ) E. Runne, Kohlenstoff Stickstoffbindung in Aminoketonen und Aminoalkoholen. Braunschweig 1910. Druck von A. Lax, Hildesheim. 2 ) Benzolische Methylaminlösung. Benzol nimmt Methylamin nicht so reichlich auf wie Dimethylamin; eine bei Zimmertemperatur gesättigte benzolische Methylaminlösung enthält in 100 ccm 10,5 g Methylamin. H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Aminoketonen. 369 Das Chlorhydrat ist in Wasser und Alkohol leicht löslich, in Aceton und Aether unlöslich. Aus Alkohol krystallisiert es in glashellen Blättchen, die keinen scharfen Schmelzpunkt besitzen. Sie sintern von 200° an und schmelzen bei 210 — 211° unter Zer- setzung. 0.2190 g Substanz: 0,1592 g AgCl. C 10 H 14 ONC1. Berechnet Cl 17,76 Gefunden Cl 17,75. Die Ausbeute beträgt 58% der theoretischen, berechnet auf Bromphenylaceton. Reduktion des Chlorhydrates des l-Methylamino-l-phenyl-propanons C 6 H 5 . CH(NHCH 3 ) . CO . CH 3 . Während die A T -homologen Aminoketone mit tertiärer und quartärer Aminofunktion bei der Reduktion in Phenylaceton und Dimethyl- bzw. Trimethylamin zerfallen, läßt sich das Aminoketon mit sekundärer Aminofunktion in guter Ausbeute zu dem ent- sprechenden Aminoalkohol reduzieren. Zwar fällt auch hier ein Teil der Spaltung in Phenylaceton und Methylamin anheim, jedoch nur ein geringer, sodaß die Ausbeute gut ist. 45 g salzsaures 1-Methylamino-l-phenyl-propanon und die 25 fache Menge Wasser werden bei 0° mit dem Doppelten der theo- retisch erforderlichen Menge 5%igen Natriumamalgams (400 g) und 400 ccm verdünnter Salzsäure versetzt, die durch Auffüllen von 135 g 25%iger Salzsäure auf 400 ccm hergestellt ist. Man setzt alle 10 Minuten 5 ccm Säure und 5 g Amalgam zu und rührt während der Reduktion mit der Wasserturbine um. Aether entzieht der sauren wässerigen Lösung nach beendigter Reduktion etwa 3 g Phenylaceton. Die wässerige Lösung wird mit Natronlauge neutralisiert und zur staubigen Trockne gebracht. Absoluter Alkohol nimmt aus dem Salzgemisch neben wenig Methylaminchlorhydrat nahezu 35 g salzsaures l-Methylamino-l-phenyl-propanol (2) C 6 H 5 . CH(NHCH 3 ) . CH(OH) . CH 3 auf. Das Chlorhydrat ist in Wasser und Alkohol sehr leicht löslich. Aus absolutem Alkohol krystallisiert es in rein weißen Blättchen, die bei 189° sintern und bei 191 — 193° schmelzen. Aroh d Pharm. CCXXXXIX Bdg. 5 Heft 24 370 H. Emde u. E. Runne: Reduktion von Amiuoketonen. 0,1556 g Substanz: 0,1094 g AgCl. C 10 H 16 OXC1. Berechnet 17,59 Gefunden 17,38. Die freie Base wird aus dem Chlorhydrat durch eine kalt- gesättigte Sodalösung abgeschieden. Man nimmt sie mit Aether auf, wobei man sehr häufig ausäthern muß, da sie in Wasser ziemlich leicht löslich ist, trocknet über frisch geglühtem Natriumsulfat, und erhält durch Abdestillieren des Aethers den freien Aminoalkohol als gelbes Oel, das man nicht zu krystalhsieren vermag. Es besitzt einen sehr schwachen alkylaniinartigen Geruch. Das Chlor oplatinat ist in Wasser und Alkohol sehr leicht löslich ; nur aus ganz konzentrierter wässeriger Lösung scheidet es sich in Drusen ab, die zur Reinigung in Alkohol gelöst und mit Aether gefällt werden können. Schmelzpunkt 193 — 194° unter Zersetzung. 0.2440 g Substanz: 0,0640 g Pt. Berechnet Pt 26,33 Gefunden Pt 26,23. Betain. 8 g Betainchlorhydrat Kahlbaum ( 1 / 20 Mol) wurden in möglichst wenig Wasser gelöst und im schräg gestellten Fraktionier- kölbchen nach und nach mit 150 g 3% igem Natriumamalgam be- handelt, und zwar 12 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur, 12 Stunden lang bei Wasserbadtemperatur. Die 10 ccm 25%ige Salzsäure, die vorgelegt waren, lieferten beim Eindampfen nur 002, g Trimethylaminchlorhydrat. Die Flüssigkeit im Reaktionskölbchen wurde vom Quecksilber getrennt, mit Salzsäure schwach angesäuert und zur Hälfte über freier Flamme abdestilliert. Das Destillat gab deutliche Essig- säurereaktionen, verbrauchte jedoch nur 1,5 ccm n / 10 -Natronlauge. Der Destillationsrückstand wurde auf dem Wasserbade zur Trockne gebracht und gab an absoluten Alkohol 7.2 g reines Betainchlor- hydrat von Schmelzpunkt 228° ab. also nahezu die gesamte Aus- gangsmenge. Die Reaktion CHo.COOH + H 2 = CHgCOOH + N(CH 3 ) 3 + HCl NCH 3 ) 3 C1 hat sich demnach unter obigen Bedingungen nicht verwirklichen lassen; die geringe Spaltung des Betains, die beobachtet wurde, tritt auch mit Natronlauge allein ohne nascierenden Wasserstoff ein. H. Kinde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. 371 Mitteilung aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Technischen Hochschule zu Braunschweig. Arylaminoalkohole III 1 ). (IX Mitteilung über Kohlenstoffdoppelbindung- und Kohlen- stoffstickstoffbindung 2 ).) Von Hermann Emde und Ernst Runne. (Eingegangen den 6. I. 11.) I. l-Phenyl-l-amino-propanol <2 und dessen N-Methylderivate. In der ersten Mitteilung 1 ) über Arylaminoalkohole ist eine Darstellung des 1-Phenyl-l-amino-propanols (2) beschrieben, die durch folgendes Schema veranschaulicht wird: C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 m >■ C 6 H 5 .C( :NOH).CO.CH 3 Phenylaceton Isonitrosophenylaceton m — ^ C 6 H 5 .CH(NH 2 ).CO.CH 3 m — >- C 6 H 5 .CH(NH 2 ).CH(OH).CH 3 Phenylaminoaceton 1-Amino-l-phenyl- propanol (2) Seitdem hat sich herausgestellt, daß man die Stufe des Phenyl- aminoacetons überspringen und in e i n e r Operation vom Isonitroso- phenylaceton aus durch Reduktion zum Aminoalkohol gelangen kann. Die Ausbeute wird dadurch erheblich verbessert; während man nach der früheren Vorschrift aus Isonitrosophenylaceton nur etwa 25% Aminoalkohol erhält, beträgt sie nach folgendem Verfahren z. B. aus 50 g Oxim 25 g Chlorhydrat des Amino- alkohols, d. i. 43, 5%. der theoretischen. Eine Lösung von 10 g Isonitrosophenylaceton in 300 g 96%igem Alkohol wird in einem geräumigen Diazotierbecher mit Eis und Salz auf 0° gekühlt und ohne Rücksicht auf etwas Isonitrosophenyl- aceton, das sich dabei ausscheidet, alle fünf Minuten mit 5 g 5%igem Xatriumamalgam und 2 ccm verdünnter Salzsäure versetzt, die in 20 ccm 17 g 25%ige wässerige Salzsäure, im übrigen Alkohol enthält. Man rührt mittels der Wasserturbine und erhält die Tem- peratur nahe bei 0°. Nachdem 350 g Natriumamalgam verbraucht sind, saugt man vom Chlornatrium ab, wäscht mit Alkohol nach, !) I. Arch. d. Pharm. 247, 130 (1909); II. Berl. Ber. 43, 267 {1910). 2 ) VIII. Mitteilung: Arch. d. Pharm. 249, 354 (1911). 21* 372 H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. neutralisiert mit Natronlauge und engt auf etwa 60 ccm ein. Man führt mit etwa 90 ccm Wasser durch ein Filter in einen kleineren Diazotierbecher über, wobei eine geringe rötlichbraune Abschei- dung auf dem Filter verbleibt, kühlt wie oben und reduziert noch- mals mit 100 g 5%igem Natriumamalgam und 100 ccm 8%iger wässeriger Salzsäure, indem man alle 5 Minuten 5 g Amalgam und 5 ccm Säure zusetzt. Diese zweite Reduktion ist nötig, da bei der ersten nachweisbar etwas Isonitrosoketon unverändert bleibt. Die filtrierte Reaktionsflüssigkeit wird mit Natronlauge bis zur schwach sauren Reaktion versetzt und auf dem Wasserbade zum Sirup eingedampft. Beim Erkalten erstarrt das Ganze. Es wird fein gerieben, im Vakuumexsikkator nachgetrocknet und mit Aceton von braunschwarzen harzartigen Produkten befreit. Die Aceton- lösung nimmt um so mehr salzsauren Aminoalkohol auf, je weniger sorgfältig das Reaktionsprodukt getrocknet wurde. Man kann die gelösten Anteile gewinnen, indem man die Acetonlösung zur Trockne bringt und den Rückstand in gleicher Weise mit Aceton behandelt. Nach drei- bis viermaligem Abdampfen und Wiederaufnehmen mit Aceton löst sich der dunkle Abdampf rückstand völlig in Aceton; alles Chlorhydrat des Aminoalkohols ist dann isoliert. Man erhält so das salzsaure Phenylaminopropanol rein weiß und nahezu rein; der Schmelzpunkt beträgt 163 — 164° und steigt, wie früher angegeben, durch Umkrystallisieren aus Wasser auf 170—171°. Natriumamalgam und Eisessig, die sonst vielfach benutzt werden, um die Isonitrosogruppe zur Aminogruppe zu reduzieren, sind in diesem Falle nicht geeignet, da selbst bei 0° größere Mengen harziger Produkte entstehen. In wässeriger schwach alkalischer Lösung wird das Isonitroso- keton durch 2,5%iges Natriumamalgam bei 0° zum Teil in eine Substanz übergeführt, die in Wasser und verdünnter Alkalilauge unlöslich ist und bei 126° unter Zersetzung schmilzt; ein erheblicher Teil des Oxims bleibt unverändert. Wir haben den Stoff vom Schmelzpunkt 126° nicht näher untersucht; der gewünschte Amino- alkohol bildet sich bei dieser Reduktionsweise, wie zu erwarten war,, überhaupt nicht. Die Methylierung des Aminoalkohols C 6 H 5 .CH(NH 2 ) . CH(OH).CH 3 liefert in guter Ausbeute die entsprechende Am- moniumverbindung. Einfacher als die Vorschrift, die wir an anderer Stelle 1 ) veröffentlicht haben, ist die folgende, da man bei ihr anstatt >) BerL Ber. 43, 1728 (1910). H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. 373 des freien Aniinoalkohols das Chlorhydrat benutzt : 1 Mol salzsaures Phenylaminopropanol wird mit 4,5 Molen Jodmethyl übergössen und mit einer kalten Lösung von 3 Molen Natrium, die in wenig Methyl- alkohol gelöst sind, in drei Absätzen versetzt. Nur bei schnellem Zusätze braucht die Reaktion durch Abkühlung gemildert zu werden. Das Gemisch wird, nachdem es sich auf Zimmertemperatur abgekühlt hat, mit Salzsäure schwach angesäuert und zur Trockne verdampft. Absoluter Alkohol entzieht dem ganz trockenen Rück- stande das quartäre Ammoniumjodid und Jodnatrium; Chlor- natrium bleibt ungelöst zurück. Aus dem völlig trockenen Ab- dampfrückstande der alkoholischen Lösung wird das Jodnatrium durch Aceton herausgelöst; das zurückbleibende quartäre Am- moniumjodid wird schließlich aus absolutem Alkohol um- krystallisiert. Die Ausbeute an reinem Ammoniumjodid beträgt nach beiden Methoden der Methylierung etwa 75% der theoretischen. Die quartäre Ammoniumverbindung durch Reduktion der leicht zugänglichen Ketoammonium Verbindung herzustellen, C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 3 C1) . CO . CH 3 ~ C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 3 C1) . CH(OH) .CH 3 ist unter den von uns angewandten Bedingungen 1 ) nicht möglich gewesen, da hierbei die C— N-Bindung, nicht aber die C:0-Gruppe hydriert wird. Aus demselben Grunde haben wir den Aminoalkohol mit tertiärer Am inofunktion C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 2 ).CH(OH).CH 3 durch Reduktion des entsprechenden Aminoketons bis jetzt noch nicht herstellen können 2 ) ; die direkte Methylierung der zugehörigen Aminoalkohole mit primärer oder sekundärer Aminofunktion erscheint aussichtslos, da man kerne Mittel kennt, sie auf der Stufe des tertiären Amins zu unterbrechen, wenn man die Amino- gruppe nicht zuvor acyliert. Ob die neuere, von P a a 1 und Fokin 3 ) begründete kataly- tische Reduktionsweise mit Platinmohr und Wasserstoff zum Ziele führt, soll gelegentlich untersucht werden. Dagegen läßt sich das Aminoketon mit sekundärer Aminofunktion in guter Ausbeute zum entsprechenden Aminoalkohol reduzieren 4 ). x ) Aren. d. Pharm. 249, 363 (1911). 2 ) 1. c. 366. 3 ) Eine Literaturzusammenstellung darüber findet sich bei R. Willstätter und E. Was er, Berl. Ber. 43, 1177(1910). *) 1. c. 368. 374 H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. Spaltungen der quartären Ammoniumverbindung C 6 H 6 . CH(N[CH 3 ] 3 X) . CH(OH) . CH 3 . a) Spaltung des Chlorids durch Wasserstoff in alkalischer Lösung. Benzyl-trimethylammoniumchlorid wird durch Natrium- amalgam und Wasser in Toluol und Trimethylamin zerlegt 1 ) : C 6 H 5 .CH 2 .N(CH 3 ) 3 C1 + H 2 = C 6 H 5 .CH 3 + N(CH 3 ) 3 + HCl. Analog zerfällt das quartäre Ammoniumchlorid des 1-Phenyl- 1-amino-propanols (2) in Benzylmethylcarbinol und Trimethylamin : C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 C1).CH(0H).CH 3 + H 2 = C 6 H 5 .CH 2 .CH(OH).CH 3 + N(CH 3 ) 3 + HCl. Die Spaltung verläuft quantitativ. 18 g krystallisiertes krystall wasserhaltiges Chlorid werden mit 180 g Wasser in einen Fraktionierkolben übergeführt, dessen Ab- laufrohr mit einem Kühler versehen und schräg in die Höhe gerichtet ist. An das Rohr ist ein U-Rohr angeschlossen, das zur Aufnahme des Trimethylamins mit verdünnter Salzsäure beschickt ist. Man setzt durch die Eingußöffnung des Kölbchens nach und nach 200 g 5% iges Natriumamalgam hinzu, bringt auf ein siedendes Wasserbad und fügt weitere 100 g 5% iges Natrium- amalgam in Anteilen zu. Während der ganzen Reduktion schüttelt man häufig um. Nachdem das Natriumamalgam verflüssigt ist, gießt man vom Quecksilber in einen Scheidetrichter ab und nimmt das Benzyl- methylcarbinol mit Aether auf. Die ätherische Lösung wird durch Waschen mit verdünnter Salzsäure und etwas Wasser vom Tri- methylamin befreit und über wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet. Sie hinterläßt beim Abdestillieren des Aethers 6 g reines Benzyl- methylcarbinol, das durch das Phenylurethan vom Schmelzpunkt 88 — 89° identifiziert wurde. Das in der wässerig-alkalischen Reaktionsflüssigkeit noch enthaltene Trimethylamin wird mit Wasserdämpfen in Salzsäure übergetrieben. Das Trimethylaminchlorhydrat aus den bei der Spaltung und bei der Wasserdampfdestillation vorgelegten und zum Aus- schütteln der ätherischen Lösung benutzten verdünnten Salzsäuren wurde durch das Platinsalz charakterisiert: !) Arch. d. Pharm. 247, 380 (1909). H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. 375 0,2182 g Substanz: 0.0799 g Pt, 0.2113 g Substanz: 0.0774 g Pt. (N[CH 3 ] 3 .HCl) 2 PtCl 4 . Berechnet Pt 36,92 Gefunden Pt 36,62 und 36,63. Der Rückstand, der nach dem Abdampfen der mit Salzsäure angesäuerten alkalischen Reaktionsflüssigkeit hinterbleibt, besteht aus Chlornatrium; absoluter Alkohol entzieht ihm kein unverändertes quartäres Ammoniumchlorid. b) Spaltung des Jodids durch gasförmige Salz- säur e. Aus N-methylierten Basen sind hin und wieder die Chlor- hydrate der Basen niederer Ordnung durch Abspaltung von Halogenmethyl im Salzsäurestrome bei erhöhter Temperatur hergestellt worden. So hat M e r r i 1 1 1 ) aus Phenyltrimethyl- ammoniumjodid C 6 H 5 .N(CH 3 ) 3 J Dimethylanilin C 6 H 5 N(CH 3 ) 2 her- gestellt, während nach Laut h 2 ) Dimethylanilin bei 180° im Salz- säurestrom vollständig in Anilinchlorhydrat und Chlormethyl zer- fällt. Ladenburg 3 ) hat bei der Destillation des scharf getrockneten salzsauren Hydrotropidins C 8 H 15 N im Salzsäurestrom die tertiäre Base Norhydrotropidin C 7 H 13 N und Chlormethyl erhalten. Die Hoffnung, demgemäß durch Spaltung nach dem Schema: C e H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 J).CH(OH)'.CH3 -* C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 2 ).CH(OH).CH 3 + CH 3 J zu dem Aminoalkohol mit tertiärer Aminofunktion zu kommen, hat sich indes nicht verwirklicht. Zwar lieferten 1,5 g Phenylpropanol- trimethylammoniumjodid, eine Stunde lang im trockenen Salz- säurestrom auf 120° und hin und wieder auf 180° erhitzt, als Destillat ein braunes Oel, sowie einen Rückstand, dessen Chlorgehalt nach der Digestion mit Chlorsilber und dem Umkrystallisieren aus Alkohol auf das gesuchte Chlorhydrat des Aminoalkohols mit tertiärer Aminogruppe stimmte: 0,0403 g Substanz: 0,0271 g AgCl. C n H 18 ONCl. Berechnet Cl 16,44 Gefunden Cl 16,63; aber als daraufhin 27 g quartäres Ammonium Jodid zwei Stunden lang im Salzsäurestrom auf 170 — 180° erhalten wurden, trat völliger Zerfall ein nach dem Schema: C 6 H 8 .CH(N[CH 3 ] 3 J).CH(OH).CH 3 =C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 + N(CH 3 ) 3 .HJ. J ) Joum. pr. Chem. [2] 17, 286 (1878). 2 ) Berl. Ber. 6, 677 (1873). 3 ) Berl. Ber. 20, 1648 (1887). 376 H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. Danach hat weniger die gasförmige Salzsäure als die Temperatur- erhöhung spaltend gewirkt. Aus Mangel an Material haben wir darauf verzichten müssen, zu versuchen, ob sich nicht doch Bedingungen ausfindig machen lassen, unter denen sich im Salzsäurestrom Jodmethyl abspaltet und der Aminoalkohol mit tertiärer Aminogruppe entsteht. Wahr- scheinlich haben wir die Temperatur zu hoch gewählt, und man kommt vielleicht zum Ziele, wenn man das quartäre Ammonium- jodid gerade zum Schmelzen bringt, dann aber die Temperatur so weit herunter gehen läßt, auf etwa 140°, daß es eben geschmolzen bleibt. Die Temperatur des Wasserbades ist zu niedrig; bei ihr bleibt das quartäre Ammonium Jodid im Salzsäurestrome völlig unverändert. Die Spaltstücke, in die Phenylpropanoltrimethylammonium- jodid beim Erhitzen im Salzsäurestrom auf etwa 180° zerfällt, haben wir wie folgt identifiziert: Das Methylbenzylketon war als braunes Oel überdestilliert und lieferte das in der vorigen Mitteilung mehrfach beschriebene Semicarbazon vom Schmelzpunkt 191°. Der braune Rückstand im Kolben, der im Gegensatz zu dem Versuche mit 1,5 g quartärem Ammoniumjodid bei dem Versuche mit 27 g durch Alkohol sich nicht herauslösen ließ, gab an Aceton den färbenden Bestandteil ab und verwandelte sich in eine weiße, nicht hygroskopische Masse von krystalhnischer Struktur, die nur Spuren Chlor, dagegen sehr reichliche Mengen Jod enthielt. 0,3952 g Substanz verbrauchten 22,65 ccm n / 10 -AgNO 3 ; für reines Trimethylarninjodhydrat berechnen sich 21,13 ccm n / 10 -AgNO 3 . Demnach bestand der Rückstand aus annähernd reinem Trimethylarninjodhydrat. Trimethylamin wurde zum Ueberflusse durch das Platinsalz charakterisiert. c) Spaltung des Hydroxydes durch Erhitzen. An anderer Stelle 1 ) haben wir mitgeteilt, daß die wässerige Lösung der freien Ammoniumbase aus 15 g des Jodides C 6 H 5 .CH (N[CH 3 ] 3 J).CH(OH).CH3 beim Kochen in Trimethylamin und jj-Methyl-phenyl-äthylenglykol, C 6 H 5 . CH(OH) . CH(OH) . CH 3 zerfällt. Die Ausbeute an Glykol betrug nur 1,2 g. Wir haben bei diesem Versuche die wässerige Lösung der freien Ammoniumbase zunächst auf dem Wasserbade eingedampft und erst später, als l ) Berl. Ber. 43, 1727 (1910). H. Emde u. E. Ruinie: Arylaminoalkohole. 377 wir Oeltröpfchen sich abscheiden sahen, in einem Fraktionierkölbchen destilliert, dessen Ablauf röhr mit einem Kühler versehen und an ein U-Rohr mit Salzsäure angeschlossen war. Bei dem Abdampfen auf dem Wasserbade ist uns ein anderes Spaltprodukt, das mit Wasserdämpfen leicht flüchtige Methyl- pheny 1 -ät h ylenoxyd, C 6 H 5 .CH . CH.CH 3 , vom Siede- punkt 200° verloren gegangen, das sich, wie Rabe und Hallensleben 1 ) kürzlich gezeigt haben, bei der obigen Spaltung in reichlicher Menge neben oder vielleicht vor dem Glykol bildet. l-Methylamino-l-phenyl-propanol (2) (dl-a-lsoephedrin) C 6 H 5 . CH(NHCH 3 ) . CH(OH) . CH 3 . 1-Methylamino-l-phenyl-propanol (2) wird aus dem ent- sprechenden Methylaminoketon durch Reduktion der Ketogruppe hergestellt, wie wir in der vorhergehenden Mitteilung 2 ) angegeben haben. Dieser Aminoalkohol verdient deshalb besonderes Interesse, weil er dasjenige von den acht Strukturisomeren 3 ) des Ephedrins, C 6 H 5 .CH(OH).CH(NHCH 3 ).CH 3 , ist, das die engste Beziehung zu ihm hat: Methylamino- und Hydroxylgruppe haben nur den Platz gewechselt. Man kann deshalb den von uns hergestellten Aminoalkohol als Isoephedrin*) bezeichnen. Wie bereits früher erörtert 5 ), sind vier aktive und zwei inaktive (spaltbare) Formen dieses Isoephedrins möglich, ebenso wie bei dem naturellen Ephedrin; wir haben nach unserer Darstellungsmethode nur eine der beiden inaktiven Formen erhalten, die wir als u -Isoephedrin von der noch unbekannten zweiten inaktiven ji-Form unterscheiden. Das Chlorhydrat des dl-a -Isoephedrins spaltet sich beim Er- hitzen auf 250° in B e n z y 1 m e t h y 1 k e t o n C 6 H 5 .CH 2 .CO.CH 3 , das überdestilliert, und Ammoniumchlorid, das zurückbleibt: 5 g des Chlorhydrates wurden im Luftbade in einem Frak- tionierkölbchen. dessen Ablaufrohr mit Kühler versehen und mit 1 ) Berl. Ber. 43, 2622 (1910). 2 ) Aren d. Pharm. 249, 369 (1911). 3 ) Vergl. Arch. d. Pharm. 245, 664 (1907). 4 ) Nachdem E. Schmidt und F. Flaecher (Arch. d. Pharm. 242, 380 (1904) das Isoephedrin Nagais (Chem.-Ztg. 1890. 441) als Pseudoephedrin identifiziert haben, ist der Name Isoephedrin frei geworden. 5 ) Arch. d. Pharm. 245, 672 und 678 (1907). 378 H. Em de u. E. Runne: Arylaminoalkohole. salzsäurebeschicktem U-Rohre verbunden war. wiederholt kurze Zeit auf 250° erhitzt und zum Schlüsse solange auf dieser Temperatur erhalten, bis nichts mehr überging. Das über destillierte kirschrote Oel wurde in ätherischer Lösung über Chlorcalcium getrocknet; beim Abdesti liieren des Aethers verbheben etwa 1.3 g. Das Oel lieferte in der mehrfach beschriebenen Weise das Semikarbazon des Phenylacetons (Benzylmethylketons), das für sich bei 189°, nach dem Mischen mit dem Semikarbazon des Phenylacetons, Schmelzpunkt 190°. gleichfalls bei 189° schmolz. Die vorgelegte Salzsäure hinterheß beim Abdampfen nur Spuren eines Chlorides, das zwar mit Platinchlorid eine Fällung gab, aber nicht näher identifiziert werden konnte. Aus dem Rückstande im Fraktionierkolben, der aus einer oberen braunen und einer unteren weißen Schicht bestand, nahm Aether den färbenden Bestandteil, ein braunes Harz, auf. Die weißen Krystalle bestanden ausschließlich aus Ammonium- chlorid ohne Methylaminchlorhydrat. Das Heß sich beweisen, indem die wässerige Lösung fraktioniert mit Platinchlorid gefällt wurde; das Methylaminplatinchlorid ist etwas leichter löshch als Platinsalmiak und hätte sich in den letzten Fraktionen oder in der Mutterlauge finden müssen. Der Platingehalt sämtlicher vier Fraktionen stimmte jedoch auf Platinsalmiak mit 43,91% Pt: 0,2079 g Substanz: 0,0911 g Pt = 43,82%. 0,2930 g Substanz: 0,1279 g Pt = 43,65%. 0,1054 g Substanz: 0,0464 g Pt = 44,02%. 0,0378 g Substanz: 0,0164 g Pt = 43,39%. Trotzdem dürfte der Zerfall des salzsauren 1-Methylamino- 1-phenyl-propanols (2) beim Erhitzen auf 250° nach dem Schema erfolgen : C 6 H 5 .CH(NHCH 3 , HCl).CH(OH).CH 3 = C 6 H 5 . CH 2 . CO . CH 3 + NH,CH 3 , HCl. Das Methylaminchlorhydrat zerfällt dann bei der hohen Temperatur sekundär in Ammoniumchlorid und Methylchlorid, eine Spaltung, auf der z. B. die technische Darstellung von Chlor- methyl aus Melasseschlempe beruht. II. Spaltung des [l-Phenyl-butanol(3)]trimethylammoniumchlorids durch Reduktion. Die Verbindung C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 J).CH 2 .CH(OH).CH 3 ist in Form eines Sirups bereits von M. K o h n 1 ) durch Methylierung 1 ) Wiener Monatsh. f. Chern. 1907, 28, 432. H. Erade u. E. Kunne: Arylaminoalkohole. 379 des entsprechenden Aminobutanols hergestellt, das durch Reduktion des Additionsproduktes aus Benzylidenaceton und Methylamin mit Natriumamalgam und Salzsäure gewonnen war. Die Angaben M. K o h n s können wir durchaus bestätigen und folgende Kleinig- keiten hinzufügen: Man erhält das Jodid krystallinisch , wenn man seine konzentrierte Lösung in absolutem Alkohol mit Aether fällt; es sintert von 145° an und schmilzt bei 152°. 0,2101 g Substanz: 0,1473 g AgJ. 0,2244 g Substanz: 0,1582 g AgJ. C 13 H 22 ONJ. Berechnet J 37,88 Gefunden J 37,86 und 38,11. Das Chlor aurat schmilzt nach Kohn bei 131 — 134° nach vorherigem Sintern. Es krystallisiert aus Wasser in prachtvollen Blättern, die von 132° an sintern und bei 140 — 141° klar schmelzen. Mit Natriumamalgam spaltet sich das entsprechende quartäre Ammoniumchlorid in wässeriger Lösung quantitativ nach der Gleichung : C 6 H 5 .CH(N[CH 3 ] 3 Cl).CH 2 .CH(OH).CH3 + H 2 = C 6 H 5 .CH 2 .CH 2 .CH(OH).CH 3 + N(CH 3 ) 3 + HCl in Methyl-phenäthyl-carbinol und Trimethylamin. Wir führten die Spaltung und Aufarbeitung in der gewohnten mehrfach beschriebenen Weise durch. Das Methyl-phenäthyl-karbinol C 6 H 5 .CH 2 .CH 2 .CH(OH).CH 3 soll nach C. Engler und A. Lei st 1 ), die es durch Reduktion des Benzylidenacetons („Acetocinnamons") C 6 H 5 .CH: CH.CO.CH 3 darstellten, ein fester Körper sein, der in nicht ganz reinem Zustande bei 68° schmilzt. Diese Angabe ist auffällig, da die übrigen bis jetzt bekannten Phenylbutanole ebenso wie die Phenylpropanole als Oele beschrieben werden. Wir erhielten das Carbinol bei der Reduktionsspaltung des quartären Ammoniumchlorids C 6 H 5 . CH(N[CH 3 ] 3 C1) . CH 2 . CH(OH) . CH 3 als aromatisch riechendes Oel, das auch in einer Kältemischung keine Neigung zum KrystaUisieren zeigte, und analysierten es in Form des Phenylurethans, das sich als Krystallbrei abscheidet, wenn man je 0,4 g Carbinol und Phenylisocyanat in 2 ccm Ligroin einen Tag lang stehen läßt. Man saugt ab, wäscht mit wenig Ligroin nach, entzieht dem Gemisch das Phenylurethan mit Aether, wobei man so wenig Aether verwendet, daß der l ) Berl. Ber. 6, 255 (1873). 380 H. Emde u. E. Runne: Arylaminoalkohole. Diphenylharnstoff ungelöst zurückbleibt, und krystallisiert aus verdünntem Alkohol um. Das Phenylurethan schießt in prachtvollen Nadeln an, die bei 116 — 117° schmelzen. 0,1710 g Substanz: 8,3 ccm N bei 18° und 747 mm. C 17 H 19 2 N. Berechnet N 5,21 Gefunden N 5,60. Als stickstoffhaltiges Spaltstück trat lediglich Trimethyl- amin auf, das durch sein Chloroplatinat charakterisiert wurde. 0,2382 g Substanz: 0,0875 g Pt. ([CH 3 ] 3 N.HCl) 2 PtCl 4 . Berechnet Pt 36,92 Gefunden Pt 36,73. III. Spaltung des Aethylol-diäthyl-methyl-ammoniumchlorids (CH 2 OH.CH 2 )(C 2 H 5 ) 2 (CH 3 )NCl. Das Jodid dieses bis jetzt noch nicht beschriebenen Cholins entsteht in guter Ausbeute, wenn man 23,4 g ( 1 / 5 Mol) Diäthylaminäthanol (C 2 H 5 ) 2 N.CH 2 .CH 2 OH mit 25 g absolutem Methylalkohol und unter Eiskühlung nach und nach mit 30 g ( x / 5 Mol) Jodmethyl versetzt. Das Gemisch wird sirupös und erstarrt im Eise bald zu einem weißen Krystallbrei, verflüssigt sich jedoch wieder, wenn man es auf Zimmertemperatur bringt, und färbt sich dabei tief grün. Bei erneuter Abkühlung auf 0° scheiden sich wieder weiße Krystalle ab. Durch 100 ccm wasserfreien Aether, der in kleinen Anteilen und unter Umschwenken zugefügt wird, fällt man das quartäre Ammonium Jodid völlig aus. Es bildet weiße Krystalle, die etwas hygroskopisch sind und sich in Wasser und Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur spielend leicht lösen. Schmelzpunkt 249° unter Zersetzung. 0,4624 g Substanz: 0,4175 g AgJ. C 7 H 18 ONJ. Berechnet J 49,00 Gefunden J 48,80. Das Chloroplatinat ist in Wasser ziemlich leicht löslich und krystallisiert daraus in orangeroten Oktaedern, die sich bei 210° verfärben und bei 222 — 223° zersetzen. 0,3402 g Substanz: 0,0978 g Pt. C 14 H 36 2 N 2 Cl 6 Pt. Berechnet Pt 29,00 Gefunden Pt 28,75. Das Chloraurat löst sich in Wasser schwerer als das Chloro- platinat und krystallisiert daraus in prächtigen goldgelben Nadeln, die sich bei 237 — 238° zersetzen. H. Emde u. E. Runne: ArylaminoalUohol. 381 0,2088 g Substanz: 0,0874 g Au. C T H 18 ONCl 4 Au. Berechnet Au 41.fö Gefunden Au 41 86. Eine Spaltung des quartären Ammoniumchlorids durch Natriumamalgam in alkalischer Flüssigkeit nach dem Schema: (CH 2 OH.CH 2 )(C 2 H 5 ) 2 (CH 3 )NCl + H 2 = CH 2 OH.CH 3 + (C 2 H 5 ) 2 (CH 3 )N + HCl tritt nicht ein, oder höchstens zu einem ganz geringen Betrage. 6,45 g quartäres Ammoniumchlorid, aus 10 g Jodid mit Chlorsilber bereitet, -wurden in 100 g Wasser gelöst und bei Wasser- badtemperatur allmähhch mit 300 g 5%igem Natriumamalgam ver- setzt. Das Gas, das sich dabei entwickelte, wurde durch Salzsäure geleitet und dann über Wasser aufgefangen ; es bestand aus Wasser- stoff und enthielt keine Kohlenwasserstoffe. Die alkalische Flüssigkeit wurde mit Wasserdämpfen destilliert, wobei Salzsäure vorgelegt wurde. Der Destillationsrückstand gab an absoluten Alkohol nach dem Ansäuern und Eindampfen 5 g unverändertes quartäres Ammoniumchlorid ab, das durch sein Chloraurat, Zersetzungspunkt 238°, identifiziert wurde. Die salzsauren Destillate enthielten Spuren von Aethylalkohol, da mit den ersten 2 ccm, die davon abdestilhert wurden, eine sehr schwache Jodoformreaktion erzielt wurde, sowie geringe Mengen eines Chlorides, da nach dem Einengen auf 5 ccm Goldchlorid eine geringe Fällung hervorrief, die bei 145° schmolz und sich bei 225° zersetzte. Wenn dies auch auf eine geringe Spaltung, vielleicht nach der obigen Gleichung, hindeutet, so kann sie doch nur von ganz untergeordneter Bedeutung gewesen sein, da von den 6,45 g quartären Ammoniumchlorids, die angewandt wurden, 5 g, d. h. in Anbetracht der Fehlerquellen fast die ganze Menge, zurückgewonnen wurden. Schlufsbemerkung. Für die Haftfestigkeit der Kohlenstoffstick- stoffbindung in quartären Ammonium Verbindungen bei der Reduktion folgt aus den Spaltungen, die im vorstehenden mit- geteilt sind, daß die für Benzylammoniumverbindungen beobachtete Lockerung auch bei Aminoalko holen mit Benzylaminstellung der Aminogruppe besteht. Dagegen scheint im Gegensatze zur Keto- gruppe die primäre oder sekundäre Alkoholgruppe für sich allein 382 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. in u- oder [i- Stellung zur Aminogruppe die Kohlenstoff Stickstoff - bindung nicht zu lockern soweit man unsere Ergebnisse ver- allgemeinern darf. Gleichzeitig mit mir und zwar auf breiterer Grundlage, hat Rabe 1 ) Untersuchungen über die Haftfestigkeit der Kohlenstoff - stickstoffbindung in 1,2-Hydraminen begonnen. Die Veranlassung dazu gaben verschiedene bei Alkaloiden gemachte Beobachtungen, die sich auf einen Uebergang des Komplexes — CH— C= — C— C= I | in die Gruppen || | + NH< OH N< OH zurückführen lassen. Nach brieflicher Uebereinkunft mit Herrn Prof. Rabe- Jena werde ich weitere Untersuchungen in der Richtung, die in dieser und der vorigen Mitteilung eingeschlagen ist, zurückstellen, bis seine Ergebnisse vorliegen. E m d e. Untersuchungen über Blausäure-Benzaldehydlösungen in Verbindung mit Kirschlorbeerwasser. Inauguraldissertation von P. H. Wirth. (Autoreferat.) (Eingegangen den 9. VI. 1911.) Die Pharmacopoea Neerlandica IV verlangt von dem Apo- theker eine Wertbestimmung ihres Präparats ,, Kirschlorbeerwasser"; diese beruht auf der Ermittelung des totalen Blausäuregehalts. Sie verlangt weiter, daß man mittels einer Grenzreaktion be- stimme, ob ein Teil der Blausäure gebunden ist. Das Verdienst, die chemische Zusammensetzung des Bitter- mandelwassers zuerst erforscht zu haben, gebührt Feld haus 2 ). 25 Jahre später brachten die Untersuchungen von Linde 3 ) dann J ) Vergl. Rabe und Schneider, Ann. d. Chem. 365, 377 (1909), sowie E m d e u. R u_nn e , Arch. d. Pharm. 247, 130 (1909). 2 ) Arch. d. Pharm. 1863; Zeitschr. f. anal. Chem. 2 (1864). 3 ) Pharm. Centralh. 28 (1887). P. H. Wirth: iilausäure-Beiizaldehydlösiuit^i'ii. 383 weitere Aufklärung. Hieraus entlehne ieh folgendes. ALs wirksame Bestandteile können nur in Betracht kommen: Benzaldehyd, Blausäure, Benzaldehydcyanhydr i n . Die Blausäure wirkt auch in, der Verdünnung 1 : 1000 noch sehr giftig. Benzaldehyd wirkt dagegen nicht anders als andere ätherische Oele. Als der einzige wirksame Bestandteil kommt nur Benzaldehyd- cyanhydrin in Betracht. Ungefähr in derselben Weise äußert sich auch S t o k v i s, worüber später näheres. Obige Behauptungen, sowie die Grenzreaktion des Arznei- buches rechtfertigen die Vermutung, daß eine Beschränkung des Gehaltes der freien Blausäure dem Präparate nützen werde. Diese Auffassung lenkt das Studium nach zwei Richtungen hin. 1. Das chemische Studium: die Erforschung der Einflüsse, welche den Gehalt der freien und gebundenen Blausäure beherrschen. 2. Das pharmakodynamische Studium. Es versteht sich von selbst, daß meine Untersuchungen sich größtenteils auf dem chemischen Gebiete bewegen. Ich hoffe jedoch, auch die zweite Frage zu be- sprechen, insofern meine Versuche sich in dieser Richtung bewegen. Die Literatur, die ich benutzte, bezieht sich hauptsächlich auf das Bittermandelwasser. Es ist also notwendig, die große Aehnlichkeit, womöglich auch die Gleichheit der beiden Präparate nachzuweisen. Wenn wir vorläufig als wirksame und einzige Bestandteile die von Linde genannten drei Stoffe annehmen, so brauchen wir nur die beiden Glucoside Aniygdalin und Prulaurasin als Ausgangsmaterial zu berücksichtigen. Nach der Spaltung kommen daher für das Destillat nur Blausäure, Benzaldehyd und Benz- aldehydcyan hydrin in Betracht. Fromm hat nachgewiesen, daß der zuletzt genannte Stoff bei der Destillation sich ganz in seine zwei Komponenten spaltet. Es ist also klar, daß das Benzaldehyd- cyanhydrin, welches sich in dem Destillat bildet, stets optisch inaktiv sein wird, da ja die Möglichkeiten der Bildung für beide Isomeren gleich sind. F r o m m 1 ) hat dies noch zum Ueberflusse nachgewiesen. H e r i s s e y'-) hat Prulaurasin aus den Blättern des Prunus Laurocerasus isoliert. x ) Apoth.-Ztg. 31, 265 (1897). 2 ) Journ. de Pharm, et de Chem. 23 (1906); Arch. d. Pharm. 246 (1907). 384 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. Im allgemeinen läßt sich also sagen, daß die Glucoside der Formel [(C 6 H 12 6 ) n . C 6 H 5 COH . HCN]— n . H 2 nach der Spaltung ein Destillat von gleicher qualitativer Zusammen- setzung ergeben werden. Die Literatur über das Bittermandel- wasser kann also auch für das Kirschlorbeerwasser benutzt werden. Ich habe mir als Aufgabe gestellt, folgende Punkte näher zu untersuchen : 1. Das Gleichgewicht C 6 H 5 COH + HCN JJ C 6 H 5 COH HCN in wässeriger Lösung. 2. Den Einfluß der Konzentration und der Temperatur auf dieses Gleichgewicht. 3. Katalytische Einflüsse (z. B. H+- und OH _ -ion), welche sowohl die schließliche Lage des Gleichgewichts als die Schnellig- keit, womit diese Lage erreicht wird, ändern könnten. Zu erster Stelle mußte ich die quantitative Bestimmung der gesamten und freien Blausäure und des gesamten und freien Benz- aldehyds kennen lernen. Methoden zur Bestimmung der Blausäure. Wo es sich um Serienuntersuchungen handelt, ist die Wahl der Methoden nicht zweifelhaft. Bewiesen ist, daß für die freie Blausäure die Methode von V o 1 h a r d, für Gesamtblausäure die von Deniges die beste ist. Beide Methoden haben sich nach der gewichtsanalytischen Methode bewährt, deren Genauigkeit allgemein bekannt ist. Die Methode V o 1 h a r d ist zwar sehr genau, allein dennoch hielt ich Untersuchungen in bezug auf ihre Brauchbarkeit zur Bestimmung der freien Blausäure nicht für überflüssig, um so mehr da diese Methode dazu dienen sollte, die Reaktionsgeschwindigkeit kennen zu lernen. U 1 1 e e benützt in seiner Dissertation „Beiträge zur Kenntnis der Cyanhydrine" zur Bestimmung des Gleichgewichts die gewichts- analytische Methode. Diese hat mit der Methode V o 1 h a r d das gemeinsam, daß das Cyanhydrin in der salpetersauren Flüssig- keit neben der größeren Menge der Silbernitratlösung erhalten bleibt. U 1 1 e e sagt deshalb auch S. 29: ,, weitere Dissoziation des unveränderten Cyanhydrins ist nicht zu befürchten." I'. H. Wirth: Blausäure-BenzaldahydlöBungeii. :i,H."> Lapworth 1 ) ist dagegen dci Ansieht, daß es keine Methode gebe, bei der keine Dissoziation stattfinden werde. Um die Reaktionsgeschwindigkeit zu bestimmen, nimmt er seine Zuflucht aur Beobachtung der Farbenveiänderung. Dazu eignete sieh das Kampferchinon, das sogar bei großer Verdünnung eine hellgelbe Farbe besitzt, während das Cyanhydrin fast farblos ist. Wenn in einer wässerigen Blausäure-Benzaldehydlösung die Reaktion C 6 H 5 COH + HCN - C 6 H 5 COH HCN einmal eingetreten ist, so ist es eigentlich gleichgültig, in welchem Zeitpunkte man eingreift um die Methode zu kontrollieren, bezAv. das Cyanhydrin, das sich gebildet hat, muß stets undissoziiert in der salpetersauren Flüssig- keit bleiben, wenigstens so lange die Bestimmung dauert. Ich machte den folgenden Versuch : I, II, III sind Maßkolben von 100 ccm, darin 25 ccm einer AgNCyLösung = 24,5 ccm 1 / 10 N.-AgN0 3 und 5 ccm verdünnter Salpetersäure = 4 N. In jeden dieser Kolben wurden 25 ccm einer Lösung pipettiert, die 35,70 Milli-Mol. C 6 H 5 COH und 35,95 Milli-Mol. HCN pro Liter enthalten, und dann bis zu 100 ccm angefüllt. I wurde sofort durch ein trockenes Faltenfilter in einen trockenen Kolben abfiltriert. Das erste Filtrat wurde weggeworfen. Zuerst wurden 25 ccm Filtrat mit Rhodanlösung und Eisenalaun als Indikator titriert. Sodann würden noch einmal 25 ccm zu- gesetzt und wieder titriert und die Durchschnittsziffer der beiden Titrierziffern genommen. Auf diese Weise wurden die Bestimmungen der freien HCN stets vorgenommen und stets mit demselben Modell und derselben Größe des Faltenfilters filtriert. Es wurden genommen 24,50 ccm 1 / 10 N.-AgN0 3 , benutzt 22,31 ccm Vio N.-NH 4 CNS, also gebunden .... 2,19 ccm Vio N.-AgN0 3 , also nachgewiesen . . 8,80 Milli-M. freier HCN pro Liter. II wurde nach 24 Stunden filtriert. Nachgewiesen wurden 8,8 Milli-M. freier HCN pro Liter. III filtrierte ich sofort und ließ das Filtrat dann 24 Stunden lang stehen. Es war völlig klar geblieben. Nachgewiesen wurden somit 8,8 Milli-M. freier HCN pro Liter. Jetzt wurde vom AgCNS abfiltriert. Das Filtrat war ein wenig rotfarbig, nach 24 Stunden aber farblos. Diese Flüssigkeit wurde in zwei Teile, a und b, geteilt. !) Journ. of Chem. Soc. 83, 995 (1903). Arch. d. Pharm CCXXXXIX Bds. 5. Heft. 2ö 386 P. H. Wirth: Blaiisäure-Benzaldehydlösungen. a) mit 0,1 ccm AgN0 3 -Lösung versetzt, lieferte kaum eine Opaleszenz ; b) mit 0,05 ccm Rhodanlösung versetzt, eine rote Farbe. Hieraus folgt, daß die benutzte Säurekonzentration von 0,2 N praktisch genügt, um die Dissoziation des Cyanhydrin 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur zu verhindern, und daß die Behauptung von L a p w o r t h. wenigstens für Konzentrationen, wie ich sie benutzte, unrichtig ist. In bezug auf die Methode von Deniges kam ich ebenfalls zu dem Ergebnis, daß es angemessen ist eine nicht zu große Menge Ammoniak anzuwenden. Ich filtrierte sogleich. Vereinzelt erschien die weiße Trübung von Benzamid, welche ich durch Zusatz von Spiritus wieder beseitigte; auch dann war es möglich durch eine blaugrüne Opaleszenz die Grenze scharf zu bestimmen. Uebrigens wandte ich diese Methode stets vorschriftsmäßig an. Methoden- zur Bestimmung des Benzaldehyds. Da es sich hier um eine Serienarbeit handelte, so war es wichtig, eine schnelle titrimetrische Methode zu haben, die für meinen Zweck brauchbar war. E. von M e y e r 1 ) gibt eine jodometrische Methode an, welche F r o m m 2 ) anwandte. Danach sollen Phenylhydrazin - und Jodlösung bei großer Verdünnung folgendermaßen aufeinander einwirken : C 6 H 5 NHNH., 4-4J = 3HJr2N + C 6 H 5 J. Die Methode wurde auf folgende Weise ausgeführt. In einem Maßkolben von 100 ccm wurde eine bekannte Menge Kirschlorbeer- wasser und Phenylhydrazinacetat-Lösung V* Stunde lang auf einem Wasserbade erwärmt. Hierauf wird schnell abgekühlt und Wasser bis zu 100 ccm zugegossen. Dann wird filtriert. Ein bekannter Teil des Filtrats wird mit einchen Methoden erwähne ich die Methode I'-nner 3 ). Das Wesen derselben habe ich schon besprochen. Hier wird nur das Hydrazon gesammelt, getrocknet und gewogen. J)i>- Lösung von Phenylhydrazinacetat gewann ich leicht, indem ich das verflüssigte Phenylhydrazin in einen tarierten Kolben tropfte, worin warme verdünnte Salzsäure war. Indem ich ein wenig schüttelte, löste sich alles auf. Hierauf wurde Xatriumacetat im Ueberschuß hinzugefügt, bis zu 1% angefüllt und dann filtriert. Pipettiert man nun zu den 25 com dieser klaren Losung 25 cem Kirschlorbeerwasser, so entstellt sofort eine Trübung. Xun muß diese Mischimg noch • ' 2 Stunde auf dem Wasserbade erwärm t werden; dann läßt man sie die Xacht hindurch unter Ausschluß *) Pharm. Centralh. 26 (1887). -) Monateh. f. Chem. 12, 52CJ (1891). 3 ) Pharm. Centralh. 28(1887); Zeitsehr. f. anal. Chem. 29, 228 (1890) und 36, 403 (1897). »5* 388 P. H. Wirth: Blausäure -Benzaldehydlösungen. der Luft gut abkühlen. Es ergab sich, daß man diese Vorschrift streng befolgen muß, weil bei einer kürzeren Erwärmung die Resultate sehr verschieden wäre». Die Temperaturerhöhung spaltet das Cyanhydrin. Ich erhielt bei dieser Methode stets sehr brauchbare Resultate ; wenn From in 1 ) behauptet, mit dieser Methode keine guten Re- sultate erhalten zu haben, so liegt die Ursache an der Ausführung und nicht an der Methode selbst. Die Fehler, welche Fromm machte, sind vermutlich : 1. Daß er nicht y 2 Stunde lang erwärmt hat, wodurch nicht alles Benzaldehyd dem Cyanhydrin als Hydrazon entzogen wurde. 2. Daß er von einer Konzentrationen von 25% Alkohol ausging, welche er zwar später zu 5% verdünnte, wodurch jedoch Hydrazon gelöst wurde. Diese beiden Fehler beeinflussen auch die gravimetrische Methode. Dies alles, sowie die Tatsache, daß die Probe Benzaldehyd jedenfaUs Benzoesäure enthielt (wie ich später beweisen werde), motiviert ein Mißtrauen gegen diese Resultate von Fromm. Es ist deshalb sicher, daß sein Faktor x 1,25 keinen Wert hat. Die Methode Denner gibt genaue Resultate. Vielleicht ist die titrimetrische Methode Meyer-Denner, wenn man sie gut anwendet, auch brauchbar, allein die gewichts- analytische Methode Denner steht, was Einfachheit und Genauig- keit betrifft, ihr sicher nicht nach. Schließlich gelang es mir auch unter gewissen Verhältnissen den freien Benzaldehyd zu bestimmen. Als ich von einer Blausäure-Benzaldehydlösung von 0° einen Teil zu der gleichfalls kalten Phenylhydrazinlösung pipettierte, beobachtete ich, daß nur sehr wenig Hydrazon gefällt wurde im Verhältnis zu dem, was nach der Erwärmung zum Vorschein kommt. Es war daher die Möglichkeit vorhanden, daß sich viel- leicht nur der freie Benzaldehyd auf diese Weise bestimmen ließ. Um dies zu untersuchen, hängte ich zwei Kolben mit Phenyl- hydrazinlösung ebenfalls in den Thermostat. Darauf wurden gleiche Mengen des Blausäure - Benzaldehydgemisches hineinpipettiert, sofort geschüttelt, in der Kälte abfiltriert und ausgewaschen. 1. 43,5 mg Hydrazon \ _ ^ n ,,.„. „, 9 i± k 8 > 96 *EH»-M. pro Liter. x ) Apoth.-Ztg. 31, 256 (1897). P. H. W.irth: Blausäure-Benzaldehydlösurigen. 389 Wenn nun wirklich der freie Benzaldehyd bestimmt ist, so muß man eine gleiche Anzahl von Milli-Molen gebundene Blausäure und Benzaldehyd erhalten. Milli-Mol. pro Liter gesamt . frei HCN C 6 H,COH 37,08 39,53 6,28 8,96 30,80 30,57 Hieraus ergibt sich, daß man auch auf diese Weise den freien Benzaldehyd bestimmen kann. Ich konnte auch beobachten, daß das Filtrat der Bestimmung des freien Benzaldehyds, wenn man es in ein erwärmtes Lokal brachte, nach einiger Zeit trübe wurde, weil sich Hydrazon bildete. Das Gleichgewicht. Von der Literatur, die für meine Untersuchung von direkter Bedeutung war, erwähne ich die Untersuchungen von Glücks- m a n n und U t e s c h e r 1 ). Sie fanden, daß, wenn man eine alkalische Benzaldehyd-Blausäurelösung ansäuert, die Blausäure sich mit großer Geschwindigkeit mit dem Benzaldehyd vereinigt, was sie, später auch andere, durch „HCN in statu nascendi" er- klärten. Frora m 2 ) machte Versuche mit Blausäure-Benzaldehyd- lösungen und fand, daß das Gleichgewicht etwa nach drei Tagen eintrat (bei einer Konzentration, wie sie sich bei Kirschlorbeer- wasser findet), und daß die Blausäure zu 75% gebunden wurde. 1906 erschien dann die schon erwähnte Dissertation von U 1 1 e e. Er bereitete synthetisch zahlreiche Cyanhydrine durch Einwirkung wasserfreier Blausäure auf Aldehyde oder Ketone unter dem Einflüsse einer Spur Alkali. Von dem Mechanismus dieser Reaktion sagt U 1 1 e e : Die Addition von Blausäure an Aldehyde oder Ketone wird durch Stoffe beschleunigt, deren wässerige Lösungen Hydroxylionen enthalten. Schließlich sind noch die Untersuchungen von Rosen- t h a 1 e r 3 ) über katalysierende Emulsinbestandteile zu erwähnen. Wenn er durch Erhitzung der Emulsinlösung bis zu 80° die Enzyme vernichtete, so behielt die Lösung eine synthetische, katalvtische *) Pharm. Post 27 (18). 2 ) Apoth.-Ztg. 12, 257 (1897). 3 ) Biochem. Zeitschr. 19, 185 (1909). 390 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösmigen. Wirkung. Bei naiverer Untersuchung ergab sieb, daß die Lösunu von Emulsin außer Enzymen auch Salze von Kalium, Magnesium und Calcium, in Verbindung mit schwachen Säuren (Essigsäure) enthielt. Rosen thaler untersuchte diese Stoffe nun mit Rücksicht auf ihre kataly tische Wirkung. Er vereinigte 0,1 35 g HCN mit 0,53 g C 6 H 5 COH und 30 cem Spiritus, angefüllt bis zu 100 cem und bestimmte nach einer Stunde unter 25° den Gehalt der gebundenen Blausäure : 1. blanko (Lösung) 53,18% 2. „ + 0,2 cem N.-KOH . . 87.18° 3. ., + 10 „ N.-H 2 S0 4 . 49,63%. Hieraus ergibt sich, sagt Rosen thaler, daß Alkali eine große Reaktionsgeschwindigkeit hervorruft, Schwefelsäure dagegen verlangsamend wirkt. Er erklärt sich dies folgendermaßen. Da der Zusatz von Säure die Dissoziation der Blausäure zurückdrängt und die Reaktion verzögert, so kommt die Addition der Blausäure nicht in der Form ihrer undissoziierten Verbindung, sondern als Ion zustande, eine Folgerung, welche schon früher L a p w o r t h 1 ) gezogen hat. Rosenthaler erklärt ferner, daß alle diese Stoffe die Addition der Blausäure beschleunigen werden, welche die CN- Ionen-Konzentration erhöhen werden, ohne die Konzentration der für die Reaktion nötigen H-Ionen all zu sehr zu verringern. Diese Auffassung von Rosenthaler kommt nur sehr plausibel vor. In bezug auf seine Versuche bemerke ich noch, daß er nicht mitteilt, ob er der bereits fertiggestellten Reaktionsmisehung Stoffe zugesetzt hat, was man aus seiner Tabelle wohl folgern könnte. Es wird sich später zeigen, daß dies oft durchaus nicht gleichgültig ist. Das Resultat des Versuches mit H 2 S0 4 , wonach nach einer Stunde 49,63% der Blausäure gebunden sein sollen, ist sicher unrichtig. (Siehe später.) Aus den Versuchen R o s e n t h a 1 e r's ergibt sich also nur das Gleichgewicht, wie es nach einer Stunde bei 25° erreicht wird, jedoch mit einigem Vorbehalt. R u n n e 2 ) bespricht auch noch die Frage, ob die durch KOH verursachte Spaltung des Benzaldehydcyanhydrins eine Gleich- gewichtsreaktion ist, welche erst durch Zusatz von AgN0 3 so ver- schoben wird, daß vöhige Spaltung stattfindet. Nach der Ansicht von Utescher, sagt R u n n e, muß das Silbex*oxyd als chemisches Agens betrachtet werden. Diese Auffassung glaubt Runne durch *) Journ. of Chem. Soc. 83, 995 (1905). 2 ) Apoth.-Ztg. 24, No. 32—39 (1909). P. H. Wifrth: Blauääure-BenaaJdehydlöffitngerii 391 die von ihm festgestellte Tatsache widerlegen zu können, daß auch sofort nm-li der Hinzufügung von KOH mittels Benzol der Flüssig- keit kein li» nzaldeh^ dcvanhvdrin entzögen werden kann. Er weist noch darauf hin, daß Benzaldehydcyanhydrin doch leicht in Benzol lösbar sei. Mit Recht bemerk* Sohoorl 1 ) hierzu, 1. daß man den Teilungskoeffizienten dieses Körpers in Benzol und Wasser berücksichtigen müsse; dieser könne zuweilen ungünstig sein; 2. daß durch das Ausschütteln von Benzaldehyd mit Benzol das Gleichgewicht dermaßen verschoben wird, daß die Spaltung des Benzaldehydeyanhydrins gefördert wird. R u n n e hätte sich durch einen einfachen Versuch davon überzeugen können. Es wird sich später zeigen, daß seine Be- hauptung unrichtig ist. Eigene Untersuchungen. Das Gleichgewicht. Nach der Lehre von dem ehemischen Gleichgewichte erhält man stets denselben Zustand, von welcher Seite man auch aus- gehen mag. Um diese Lehre auch auf Benzaldehydcyanhydrin anzuwenden, war es nötig, diesen Stoff herzustellen. Es ist ein großes Verdienst von U 1 1 e e, daß er angegeben hat, wie man Cyanhydrine nach einer einfachen Methode rein darstellen kann. Ich benutzte deshalb sein Verfahren, da unter den von ihm dar- gestellten Cyanhydrincn sich auch das Benzaldehydcyanhydrin befand. V e r s u c h e : In erster Linie handelte es sich darum, die Reaktion ( : 6 H 5 COH + HCN ~ C 6 H 6 COHHCN in wässeriger Lösung zu erforschen. Ich wählte vorläufig die Kon- zentration von Blausäure und Benzaldehyd, wie diese in Kirsch- lorbeerwasser sein soll (+ 87 Milli-Mol.). Um die Uebersicht und Vergleichung zu erleichtern, rechnete ich alle meine Resultate in Milli-Molen pro Liter um. Vorläufig stellte ich meine Versuche bei einer Temperatur von 25° C. an. x ) Pharm. Weekblad 46, 1342 (1909). 392 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. Ich hängte einen Maßkolben mit ausgekochtem destillierten Wasser, sowie eine kleine Flasche, woraus ich die Blausäurelösung pipettieren wollte, in einen Thermostat mit Rührvorrichtung. Ich konnte stets den erforderlichen Benzaldehyd ohne Spiritus bei einer Temperatur von 25° und erwähnter Konzentration in Wasser lösen. 6 Maßkolben von 100 ccm standen bereit mit 25 ccm AgN0 3 - Lösung und 5 ccm verdünnter HN0 3 . Nachdem die Flüssigkeiten 1 Stunde lang in dem Thermostat gehangen hatten, wurden sie vereinigt, das Chronoskop in Gang gesetzt, die Mischung bis zu dem bekannten Volumen angefüllt und geschüttelt. Darauf wurden nach bestimmten Zeitinterwallen je 25 ccm in einen der Maßkolben pipettiert. In folgenden Tabellen bedeutet Milli-M. = Millimole. Versuch I. T = 25°. Ausgegangen von HCN und C 6 H 5 COH. Bestimmung des freien HCN. Kubik- Kubik- Kubikzenti- Zeit zentimeter zentimeter meter HCN Milli-M. nach genommen gebraucht gebraucht pro Liter |7 10 N.-AgNO 3 Vio N.-Rhodan V 10 N.-AgN0 3 175 Sek. 24,5 19.88 4.62 18,5 325 „ 24,5 21,50 3,00 12,0 625 „ 24,5 22.21 2,29 9.2 1350 „ 24,5 22,26 2,24 9,0 2415 „ 24,5 22.31 2,19 8,8 80 Min. 24,5 22,31 2,19 8,8 Bestimmung Gesamt-HCN: 1. 4,47 \ 2. 4,50 ) ,i5S Bestimmung Gesamt-C 6 H 5 COH . . . 35,6 1. 176 mg Hydrazon 2. 174 „ Nach 40 Minuten 75,6% gebundene HCN 1 ). *) Dieser Ausdruck bedeutet, daß das Verhältnis der gebundenen zur gesamten HCN ist wie 75,6:100, also das Verhältnis des freien zum gebundenen HCN wie 24,4:75,6. Bei den übrigen Versuchen wurde das Resultat auf dieselbe Weise ausgedrückt. P. H. Wirth: Blausäiire-Benzaldt'liydlösiiiiL;'-!!. 393 Versuch II. T = 25°. Ausgegangen von HCX und C 6 H 5 COH. Bestimmung des freien HCN Zeit nach Kubik- zentimeter genommen V 10 N.-AgN0 3 Kubik- zentimeter gebraucht 7 10 N.-Rhodan Kubikzenti- meter HCN gebraucht 7 10 N.-AgN0 3 Milli-M. pro Liter 75 Sek. 19,8 14,10 5,70 22,8 125 ,, 19,8 15,40 4,40 17,6 260 ,, 19.8 16,70 3,10 12,4 566 ., 19,8 17,53 2,27 10,1 1300 .. 19,8 17.50 2,30 9,2 2255 .. 19,8 17,57 2,23 8,9 20 Stunden 19.8 17,70 2,10 8,4 34.8 Bestimmung Gesamt-HCX: 1. 4.35 | 2. 4.35 I Bestimmung Gesamt-C 6 H 5 COH . . . 38,5 75,9% gebundene HCX nach 20 Stunden. In dem Kirschlorbeerwasser befindet sich ein geringer Ueber- s< huß von Benzaldehyd 1 ). Die Blausäure kommt bis zu einem Gehalt von wenigstens 75% gebunden darin vor. Die Versuche I und II wurden mit einer Probe C 6 H 5 COH vorgenommen, der anfangs 2% Benzoesäure enthielt, aber schon geraume Zeit über XaHC0 3 stand. Reaktion auf Lackmus neutral. Benzaldehyd, der 1° Benzoesäure enthielt, reagierte noch deutlich sauer auf Lackmus — Wasser Das Benzaldehydcyanhydrin wurde in folgender Weise auf seine Reinheit untersucht : 1 ,5665 g wurden mit 25 cem '/io X.-H 2 S0 4 von 25° C. versetzt, das Gemisch sodann in einen Maßkolben von 250 com übergespült und mit Wasser von 25° angefüllt. Beim Ausgießen in AgX0 3 — HX0 3 entstand nicht die geringste Trübung. Erst nachdem es drei Tage lang in dem Thermostat bei 25° ge- blieben war, erlangte ich eine deutlich sichtbare Trübung. Konzentration der H.,S0 4 = 10 Milli-M. pro L. Mit der Phenylhydrazinlösung entstand keine Trübung. Freier HCX und C 6 H-COH waren also nicht vorhanden. Bestimmung Gesamt-HCX pro 25 ccm. Gefunden: 1. 31,5 mg 2. 31,7 mg Theoretisch: 31,8 mg. !) Vergl. Fromm, Apoth.-Ztg. 12, 256 (1897). 394 P. H. Wirth: Blausäure -Benzaldehydlösungen. Bestimmung C 6 H 5 COH. Abgewogen: 1. 230,0 mg 2. 231.0 mg Hydrazon Gefunden: 1. 124,4mg 2. 124,9mg Benzaldehyd Berechnet: 124,8 mg Als Schmelzpunkt wurde gefunden: 21,4 — 22° C. Das Präparat entspricht also seiner theoretischen Zusammen- setzung und ist rein. Beiläufig sei hier bemerkt, daß F e i s t 1 } bei seinen Untersuchungen über optisch aktives Benzaldehyd- cyanhydrin die synthetische Verbindung bei Schuchardt bestellte, welche 80,8% reines Cyanhydrin enthielt (berechnet au? einer Gesamt-HCN-Bestimmung). Versuch III. T = 25°. Ausgegangen von C 6 H 5 COH HCN. Bestimmung des freien HON, Kubik- Kubik- Kubikzenti- Zeit zentimeter zentimeter meter HCX Milli-M. nach genommen gebraucht gebraucht pro Liter Vio N.-AgNO 3 l /iq N.-Rhodan V 10 N.AgN0 3 68 Sek. 24,52 23,29 1,23 4,9 143 „ 24,52 22.53 1.99 8,0 303 „ 24,52 22,13 2,39 9,6 585 „ 24,52 22,02 2,50 10,0 1072 „ 24,52 22,02 2,50 10,0 24 Std. 24,52 22,02 2,50 10,0 Bestimmung Gesamt-HCN: ] L 4,17 2. 5,00 Also Einfluß 75% gebundener HCX. ) H • I o n e n. von H - und ( Versuch IV. T = 25°. Ausgegangen von HCX und C 6 H 5 COH. Bestimmung des freien HCX. Kubik- Kubik- Kubikzenti- Zeit zentimeter zentimeter meter HCN Milli-M. nach genommen gebraucht gebraucht pro Liter iV 10 N.-AgNO 3 Vio N.-Rhodan V 10 N-AgNC-3 | 1 Min. 24,5 15,10 9,40 37,5 10 „ 24,5 15,20 9,30 37,2 2 Tage 24,5 20,18 4,32 17,3 4 „ 24,5 21,50 3,00 12,0 6 „ 24,5 22,00 2,50 10,0 x ) Arch. d. Pharm. 247, 227 (1909). P. H. Wirtli: Blausäure-Beir/.aklcliydlösiiiiL'CM. 395 Bestimmung Oesamt-HCN: 1. 4,7 | 2. 4.7 I •''•' , Bestimmung (4esamt-C H 5 COH C 6 H 5 COOH 37.7 1.5 73,4% gebundener HCN nach 6 Tagen, (Cleichgew ich! noch nicht erreicht.) * Für diesen Versuch hatte ich eine andere Probe Benzaldehvd benutzt. Ich löste 2,708 g C 6 H 5 COH in Spiritus auf, welcher auf Phenolphthalein neutralisiert war, und titrierte 8,4 ccm 0,1063 N.-NaOH, d. h. 4% Benzoesäure. Bei meinem letzten Versuche waren also 1,5 Milli-M. Benzoe- säure vorhanden. Jetzt machte ich einen Versuch mit Säure, welche ich absichtlich hinzusetzte. Versuch V. T = 25°. Ausgegangen von HCN und C 6 H 5 COH. Bestimmung des freien HCN. Zeit nach Kubik- Kubik- zentimeter Zentimeter genommen gebraucht Vio N.-AgN0 3 | Vio N.-Rhodan Kubikzenti- meter HCN gebraucht Vxo N.-AgN0 3 MilH-M. pro Liter 10 Minuten 24,5 4% Stunden 24,5 1 Tag 24,5 2 Tage 24,5 4 „ 24,5 6 „ 24,5 8 » 24,5 15,22 16.13 18.25 19,47 20,90 21,30 21,00 9.28 8,37 6,25 5 .03 3,60 3.20 2,90 37,1 33,5 25,0 20,1 14,4 12.S U.t> Bestimmung Gesamt-HCN: 1. 4.7 | 2. 4,7 ) Slß Bestimmung Gesamt-C 6 H 5 COH . . . 37,7 H 2 S0 4 .... 0.4 69,20% gebundener HCN nach 8 Tagen. Gleichgewicht nicht erreicht nach 8 Tagen. Bei diesem Versuche wurden die Bestandteile in folgender Reihenfolge zugesetzt: In einem Maßkolben wurde eine Benz- aldehydlösung mit Schwefelsäure vereinigt und dann die Blausäure- lösung zugesetzt. Für diesen Versuch wurde das über NaHC< > 3 aufgehobene Präparat benutzt. Schon jetzt kann man bemerken, daß die Versuche I und II von Fromm 1 ), was die Reaktionsgeschwindigkeit betrifft, keinen ») Apoth.-Ztg. 12, 256 (1897). 396 P. H. Wirth: Blausäure -Benzaldehydlösungen. Wert haben; denn er hat ganz versäumt, seinen Benzaldehyd auf Benzoesäure zu untersuchen. Allein auch abgesehen davon, scheint Fromm unberücksichtigt gelassen zu haben, daß schon sehr geringe Konzentrationen von H-Ionen die Reaktionsgeschwindigkeit bedeutend verzögern können. Sodann wili ich jetzt nachweisen, daß Roisenthaler's Versuch über den Einfluß der Säure unrichtig ist. In seinem Blanko- Versuch fand er nach einer Stunde 53.18% gebundenen HON, und nach einer Stunde, unter Einfluß von 100 Milli-Mol. H 2 S0 4 pro Liter, 49,63%, während ich mit nur 0,4 Milli-Mol. H 2 S0 4 pro Liter nach 4% Stunden 9,8% gebundenen HCN finde. Wie unmöglich diese Zahl von Rosen thaler ist, ergibt sich überdies daraus, daß ich bei einer Konzentration von 10 Milli- Mol. pro Liter drei Tage lang keine Dissoziation wahrnehmen konnte. Er hat also vermutlich erst die Blausäure mit dem Benz- aldehyd vereinigt und dann H 2 S0 4 zugesetzt. Aus den Versuchen IV und V geht noch nicht genügend hervor, daß trotz einer schwachen Konzentration an H-Ionen dennoch, obgleich viel langsamer dasselbe Gleichgewicht er- reicht wird. Ich stellte deshalb eine Benzaldehydlösung her, welche mit Lauge auf Phenolphthalein neutralisiert wurde, setzte 5 ccm 1 ]0 N.-H 2 S0 4 hinzu, d. h. 2 Milli-Mol. pro Liter, hierauf Blausäure- lösung und füllte dann bis 250 ccm an. Versuch VI. T = 25°. Ausgegangen von HCN und C 6 H 5 COH. Bestimmung des freien HCN. Zeit nach Kubik- zentimeter genommen 7 10 N.-AgN0 3 Kubik- zentimeter gebraucht Vio N.-Rhodan Kubikzenti- meter H N gebraucht Vxo N.-AgN0 3 Milli-M. pro Liter 1 Minute 2 Stunden 2 Tagen a)4 „ 24,52 24,52 24,52 24,52 14,24 15,77 21,72 23,46 10,28 8,75 2,80 1,06 41,1 34,0 11,2 4,2 b)4 Darauf fügte ich 2 Tropfen NaOH-Lösung hinzu, wodurch sich die Flüssigkeit ein wenig rosa färbte und titrierte hierauf sofort. 24,52 23,51 1,01 4,0 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. 397 Bestimmung Gesamt-HCN . . 1. 5,20 \ 2. 5,15 1 41 ' 4U Bestimmung Gesamt-C 6 H-COH : 1. 36,30 mg Hydrazon 74.00 2. 36,35 „ Der Benzaldehyd enthielt 3,6% Benzoesäure .... 2,68 Gebundener HCX bei a = 90,0% b = 90,4% Wenn man diesen Versuch mit No. III (mit 1,5 Milli-MoL Benzoesäure) vergleicht, so fällt auf, daß die Reaktionsgeschwindig- keit hier mit 2 Milli-Mol. Benzoesäure viel größer ist. Dies erklärt sich daraus, daß die Konzentration der H-Ionen einet gewissen Menge Benzoesäure nebst gelöstem Natriumbenzoat kleiner ist als eine Menge allein vorkommender Benzoesäure, welche bis zu einer gewissen Grenze größer ist als erstere. Die Vergleichung des Einflusses von Milli-Molen Säure ist auch nur dann richtig, wenn man diese zu H-Ionen-Konzentrationen umrechnet. Die folgenden Versuche sollen den Einfluß der OH-Ionen feststellen. Diese und folgende Versuche wurden bei 25° vorgenommen. Versuch VII. Bestimmung des freien HCN. Kubik- Kubik- Zeit Zentimeter Zentimeter nach genommen gebraucht y 10 N.-AgN0 3 Vio N.-Rhodan Kubikzenti- meter HCN Milli-M. gebraucht pro Liter V 10 N.-AgX0 3 45 Sek. 105 „ 210 „ 24,5 24,5 24,5 22,3 22,3 22,3 2,2 2,2 2,2 8,8 36,9 Bestimmung Gesamt-HCX: 1. 4,63 \ 2. 4,60 I Bestimmung Gesamt-C 6 H 5 COH . . . 37.3 KOH ... 2,0 76,2% gebundenes HCX. Aus diesem Versuch geht hervor, daß OH-Ionen unmeßbar schnell zum Gleichgewichte führen. Die nun folgenden Versuche wurden alle mit Lösungen vor- genommen, welche vermischt enthalten: 398 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. MüM-Mol. HCN pro Liter 35,3 Milli-Mol. C 6 H 5 COH pro Liter .... 37,4 Außerdem 1.5 Milli-Mol. C 6 H 5 COOH pro Liter. Versuch VIII. T = 25°. Milli-M. pro Liter ») KOH 0,8 Freier HCN nach 1 Stunde (24,5 —22,3) = 2,2 . . 8,8 Freier HCN nach 23 Stunden (24,5 —22,5) = 2,0 . . 8,0 Gebundener HCN = 77,3%. b) KOH 3,2 Freier HON nach 1 Stunde (24,5—22,3) = 2,2 . . 8,8 Freier HCN nach 24 Stunden (24,5—22,3) = 2,2 . . 8,8 Gebundener HCN = 75,0%. id) KOH 7,2 Freier HCN nach 1 Stunde (24,5—21,6) = 2,9 . . . 11,6 Gebundener HCN == 69,1%. d) KOH 17,9 Freier HCN nach 1 Stunde (24,5—19,6) = 4,9 . . . 19,5 Gebundener HCN = 44,5%. e) Blanko ohne KOH Freier HCN nach 9 Tagen (24,5 —22,5) = 2,0 . . . 8,0 Gebundener HCN = 77,3%. f) Eine C 6 H 5 COH-Lösung des bekannten Gehaltes wurde in einem Maßkolben mit 1 / 10 N. -Lauge auf Phenolphthalein neutralisiert bis sie leicht rosafarbig wurde. Von einer HCN-Lösung wurde der Gehalt genau bestimmt. Nachdem ich sie bis zu einem bekannten Volumen angefüllt hatte, waren vorhanden : Milli-M. pro Liter C 6 H 5 COH * .' . 39,15 HCN 39,10 Kohlensäurefreies NaOH 37,10 Freier HCN nach 5 Minuten (24,52—18,12) = 6,4. . 25,60 Gebundener HCN = 31,0%. g) Lösung enthielt C 6 H 5 COH 39,30 HCN 37,00 KOH 60,60 Freier HCN nach 1 Stunde (24,52—17,23) = 6,27. . 25,00 Gebundener HCN = 19,9%. P. H. Wirth: ßlausäiuc-B<'i)zaldehydlösuiiL r (M). 399 Aus diesen Versuchen ersieht man die katalytische Wirkung der OH-Ionen. Ferner ergibt sieh, daß die Behauptung von Runne (siehe oben) unrichtig ist, da sogar bei einem großen IVberschuß von Alkali gegenüber HCN noch eine bedeutend»' Menge Blausäure gebunden bleibt. Wenn ich nun den Einfluß von H- und OH-Ionen vergleiche, Bö ersehe ich aus meinen Versuchen, daß sehr geringe Konzentrationen einen sehr großen Einfluß auf die Reaktionsgeschwindigkeit ausüben können. Was das Gleichgewicht betrifft, scheint praktisch kein Unterschied zu bestehen. Dennoch muß bei einer geringen H-Ionen- Konzentration das Gleichgewicht mehr nach der Seite des Benz- aldehydcyanhvdrins verschoben werden, als bei geringen OH-Ionen- Konzentrationen, weil dann das vorhandene Alkali stets einen gewissen Betrag HCN binden wird. Eine Erhöhung der H-Ionen-Konzentration hat eine gewisse, damit zusammenhängende Verzögerung der Reaktionsgeschwindig- keit zur Folge, bis man eine Grenze erreicht, wobei man die Re- aktionen C 6 H B COH + HCN ~ C,.H 5 COH HCN nicht mehr wahrnehmen kann. In bezug auf Alkali ist es wohl möglich wahrzunehmen, welchen Einfluß eine Erhöhung auf das Gleichgewicht ausübt, da die große Geschwindigkeit, mit der sich in diesem Falle das Gleichgewicht einstellt, die Wahrnehmung des Endpunktes er- leichtert. Es ergab sich, daß eine zunehmende Konzentration eine Verminderung der gebundenen Blausäure verursacht. Das Gleich- gewicht wird also stets verschoben. Jetzt will ich es noch wagen, einiges über den Mechanismus der Reaktion zu sagen. Schon U 1 1 e e teilt mit, daß L a p w o r t h 1 ). der verschiedene Möglichkeiten besprach, sich schließlich den Verlauf d^r Reaktion fol gendermaßen vorstellte : >C:Ö + GN - >C(CN)0 - • + >C(CN)0 -f H = >C(CN)OH L a p w o r t h betrachtet also die Addition als eine Ionen- reaktion in zwei Stadien, wobei letztere Reaktion so viel schneller verläuft als erstere, daß bei der Messung der Reaktionsgeschwindig- keiten nur erstere in Betracht kommt. x ) Journal of Chemical Society 83, 1000 (1903). 400 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. Nach B r e d i g 1 ) findet bei der Benzoinbildung aus Benz- aldehyd und Cyankalium die Addition von CN-Ion zu Benzaldehyd unmeßbar schnell statt. Rosenthaler 2 ) sagt, wie ich zum Teil schon erwähnte, daß alle jene Stoffe, welche eine Vermehrung der CN-Ionen ver- ursachen, ohne die Konzentration der für die Reaktion unentbehr- lichen H-Ionen zu sehr zu vermindern, die Addition von HCN zu C 6 H-COH beschleunigen werden. Letzteres erscheint mir un- wahrscheinlich, denn ich fand stets, daß, welche Konzentration zu Alkali ich auch benutzte, die Reaktionsgeschwindigkeit un- meßbar groß war. Daß dies auch wohl R o s e n t h a 1 e r's Meinung war, ergibt sich daraus, daß er als geeignete Stoffe Verbindungen von Alkali und Erdalkalien mit schwachen Säuren oder ätzenden Alkalien in geringer Konzentration nennt. Ueber den Verlauf der Reaktion äußert sich Rosenthaler etwa folgendermaßen: Wenn ein H- und ein CN-Ion gleichzeitig in die Attraktionssphäre eines Benzaldehyd -Molekels kommen, so wird sich stets ein Molekül Cyanhydrin bilden. Dies wird um so eher geschehen, als mehr H-Ionen vorhanden sind. Dabei dürfen, wie das bei Zusatz von KOH geschehen kann, gleichzeitig H-Ioneu bis zu gewissem Grad aus der Flüssigkeit verschwinden, ohne daß die Reaktion verzögert wird. Denn die jetzt vorhandene geringere Konzentration ' von H-Ionen hat keine Bedeutung, da ihre Diffusionsgeschwindigkeit bedeutend größer als die der CN-Ionen ist. Ehe ich darauf näher eingehe, kehre ich zu dem Begriff, HCN, in statu nascendi'' zurück, welchen Utescher und Glücks- mann einführten. (Fortsetzung folgt.) J ) Altes und Neues von der Katalyse. Vortrag 1907. Handl. Congres Leiden 1907, S. 112—114. 2 ) Biochemische Zeitschrift 19, 89 (1909). Berichtigung von L. Rosenthaler. In der oberen auf S. 257 befindlichen Tabelle der Mitteilung über hydrargyrometrische Studien ist statt HCN NaCl zu lesen. Der Irrtum ist beim Druck erfolgt. Adalin, Neues Sedativum und Einschläferungsmittel. Geschmackfrei, harmlos, prompt wirkend. Auch bei Pertussis bewährt. Adalin -Tabletten a 0,5 No. „Originalpackung Bayer." Cycloform. Lokal-Anästhetikum für die Wundbehandlung, wenig giftig, leicht antiseptischer Effekt. Anw. : 5—10% Salben oder Streupulver. 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Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfb-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammonium sulff 6 - ichthy olicum gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Ichthyol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospekt der Fa. G. Rüdenberg jun., Hannover, betreffend photographische Apparate, bei. Böraenbuchdruckerei Denter o"tlxelcer -"Verein Berlin NW 87, Levetzowstr. 16 b einzusenden. A nzeigen. Hi Seite zum Preise von M 80.— ; Vs Seite zum Preise von M 80.—; l U Seite zum Preise von M 20.—; */• Seite zum Preise von M 10. — . Die Grundsohrfft ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — 6400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. F. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösimgen. 401 I IOU Utescher und Glücksmann haben beobachtet, daß, wenn man eine alkalische Blausäure-Benzaldchydlösung ansäuert, die Blausäure sich mit unmeßbarer Geschwindigkeit mit Benz-*° aldehyd verbindet. Man muß sich dies so vorstellen: Wenn man einen Vcberschuß von Alkali zu einer Blausäure- Benzaldehydlösung zusetzt, wird ein anderes Gleichgewicht ent- stehen. Dieses Gleichgewicht wird, wenn die Lösung ursprünglich im Gleichgewicht war, nach der Seite der Komponenten ver- schoben werden. Wenn man jetzt ansäuert, so wird die Alkali- Konzentration zwar geringer werden, aber zugleich sehr schnell ein neues Gleichgewicht schaffen. In demselben Augenblick, wo die letzte Spur Alkali neutralisiert ist, wird zugleich das zu der bestehenden Temperatur und Konzentration gehörige Gleichgewicht zustande gekommen sein. Es ist also völlig unnötig, den Begriff „HCN in statu nascendi" zur Erklärung der schnellen Addition beizubehalten, die stattfindet, wenn man von stark alkalischer zu saurer Reaktion kommt. In bezug auf die besprochenen Theorien will ich noch be- merken, daß sie alle die Addition als eine Ionen-Reaktion zustande kommen lassen. Die Tatsache, daß man bei einer ziemlich hohen Säure-Konzentration einer zugleich stark elektrolytisch disso- ziierten Säure (H 2 S0 4 ) dennoch Addition erlangt, steht dieser Auf- fassung nicht im Wege. Der verzögernde Einfluß der H-Ionen beruht darauf, daß sie die Dissoziation der Blausäure zurück- drängen. Ich stelle mir deshalb auch die kataly tische Wirkung der OH-Ionen als cyanionenbildend vor, und die schnelle Addition von HCN mit C 6 H 5 COH unter dem Einfluß der OH-Ionen als eine Cyanionen-Addition. Schließlich wollte ich noch versuchen, die Grenze der Kon- zentrationen von H- und OH-Ionen zu bestimmen, welche auf die Reaktionsgeschwindigkeit Einfluß ausüben. Ich glaubte dies durch Indikatoren erreichen zu können. Als sauerempfindlichen Indikator wählte ich Phenolphthalein. Mit Rosolsäure konnte ich keinen Umschlag wahrnehmen. Als alkaliempfindlichen Indikator benutzte ich Methylorange. Aus meinen Versuchen ergab sich folgendes: 1. Wenn das Gleichgewicht unter dem katalytischen Einfluß der OH-Ionen erreicht wird, ist die Reaktionsgeschwindigkeit so groß, daß sie in keinem Falle meßbar ist. 2. Die Konzentrationen, innerhalb welcher H- und OH-Ionen schon einen sehr großen Einfluß auf die Reaktionsgeschwindigkeit ausüben, liegen innerhalb der Grenzen, welehe durch die beiden Arch. d Phanr. CCXXXXIX. Bd». ü Heft. 26 402 P. H. Wirth: Blausäure -Benzaldehydlösungen. Uebergangsfarben von Phenolphthalein und Methylorange be- zeichnet werden, d. h. für H-Ionen < 10* Aeq. pro Liter für OH-Ionen < 10 5 Aeq. pro Liter Die Folge davon ist, daß die Bestimmung der Geschwindig- keit, womit das Gleichgewicht C 6 H 5 COH -f HCN ~ C 6 H 5 COH HCN erreicht wird, auch eine Methode sein kann, um geringe Kon- zentrationen von H- oder OH-Ionen zu beobachten und mitein- ander zu vergleichen. Man könnte die Methode also auf folgende Weise ausführen: Man pipettiert von einer Benzaldehydlösung von ungefähr bekanntem Gehalte gleiche Volumina und setzt einem dieser Teile den zu untersuchenden Stoff gelöst zu. Sodann fügt man von einer Blausäurelösung, die man vorrätig halten kann, einen bekannten Teil hinzu, notiert zugleich die Zeit, füllt hierauf schnell bis zu dem Volumen an und schüttelt. Darauf macht man die be- schriebenen Serien versuche, um freien HCN zu bestimmen. Ebenso verfährt man bei dem Blanko versuch, der also nur dieselben Mengen Benzaldehyd- und Blausäurelösungen enthält, welche bis zu demselben Volumen angefüllt werden. Wenn man nun beide Versuche in bezug auf den freien HCN und die Zeit graphisch dar- stellt, so erhält man eine deutliche Uebersicht über die Reaktions- geschwindigkeit. Die Benzaldehydlösung braucht nicht absolut säurefrei zu sein. Unter Umständen ist es sogar erwünscht, daß sie Benzoesäure enthält, nämlich wenn man mit OH-Ionen - Konzentrationen zu tun hat. In diesem Falle würde bei einer neu- tralen Lösung die Reaktionsgeschwindigkeit ja unmeßbar werden. Einflute der Temperatur und Konzentration auf das Gleichgewicht. Augegangen von Temperatur Konzentration in Gebundener Milli-M. pro Liter , HCN HCN + C 6 H 5 COH HCN + C 6 H 5 COH C 6 H 5 COH HCN HCN + C 6 H 6 COH 25° 0,4° 25° 50° + 35 + 37 40 37 75,6% 83% 75% 62% Das Zeichen + in obiger Uebersicht besagt, daß die Mengen HCN und C 6 H 5 COH ungefähr äquivalent waren. P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. 403 Aus diesen Versuchen ergibt sieli eine Steigerung der Di ziation hei Erhöhung der Temperatur, wie; von eifier exothermen Verbindung zu erwarten ist. Folgende Versuche sollten den Einfluß der Konzentration erforschen : Konzentration in Gebundener Ausgegangen von Temperatur Milli-M. pro Liter HCN HCN + C 6 H 5 COH 25° + 182 92,9% HCN + C 6 H 5 COH 25° + 9 66,9% HCN + C 6 H 5 COH 25° + 3,7 50% C 6 H 5 COH HCN 25° 40 75% C 6 H 5 COH HCN 25° 75, s 81,1% C 6 H 5 COH HCN 25° 126,5 85,4% Aus dieser Uebersicht ergibt sich also, daß bei einer Erhöhung der Konzentration eine Verminderung in der Dissoziation statt- findet, wie zu erwarten war. Auch fand ich, daß eine Spiritus-Konzentration von 25% keinen Einfluß auf das Gleichgewicht hatte. Pharmakodynamische Untersuchungen. Wie bereits oben bemerkt, betrachtet Linde Benzaldehyd- ( -yanhydrin als den einzigen erwünschten und wirksamen Bestand- teil im Kirschlorbeerwasser. Diese Ansicht teilten auch die Zeit- genossen von Linde allgemein. In K o b e r t's Lehrbuch der Intoxikationen wird von dem Benzaldehydcyanhydrin gesagt, daß seine Giftigkeit seinem Blausäuregehalt entspreche. Diese Ansicht datiert von 1906, in welchem Jahre U 1 1 e e diese Ver- bindung zum ersten Male rein krystallmisch herstellte 1 ). In den „Vorträgen über Arzneimittellehre" von S t o k v i s- Zeehuizen (1902) heißt es: „Im Kirschlorbeerwasser kommt neben freier Blausäure und Benzaldehyd das Benzaldehydcyan- hydrin vor, welches weniger giftig wirkt als Blausäure. Heymans und seine Schüler fanden, daß Nitrile sich im Blut sehr langsam spalten. Die physikalische Chemie wird auch hier bestimmen können, wie viel freie Blausäure und Benzaldehyd neben dem Cyanhydrin ] ) Der Chem. -Kalender von 1909 .sagt noch von Benzaldehyd- cyanhydrin: Flüssiges Oel, Gerinnpunkt 10° C. 26* 404 P. H. Wiith: Blausäure-Benzaldehydlösungen. vorkommt. Die therapeutische Anwendung der Blausäure darf sich nicht weiter als bis zur Benutzung von Kirschlorbeer- und Bittermandelwasser erstrecken. Es ist ein vortreff hohes sedans respiratorium." In der Ausgabe von 1909 ist der erste Satz ohne nähere An- gabe des Grundes weggelassen. Da es mir nach meinen Unter- suchungen möglich war, ein blausäurefreies, künstliches Kirsch- lorbeerwasser herzustellen, hielt ich es für zweckmäßig, damit noch Versuche, zu machen. Es ergab sich, daß die Behauptung von K o b e r t richtig war. Ich fand pro Kilo Kaninchen als letale Dosis für Benzaldehydcyanhydrin = 2,6 mg, d. h. 0,65 mg Blau- säure, für Blausäure = 0,65 mg. Nach G e p p e r t 1 ) beträgt die letale Dosis für HCN pro Kilo Kaninchen 0,39 mg. Nach D r e s e r 2 ) hegt sie zwischen 0,276 und 0,966 mg KCN pro Kilo Kaninchen. Mein Resultat liegt also zwischen diesen beiden Angaben. Daß das Cyanhydrin sich im Blut ganz spalten werde, war chemisch wohl zu erwarten, weil das Blut schwach alkalisch zu reagieren scheint, die Temperatur erhöht und die Lösung ver- dünnt wird. Ich lasse schließlich noch einige praktisch-pharmazeutische Bemerkungen folgen. F r o m m 3 ) hat nachgewiesen, daß sowohl bei der Bereitung von Kirschlorbeerwasser durch Destillation als bei der Vereinigung von Blausäure und Benzaldehyd-Lösungen der Gehalt an freier Blausäure allmählich abnimmt. Die Zeit bis zur Erreichung des Gleichgewichtes beträgt, nach seiner Ansicht, in beiden Fällen 7 Tage. Aus meinen Untersuchungen ergibt sich, daß die Reaktions- geschwindigkeit in hohem Maße von dem Vorhandensein von H- oder OH-Ionen abhängt, und daß bei Lösungen von reiner Blau- säure und Benzaldehyd das Gleichgewicht etwa in 15 Minuten erreicht wird. Es ist also klar, daß in dem Destillat der Kirschlorbeer- blätter Säure vorkommen kann und zwar wahrscheinlich Benzoe- säure. Wenn man die Säure in dem Destillat mit Alkali abstumpft, kann man sofort den erreichbaren Höchstgehalt von Benzaldehyd- cyanhydrin bekommen und braucht dann nicht zur Kontrollierung 1 ) Ueber das Wesen der Blausäurevergiftung S. 32. Berlin 1889. 2 ) Schmiedeberg's Archiv 26 (1890). 3 ) Apotheker-Zeitung 31, 256 (1897). P. H. Wirth: Blaufläure-Benzaldohydlösungen. 600 diese« Gehaltes laut der Pharmakopoe zu warten l>is 7 Tage ver- flossen sind. Schon viele Forscher haben auf die „zersetzende" Wirkung von Alkali hingewiesen. Fromm hat nachgewiesen, daß sich bei der Bereitung von Kirschlorbeerwasser wirklich zuweilen auch XH 3 bildet. I t a 1 1 i e 2 ), der diese Zersetzungsprodukte studierte, hat ver- schiedene davon identifiziert. Man hat schon oft Säure als*' Mittel vorgeschlagen, umi ein ..Verderben" des Kirschlorbeerwassers zu verhindern. Die Wirkung des Alkali beschränkt sich nicht nur auf die Bildung von Benz- aldehydcyanhydrin aus Blausäure und Benzaldehyd, sondern macht sich auch bei der Bildung anderer Produkte geltend, was man dann meistens als eine „Zersetzung" aufgefaßt hat. Diese „sekundäre" Wirkung des Alkali habe ich auch konstatieren können. Der Einfluß der Zersetzung hindernden Säure erklärt sich daraus, daß eine gewisse Säurekonzentration : 1. das Vorhandensein von OH-Ionen ausschließt; 2. die Dissoziation des gebildeten Cyanhydrins bei Ver- diinnung oder Temperaturerhöhung verhindert. Vorstehenden Darlegungen schließe ich noch einige Beispiele aus der Rezeptur an, welche ich irrationell nennen möchte. Oft machte ich folgende Rezepte: 1. Rp. Spir. Ammoniae anis. Codeini Aquae Laurocerasi Die wenigstens zweifache Verdünnung und der hohe Alkali - gehalt verursachen eine^beinahe quantitative Spaltung. 2. Rp. Aq. Laur. .J 2 Spirit. Ammoniae anis 2 Infus, rad. Ipecac 250 etc. In diesen Rezepten kommt das Aqua Laurocerasi nicht in dem Zustande vor, wie das Arzneibuch es vorschreibt, und wie S t o k v i s es als am besten geeignet bezeichnet. Der Vorschlag, künstliches Kirschlorbeerwasser statt des aus dem Naturprodukt durch Destillation gewonnenen zu benützen, ist nicht neu, findet aber in meinen Untersuchungen neue Stützen. Man könnte es sehr einfach als eine konzentrierte Lösung vorrätig halten. Man löst 20 g Benzaldehyd in 250 com Spiritus fortior. 2 ) Tijdschrift voor Pharm. Chem. en Tox. 1899, S. 189. 406 P. H. Wirth: Blausäure-Benzaldehydlösungen. und setzt unter Umschütteln 500 ccm einer l%igen HCN-Lösung zu. Wenn man nun verdünnte Lauge hinzutropft bis eine Probe Phenolphthalein-Lösung rot färbt, so ist das Gleichgewicht erreicht. Jetzt fügt man sofort 50 ccm N.-H 2 S0 4 allmählich und unter Umschütteln und füllt bis 1 Liter an. Wenn man schließlich 1 Teil dieser Lösung mit 4 Teilen destilliertem Wasser mischt, so erhält man ein künstliches Kirschlorbeerwasser, das ein viel gleichmäßigeres und haltbareres Präparat ist als das des Arznei- buches, das abej 1 / 100 N.-Säure* enthält. Resultate. Die Gleichgewichtsreaktion : C 6 H 5 COH + HCN 52 C 6 H 5 COH HCN wurde in wässeriger Lösung verifiziert. Es ergab sich, daß bei gleicher Konzentration und Temperatur dasselbe Gleichgewicht erreicht wurde, mag man von der Verbindung oder von den beiden Komponenten ausgehen. Es ergab sich ferner, daß die Dissoziation des Benzaldehydcyanhydrins bei größerer Verdünnung stärker wurde, dagegen bei höherer Konzentration der Lösung wieder zurückging. Dies war wohl zu erwarten, da die monomolekulare Reaktion der Spaltung in ihrer Geschwindigkeit Aveniger von der Konzentration abhängig ist als die bimolekulare Reaktion der Bildung von dem Cyanhydrin. Die Dissoziation nahm bei gleich bleibender Konzentration mit Erhöhung der Temperatur zu, entsprechend eler Tatsache, daß das Cyanhydrin eine exotherme Verbindung ist. Ferner ergab sich, daß das Vorhandensein ver- hältnismäßig kleiner Mengen von Alkalien und Säuren großen Ein- fluß auf die Gleichgewichtsreaktion haben, und zwar in der Weise, daß das OH-Ion die Geschwindigkeit, mit der das Gleichgewicht erreicht wird, von beiden Seiten vergrößert, dagegen das H-Ion die beiden Reaktionen sehr stark verzögert. Ueberdies wird der Gleichgewichtszustand, der schließlich erreicht wird, unter dem Einfluß von Alkali in der Richtung einer stärkeren Spaltung des Cyanhydrins verschoben. Dennoch haben selbst ziemlich hohe Konzentrationen des Alkali noch keine völhge Spaltung des Cyanhydrins zur Folge. Allerdings machen diese das System so beweglich, daß unter veränderten Umständen der Konzentration oder Temperatur sich sofort der neue Gleichgewichts- zustand einstellt. Aus einer alkalischen Lösung ward durch Silber- nitrat z. B. sofort der gesamte HCN gefällt, weil nach der Präzipi- tation von dem anfangs frei vorhandenen Teile der Blausäure die Dissoziation des Cyanhydrins sofort eintritt. Wenn schließlich P. H.Wirt h: Blansäure-Benzaldehydlösungen. 407 • nur diejenigen Mengen Alkali, welche bloß die Geschwindigkeit in der Erreichung des Gleichgewichtes, nicht das Endresultat merk- bar beeinflussen, vorhanden sind, so wird dieses Resultat erreicht. Dagegen haben etwas größere Konzentrationen von Säure zur Folge, daß sie die Gleichgevvichtsreaktion sehr wenig beweglich machen und Zustände praktisch ganz fixieren können, welche tetsachlich unter den gegebenen Umständen der Konzentration und Temperatur keine stabilen Gleichgewichte sind. Bei der Herstellung des Kirschlorbeerwassers und Bitter- mandelwassers durch Destillation geht das aus dem Glucosid ge- bildete Benzaldehydcyanhydrin nicht als solches, sondern in ge- spaltenem Zustand über, und das Destillat besteht anfangs aus einer Lösung von freier Blausäure und Benzaldehyd. Der Gleich- gewichtszustand, welcher für den pharmazeutischen Gebrauch in dem Präparat verlangt wird (welcher bei 0,1% Gesamt-HCN und bei gewöhnlicher Temperatur sehr nahe % gebundene und % freie HCN hegt), stellt sich schneller oder langsamer ein, je nach- dem das Destillat weniger oder mehr saure Reaktion besitzt. Nachtrag. Herr Rosenthaler 1 ) gab eine Methode als abgeändertes Andre w'sches Verfahren zur Bestimmung der Blausäure neben Benzaldehydcyanhydrin und der gesamten Blausäure. Es hat sich jetzt durch meine Untersuchungen herausgestellt, daß die ge- ringsten Spuren Alkali das Gleichgewicht sofort herbeiführen. Demnach ist obengenannte Methode, welche eine aeidimetrische ist, für eine Bestimmung der freien neben der gebundenen Blau- säure unbrauchbar. Daß die Beleganalysen des Herrn Rosen- thaler brauchbare Zahlen nachweisen, rührt wohl daher, daß Rosenthaler seine Bestimmungen in Lösungen gemacht hat, worin schon das Gleichgewicht erreicht war. Würde Herr Rosenthaler seine Methode anwenden, um die Reaktionsgeschwindigkeit in dem System C 6 H 5 C0H + HCN ~ C 6 H 5 COH HCN zu erforschen, so würde sich bei dem Neutralisieren sofort das Gleichgewicht einstellen, und er würde finden, daß unter allen Verhältnissen die Reaktionsgeschwindigkeit unmeßbar ist. Pharm.-Chem. Laboratorium der Reichs-Universität zu Utrecht. ») Diese Zeitschrift 248, 539 (1910). 408 M. Schnitz: Alkaloide der Pareirawurzpl. Mitteilung aus der pharmazeutischen Abteilung des chemischen Instituts der Universität Greifswald. Ueber die Alkaloide der Pareirawurzel. Von M. Scholtz. (Eingegangen den 11. VI. 1911.) In früheren Mitteilungen 1 ) habe ich gezeigt, daß sich aus der Pareirawurzel (von Chondrodendron tomentosum, einem in Brasilien und Peru heimischen Kletterstrauch aus der Familie der Menis- permaceen) durch Extraktion mit verdünnter Schwefelsäure und Fällung durch Sodalösung ein braunes, amorphes Alkaloidgemisch erhalten läßt, das mit dem käuflichen Bebeerin übereinstimmt. Das reine Alkaloid Bebeerin, C 18 H 21 3 N, das seinen Namen daher führt, daß es auch in der Rinde des Bebeerubaumes aus Britisch- Guyana vorkommt 2 ), macht etwa den zehnten Teil dieser Alkaloid- masse aus. Wie ich früher angegeben habe, kann man es durch Extraktion mit Aether als amorphes, nahezu weißes Pulver und durch Umkrystallisieren aus Methylalkohol in farblosen Krystallen erhalten. Die Versuche zur Ermittelung seiner Konstitution hatten zu der Feststellung geführt, daß es eine tertiäre Base ist und ein an Stickstoff gebundenes, sowie ein an Sauerstoff gebundenes Methyl enthält, während ein zweites Sauerstoff atom als Phenol- hydroxyl vorhanden ist. Die Formel des Alkaloids läßt sich dem- nach in folgender Weise auflösen: C 16 H 14 0(OH)(O.CH 3 )(N.CH 3 ). Bei der Destillation mit Zinkstaub wurde Methylamin und o-Kresol erhalten. Bei der Oxydation des Bebeerins entstanden wohl einige gut charakterisierte Verbindungen, die aber keinen Schluß auf seine Konstitution ziehen ließen. Das in der ersten Mitteilung beschriebene Bebeerin war linksdrehend, später zeigte ich, daß eine zu anderer Zeit bezogene Pareirawurzel rechtsdrehendes und razemisches Bebeerin enthielt. Während sich nun die früheren Untersuchungen nur auf das durch Behandlung mit Methylalkohol leicht rein zu erhaltende Bebeerin bezogen, habe ich jetzt die das Bebeerin begleitende Alkaloidmasse, die den Hauptbestandteil i) Arch. d. Pharm. 236, 530 (1898), 237, 199 (1899), 244, 656 (1906). 2 ) Die Geschichte dieses Alkaloids findet sich ausführlich in meiner ersten Mitteilung besclirieben. M. Schnitz,: Alknloido der Pareirnwur/H. In'.' der durch Extraktion der Wurzel mit achwefelsäurehaitigem Wasser erhaltenen Substanz, bildet, näher untersucht. Schon in den ersten Mitteilungen über den Alkaloidgehalt der Rinde des Be beer u bau mes von R o d i e (1834) und M a c 1 a g a n (1843) findet sich (Ue An gäbe, daß sich in dem Schwefelsäureaus/.ug der Rinde neben dem Bebeerin noch eine in Aether unlöshche, braune, harzartige Substanz von basischen Eigenschaften befinde, die M a c 1 a g a n mit dem Namen Sepeerin belegte, da die Ansiedler den Bebeerubaum Sepceri nannten. Auch spätere Untersuchungen haben für diese basischen Begleiter des Bebeerins nichts anderes zutage gefördert, als daß es ein rotbraunes, amorphes, leicht verharzendes Pulver von basischen Eigenschaften ist. Die auf den folgenden Seiten beschriebenen Untersuchungen beziehen sich auf die basischen Begleiter des Bebeerins der Pareirawurzel. Ob diese mit den Nebenalkaloiden des Bebeerubaumes übereinstimmen, läßt sich natürlich nicht voraus- sehen, und es muß daher der Name Sepeerin jenen amorphen basischen Bestandteilen der Bebeerurinde vorbehalten bleiben. Aus der Pareirawurzel isolierte ich als Begleiter des Bebeerins ein wohlcharakterisiertes Alkaloid, das nach der Herkunft dieser Wurzel von Ckondrodendron tomentosum den Namen Chondrodin erhalten soll. Chondrodin. Die früheren Untersuchungen über die Alkaloide der Pareira- wurzel hatte ich teils mit käuflichem Bebeerin ausgeführt, teils mit der Alkaloidmasse, die man durch Ausziehen der gepulverten Wurzel mit schwefelsäurehaltigem Wasser und Fällen mit Soda- lösung erhält. Dieses Alkaloidgemisch läßt sich durch Extraktion mit Aether in zwei Teile zerlegen, der Aether nimmt das Bebeerin auf, während eine braune, harzartige, sehr leicht der Oxydation ausgesetzte Masse zurückbleibt. Diese wurde mit Chloroform extrahiert, wobei ein beträchtlicher Teil in Lösung ging. Die Chloroformlösung ist dunkelbraun gefärbt und hinterläßt beim Eindunsten einen braunschwarzen harzigen Rückstand. Dieser löst sich leicht in Methylalkohol und aus dieser Lösung scheiden sich allmählich noch geringe Mengen krystaUisierten Bebeerins ab. Die hiervon abfiltrierte Mutterlauge gibt beim Eindunsten nur schmierige Produkte. Der durch Extraktion mit Aether und Chloroform vom Bebeerin und von einer beträchtlichen Menge dunkler, verunreinigender Stoffe befreiten rotbraunen Masse, die sich sowohl in Säuren, wie in Natronlauge löst, läßt sich durch wiederholtes Auskochen mit Wasser ein beträchtlicher Anteil, und 410 M. Scholtz: Alkalnide der Pareirawurzel. zwar gerade der am meisten färbende und zur Verharzung neigende, entziehen. Das erste wässerige Filtrat ist nahezu schwarz, die späteren sind braun und schließlich nur noch gelb gefärbt. Es hinterbleibt hierbei ein hellbraunes, amorphes Pulver. Dieses wurde mit verdünnter Salzsäure erwärmt, wobei ein Teil in Lösung ging und eine dunkle, unlösliche Masse zurückblieb. Da die gesamte hier zur Verarbeitung gelangende Substanz durch Extraktion mit angesäuertem Wasser aus der Pareirawurzel erhalten worden ist, so muß der starke Gehalt an in Säure unlöslichen Bestand- teilen auf eine nachträgliche Veränderung zurückgeführt werden. Schon früher habe ich auf die große Neigung der Pareiraalkaloide hingewiesen, sich zu oxydieren. Nun ist zwar das reine, krystallisierte Bebeerin, wie auch das sogleich zu besprechende Chondrodin an der Luft beständig, doch ist bis jetzt noch der größte Teil der alkaloidartigen Bestandteile der Wurzel infolge seiner leichten Verharzung chemisch ganz undefinierbar. Aus der gelb gefärbten salzsauren Lösung wurde nunmehr durch Soda ein sehr voluminöser, anfangs weiß erscheinender Niederschlag gefällt, der nach dem Abfiltrieren und Auswaschen in kompaktem Zustande gelb ist, und der ein einheitliches Alkaloid, das Chondrodin, darstellt. Chondrodin löst sich in verdünnten Säuren und in Natron- lauge, aus der Lösung in Natronlauge wird es durch Ammonium- chlorid gefällt. In Alkohol löst es sich wenig, gar nicht in Aether, Aceton und Chloroform. Leicht löslich hingegen ist es in Anilin. Es sei hier die meines Wissens noch nicht bekannte Tatsache erwähnt, daß sämtliche Alkaloide in Anilin leicht lös- lich sind. Diese Erscheinung läßt sich zur Reinigung des Chondrodins benutzen, indem es aus der Anilinlösung durch Alkohol gefällt wird. Durch gründliches Auswaschen mit Alkohol erhält man es analysenrein. In krystallisiertem Zustande konnte es nicht erhalten werden. Auch Methylalkohol, der beim Bebeerin so gute Dienste leistet, versagt, indem er das Chondrodin nur wenig löst und beim Eindunsten amorph hinterläßt. Das Alkaloid schmilzt bei 218—220°. 1. 0,1851 g Substanz gaben 0,4648 g C0 2 und 0,1079 g H 2 0. 2. 0,1568 g Substanz gaben 0,3934 g C0 2 und 0,0971 g HO. 3. 0,1558 g Substanz gaben 6,2 cem N, B = 754 mm, t = 23°. Berechnet für Gefunden : C 18 H 21 4 N: 1. 2. 3. C 68,6 68,7 68,4% H 6.7 6,5 6,9% N 4,4 — 4,5% M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. 411 Hiernach hat das Alkaloid die Zusammensetzung U ]8 H 21 4 N und .besitzt demnach die Formel eines Oxybebcerins. Charakteristische Farbenreaktionen zeigt das Chondrodin nicht, hingegen gibt es mit allen bekannteren Alkaloidfällungsreagentien amorphe Niederschläge. Es besitzt denselben anhaltend bitteren Geschmack wie Bebeerin. Salze des Chondrodin s. Während das Chondrodin selbst nicht krystallisiert, lassen sich einige seiner Salze in krystallisiertem Zustande erhalten. Das Hydrochlorid: C 18 H 21 4 N . HCl, hinterbleibt beim Eindampfen der salzsauren Lösung stets als nicht krystallisierender Firnis. Löst man aber das Alkaloid in alkoholischer Salzsäure und versetzt mit Aether bis zur Trübung, so scheiden sich all- mählich gelbe Blättchen aus. Das Chondrodinhydrochlorid schmilzt unter starkem Aufblähen bei 274 — 275°. 0,3158 g Substanz gaben 0,1264 g AgCl. Berechnet für Ci 8 H 21 4 N.HCl: Gefunden: Cl 10,1 9,9% Das Quecksilber salz: C 18 H 21 4 N.HCl.HgCl 2 , fällt aus der salzsauren Lösung des Chondrodins durch Quecksilber- chlorid als weißer, amorpher, in Wasser unlöslicher Niederschlag. Leicht löst er sich in konzentrierter Salzsäure und wird aus dieser Lösung durch Wasser gefällt, so daß er sich hierdurch reinigen läßt. Das Salz bildet dann ein körnig-krystaUinisches Pulver, das sich oberhalb 270° bräunt und sich bei 288—290° zersetzt. 0,2345 g Substanz gaben 0,0870 g HgS. Berechnet für C 18 H 21 4 N.HCl.HgCl 2 : Gefunden: Hg 32,1 31,9% Das E i s e n s a 1 z : C 18 H 21 4 N . HCl . FeCl 3 , läßt sich, wie die Eisendoppelsalze der anderen Alkaloide 1 ), erhalten, wenn man die Base in wenig Salzsäure löst, konzentrierte Eisenchlorid- lösung hinzufügt und mit konzentrierter Salzsäure fällt. Es bildet einen orangefarbenen Niederschlag, der durch Lösen in Wasser und nochmaliges Fällen mit Salzsäure gereinigt und über Aetzkali getrocknet wurde. Das Salz zeigt unter dem Mikroskop deutlich krystallinische Formen, ist in trockenem Zustande von grüngelber Farbe und schmilzt bei 183—184°. *) Vergl. M. Scholtz, Ber. d. d. pharm. Ges. 18, 44 (1908) und Arch. d. Pharm. 247, 534 (1909). 412 M Scholl z: Alkaloide der Pareirawurzel. 0,2874 g Substanz gaben 0,0435 g Fe 2 3 . Berechnet für C 18 H 21 4 N.HCl.FeCl 3 :' Gefunden:. Fe 10,9 10,5% Das Perchlorat: C 18 H 21 4 N.HC10 4 , fällt aus der ver- dünnten salzsauren Lösung des Chondrodins auf Zusatz wässeriger Perchlorsäure als grauweißer, voluminöser Niederschlag, der sich aus viel heißem Wasser umkrystallisieren läßt und dann bei 232° bis 233° schmikt. 0,1822 g Substanz gaben 5,7 ccm N, B = 762 nun, t = 19°. Berechnet für Ci 8 H 21 4 N.HC10 4 : Gefunden: N 3,4 3,7% Das Pikrat: C 18 H 21 4 N . C 6 H 3 7 N 3 , wird aus der salz- sauren Lösung des Chondrodins durch eine Lösung von Pikrin- säure in verdünnter Salzsäure als voluminöser Niederschlag gefällt. Aus viel heißem Wasser läßt es sich umkrystallisieren und bildet nach dem Trocknen ein grüngelbes körnig-krystallinisches Pulver, das bei 193 — 194° unter Zersetzung schmilzt. 0,1256 g Substanz gaben 11,4 ccm N, B = 758 mm, t = 20°. Berechnet für C 24 H240 n N 4 : Gefunden: N 10,3 10,6% Pikrolonat: C 18 H 21 4 N . C 10 H 8 O 5 N 4 . Die Pikrolonsäure ist in verdünnter Salzsäure zu wenig löslich, um sie in derselben Weise zur Darstellung eines Salzes zu verwenden, wie die Pikrin- säure. Das Pikrolonat wurde daher durch Mischen neutraler Lösungen von pikrolonsaurem Natrium und Chondrodinhydro- chlorid gewonnen. Es ist in Wasser sehr wenig löslich, läßt sich aber aus viel heißem Wasser umkrystallisieren und bildet dann grüngelbe, sternförmig zusammenstehende Nadeln, die unter Ver- kohlung bei 185 — 186° schmelzen. 0,1486 g Substanz gaben 15,8 ccm N, B = 762 mm, t = 21°. Berechnet für C 28 H 29 O a N 5 : Gefunden: N 12,1 12,4% Chondrodinjodmethylat: C 18 H 21 4 N . CH 3 J. Das Chondrodin kennzeichnet sich als tertiäre Base durch Addition einer Molekel Methyljodid. Das Alkaloid wurde mit Methyl- alkohol und Methyljodid mehrere Stunden im zugeschmolzenen Rohr im Dampfbade erhitzt, das Reaktionsprodukt in Alkohol auf- genommen und das Jodmethylat durch Aether gefällt. Es löst sich in Alkohol und in heißem Wasser und wird beim Umkrystalli- M. Schultz: Alkaloid«; der l'areiraw ur/.i'l. 413 sieren aus Wasser in nahezu farblosen Krystallen erhalten. Es schmilzt bei 273° unter Zersetzung. 0,2304 g Substanz gaben 6,4 cem N, B = 755 mm, t = 19°. Berechnet für C 18 H 21 4 N.CH 3 J: Gefunden: N 3,1 3,2% Bestimmung des an Stickstoff und an Sauerstoff gebundenen Methyls im Chondro d in. Die leichte Löslichkeit des Chondrodins in Natronlauge be- weist, daß es, -wie das Bebeerin, wenigstens ein Phenolhydroxyl enthält. Eine weitere Uebereinstimmung beider Alkaloide zeigt sicli ferner bei der Bestimmung der Methylzahl. Diese ergab, daß das Chondrodin, gleich dem Bebeerin, ein an Stickstoff und ein an Sauerstoff gebundenes Methyl enthält. Die Bestimmung wurde nach der Methode von Herzig und M e y e r ausgeführt. 0,4154 g Substanz gaben 0,3022 g O— AgJ und 0,2940 g N— AgJ. Hieraus berechnet sich für 100 g des Alkaloids 4,64 g an Sauerstoff und 4,56 g an Stickstoff gebundenes Methyl. Der theoretische Wert eines Methyls für die Formel C 16 H 15 03(OCH 3 ) (NCH 3 ) beträgt 4,76. Diacetylchondrodin: C 18 H 19 2 N(O.CO.CH 3 ) 2 . Die Anzahl der Hydroxyle des Chondrodins war durch die Darstellung von Säureestern zu ermitteln. Hierbei zeigten sich aber dieselben Schwierigkeiten, wie sie früher beim Bebeerin beobachtet worden sind 1 ). Die leichte Zersetzlichkeit des Alkaloids macht sich sehr störend bemerkbar. Ein längeres Kochen mit Essigsäureanhydrid verträgt es nicht, sondern geht hierbei in eine amorphe, harzige Substanz über, die keine basischen Eigenschaften mehr besitzt, und aus der sich kein zur weiteren Untersuchung einladendes Produkt gewinnen läßt. Schließlich gelang die Dar- stellung einer Acetyl Verbindung auf demselben Wege, wie beim Bebeerin, nämlich durch kurzes Erwärmen des Alkaloids mit Essigsäureanhydrid auf 50—60°. Es entsteht hierbei eine klare, tief violette Lösung. Nachdem das Anhydrid durch Wasser zer- stört worden ist, fällt Natronlauge einen braungelben Niederschlag. In Alkohol ist er nur wenig löslich, läßt sich aber daraus umlösen und fällt dann als gelblich weißes, amorphes Pulver. Krystallisiert konnte die Verbindung nicht erhalten werden. Sie löst sich nicht *) Archiv der Pharm. 23«, 534. 414 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. mehr in Natronlauge, wohl aber in Salzsäure. Beim Erhitzen schmilzt die Verbindung nicht, sondern verkohlt oberhalb 270°. 1. 0,1356 g Substanz gaben 0,3313 g C0 2 und 0,0802 g H 2 0. 2. 0,1648 g Substanz gaben 0,4013 g C0 2 und 0,0987 g H a O. 3. 0,1822 g Substanz gaben 6,0 ccm N, B = 763 mm. t = 23°- Berechnet für Gefunden: C 18 H 20 O 3 N(O.CO.CH 3 ): C 18 Hi 9 2 N(O.CO .CH 3 ) 2 : 1. 2. 3. C 67,2 ^ 66,2 66,6 66,5% — H 6,4 6,3 6,5 6,7% — N 3,9 3,5 — — 3,8% Die Analysen gestatten keine sichere Unterscheidung zwischen der Mono- und Diacetylverbindung, es war daher erforderlich, die Acet3dzalil zu bestimmen. 0,8670 g Substanz wurden mit 20 ccm alkoholischer y, Normal- Kahlauge eine Stunde auf dem Wasserbade erhitzt. Zur Titration der überschüssigen Kalilauge waren 11,4 ccm % Normal- Salzsäure erforderlich, zur Verseifung hatten also 8,6 ccm Kahlauge gedient. Acetylzahl für _, f , C 18 H 20 O 3 N(O . CO . CH 3 ) : C 18 H 18 O a N(0 . CO . CH 3 ) 2 : 156,8 280,7 277 Es hegt demnach die Diacetylverbindung vor, und das Chondrodin besitzt zwei Hydroxyle. Dibenzoylchondrodin: C 18 H 19 2 N(0 . CO . C 9 H 5 ) 2 . Auch bei der Darstellung einer Benzoylverbindung ergaben sich Schwierigkeiten. Benzoylchlorid eignet sich nicht zu ihrer Darstellung, doch erhält man sie durch kurzes Erwärmen des Chondrodins mit einem Ueberschuß von Benzoesäureanhydrid bis zum Schmelzen des Gemisches. Es wird hierbei nur ein kleiner Teil des Alkaloids in die Dibenzoylverbindung übergeführt, denn das Reaktionsprodukt besteht aus einem in Natronlauge löslichen und einem darin unlöslichen Teil. Der erste ist unverändertes Chondrodin und enthält vielleicht geringe Mengen einer Mono- benzoylverbindung, deren Isolierung aber nur bei Anwendung größerer Mengen möglich sein dürfte. Der in Natronlauge un- lösliche Teil stellt die Dibenzoylverbindung dar. Der Versuch, durch längere Einwirkung oder durch Anwendung eines größeren Ueberschusses von Benzoesäureanhydrid eine völlige Veresterung herbeizuführen, gelang nicht, da dann wiederum Zersetzungs- produkte entstanden. Zur Isolierung der Dibenzoylverbindung wurde die Schmelze in verdünnter Salzsäure aufgenommen und das Filtrat durch Natronlauge gefällt. Man erhält einen hellgelben M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. 415 Niederschlag, der sich aus heißem Alkohol in kristallinischen Körnern ausscheidet, die bei 295° schmelzen, 1. 0.1674 g Substanz gaben 0,4512 g C0 2 und 0,0868 g H 2 0. 2. 0,2142 g Substanz gaben 5.4 ccm N. B = 758 mm, t = 22°. Berechnet für Gefunden: C 18 H ls O 2 N(O.CO.0 6 H 6 ) 2 : 1. 2. C 73.4 73,6% — H 5,5 5,4% — N 2,6 — 2,9% D i ä t h y 1 c h o n d r o d i n : ]8 H 19 O 2 N(O . C 2 H 6 ) 2 . \\"ie durch Säurereste, lassen sich die Wasserstoff atome der beiden Hydroxyle des Chondrodins auch durch Alkyle ersetzen. Die Gewinnung eines einheitlichen Dimethylchondrodins durch Erwärmen des Alkaloids mit Alkahen und Methyljodid gelang nicht, da hierbei teilweise Addition des Methyljodids an den Stick- stoff stattfindet. Viel weniger Neigung zur Addition an tertiäre Basen zeigt das Aethyljodid. so daß sich die Bildung des Diäthyl- chondrodins auf folgendem Wege erzielen Heß: 2 g Chondrodin wurden in 25 ccm alkoholischer J '.> Normal-Kahlauge gelöst, mit 5 g Aethyljodid versetzt und eine Stunde auf dem Wasserbade erwärmt. Die alkalische Reaktion ist jetzt nahezu verschwunden und durch Wasser wird ein blaßgelber Niederschlag gefällt, der sich in Säuren, aber lücht mehr in Natronlauge löst. Er läßt sich aus Alkohol umlösen, bleibt aber amorph. In analysenreinem Zu- stande erhält man die Verbindung durch Fällung der alkoholischen Lösung durch Aether. Sie bildet nach dem Trocknen ein sandiges, gelblich weißes Pulver und schmilzt zwischen 205 und 207°. 0,1584 g Substanz gaben 0,4142 g CO, und 0,1147 g H 2 0. Berechnet für C 18 H 19 2 N(O.C 2 H 5 ), : Gefunden: C 71,1 71,3% H 7,8 8,2% Die Zahlen für die Monoäthylverbindung lauten: C 69.9 und H 7.3. Auch die Unlöslichkeit der Verbindung in Natronlauge zeigt, daß beide Hydroxyle veräthert worden sind. Das salzsaure Salz des Diäthylchondrodins läßt sich durch Zusatz von Aether zu der Lösung der Base in alkoholischer Salzsäure erhalten. Es setzt sich allmählich an der Gefäßwand in gelben Nüdelchen ab und schmilzt bei 258°. 0,2314 g Substanz gaben 0,0841 g AgCI. Berechnet für C a2 H,, 9 4 N. HCl: Gefunden: Gl 8,7" 9,0 % 410 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Optisches Verhalten des Chondrodins. Das Chondrodin dreht den polarisierten Lichtstrahl nach links. Die Lösung von 1 g Chondrodin in 100 ccm absolutem Alkohol zeigt bei 20° im Dezimeterrohr eine Drehung von — 1,50. Hieraus berechnet sich [«] D = — 75°. Für die Konstitution des Chondrodins ergibt sich aus diesen Untersuchungen, daß es ein tertiäres Stickstoffatom, ein Methyl an Stickstoff und eins an Sauerstoff gebunden enthält, und daß von seinen vier Sauerstoffatomen zwei als Hydroxyle vorhanden sind. Seine Formel läßt sich demnach folgendermaßen auflösen.: C 16 H 13 0(OH) 2 (O.CH 3 )(N.CH 3 ). Vergleicht man hiermit die Formel des Bebeerins: /(OH) 2 OH C 16 H 13 0^0 . CH 3 C 16 H 14 0^ O . CH 3 X N.CH 3 X N.CH 3 Chondrodin Bebeerin so entsteht die Vermutung, daß sich das Chondrodin vom Bebeerin durch Ersatz eines Wasserstoffatoms durch ein Hydroxyl ableitet. Für eine nahe Verwandtschaft der beiden Alkaloide spricht außer ihrem gemeinsamen Vorkommen in derselben Pflanze auch das übereinstimmende Verhalten gegen manche Reagentien. Beide besitzen eine außerordentliche Empfindlichkeit gegen Oxydations- mittel. Namentlich Salpetersäure greift sie schon in sehr ver- dünnter Lösung an und fällt braune, flockige Niederschläge von saurer Natur. Bebeerin. Für das Bebeerin habe ich die Existenz eines Phenolhydroxyls früher durch seine Löslichkeit in Natronlauge und durch die Dar- stellung der Acetyl- und Benzoyl Verbindung nachgewiesen 1 ). Bei dem Versuch, das Wasserstoff atom des Hydroxyls durch Methyl zu ersetzen, zeigte sich dieselbe Schwierigkeit wie beim Chondrodin, indem das Methyl Jodid sich an den Stickstoff addiert. Einen analogen Verlauf nimmt die Methylierung mit methylschwefel saurem Kalium. Auch dieses addiert sicli an den Stickstoff unter Bildung einer sehr voluminösen, nahezu gallertartigen Verbindung. ») Aren. d. Pharm. 236, 534. M. Soholtz: Alkaloide der PareirawurzeL 4 17 M e thy lbebeer in j od m e t b y I at: C M H 14 0<^ '/nxx\ t- Geht man von dem früher beschriebenen Bebeerinjod- methylat 1 ) aus, so gelingt es leicht, dessen freies Hydroxyl zu methylieren. 2,2 g Bebeerinjodmethylat wurden mit 10 ccm alkoholischer $£ Xormal-Kalilaugc und mit 4 g Methyl indid ver- netzt. Hierbei tritt schon in der Kälte völlige Lösung ein. Wird die Lösung eine Stunde auf dem Wasserbade erwärmt, so erstarrt die Mischung beim Erkalten zu einer gelatinösen Masse, die sich nach dem Abpressen auf dem Tonteller aus Wasser umkrystalli- sieren läßt. Die Verbindung stellt dann ein gelbliches, kristalli- nisches Pulver dar und schmilzt unter starkem Aufblähen bei 263—264°. 1. 0.2426 g Substanz gaben 7,4 ccm N, B = 758 mm, t = 24°. 2. 0,2024 g Substanz gaben 0,1060 g AgJ. Berechnet für Gefunden: r i9 H 23 3 X.CH 3 J: 1. 2. N 3,1 3,5% — J 27,9 — 28,3% O.C 2 H 5 Aethylbebeerin: C 16 H 14 0(-0 . CH 3 . X N.CH 3 Die Aethylierung des Bebeerins ließ sich glatt ausführen; Addition von Aethyljodid an den Stickstoff findet hierbei nicht statt. 3 g Bebeerin wurden in 20 ccm alkoholischer \ 2 Normal- Kahlauge gelöst und mit 2 g Aethyljodid eine Stunde auf dem Wasserbade erwärmt. Die Lösung reagiert jetzt nicht mehr alkalisch und Wasser fällt aus ihr einen gelblich-weißen, in Natron- lauge unlöslichen Niederschlag. In Alkohol und Methylalkohol löst er sich leicht, ebenso in Chloroform, nicht aber in Aether, der es aus der alkoholischen Lösung fällt. Die Verbindung krystallisiert nicht ; Methylalkohol, der das amorphe Bebeerin sofort in den krystallisiert en Zustand überführt, versagt hier. Bei der Fällung des Aethylbebeerin s aus der alkoholischen Lösung durch Aether erhält man es als rein weißes Pulver, das aber keinen scharfen Schmelzpunkt zeigt. Bei 145° erweicht es und ist bei 150° ge- schmolzen. 1. 0,1426 g Substanz gaben 0,3822 g C0 2 und 0,0943 g H,0. 2. 0,1532 g Substanz gaben 6,1 ccm X, B = 762 mm, t = 22". l ) Aren. d. Pharm. 236. 534. Arch. d. Pharm. CCXXXXIX. BJa. B. Heft. 27 418 M. Seholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Berechnet für C 20 H 25 O 3 N: Gefunden 1. i C 73,4 H 7,6 N 4,3 73,1% 7,4% — 4, 4,6% Das Aethylbebeerin ist, wie das zu seiner Darstellung be- nutzte Bebeerin, linksdrehend. 0,5 g Aethylbebeerin, in 20 com absolutem Alkohol gelöst, drehen bei 20° im Dezimeterrohr — 6,25°. Somit ist [u] D = —250°. Das Hydrochlorid des Aethylbebeerins wird beim Ein- dampfen der salzsauren Lösung der Base in gelben firnisartigen Lamellen erhalten. Löst man diese in Alkohol, so scheidet sich das Salz auf Zusatz von Aether allmählich in gelblichen Blättchen vom Schmelzpunkt 109 — 110° ab. 0,2314 g Substanz gaben 0.0907 g AgCl. Berechnet für C 2ü H, 5 O.A T .HCl: Gefunden: Cl 9,7 9,7% O.C 2 H 5 Aethvlbebeerinjodmcthylat: C 16 H 14 . O . CH 3 . X N(CH 3 ) 2 J Diese Verbindung läßt sich auf zwei Wegen gewinnen. Man kann das Bebeerinjodmethylat durch Erwärmen mit Aethyljodid und alkoholischer Kalilauge äthylieren, oder man kann das Aethyl- bebeerin durch Erhitzen mit Methyljodid in das Jodmethylat überführen. Beide Verfahren führen zu derselben Verbindung. Sie ist in Wasser viel Aveniger löslich als das Methylbebeerinjod- methylat. Aus heißem Wasser läßt sie sich gut umkrystallisieren und bildet dann bei 255 — 256° schmelzende Nadeln. In Alkohol ist sie leicht löslich, in Aether nicht. 1. 0,1820 g Substanz gaben 5,2 ccm N, B = 759 mm, t = 2. 0,1696 g Substanz gaben 0,0882 g AgJ. Berechnet für C 21 H 2tj 3 NJ: Gefunden: N 3,0 " 3,3% J 27,8 28,1% ( '. ( !. llossciis: OI'l'iy.iiM'lliT Kliabarber, 419 Rheum palmatum, die Stammpflanze des guten offizineilen Rhabarbers. Von Dr. C. C. Hosseus- London. (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen den 16. VT. 1911.) Die Veranlassung mich mit der Rhabarberfrage näher zu beschäftigen, wurde dadurch gegeben, daß mir Herr Dr. Albert Tafel, der bekannte Tibetforscher, nach seiner Rückkehr seine äußerst interessante botanische Ausbeute zur Bestimmung über- gab. Trotzdem leider ein Teil der Sammlung infolge der ver- schiedensten Ueberfälle und Unfälle verloren ging, sind doch noch insgesamt 330 Nummern vorhanden, unter denen sich auch fünf Rhabarberpflanzen befinden. Vorliegende Arbeit wurde bereits im Jahre 1909 im Botanischen Museum zu Berlin-Dahlem begonnen, konnte aber erst jetzt im Kew-Herbarium zu London vollendet werden. Es ist mir eine angenehme Pflicht den Herren Colonel P r a i n und Dr. Stapf sowie Herrn Geheimrat Prof. Dr. E n g 1 e r, für die Möglichkeit, in den Herbarien zu arbeiten, meinen Dank zu sagen, ebenso Herrn Prof. Dr. Fischer von W a 1 d h e i m und Herrn Geheimrat Prof. Dr. U r b a n für die Ueberlassung von Vergleichsmaterial aus den kaiserlichen und königlichen Botanischen Gärten in St. Petersburg und Berlin verbindlichst zu danken. Außerdem waren die Herren Dr. Henry und W i 1 s o n so freund- lich, mir ihre Ansichten in der Frage zur Verfügung zu stellen. Das wichtigste Ergebnis der allerseits eingezogenen Er- kundigungen und eigenen Studien ist, daß die den guten Rhabarber liefernde Droge nur von Bheum palmatum Linne stammt. Dies bestätigt die von Prof. Dr. T s c h i r c h 1 ) aufgestellte These: „daß von allen in Bern kultivierten Rheum- arten unzweifelhaft Rheum palmatum die höchstprozentigen Rhizome liefern (2,8%), während Rheum ofjicinale (2%) und Rheum Collianum (1,8%) ihm weit nachstehen". *) Prof. Dr. A. T s c h i r c h, „Studien über den Rhabarber und seine Stammpflanze", Separatabdruck aus der Festschrift Hofrat Dr. August Emil Ritter Vogl von Fern heim. 27* 420 C. C. Boseeus: Offizineller Rhabarber. Ueber die angeblichen Stammpflanzen existiert eine direkt»' Literatur, und schon Maxim o vi cz 1 ) kommt zu dem Resultat, das T s c h i r c h 2 ) in einer späteren Arbeit auf Grund der Ver- öffentlich ungen von Wilson 3 ) wieder aufnimmt : „Geben wir zu, daß wir gegenwärtig zwei Arten besitzen, welche vorzüglichen Rhabarber hefern, so hat doch Rheum palmatum den Vorzug, daß seine Echtheit als Stammpflanze des Kjachta- Rhabarbers jetzt über allen Zweifel erhaben ist Halten wir also fest an Rheum palmatum und sorgen wir, daß seine Kultur im großen .... nicht wieder einschlafe. Erweist sich sodann Rheum ojjkinale, als gleich wertvolles Produkt, so haben vir die Wahl zwischen beiden. ..." T s c h i r c h schließt oben erwähnte Abhandlung mit dem Satz : ..So läge denn die Sache so, daß der „südliche" Rhabarber aus Szetechwan von Rheum ojjicinale, der „nördliche" von Kuku-noor von Rheum palmatum ß-tangulicum stammt." Die Annahme, daß Rheum o/ficinalc guten Rhabarber liefert, erfolgte auf Grund der Beobachtungen von Wilson und Dr. Henry. Nun hat mir Wilson bei einer Rückspra ch e zugegeben, daß er nicht mehr auf dem Standpunkt steht, daß der beste Rhabarber von Rheum. officinale kommt, sondern dieser von Rheum palmatum stamme. Dr. Henry gab an, daß er im Waldgebiet von Hup eh überhaupt selbst nur ein einziges, sehr großes Exemplar eingelegt habe. Hierzu gibt nun Dr. Tafel eine äußerst einleuchtende und allen Zweifel nehmende Erklärung. Er schreibt mir: „Die Tibetaner graben wirklich auch die Wurzeln der anderen Rheumarten aus. trocknen sie sogar zum Schein und geben an, daß sie von ihnen den Rhabarber gewinnen. Auf diese Weise führten sie, ebenso wie die Chinesen, einfach die Europäer an." Dr. Tafel hat selbst einige Rheumpflanzen (Rh. spieiforme) gesammelt, bei denen die Tibetaner das gleiche Experiment mit ihm versuchten. So erklärt sich auch noch ein anderer Irrtum, wie mir scheint, der über die Art des Trocknens in die Literatur gekommen x ) C. J. Maximovic z, Regeis Gartenflora, Januar 1875. 2 ) Prof. Dr. A. Tschirch: „Die Stammpflanzen des chinesischen Rhabarbers", Arch. d. Pharm. 245. Bd., 9. Heft, 1907. 3 ) Wilson, „Chinese Rhubarb", Chemist Druggist, September 190C, p. 371, and Wilson, „Rhubar" in Pharmaceutical Journal and PharmaeiHt 22 (1910), p. 80. ('. ('. Hosscus: Offwinellei Rhabarber. 421 ist. Tschirch 1 ) schreibt: „an einem schattigen, luftigen Orte, z. B. unter dem Dache des Hauses aufgehängt, also nicht in der Sonne — trotzdem im Handel ,,sun dried" genannt — und nicht mit künstlicher Wärme getrocknet. Der Handel unterscheidet jetzt aber auch „high dried", d. h. künstlich getrocknete' Hierzu möchte ich bemerken, daß „high dried" wohl besser mit ,,hoch" oder , .hängend getrocknet" zu übersetzen ist und nichts mit „künstlicher Wärme" zu tun hat. Außerdem hat die Bezeichnung ,.sun dried" auch ihre Berechtigung. Bei Dr. Tafel 2 ) finden wir nämlich folgende Sätze: „Die Zedern wälder Ost-Ts'aidams sind die wahre Heimat der besten Sorte unseres in den Apotheken verwerteten sogenannten Schensi-Rhabarbers. In den Monaten August und September kommen zahlreiche chinesische Mo- hammedaner dorthin und gehen im Raubbau den Rhizomen nach, die an Ort und Stelle geschält und getrocknet werden." Auf der Eti kette der Zedernzweige 3 ) ist angegeben, daß die Rhizonie an Stricken von einem Baum zum anderen, die nicht sehr dicht stehen, getrocknet werden. Wir sehen hieraus, daß die Rhizonie fast immer im Freien und unter Bäumen getrocknet werden; das Trocknen in den Häusern ist selten. Diese sind dann als „high dried" in den Handel gebracht, Mährend erstere unter den wenig Schatten spendenden Zedern getrockneten Rhizonie als „sun dried" bezeichnet werden. Verfolgen wir die Literatur über die Stammpflanze des Rhabarbers in die ältesten Zeiten zurück, so finden immer zwei sich gleich bleibende Angaben, die Droge wird von eine r Art gesammelt, diese stammt aus dem T a n g u t e n 1 a n d. Nebenbei sei hier erwähnt, daß der Name „Tanguten" nach Tafel 4 ) zu unrecht besteht. „In Ost-Tibet wohnt, vom See Kuku-nor im Norden bis an die Himalaj^aketten im Süden, ein Volk, das tibetisch spricht. Eine Trennung in „Tanguten" und „Tibetaner" hat keine Be- J ) In der ersterwähnten Abhandlung, p. 68. 2 ) A. Tafel, „Vorläufiger Bericht über seine Studienreise in Nordwest-China und Ost-Tibet" in Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1908, p. 388. 8 ) Der sog. „Weihrauchbaum" der Tibeter und Chinesen, Stämme von 50 cm Dicke, 6 m Höhe ist .Juniperus Pscudo-Sabina Fisch, et Mey., in der asiatischen Literatur häufig unberechtigterweise als Zeder bezeichnet. A ) A. Tafel in Korrespondenz-Blatt der Deutschen GesbllscKaft Für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte XXXIX. Jahrg., No. 9—12, Sept./Dez. 1908. 422 C. C. Hosseua: Offizineller Rhabarber. rechtigung. Das Wort „Tangut" ist nur irreführend und sollte womöglich vermieden werden. Es ist uns damit ähnlich gegangen wie einst mit dem Namen „Katay" und „China". Die Reisenden, die von Norden kamen und deshalb Mongolen um Rat fragten, erfuhren, daß die BeAvohner „Tangutse" hießen. Dies ist einfach die Bezeichnung für die Tibetaner im allgemeinen. Die Reisenden, die von Süden* kamen, hörten und lasen gleich von Anfang an den tibetischen Namen ,,Bod". Schon Ferdinand von Richthofen hat fest- gestellt, daß der gute Rhabarber aus dem nördlichsten Szetschwan vor allem aber aus Tibet stammt. Dies hat dann P r z e w a 1 s k i, der als erster Europäer grundlegende Studien über die Frage machte, bestätigt und seinerzeit bereits definitiv erklärt, daß der gute offizinelle Rhabarber von Bheum palmatum Linne stammt. Unter diesem Namen hat auch Maximowicz zuerst wieder Przewalskis Pflanzen beschrieben, später hat er diese in oL-typicum und ß-tangulicum getrennt. Gegen diese Trennung hat sich zuerst B a 1 f o u r gewendet, dami hat auch T s c h i r c h die Berechtigung angezweifelt. Auf Grund meiner Beobachtungen möchte ich ebenfalls be- zweifeln, ob der Hauptunterschied die mehr oder weniger tief ein- geschnittenen Blätter, die äußerst wechselnd sind, eine Trennung rechtfertigen. Dagegen haben alle Pflanzen einen sehr wichtigen Punkt gemeinsam, runde, nicht kantige Stiele mit einer Unzahl roter Punkte bis 1 mm Länge übersät. Dasselbe finden wir nur noch bei Bheum Collinianum und dem Bastard Rheum rugosum mit ebenfalls geteilten Blättern. In Kew Gardens befindet sich nun unter den Pflanzen von Rheum palmatum ein äußerst interessantes Exemplar, das bereits selbst einen völlig verschiedenen Blatthabitus aufweist. Während die Messung bei ersteren 70 — 77 cm Länge, 94 — 110 cm Breite der Blattfläche, 38 cm des Stieles im Durchschnitt ergab, hat letzteres 36 — 38 cm Länge, 30 — 34 cm Breite, 38 cm lange Stiele ; der Einschnitt bei ersteren ist 64 cm, bei letzterem nur 13 cm. Aus diesem Exemplar mit länglichen Blättern geht hervor, daß die Neigung zur Veränderung der Blätter, sei es auf natürlichem Wege, sei es auf dem der Bastardierung, groß ist. Der runde, mit den typischen Flecken bedeckte Stengel ist aber auch hier völlig unverändert ge- blieben. Allgemein wird die besonders ausgeprägte Neigung der Rheumarten zur Bastardierung hervorgehoben. Uns allen ist es ('. C. Hosseus: Offizineller Rhabarber. 423 wohlbekannt, daß jenes Gebiet eine uralte Kultur hinter sich hat, daß Gegenden, die heute verlassen sind, früher zum Teil sicher stark bevölkert waren; die Leute wußten aber bereits den Wert des Rhabarbers zu schätzen. Warum sollten damals nicht bereits auch Rheumarten gezüchtet worden sein ? Wenn Mir in allen Gruppen der Gattung Rheum Umschau halten, so kommt nach Rheum palmatum Linne eine zweite zwar minderwertige, aber nächstgute Art mit nahestehenden Formen, Rheum officinale. Auch hier haben wir geteilte Blätter, eine ähn- liche Infloreszenz, die sie mit den anderen Gruppen verbindet, den runden Stiel aber ohne die Flecken. Ich glaube für alle Fälle, daß man Rheum officinale weniger der Rhizome, als der äußerst saftigen, fleischigen Stiele und Blätter halber schätzt. Bekanntlich wird Rheum officinale, was auch Wilson bestätigt, häufig angepflanzt. Die Eingeborenen geben selbst - an, daß der angepflanzte Rhabarber (wie bei Rheum palmatum) schlechtere Rhizome liefert als der am natürlichen Standort. Warum pflanzt man ihn also an ? Nur um der Nahrung liefernden Blätter und Stiele halber, die vor allem in buddhistischen Ländern mit vegetarischer Kost so hoch geschätzt werden. Es sei hier noch kurz erwähnt, daß die in Kew Gardens unter dem Schatten der Bäume stehenden Rheum palmatum-T^üabiizen. vortrefflich stehen und mächtige Blütenstände aufweisen, während die im System der Sonne ausgesetzten Pflanzen nicht nur keine Blütenstände ansetzen, sondern auch von 21 Blättern 13 am Ver- faulen sind. Ein Beweis, daß auch Rheum palmatum bei uns den Schatten liebt. Dr. Tafel hat nun Herrn Professor Dr. A. Tschirch Samen geschickt. Unter der Leitung von Herrn Obergärtner Schenk sind diese prächtig aufgegangen. Mögen diese sich rasch vermehren, und so die Möglichkeit geschaffen werden, daß viel Rheum palmatum in den Gärten angepflanzt werden. Wie Maximowicz ausführt, war diese Art früher bereits überall in Europa verbreitet. Es sollte nun mit Nachdruck überall der Versuch gemacht werden, neuerdings wieder den echten Rhabarber auch bei uns anzupflanzen. Eines aber erscheint mir heute bereits sicher, daß Dr. Tafel uns die richtige Lösung der Frage über die Stammpflanze unseres guten, offizinellen Rhabarbers gebracht hat; denn die mir von ihm zur Bestimmung überlassenen Pflanzen sind ebenso wie die in Bern aus Samen gezogenen Pflanzen Rheum palmatum Linne. 424 H. Matthes u. A. Dahle: Sojabohnenöl. Nachschrift. Soeben erhalte ich folgendes Schreiben, das ich in englischen Worten wiedergebe: „Observation^ and investigations during» my travels in Western China in 1907 — 1908 and again in 1910 have caused me to modify the opinion I /published in 1906 concerning the source of Chinese medicinal Rhubard. The medicinal rhubarb collected around Tatien-lu (Tachien-lu) and also in Western Hupeh in most certainly R. ofjicinale as stated in 1906. That collected around Sungpan, North-western Szechuan, and in the Tibetan country to the west and north-west of that region, is unquestionably R. palmatum, var. languticum. It is possible that other species of Rheum, native of these Chino -Tibetan uplands, are also used for adulterating the Chinese rhubarb of commerce. At any rate, having seen many thousands of plants of both R. officinale and R. palmatum, var. languticum, growing wild in their respective haunts I am now satisfied that the two species are involved. The rhubard from the Sungpan r e g i o n s (R. palmatum var. tanguticum) is considered by the Chinese to be much superior to the rhubard from the Tatien-lu regio ns (R. officinale) and i t fetches a considerably higher price in the market. S. H. W i 1 s o n - Kew." Mitteilung aus dem Institut für Pharmazie und Nahrungsmittelchemie der Universität Jena. Ueber Sojabohnenöl. Von H. Matthes und A. Dahle. (Eingegangen den 19. VI. 1911.) Das Sojabohnenöl wird in letzter Zeit in großen Mengen für technische, industrielle Zwecke verbraucht. Auch zur Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln werden die Sojabohnen und daraus hergestellte Präparate empfohlen. Trotzdem eine ziemlich reiche Literatur über das Sojabohnenöl besteht, ist die chemische Zusammensetzung bisher noch nicht genau bekannt. Lewkowitsch 1 ) schreibt über die Zusammensetzung des Oeles x ) Lewkowitsch, Chem. Techn. u. Analyse d. ()e!e, Fette und Wachse. 1905, Bd. 2, S. 79. H. Matthes u. A. Dnhlo: Sojnbohnonül. 425 das Folgende: „Die Menge der festen Fettsäuren in dem Oel be- trägt etwa 11,5% der Totalfettsäuren. Die Hauptmenge der festen Fettsäuren soll aus Palmitinsäure bestehen. Lame fand 80,26% flüssige Fettsäure. Die flüssigen Fettsäuren bestehen aus Oelsäure und Linolsäure. Beim Stehen an der Luft trocknet das Oel lang- sam unter Bildung einer dünnen Haut. Die Jodzahl der flüssigen Fettsäuren beträgt 131." Wir hielten deshalb eine eingehende Untersuchung des Soja- bohnenöls für nötig und fanden das Folgende: 1. Sojaöl enthält ca. 94% Gesamtfettsäuren und zwar ca. 15% feste, gesättigte und ca. 80% flüssige, ungesättigte Fettsäuren. Die Fettsäuren • liegen als Glyzerinester vor, freie Fettsäuren sind nur in geringen Mengen vorhanden. 2. Als feste Fettsäure ist nur Palmitinsäure vorhanden. 3. Die flüssigen Fettsäuren bestehen aus: a) Oelsäure, ca. 70% der flüssigen Säuren, b) Linolsäure, ca. 24% der flüssigen Säuren, c) Linolensäure, ca. 6% der flüssigen Säuren. Linolensäure war bis jetzt von keinem Untersucher gefunden worden. Ueber die Ergebnisse der Untersuchungen der unyerseifbaren Anteile des Sojabohnenöls berichten wir in einer besonderen Mit- teilung. Experimenteller Teil. Als Ausgangsmaterial dienten zwei durch freundliche Vei- mittelung der Firma L. Hendrix, Düsseldorf, von the Hüll Oil Manufacturing Company, Ltd. Hüll in hebenswürdigster Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellte Oele; ein gereinigtes von hellgelber Farbe und eigentümlichem Geruch und ein ungereinigtes von dunkelgelber Farbe und starkem eigentümlichen Geruch. Der Geschmack der Oele war wenig angenehm. Die Oele waren leicht flüssig und in Aether klar und leicht löslich. Beim Aufstreichen auf eine Glasplatte in dünner Schicht zeigten sie nach 4 Wochen deutliche Neigung zum Trocknen, auf Papier erzeugten sie einen gelben Fettfleck. Konst an ten der Oele. gereinigtes Oel ungereinigtes Oel Spezifisches Gewicht bei 15° C 0,9260 0,9265 Erstarrungspunkt — 11,5° bis — 12° C. Brechun^sindex m bei 40° 1,468) 1,4680 Spezitisches Drehungsvermö^en .... Säurezahl 5,711 1.713 42(3 H. Matthos u. A. Dahle: Sojubohneuöl. gereinigtes Oel ungereinigtes Oel Esterzahl 186,589 192,587 Verseifungszahl 192,3 194,3 Hehner- Zahl 94,C7 95,52 Jodzahl (nach v. H ü b 1 bei 18 Stunden Einwirkung) 131,3 132,6 Reichert-Meißl- Zahl 0,7549 0,7549 Pol enske- Zahl 0,7843 1,07t 4 Elaidinreaktion positiv Versuche über die Veränderlichkeit der Konstanten des Sojabohnenöls bei der Einwirkung der atmosphärischen Luft, der Feuchtigkeit und des Sauerstoffes, bei sechsmonatlicher Tageslichteinwirkung, auf das gereinigte und ungereinigte Oel. Die Ergebnisse sind nach nebenstehender Tabelle kurz folgende : 1. In allen Fällen wurde durch die Feuchtigkeit der atmo- sphärischen Luft die Säurezahl größer. 2. Reiner Sauerstoff und Feuchtigkeit wirkten nicht auf die Jodzahl ein. 3. Reiner Sauerstoff wirkte nicht verändernd auf die Jodzahl ein. 4. Der atmosphärische Sauerstoff wirkte im Verein mit der Feuchtigkeit der Luft erniedrigend auf die Jodzahl ein. Gewinnung der Fettsäuren aus dem Oel und ihre Konstanten. Zur Gewinnung der Fettsäuren aus dem Oel wurde es über freier Flamme mit alkoholischer Kalilauge verseift, der Alkohol auf dem Wasserbade abgedampft, die Seife in Wasser gelöst und mit verdünnter Schwefelsäure zersetzt. Die freigewordenen, oben auf der wässerigen Flüssigkeit schwimmenden, Fettsäuren wurden auf ein vorher angefeuchtetes Filter gegossen und so von der wässerigen Flüssigkeit befreit. Die auf dem Filter befindlichen Fettsäuren wurden sofort mit heißen Wasser ausgewachsen und nach dem Ablaufen des Waschwassers im Glyzerinbade bei 105° getrocknet. Aus 80 g Oel wurden 75,5 g Fettsäuren gewonnen, was einem Gehalte von 94,37% entspricht. Die Fettsäuren erstarrten bei gewöhnlicher Temperatur und hatten im flüssigen Zustande eine goldgelbe Farbe. Erstarrungspunkt = +18 bis +19° C. Schmelzpunkt = +22° C. Brechungsindex n D 40° — 1,462. Spezifisches Drehungsvermögen = 0. Jodzahl =126,1. H. Matth<\s ii. A. Dahle: Sojabohnenöl. 407 • :0 CO CD CO = 09 O «b .a -o CS -o ®* e CO CO O JZ ■ * er E r-^ oo_ CO -f(< » .2 ==> ° e 1- r-^ * E g « «. w C35 00 lz| »ff .S « > N !> r- ■19 H **• a » E ° c u CD p Lei 13 icknet, uckroh iert, m lillt ur jchmol 00 a CO t- «0 ^ ■* »0 > l-l i B co^ O CO — u 3 — • « C35 C35 F- F-l F-l — » * 3 « Et ►* B • - C5 00 §> s» 4: h St» ja 5 « 3 « ,£ kc j'^M C35 [r CO t T+l CO ^ 3 *r *- bo ^ « CO CO 1—1 5) u^fl *^ » -* CC l- C CO CM 1— 1 — a-9 ,-P t»6c ^ — *3 -J O «> rf- CT CN -»*r ■e CN 02 cb SjSWäI- a — 3 " «" « a ja * ä es £ V C5 x. t^ CO t ■* l-O 1— I 2 " ■— « "> -* K *r. . °°. CO t- ■?* J= 3 S ~ n t»_ - =• « s - " CN ' t-^ r^ Oi ^ ■•* 2 °3 -P CO 10 co n 5 - 3 -i-3 O S «B N "öS w ' >o cm' CO es 00 r~. CD fc4 ^j W 'Ö CD 3 1 — > CO CD -3 3 c • r. t4 x • _ c CD -i ! > T3 ' CO CO d 3 ^ d 3 c3 s CD c -3 | ö CD — fc O CD ,C s -H CO CD CD t ~ P fe -^ b c( c :c3 CD CO « fc h CO > w ■F» O i3 'S) ä 3 (4 CD > t- a O ~ K CO t- •-: fC "* »O T l> CO 10 — 1 S i K — IO CO M CS C5 F- F-H FH <- 0: CS 00 r— H Fl «3 F-H a CD O F- * _1 CD f. T 00 CM +d - — CO CO ■* C fH CO H tt fH IC 00 10 t^ ,FH 8 C5 00 - F-l F-l — *FH . CD « CD t* S Ö M / l> z F-l FH [3 -t 2 "* ^^ ~ c fC CM CM £ 3 X X CO IT- cc F^ — 00 "* 'l ■■c r~ CO IO iH z CN " fH t+T CN C5 C35 F-4 fH — Q ä X _ -0 ■s • .s s CO '/) ex 1 O 2 fC cä 1? CD - — tFH d - £ O CD — s b CO CD CD _2 b T 3 U 43 F4 9 c :cS CD OQ ii r^ Hj CQ > w CO CD -*- F- CD l g n S S 3 s öS -(-> a F^ = fO 3 fQ :3 F-W 3 3 > u tS — 2 5 3} -3 'S 3 § g 73 £ .= X H C^ fl F^ 2 °° Ca fh a s F- -H f3 d ^ © fO © 1 fQ B '- fQ ~ Fj g F^ -- (4 .= nd Ö ti :. © — rfl 3 ei < ^5 © ap 428 H. Matthes u. A. Dahle: Sojabohnenöl. Zerlegung der Fettsäuren in gesättigte und ungesättigte. Die Trennung wurde zuerst nach der Bleisalz-Benzolrnethode von Farnsteiner ausgeführt. Das Resultat der Trennung war : 1. Aus 100 g gereinigten Oeles wurden 14,9 g gesättigte Anteile und 80 g ungesättigte Anteile gewonnen. 2. Die gesättigten Anteile waren rein weiß. Schmelzpunkt 59°. Brechungsindex n D 70° = 1,4364. Jodzahl = 1,67. 3. Die ungesättigten Anteile besaßen ölige Konsistenz und eine dunkelgelbe bis hellbraune Farbe. Brechungsindex n D 40° =4 1,4710. Jodzahl = 116,9. Die Trennung der Fettsäuren nach dieser Methode verlief ohne Schwierigkeit. Die schon oft erwähnte lästige Emulsions- bildung ließ sich dadurch vermeiden, daß immer gleiche Volumina Benzol und wässeriger Mischung gebraucht wurden. Wie die Jodzahl des gesättigten Anteils zeigt, lieferte diese Methode fast völlig von ungesättigten Fettsäuren freie, gesättige Fettsäuren. Trennung und Charakterisierung der ungesättigten Säuren. Zu ihrer Trennung wurden zunächst die ungesättigten Fett- säuren der Destillation im Vakuum unterworfen. Die Destillation wurde in nachstehendem, zu diesem Zwecke konstruierten Kolben 1 ) ausgeführt. Die Destillation ging in diesem Kolben sehr gut von statten, ein Ueberspritzen der Fettsäuren wurde durch die an- gebrachte Vorrichtung vollkommen verhindert. Die Besch ^iBung und Handhabung des Kolbens ist kurz folgende: 1 ) Die Firma Warmbrunn, Qailitz & Co., Berlin, hat das Recht der Alleinanfertigung und des Alleinvertriebes erworben. H. Mail lies u. A. Dahle: Sojafoohnenök 429 Der Kolben wird mit deT zu destillierenden Flüssigkeit ge- füllt, durch den Stopfen .1, durch welchen die Glasröhre B mit der Platte C führt, beides im Stopfen nach oben und unten ver- schiebbar, verschlossen. Durch die Röhre B führt die Kapillare unten durch die Platte C hindurch in den Kolben. Durch Ver- schieben der Röhre stellt man den Abstand zwischen der Kolbcn- halsverlängerung A T und der Platte C auf die gewünschte Größe ein (meist ca. 0,75 cm) und destilliert in üblicher Weise. Die Destillation wurde im Vakuum von 8 — 10 mm (mit Hilfe der Quecksilberpumpe) ausgeführt und zunächst drei Fraktionen gewonnen : a) bei 210° siedend, b) bei 210—224° siedend, c) zwischen 224---250 siedend. Die Fraktion 210° war farblos und erstarrte bereits bei ca. 17 — 18° Zimmertemperatur fast gänzlich. Die Jodzahl betrug 133,4. Die Fraktion 210 — 224° war farblos und blieb flüssig. Jod- zahl: 142,8. Die Fraktion 224 — 250° ging anfangs ziemlich farblos, dann unter Zersetzung mit gelber Farbe über. Sie blieb flüssig. Jod- zahl: 123,4. Der Destillationsrückstand bildete eine braune zähflüssige Masse. Er besaß die Jodzahl 139,3. Die Jodzahlen und die Siedepunkte sämtlicher drei Fraktionen ließen auf mit anderen Säuren verunreinigte Oelsäure schließen. Fraktion 210 — 224° schien hauptsächlich Oelsäure zu enthalten. Da Fraktion 210° nach vier Stunden bei 17 — 18° erstarrte und eine relativ niedrige Jodzahl besaß, so ließ sich vermuten, daß sie eine gesättigte, feste Säure enthielt. Um aus Fraktion 210° die eventuell darin vorhandenen gesättigten Fettsäuren abzutrennen, wurde mit Hilfe der Saugpumpe durch eine Trichterplatte die erstarrte Masse von den wenigen flüssigen Anteilen abfiltriert. Die auf dem Filter festsitzenden weißen Krystalle wurden durch Ueberf ührung in die Bleisalze usw. nach Farnsteiner getrennt. Zur Anwendung gelangten 2 g fester Fettsäure mit der Jod- zahl 95,82. Gewonnen wurden daraus 1,9 g ungesättigter und 0,1 g ge- sättigter Fettsäuren. Jodzahl des ungesättigten Anteils: 121,4; Jodzahl des gesättigten Anteils: 34,43. Aus dieser Untersuchung ist ersichtlich, daß in Fraktion 210° noch feste gesättigte Fettsäuren enthalten waren. 430 H. Matthes u. A. Dahle: Sojabohnenöl. Die Bleisalz- Benzol-Methode Farnsteiners lieferte dem- nach, fast von ungesättigten Fettsäuren freie, gesättigte Fett- säuren, nicht aber von gesättigten Fettsäuren freie, ungesättigte Fettsäuren. Als weitere Trennungsmethode wurde die von Bremer 1 ) empfohlene Zinksalz-Aether-Methode angewendet. Die zur Trennung nach Bremer benutzten Fettsäuren besaßen eine Jodzahl von 116,9. Die Jodzahl der erhaltenen gesättigten Fettsäuren betrug 94,42, die der ungesättigten 143,7. Die Jodzahlen zeigen, daß nach Bremer sehr stark mit ungesättigten Säuren verunreinigte gesättigte Anteile erhalten wurden. Die ungesättigten Säuren waren dagegen reiner als die nach Farnsteiner gewonnenen. Von den angewandten Bromierungs verfahren sei die Kombi- nation der Methoden nach Hehner-Mitschell und Lewko witsch angeführt, weil nach dieser Methode das Linolensäurehexabromid in reinem Zustande zuerst gewonnen wurde. Die übrigen Versuche, die nicht zur Trennung der Fett- säuren führten, sind in der Doktor-Dissertation von A. Dahle, Jena 1911, abgedruckt. 20 g Fettsäuren wurden in 300 g Eisessig gelöst. Die Lösung wurde bis zur fast eintretenden Erstarrung abgekühlt (Hehner und Mitschell schreiben vor, die Lösung auf -f- 5° abzukühlen, bei diesem Punkte war jedoch das Gemisch bereits vollkommen erstarrt) und tropfenweise mit so viel Brom versetzt, bis die braune Farbe nicht mehr verschwand. Nach dreistündigem Stehen des Gemisches wurde von dem Abgeschiedenen abfiltriert. Das klare Filtrat wurde vorsichtig auf dem Wasserbade eingedampft und der hierbei entstandene braune Rückstand in Petroläther gelöst. Die Lösung wurde in den Eisschrank gestellt. Ueber Nacht war eine braune Abscheidung eingetreten. Trotz vielfacher Versuche dieselbe aus Aether und aus Petroläther umzukrystallisieren, wurden keine ungefärbten Krystalle von etwa vorhandenem Tetra- bromid erhalten. Es mußte beim Eindampfen Zersetzung ein- getreten sein. Der beim Abfiltrieren auf dem Filter zurückgebliebene Niederschlag wurde nach dem Auswaschen mit gekühltem Eis- essig, Alkohol und Aether getrocknet, mit heißem Benzol aus- gekocht — um etwa darin vorhandenes Oktobromid zu entfernen — und zur Krystallisation beiseite gestellt. x ) Forschungsberichte über Lebensmittel, IV. Jahrg., 1897, S. 6. H. Matthes u. A. Dahle: Sojabohnenöl. 431 Das auskrystallisierte Bromid hatte nach dem Trocknen im Vakuumexsikkator den Schmelzpunkt des Hexabromids, 180°. Das etwa im Filtrat befindliche Tetra- und Dibromid konnte nicht rein erhalten werden. Nach vielen vergeblichen Versuchen ge- lang es dann nach folgendem Verfahren das Di- und Tetrabromid getrennt zu gewinnen. 20 g Fettsäuren wurden in 300 g Eisessig gelöst und wie vorher bromiert. Das Hexabromid wurde abfiltriert und wie vorher isoliert. Das Filtrat wurde mit dem gleichen Volumen 96% igem Alkohol versetzt. Zu diesem Gemisch wurde solange in dünnem Strahle unter beständigem lebhaftem Umrühren Wasser gegeben, bis sich ein voluminöser Niederschlag zeigte und die Farbe des Gemisches unverändert blieb. Die Bromide fielen krystallinisch aus, während das überschüssige Brom im Gemische gelöst blieb. Nach ca. drei- stündigem Stehen der Mischung wurden die Bromide abfiltriert, wobei ein klares gelbes Filtrat, aus welchem auch nach wieder- holtem Eindampfen sich nichts mehr abschied, erhalten wurde. Die Bromide wurden zwischen Fließpapier schnell getrocknet und mit Petroläther am Rückflußkühler fünf Minuten zum schwachen Sieden erhitzt. Hierbei ging das Di- und Tetrabromid in Lösung, während etwas Hexabromid, das durch das Auswaschen mit Alkohol und Aether in geringen Mengen in Lösung gegangen war, ungelöst zurückblieb. Die Lösung wurde nun über Nacht in den Eisschrank gestellt. Am anderen Morgen hatte sich darin ein rein weißer krystallinischer Niederschlag gebildet, der nach dem Abfiltrieren, Auswaschen mit kaltem Petroläther und Trocknen den Schmelz- punkt des Tetrabromids, 113°, zeigte. Das Filtrat wurde auf dem Wasserbade vom Petroläther befreit und so eine dickflüssige, hellbraune Masse, vermutlich das Dibromid, erhalten. Die Bromide wurden aus ihren Lösungsmitteln umkrystallisiert und ihr Bromgehalt nach L i e b i g bestimmt. Bromid vom Schmelzpunkt 113°. 0,1752 g Substanz gaben 0,21906 g AgBr. Ci8H 3 20 2 Br 4 , Tetrabromid, berechnet 53,33% Br gefunden 53,21% Br. Bromid vom Schmelzpunkt 180°. 0,1742 g Substanz gaben 0,25871 g AgBr. Cj.iHaoOoBrg, Hexabromid, berechnet 63,32% Br gefunden 63,20% Br 432 H. Matthes n. A. Dahle: Sojabohnenöl. Flüssiges Brom id. 0,2404 g Substanz gaben 0,2430 g AgBr. C 18 H3 4 2 Br 2 , Dibromid, berechnet 36,18% Br gefunden 43,01% Br. Durch diese Bestimmungen ist erwiesen, daß das Bromid vom Schmelzpunkt 113° — Tetrabromid — . das vom Schmelz- punkt 180° — Hexabromid — und das flüssige Bromid — Di- bromid — war. Dieses zeigte einen zu hohen Bromgehalt. Aus 100 g flüssiger Fettsäuren wurden ca. 16 g Hexabromid, 51 g Tetra- bromid und ca. 110 g Dibromid gewonnen. Weitere Versuche, das Dibromid rein zu gewinnen. Um das Dibromid rein zu gewinnen, wurde es mit Kalilauge verseift, mit Mineralsäure wäeder abgeschieden und öfters mit alkoholhaltigem Wasser gewaschen. Der Bromgehalt blieb jedoch der gleiche, eine mechanische Anhaftung von Brom lag also nicht vor. Mehrmaliges 24 stündiges Ausfrierenlassen einer konzentrierten Lösung von Dibromid in Petroläther änderte, da keine Abscheidung eintrat, den Bromgehalt ebenfalls nicht. Nach L e w k o w i t s c h 1 ) geht beim Bromieren der flüssigen Fettsäuren, durch einen zu großen Ueberschuß von Brom, das Tetrabromid in eine isomere Form über, welche nicht aus Petrol- ätherlösung durch starkes Ausfrieren abgeschieden werden kann. Die Richtigkeit dieser Angabe wurde nachgeprüft und quanti- tativ mit reinem Tetrabromid ausgeführt. Reines aus Sojaöl dargestelltes Tetrabromid (Schmelzpunkt 114°) wurde in Alkohol, welcher mit etwas Eisessig versetzt war, gelöst und mit einem starken Ueberschuß Brom versetzt. Die Mischung blieb 24 Stunden stehen; hierauf wurde sie bis zur voll- ständigen Abscheidung der Bromide mit Wasser versetzt. Der entstandene Niederschlag w r urde nach mehrstündigem Stehen abfiltriert. Er war in heißem Petroläther leicht löslich. Aus der Lösung schied sich bei 24 stündigem Stehen auf Eis nichts ab. Auch nach mehrmaligem Einengen der Lösung war keine Ab- scheidung durch Ausfrieren zu erzielen. Durch Eindampfen der Lösung wurde ein weißes Pulver vom Schmelzpunkt 58°, das hier- durch vom gewöhnlichen Tetrabromid verschiedene Produkt, ge- wonnen. Reines Tetrabromid wurde als Gegenversuch unter gleichen Bedingungen gelöst. Beim Ausfrieren schied sich hierbei wieder 1 ) Chem. Tech. u. Analyse der Oele, Fette u. Wachse 1905, Bd. 1, S. 124. H. Matt Ins u. A. Dahle: Sojabohneiiöl. i'.Y.i vollkommen reines Tetrabromid mit talveränderten] Schmelz- punkt 114° aus. Durch diese Versuche bestätigten sielt die von Lewko- w i t s e h gemachten Angaben. Der zu hohe Bromgehalt des Di- bromids war also hauptsächlich auf das darin befindliche, durch Beine Löslichkeit in kaltem IVtroläther ausgezeichnete, Tetrabromid zurückzuführen. Spuren des gewöhnlichen Tetrabromid« bleiben ebenfalls im Petroläther beim Ausfrieren gelöst. A. Rolle t 1 ), E. E i d m a n n und F. Bedford 2 ) haben aus den flüssigen Bromierungsprodukten des Leinöls durch Reduktion Linolensäure erhalten, die beim abermalicen Bromieren wiederum festes Hexabromid lieferte. Das vorliegende Bromid wurde nach dieser Methode behandelt, es wurde keine Hexabromidabscheidung erzielt. Versuche mit Hilfe der Baryumsalze der Bromide das Di- bromid von dem daraus durch Petroläther nicht abscheidbaren Tetrabromid zu trennen, führten nicht zum Ziele. Reduktion des Tetrabromids und des Dibromids mit Zink in alkoholischer Lösung 3 ). a) Reduktion d e s T e t r a b r o m i d s. 5 g Tetrabromid wurden fein zerrieben und mit 20 g ge- raspeltern Zink und 60 cem 95% igem Alkohol auf dem Wasser- bade am Rückflußkühler ca. vier Tage bis zur völligen Reduktion erhitzt. Die klare Lösung wurde vom Zink abgegossen und dies mit Alkohol abgewaschen. Die filtrierte Lösung wurde zur Hälfte durch Abdampfen auf dem Wasserbade im Wasserstoffstrom vom Alkohol befreit und zur Abscheidung des Zinksalzes und des Aethyl- esters der entbromten Säure in Wasser gegossen. Das ausgeschiedene Zinksalz wurde mit verdünnter Sclnvefelsäure ca. 20 Minuten bis zur klaren Abscheidung der Säure erwärmt, dann mit Aether extrahiert, die Lösung mehrmals mit Wasser gewaschen und nach dem Abdunsten des Aethers der Rückstand mit alkoholischer Kalilauge, durch 20 Minuten langes Erwärmen am Rückflußkühler, verseift. Die Seife wurde heiß